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7.8.2006
"Für harte Arbeit belohnt worden"

OBERLIGA

Bonner SC – VfB Speldorf 0:1 (0:0)

Die Aufforderung der Fans nach dem Abpfiff war eindeutig. „Hin-set-zen, Hin-set-zen“ ertönte von der Gegentribüne im großen Bonner Sportpark Nord. So richtig konnte kein Mülheimer glauben, dass der VfB Speldorf das Oberliga-Auftaktspiel beim Bonner SC mit 1:0 (0:0) gewonnen hatte. Die „Humba“ auf dem Platz, im VIP-Raum zu vernehmende Gesänge aus der Speldorfer Kabine, Bier auf der Rückfahrt im Mannschaftsbus – ausgelassener hätte die Stimmung nicht sein können.
„Wir sind für sechs Wochen harte Arbeit belohnt worden“, sagte Kapitän Andreas Egler. Das traf besonders auf Trainer Piero Lussu zu. Der Offensiv-Fanatiker hatte sein Team diesmal sehr defensiv eingestellt. Bei Bonner Angriffen postierten sich alle elf Speldorfer Spieler in der eigenen Hälfte. Dieses Konzept ging auf. „Auswärts ist es normal, dass man taktiert. Meine Philosophie bleibt die Offensive“, sagte Lussu. Der letztjährige Tabellenzweite verlor schnell die Lust am Spiel. Für die 600 Zuschauer aus Bonn war es ein über 90 Minuten langweiliger und trostloser Kick. Die Speldorfer dagegen fanden ruck, zuck Gefallen am Spiel. Die Dreier-Abwehrreihe und die drei (!) „Sechser“ im Mittelfeld räumten ab und waren sehr zweikampf- und laufstark. „Wir haben sehr konzentriert gespielt“, sagte Egler, der sein Team unermüdlich anpeitschte. Die drei offensiven Mittelfeldspieler und der einzige Stürmer Sergii Tytarchuk sorgten für Entlastung. Diese Taktik reichte für zwei hundertprozentige Torchancen. In der ersten Halbzeit schoss Tytarchuk vorbei (33.), in der zweiten versenkte der gerade eingewechselte Said Daftari (65.). In der Schlussphase spielten die Speldorfer mehrere aussichtsreiche Konter nicht konzentriert genug zu Ende. Sonst wäre sogar ein 2:0 möglich gewesen.
Als die Speldorfer Fans mit den Spielern zur „Humba“ hüpften, war die Haupttribüne längst leer. Der Aufstiegsaspirant aus Bonn spielte schwach, ideenlos und verpatzte den Start total. Während der Pressekonferenz erwies sich Speldorfs Trainer Piero Lussu als Gentleman: „Bonn ist zwar gestolpert, wird in der Meisterschaft auf lange Sicht oben mitspielen.“ Sein Kollege Reinhold Fanz verdrehte die Augen, Bonns Vereinspatron Hans Viol brummelte nur: „Keine Stürmer...“
Am Mittwoch um 19 Uhr empfängt der VfB am Blötter Weg den ETB Schwarz-Weiß Essen. Trainer Lussu, Manager Michael Klauß und die VfB-Mannschaft rechnen in diesem Revierderby mit einem vollen Haus. „Es besteht für uns kein Grund, euphorisch zu sein“, sagte Lussu. Er hat in der Kabine bestimmt nicht mitgesungen...

Aufstellung
VfB: Nijhuis – Flöth, Schmugge, Synowiec – Mansfeld, Egler, Kurt – Theißen (54. Jablonski), Schirru (59. Ferreira), Krakala (54. Daftari) – Tytarchuk. Trainer: Lussu
Tor: 0:1 Daftari (65.).

Stimmen
Piero Lussu (Trainer VfB Speldorf): „Ich bin sehr zufrieden mit diesem überraschenden Sieg. Meine Mannschaft hat sehr diszipliniert gespielt und kaum Chancen zugelassen. Sie hat alles abgerufen, was in ihr steckt. Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen, vor allem nach der durchwachsenen Vorbereitung, in der alles schief gelaufen ist. Wir haben glücklich, aber nicht unverdient gewonnen. Es gibt für uns keinen Grund, euphorisch zu sein. Die Meisterschaft ist kein Sprint, sondern ein Marathon.“
Reinhold Fanz (Trainer Bonner SC): „Speldorf stand mit zehn Mann in der eigenen Hälfte, meine junge Mannschaft hat sich dagegen sehr schwer getan, sie beherrscht das nicht. Auch die Standardsituationen stimmten nicht. Die erfahrenen Spieler haben uns sehr gefehlt, wir haben noch viel Arbeit vor uns.“
Andreas Egler (Kapitän VfB Speldorf): „Wir haben uns viel vorgenommen und sind mit einem positiven Ergebnis gestartet. Mit ein bisschen mehr Kaltschnäuzigkeit hätten wir das zweite Tor nachlegen können. Nach dem Sieg war die Stimmung in der Kabine zurecht ausgelassen. Ich glaube aber nicht, dass eine negative Euphorie entsteht. Wir haben einige erfahrene Spieler in der Mannschaft, die darauf Acht geben.“
 
 
Bonn 1 Torjubel Elfmeter
Abpfiff: Die Ersatzbank des VfB Speldorf bejubelt den 1:0-Auftaktsieg beim Bonner SC. Ein paar Minuten vorher: In der 65. Minute erzielt Said Daftari (hier nicht zu sehen) den entscheidenden Treffer. Einen Tag vorher: Beim Thierbach-Cup verwandelt Volkan Onur vom MSV 07 einen Elfer im Elfmeterschießen des Endspiels gegen den TSV Heimaterde.. Der MSV gewann das Turnier.

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10.8.2006
Fußball paradox

OBERLIGA

VfB Speldorf – ETB Schwarz-Weiß Essen 2:1 (1:1)

85. Spielminute, das Telefon des Journalisten klingelt. „Ja bitte?“ „Wo bist du gerade?“ „Fußball! VfB Speldorf gegen ETB Schwarz-Weiß Essen, steht 1:1! Unverdient für Speldorf. Doch warte mal...“ Auf dem Rasen: Ein Konter für den VfB, ein Traumpass von Marco Ferreira und Sergii Tytarchuk schnickt den Ball zum 2:1 ins lange Eck. „Das gibt’s nicht.“

Kurz vor dem Anpfiff: Die Schlange vor dem Kassenhäuschen am Blötter Weg ist lang. Bevorzugt beim Revierderby: Sitzplatzkarten. Es nieselt. Speldorfs Betreuer Christian Bovermann spaziert über die Stehstufen. „Wer hat das Wetter mitgebracht? Sonst wären noch 300 Leute mehr hier!“ 900 Zuschauer kommen. Für einen Mittwochabend eine beachtliche Zahl. Kurz nach dem Abpfiff: Einige Speldorfer Fans stehen noch am Tresen, bei der Pressekonferenz ist der Saal pickepackevoll – weniger mit Presse, sondern mehr mit VIPs und ganz normalen Fans, die sich die Statements der Trainer anhören. Draußen ist es dunkel. Zwei Halbzeiten und 15 Minuten Pause eines kuriosen Fußballspiels liegen zwischen diesen beiden Szenen.
Kurios war der Spielverlauf allerdings nicht, sondern nur das Ergebnis. Die Essener bestimmten die komplette Zeit das Tempo. Die Abwehr um Christian Petereit stand sicher, Thomas Puschmann führte vor der Abwehr gut Regie, im Mittelfeld wirbelten Manuel Schulitz, Björn Grallert und Bilal Lekesiz. In der Ecken-Statistik lag ETB am Ende mit 14:2 (!) vorn und in der Chancenbilanz hatten die Essener auch einen meilenweiten Vorsprung. Ein klarer und deutlicher Erfolg wäre die logische Konsequenz gewesen.
Doch das erste Tor erzielte nicht ETB, sondern Speldorf. Einen Freistoß-Hammer von Rafael Synowiec konnte ETB-Torwart Marcel Johns nicht festhalten. Er klatschte den nassen Ball zur Seite ab. Die folgende Flanke von Said Daftari lenkte ausgerechnet der Ex-Essener Sergii Tytarchuk per Kopf zum 1:0 ins Netz (19.) – eine Chance, ein Tor. Zu diesem Zeitpunkt hätte ETB schon mit 3:0 führen müssen. Yusuf Kaba (3.), Thomas Puschmann (10.) und Sascha Wolf (15.) vergaben jedoch. Erst in der 33. Minute traf ETB. Als die Bogenlampe von Bilal Lekesiz im langen Eck einschlug, wunderte das niemanden. Es war hochverdient.
Die Speldorfer wehrten sich, so gut sie konnten. Technisch waren sie aber eine ganze Klasse schlechter. Viele Fehlpässe und Missverständnisse – offensiv fand der VfB nicht statt. Dabei hatte Trainer Piero Lussu im Gegensatz zum Bonn-Spiel mit Torsten Jablonski sogar einen zweiten Stürmer eingesetzt. Je länger das Spiel dauerte, desto mehr lag das zweite Essener Tor in der Luft. Zweimal klärte Rafael Synowiec in höchster Not im Fünf-Meter-Raum (60./63.), nach einem Kopfball von Christian Petereit kratzte Andreas Mansfeld den Ball von der Linie (65.). Und wenn der Ball aufs Tor flog, stand der formidable VfB-Torwart Gregor Nijhuis im Weg. Seine größte Glanztat schaffte er gegen Bilal Lekesiz (78.). Die grün-weißen Fans zitterten dem Abpfiff entgegen. Vier Punkte aus zwei Spielen, eine optimale Bilanz – doch es kam noch besser. Der eingewechselte Ferreira schickte Tytarchuk auf die Reise. Und der verpasste seinem Ex-Klub den K.o.
Während die Essener erhobenen Hauptes den Blötter Weg verließen, träumt der VfB nun von der Tabellenführung. Am Sonntag fahren die Grün-Weißen zum miserabel gestarteten Schlusslicht Union Solingen (15 Uhr, Hermann-Löns-Weg), am Freitag, 18. August, kommt Aufsteiger SSG Bergisch-Gladbach um 19 Uhr nach Mülheim. Vier Spiele, vier Siege: Ein solcher Traumstart ist nicht mehr unwahrscheinlich.

Aufstellungen

VfB Speldorf: Nijhuis – Synowiec, Schmugge, Flöth – Mansfeld, Egler, Kurt – Schirru (61. Krakala), Daftari (46. Ferreira) – Jablonski (72. Ulrich), Tytarchuk. Trainer: Lussu.
SW Essen: Johns – Jost, Petereit, Hupperts – Puschmann – Schulitz, Grallert (89. Skrzypczyk), Lekesiz, Schikora – Kaba, Wolf. Trainer: Kontny.
Tore: 1:0 Tytarchuk (19., Vorlage Daftari), 1:1 Lekesiz (33., Grallert), 2:1 Tytarchuk (86., Ferreira).
Zuschauer: 900.
Schiedsrichter: Bremkes (Recklinghausen)

Stimmen

Piero Lussu (Trainer VfB Speldorf): „Das war das Phänomen Fußball pur. Essen war die tonangebende Mannschaft, ich muss Schwarz-Weiß eine Super-Leistung bescheinigen. Das ist eine tolle Mannschaft, die sich toll präsentiert hat. ETB hätte den Sieg verdient gehabt. Diese Mannschaft hat sehr viel Zukunft. Wir hatten das Glück des Tüchtigen und den Fußball-Gott auf unserer Seite. Wir haben mehr als glücklich mit 2:1 gewonnen, doch ich möchte mich nicht entschuldigen für diesen Sieg. Wir haben selbst stark gespielt, sind bis zum äußersten gegangen und haben aus zweieinhalb Chancen zwei Tore erzielt. In der vergangenen Saison waren wir oft besser und haben keine Punkte geholt. Jetzt hat sich das scheinbar gedreht.”
Frank Kontny (Trainer ETB Schwarz-Weiß Essen): „Das ist bitter. Wir waren gut vorbereitet auf den Gegner, haben ein sehr gutes Spiel gemacht. Jeder, der heute da war, weiß: So brutal kann Fußball sein. Aus vielen Chancen haben wir nicht den Führungstreffer erzielen können, auch nicht aus den vielen Standards – das sind meine Kritikpunkte. Sergii Tytarchuk hätte ich gern bei uns gehalten.“
Klaus Wörsdörfer (1. Vorsitzender VfB Speldorf): „Zehn Minuten vor dem Abpfiff habe ich noch gesagt, dass ich froh bin, wenn es beim Unentschieden bliebe.“

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19.8.2006
Sieg in letzter Minute

OBERLIGA

VfB Speldorf - SSG Bergisch Gladbach 2:1 (0:0)

VfB-Fan Michael war sich ganz sicher: „Morgen werde ich zuerst den WDR-Videotext einschalten. Seite irgendwie, Tabelle Oberliga. Das wird auf dem Handy und dem Computer mein Hintergrundbild.“ Der VfB Speldorf ist Tabellenführer der Oberliga Nordrhein! Zwar nur am vierten Spieltag und auch nur für 19 Stunden – aber für den kleinen Verein aus einem Mülheimer Vorort ist das eine feine Sache.

Es war ein Spiel ganz nach dem Geschmack der grün-weißen Fans. Freitagabend und Flutlicht – unter diesen Bedingungen ist der VfB ohnehin schwer zu schlagen. Ein Gegentor – das macht keinen Speldorfer verrückt. Und ein Tor kurz vor Schluss? Das klappte nicht nur beim 2:1-Heimsieg im ersten Heimspiel gegen ETB Schwarz-Weiß Essen, sondern auch am Freitag gegen Aufsteiger SSG Bergisch-Gladbach. Und was war das für ein Geschoss, das Marco Ferreira in Minute 89 abfeuerte. Elegant ließ er zwei Spieler aussteigen, nahm genau Maß und schlenzte das Leder aus 20 Metern Entfernung mit dem Innenrist in den rechten Torknick. „Sensationell“, schwärmte VfB-Trainer Lussu. „Ein Sonntagsschuss“, sagte SSG-Coach Lars Leese.
Leese kam als Geburtstagskind zum Blötter Weg und schlich um 22.30 Uhr enttäuscht in den Mannschaftsbus. Sein Team hatte sich tapfer gewehrt, erfüllte über weite Strecken die taktischen Vorgaben, fuhr aber mit leeren Händen nach Hause. Wie sahen die taktischen Vorgaben aus? Die Gäste spielten defensiv und versuchten, schnell zu kontern. Das ging gut. Lediglich in den zehn Minuten vor der Pause geriet Bergisch Gladbach unter Druck. Zudem ließ der Aufsteiger viele, viele Standardsituationen zu. Die Eckenbilanz betrug am Ende 13:2 für die Speldorfer – 6:0 zur Pause. In der Chancenstatistik sah das etwas anders aus. Zwar schossen beide Teams ab und zu aufs Tor, eine hundertprozentige Möglichkeit war jedoch nicht dabei.
Das änderte sich unmittelbar nach dem Wechsel. Die 800 Zuschauer hatten noch gar nicht Platz genommen, da hieß es 0:1. Linksverteidiger Martin Kwoczala war bis an die Grundlinie aufgerückt. Seine Flanke verwertete Sükrü Ayranci per Kopf. Der VfB erhöhte den Druck. Lussu brachte mit Damiano Schirru und Dennis Rommel zwei offensive Spieler (54.). Der Ausglich fiel nur kurze Zeit später. Einen Freistoß von Sergii Tytarchuk verlängerte Dennis Rommel per Kopf auf Christian Flöth. Der Innenverteidiger brachte den Ball mit einem Fallrückzieher aufs Tor. Der sonst starke SSG-Keeper Sven Forsbach konnte die Kugel nur abklatschen, Marco Ferreira staubte ab – 1:1 (63.). Die Marschroute der Grün-Weißen war schnell zu sehen: Kein Torjubel, Ferreira holte den Ball aus dem Netz. Doch danach wurde es ruhig. Die Speldorfer zogen sich zurück. Fast wäre das komplett schief gegangen. In der 75. Minute köpfte Ayranci an den Pfosten – das wäre der K.o. gewesen. Es blieb spannend. Sechs Minuten vor Schluss: Egler flankt, Rommel köpft und Forsbach hält. Eine Minute vor Schluss: Ferreira! Der Speldorfer Spielmacher ist eine Klasse für sich.
Mit zehn Punkten nach vier Spielen hatte kein Speldorfer gerechnet. Bereits am Mittwoch (19 Uhr) reisen die Grün-Weißen zum vorgezogenen Spitzenspiel ins Stadion Sonnenblume zur SSVg Velbert. SSVg-Trainer Frank Kurth schaute sich seinen Ex-Klub persönlich an. Vom Speldorfer Vorsitzenden Klaus Wörsdörfer wurde er mit einer Umarmung begrüßt. Kurth hat eine selbstbewusste VfB-Mannschaft gesehen, die im Moment durch Laufbereitschaft und Ehrgeiz überzeugt. Am Mittwoch kehrt der Top-Torjäger zurück. Krzysztof Benedyk hat seine Sperre abgesessen.
Wie wird der Videotext wohl am Mittwochabend aussehen?

Hurra

Aufstellung

VfB: Nijhuis – Synowiec, Schmugge, Flöth – Mansfeld, Egler, Kurt – Daftari (54. Rommel), Ferreira, Krakala (54. Schirru) – Tytarchuk. Trainer: Lussu
SSG: Forsbach – Brüggemann, Steinhausen, Ihle, Kwoczala – Schnickmann (46. Fischer / 78. Eumann), Sieah, Balduan, Pütz – Ayranci, Calianu (72. Scheiner). Trainer: Leese
Tore: 0:1 Ayranci (50., Vorarbeit Kwoczala), 1:1 Ferreira (63., Flöth), 2:1 Ferreira (89,, -).
Zuschauer: 800
Schiedsrichter: Marco Cremer (Lennestadt)

Hurra

Stimmen

Piero Lussu (Trainer VfB Speldorf): „Der Sieg war glücklich, aber meiner Meinung nach nicht unverdient. Bergisch Gladbach hat sich hervorragend vorgestellt bei uns. Wer Kleve mit 2:0 besiegt, der hat ein gewisses Kaliber. Für uns war es schwer, diesen Gegner einzuordnen, wir kannten die Mannschaft überhaupt nicht. Leider konnte ich die Mannschaft nicht so aufstellen, wie ich es vorhatte, denn während der Woche haben sich Stefan Janßen, Torsten Jablonski und Christoph Ulrich verletzt abgemeldet. Wir haben oft zu umständlich gespielt, wir haben mehr reagiert als agiert. Insgesamt war es dennoch fußballerisch eine bessere Leistung als in den ersten beiden Spielen. Matchwinner war Marco Ferreira, der immer für ein Kunsttor gut ist. Das zweite Tor war sensationell.“
Lars Leese (Trainer SSG Bergisch Gladbach): „Glückwunsch an Speldorf für den Sieg. Ich habe ein sehr intensives Spiel gesehen. Unsere Taktik ist in den ersten 35 Minuten aufgegangen. Wir haben hinten gut gestanden und konnten vorn Nadelstiche setzen. Speldorf kam nur bei Standards nach vorn. Und dann kam es so, wie ein Spiel für einen Aufsteiger läuft, der noch Lehrgeld bezahlt. Durch einen Sonntagsschuss in den Winkel haben wir noch verloren. Eine glatte rote Karte war für mich das Foul von Andreas Egler an Daniel Fischer, den ich wieder auswechseln musste. Vorher haben die Speldorfer noch ,Putz ihn weg’ gesagt. Das macht man nicht.“
Klaus Wörsdörfer (1. Vorsitzender des VfB Speldorf): „Für 1. Vorsitzende sind solche Spiele nix.“
Andreas Egler (Kapitän VfB Speldorf): „Das war für mich ein normales Foul. Ich habe auch nicht ,Putz ihn weg’ gesagt.“
Stefan Janßen (Co-Trainer VfB Speldorf): „Gegen ETB haben wir glücklich gewonnen, diesmal war es hochverdient. Aber wenn der Kopfball von Bergisch Gladbach nicht an den Pfosten, sondern reingeht, dann verlieren wir das Spiel sogar. Sensationell war die Vorlage von Christian Flöth per Fallrückzieher vor dem 1:1. Ich habe direkt Klaus Fischer zum Training eingeladen, damit er sich angucken kann, wie es wirklich geht.“

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14.9.2006
"Das Spiel des Jahres"

OBERLIGA

Seit Mittwoch ist das Revierderby in der Oberliga Nordrhein zwischen dem VfB Speldorf und Rot-Weiß Oberhausen ausverkauft. 2500 Zuschauer kommen ins Mülheimer Stadion am Blötter Weg. Vor dem Speldorfer Fußball-Feiertag sprach revierkick.de mit Speldorfs Trainer Piero Lussu über Gegner RWO, das Spielsystem und Lussus Ziele bis zur Winterpause.

revierkick.de: Für die Fans ist das Revierderby heute das Spiel des Jahres. Für Sie auch?
Piero Lussu: Auf jeden Fall. Ich selbst habe eine enge Beziehung zu Rot-Weiß Oberhausen, weil ich dort von 1973 bis 1976 selbst gespielt habe. Ich verfolge den Werdegang des Vereins bis heute. Deshalb freue ich mich riesig auf dieses Spiel. Das ist ein Highlight für uns alle gegen ein Topteam vor ausverkauftem Haus.

