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7.8.2006
"Für harte Arbeit
belohnt worden"
OBERLIGA
Bonner SC – VfB Speldorf 0:1 (0:0)
Die Aufforderung der Fans
nach dem Abpfiff war eindeutig. „Hin-set-zen, Hin-set-zen“ ertönte
von der Gegentribüne im großen Bonner Sportpark Nord. So richtig
konnte kein Mülheimer glauben, dass der VfB Speldorf das Oberliga-Auftaktspiel
beim Bonner SC mit 1:0 (0:0) gewonnen hatte. Die „Humba“ auf dem Platz,
im VIP-Raum zu vernehmende Gesänge aus der Speldorfer Kabine, Bier
auf der Rückfahrt im Mannschaftsbus – ausgelassener hätte die
Stimmung nicht sein können.
„Wir sind für sechs
Wochen harte Arbeit belohnt worden“, sagte Kapitän Andreas Egler.
Das traf besonders auf Trainer Piero Lussu zu. Der Offensiv-Fanatiker hatte
sein Team diesmal sehr defensiv eingestellt. Bei Bonner Angriffen postierten
sich alle elf Speldorfer Spieler in der eigenen Hälfte. Dieses Konzept
ging auf. „Auswärts ist es normal, dass man taktiert. Meine Philosophie
bleibt die Offensive“, sagte Lussu. Der letztjährige Tabellenzweite
verlor schnell die Lust am Spiel. Für die 600 Zuschauer aus Bonn war
es ein über 90 Minuten langweiliger und trostloser Kick. Die Speldorfer
dagegen fanden ruck, zuck Gefallen am Spiel. Die Dreier-Abwehrreihe und
die drei (!) „Sechser“ im Mittelfeld räumten ab und waren sehr zweikampf-
und laufstark. „Wir haben sehr konzentriert gespielt“, sagte Egler, der
sein Team unermüdlich anpeitschte. Die drei offensiven Mittelfeldspieler
und der einzige Stürmer Sergii Tytarchuk sorgten für Entlastung.
Diese Taktik reichte für zwei hundertprozentige Torchancen. In der
ersten Halbzeit schoss Tytarchuk vorbei (33.), in der zweiten versenkte
der gerade eingewechselte Said Daftari (65.). In der Schlussphase spielten
die Speldorfer mehrere aussichtsreiche Konter nicht konzentriert genug
zu Ende. Sonst wäre sogar ein 2:0 möglich gewesen.
Als die Speldorfer Fans
mit den Spielern zur „Humba“ hüpften, war die Haupttribüne längst
leer. Der Aufstiegsaspirant aus Bonn spielte schwach, ideenlos und verpatzte
den Start total. Während der Pressekonferenz erwies sich Speldorfs
Trainer Piero Lussu als Gentleman: „Bonn ist zwar gestolpert, wird in der
Meisterschaft auf lange Sicht oben mitspielen.“ Sein Kollege Reinhold Fanz
verdrehte die Augen, Bonns Vereinspatron Hans Viol brummelte nur: „Keine
Stürmer...“
Am Mittwoch um 19 Uhr empfängt
der VfB am Blötter Weg den ETB Schwarz-Weiß Essen. Trainer Lussu,
Manager Michael Klauß und die VfB-Mannschaft rechnen in diesem Revierderby
mit einem vollen Haus. „Es besteht für uns kein Grund, euphorisch
zu sein“, sagte Lussu. Er hat in der Kabine bestimmt nicht mitgesungen...
Aufstellung
VfB: Nijhuis – Flöth,
Schmugge, Synowiec – Mansfeld, Egler, Kurt – Theißen (54. Jablonski),
Schirru (59. Ferreira), Krakala (54. Daftari) – Tytarchuk. Trainer: Lussu
Tor: 0:1 Daftari (65.).
Stimmen
Piero Lussu (Trainer
VfB Speldorf): „Ich bin sehr zufrieden mit diesem überraschenden
Sieg. Meine Mannschaft hat sehr diszipliniert gespielt und kaum Chancen
zugelassen. Sie hat alles abgerufen, was in ihr steckt. Für mich ist
ein Traum in Erfüllung gegangen, vor allem nach der durchwachsenen
Vorbereitung, in der alles schief gelaufen ist. Wir haben glücklich,
aber nicht unverdient gewonnen. Es gibt für uns keinen Grund, euphorisch
zu sein. Die Meisterschaft ist kein Sprint, sondern ein Marathon.“
Reinhold Fanz (Trainer
Bonner SC): „Speldorf stand mit zehn Mann in der eigenen Hälfte,
meine junge Mannschaft hat sich dagegen sehr schwer getan, sie beherrscht
das nicht. Auch die Standardsituationen stimmten nicht. Die erfahrenen
Spieler haben uns sehr gefehlt, wir haben noch viel Arbeit vor uns.“
Andreas Egler (Kapitän
VfB Speldorf): „Wir haben uns viel vorgenommen und sind mit einem positiven
Ergebnis gestartet. Mit ein bisschen mehr Kaltschnäuzigkeit hätten
wir das zweite Tor nachlegen können. Nach dem Sieg war die Stimmung
in der Kabine zurecht ausgelassen. Ich glaube aber nicht, dass eine negative
Euphorie entsteht. Wir haben einige erfahrene Spieler in der Mannschaft,
die darauf Acht geben.“
OBERLIGA
VfB Speldorf – ETB Schwarz-Weiß Essen 2:1 (1:1)
85. Spielminute, das Telefon des Journalisten klingelt. „Ja bitte?“ „Wo bist du gerade?“ „Fußball! VfB Speldorf gegen ETB Schwarz-Weiß Essen, steht 1:1! Unverdient für Speldorf. Doch warte mal...“ Auf dem Rasen: Ein Konter für den VfB, ein Traumpass von Marco Ferreira und Sergii Tytarchuk schnickt den Ball zum 2:1 ins lange Eck. „Das gibt’s nicht.“
Kurz vor dem Anpfiff: Die
Schlange vor dem Kassenhäuschen am Blötter Weg ist lang. Bevorzugt
beim Revierderby: Sitzplatzkarten. Es nieselt. Speldorfs Betreuer Christian
Bovermann spaziert über die Stehstufen. „Wer hat das Wetter mitgebracht?