Zur Person: Piero Lussu ist 55 Jahre alt und übernahm im Juli 2004 die Trainingsleitung beim VfB Speldorf. Als aktiver Fußballer bestritt der Italiener 68 Zweitligaspiele für Rot-Weiß Oberhausen und die SG Wattenscheid 09. Trainer ist Lussu seit 20 Jahren. Bevor er das VfB-Team übernahm, betreute er den VfB Bottrop, Sterkrade 06/07 und Adler Osterfeld. Lussu wohnt mit seiner Familie in Bottrop.

revierkick.de: Wie war das Training während der Woche? Mussten Sie die Mannschaft bremsen?
Lussu: Die Mannschaft war besonders motiviert, sie freut sich auf diese Herausforderung. Am Montag hatte sie schon einen übertriebenen Ehrgeiz, da musste ich sie tatsächlich abbremsen. Das ist auch klar, weil jeder dabei sein will. Wenn vor diesem Spiel einer nicht stimuliert wäre, wäre er auch fehl am Platz.

"Ganz ohne Chance sehe ich uns nicht"

revierkick.de: Sie haben RWO zweimal beobachtet. Was hat Ihre Analyse ergeben?
Lussu: Im Spiel gegen Kleve habe ich eine überragende Leistung von RWO gesehen, gegen MSV Duisburg II einen Pflichtsieg. Aber ich weiß, wie schwierig es ist, gegen Mannschaften von unten anzutreten. RWO ist auf jeder Position hervorragend besetzt. Terranova ist ein überdurchschnittlicher Spieler, genauso Aksoy, Robben, Narewsky, Reichert und die komplette Defensive. Wir müssen eine außergewöhnliche Leistung bringen, also 100 Prozent und mehr. Dann ist auch für uns etwas möglich, ganz ohne Chance sehe ich uns nicht. Gerade gegen solche Gegner haben wir in der vergangenen Saison nicht schlecht ausgesehen.
revierkick.de: Werden Sie für dieses Spiel Ihr System ändern?
Lussu: Nein, wir behalten unsere Taktik bei, wir spielen unser Spiel. Wir wollen allen Zuschauern einen Unterhaltungswert bieten. Die bessere Tagesform wird entscheiden.
revierkick.de: Wie ist die personelle Situation beim VfB. Kann Andreas Egler spielen?
Lussu: Seit Montag trainiert Andreas Egler wieder voll mit. Um heute aufgestellt zu werden, muss man zu 100 Prozent topfit sein. Ich werde keinen Spieler bringen, der nur 70, 80 Prozent hat. Probleme gab es bei Christian Flöth und Christoph Ulrich. Sie sind umgeknickt und konnten nicht komplett mitmachen.

"Jeder konnte seinen Gegenspieler beobachten. Das war wichtig, damit kein Respekt aufkommt."

revierkick.de: Wie haben Sie die spielfreie Woche verbracht?
Lussu: Vor einer Woche haben wir uns das Spiel von Rot-Weiß Oberhausen gegen MSV Duisburg II komplett angeschaut. Alle waren auf der Tribüne präsent. Jeder konnte seinen Gegenspieler beobachten. Das war wichtig, damit kein Respekt aufkommt.
revierkick.de: Das letzte Spiel vor zwei Wochen gegen Homberg endete 5:0. Kam die kurze Pause deshalb ungelegen?
Lussu: Nein, gar nicht. Die Pause kam uns eher gelegen. In den ersten vier Wochen der Saison haben wir sieben Spiele absolviert, darunter zwei englische Wochen. Die Mannschaft brauchte eine Ruhepause, ich habe das Trainingsprogramm reduziert.
revierkick.de: Hatten Sie mit dem hohen Sieg gegen Homberg gerechnet?
Lussu: Nein. Ich dachte, dass sich Homberg nach dem 5:2 gegen MSV Duisburg II gefestigt hätte. In den ersten 45 Minuten haben wir eine überragende Leistung gezeigt, 4:0 geführt, uns mit Superkombinationen Superchancen erarbeitet.
revierkick.de: Florian Theißen gehört nicht mehr zum Aufgebot. Warum?
Lussu: Wenn ein Ergänzungsspieler aus Verärgerung den Trainer mit einem Leibchen bewirft, dann kann ich das nicht akzeptieren, zumal ich Florian Theißen einige Chancen gegeben habe, um sich zu rehabilitieren.
revierkick.de: Der VfB hat nach sieben Spielen 13 Punkte auf seinem Konto. Haben Sie eine persönliche Rechnung bis zur Winterpause?
Lussu: Auf einem einstelligen Platz stehen wir schon und wir wollen nicht mehr unten reinkommen. Die Mannschaft sollte alles daran setzen, um das zu genießen, um dort zu bleiben. Wir können gegen jeden Gegner in der Oberliga bestehen, wenn Einstellung und Laufbereitschaft stimmen. Wir sind voll im Soll nach diesem guten Start.

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18.9.2006
Derby von schweren Ausschreitungen überschattet

Es war das größte Spiel des VfB Speldorf seit langer Zeit – und es wird noch viele, viele Jahre im Gespräch bleiben. 1:1 endete das Revierderby gegen Rot-Weiß Oberhausen, es gab Tore, Sprechchöre, Schlägereien, Unterbrechungen, Blaulicht. War das Amateurfußball der reinen oder der übleren Sorte? revierkick.de zeichnet die fünf Akte dieses Ortstermin nach.

Erster Akt: das Vorspiel
Es ist der 27. Mai 2006. Rot-Weiß Oberhausen steht endgültig als Absteiger in die Oberliga fest. Riesenjubel beim VfB Speldorf. Die Grün-Weißen freuen sich auf eine dicke fünfstellige Einnahme. Sechs Wochen später folgt der Spielplan. Der 17. September 2006 wird der grün-weiße Fußball-Feiertag am Blötter Weg. Das „Spiel der Spiele“. Die Planungen laufen an, ebenso Gespräche mit der Polizei. Der VfB will am Freitagabend spielen – die Polizei lehnt ab. Die nächste Auflage: Der VfB darf nicht mehr als 2500 Karten verkaufen. Nummer drei: Es muss eine Fantrennung geben. Vorverkauf, Fantrennung: Wörter, die der VfB im Lexikon nachschlagen muss. Zwei Wochen vor dem Spiel, am 3. September, beginnt der Vorverkauf. Innerhalb von zehn Tagen sind die Tickets weg. Ob es wohl Ausschreitungen gibt? Zu beiden Fangruppen gehören polizeibekannte Hooligans diverser Profiklubs (u.a. RW Essen, FC Schalke 04). RWO bietet den Speldorfern an, den eigenen zweitligaerprobten Ordnungsdienst mitzubringen – der VfB lehnt ab. In den Internetforen wird heiß diskutiert. Die Polizei liest mit, bereitet sich vor. Die Tage, Stunden, Minuten und Sekunden verrinnen. Sonntag, 14.30 Uhr, rein ins kleine Stadion an der „Blötte“.

Zweiter Akt: Die Stunde vor dem Anpfiff
In der Mülheimer Stadtmitte trafen sich etwa 200 RWO-Fans und planten, zum Stadion zu laufen. Ihr Spaziergang sollte sie an der Stammkneipe etlicher VfB-Anhänger vorbeiführen. Das verhinderte die Polizei. Auf dem Weg zum Blötter Weg ruht der Verkehr der Straßenbahnlinie „901“. Erste Ausschreitungs-Vorläufer? Ab ins Stadion. Der erste Eindruck: Es ist voll. Pickepackevoll. Die komplette Presse-Prominenz der Oberliga weilt auf der Tribüne, ja, sogar Manni Burgsmüller. Vor der Pommesbude unterhalten sich zwei Fans. Der eine berichtet von einem Gespräch, das er am Eingang zwischen einem Fan und einem Polizisten belauschte. „Da sagt der Fan: ,Warum darf ich nicht rein? Mein bundesweites Stadionverbot gilt nur für die erste, zweite und dritte Liga.’ Sachen gibt’s.“ Es ist – ein Blick auf die Tabelle genügt – ein Spitzenspiel. RWO ist Zweiter, Speldorf Vierter. Doch der Ex-Zweitligist tritt trotzdem als haushoher Favorit an. Der Stadionsprecher gibt die Aufstellungen bekannt: Speldorf beginnt mit nur einer Spitze, RWO mit der üblichen Besetzung. Einlaufen. Die RWO-Fans bieten eine spannende Choreographie: „Eure Kurve ist leer. Unsere ist ein Fahnenmeer.“ Es ist friedlich. Tröööt. Anpfiff.

Dritter Akt: die erste Halbzeit
Die Speldorfer beginnen furios. Sie zeigen sich wenig beeindruckt von der Atmosphäre und legen die beste Anfangsphase seit vielen Jahren auf den Rasen. Nach Pass von Marco Ferreira läuft Damiano Schirru allein aufs Tor zu, doch RWO-Torwart Christoph Semmler pariert (5.). Zwei Minuten später: Pass von Ferreira, Krzysztof Benedyk schießt – Außenpfosten. Wieder zwei Minuten später: Synowiec plästert das Leder aus 25 Metern Entfernung aufs Tor, Semmler hat Probleme. In Minute elf sitzt der Ball. Christoph Ulrich passt auf Andreas Mansfeld und der kleinste Grün-Weiße schießt den Ball direkt aus 20 Metern in den rechten, oberen Winkel. 1:0, die hochverdiente Führung. Die Kleeblätter sind noch nicht im Spiel angekommen. Ab Minute zwölf lassen es die Speldorfer ein wenig ruhiger angehen, ziehen sich zurück. Die Dreier-Abwehr steht sicher. Stefan Janßen interpretiert die zentrale Rolle humorlos und bolzt den Ball oft weit aus der eigenen Hälfte. Christian Flöth und Rafael Synowiec kümmern sich im Raum um das gefürchtete RWO-Duo Terranova/Aksoy – und das sehr gut. Vor allem Synowiec ist sehr aufmerksam und gewinnt fast jeden Zweikampf. Im defensiven Mittelfeld räumen Mansfeld, Ulrich und Kapitän Andreas Egler auf. Hinter der einzigen Spitze Benedyk rochieren Ferreira, Schirru und Thorsten Schmugge ständig. RWO spielt 45 Minuten lang einfallslos und wirkt nicht wie ein ambitionierter Aufstiegsaspirant mit Ein-Million-Euro-Etat. Ein paar ungefährliche Fernschüsse – das ist alles, was RWO zu bieten hat. Symptomatisch: In der 37. Minute rennen sich Dimitrios Pappas und Jens Robben gegenseitig über den Haufen. Auf den Rängen ist alles ruhig. Pause.

Vierter Akt: die zweite Halbzeit
Ein Ex-Speldorfer, der einst beim VfB unter dem jetzigen RWO-Coach Hans-Günter Bruns trainierte, weiß es genau: „Der Bruns kann ganz schön laut werden in der Kabine.“ Wurde er auch bestimmt. Bei RWO gibt es einen Wechsel: Jansen kommt für Tim Reichert. Doch zunächst gibt weiter Verwirrung bei RWO. In der 49. Minute hat Ferreira nach Zuspiel von Benedyk die erste Konterchance: Doch er schießt vorbei. Speldorf spielt einige Konter nicht clever genug zu Ende. 1:0. Die Sekunden verrinnen. Es kribbelt an der „Blötte“. In der 53. Minute explodiert die Atmosphäre. In der RWO-Kurve tummelt sich eine Riesen-Menschenmenge. Fäuste fliegen, Kinder blicken entsetzt, das hat nichts mehr mit Fußball zu tun. Wer war’s? Was ist passiert? Erste Gerüchte verbreiten sich, die Polizei hüllt sich in Schweigen. RWO-Stadionsprecher Knobloch bittet über das Mikrofon: „Bitte seid ruhig. Bitte bleibt fair.“ Sieben Minuten Pause. Weiter geht’s. Die Kraft der Speldorfer schwindet, nach der Unterbrechung drückt RWO. Bis zu Minute 70. Ein RWO-Fan liegt auf einmal im Speldorfer Tor. Die Polizei schreitet ein – wieder Schläge und Tumulte. Der formidable Schiedsrichter Scheppe (Wenden) bittet die Kapitäne Andreas Egler (Speldorf) und Benjamin Reichert (RWO) zu sich. Via Mikrofon wird bekannt gegeben: „Bei der nächsten Ausschreitung wird das Spiel abgebrochen.“ Wie steht es eigentlich? Ach ja, immer noch 1:0. Ausschreitungen, weitere Auswechslungen, Fußball wird kaum noch geboten. RWO ist überlegen, aber nicht zwingend genug. 16.45 Uhr, die reguläre Spielzeit ist um. Scheppe reckt acht Finger in die Höhe – die längste Nachspielzeit in der Geschichte des Blötter Wegs. Minute 92: Ecke Nummer neun für RWO. Die Speldorfer klären nicht souverän genug, aus 20 Metern Entfernung hält Marc-André Narewsky drauf und trifft. 1:1. Dabei bleibt es. Aus, das Spiel ist aus. Ein denkwürdiges.

Fünfter Akt: das Nachspiel
Die RWO-Fans werden mit vier Bussen der Mülheimer Verkehrgesellschaft (MVG) zum Bahnhof kutschiert. Alle RWO-Fans? Nein, denn an der Kreuzung Blötter Weg/Saarner Straße werden sie von einigen Speldorfern attackiert. Die nächste Schlägerei. Nein, ein Fußballfest ist es längst nicht mehr. Mülheims Polizeisprecher Thomas Weise gibt es zunächst bedeckt. Nein, keine Auskunft über die Zahl der Einsatzkräfte, nein, keine Auskunft über die Vorkommnisse. „Ich hab bei revierkick.de richtig getippt“, merkt der nervöse und mitgerissene VfB-Vorsitzende Klaus Wörsdörfer an. Die Trainer schildern ihre Sicht, die Speldorfer Spieler bedanken sich bei ihren Fans. Einfach mal auf die inzwischen verlassene Tribüne setzen, durchschnaufen und nachdenken. Wie ist eigentlich das sportliche Fazit? Speldorf hätte den Sieg verdient gehabt, RWO entführte glücklich einen Punkt. Spielnote: 3. Und im Drumherum? Das Stadion am Blötter Weg war trotz der langen Planungsphase dem Ansturm nicht gewachsen und die Entscheidung, auf den RWO-Ordnungsdienst zu verzichten, ein Fehler. Zwei Stunden später: Die Nerven sind beruhigt, und Thomas Weise weiß Bescheid. Das erste Gerangel lieferten sich etwa 50 Fans und der Ordnungsdienst im RWO-Block. Die Polizei griff ein, es gab einen verletzten Beamten. Auslöser des zweiten Tumults war ein ins Speldorfer Tor getaumelter, alkoholisierter RWO-Fan – wieder rasselten 30 Fans und Polizisten – diesmal mit Hund – aufeinander. Resultat: drei verletzte Fans, einer mit Schlagstock, zwei durch Hundebisse. Am ganzen Tag gab es rund um das Spiel zwei Festnahmen und fünf Ingewahrsamnahmen.
Es sollte doch ein ganz normales Fußballspiel werden.
Wurde es aber nicht. Es war Amateurfußball der übleren Sorte. So, wie er nicht sein soll.