Sonst wären noch 300 Leute mehr hier!“ 900 Zuschauer kommen. Für
einen Mittwochabend eine beachtliche Zahl. Kurz nach dem Abpfiff: Einige
Speldorfer Fans stehen noch am Tresen, bei der Pressekonferenz ist der
Saal pickepackevoll – weniger mit Presse, sondern mehr mit VIPs und ganz
normalen Fans, die sich die Statements der Trainer anhören. Draußen
ist es dunkel. Zwei Halbzeiten und 15 Minuten Pause eines kuriosen Fußballspiels
liegen zwischen diesen beiden Szenen.
Kurios war der Spielverlauf
allerdings nicht, sondern nur das Ergebnis. Die Essener bestimmten die
komplette Zeit das Tempo. Die Abwehr um Christian Petereit stand sicher,
Thomas Puschmann führte vor der Abwehr gut Regie, im Mittelfeld wirbelten
Manuel Schulitz, Björn Grallert und Bilal Lekesiz. In der Ecken-Statistik
lag ETB am Ende mit 14:2 (!) vorn und in der Chancenbilanz hatten die Essener
auch einen meilenweiten Vorsprung. Ein klarer und deutlicher Erfolg wäre
die logische Konsequenz gewesen.
Doch das erste Tor erzielte
nicht ETB, sondern Speldorf. Einen Freistoß-Hammer von Rafael Synowiec
konnte ETB-Torwart Marcel Johns nicht festhalten. Er klatschte den nassen
Ball zur Seite ab. Die folgende Flanke von Said Daftari lenkte ausgerechnet
der Ex-Essener Sergii Tytarchuk per Kopf zum 1:0 ins Netz (19.) – eine
Chance, ein Tor. Zu diesem Zeitpunkt hätte ETB schon mit 3:0 führen
müssen. Yusuf Kaba (3.), Thomas Puschmann (10.) und Sascha Wolf (15.)
vergaben jedoch. Erst in der 33. Minute traf ETB. Als die Bogenlampe von
Bilal Lekesiz im langen Eck einschlug, wunderte das niemanden. Es war hochverdient.
Die Speldorfer wehrten sich,
so gut sie konnten. Technisch waren sie aber eine ganze Klasse schlechter.
Viele Fehlpässe und Missverständnisse – offensiv fand der VfB
nicht statt. Dabei hatte Trainer Piero Lussu im Gegensatz zum Bonn-Spiel
mit Torsten Jablonski sogar einen zweiten Stürmer eingesetzt. Je länger
das Spiel dauerte, desto mehr lag das zweite Essener Tor in der Luft. Zweimal
klärte Rafael Synowiec in höchster Not im Fünf-Meter-Raum
(60./63.), nach einem Kopfball von Christian Petereit kratzte Andreas Mansfeld
den Ball von der Linie (65.). Und wenn der Ball aufs Tor flog, stand der
formidable VfB-Torwart Gregor Nijhuis im Weg. Seine größte Glanztat
schaffte er gegen Bilal Lekesiz (78.). Die grün-weißen Fans
zitterten dem Abpfiff entgegen. Vier Punkte aus zwei Spielen, eine optimale
Bilanz – doch es kam noch besser. Der eingewechselte Ferreira schickte
Tytarchuk auf die Reise. Und der verpasste seinem Ex-Klub den K.o.
Während die Essener
erhobenen Hauptes den Blötter Weg verließen, träumt der
VfB nun von der Tabellenführung. Am Sonntag fahren die Grün-Weißen
zum miserabel gestarteten Schlusslicht Union Solingen (15 Uhr, Hermann-Löns-Weg),
am Freitag, 18. August, kommt Aufsteiger SSG Bergisch-Gladbach um 19 Uhr
nach Mülheim. Vier Spiele, vier Siege: Ein solcher Traumstart ist
nicht mehr unwahrscheinlich.
Aufstellungen
VfB Speldorf: Nijhuis – Synowiec,
Schmugge, Flöth – Mansfeld, Egler, Kurt – Schirru (61. Krakala), Daftari
(46. Ferreira) – Jablonski (72. Ulrich), Tytarchuk. Trainer: Lussu.
SW Essen: Johns – Jost,
Petereit, Hupperts – Puschmann – Schulitz, Grallert (89. Skrzypczyk), Lekesiz,
Schikora – Kaba, Wolf. Trainer: Kontny.
Tore: 1:0 Tytarchuk (19.,
Vorlage Daftari), 1:1 Lekesiz (33., Grallert), 2:1 Tytarchuk (86., Ferreira).
Zuschauer: 900.
Schiedsrichter: Bremkes
(Recklinghausen)
Stimmen
Piero Lussu (Trainer VfB
Speldorf): „Das war das Phänomen Fußball pur. Essen war
die tonangebende Mannschaft, ich muss Schwarz-Weiß eine Super-Leistung
bescheinigen. Das ist eine tolle Mannschaft, die sich toll präsentiert
hat. ETB hätte den Sieg verdient gehabt. Diese Mannschaft hat sehr
viel Zukunft. Wir hatten das Glück des Tüchtigen und den Fußball-Gott
auf unserer Seite. Wir haben mehr als glücklich mit 2:1 gewonnen,
doch ich möchte mich nicht entschuldigen für diesen Sieg. Wir
haben selbst stark gespielt, sind bis zum äußersten gegangen
und haben aus zweieinhalb Chancen zwei Tore erzielt. In der vergangenen
Saison waren wir oft besser und haben keine Punkte geholt. Jetzt hat sich
das scheinbar gedreht.”
Frank Kontny (Trainer
ETB Schwarz-Weiß Essen): „Das ist bitter. Wir waren gut vorbereitet
auf den Gegner, haben ein sehr gutes Spiel gemacht. Jeder, der heute da
war, weiß: So brutal kann Fußball sein. Aus vielen Chancen
haben wir nicht den Führungstreffer erzielen können, auch nicht
aus den vielen Standards – das sind meine Kritikpunkte. Sergii Tytarchuk
hätte ich gern bei uns gehalten.“
Klaus Wörsdörfer
(1. Vorsitzender VfB Speldorf): „Zehn Minuten vor dem Abpfiff habe
ich noch gesagt, dass ich froh bin, wenn es beim Unentschieden bliebe.“
OBERLIGA
VfB Speldorf - SSG Bergisch Gladbach 2:1 (0:0)
VfB-Fan Michael war sich ganz sicher: „Morgen werde ich zuerst den WDR-Videotext einschalten. Seite irgendwie, Tabelle Oberliga. Das wird auf dem Handy und dem Computer mein Hintergrundbild.“ Der VfB Speldorf ist Tabellenführer der Oberliga Nordrhein! Zwar nur am vierten Spieltag und auch nur für 19 Stunden – aber für den kleinen Verein aus einem Mülheimer Vorort ist das eine feine Sache.
Es war ein Spiel ganz nach
dem Geschmack der grün-weißen Fans. Freitagabend und Flutlicht
– unter diesen Bedingungen ist der VfB ohnehin schwer zu schlagen. Ein
Gegentor – das macht keinen Speldorfer verrückt. Und ein Tor kurz
vor Schluss? Das klappte nicht nur beim 2:1-Heimsieg im ersten Heimspiel
gegen ETB Schwarz-Weiß Essen, sondern auch am Freitag gegen Aufsteiger
SSG Bergisch-Gladbach. Und was war das für ein Geschoss, das Marco
Ferreira in Minute 89 abfeuerte. Elegant ließ er zwei Spieler aussteigen,
nahm genau Maß und schlenzte das Leder aus 20 Metern Entfernung mit
dem Innenrist in den rechten Torknick. „Sensationell“, schwärmte VfB-Trainer
Lussu. „Ein Sonntagsschuss“, sagte SSG-Coach Lars Leese.
Leese kam als Geburtstagskind
zum Blötter Weg und schlich um 22.30 Uhr enttäuscht in den Mannschaftsbus.
Sein Team hatte sich tapfer gewehrt, erfüllte über weite Strecken
die taktischen Vorgaben, fuhr aber mit leeren Händen nach Hause. Wie
sahen die taktischen Vorgaben aus? Die Gäste spielten defensiv und
versuchten, schnell zu kontern. Das ging gut. Lediglich in den zehn Minuten
vor der Pause geriet Bergisch Gladbach unter Druck. Zudem ließ der
Aufsteiger viele, viele Standardsituationen zu. Die Eckenbilanz betrug
am Ende 13:2 für die Speldorfer – 6:0 zur Pause. In der Chancenstatistik
sah das etwas anders aus. Zwar schossen beide Teams ab und zu aufs Tor,
eine hundertprozentige Möglichkeit war jedoch nicht dabei.
Das änderte sich unmittelbar
nach dem Wechsel. Die 800 Zuschauer hatten noch gar nicht Platz genommen,
da hieß es 0:1. Linksverteidiger Martin Kwoczala war bis an die Grundlinie
aufgerückt. Seine Flanke verwertete Sükrü Ayranci per Kopf.
Der VfB erhöhte den Druck. Lussu brachte mit Damiano Schirru und Dennis
Rommel zwei offensive Spieler (54.). Der Ausglich fiel nur kurze Zeit später.
Einen Freistoß von Sergii Tytarchuk verlängerte Dennis Rommel
per Kopf auf Christian Flöth. Der Innenverteidiger brachte den Ball
mit einem Fallrückzieher aufs Tor. Der sonst starke SSG-Keeper Sven
Forsbach konnte die Kugel nur abklatschen, Marco Ferreira staubte ab –
1:1 (63.). Die Marschroute der Grün-Weißen war schnell zu sehen:
Kein Torjubel, Ferreira holte den Ball aus dem Netz. Doch danach wurde
es ruhig. Die Speldorfer zogen sich zurück. Fast wäre das komplett
schief gegangen. In der 75. Minute köpfte Ayranci an den Pfosten –
das wäre der K.o. gewesen. Es blieb spannend. Sechs Minuten vor Schluss:
Egler flankt, Rommel köpft und Forsbach hält. Eine Minute vor
Schluss: Ferreira! Der Speldorfer Spielmacher ist eine Klasse für
sich.
Mit zehn Punkten nach vier
Spielen hatte kein Speldorfer gerechnet. Bereits am Mittwoch (19 Uhr) reisen
die Grün-Weißen zum vorgezogenen Spitzenspiel ins Stadion Sonnenblume
zur SSVg Velbert. SSVg-Trainer Frank Kurth schaute sich seinen Ex-Klub
persönlich an. Vom Speldorfer Vorsitzenden Klaus Wörsdörfer
wurde er mit einer Umarmung begrüßt. Kurth hat eine selbstbewusste
VfB-Mannschaft gesehen, die im Moment durch Laufbereitschaft und Ehrgeiz
überzeugt. Am Mittwoch kehrt der Top-Torjäger zurück. Krzysztof
Benedyk hat seine Sperre abgesessen.
Wie wird der Videotext wohl
am Mittwochabend aussehen?