Stimmen

Piero Lussu (Trainer VfB Speldorf): „Seit ich beim VfB arbeite, hatten wir zum ersten Mal diese Atmosphäre. Wir wollten sie einatmen. Meine Mannschaft hat von der ersten Minute an fulminant gespielt, mit Herz, Seele und Leidenschaft, fast besessen. Das 1:0 von Mansfeld war ein Supertor, wir hatten in der ersten Halbzeit weitere klare Chancen. Hätten wir in der zweiten Halbzeit unsere Konter cleverer ausgespielt, hätten wir 2:0 oder 3:0 geführt. Da war meine Mannschaft zu egoistisch. Ich will aber keine Kritikpunkte anführen, meine Mannschaft hat Hervorragendes geleistet. Wir können mit dem 1:1 mehr leben als RWO. Ich hoffe, dass wir jetzt immer so viele Zuschauer haben. Für RWO ist das Gewohnheit, sie sind der FC Bayern der Oberliga. Also: Zieht Euch warm an.“
Klaus Wörsdörfer (1. Vorsitzender VfB Speldorf): „Ich bedauere die Begleitumstände und bin darüber enttäuscht. Unsere Fans haben sich während des Spiels vorbildlich verhalten, ich hoffe, dass das so bleibt. Ich finde, dass wir ein tolles Spiel gesehen haben, ein Riesenkompliment geht an unsere Mannschaft. In der ersten Viertelstunde habe ich gedacht: Was sehe ich denn da?“
Hans-Günter Bruns (Trainer Rot-Weiß Oberhausen): „Wir wollten unbedingt gewinnen und haben deshalb zwei Punkte liegen lassen. Der Gegner war supermotiviert, die VfB-Mannschaft hat körperlich alles in die Waagschale geworfen. In der ersten halben Stunde sind wir gar nicht ins Spiel gekommen, standen zu weit weg von den Leuten. Es war ein tolles Tor zum 1:0. Anfang der zweiten Halbzeit gab es einige Abstimmungsschwierigkeiten und Speldorf kam zu Kontermöglichkeiten. Danach musste der VfB dem Tempo Tribut zollen, wir hatten sie im Griff und unter dem Strich steht für uns ein verdientes Unentschieden. Weil Velbert auch unentschieden gespielt hat, ist punktemäßig nichts passiert. Die Unterbrechung hat eher meiner Mannschaft geschadet, weil die Speldorfer Spieler Zeit hatten, um zu regenerieren.“

Spielschema

Speldorf: Nijhuis – Synowiec, Janßen, Flöth – Mansfeld, Egler, Ulrich (78. Krakala) – Schmugge, Ferreira, Schirru (85. Kurt) – Benedyk (90.+5 Rommel). Trainer: Lussu
RWO: Semmler – B. Reichert, Uster, Pappas – Landers, Narewsky, T. Reichert (46. Jansen), Robben (90.+3 Embers), Celik – Terranova, Aksoy (75. Stiepermann). Trainer: Bruns
Tore: 1:0 Mansfeld (11., Vorlage Ulrich), 1:1 Narewsky (90.+2, -)
Zuschauer: 2500 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Scheppe (Wenden)
Gelbe Karten: Schirru, Ferreira, Schmugge, Synowiec – Narewsky, Robben
Besonderes Vorkommnis: Das Spiel musste in der zweiten Halbzeit zweimal wegen Ausschreitungen auf den Rängen für insgesamt zehn Minuten unterbrochen werden

Medienspiegel

„Rekordkulisse am Blötter Weg, hochklassiger und spannender Fußball und ein 1:1 (1:0)-Unentschieden am Ende einer fairen Partie. Das Nachbarschaftsderby erfüllte alle Voraussetzungen für ein wunderschönes Fußballfest. Doch ein paar Randalierer verdarben die tolle Atmosphäre, störten den Spielablauf und dämpften die Begeisterung der Fans.“ (WAZ/NRZ Mülheim)
„Drei Punkte sollten es werden und zudem ein Fußballfest – beides klappte nicht. RWO kam letztlich zu einem schmeichelhaften 1:1 und Auseinandersetzungen im RWO-Block verdarben die gute Stimmung im Derby.“ (WAZ Oberhausen)
„Schade, dass wir nach einem solchen Spiel weniger über Fußball reden können als über die begleitenden Umstände, denen wir das Etikett ,skandalös’ anheften müssen. Skandalös ist – erst recht angesichts der Folgen – die Weigerung des VfB Speldorf, auf das mehrfach von RWO unterbreitete Angebot einzugehen, den Oberhausener Ordnungsdienst mitzubringen. Das war eindeutig falsch verstandener Stolz. (...) Wenn es stimmt, was kolportiert wird, dass sich Duisburger und Essener Fans unter die Rot-Weißen gemischt und für „Stimmung“ gesorgt haben, dann „Nacht Mattes“. Jahrelang waren wir in Oberhausen vom Hool-Gespenst verschont geblieben. Wir waren froh, weil alle gern zum Fußball gehen. Zum Fußball!“ (NRZ Oberhausen)
„Schon während der ersten Hälfte hatten die vollkommen überforderten ,Ordnungskräfte’ des VfB Speldorf die RWO-Fans an der Bande immer wieder gereizt und mit scheinbar willkürlichen Aktionen die eh schon aufgeheizte Stimmung so zum Überschäumen gebracht. Es folgten Jagdszenen, die man bei RWO-Spielen so schon viele, viele Jahre nicht mehr gesehen hat. (...) Am Ende ein eher schmeichelhafter Punktgewinn für RWO. (...) Viel zu tun hat zweifelsfrei auch der VfB Speldorf, vor allem in Sachen Ordnungsdienst und Gästeservice.“ (rwo-online.de)
„Fraglich bleibt allerdings, ob in Zukunft solche Spiele wirklich in solchen ,Stadien’ ausgetragen werden sollten. Der Sicherheit aller zuliebe muss der Verband hier einen Riegel vorschieben! Schlecht organisierte Ordnungskräfte, zwei Dixie-Klos für über 1000 Anhänger, liebevoll eingerichtete ,Gastronomie-Ecke’, aber leider viel zu wenig Becher... alles in allem stark ausbaufähig! (...) Schade... hätte ein tolles Spiel werden können.“ (vierte-liga.de)



25.9.2006
Co-Trainer feuert Chef

Was war da los?

Auf den ersten Blick ist es nur ein ganz normales, logisch nachvollziehbares Ergebnis. Galatasaray Mülheim verlor beim Tabellenführer SV Sonsbeck mit 0:2 (0:0). Doch ein Blick auf die Bank offenbarte Erstaunliches. Ali Eken führte das Kommando. Der Co-Trainer hatte nach dem Freitagtraining seinen Chef Sakis Papachristos gefeuert. revierkick.de fragte die Beiden: Was war da los?

Sakis Papachristos (Ex-Trainer Galatasaray): „Nach dem Freitag-Training kam es wieder einmal zu Streitigkeiten. Danach kam Co-Trainer Ali Eken wie der Generalmanager von Galatasaray Istanbul zu mir und sagte, dass zwei Spieler am Sonntag nicht auflaufen werden. Danach habe ich ihm gesagt: Wer am Sonntag spielt oder nicht spielt, das entscheide nur ich. Da hat er zu mir gesagt: ,Dann bist du entlassen’. Ich bin nach Hause gegangen, habe den Ehrenvorsitzenden angerufen, der konnte auch nichts mehr machen. Ich war nur eine kurze Zeit bei Galatasaray tätig, aber das hatte auch keinen Sinn mehr. Jede Woche musste ich mich an neue Leute gewöhnen. Wir hatten in meiner kurzen Zeit bei Galatasaray zwei Vorsitzende, viele verschiedene Vorstandsmitglieder. Ich hätte schon nach zwei Wochen wieder aufhören sollen. Besonders enttäuscht bin ich von meinem Co-Trainer. Es tut mir Leid um die Jungs. Wir haben genug gute Fußballer dabei.“

Ali Eken (neuer Trainer Galatasaray): „Es gab nach dem Training am Freitag Meinungsverschiedenheiten. Danach haben wir uns getrennt. Der Vorstand stand auf meiner Seite. Ich liebe diesen Verein und es musste etwas passieren. Vor einer Woche beim 1:2 gegen Klosterhardt haben wir uns abschlachten lassen. In Sonsbeck war die Situation für mich nicht leicht – so kurz nach dem Trainerwechsel. Der Vorstand war mit der Leistung der Mannschaft zufrieden. Ich bleibe bis zur nächsten Vorstandswahl Trainer. Die soll in anderthalb Monaten stattfinden. Dann werden wir sehen, ob mich der Vorstand noch will.“

Ach ja, der Vorstand. Da ist bei Galatasaray im Moment auch so einiges los. Der im Januar gewählte Vorsitzende Reza Merdese wurde vor drei Wochen in Abwesenheit abgewählt. Der Interimsvorsitzende Cengiz Günes will die Vereinsgeschicke nur vorübergehend leiten. Sportlich läuft es nur in der Jugendabteilung. Die erste Mannschaft verlor zwei Spiele in Folge, die Kreisliga-A-Reserve steht kurz vor der Auflösung. Bei Galatasaray gibt es viele Baustellen – und der Klub ist immer für eine kuriose Geschichte gut.
 
 

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30.10.2006
Wörsdörfer wittert Verschwörung

Und es geht doch noch tiefer. 0:1 unterlag der VfB Speldorf dem 1. FC Köln II. Das bedeutet: Fünf Niederlagen in Folge, Sturz auf Platz 15. Die Zuschauerzahl sinkt, die Spieler gehen aus – und der Vorsitzende ist einem Skandal auf der Spur. Mächtig was los am Blötter Weg. Ein Ortstermin.

Um kurz vor 15 Uhr erhob Stadionsprecher Hermann Bovermann seine Stimme. „Und mit der Nummer zehn“, sagte er. „Dirk Lottner!“ Ein Hauch von Bundesliga wehte über Mülheim-Speldorf. In der vergangenen Saison spielte Lottner noch Bundesliga beim MSV Duisburg, jetzt soll er als spielender Co-Trainer die FC-Amateure aus dem Keller schießen.
Doch das war auch der einzige Moment, der gestern mit Bundesliga zu tun hatte. Beim VfB krankt es überall. Die Spielerdecke ist zu dünn. Torjäger Sergii Tytarchuk (Muskelfaserriss) wird seit Wochen vermisst. Bilanz ohne Tytarchuk: zwei Tore aus fünf Spielen. Nun fielen auch noch der frisch gebackene Vater Christian Flöth (Magen-Darm-Grippe) und Marco Ferreira (verletzt) aus. „Kurzfristig“, sagte Trainer Piero Lussu. „Ich musste alles umschmeißen.“ Größtes Speldorfer Problem ist der Sturm. Tytarchuk fehlt, sein Vertreter Krzysztof Benedyk bemüht sich zwar, würde aber – ginge es nach Schulnoten“ – selten über eine „4“ hinauskommen. Die Treffsicherheit des Polen ist wie weggeblasen. Als er nach 67 Minuten mit einer Kopfverletzung raus musste, kam Dennis Rommel. Anfangs als Talent gefeiert, schimpfen viele Fans inzwischen auf den schlaksigen Stürmer. Er zeigte nichts von seinem Können. Torsten Jablonski – Stürmer Nummer vier – ist die Treffsicherheit schon lange abhanden gekommen. Bilanz: ein Saisontor. Chancen hatte der VfB genug. Die größten vergab Christoph Ulrich, der in der ersten Halbzeit gleich zweimal innerhalb von drei Minuten freistehend scheiterte (20./22.). Krönung des Abends: In der Nachspielzeit bekam der VfB einen indirekten Freistoß im Strafraum zugesprochen. Said Daftari semmelte die Kugel mitten in die Mauer. Es blieb beim 0:1.
Ach ja, das einzige Tor des Tages schoss Manuel Glowacz in Minute 16. Dieser Treffer legte schonungslos die Schwächen in der VfB-Abwehr offen. Die Rückwärtsbewegung des Teams ist zum Fürchten. Zu oft geht der Ball aber auch schon auf dem Weg nach vorn verloren. Kapitän Andreas Egler – Speldorfs „Sechser“ – gelang es zum wiederholten Mal nicht, dem Spiel seine Struktur zu verleihen. Grätschen und anfeuern – das kann Egler. Aber ein Spiel lesen? Kurz vor Schluss war Egler so frustriert, dass er Mike Wunderlich übel von den Beinen holte und zurecht Rot sah (89.). Tschüss – und ab auf die Strafbank! Wie es geht, ein Spiel zu sortieren, zeigte Dirk Lottner. Zwar lief er nur gefühlte 100 Meter in seinen 78 Einsatz-Minuten, aber jeder Pass kam an. Jeder!
0:1, dabei blieb es. „Die können noch bis Dienstag spielen und schießen kein Tor mehr“, sagten die Zuschauer. Feldüberlegen? Waren die Speldorfer. Mehr Chancen? Hatten die Speldorfer. Besseren Eindruck? Hinterließen die Speldorfer. Die Punkte? Gehen alle drei nach Köln. Bitter.
Gespannt warteten VIPs auf die Pressekonferenz. Nach den Trainerstatements von Piero Lussu (VfB) und Christoph John (FC) ließ der VfB-Vorsitzende Klaus Wörsdörfer eine Bombe platzen. Er kündigte rechtliche Schritte gegen Wolfgang Krutzke an. Krutzke ist der Obmann der Mülheimer Fußball-Schiedsrichter. Er soll am Rande der Versammlung des Verbandes Mülheimer Fußballvereine abfällige Bemerkungen über den VfB getätigt haben – zu später Stunde, als schon das eine oder andere Bierchen ausgeschenkt war. „Vor mehreren Vereinsvertretern hat er gesagt, dass er dafür Sorge tragen will, dass der VfB absteigt. Er sagte, dass er schon auf Schiedsrichter eingewirkt hat“, so Wörsdörfer. Konkret geht es um die Speldorfer 2:3-Niederlage beim MSV Duisburg II (15. Oktober), die unter dubiosen Umständen zu Stande kam. In der Nachspielzeit verloren die durch einen zweifelhaften Platzverweis dezimierten Speldorfer durch einen unberechtigten Elfmeter. „Das hat etwas Anrüchiges an sich“, sagt Wörsdörfer. „So ein Mann ist in diesem Amt nicht tragbar.“ Wolfgang Krutzke bestritt die Vorwürfe energisch und bezeichnete sie als „bloße Unterstellung“. Er kenne den in Duisburg eingesetzten Schiedsrichter nicht und habe nicht so viel Einfluss.
Pikant: Krutzke ist Mitglied des VfB Speldorf. Aber wie lange noch? Wörsdörfer will den Ehrenrat anrufen. Das Tischtuch scheint zerschnitten.

Aufstellungen

VfB: Nijhuis – Synowiec, Janßen, Kurt – Mansfeld, Egler, Ulrich – Schirru (64. Daftari), Schmugge, Krakala (64. Jablonski) – Benedyk (67. Rommel). Trainer: Lussu
Köln: Kessler – Schöneberg, Schwellenbach, Schulz, Volkert – Grebe – Glowacz (67. Jansen), Alushi (84. Demir) – Lottner (78. Wunderlich) – Tripodi, Laux. Trainer: John
Tor: 0:1 Glowacz (16.)
Schiedsrichter: Perschke (Hamm)
Zuschauer: 600
Rote Karte: Andreas Egler (VfB Speldorf, 89., grobes Foul)

Stimmen

Piero Lussu (VfB Speldorf): „Im Moment läuft sehr viel gegen uns. Unser bester Torjäger Sergii Tytarchuk fällt seit Wochen aus, vor dem Spiel gegen den 1. FC Köln musste ich kurzfristig Christian Flöth mit einer Magen-Darm-Grippe und den verletzten Marco Ferreira ersetzen. Wir haben uns sehr viele Chancen herausgespielt – konnten aber keine nutzen. Da muss ich die Kritik ansetzen: Keiner traut sich, einfach mal draufzuhauen. Wir hätten etwas verdient gehabt. Die Rote Karte für Andreas Egler konnte man geben. Natürlich baut durch das 0:1 die Psyche mehr und mehr ab. Wir brauchen ein Erfolgserlebnis als Medizin, wir müssen nun in Bocholt eine Trotzreaktion zeigen. Im Moment sind wir aber nur schwer enttäuscht. Wenn man keine Tore schießt, kann man nicht gewinnen. Wer alles gibt, der wird irgendwann belohnt. Ich bin sicher: Bald platzt der Knoten.“
Christoph John (1. FC Köln II): „Ich bedanke mich für die Gastfreundschaft – aber nicht für die drei Punkte, das würde ja ironisch klingen. Wir hatten große Probleme in der Defensive, waren nicht so konzentriert, wie ich mir das gewünscht hätte. Deshalb blieb es bis zur 96. Minute spannend. Das Glück stand diesmal auf unserer Seite, das war zu Beginn der Saison anders. Deshalb kann ich mich gut in Pieros Lage versetzen.“
Klaus Wörsdörfer (1. Vorsitzender VfB Speldorf): „Wir müssen nun die Nerven bewahren. Wir hatten schon schwierige Zeiten am Blötter Weg – aber es ist fünf vor zwölf. In der letzten Saison wurde nur ein Absteiger ausgespielt, da Wegberg-Beeck schnell abgeschlagen war und Yurdumspor zurückzog. Diesmal ist die Gruppe viel ausgeglichener.“

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18.11.2006
"Der Tag ist verdorben"

KFC Uerdingen - VfB Speldorf 4:1 (3:1) - ein Ortstermin

Was haben hier schon für Fußballschlachten stattgefunden. Die Krefelder Grotenburg ist jetzt nur noch ein Denkmal – denk mal darüber nach, was aus Profivereinen werden kann, wenn kein Geld mehr da ist. Am Sonntag hatte der KFC Uerdingen einen dankbaren Gegner und erinnerte sich an alte Zeiten. Nach dem 4:1 (3:1)-Erfolg über den VfB Speldorf scheppert es dagegen bei den Mülheimern gewaltig.

Zwei Relikte gibt es noch in der Grotenburg. Der „Grotifant“, ein Fan, der einen Elefantenkopf aus Plüsch aufsetzt, postiert sich bei jedem Heimspiel vor den KFC-Fans und klatscht in seine Hände – bei jeder Standardsituation und den meisten Sprechchören. Wenn nur 935 Zuschauer kommen wie am Sonntag, dann wirkt das eher putzig bis lächerlich. Manchmal regt sich der Fan im Grotifanten auch furchtbar auf – und das sieht dann besonders witzig aus. Ein Plüschelefant fuchtelt wild mit den Armen Richtung Schiedsrichter Die bunte Anzeigetafel, die vor zehn Jahren noch Gegner wie Bayern München ankündigte, zeigte gestern neben dem KFC-Wappen in Grün-Weiß das Emblem des VfB Speldorf.
Und was ist nur los mit den Grün-Weißen? Nach vier Spielen war alles in Ordnung. Zehn Punkte standen auf dem Speldorfer Punktekonto, der als Ziel ausgegebene einstellige Tabellenplatz schien nur eine Formsache zu sein. „Die Leute“, sagt Trainer Piero Lussu, „haben mich schon gefragt: ,Trainer, willst du etwa in die Regionalliga?’“. Doch Lussu warnte vor einer solchen Anspruchshaltung. Und lag damit goldrichtig.
Doch zwei Monate später ist alles anders. Momentaufnahmen in den letzten fünf Minuten des Spiels in Krefeld: „Wir haben die Schnauze voll“, brüllten die Speldorfer Fans laut – um danach schon vor dem Abpfiff enttäuscht den Heimweg anzutreten. VfB-Manager Michael Klauß hockte neben seinem Vater auf der Tribüne und verfolgte das Spiel schweigend. Hier, in Uerdingen, hatte einst seine Profikarriere begonnen. Nun steckt er in seiner bisher schwierigsten Phase als Verantwortlicher in Speldorf. Nach dem Abpfiff verschwanden die Spieler ruck, zuck in der Kabine.
Drei Fakten bestätigen die beängstigende Form des VfB: Ein Sieg, zwei Unentschieden, sechs Niederlagen – die schlechte Bilanz der letzten neun Spiele. 5:16 – das ist die beängstigende Tordifferenz. Seit vier Heimspielen wartet der VfB zu Hause auf ein Tor, und nun kommt Schlusslicht GFC Düren (3. Dezember, 14.15 Uhr). Im Internet-Fanforum wachsen die Stimmen gegen Trainer Lussu. „Ich habe immer zu Lussu gehalten, aber ich frage mich nach solch magerer Punktausbeute, ob nicht ein Trainerwechsel ratsam wäre“, schreibt der erste. „Wir haben Lussu viel zu verdanken! Aber die Stunde hat geschlagen, der VfB ist damit jetzt ganz klar im Abstiegskampf“, der nächste. Eine weitere Meinung: „Also für mich MUSS Lussu jetzt zur Rückrunde gehen! Er erreicht das Team einfach nicht mehr und zeigt null Reaktion, redet nicht mal mit den Fans und lässt manche Spieler einfach draußen.“
Das Uerdingen-Spiel war das beste Beispiel, woran es hakt. Gute Ansätze zeigt der VfB noch immer. In Uerdingen nutzte Krzysztof Benedyk einen Schnitzer von KFC-Torwart Slawomir Szymaszek zum 1:0 (17.). Doch fünf weitere erstklassige Chancen hatten die Grün-Weißen – nutzen konnten sie keine. Ob Christoph Ulrich (31.), Michael Krakala (39.), Krzysztof Benedyk (52.), Yasar Kurt (68.) oder Simon Kengne (84.) – alle zielten zu ungenau. Ohne Torjäger Sergii Tytarchuk ist die Auswertung ein Desaster. Nur Schlusslicht Düren hat weniger Tore erzielt. Wie es besser geht, zeigte Uerdingen. Sechs Chancen, vier Tore – drei Ecken, ein Tor: Das ist eine sehr gute Quote. Mike Möllensiep (27.), Christian Knappmann (31./73.) und Manuel Windges (36.) schraubten das Ergebnis auf 4:1. Ein verdienter Sieg.
Wenn beim VfB die Abwehr patzt, dann ist alles zu spät. Nur viermal in dieser Saison schoss der VfB mehr als ein Tor. Gestern leistete sich die sonst so zuverlässige Dreierdeckung mit Stefan Janßen, Christian Flöth und Rafael Synowiec einige Stellungs- und Abspielfehler. Lussus Problem: Er hat keine Alternativen. Das ist auch seine Schuld: Dass Torjäger Tytarchuk verletzungsanfällig ist, konnte er nicht ahnen. Bei den Zugängen hatte er kein glückliches Händchen. Kapitän Andreas Egler (TuRU Düsseldorf) ist ein Mitläufer, flog bereits zweimal vom Platz und kann den abgewanderten Mladen Kovacic nicht ersetzen. Thorsten Jablonski (Adler Osterfeld) trägt seit einem Jahr das VfB-Trikot, überzeugte aber nur sehr selten. Stürmer Dennis Rommel (SF Oestrich) erwies sich bisher als Flop und ist noch ohne Saisontor.
Wie geht es weiter? Zwei Wochen hat Lussu Zeit, um sein Team auf das Kellerduell gegen Düren vorzubereiten. Es gibt viel zu besprechen am Blötter Weg. Die Stimmung passt zum grauen, tristen, regnerischen Herbstwetter.

Stimmen

Piero Lussu (Trainer VfB Speldorf): „In Uerdingen haben wir in den ersten 25 Minuten gut angefangen und 1:0 geführt. Danach wurde mir der Sonntag richtig verdorben. Wir hatten uns eine Menge vorgenommen. Ich habe den Gegner beobachtet und eine Strategie entwickelt. Wir wollten mit Kurzpassspiel und über unsere schnellen Außen zum Erfolg kommen – und hatten auch sehr gute Chancen. Nach dem 1:1 fing die Fehlerquote an. Es kam eine Kettenreaktion, und dann lagen wir innerhalb von zehn Minuten 1:3 zurück. Wir haben die Uerdinger nicht bei der Ballannahme attackiert, standen nicht nah genug am Mann. Vor allem auf Stürmer Christian Knappmann habe ich hingewiesen – den darf man im Sechzehner nicht frei stehen lassen. Und der macht zwei Tore. Es war ein unbefriedigendes Spiel von uns. Uerdingen hat das Spiel an sich gerissen und deshalb verdient gewonnen. Am Wochenende werde ich den Spielern frei geben. Am Läuferischen liegt nicht. Vielleicht braucht die Mannschaft eine Pause.“
Jürgen Luginger (Trainer KFC Uerdingen): „Die Analyse meines Kollegen war ausführlich, ich mache es kurz. In den ersten 20, 25 Minuten war uns die Verunsicherung anzumerken, da hat Speldorf gut gespielt, uns gut zugestellt. Das 1:1 war der Knackpunkt des Spiels, dadurch haben wir Selbstvertrauen bekommen. In der zweiten Halbzeit haben wir auf dem schwierigen Boden das Spiel gut über die Zeit gebracht. Ich muss meiner jungen Mannschaft ein Riesenkompliment machen.“

Statistik

KFC: Szymaszek – Kegel (89. Akan), Teke, Dione, Zimmermann – Möllensiep (87. Sreij), Geiger, Windges, Levering – Knappmann, Salonen (70. Savranlioglu). Trainer: Luginger
VfB: Nijhuis – Synowiec, Janßen (70. Schirru), Flöth – Mansfeld, Schmugge, Ulrich – Krakala, Ferreira (83. Kengne), Ulrich (85. Rommel) – Benedyk. Trainer: Lussu
Tore: 0:1 Benedyk (17., Vorarbeit Mansfeld), 1:1 Möllensiep (27., Levering), 2:1 Knappmann (30., Windges), 3:1 Windges (36., -), 4:1 Knappmann (72., -).
Schiedsrichter: Christian Bandurski (Essen)
Gelbe Karten: Kegel, Zimmermann - Synowiec
Chancen: 6:6
Ecken: 3:8

Pressestimmen

„Oberligist KFC Uerdingen kann doch noch gewinnen: Die Elf von Jürgen Luginger siegte nach vier vergeblichen Anläufen gegen den VfB Speldorf verdient mit 4:1 (3:1). Dabei schoss sich vor allem Christian Knappmann mit zwei Treffern den Frust von der Seele. (...) Zwei magere Tore hatte der KFC in der vergangenen vier Spielen geschossen und dabei nur drei Zähler geholt. Gestern machten es die Mannschaft besser. (...) Der KFC ließ sich aber nicht schocken. Luginger hatte seinen Mannen mit auf den Weg gegeben, nicht schön, sondern endlich effektiv zu spielen. Und die Mannschaft nahm sich dies zu Herzen. (...)“ (WZ Krefeld, 20.11.)

„So grau wie der gestrige Novembersonntag mit Dauerregen und trübem Himmel ist zurzeit der Fußballalltag beim VfB Speldorf. Das 1:4-Debakel beim KFC Uerdingen ist nicht nur ein herber Rückschlag für die Mülheimer bei ihren Bemühungen um einen einstelligen Tabellenplatz, sondern auch ein K.-o.-Schlag für das Selbstvertrauen des VfB-Teams. Was ist nur los mit der Mannschaft vom Blötter Weg? Bei der schwarzen Serie mit fünf Niederlagen hintereinander und ebenso bei dem neue Hoffnung weckenden Remis ohne Tore vor einer Woche im Match gegen Aufsteiger Straelen waren klare Sturmschwächen zu erkennen. Jetzt produziert auch noch die bisher sattelfeste VfB-Defensivabteilung reihenweise Patzer. (...)“ (WAZ/NRZ Mülheim, 20.11.)

„Der KFC Uerdingen schickte am heutigen Sonntag die Gäste aus Speldorf mit 4:1 auf die Heimreise. Trotz eines 0:1-Rückstands konnte die Luginger-Elf das Match noch souverän für sich entscheiden. (...) Die ersten Minuten der Partie gestalteten sich recht ausgeglichen und ohne große Torszenen. VfB-Stürmer Benedyk war es schließlich, der einen Patzer der Hintermannschaft des KFC ausnutzte und einen nicht festgehaltenen Ball von Szymaszek über die Linie bugsieren konnte (17.). Der KFC zeigte sich jedoch nur kurz geschockt und konnte innerhalb von nur knapp zehn Minuten das Blatt wenden und eine 3:1-Führung herausschießen. (...) Nach dem Seitenwechsel schaltete der KFC einen Gang zurück und ließ die Gäste kommen. Die waren auch durchaus bemüht, jedoch nicht in der Lage einen zählbaren Erfolg für sich herauszuspielen. Da war es nur eine Frage der Zeit bis wann einer der schnellen Gegenstöße der Uerdinger zum Erfolg führte. (...) Die Speldorfer Bemühungen waren verpufft, das Spiel gelaufen. Knapp 1000 Zuschauer machten sich bei nasskalten Wetter zufrieden auf den Heimweg.“ (www.kfc-uerdingen.de, 20.11.)
 

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22.12.2006
Die Jugendlichen wären nicht zu kontrollieren

Kaum ein Verein erlebte ein solch turbulentes Jahr wie Galatasaray Mülheim. Der Klub hatte drei Vorsitzende, drei Trainer für die erste Mannschaft und musste eine vierstellige Summe an Ordnungsstrafen zahlen. Seit drei Wochen teilen sich die Brüder Turgut und Sahin Karadag den Chefposten des Klubs. Beide haben in diesen 21 Tagen schon kräftig aufgeräumt. Im Gespräch mit revierkick.de nahmen Sie Stellung zur Vereinspolitik.

Die Karadag-Brüder über...

... die erste Mannschaft: „Wir werden in der Winterpause versuchen, Verstärkungen für unsere erste Mannschaft zu holen, damit sie den Klassenerhalt in der Landesliga noch schafft. Außerdem hoffen wir, dass Kapitän Hakan Turna bleibt. Ihm liegt ein Angebot von TuRa 88 Duisburg vor. Hakan hat uns versprochen, zu bleiben – aber im Fußball ist alles möglich. Das Wichtigste ist aber nicht, ob wir Landes- oder Bezirksliga spielen. Wir wollen Undiszipliniertheiten vermeiden. Disziplin ist im Moment das Allerwichtigste für unseren Verein.“

... die zweite Mannschaft: „Der Rückstand in der Kreisliga A zu den rettenden Plätzen ist sehr groß, die Mannschaft geht in jedem Spiel unter. Wir werden einen neuen Trainer verpflichten, der fünf, sechs Mann mitbringt. Natürlich wissen wir, dass es sehr schwer ist, noch in der Liga zu bleiben.“

... die A-Jugend: „Wir haben eine sehr gute Mannschaft, die in der Leistungsklasse auf dem ersten Platz steht. Ahmed Günaydin ist ein hervorragender Trainer, der auch einige andere Angebote hat. Wir wollen unbedingt in die Niederrheinliga aufsteigen. Unser Trainer sucht schon Spieler für eine mögliche Aufstiegsrunde und hat unsere volle Unterstützung.“

... die Steuerschulden: „Es hat sich niemand um den Posten des Vorsitzenden gerissen, weil keiner weiß, wie viel wir bezahlen müssen. Im Januar werden wir mit dem Finanzamt sprechen. Es geht um die Jahre 2000 bis 2004. Wir werden dem Finanzamt alles vorlegen, was wir besitzen und einen Kompromiss anstreben. Unser Verein hat 180 Spieler. Wenn wir den Klub schließen müssen, würden Kriminalität und Drogenkonsum in Mülheim ansteigen. Die Jugendlichen wären nicht zu kontrollieren. Damit wäre niemandem geholfen.“

... die Trainerwechsel: „Unter unserer Führung gab es einen Trainerwechsel bei der Landesligamannschaft – von Nizamettin Akyüz zu Sakis Papachristos. Niza konnte das Amt aus beruflichen Gründen nicht mehr ausüben. Wir arbeiten in Duisburg, und zu „Papas“ Restaurant können wir in zehn Minuten laufen. Der Kontakt ist nie abgebrochen. Ihm wurde Unrecht getan, deshalb hat er in unserer Familie eine zweite Chance verdient.“

... die Hallen-Stadtmeisterschaft: „Wir wollen unser Image in Mülheim verbessern. Aber sobald ich sehe, dass etwas passiert – auch von Zuschauerseite gegen uns – ziehe ich meine Mannschaft sofort zurück. Sportlich sind wir sehr ehrgeizig. Das habe ich bei den Gesprächen mit unserem Trainer „Papa“ schon gemerkt.“

... das Klubhaus im Mülheimer Ruhrstadion: „Hier herrschte Chaos, als wir kamen. In den Geschäftsräumen lagen Briefe und Rechnungen auf dem Boden verteilt, Telefon und Internet waren abgeschaltet, weil sich niemand darum gekümmert hat. Wir haben in den vergangenen drei Wochen fast jeden Tag hier verbracht, renoviert und umgebaut. Es gibt nun einen sauberen Arbeitsraum mit Schreibtisch, Computer und sortierten Aktenordnern, einen Vorstandsraum mit Teppich und Sitzgarnitur, wo wir Gäste vernünftig empfangen können. Sitzmöbel gibt es auch im Klubhaus selbst. In einem weiteren Raum steht eine Waschmaschine, wir haben jemanden eingestellt, der die Trikots wäscht. Telefon und Internet funktionieren wieder. Wir mussten viel Vorkasse leisten.“

... die Zusammenarbeit mit der Stadt: „Was der Mülheimer Sport-Service macht, finden wir zu 100 Prozent gut. In anderen Städten wird nicht so viel getan, wir wissen das aus unserer Zeit in Duisburger Vereinen. Wir haben ein neues Umkleidegebäude neben unserem Trainingsplatz an der Von-der-Tann-Straße bekommen. Wir wollen das Gespräch mit dem MSS suchen, können aber verstehen, dass der MSS erst einmal skeptisch ist, weil schon wieder ein neuer Vorstand von Galatasaray kommt. Neulich war die Oberbürgermeisterin bei uns zu Gast – zu Gesprächen mit der vielleicht zukünftigen Mülheimer Partnerstadt Istanbul-Beykoz. Sie hat sich sehr wohl gefühlt.“

... die Ordnungsstrafen in vierstelliger Höhe: „Das Problem in den letzten Jahren war, dass sich 16 Mann in den Vorstand haben wählen lassen. Aber nach drei Wochen waren 15 wieder weg oder haben im Klubhaus höchstens Fernsehen geguckt und Tee getrunken. Niemand hat sich um den Verein gekümmert. Das ist jetzt anders. Außerdem gab es – ehrlich – ein Problem mit dem Postboten. Vor dem Ruhrstadion gibt es drei Briefkästen, für das Schwimmbad nebenan, den Platzwart und für uns. Einige Briefe sind falsch angekommen. Wir haben nur sechs Mann im Vorstand. Das reicht völlig aus. Wir beide stellen gerade Kontakte zu Sponsoren her und bemühen uns darum, Gäste und Zuschauer hier im Ruhrstadion besser zu empfangen. Von alten Leuten, die nur auf Traditionen pochen, halten wir nichts. Für die Taten des alten Vorstandes entschuldigen wir uns in aller Form.“

... den Kontakt nach Istanbul: „Die Medien und die Öffentlichkeit denken, dass Istanbul viel Geld in den Verein pumpt. Das Gegenteil ist der Fall. Wir sind froh, dass wir den Namen Galatasaray tragen dürfen und Rabatt bei der Ausrüstung mit Trikots und Trainingsanzügen bekommen. Das ist alles. Sahin hat beim Champions-League-Spiel von Galatasaray in Eindhoven mit dem Präsidenten reden können. Er will erst einmal Leistung sehen, bevor er uns fördert – das ist verständlich. Er hat verlangt, dass wir alle drei Monate einen Bericht mit den aktuellen Ergebnissen vorlegen. Klar ist: Wir werden wahrgenommen.“

... die Nationalität: „Wir sehen uns nicht als türkischen Verein. Für uns hat Fußball nichts mit Nationalität zu tun. Ich finde es sehr schade, dass in den letzten Jahren kein deutscher Jugendlicher an unsere Tür geklopft hat, um einmal mitzutrainieren. Wir wollen in der kommenden Saison unbedingt deutsche Spieler einbauen. In der Mannschaft von Galatasaray Istanbul stehen auch Spieler aus sechs, sieben Nationen. Traurig sind wir, wenn wir – wie zum Beispiel in Moers – von Zuschauern Sätze hören wie „Geht doch nach Hause, Ihr Türken“. Diesen Leuten würden wir am liebsten die Pässe unserer Spieler zeigen. 13 der 18 aus unserer „Ersten“ sind Deutsche.“

... Galatasaray in fünf Jahren: „Wir müssen ein, zwei Jahre komplett aufräumen und dem Verein feste Strukturen geben. Der Verein ist eine Baustelle von der ersten Mannschaft bis zur E-Jugend. Zuletzt sind die Vorsitzenden höchstens drei, vier Monate im Amt geblieben. Wir wollen keine leeren Versprechungen geben, sondern durch Taten überzeugen. Unsere Arbeit ist auf fünf bis zehn Jahre angelegt. Wenn alles gut läuft, können wir irgendwann die Oberliga anpeilen und den Talenten, die zu uns kommen, eine Zukunft in einer türkischen Profiliga anbieten. Aber erst einmal hängt alles davon ab, was das Finanzamt sagt.“

Zu den Personen:
Turgut Karadag (32) ist selbstständig und leitet in Duisburg einen Elektronik-Großhandel. Er spielte in der Jugend bei der GSG Duisburg und Viktoria Buchholz, bevor er aus beruflichen Gründen die Schuhe an den Nagel hängte. Er hat einen deutschen Pass. Sein Bruder Sahin (36) hingegen ist noch türkischer Staatsbürger. Er arbeitet in Duisburg als Immobilienmakler. Beide sind Galatasaray-Istanbul-Fans vom Scheitel bis zur Sohle.

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28.12.2006 bis 6.1.2007
Galatasaray deklassiert Speldorf

Vorrunde, Gruppe 1 (revierkick.de / 28.12.2006)

Fünf Tage und 52 Partien benötigt die Mülheimer Fußballszene, um den Hallen-Stadtmeister zu ermitteln. Zum Auftakt kamen gestern 800 Zuschauer in die RWE Rhein-Ruhr Sporthalle. A-Kreisligist Rot-Weiß Mülheim erreichte gemeinsam mit Bezirksligist TSV Heimaterde die Zwischenrunde. Überraschung: Bezirksligist Union Mülheim schied aus.

Zum 34. Mal steigt die Meisterschaft um den „König-Pilsener-Cup“ in Mülheim unterm Dach. Die Organisatoren rühmen sich damit, die „älteste und erfolgreichste“ Meisterschaft zu sein. In der Tat: In kaum einer anderen Stadt ziehen selbst die Vorrunden so viele Fans an. 800 bei einer Vorrunde mit drei Kreisligisten – das ist eine stolze Zahl. Was macht die Mülheimer Meisterschaft aus? Sie findet stets „zwischen den Jahren“ statt – wenn für Fußballfans keine spannenden Ereignisse anstehen. Außerdem ergibt sich für die 17 Fußballvereine der Stadt die Gelegenheit, die Konkurrenz endlich auch einmal spielen zu sehen. Die große Menge will einfach nur Budenzauber sehen – oder über das eine oder andere Missgeschick lachen. „Mein Gott“, stöhnen die meisten, „das Niveau geht doch auch von Jahr zu Jahr nach unten.“ Müssen das Granaten gewesen sein vor 15 Jahren...
Außerdem traf dieser Satz am ersten Turnierabend überhaupt nicht zu. Es fielen insgesamt 91 Tore – das ist eine sensationelle Bilanz. „So viele hatten wir noch nie“, jubilierte Turnierorganisator Jochen Guß, der sich über einen ruhigen Abend freute. Keine Proteste der Zuschauer, friedliche Spiele (nur sechs Zeitstrafen), keine Randale – so sollte es immer sein. Dass es so oft klingelte, lag an der erbärmlichen Vorstellung der B-Kreisligisten TSV Broich 85 und TV Holthausen. Das direkte Duell zu Beginn gewann Broich mit 5:3. Danach setzte es für beide Teams gleich drei „Reisen“. Broich verlor 0:7, 1:5 und 0:10 – Holthausen spielte noch lustloser und ging sogar mit 1:11, 0:11 und 0:11 unter. Setzen, sechs! „Man sollte überlegen, ob man nicht wieder die Qualifikation für die B- und C-Kreisligisten einführt“, philosophierte Heimaterdes Co-Trainer Ernst Pelz. „So macht das doch niemandem Spaß.“
Um die zwei Zwischenrunden-Tickets spielten die Bezirksligisten TSV Heimaterde, Rot-Weiß Mülheim und Union Mülheim. Diese drei Partien waren die spannendsten des Abends. Union verlor sowohl gegen Heimaterde (4:5) als auch gegen Rot-Weiß knapp (5:6) – und schied wie schon im Vorjahr in der Vorrunde aus. Das ist enttäuschend für den Verein, der in den 90ern jahrelang in der Verbandsliga spielte, den Hallen-Titel fünfmal in Serie gewann und nun in Mülheims Fußballszene nur noch ein Schattendasein fristet.
Die „Nummer zehn“ trug bei fast allen Siegen der „09er“ einst Joachim Bohra. „Jo“ ist nun Spielertrainer bei Rot-Weiß. Bohras Team kämpfte im letzten Spiel gegen Heimaterde um den Gruppensieg. Auf dem Feld standen die zwei besten Teams des Tages und die besten Spieler. Der Rot-Weiße Said Kousri erzielte elf Tore in den vier Spielen – rekordverdächtig. Treffsicher waren außerdem Dennis Paede (Heimaterde, acht Tore) und Daniel Weinbach (Rot-Weiß, sieben). Am Ende stand es 3:3 – das reichte Rot-Weiß. Ein Tor erzielte übrigens: Bohra.