Aufstellung
VfB: Nijhuis – Synowiec,
Schmugge, Flöth – Mansfeld, Egler, Kurt – Daftari (54. Rommel), Ferreira,
Krakala (54. Schirru) – Tytarchuk. Trainer: Lussu
SSG: Forsbach – Brüggemann,
Steinhausen, Ihle, Kwoczala – Schnickmann (46. Fischer / 78. Eumann), Sieah,
Balduan, Pütz – Ayranci, Calianu (72. Scheiner). Trainer: Leese
Tore: 0:1 Ayranci
(50., Vorarbeit Kwoczala), 1:1 Ferreira (63., Flöth), 2:1 Ferreira
(89,, -).
Zuschauer: 800
Schiedsrichter: Marco
Cremer (Lennestadt)
Stimmen
Piero Lussu (Trainer VfB
Speldorf): „Der Sieg war glücklich, aber meiner Meinung nach nicht
unverdient. Bergisch Gladbach hat sich hervorragend vorgestellt bei uns.
Wer Kleve mit 2:0 besiegt, der hat ein gewisses Kaliber. Für uns war
es schwer, diesen Gegner einzuordnen, wir kannten die Mannschaft überhaupt
nicht. Leider konnte ich die Mannschaft nicht so aufstellen, wie ich es
vorhatte, denn während der Woche haben sich Stefan Janßen, Torsten
Jablonski und Christoph Ulrich verletzt abgemeldet. Wir haben oft zu umständlich
gespielt, wir haben mehr reagiert als agiert. Insgesamt war es dennoch
fußballerisch eine bessere Leistung als in den ersten beiden Spielen.
Matchwinner war Marco Ferreira, der immer für ein Kunsttor gut ist.
Das zweite Tor war sensationell.“
Lars Leese (Trainer SSG
Bergisch Gladbach): „Glückwunsch an Speldorf für den Sieg.
Ich habe ein sehr intensives Spiel gesehen. Unsere Taktik ist in den ersten
35 Minuten aufgegangen. Wir haben hinten gut gestanden und konnten vorn
Nadelstiche setzen. Speldorf kam nur bei Standards nach vorn. Und dann
kam es so, wie ein Spiel für einen Aufsteiger läuft, der noch
Lehrgeld bezahlt. Durch einen Sonntagsschuss in den Winkel haben wir noch
verloren. Eine glatte rote Karte war für mich das Foul von Andreas
Egler an Daniel Fischer, den ich wieder auswechseln musste. Vorher haben
die Speldorfer noch ,Putz ihn weg’ gesagt. Das macht man nicht.“
Klaus Wörsdörfer
(1. Vorsitzender des VfB Speldorf): „Für 1. Vorsitzende sind solche
Spiele nix.“
Andreas Egler (Kapitän
VfB Speldorf): „Das war für mich ein normales Foul. Ich habe auch
nicht ,Putz ihn weg’ gesagt.“
Stefan Janßen (Co-Trainer
VfB Speldorf): „Gegen ETB haben wir glücklich gewonnen, diesmal
war es hochverdient. Aber wenn der Kopfball von Bergisch Gladbach nicht
an den Pfosten, sondern reingeht, dann verlieren wir das Spiel sogar. Sensationell
war die Vorlage von Christian Flöth per Fallrückzieher vor dem
1:1. Ich habe direkt Klaus Fischer zum Training eingeladen, damit er sich
angucken kann, wie es wirklich geht.“
OBERLIGA
Seit Mittwoch ist das Revierderby in der Oberliga Nordrhein zwischen dem VfB Speldorf und Rot-Weiß Oberhausen ausverkauft. 2500 Zuschauer kommen ins Mülheimer Stadion am Blötter Weg. Vor dem Speldorfer Fußball-Feiertag sprach revierkick.de mit Speldorfs Trainer Piero Lussu über Gegner RWO, das Spielsystem und Lussus Ziele bis zur Winterpause.
revierkick.de: Für
die Fans ist das Revierderby heute das Spiel des Jahres. Für Sie auch?
Piero Lussu: Auf
jeden Fall. Ich selbst habe eine enge Beziehung zu Rot-Weiß Oberhausen,
weil ich dort von 1973 bis 1976 selbst gespielt habe. Ich verfolge den
Werdegang des Vereins bis heute. Deshalb freue ich mich riesig auf dieses
Spiel. Das ist ein Highlight für uns alle gegen ein Topteam vor ausverkauftem
Haus.
Zur Person: Piero Lussu ist 55 Jahre alt und übernahm im Juli 2004 die Trainingsleitung beim VfB Speldorf. Als aktiver Fußballer bestritt der Italiener 68 Zweitligaspiele für Rot-Weiß Oberhausen und die SG Wattenscheid 09. Trainer ist Lussu seit 20 Jahren. Bevor er das VfB-Team übernahm, betreute er den VfB Bottrop, Sterkrade 06/07 und Adler Osterfeld. Lussu wohnt mit seiner Familie in Bottrop.
revierkick.de: Wie
war das Training während der Woche? Mussten Sie die Mannschaft bremsen?
Lussu: Die Mannschaft
war besonders motiviert, sie freut sich auf diese Herausforderung. Am Montag
hatte sie schon einen übertriebenen Ehrgeiz, da musste ich sie tatsächlich
abbremsen. Das ist auch klar, weil jeder dabei sein will. Wenn vor diesem
Spiel einer nicht stimuliert wäre, wäre er auch fehl am Platz.
"Ganz ohne Chance sehe ich uns nicht"
revierkick.de: Sie
haben RWO zweimal beobachtet. Was hat Ihre Analyse ergeben?
Lussu: Im Spiel gegen
Kleve habe ich eine überragende Leistung von RWO gesehen, gegen MSV
Duisburg II einen Pflichtsieg. Aber ich weiß, wie schwierig es ist,
gegen Mannschaften von unten anzutreten. RWO ist auf jeder Position hervorragend
besetzt. Terranova ist ein überdurchschnittlicher Spieler, genauso
Aksoy, Robben, Narewsky, Reichert und die komplette Defensive. Wir müssen
eine außergewöhnliche Leistung bringen, also 100 Prozent und
mehr. Dann ist auch für uns etwas möglich, ganz ohne Chance sehe
ich uns nicht. Gerade gegen solche Gegner haben wir in der vergangenen
Saison nicht schlecht ausgesehen.
revierkick.de: Werden
Sie für dieses Spiel Ihr System ändern?
Lussu: Nein, wir
behalten unsere Taktik bei, wir spielen unser Spiel. Wir wollen allen Zuschauern
einen Unterhaltungswert bieten. Die bessere Tagesform wird entscheiden.
revierkick.de: Wie
ist die personelle Situation beim VfB. Kann Andreas Egler spielen?
Lussu: Seit Montag
trainiert Andreas Egler wieder voll mit. Um heute aufgestellt zu werden,
muss man zu 100 Prozent topfit sein. Ich werde keinen Spieler bringen,
der nur 70, 80 Prozent hat. Probleme gab es bei Christian Flöth und
Christoph Ulrich. Sie sind umgeknickt und konnten nicht komplett mitmachen.
"Jeder konnte seinen Gegenspieler beobachten. Das war wichtig, damit kein Respekt aufkommt."
revierkick.de: Wie
haben Sie die spielfreie Woche verbracht?
Lussu: Vor einer
Woche haben wir uns das Spiel von Rot-Weiß Oberhausen gegen MSV Duisburg
II komplett angeschaut. Alle waren auf der Tribüne präsent. Jeder
konnte seinen Gegenspieler beobachten. Das war wichtig, damit kein Respekt
aufkommt.
revierkick.de: Das
letzte Spiel vor zwei Wochen gegen Homberg endete 5:0. Kam die kurze Pause
deshalb ungelegen?
Lussu: Nein, gar
nicht. Die Pause kam uns eher gelegen. In den ersten vier Wochen der Saison
haben wir sieben Spiele absolviert, darunter zwei englische Wochen. Die
Mannschaft brauchte eine Ruhepause, ich habe das Trainingsprogramm reduziert.
revierkick.de: Hatten
Sie mit dem hohen Sieg gegen Homberg gerechnet?
Lussu: Nein. Ich
dachte, dass sich Homberg nach dem 5:2 gegen MSV Duisburg II gefestigt
hätte. In den ersten 45 Minuten haben wir eine überragende Leistung
gezeigt, 4:0 geführt, uns mit Superkombinationen Superchancen erarbeitet.
revierkick.de: Florian
Theißen gehört nicht mehr zum Aufgebot. Warum?
Lussu: Wenn ein Ergänzungsspieler
aus Verärgerung den Trainer mit einem Leibchen bewirft, dann kann
ich das nicht akzeptieren, zumal ich Florian Theißen einige Chancen
gegeben habe, um sich zu rehabilitieren.
revierkick.de: Der
VfB hat nach sieben Spielen 13 Punkte auf seinem Konto. Haben Sie eine
persönliche Rechnung bis zur Winterpause?
Lussu: Auf einem
einstelligen Platz stehen wir schon und wir wollen nicht mehr unten reinkommen.
Die Mannschaft sollte alles daran setzen, um das zu genießen, um
dort zu bleiben. Wir können gegen jeden Gegner in der Oberliga bestehen,
wenn Einstellung und Laufbereitschaft stimmen. Wir sind voll im Soll nach
diesem guten Start.
Es war das größte Spiel des VfB Speldorf seit langer Zeit – und es wird noch viele, viele Jahre im Gespräch bleiben. 1:1 endete das Revierderby gegen Rot-Weiß Oberhausen, es gab Tore, Sprechchöre, Schlägereien, Unterbrechungen, Blaulicht. War das Amateurfußball der reinen oder der übleren Sorte? revierkick.de zeichnet die fünf Akte dieses Ortstermin nach.
Erster Akt: das Vorspiel
Es ist der 27. Mai 2006.
Rot-Weiß Oberhausen steht endgültig als Absteiger in die Oberliga
fest. Riesenjubel beim VfB Speldorf. Die Grün-Weißen freuen
sich auf eine dicke fünfstellige Einnahme. Sechs Wochen später
folgt der Spielplan. Der 17. September 2006 wird der grün-weiße
Fußball-Feiertag am Blötter Weg. Das „Spiel der Spiele“. Die
Planungen laufen an, ebenso Gespräche mit der Polizei. Der VfB will
am Freitagabend spielen – die Polizei lehnt ab. Die nächste Auflage:
Der VfB darf nicht mehr als 2500 Karten verkaufen. Nummer drei: Es muss
eine Fantrennung geben. Vorverkauf, Fantrennung: Wörter, die der VfB
im Lexikon nachschlagen muss. Zwei Wochen vor dem Spiel, am 3. September,
beginnt der Vorverkauf. Innerhalb von zehn Tagen sind die Tickets weg.
Ob es wohl Ausschreitungen gibt? Zu beiden Fangruppen gehören polizeibekannte
Hooligans diverser Profiklubs (u.a. RW Essen, FC Schalke 04). RWO bietet
den Speldorfern an, den eigenen zweitligaerprobten Ordnungsdienst mitzubringen
– der VfB lehnt ab. In den Internetforen wird heiß diskutiert. Die
Polizei liest mit, bereitet sich vor. Die Tage, Stunden, Minuten und Sekunden
verrinnen. Sonntag, 14.30 Uhr, rein ins kleine Stadion an der „Blötte“.
Zweiter Akt: Die Stunde
vor dem Anpfiff
In der Mülheimer Stadtmitte
trafen sich etwa 200 RWO-Fans und planten, zum Stadion zu laufen. Ihr Spaziergang
sollte sie an der Stammkneipe etlicher VfB-Anhänger vorbeiführen.