Vorrunde – Gruppe 1
TSV Heimaterde – Union 09 Mülheim 5:4 (3:1)
TV Holthausen – TSV Broich 85 3:5 (2:1)
Union 09 Mülheim – Rot-Weiß Mülheim 5:6 (3:4)
TSV Heimaterde – TSV Broich 85 7:0 (5:0)
Rot-Weiß Mülheim – TV Holthausen 11:1 (4:1)
TSV Broich 85 – Union 09 Mülheim 1:5 (0:4)
TV Holthausen – TSV Heimaterde 0:11 (0:5)
TSV Broich 85 – Rot-Weiß Mülheim 0:10 (0:5)
Union 09 Mülheim – TV Holthausen 11:0 (5:0)
Rot-Weiß Mülheim – TSV Heimaterde 3:3 (2:2)
Tabelle
1. Rot-Weiß Mülheim 10 30:9, +21
2. TSV Heimaterde 10 26:7, +19
3. Union 09 Mülheim 6 25:12, +13
4. TSV Broich 85 3 6:25, -19
5. TV Holthausen 0 4:38, -34
Mannschaften
SV Rot-Weiß
Dennis Porscha, Daniele Autieri – Said Kousri (11 Tore), Daniel Weinbach (7), Selami Günel (2), Thomas Bess (2), Frank Erward (2), Abu Haimami (2), Kim Rolinger (1), Joachim Bohra (1), Sergio de Sousa (1). Dazu kommt ein Eigentor
TSV Heimaterde
Dennis Lindebacher, Christoph Penkalla – Dennis Paede (8), Tim Szameitat (5), Adam Kozicki (5), Florian Höhne (4), Willi Zappula (2), Matthias Soddemann (1), Lars Mühlenbrock (1), Sven Fürst, Benjamin Tranelis, Robert Steinberg
Union 09 Mülheim
Dalil Wahbi – Ayhan Tunceli (5), Ilyas Acikgöz (5), Marcel Reichinger (3), Kahraman Simsek (3), Ufuk Karadag (3), Mark Roßmann (2), Suat Cakim (2), Daniel Cvijanovic (1), Francesco Greco (1)
TSV Broich 85
Dirk Derryckx, Sascha Richter – Lars Simon (1), Rogerio Marques (1), Andreas Willms (1), Sascha Nicolai (1), Kai Bergerhausen (1), Hakan Zileli (1), Benjamin Kohn, Ekrem Zejnullahi, Dennis Bock, Patrick Schmidt, Michael Burgfeld, Kevin Schmitz
TV Holthausen
Dirk Lünsche – Daniel Albertz (4), Matthias Bruckhoff, Thorsten Land, Christian Land, Bernd Herbertz, Sebastian Kersten-Thiele, Jan Gehrmann, Hulusi Taspinar

Vorrunde, Gruppe 2 (revierkick.de / 29.12.2006)

Klare Sache am zweiten Tag der Mülheimer Hallenfußball-Stadtmeisterschaft: Die Bezirksligisten DJK Blau-Weiß Mintard und Tuspo Saarn zogen souverän in die Zwischenrunde ein. C-Kreisliga-Tabellenführer SC Croatia sowie die B-Kreisligisten Dümptener TV und SV Raadt blieben auf der Strecke.

Die Befürchtungen waren groß: Zur ersten Vorrunde am Mittwoch strömten noch 800 Zuschauer – doch in der zweiten Gruppe trafen fünf nicht gerade besucherstarke Klubs aufeinander. 25 Minuten vor dem ersten Anpfiff zählte Organisator Jochen Guß gestern Abend gerade einmal 60 Zuschauer. Am Ende wurden es doch noch 500. Die Mülheimer Fußballfans kommen eben auch zu weniger attraktiven Gruppen.
Das interessanteste Spiel des Tages fand gleich zu Beginn statt. Die Bezirksligisten Saarn und Mintard trafen aufeinander. Die Saarner hinterließen einen furchtbaren Eindruck und unterlagen mit 1:6. „Die haben ja auch nix mehr“, flüsterten sich die Fans auf der Tribüne zu. Der Saarner Vorsitzende Frank Stein und Trainer Marcus Herrschaft erschraken. Doch die Saarner Mannschaft zeigte die richtige Reaktion und gewann die drei übrigen Spiele hoch (9:1 gegen Croatia, 10:0 gegen Dümpten, 6:3 gegen Raadt). Jörn Mühlenbrock wurde mit sieben Treffern „Torschütze des Tages“ und bescherte seinen Saarner Teamkollegen die Prämie – ein Fünf-Liter-Partyfass Bier. Gar nicht aufzuhalten waren die Mintarder, die sich lediglich im Spiel gegen den C-Kreisligisten Croatia Mülheim (4:2) bis zum Schlusspfiff anstrengen mussten. Croatia erreichte als bester Außenseiter den dritten Platz. Dümpten und Raadt ernteten nur das Urteil „Kanonenfutter“.
Nach vier ereignislosen und langweiligen Stunden gingen die Fußballfans ein wenig enttäuscht nach Hause. Am Freitagabend ab 17.30 Uhr steigt die letzte Vorrundengruppe und die mit Spannung erwartete Rückkehr des Landesligisten Galatasaray Mülheim. 2005/2006 hatte der Verein freiwillig ausgesetzt, da Gala vor zwei Jahren im Halbfinale der Endrunde einen Spielabbruch verursachte. Gala-Trainer Sakis Papachristos hat sein Team gut vorbereitet: „Wir werden überzeugen, weil wir das zeigen, was wir können: technisch anspruchsvollen Fußball spielen.“ Die Organisatoren trauen dem Braten nicht ganz: Heute wird der Ordnungsdienst verstärkt. Gala-Chef Turgut Karadag hat angekündigt, sein Team sofort zurückzuziehen, falls es zu Zwischenfällen und/oder Provokationen kommt. Sportlich spannend: Bezirksligist MSV 07 und A-Kreisligist RSV Mülheim wollen ebenfalls in die Zwischenrunde. Es handelt sich eben um die „Hammergruppe“ der Vorrunde.

Vorrunde – Gruppe 2
Tuspo Saarn – Blau-Weiß Mintard 1:6 (0:3)
Dümptener TV – Croatia Mülheim 0:4 (0:3)
Blau-Weiß Mintard – SV Raadt 4:0 (2:0)
Tuspo Saarn – Croatia Mülheim 9:1 (5:0)
SV Raadt – Dümptener TV 2:3 (1:1)
Croatia Mülheim – Blau-Weiß Mintard 2:4 (1:3)
Dümptener TV – Tuspo Saarn 0:10 (0:3)
Croatia Mülheim – SV Raadt 3:3 (1:0)
Blau-Weiß Mintard – Dümptener TV 9:0 (3:0)
SV Raadt – Tuspo Saarn 3:6 (1:3)
Tabelle
1. Blau-Weiß Mintard 12 23:3, +20
2. Tuspo Saarn 9 16 26:10, +16
3. Croatia Mülheim 4 10:16, -6
4. Dümptener TV 3 3:25, -22
5. SV Raadt 1 8:16, -8
Mannschaften
Blau-Weiß Mintard
Stefan Maike, Dennis Hecht – Nabil Zein (6 Tore), Daniel Nawroth (3), Thorsten Büschgens (3), Arndt Ridder (3), Manuel Keune (2), Daniel Reichinger (2), Slavko Franjic (2), Stephan Neumann (1), Markus Gotsch (1)
Tuspo Saarn
Marc Hagewiesche, Daniel Jansen – Jörn Mühlenbrock (7), Ismet Vrankaj (6), Lukas Wicher (6), Darius Pipiro (3), Sambaz Ekmen (2), Nils Mühlenbrock (1), Michael Zytniak (1), Stephan Stanko, Hendrik Jaspert, Olaf Rehmann, Marcel Malmedy
Croatia Mülheim
Alen Vrkic – Robert Babic (5), Stipica Ljubicic (3), Kristijan Radic (1), Asdren Kelmendi (1), Darko Babic, Zeljko Stosic, Bedri Ramadani, Marko Vojkovic, Ivan Vojkovic
Dümptener TV
Kasim Tozar – René Jakob (1), Juta Albon (1), Stefan Kunz (1), Yannik Kuhles, Holger Holtei, David Jaroschek, Bildik Osman, Jörg Schreiber, Bernd Möllney, Tim Mühlenberg
SV Raadt
Michael Szmel – Marc Bornkamp (3), Alexander Hass (2), Lukasz Goral (2), Sven Terres (1), Jan Wagner, Darius Schnapp, Dennis Götzen, Adrian Schalla, Andreas Hahn, Matthäus Lewandowski

Vorrunde, Gruppe 3 + Zwischenrunde, Gruppen 1/2 (revierkick.de / 30.+31.12.2006)

Ein Haken links, ein Haken rechts, ein Hackentrick hier, ein Beinschuss dort, ein trockener Schuss links unten ins Eck, ein Knaller aus der Drehung in den Winkel, eine sehenswerte Vorlage in der ersten, ein Klasse-Solo in der zweiten Minute: Die Mülheimer Hallenfußball-Stadtmeisterschaft hat bisher einen überragenden Spieler in der herausragenden Mannschaft. Burhan Erkis und Galatasaray Mülheim sind die Überraschung der ersten Woche.

Über diesen Auftritt diskutierten die Fußball-Stammtische der Stadt seit Wochen: Wie wird Galatasaray bei der Meisterschaft auftreten? Vor einem Jahr setzte Gala aus, weil es vor zwei Jahren zu einem Spielabbruch im Halbfinale gekommen war. Der Vorsitzende Turgut Karadag kündigte im revierkick.de-Interview an, sein Team beim kleinsten Zwischenfall sofort zurückzuziehen. Doch mit leidenschaftlichen Auftritten in Vor- und Zwischenrunde spielte sich Gala auch in die Herzen selbst einiger kritischer Fans. Als einzige Mannschaft gewann der Landesligist bisher alle sieben Spiele.
In einem zauberte Galatasaray sogar. Es kam vor 1300 Zuschauern zum mit Spannung erwarteten Aufeinandertreffen gegen den Oberligisten VfB Speldorf. „Hoffentlich bleibt alles ruhig“, sagte VfB-Trainer Piero Lussu noch unmittelbar vor dem Anpfiff. Sein Kollege Sakis Papachristos beruhigte: „Wir sind nur hier, um das zu zeigen, was wir können: technisch anspruchsvollen Fußball spielen.“ Wie wahr, wie wahr. Der Landesligist nahm die Speldorfer auseinander, gewann mit 7:2. Burhan Erkis erzielte fünf Tore. Die Speldorfer waren sogar so perplex, dass sie sich auf engstem Raum selbst von Gala-Torwart Ike Onukogu austricksen ließen. Dafür gab es Ovationen. Nach der Partie tanzten die Gala-Spieler auf dem Parkett und ließen sich feiern – in der Speldorfer Umkleide hingegen war es mucksmäuschenstill. Thomas Verwaayen aus dem Organisationsteam weilte im Kabinengang und verriet: „Da hat nur einer geredet. Und das war der Trainer.“ Speldorf gegen Gala – der Höhepunkt des Fünf-Stunden-Zwischenrunden-Nachmittags und der gesamten ersten Turnierwoche.
Die Speldorfer enttäuschten. Sie kamen mit sechs Stammspielern, hatten aber bereits im ersten Gruppenspiel gegen den A-Kreisligisten Rot-Weiß (5:3) große Mühe. Humorlos sicherten sie sich im Spiel gegen den A-Kreisligisten RSV (6:3) den zweiten Gruppenplatz und damit die Endrundenteilnahme. Da ist noch viel Platz nach oben. Als dritte Mannschaft in der ersten Zwischenrunde zog Rot-Weiß in die Endrunde ein (3:1 gegen RSV). Weniger attraktiv lief die zweite Zwischenrundengruppe. Der Bezirksliga-Zweite TSV Heimaterde gewann souverän alle drei Spiele mit drei Toren Vorsprung und steht ebenso in der Endrunde wie Vorjahresfinalist 1. FC Mülheim (Kreisliga A) und Bezirksligist Blau-Weiß Mintard. Tuspo Saarn (ebenfalls Bezirksliga) schied aus.
Strich drunter – Vor- und Zwischenrunde sind vorbei, die Endrunde mit den sechs Teilnehmern VfB Speldorf (Oberliga), Galatasaray (Landesliga), TSV Heimaterde, Blau-Weiß Mintard (beide Bezirksliga) sowie Rot-Weiß und 1. FC Mülheim (beide Kreisliga A) steht kurz bevor. Chef-Organisator Jochen Guß kann bisher zufrieden sein. An den vier Tagen strömten insgesamt 3400 Besucher in die RWE Rhein-Ruhr Sporthalle. Mit Toren sparten die Teams nicht. Nur in einem Spiel fielen lediglich zwei – sonst immer mehr. Um die Torjäger-Kanone kämpfen nächste Woche Said Kousri (Rot-Weiß, bisher 13 Tore) und Burhan Erkis (Galatasaray, 10). In der Zwischenrunde war die Stimmung auf den Rängen erstklassig. Die Speldorfer kamen mit der Unterstützung von 30 lautstarken Anhängern, die aber im Spiel gegen Galatasaray bedröppelt nur zuschauen konnten, wie ihr Team an die Wand gespielt wurde. Rot-Weiß brachte die halbe Fußball-Abteilung mit – und auch der TSV Heimaterde wurde von einer großen Menge angefeuert. Eine klitzekleine Rangelei gab es nur einmal. Die Folge: Polizei und Ordnungsdienst sprachen fünf Hausverbote aus.
Nächsten Samstag rechnen die Organisatoren mit mindestens 1600 Besuchern – die Polizei stockt ihr Aufgebot auf, auch der Ordnungsdienst wird verstärkt. Es wird heiß unterm Dach.

Zwischenrunde – Gruppe 1
VfB Speldorf – Rot-Weiß Mülheim 5:3 (3:2)
Galatasaray Mülheim – RSV Mülheim 4:0 (2:0)
VfB Speldorf – Galatasaray Mülheim 2:7 (2:3)
Rot-Weiß Mülheim – RSV Mülheim 3:1 (2:1)
VfB Speldorf – RSV Mülheim 6:3 (4:0)
Rot-Weiß Mülheim – Galatasaray Mülheim 4:6 (3:2)
Tabelle
1. Galatasaray Mülheim 9 17:6, +11
2. VfB Speldorf 6 13:13, 0
3. Rot-Weiß Mülheim 3 10:12, -2
4. RSV Mülheim 0 4:13, -9
Zwischenrunde – Gruppe 2
1. FC Mülheim – Blau-Weiß Mintard 2:2 (1:1)
Tuspo Saarn – TSV Heimaterde 2:5 (2:2)
1. FC Mülheim – Tuspo Saarn 3:0 (2:0)
Blau-Weiß Mintard – TSV Heimaterde 1:4 (1:2)
1. FC Mülheim – TSV Heimaterde 0:3 (0:1)
Blau-Weiß Mintard – Tuspo Saarn 2:1 (0:1)
Tabelle
1. TSV Heimaterde 9 12:3, +9
2. 1. FC Mülheim 4 5:5, 0
3. Blau-Weiß Mintard 4 5:7, -2
4. Tuspo Saarn 0 3:10, -7
Mannschaften
Galatasaray Mülheim
Ike Onukogu – Burhan Erkis (8 Tore), Murat Eraslan (4), Dogan Celik (2), Oguzhan Öztürk (1), Selim Akbas (1), Musa Alikilic (1), Yunus Celik, Hakan Turna, Ömer Akyüz, Ahmet Aksoy
VfB Speldorf
Tim Blumhoff – Michael Krakala (4), Christian Flöth (2), Yasar Kurt (2), Krzysztof Benedyk (2), Damiano Schirru (2), Sven Schmidt (1), Rafael Synowiec, Simon Kengne
Rot-Weiß Mülheim
Dennis Porscha, Daniele Autieri – Joachim Bohra (3), Said Kousri (2), Kim Rolinger (2), Thomas Bess (1), Daniel Weinbach (1), Abu Haimami (1), Bastian Masen, Selami Günel, Frank Erward
RSV Mülheim
Dominik Ernst – Thorsten Mona (3), Essa Bentayeb (1), Yüksel Ucak, Benjamin Pohl, André Oesterwind, Michel Hagenacker, Florian Wohlgehaben, Oliver Geßler, Christoph Berrischen, Dominik Fritsch, Nuri Bentayeb
TSV Heimaterde
Dennis Lindebacher, Markus Roedel – Willi Zappula (3), Tim Szameitat (3), Sven Fürst (1), Lars Mühlenbrock (1), Dennis Paede (1), Benjamin Tranelis (1), Robert Steinberg (1), Matthias Soddemann (1), Adam Kozicki
1. FC Mülheim
Patrick Renning, Isni Rahmani – Kamel Bdioni (2), David Bröhl (1), Burim Berisha (1), Navid Lahli (1), Mutlu Cömez, Umut Karakus, Sadri Sefa, Ümit Icöz, Jusef Saado, Omid Lahli, Christian Sczygiel, Marcel Pilgram
Blau-Weiß Mintard
Stefan Maike, Dennis Hecht – Daniel Nawroth (1), Arndt Ridder (1), Manuel Keune (1), Stephan Neumann (1), Daniel Molitor, Markus Gotsch, Adrian Kozacki, Florian Essers. Dazu kommt ein Eigentor.
Tuspo Saarn
Marc Hagewiesche – Darius Pipiro (1), Nils Mühlenbrock (1), Jörn Mühlenbrock (1), Marcel Malmedy, Stephan Stanko, Sambaz Ekmen, Lukas Wicher, Ismet Vrankaj, Olaf Rehmann, Hendrik Jaspert

VORRUNDE – GRUPPE 3

Außer Favorit Galatasaray (vier Spiele, vier Siege) setzte sich vor 800 Zuschauern A-Kreisligist RSV Mülheim durch. Das war eine große Überraschung, denn erster Anwärter auf den zweiten Zwischenrundenplatz war eigentlich Bezirksligist MSV 07. Doch die „07er“ versagten, unterlag nicht nur Gala und dem RSV, sondern auch dem tapfer kämpfenden B-Kreisligisten Post Mülheim. MSV 07: die Enttäuschung des Turniers.