Das verhinderte die Polizei. Auf dem Weg zum Blötter Weg ruht der
Verkehr der Straßenbahnlinie „901“. Erste Ausschreitungs-Vorläufer?
Ab ins Stadion. Der erste Eindruck: Es ist voll. Pickepackevoll. Die komplette
Presse-Prominenz der Oberliga weilt auf der Tribüne, ja, sogar Manni
Burgsmüller. Vor der Pommesbude unterhalten sich zwei Fans. Der eine
berichtet von einem Gespräch, das er am Eingang zwischen einem Fan
und einem Polizisten belauschte. „Da sagt der Fan: ,Warum darf ich nicht
rein? Mein bundesweites Stadionverbot gilt nur für die erste, zweite
und dritte Liga.’ Sachen gibt’s.“ Es ist – ein Blick auf die Tabelle genügt
– ein Spitzenspiel. RWO ist Zweiter, Speldorf Vierter. Doch der Ex-Zweitligist
tritt trotzdem als haushoher Favorit an. Der Stadionsprecher gibt die Aufstellungen
bekannt: Speldorf beginnt mit nur einer Spitze, RWO mit der üblichen
Besetzung. Einlaufen. Die RWO-Fans bieten eine spannende Choreographie:
„Eure Kurve ist leer. Unsere ist ein Fahnenmeer.“ Es ist friedlich. Tröööt.
Anpfiff.
Dritter Akt: die erste
Halbzeit
Die Speldorfer beginnen
furios. Sie zeigen sich wenig beeindruckt von der Atmosphäre und legen
die beste Anfangsphase seit vielen Jahren auf den Rasen. Nach Pass von
Marco Ferreira läuft Damiano Schirru allein aufs Tor zu, doch RWO-Torwart
Christoph Semmler pariert (5.). Zwei Minuten später: Pass von Ferreira,
Krzysztof Benedyk schießt – Außenpfosten. Wieder zwei Minuten
später: Synowiec plästert das Leder aus 25 Metern Entfernung
aufs Tor, Semmler hat Probleme. In Minute elf sitzt der Ball. Christoph
Ulrich passt auf Andreas Mansfeld und der kleinste Grün-Weiße
schießt den Ball direkt aus 20 Metern in den rechten, oberen Winkel.
1:0, die hochverdiente Führung. Die Kleeblätter sind noch nicht
im Spiel angekommen. Ab Minute zwölf lassen es die Speldorfer ein
wenig ruhiger angehen, ziehen sich zurück. Die Dreier-Abwehr steht
sicher. Stefan Janßen interpretiert die zentrale Rolle humorlos und
bolzt den Ball oft weit aus der eigenen Hälfte. Christian Flöth
und Rafael Synowiec kümmern sich im Raum um das gefürchtete RWO-Duo
Terranova/Aksoy – und das sehr gut. Vor allem Synowiec ist sehr aufmerksam
und gewinnt fast jeden Zweikampf. Im defensiven Mittelfeld räumen
Mansfeld, Ulrich und Kapitän Andreas Egler auf. Hinter der einzigen
Spitze Benedyk rochieren Ferreira, Schirru und Thorsten Schmugge ständig.
RWO spielt 45 Minuten lang einfallslos und wirkt nicht wie ein ambitionierter
Aufstiegsaspirant mit Ein-Million-Euro-Etat. Ein paar ungefährliche
Fernschüsse – das ist alles, was RWO zu bieten hat. Symptomatisch:
In der 37. Minute rennen sich Dimitrios Pappas und Jens Robben gegenseitig
über den Haufen. Auf den Rängen ist alles ruhig. Pause.
Vierter Akt: die zweite
Halbzeit
Ein Ex-Speldorfer, der einst
beim VfB unter dem jetzigen RWO-Coach Hans-Günter Bruns trainierte,
weiß es genau: „Der Bruns kann ganz schön laut werden in der
Kabine.“ Wurde er auch bestimmt. Bei RWO gibt es einen Wechsel: Jansen
kommt für Tim Reichert. Doch zunächst gibt weiter Verwirrung
bei RWO. In der 49. Minute hat Ferreira nach Zuspiel von Benedyk die erste
Konterchance: Doch er schießt vorbei. Speldorf spielt einige Konter
nicht clever genug zu Ende. 1:0. Die Sekunden verrinnen. Es kribbelt an
der „Blötte“. In der 53. Minute explodiert die Atmosphäre. In
der RWO-Kurve tummelt sich eine Riesen-Menschenmenge. Fäuste fliegen,
Kinder blicken entsetzt, das hat nichts mehr mit Fußball zu tun.
Wer war’s? Was ist passiert? Erste Gerüchte verbreiten sich, die Polizei
hüllt sich in Schweigen. RWO-Stadionsprecher Knobloch bittet über
das Mikrofon: „Bitte seid ruhig. Bitte bleibt fair.“ Sieben Minuten Pause.
Weiter geht’s. Die Kraft der Speldorfer schwindet, nach der Unterbrechung
drückt RWO. Bis zu Minute 70. Ein RWO-Fan liegt auf einmal im Speldorfer
Tor. Die Polizei schreitet ein – wieder Schläge und Tumulte. Der formidable
Schiedsrichter Scheppe (Wenden) bittet die Kapitäne Andreas Egler
(Speldorf) und Benjamin Reichert (RWO) zu sich. Via Mikrofon wird bekannt
gegeben: „Bei der nächsten Ausschreitung wird das Spiel abgebrochen.“
Wie steht es eigentlich? Ach ja, immer noch 1:0. Ausschreitungen, weitere
Auswechslungen, Fußball wird kaum noch geboten. RWO ist überlegen,
aber nicht zwingend genug. 16.45 Uhr, die reguläre Spielzeit ist um.