Vorrunde – Gruppe 3
Galatasaray Mülheim – MSV 07 3:1 (2:1)
TB Heißen – Post Mülheim 1:5 (1:2)
MSV 07 – RSV Mülheim 2:4 (2:0)
Galatasaray Mülheim – Post Mülheim 5:0 (3:0)
RSV Mülheim – TB Heißen 4:1 (2:0)
Post Mülheim – MSV 07 3:2 (1:1)
TB Heißen – Galatasaray Mülheim 4:5 (2:0)
Post Mülheim – RSV Mülheim 0:2 (0:2)
MSV 07 – TB Heißen 8:3 (3:2)
RSV Mülheim – Galatasaray Mülheim 0:3 (0:1)
Tabelle
1. Galatasaray Mülheim 12 16:5, +11
2. RSV Mülheim 9 10:6, +4
3. Post Mülheim 6 8:10, -2
4. MSV 07 3 13:13, 0
5. TB Heißen 0 9:22, -13
Mannschaften
Galatasaray Mülheim
Ike Onukogu – Selim Akbas (4 Tore), Musa Alikilic (3), Murat Eraslan (2), Burhan Erkis (2), Ömer Akyüz (1), Yunus Celik (1), Hakan Turna (1), Ahmet Aksoy (1), Oguzhan Öztürk (1), Dogan Celik, Ali Demirkoparan
RSV Mülheim
Dominik Ernst – Florian Wohlgehaben (2), Yüksel Ucak (1), Benjamin Pohl (1), André Oesterwind (1), Michel Hagenacker (1), Thorsten Mona (1), Dominik Fritsch (1), Daniel Jansen (1), Essa Bentayeb (1), Oliver Geßler, Christoph Berrischen, Nuri Bentayeb
Post Mülheim
Darius Zelmanski – Arkadius Syrocki (4), Tomasz Stasica (2), Kamil Deckert (1), Lukas Czempik (1), Slavomir Zelmanski, Thomas Grabowski, Peter Palka
MSV 07
Marc-Leo Krick – Stefan Hohensee (3), Heiko Gierok (2), Jann Brüger (2), Philipp Pütz (2), Volkan Onur (1), Alexander Olfs (1), Tim Peters (1), Dennis Pfeifer (1), Olaf Becker, Stephan Bartmann
TB Heißen
Marc Reuys, Pascal Müller – Michel Schäfer (2), Pippo Italiano (2), Marius Schreckenberg (1), Engin Turan (1), Mustafa Des (1), Pascal Schauenburg (1), Florian Lindenblatt (1), Daniel Wehrenberg, Ayhan Ünal, Sebastian Waßer, Oliver Redemann

Torschützenliste nach Vor- und Zwischenrunde
1. Said Kousri (Rot-Weiß Mülheim) 13

Die Endrunde (Sa., 6.1.2007, 15 Uhr, RWE Rhein-Ruhr Sporthalle)
Gruppe 1
Galatasaray Mülheim, 1. FC Mülheim, Blau-Weiß Mintard
Gruppe 2
TSV Heimaterde, VfB Speldorf, Rot-Weiß Mülheim
Spielplan
Galatasaray Mülheim – 1. FC Mülheim
TSV Heimaterde – VfB Speldorf
Galatasaray Mülheim – Blau-Weiß Mintard
TSV Heimaterde – Rot-Weiß Mülheim
1. FC Mülheim – Blau-Weiß Mintard
VfB Speldorf – Rot-Weiß Mülheim
Danach folgen zwei Halbfinalspiele, das Neunmeterschießen um Platz drei und das Endspiel

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6.1.2007
Minimale Leistung - maximaler Erfolg

Die beste Mannschaft war Galatasaray. Der Stadtmeister von 2000 Fußballherzen hieß Rot-Weiß Mülheim. Doch unter dem Strich gewann eiskalt der haushohe Favorit. Oberligist VfB Speldorf benötigte das Neunmeterschießen, um den tapferen A-Kreisligisten RWM im Endspiel um die Hallen-Stadtmeisterschaft zu bezwingen.

SpeldorfEilig geknipstes Siegerfoto - Aufmacherbild für einen Tag bei revierkick.de

Momentaufnahmen am späten Abend: Im „Schrägen Eck“ in Mülheim-Winkhausen begießt die Rot-Weiß-Mannschaft den zweiten Platz. Doch so richtig ausgelassen will die Stimmung nicht werden. Zu nah dran war RWM am Erfolg. „So leicht“, sagt Betreuer Oliver Splitt, „so leicht werden wir es wohl nicht noch einmal haben.“ Spielertrainer Joachim Bohra ist völlig niedergeschlagen. Zehn Titel hat der 37-Jährige als Aktiver geholt. Zehn! Es wäre sein letzter gewesen. Ab der kommenden Saison möchte er sich auf den Trainerjob konzentrieren. In der Kabine flossen nach dem Finale deshalb Tränen bei „Jo“, berichten die Rot-Weiß-Spieler. Im „Schrägen Eck“ hockt Bohra wie ein Häufchen Elend – und ist geschüttelt von Wadenkrämpfen. 3:5 nach Neunmeterschießen – unglücklicher geht es nicht.
Ein berühmter Spruch von Gary Lineker klingt – wie die Mülheimer sagen – auf Mölmsch wie folgt: „Fußball in Mülheim ist, wenn sechs Mannschaften gegeneinander spielen und alles geben, doch am Ende gewinnt immer Speldorf.“ So paradox es klingt: Die Grün-Weißen boten eine schlechte Leistung, werden sich in den kommenden Wochen von Trainer Piero Lussu und Manager Michael Klauß einiges anhören müssen – doch sie holten den König-Pilsener-Cup. Bis zum Endspiel gewann der VfB in der Endrunde alle drei Partien nur mit einem Tor Unterschied. Die Auftritte der Grün-Weißen waren wenig inspiriert und leidenschaftslos. Daran konnten auch die 30 lautstarken Fans auf der Tribüne nichts ändern.
Die fünfstündige Mammut-Veranstaltung begann mit 15 Minuten Verspätung. Wie in jedem Jahr bildete sich vor der Kasse eine lange Schlange. Alle 2000 Zuschauer blieben dann bis zum letzten Augenblick. Die Spiele waren nicht immer hochklassig, aber zu jeder Zeit spannend. In der Gruppenphase taten sich die Favoriten schwer. Landesligist Galatasaray bezwang A-Kreisligist 1. FC Mülheim und Bezirksligist Blau-Weiß Mintard jeweils knapp mit 2:1. Oberligist VfB Speldorf gelangen gegen Bezirksligist TSV Heimaterde (3:2) und A-Kreisligist SV Rot-Weiß (1:0) ebenfalls nur glückliche Siege. Im Spiel gegen den TSV traf Dennis Rommel erst sieben Sekunden vor Schluss zum 3:2. Überraschungen gab es im jeweils dritten Gruppenspiel. Zweimal setzten sich die Kreisligisten durch, zunächst Rot-Weiß (3:1 gegen Heimaterde), dann der 1. FC Mülheim (5:2 gegen Mintard).
Highlight des kompletten Turniers war das erste Halbfinalspiel zwischen Galatasaray und Rot-Weiß. Über diese Partie wird die Mülheimer Fußballszene noch viele Jahre diskutieren. Der favorisierte Landesligist – bis dahin Sieger in allen zehn Turnierspielen – bot eine zehnminütige Fußball-Demonstration. Burhan Erkis (5.), Oguzhan Öztürk (6.) und Musa Alikilic (10.) schraubten den Pausenstand auf 3:0. Nach dem Wechsel verging den Rot-Weißen schon die Lust. Die Gala-Spieler zauberten, zeigten sehenswerte Kombinationen, donnerten das Leder an Latte und Pfosten. Lediglich Rot-Weiß-Torwart Dennis Porscha wehrte sich gegen das Debakel und parierte mehrere „Unhaltbare“. Alles lief auf das erwartet deutliche Resultat hinaus. Doch als Frank Erward zwei Minuten vor Schluss mit einem Verzweiflungsschuss auf 1:3 verkürzte, kippte völlig überraschend das Spiel. Angetrieben vor den eigenen Fans glichen Selami Günel und Daniel Weinbach innerhalb von 45 Sekunden zum 3:3 aus und brachten Rot-Weiß ins Neunmeterschießen. Dort wuchs Dennis Porscha endgültig über sich hinaus. Er wehrte drei von sechs Galatasaray-Schüssen ab. Auf dem Parkett spielten sich unglaubliche Jubelszenen ab. Die Rot-Weißen drehten ein verlorenen geglaubtes Spiel. „So ist Fußball! So ist Fußball! So ist Fußball!“, brüllten Spieler, Trainer und Fans immer wieder. Schon nach dem Halbfinale bedankte sich RWM für die Unterstützung der Fans mit „La Ola“.
Die Galatasaray-Spieler konnten es kaum glauben. Sie hatten die Zuschauer mit sensationellen Toren begeistert. Burhan Erkis – am Ende Zweiter der Torjägerliste – traf in der Gruppenphase zum Beispiel zweimal per Hacke. Galatasaray war das technisch beste Team des Turniers und blieb nach regulärer Spielzeit unbesiegt. Dennoch musste sich Gala mit Rang drei begnügen. Lob vom Organisator Jochen Guß gab es bei der Siegerehrung trotzdem: „Ihr habt viel für Euer Image getan und Euch hier sehr gut verkauft.“ Da klatschten alle Zuschauer. So toll das erste Halbfinale war, so schleppend spielte der VfB seine Partie gegen den 1. FC Mülheim (2:1) herunter. Interessant lediglich: Rafael Synowiec erzielte beide Tore für den VfB. In dreieinhalb Jahren bei den Speldorfern hat er auf dem Feld noch kein einziges Mal getroffen. Deshalb bekam er vom Organisationsteam für dieses höchst ungewöhnliche Erlebnis ein Sixpack Köpi spendiert.
Dann das Endspiel.
19.30 Uhr, die entscheidenden Augenblicke. Das Finale steht kurz bevor. Die Halle ist dunkel. Er ertönt „Lets get ready to rumble“ und „Stand up for the champions”. Gänsehaut-Stimmung. Die 20 Spielminuten laufen absolut ausgeglichen, das 1:1 ist ein logisches Resultat. Der VfB ist nicht in der Lage, den vier Klassen tieferen Kreisligisten zu beherrschen. Die Techniker Damiano Schirru (verletzt) und Marco Ferreira (gesperrt) vermissen Trainer Lussu und die Fans schmerzlich. Die Speldorfer Führung durch Michael Krakala egalisiert Selami Günel vier Minuten vor Schluss. Im Neunmeterschießen hat der VfB das bessere Ende für sich. Krakala verwandelt zum entscheidenden 5:3. Zum dritten Mal in Folge recken die Grün-Weißen den Siegerpokal in die Höhe. Doch nur die VfB-Fans freuen sich riesig, die Spieler treibt es zum Pflichtjubel aufs Teamfoto. „Oberliga – keiner weiß warum“, fragten die Fans der Rot-Weißen zwischendurch, um zu provozieren. Unrecht hatten sie nicht.
Es bleiben Erinnerungen an einen unterhaltsamen Fußball-Nachmittag mit vielen Toren, spannenden Spielen, keinen Ausschreitungen und einigen „Spielern des Turniers“. Die Torjäger-Kanone erhielt Said Kousri von Rot-Weiß, der insgesamt 15 Tore erzielte. Zum besten Torhüter wurde Dennis Porscha gekürt – ebenfalls von Rot-Weiß. Porscha selbst hätte lieber seinem Teamkollegen Selami Günel den Preis überlassen. Im Gruppenspiel gegen Speldorf (0:1) saß Porscha auf der Tribüne. Zweittorwart Daniele Autieri musste beim Stand von 0:1 (9.) verletzt raus. Elf Minuten lang stellte sich Abwehrspieler Günel zwischen die Pfosten – und hielt den Kasten sauber. Kompliment! Keinen Preis, aber dennoch eine Erwähnung verdient hat Burhan Erkis von Galatasaray, der Zauberer dieser 34. Hallen-Stadtmeisterschaft.
Im „Schrägen Eck“ kehrte erst nachts um drei Ruhe ein. So lange harrten die Rot-Weiß-Spieler noch aus. Von den Thekenbrüdern gab es die besten Wünsche. „Ihr habt gut gespielt!“, sagten sie immer wieder. Das stimmt! „Stadtmeister der Herzen“ eben.

Stimmen

Jochen Guß (Organisator der Meisterschaft): „Ich bin hochzufrieden mit dem Verlauf der Meisterschaft. Die Spieler haben sich fair verhalten – es gab keine einzige Rote Karte. Die Stimmung in der Endrunde bei den 2000 Zuschauern war ganz toll. Insgesamt hatten wir 5400 Besucher an fünf Tagen. Das ist eine sehr gute Zahl.“

Piero Lussu (Trainer VfB Speldorf): „Was zählt ist, was unter dem Strich herauskommt: Und da steht, dass der VfB Speldorf Stadtmeister ist. Kompliment an Galatasaray, diese Mannschaft hat teilweise gezaubert. Und ganz großes Kompliment an Rot-Weiß Mülheim. Rot-Weiß hat niemals aufgesteckt.“

Klaus Wörsdörfer (1. Vorsitzender VfB Speldorf): „Wir haben gespielt wie Bayern München – nicht schön, aber gewonnen. Wir haben nun einmal nicht die Hallenspieler in unserer Mannschaft. Nach einer 1:0-Führung haben wir erst einmal einen Gang zurückgeschaltet.“

Hatem Guerbouj (Co-Trainer Rot-Weiß Mülheim): „Die Moral unserer Mannschaft war beeindruckend.“

Sahin Karadag (Vorstand Galatasaray Mülheim): „Schade, dass wir eine 3:0-Führung im Halbfinale noch aus der Hand gegeben haben. Wir konnten die Zuschauer begeistern und haben sehr fair gespielt. Im nächsten Jahr nehmen wir einen neuen Anlauf.“

Sakis Papachristos (Trainer Galatasaray Mülheim): „Die Ausrichtung der Meisterschaft hat mir sehr gut gefallen. Ich war bei der Duisburger Meisterschaft – die sollen sich eine Scheibe von der Mülheimer Variante abschneiden.“

Paco Lopez (Trainer 1. FC Mülheim): „Wie schon im letzten Jahr haben wir Speldorf einen großen Kampf geliefert – diesmal nicht im Endspiel, sondern im Halbfinale. Wieder stand es ganz lange 0:0, wieder hatten wir sehr viel Pech. Beim 0:0 hatten wir ein, zwei gute Chancen, um selbst in Führung zu gehen und haben hinten leichte Fehler gemacht. Schade.“

Splitter

Vor Turnierbeginn gab es eine Gedenkminute für Pascal Schauenburg. Der 20-jährige Spieler des B-Kreisligisten TB Heißen verunglückte bei einem Verkehrsunfall am Neujahrsmorgen tödlich. Er hatte in der Vorrunde noch mitgespielt und sogar ein Tor für die Heißener erzielt.
**
Ein Einlagespiel bestritten die E-Jugendteams des Mülheimer FC 97 und des TB Speldorf. Diese beiden Vereine stellen keine Seniorenteams und waren auf diesem etwas anderen Weg am Turnier beteiligt. Die Speldorfer siegten mit 5:3.

Endrunde

Gruppe 1
Galatasaray Mülheim – 1. FC Mülheim 2:1 (0:0)
0:1 Bdioni (14.), 1:1 Akbas (16.), 2:1 Erkis (19.)
Galatasaray Mülheim – DJK Blau-Weiß Mintard 2:1 (1:0)
1:0 Öztürk (1.), 1:1 Keune (12.), 2:1 D. Celik (18.)
1. FC Mülheim – DJK Blau-Weiß Mintard 5:2 (2:1)
1:0 Icöz (4.), 1:1 Neumann (9.), 2:1 Bdioni (10.), 3:1 Icöz (11.), 4:1 Icöz (14.), 5:1 Pilgram (18.), 5:2 Nawroth (20.)

Tabelle
1. Galatasaray Mülheim 6 4:2, +2
2. 1. FC Mülheim 3 6:4, +2
3. DJK Blau-Weiß Mintard 0 3:7, -4

Gruppe 2

TSV Heimaterde – VfB Speldorf 2:3 (1:2)
0:1 Krakala (1.), 1:1 Fürst (2.), 1:2 Mansfeld (6.), 2:2 Szameitat (18.), 2:3 Rommel (20.)
TSV Heimaterde – Rot-Weiß Mülheim 1:3 (0:1)
0:1 Weinbach (2.), 0:2 Kousri (13.), 1:2 Fürst (16.), 1:3 Kousri (20.)
VfB Speldorf – Rot-Weiß Mülheim 1:0 (1:0)
1:0 Krakala (6.)

Tabelle
1. VfB Speldorf 6 4:2, +2
2. Rot-Weiß Mülheim 3 3:2, +1
3. TSV Heimaterde 0 3:6, -3

Halbfinale

Galatasaray Mülheim – Rot-Weiß Mülheim 6:7 (3:3, 3:0) nach Neunmeterschießen
1:0 Erkis (5.), 2:0 Öztürk (6.), 3:0 Alikilic (10.), 3:1 Erward (18.), 3:2 Günel (18.), 3:3 Weinbach (19.). Neunmeterschießen: Öztürk (Gala) scheitert an RW-Torwart Porscha, 3:4 Weinbach / 4:4 Alikilic, 4:5 Günel / Eraslan scheitert an Porscha, Kousri scheitert an Gala-Torwart Onukogu / 6:6 D. Celik, Bohra scheitert an Onukogu / Alikilic scheitert an Porscha, 6:7 Günel

VfB Speldorf – 1. FC Mülheim 2:1 (0:0)
1:0 Synowiec (15.), 2:0 Synowiec (20.), 2:1 Icöz (20.)

Neunmeterschießen um Platz drei
Galatasaray – 1. FC Mülheim 4:2
1:0 Onukogu, Berisha (FC) scheitert an Onukogu / 2:0 Öztürk, 2:1 Karakus / 3:1 Aksoy, N. Lahli scheitert an Onukogu / Eraslan scheitert an FC-Torwart Renning, 3:2 Renning / 4:2 D. Celik

Endspiel
Rot-Weiß Mülheim – VfB Speldorf 3:5 (1:1, 0:1) nach Neunmeterschießen
0:1 Krakala (9.), 1:1 Günel (16.). Neunmeterschießen: 1:2 Synowiec, Weinbach schießt über das Tor / Flöth (VfB) scheitert an Porscha, Günel schießt gegen den Pfosten / 1:3 Benedyk, 2:3 Kousri / 2:4 Rommel, 3:4 Erward / 3:5 Krakala

Mannschaften

VfB Speldorf
Gregor Nijhuis – Michael Krakala (3 Tore), Rafael Synowiec (2), Andreas Mansfeld (1), Dennis Rommel (1), Christian Flöth, Thorsten Schmugge, Krzysztof Benedyk, Christoph Ulrich
Rot-Weiß Mülheim
Dennis Porscha, Daniele Autieri – Selami Günel (2), Said Kousri (2), Daniel Weinbach (2), Frank Erward (1), Thomas Bess, Abu Haimami, Joachim Bohra, Ercan Katircioglu, Kim Rolinger
Galatasaray Mülheim
Ike Onukogu – Burhan Erkis (2), Oguzhan Öztürk (2), Musa Alikilic (1), Dogan Celik (1), Selim Akbas (1), Hakan Turna, Murat Eraslan, Ahmet Aksoy
1. FC Mülheim
Patrick Renning, Isni Rahmani – Ümit Icöz (4), Kamel Bdioni (2), Marcel Pilgram (1), David Bröhl, Mutlu Cömez, Umut Karakus, Navid Lahli, Jusef Saado, Burim Berisha
DJK Blau-Weiß Mintard
Stefan Maike – Manuel Keune (1), Daniel Nawroth (1), Stephan Neumann (1), Arndt Ridder, Nabil Zein, Slavko Franjic, Daniel Molitor, Markus Gotsch
TSV Heimaterde
Dennis Lindebacher – Sven Fürst (2), Tim Szameitat (1), Willi Zappula, Lars Mühlenbrock, Adam Kozicki, Dennis Paede, Robert Steinberg, Florian Höhne, Matthias Soddemann

Torschützenliste des Turniers

1. Said Kousri (Rot-Weiß Mülheim) 15
2. Burhan Erkis (Galatasaray Mülheim) 12
3. Daniel Weinbach (Rot-Weiß Mülheim) 10

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16.2.2007
Der Traum vom großen Fußball

Gelsenkirchen hat Schalke, Duisburg den MSV, Bochum den VfL und Essen RWE. Um Mülheim macht der große Fußball seit Jahrzehnten einen großen Bogen. Das soll sich ab 2009 ändern. Die Stadt gab grünes Licht für ein Großprojekt. Das altehrwürdige Ruhrstadion soll zu einer Fußballarena werden, die Sportanlage Saarner Straße zu einem modernen Trainingszentrum des aktuellen Oberligisten VfB Speldorf. Doch das Projekt hat nicht nur Befürworter.

Nach dem Aufstieg des VfB Speldorf in die Oberliga Nordrhein im Mai 2005 freute sich die ganze Stadt. Der Mülheimer Fußball-Dornröschenschlaf war nach 22 Jahren endlich vorbei. Die Zuschauer strömten – knapp 900 im Schnitt in der ersten Saison – ins Stadion am Blötter Weg. Doch mit den Spitzenspielen kamen die Probleme: Bei den Spielen gegen den KFC Uerdingen (1300 Zuschauer) und Rot-Weiß Oberhausen (2500) kam es zu Ausschreitungen. Die Sicherheitslage im Wohngebiet rund ums Stadion ist eine Katastrophe, vom Komfort an der „Blötte“ selbst ganz zu schweigen.
Der VfB führte ein Gespräch mit dem Mülheimer Sport-Service (MSS) über die Zukunft des Fußballs in der Stadt, Hauptsponsor „Telba“ forderte eine Perspektive. Auf Dauer im Mittelfeld der Oberliga herumzudümpeln – das ist dem Düsseldorfer Unternehmen nicht gut genug. Sprecher Ulrich Döring setzte den Mitgliedern bei der letzten Jahreshauptversammlung die Pistole auf die Brust: Entweder es wird gebaut – oder „Telba“ zieht sich bald zurück. Doch das Stadion am Blötter Weg ist aus verschiedenen Gründen nicht ausbaufähig. Größe des Grundstücks, die Bausubstanz und Rechtsgutachten sprechen dagegen.
Die heikle Aufgabe: Der VfB braucht eine Alternative, die Stadt will aber kein Geld ausgeben. „Es muss ein Nullsummenspiel werden“, sagt MSS-Leiter Heinz Moseler. Monatelang beschäftigten sich VfB und MSS mit verschiedensten Ideen – und präsentierten nun ein Modell, das Folgen für den kompletten Mülheimer Fußball hätte.

Der Ist-Zustand

Blötter Weg
Das Stadion an der „Blötte“ gehört dem VfB – außer der Oberligamannschaft benutzt niemand den Rasenplatz. Alle Kosten zur Instandhaltung muss der VfB selbst tragen. Die Kapazität ist auf 2500 Zuschauer begrenzt. Einen VIP-Raum gibt es nicht, Umkleidekabinen für Schiedsrichter und Mannschaften sind viel zu klein, die Sanitäranlagen für Zuschauer unzumutbar, die Beleuchtung viel zu schwach. „Das Stadion ist nicht ligatauglich“, sagt Heinz Moseler.

Hochfelder Straße
An der Hochfelder Straße fünf Fußminuten entfernt spielen die zweite und alle Jugendmannschaften des VfB. Außerdem werden Ascheplatz und die zugehörige kleine Turnhalle von zwei Grundschulen genutzt. Die Anlage steht auf der Liste der sanierungsbedürftigen Plätze in Mülheim ganz oben. In den vier Herbst- und Wintermonaten ist die „Hochfelder“ schon bei kleinsten Regenschauern unbespielbar.

Ruhrstadion
Im Stadtteil Styrum, direkt an der A40-Abfahrt „Mülheim an der Ruhr“ und an der Fernbahnstrecke von Essen nach Duisburg, liegt das 1920 gebaute Ruhrstadion. Jahrzehntelang war es die Heimat des 1. FC Mülheim. Der FC – „Styrumer Löwen genannt“ – spielte unter anderem von 1974 bis 1976 in der 2. Bundesliga Nord, damals zugelassen für 21.000 Zuschauer. Doch dann stürzte der FC bis in die Kreisliga A ab, und zog sich aus dem Ruhrstadion zurück. Jetzt spielt der FC auf seiner „Heimatanlage“ an der Moritzstraße. 1994 übernahm Vatan Spor – heute Galatasaray – die Anlage, mietete das Vereinslokal und drei Arbeitsräume. Die Spiele der Landesligamannschaft finden im Ruhrstadion statt. Der Zuschauerschnitt von Gala beträgt 100. Highlight in der Vereinsgeschichte war das Testspiel gegen den „großen Bruder“ Galatasaray Istanbul im Juni 2004 vor 6000 Zuschauern (aktuelle Kapazität: 8.000). Einige Leichtathletikklubs benutzen die Laufbahn, nebenan steht ein im Sommer gut frequentiertes Freibad.

Saarner Straße
Die Bezirkssportanlage im Stadtteil Speldorf wird von einer Grundschule, Betriebssportmannschaften und den kleineren Fußballklubs Mülheimer FC 97 (eine Senioren- und zehn Jugendteams) und TV Holthausen (zwei Seniorenteams) genutzt. Die Anlage hat einen großen Ascheplatz, eine Leichtathletik-Laufbahn und eine Turnhalle.

Fazit
Von den Folgen eines Umbaus wären drei Fußballvereine, drei Grundschulen und Leichtathletikvereine betroffen.

Die Planungen

Blötter Weg und Hochfelder Straße
Beide Anlagen werden verkauft und für Grundstücke erschlossen. Die „Hochfelder“ umfasst etwa 8.000 Quadratmeter, die „Blötte“ 16.000. Welche Summe dabei erzielt werden soll, verrieten Heinz Moseler und Sportdezernent Wilfried Cleven nicht. „Im Bieterverfahren würden wir ein Eigentor schießen, wenn wir schon vorher sagen, was wir für einen Ertrag erwarten“, sagt Cleven. Das erwirtschaftete Geld wird dann in den Um- und Ausbau der beiden übrigen Anlagen investiert. Für den Grundschulsport entsteht ein Ersatzgebäude auf dem Gelände einer Schule.

Ruhrstadion
Die Laufbahn um den Rasenplatz verschwindet. Die schon vorhandene Haupttribüne wird modernisiert. Es entstehen 2280 überdachte Sitzplätze. Auf der Gegenseite entsteht direkt an der Seitenlinie eine nicht überdachte Stehplatztribüne. Kapazität: 2.000 – Fantrennung möglich. Um das Gefühl einer „reinen“ Fußballarena zu erzeugen, werden die im Moment schon bestehenden Wälle hinter die Tore direkt an den Spielfeldrand vorgezogen. Macht insgesamt erst einmal 4.280 Plätze. Sollte der VfB irgendwann sogar die 3. Bundesliga anpeilen, ist ein weiterer Ausbau hinter den Toren nach dem Prinzip „Playmobilstadion Fürth“ möglich. Platz: 10.000 Zuschauer plus x. Das Stadion wäre also bis auf etwa 15.000 Plätze „aufrüstbar“. 700 Parkplätze halten VfB und MSS für ausreichend, das Flutlicht wird eine 400-Lux-Anlage. Doch Vorsicht: Exklusiv steht das Ruhrstadion dem VfB nicht zur Verfügung. „Der jeweils ranghöchste Mülheimer Verein bekommt die Möglichkeit, im Ruhrstadion zu spielen“, sagt Heinz Moseler. Bitter für Galatasaray: Der Landesligist muss seine Heimat räumen. Wohin Gala gehen muss? Soweit haben Cleven und Moseler nicht gedacht. Denn der Trainingsplatz an der Von-der-Tann-Straße ist nur ein besserer Bolzplatz.

Saarner Straße
Die gravierendste Änderung entsteht an der Saarner Straße. Aus einem Ascheplatz werden drei Kunstrasenplätze – außerdem entsteht ein neues Klubhaus. Auf dem größten Platz trainieren die zwei Seniorenteams sowie die A- bis D-Jugend. Bis auf die „Erste“ tragen alle dort ihre Meisterschaftsspiele aus. Eine Tribüne bietet hier maximal 480 Zuschauern Platz. Der erste Nebenplatz entspricht dem Spielfeld der E- und F-Jugendlichen (40x80 Meter) und das kleinste Feld bekommen exklusiv die Bambini-Mannschaften (22x44 Meter). Den Grundschulen stehen Sprunggrube, Volleyballfeld und 100-Meter-Laufbahnen zur Verfügung. Die Turnhalle neben dem Platz bleibt unverändert bestehen.

Die Stimmen

Stadt und VfB klopfen sich gegenseitig auf die Schulter. Sie sind zufrieden mit dem erarbeiteten Projekt. In der Sportausschuss-Sitzung würdigten alle Fraktionen die Idee.

Heinz Moseler (MSS-Leiter): „Der Blötter Weg ist kein oberligataugliches Stadion. Unser Ziel bei der Planung war es, mit beiden Beinen auf der Erde zu bleiben. Natürlich werden nicht alle Vereine ,Hurra’ rufen, aber sportfachliche Lösungen sind unserer Meinung nach denkbar.“

Wilfried Cleven (Sportdezernent): „Das ist eine sportfachlich zukunftsweisende Planung. Aufgabe der Stadt ist es, diesen Prozess zu begleiten. Eine Stadt, die sich nicht bewegt, stagniert.“

Klaus Wörsdörfer (1. Vorsitzender VfB Speldorf): „Zwei Punkte haben beim VfB diese Gedanken ausgelöst. Erstens ist uns durch die Spiele gegen Uerdingen und Oberhausen bewusst geworden, dass wir in Zukunft solche Spiele wohl nicht mehr an der Blötte austragen können. Zweitens findet bei uns kein Vereinsleben statt. An der Hochfelder Straße gibt es kein Klubhaus, unsere Erste trainiert nur am Blötter Weg. Wir begrüßen deshalb die neue Idee. Durch den Umbau der Anlage Saarner Straße bleibt die Keimzelle des Vereins in Speldorf. Im Ruhrstadion stimmt das Ambiente, und es ist nicht weit entfernt – nur ein Sprung über die Ruhr. Wir wollen die Sportart Nummer eins in Mülheim nach vorn bringen und sehen mit diesem Projekt die Chance, weitere Sponsoren ins Boot zu holen.“

Michael Klauß (Manager des VfB Speldorf, angestellt bei „Telba“) äußerte sich im Fanforum (speldorf-fans.de): „Ein wesentlicher Punkt aus meiner Sicht ist auch der Etat der Blötte, der den Verein um circa 30.000 bis 40.000 Euro Jahr für Jahr belastet. Dies ist ein enormer Standortnachteil gegenüber anderen Oberligisten. Die neuen Sportanlagen würden wieder in städtische Hand übergeben. Telba hat mit der Umsetzung dieser Pläne rein gar nichts zu tun – auch wenn das gerne mal behauptet wird. Alte Tradition zu bewahren ist sicherlich wichtig, allerdings neue Traditionen zu schaffen ist die Aufgabe, der wir uns alle stellen müssen. Bleibt alles, wie es ist, spielt die Jugend in fünf Jahren immer noch auf Asche an der Hochfelder Straße, der VfB spielt Landesliga, da ja kein Sponsor in naher Zukunft zu sehen ist. Und der Verein sitzt auf einem Kostenblock von bis zu 40.000 Euro für die Platzanlage Blötter Weg. Die Mülheimer Wirtschaft hat sich jahrelang nicht für den VfB interessiert. Und sie wird es auch nie, wenn wir nicht die Rahmenbedingungen ändern. Die Hoffnung auf Besserung mit den neuen Vermarktungsmöglichkeiten Ruhrstadion und Saarner Straße sowie die Möglichkeit im Ruhrstadion oder auch an der Saarner Straße Sponsoringräume zu haben, ist doch nicht unbegründet. Unsere Jugendabteilung kann einen Umzug gar nicht mehr erwarten.“

Die Gegner

Galatasaray, der MFC 97 und Holthausen sind sauer, dass sie über den Stand der Planungen lediglich aus den Zeitungen erfahren. Sie fordern passable Alternativen. Galatasaray wäre der größte Verlierer. Gala hat schließlich zurzeit die zweitbeste Mannschaft Mülheims und womöglich bald ein A-Jugend-Niederrheinligateam. Auch Mitglieder des VfB Speldorf wollen sich dagegen zur Wehr setzen. Der VfB würde schließlich seine Heimat an der „Blötte“ verlassen.

Turgut Karadag (Vorstand Galatasaray Mülheim): „Wir lassen uns nicht so leicht unterkriegen und fühlen uns abgeschoben. Über die Informationspolitik des MSS und von Herrn Moseler bin ich enttäuscht. Nach unserer Wahl vor drei Monaten habe ich einen Brief geschickt – keine Reaktion. Nun gibt es die Pläne – wir haben nichts Schriftliches vorliegen. Wir sind in Mülheim kein XY-Verein. Wir haben die zweitbeste Senioren- und die beste Jugendmannschaft, die wahrscheinlich in die A-Jugend-Niederrheinliga aufsteigt. Wir würden unsere Heimat verlieren. Das Lokal und die drei Arbeitsräume haben wir aus Eigenmitteln erst kürzlich renoviert. Unser Ziel ist es, jährlich Galatasaray Istanbul und andere Erstligisten nach Mülheim zu holen. Verlieren wir das Ruhrstadion, müssten wir eventuell sogar unseren Namen wieder abgeben. Galatasaray Istanbul hat damals auch zugestimmt, weil sie das Stadion und unsere Umgebung gesehen und für gut befunden haben. Sollte uns die Stadt nur den Platz an der Von-der-Tann-Straße geben, wäre ich damit nicht einverstanden. Dieser Platz ist sehr schlecht und für unsere acht Mannschaften oft unbespielbar. Er ist nicht landes- und für unsere A-Jugend nicht niederrheinligatauglich. Es gibt keine Zuschauerränge. Nur wenn wir dort ein Klubhaus und einen Kunstrasenplatz kriegen, wäre ich mit einem Umzug einverstanden.“

Renaldo Braun (1. Vorsitzender Mülheimer FC 97): „Ich fordere die Herren Moseler und Cleven auf, sich mit uns kurzfristig in Verbindung zu setzen und uns konkrete Vorschläge zu unterbreiten, wie und wo es mit unserem Verein weitergehen soll. Die Mitglieder haben ein Recht zu erfahren, wie die Zukunft des Vereins aussieht.“

Auszüge aus dem Fanforum des VfB (www.speldorf-fans.de): „So einen gequirlten Mist habe ich selten gelesen. Dem Cleven geht es nur um die Vermarktung der Grundstücke in Speldorf. Ich bin Fan seit Jahren und ich wünsche Euch, dass ihr mit dieser Idee „abkackt“ und dann gibt es keine Rückkehr an die Blötte, wenn es schief läuft, da stehen dann die Reiheneinfamilienhäuser.“ „Wenn das so kommt, gebe ich dem Verein noch wenige Jahre und das war es dann. Ein Stadion wie die Blötte ist genau richtig für Speldorf. Auch dieses Stadion kann so umgebaut werden, dass die Kapazität und Auflagen erfüllt werden. Ich sage voraus, dass es der Untergang vom ganzen Verein sein wird.“ „Bye Bye Speldorf, das wird der Ruin des Vereins.“ „Wenn das alles Realität wird, bin ich richtig stolz. Die Blötte werde ich sehr vermissen. Ich bin Mülheimer und ob an der Blötte oder im Ruhrstadion gespielt wird, ist mir schnuppe. Nur wenn jetzt ein Abstieg folgen würde, was wird dann passieren?“ „Wie soll das denn heißen? Ruhrstadion? Michael-Klauß-Arena? Telba-Park?“

Die Zukunft

Der Sportausschuss beschloss, dass sich sofort eine Planungsgruppe bildet, bestehend aus Mitgliedern aller beteiligten städtischen Ämter und Gremien (MSS, Bauordnungsamt, Tiefbauamt, Schulamt, Feuerwehr, Stadtplanungsamt, Rechtsamt). Diese Planungsgruppe wird in naher Zukunft Verträge und Ausschreibungen erarbeiten, die der Sportausschuss in einer der nächsten Sitzungen absegnen soll. Läuft alles nach Plan, kann der VfB zur Saison 2009/2010 umziehen. Das Problem bis dahin: Der VfB muss so lange in der Oberliga bleiben.
Mülheim und der große Fußball: Das passte jahrzehntelang nicht. Die Idee hat Charme und ist gut. Doch Stadt und VfB müssen noch viel Überzeugungsarbeit leisten. Außerdem hat Galatasaray einen Anspruch auf einen adäquaten Ersatz. Warum das neue Ruhrstadion nicht von zwei Vereinen genutzt werden kann, haben MSS und VfB noch nicht schlüssig begründet. Ist das ein Affront gegen Galatasaray? Dass sich beide Klubs nicht besonders mögen, ist in Mülheim ein offenes Geheimnis.

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13.3.2007
Schiedsrichter bittet um Polizeischutz

Es sollte das große, heiße Spitzenspiel werden. Rot-Weiß Mülheim gegen 1. FC Mülheim – beide Mannschaften wollen in die Bezirksliga aufsteigen, beide können den Spitzenreiter Duisburg 08 noch sehen. Nach der 98. Minute stimmte nichts mehr. In der Nachspielzeit wurde das Spiel beim Stand von 1:1 abgebrochen. Reviersport.de fragte nach: Was war da los?

Schiedsrichter Abdulkerim Tökgür pfiff von Beginn an kleinlich und zückte schnell Gelb. Das Spiel lief ausgeglichen. In der 60. Minute ging Rot-Weiß in Führung. Frank Erward verwandelte einen Foulelfmeter. Danach begann der Reigen der Platzverweise. Tökgür verwies die Rot-Weißen Selami Günel, Daniel Weinbach und Ercan Katircioglu (alle Gelb-Rot) des Feldes. Trainer Joachim Bohra regte sich an der Seitenlinie auf. Auch er sah Rot und musste hinter die Bande. Die Überzahl brachte dem FC nichts. Es blieb beim 1:0.
Kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit streckte Tökgür sechs Finger in die Luft – eine lange Nachspielzeit. In der 98. Minute köpfte FC-Spieler Ferdinand Motto aufs Tor, Frank Erward klärte - vor, auf oder hinter der Linie? Der Schiedsrichter entschied auf „Tor“ – 1:1. Nun rasteten die Rot-Weißen aus. Betreuer und Ersatzspieler liefen aufs Feld – auch Vorstandsmitglieder, um das Schlimmste zu verhindern. Tökgür flüchtete vor der Menge in die Kabine und beendete das Spiel. Zunächst war gar nicht klar, ob der Schiri abgepfiffen oder abgebrochen hatte. Er sagte nichts, bat um Polizeischutz. Die zum Sportplatz geeilten Beamten brachten den Schiedsrichter nach Hause. Der nahm den Spielbericht mit und gab auf dem Weg nach draußen die Gewissheit: Es war ein Abbruch. In Minute 98!