Scheppe reckt acht Finger in die Höhe – die längste Nachspielzeit
in der Geschichte des Blötter Wegs. Minute 92: Ecke Nummer neun für
RWO. Die Speldorfer klären nicht souverän genug, aus 20 Metern
Entfernung hält Marc-André Narewsky drauf und trifft. 1:1.
Dabei bleibt es. Aus, das Spiel ist aus. Ein denkwürdiges.
Fünfter Akt: das
Nachspiel
Die RWO-Fans werden mit
vier Bussen der Mülheimer Verkehrgesellschaft (MVG) zum Bahnhof kutschiert.
Alle RWO-Fans? Nein, denn an der Kreuzung Blötter Weg/Saarner Straße
werden sie von einigen Speldorfern attackiert. Die nächste Schlägerei.
Nein, ein Fußballfest ist es längst nicht mehr. Mülheims
Polizeisprecher Thomas Weise gibt es zunächst bedeckt. Nein, keine
Auskunft über die Zahl der Einsatzkräfte, nein, keine Auskunft
über die Vorkommnisse. „Ich hab bei revierkick.de richtig getippt“,
merkt der nervöse und mitgerissene VfB-Vorsitzende Klaus Wörsdörfer
an. Die Trainer schildern ihre Sicht, die Speldorfer Spieler bedanken sich
bei ihren Fans. Einfach mal auf die inzwischen verlassene Tribüne
setzen, durchschnaufen und nachdenken. Wie ist eigentlich das sportliche
Fazit? Speldorf hätte den Sieg verdient gehabt, RWO entführte
glücklich einen Punkt. Spielnote: 3. Und im Drumherum? Das Stadion
am Blötter Weg war trotz der langen Planungsphase dem Ansturm nicht
gewachsen und die Entscheidung, auf den RWO-Ordnungsdienst zu verzichten,
ein Fehler. Zwei Stunden später: Die Nerven sind beruhigt, und Thomas
Weise weiß Bescheid. Das erste Gerangel lieferten sich etwa 50 Fans
und der Ordnungsdienst im RWO-Block. Die Polizei griff ein, es gab einen
verletzten Beamten. Auslöser des zweiten Tumults war ein ins Speldorfer
Tor getaumelter, alkoholisierter RWO-Fan – wieder rasselten 30 Fans und
Polizisten – diesmal mit Hund – aufeinander. Resultat: drei verletzte Fans,
einer mit Schlagstock, zwei durch Hundebisse. Am ganzen Tag gab es rund
um das Spiel zwei Festnahmen und fünf Ingewahrsamnahmen.
Es sollte doch ein ganz
normales Fußballspiel werden.
Wurde es aber nicht. Es
war Amateurfußball der übleren Sorte. So, wie er nicht sein
soll.
Stimmen
Piero Lussu (Trainer VfB
Speldorf): „Seit ich beim VfB arbeite, hatten wir zum ersten Mal diese
Atmosphäre. Wir wollten sie einatmen. Meine Mannschaft hat von der
ersten Minute an fulminant gespielt, mit Herz, Seele und Leidenschaft,
fast besessen. Das 1:0 von Mansfeld war ein Supertor, wir hatten in der
ersten Halbzeit weitere klare Chancen. Hätten wir in der zweiten Halbzeit
unsere Konter cleverer ausgespielt, hätten wir 2:0 oder 3:0 geführt.
Da war meine Mannschaft zu egoistisch. Ich will aber keine Kritikpunkte
anführen, meine Mannschaft hat Hervorragendes geleistet. Wir können
mit dem 1:1 mehr leben als RWO. Ich hoffe, dass wir jetzt immer so viele
Zuschauer haben. Für RWO ist das Gewohnheit, sie sind der FC Bayern
der Oberliga. Also: Zieht Euch warm an.“
Klaus Wörsdörfer
(1. Vorsitzender VfB Speldorf): „Ich bedauere die Begleitumstände
und bin darüber enttäuscht. Unsere Fans haben sich während
des Spiels vorbildlich verhalten, ich hoffe, dass das so bleibt. Ich finde,
dass wir ein tolles Spiel gesehen haben, ein Riesenkompliment geht an unsere
Mannschaft. In der ersten Viertelstunde habe ich gedacht: Was sehe ich
denn da?“
Hans-Günter Bruns
(Trainer Rot-Weiß Oberhausen): „Wir wollten unbedingt gewinnen
und haben deshalb zwei Punkte liegen lassen. Der Gegner war supermotiviert,
die VfB-Mannschaft hat körperlich alles in die Waagschale geworfen.
In der ersten halben Stunde sind wir gar nicht ins Spiel gekommen, standen
zu weit weg von den Leuten. Es war ein tolles Tor zum 1:0. Anfang der zweiten
Halbzeit gab es einige Abstimmungsschwierigkeiten und Speldorf kam zu Kontermöglichkeiten.
Danach musste der VfB dem Tempo Tribut zollen, wir hatten sie im Griff
und unter dem Strich steht für uns ein verdientes Unentschieden. Weil
Velbert auch unentschieden gespielt hat, ist punktemäßig nichts
passiert. Die Unterbrechung hat eher meiner Mannschaft geschadet, weil
die Speldorfer Spieler Zeit hatten, um zu regenerieren.“
Spielschema
Speldorf: Nijhuis
– Synowiec, Janßen, Flöth – Mansfeld, Egler, Ulrich (78. Krakala)
– Schmugge, Ferreira, Schirru (85. Kurt) – Benedyk (90.+5 Rommel). Trainer:
Lussu
RWO: Semmler – B.