Joachim Bohra (Trainer Rot-Weiß Mülheim): „Der Schiedsrichter hat schon in der ersten Halbzeit fünf Minuten zu lange spielen lassen und für jede Kleinigkeit Gelb gezeigt. In der zweiten Halbzeit bekamen wir die ganzen Platzverweise. Auch ich musste hinter die Bande. Es ist schade, dass am Ende die Situation eskaliert ist. Ich verstehe nicht, warum zu einem solchen Lokalderby nur ein einzelner Schiri kommt und kein Gespann.“

Paco Lopez (Trainer 1. FC Mülheim): „Das Spiel war gar nicht einmal überhart. Rot-Weiß und wir haben uns fair bekämpft. Meine Mannschaft hat es in Überzahl nicht verstanden, aus dem 0:1 ein 1:1 zu machen – mit einem Mann nicht, auch nicht mit zwei und drei. Ob der Kopfball von Ferdinand dann drin war, habe ich nicht gesehen. Ich stand zu weit weg. Leute von uns haben mir geschworen, dass es ein Tor war. Die Rot-Weißen sind ausgerastet, auf den Platz gelaufen und wollten auf den Schiri einschlagen. Meine Spieler waren völlig unschuldig, haben sich aus allem herausgehalten und den Schiedsrichter sogar noch beschützt. Meine Jungs gelten zu Unrecht als undiszipliniert. Wir haben erst eine Rote Karte in dieser Saison bekommen. Nun rechne ich damit, dass wir die Punkte bekommen. Dabei wäre ich auch mit dem 1:1 zufrieden gewesen.“

Dennis Porscha (Torwart Rot-Weiß Mülheim): „Ich stand direkt daneben und ich schwöre: Der Ball war niemals, nie und nimmer hinter der Linie. Der Schiedsrichter stand sehr ungünstig, nämlich außerhalb des Strafraums. Er konnte das nicht beurteilen. Was der gepfiffen hat, war ein Witz. Die Gelb-Rote für Daniel Weinbach war total unberechtigt. Daniel wird an der Mittellinie ganz übel von den Beinen geholt. Jeder hat das gesehen. Daniel sagt kurz „Boah Schiri“ und sieht Gelb-Rot. Der Schiri war der falsche Mann zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort.“

Burim Berisha (Kapitän des 1. FC Mülheim): „Der Ball war ganz klar hinter der Linie.“

Günter Mensak (Platzwart Rot-Weiß Mülheim): „Ich bin der ruhigste und liebste Mensch. Aber das, was der gepfiffen hat, war unglaublich. Ich stand mit meinen Enkelkindern hinter dem Tor, dachte noch: Gut, dass es bald vorbei ist. Dann habe ich genau gesehen, dass der Ball ganz eindeutig nicht drin war. Ich hänge ein Foto vom Schiri in den Kabinengang: Der betritt nicht mehr unsere Platzanlage. Dafür sorge ich.“

Achim Duarte (Betreuer Rot-Weiß Mülheim): „Wenn der Günter schon so etwas sagt, dann muss wirklich viel passiert sein.“

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12.5.2007
Löwen brüllen wieder

Einst begeisterte der 1. FC Mülheim Zehntausende. 2007 besuchten kaum mehr als 100 Zuschauer die Spiele der „Styrumer Löwen“. 1976 kamen Bayer Leverkusen, Alemannia Aachen und Borussia Dortmund zu Zweitligaspielen nach Mülheim. 31 Jahre später hießen die FC-Gegner Tuspo Huckingen II, VfL Wedau und GSG Duisburg. Doch die Löwen brüllen wieder – wenn auch zunächst „nur“ in der Bezirksliga.

Wer die Homepage des FC anklickt und nach 1980 geboren ist, wird sich erst einmal wundern: „Willkommen auf der offiziellen Homepage des erfolgreichsten Mülheimer Fußballvereins“ steht dort. Der FC? Erfolgreich? Ja, das ist richtig! Von 1974 bis 1976 dauerte das Styrumer Intermezzo in der 2. Bundesliga Nord. Einige Spiele der Löwen sind legendär und werden an allen Stammtischen der Stadt zu später Stunde gern ausgepackt. Am 8. Februar 1975 kam Eintracht Frankfurt in der dritten DFB-Pokal-Runde nach Mülheim. Mit den Weltmeistern Grabowski und Hölzenbein. 3:0 siegte die Eintracht. Oder eben die Heimspiele gegen Leverkusen, Aachen und Dortmund. Wer alte Styrumer Zweitliga-Recken wie Ernst Bachmann (heute Sportlicher Leiter beim Bezirksligisten Union Mülheim) oder Herbert Stoffmehl (heute Trainer des A-Kreisligisten RSV Mülheim) um Anekdoten bittet, erhält ganz bestimmt eine lustige Antwort.
Doch während aus Dortmund, Leverkusen und Aachen respektable Erstliga-Größen wurden, verschwand der Mülheimer Traditionsverein in der Bedeutungslosigkeit.
In der Saison 1975/76 wurde dem FC die Lizenz verweigert. Danach zogen vor allem die Lokalderbys gegen den VfB Speldorf zwar immer wieder Tausende ins Ruhrstadion, doch es ging weiter und weiter abwärts. Die Mitgliederzahl sank stetig, die Sponsorenunterstützung blieb aus. Anfang der 90er zog der FC vom großen Ruhrstadion zur heimischen Ascheplatzanlage an der Moritzstraße. Nebenan kaufen die Styrumer im Marktcenter bei Tengelmann an und nebenan spielt Blau-Weiß Mülheim in der Bundesliga der Sportkegler. 1998 folgte der Fall in die Bezirksliga und 2001 schließlich in die Kreisliga A. Der FC in der Fußballprovinz.
Auch Manfred und Detlef Weides kennen so einige Geschichten über „ihren“ FC. In den schwersten Stunden der Löwen in den 90ern übernahmen sie das Ruder – Manfred als 1. Vorsitzender, Detlef als Geschäftsführer. Manfred Weides hat das größte private Sportarchiv Mülheims in seiner Wohnung. Detlef Weides sorgt für den kompletten Verein. Kein Tag vergeht, an dem er nicht mit dem dicken Schlüssel in der Hand über den Platz an der Moritzstraße spaziert. Er ist der Architekt des klitzekleinen Aufschwungs des 1. FC Mülheim.
Im Sommer 2004 musste beim FC wieder einmal eine Entscheidung getroffen werden. Die Sponsorenzahl ging weiter nach unten, für Einsatz- und Siegprämien war kein Geld mehr in der Kasse. Der Mülheimer Stadtteil Styrum gilt seit Jahrzehnten als der Arbeiter-Stadtteil mit einem hohen Migrationsanteil. „Unsere alten Sponsoren gibt es nicht mehr. Sie haben ihre Läden und Firmen geschlossen. Viele Geschäfte“, sagt Detlef Weides, „sind heute fest in türkischer Hand. Da kommen wir nicht dran.“ Drei Bandenwerbungen – das ist die komplette Ausbeute. Der Rest – wenn er sich engagiert – unterstützt lieber den Stadtteil-Rivalen Galatasaray Mülheim.
Kein Geld mehr beim FC. Was tun? In dieser Lage entschied Weides, die komplette A-Jugend von Galatasaray zur Moritzstraße zu locken. Junge Spieler, die fast alle in Styrum wohnen. Mit wenigen erfahrenen Zugängen und Spielern aus der eigenen Jugend entwickelte sich eine Mannschaft, die hintereinander überraschend die Plätze acht (Saison 2004/2005) und vier (2005/2006) erreichte.
Doch nicht alle Löwen konnten sich mit dem neuen Weg identifizieren. Nur noch 50 passive Mitglieder unterstützen den Klub, der vor drei Jahrzehnten Zehntausende begeisterte. „Ausländer-Verein“ war ein Urteil, das Detlef Weides nicht nur einmal hörte. Vor der Saison galt der FC bei allen A-Kreisligisten als Mitfavorit. Zurecht. Der FC spielte unter Führung von Trainer Paco Lopez viele Gegner an die Wand. Diszipliniert, technisch stark, extrem torgefährlich: Mit dieser Mischung gelang dem jungen Styrumer Team der Aufstieg bereits am drittletzten Spieltag. Symptomatisch das letzte Ergebnis: 5:0 gegen die GSG Duisburg. Entscheidende Einzelspieler: Torjäger Burim Berisha, der als A-Jugendlicher Verbandsliga-Erfahrung in Speldorf sammelte, erzielte 21 Tore. Noch wichtiger war Kamel Bdioui, der als zweikampfstarker Spielmacher im defensiven Mittelfeld die Fäden zog. Zum Kader gehören Spieler aus Deutschland, Albanien, Tunesien und der Türkei. Trainer Lopez ist Spanier. Eine Multikulti-Truppe, die zum Verein und zum Stadtteil passt. Weides: „Der Aufstieg ist für mich keine Genugtuung. Aber eine Bestätigung dafür, dass der Weg, den wir gegangen sind, richtig war.“
Die Löwen brüllen wieder.
Doch wie geht es weiter? Detlef Weides plant, kennt aber die Schwierigkeiten. Auch durch den Aufstieg wird die Mitgliederanzahl nicht steigen. Mit einer größeren Anzahl an Sponsoren rechnet er auch nicht. „In unserer Situation ist in der Bezirksliga Feierabend.“ Nicht geldgierig, jung, Bezug zum Stadtteil – das ist das gewünschte Spielerprofil des FC. Einer holte sich gar bei der Aufstiegsfeier einen Anpfiff von Weides ab. „Er kam zu mir und wollte Geld haben. Da habe ich ihm sofort gesagt: Das kannst du vergessen.“ Trainer Lopez hat keine Angst vor der Bezirksliga. „Viele von uns spielen zum ersten Mal in dieser Liga. Deshalb sind sie besonders motiviert. Sie lernen neue Gegner kennen und sind die Außenseiter. Diese Rolle wird uns liegen.“ Aber Lopez weiß: „Das zweite Jahr wird viel schwieriger.“
In der Mülheimer Fußballszene wird der FC wieder beachtet. Nur Oberligist VfB Speldorf und wahrscheinlich der künftige Landesligist TSV Heimaterde stehen über den Löwen. Stadtteil-Rivale Galatasaray steigt vermutlich in die Bezirksliga ab. Außerdem in der Liga: Union Mülheim, Mülheim 07 und Tuspo Saarn. Etwas andere Lokalderbys, etwas mehr Zuschauer als zu Kreisliga-Zeiten.
Doch Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen und Alemannia Aachen werden wohl nie wieder gegen die Styrumer spielen.
Das bleiben einfach nur schöne Erinnerungen.

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27.5.2007
Galatasaray gegen Mönchengladbach in der Pflicht

Wochenlang sah Galatasaray Mülheim wie der sichere Absteiger in die Bezirksliga aus. Fünf Trainerwechsel, zwei komplett verschiedene Vorstände, acht Punkte Abzug nach Formfehlern: Das ist die Bilanz eines Absteigers. Doch mit einem furiosen Endspurt rettete sich Gala in die Relegation. Erster Gegner ist Fortuna Mönchengladbach (Montag, 15 Uhr, Von-der-Tann-Straße in Mülheim).

Das erste Relegationsspiel zwischen Fortuna Mönchengladbach und Helene Essen endete 1:1. Das bedeutet: Bei einem Unentschieden bleibt alles offen. Der Verlierer des Spiels steigt ab. Der Essener Trainer Oliver Vössing hat – wie reviersport.de berichtete – ankündigt, das Spiel mit der kompletten Mannschaft zu verfolgen. Zum Revierderby zwischen Essen und Mülheim kommt es am Donnerstag um 19.30 Uhr. Nur der Erste der Gruppe schafft den Klassenerhalt.

Der Gegner

Bei Fortuna Mönchengladbach sitzt der Schock über das Ausgleichstor in der 90. Minute im Spiel gegen Essen tief. Dieses Tor passt in die miserable Saison-Endphase der Fortuna. Der Aufsteiger startete passabel in die Saison und stand zwischenzeitlich sogar auf Platz eins. Doch als sich Torjäger Markus Kleff verletzt, ging es ganz, ganz steil abwärts. Sieben Spieltage vor Schluss schien der Klassenerhalt dennoch zum Greifen nah: Die Fortuna hatte bereits 28 Punkte gesammelt. Doch dann verschwand das Glück. Ein paar Kilometer weiter verspielte die Borussia kläglich den Klassenerhalt in der Bundesliga. Und die Fortuna? Sie verlor sieben Spiele in Folge bei einer Tordifferenz von 4:22. Zwischendurch trat Aufstiegstrainer Emil Neunkirchen zurück und machte Platz für Fußball-Obmann Siggi Finken. Doch auch diese letzte Maßnahme brachte nichts.
Für die Relegation griff Finken auf ein bewährtes Mittel in Krisensituationen zurück. Er fragte bei den Alten Herren an. Drei Routiniers stellten sich zur Verfügung – zum Beispiel Libero Markus Frentzen, der im Spiel gegen Helene prompt eine gute Leistung zeigte. Die Gladbacher boten ihre beste Vorstellung seit zwei Monaten. Das macht ihnen auch Mut für das Spiel auf dem kleinen Ascheplatz in Mülheims Arbeiter-Stadtteil Styrum. Aber: Torjäger Kleff ist immer noch verletzt.

Die Einstellung von Galatasaray

Drei Vorstandsmitglieder – darunter der Vorsitzende Turgut Karadag – und Kapitän Hakan Turna schauten sich das erste Relegationsspiel an. Das Urteil: „Wir können beide Gegner schlagen“ (Turna), „Wir dürfen keine Mannschaft unterschätzen. In Endspielen ist immer eine besondere Atmosphäre“ (Karadag). Zur Mitgliederversammlung am Pfingstsonntag lud Karadag etliche türkische Geschäftsleute ein, um Siegprämien für die Spieler zu sammeln. Trainer Ahmet Kocaoglu, der während seines Türkei-Urlaubs von A-Jugend-Coach Ahmet Günaydin vertreten wurde, ist wieder da. Weil Günaydin aber alle drei Spiele mit der „Ersten“ gewann, stellt der erst einmal die Mannschaft auf. Kocaoglu steht zwar auch an der Seitenlinie, hält sich aber zurück.
Fakt ist: Der Verlierer des Spiels steigt ab. „Wir stehen vor einer großen Kulisse unter ganz besonderer Beobachtung, dürfen uns nichts erlauben und nicht provozieren lassen“, sagt Kapitän Turna. „Darauf werden wir uns gezielt vorbereiten.“

Die Form von Galatasaray

Scheinbar rechtzeitig ist Gala in Form gekommen. Die letzten beiden Landesligaspiele gewannen die Mülheimer leicht und locker (6:0 beim SC Bocholt 26, 3:0 gegen TuB Bocholt) und erreichten den Last-Minute-Einzug in die Relegation. Die gewünschte Stamm-Formation hat sich kurz vor Saisonende gefunden. Der ehemalige nigerianische U17-Nationaltorwart Ike Onukogu steht zwischen den Pfosten. Vor Libero, Kapitän und Integrationsfigur Hakan Turna räumen die Manndecker Ergin Altinay und Daniel Colic auf. Das ist nicht sehr modern, aber eben erfolgreich. Im defensiven Mittelfeld ist der A-Jugendliche Rusen Karayel erste Wahl, der trotz seines jungen Alters schon sehr abgeklärt wirkt. Im TuB-Spiel gelang ihm per Kopfball die Vorentscheidung zum 2:0.
Unverzichtbar ist der 19-jährige Musa Alikilic, der vor zwei Wochen beim Oberligisten VfB Speldorf vorspielte. Technisch stark, gutes Auge, torgefährlich: so spielt das Galatasaray-Eigengewächs mit der „10“ auf dem Rücken. Ebenfalls Stamm: Murat Eraslan, der kampfstarke „Bulle vom Bosporus“ – so rufen ihn die Gala-Fans. Die Tore schießen sollen der quirlige Dribbelkünstler Selim Akbas und der eiskalte Ahmet Aksoy. Um die beiden restlichen Plätze bewerben sich acht weitere Spieler. Darunter sind vier aus der erfolgreichen A-Jugend, die in der Leistungsklasse Platz eins erreichte und die Grundlage für den Niederrheinliga-Aufstieg lieferte.
Fortuna setzt aufs Alter – Gala auf die Jugend.
Ein 17-Mann-Kader: Das gab es noch nie in dieser Saison. Oft hatten die diversen Trainer weniger als drei Auswechselspieler. Dass sich die Mannschaft inzwischen gut versteht, zeigte sie eindrucksvoll im Kreispokalspiel beim Kreisliga-A-Achten RWS Lohberg. Das Ergebnis: 13:2 für Galatasaray. Jeweils vierfache Torschützen: Aksoy und Alikilic. Akbas traf dreimal. Ein Tor steuerten Eraslan und der A-Jugendliche Bayram Kaynak bei.

Die Probleme von Galatasaray

Normalerweise hätte Galatasaray die Relegation gar nicht spielen müssen. Gala wurden acht Punkte abgezogen, weil zwei Akteure nicht spielberechtigt waren – ein vermeidbarer Fehler. Ohne diesen Punktabzug hätte Gala die Saison auf Platz zwölf beendet. Ein weiteres Problem: Rote Karten. Ergin Altinay und Murat Eraslan fielen in der entscheidenden Phase wochenlang aus. Hakan Turna sah zweimal in Folge die Gelb-Rote Karte – ohne den Kapitän gingen wichtige Spiele verloren. Stürmer Burhan Erkis ist immer noch gesperrt.
Nach Saisonende wird sich das Team in alle Richtungen verstreuen. Die zahlreichen Trainerwechsel und das Chaos haben etliche Spieler abgeschreckt, noch ein Jahr dranzuhängen. Kapitän Turna zieht es zum Landesligisten TuRa 88 Duisburg. Das ist der größte Verlust. „Ich will andere Luft atmen und ein bisschen mehr Ruhe haben“, sagt Turna, der seit fünf Jahren das Galatasaray-Trikot trägt. Ahmet Aksoy kündigte nach dem Pokalspiel in Lohberg an, zu einem Duisburger Verein zu wechseln. Musa Alikilic trainierte nicht nur bei Speldorf, sondern bei etlichen höherklassigen Klubs. „Wir werden uns bis zum letzten Moment zerreißen. Dafür werde ich sorgen“, sagt Kapitän Turna. Auch der Vorsitzende Turgut Karadag hofft: „Wir haben zuletzt einiges getan. Jetzt sind die Spieler dran, sich zu bedanken.“
Passend zur Final-Atmosphäre wird es – beim Blick zum Himmel keine überraschende Vorhersage – eine Schlammschlacht. Karadag erwartet 500 Zuschauer. Der kleine Ascheplatz wird aus allen Nähten platzen.

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Diese Seite wurde erstellt am 28.5.2007
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