Reichert, Uster, Pappas – Landers, Narewsky, T. Reichert (46. Jansen),
Robben (90.+3 Embers), Celik – Terranova, Aksoy (75. Stiepermann). Trainer:
Bruns
Tore: 1:0 Mansfeld
(11., Vorlage Ulrich), 1:1 Narewsky (90.+2, -)
Zuschauer: 2500 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Scheppe
(Wenden)
Gelbe Karten: Schirru,
Ferreira, Schmugge, Synowiec – Narewsky, Robben
Besonderes Vorkommnis:
Das Spiel musste in der zweiten Halbzeit zweimal wegen Ausschreitungen
auf den Rängen für insgesamt zehn Minuten unterbrochen werden
Medienspiegel
„Rekordkulisse am Blötter
Weg, hochklassiger und spannender Fußball und ein 1:1 (1:0)-Unentschieden
am Ende einer fairen Partie. Das Nachbarschaftsderby erfüllte alle
Voraussetzungen für ein wunderschönes Fußballfest. Doch
ein paar Randalierer verdarben die tolle Atmosphäre, störten
den Spielablauf und dämpften die Begeisterung der Fans.“ (WAZ/NRZ
Mülheim)
„Drei Punkte sollten es
werden und zudem ein Fußballfest – beides klappte nicht. RWO kam
letztlich zu einem schmeichelhaften 1:1 und Auseinandersetzungen im RWO-Block
verdarben die gute Stimmung im Derby.“ (WAZ Oberhausen)
„Schade, dass wir nach einem
solchen Spiel weniger über Fußball reden können als über
die begleitenden Umstände, denen wir das Etikett ,skandalös’
anheften müssen. Skandalös ist – erst recht angesichts der Folgen
– die Weigerung des VfB Speldorf, auf das mehrfach von RWO unterbreitete
Angebot einzugehen, den Oberhausener Ordnungsdienst mitzubringen. Das war
eindeutig falsch verstandener Stolz. (...) Wenn es stimmt, was kolportiert
wird, dass sich Duisburger und Essener Fans unter die Rot-Weißen
gemischt und für „Stimmung“ gesorgt haben, dann „Nacht Mattes“. Jahrelang
waren wir in Oberhausen vom Hool-Gespenst verschont geblieben. Wir waren
froh, weil alle gern zum Fußball gehen. Zum Fußball!“ (NRZ
Oberhausen)
„Schon während der
ersten Hälfte hatten die vollkommen überforderten ,Ordnungskräfte’
des VfB Speldorf die RWO-Fans an der Bande immer wieder gereizt und mit
scheinbar willkürlichen Aktionen die eh schon aufgeheizte Stimmung
so zum Überschäumen gebracht. Es folgten Jagdszenen, die man
bei RWO-Spielen so schon viele, viele Jahre nicht mehr gesehen hat. (...)
Am Ende ein eher schmeichelhafter Punktgewinn für RWO. (...) Viel
zu tun hat zweifelsfrei auch der VfB Speldorf, vor allem in Sachen Ordnungsdienst
und Gästeservice.“ (rwo-online.de)
„Fraglich bleibt allerdings,
ob in Zukunft solche Spiele wirklich in solchen ,Stadien’ ausgetragen werden
sollten. Der Sicherheit aller zuliebe muss der Verband hier einen Riegel
vorschieben! Schlecht organisierte Ordnungskräfte, zwei Dixie-Klos
für über 1000 Anhänger, liebevoll eingerichtete ,Gastronomie-Ecke’,
aber leider viel zu wenig Becher... alles in allem stark ausbaufähig!
(...) Schade... hätte ein tolles Spiel werden können.“ (vierte-liga.de)
Was war da los?
Auf den ersten Blick ist es nur ein ganz normales, logisch nachvollziehbares Ergebnis. Galatasaray Mülheim verlor beim Tabellenführer SV Sonsbeck mit 0:2 (0:0). Doch ein Blick auf die Bank offenbarte Erstaunliches. Ali Eken führte das Kommando. Der Co-Trainer hatte nach dem Freitagtraining seinen Chef Sakis Papachristos gefeuert. revierkick.de fragte die Beiden: Was war da los?
Sakis Papachristos (Ex-Trainer Galatasaray): „Nach dem Freitag-Training kam es wieder einmal zu Streitigkeiten. Danach kam Co-Trainer Ali Eken wie der Generalmanager von Galatasaray Istanbul zu mir und sagte, dass zwei Spieler am Sonntag nicht auflaufen werden. Danach habe ich ihm gesagt: Wer am Sonntag spielt oder nicht spielt, das entscheide nur ich. Da hat er zu mir gesagt: ,Dann bist du entlassen’. Ich bin nach Hause gegangen, habe den Ehrenvorsitzenden angerufen, der konnte auch nichts mehr machen. Ich war nur eine kurze Zeit bei Galatasaray tätig, aber das hatte auch keinen Sinn mehr. Jede Woche musste ich mich an neue Leute gewöhnen. Wir hatten in meiner kurzen Zeit bei Galatasaray zwei Vorsitzende, viele verschiedene Vorstandsmitglieder. Ich hätte schon nach zwei Wochen wieder aufhören sollen. Besonders enttäuscht bin ich von meinem Co-Trainer. Es tut mir Leid um die Jungs. Wir haben genug gute Fußballer dabei.“
Ali Eken (neuer Trainer Galatasaray): „Es gab nach dem Training am Freitag Meinungsverschiedenheiten. Danach haben wir uns getrennt. Der Vorstand stand auf meiner Seite. Ich liebe diesen Verein und es musste etwas passieren. Vor einer Woche beim 1:2 gegen Klosterhardt haben wir uns abschlachten lassen. In Sonsbeck war die Situation für mich nicht leicht – so kurz nach dem Trainerwechsel. Der Vorstand war mit der Leistung der Mannschaft zufrieden. Ich bleibe bis zur nächsten Vorstandswahl Trainer. Die soll in anderthalb Monaten stattfinden. Dann werden wir sehen, ob mich der Vorstand noch will.“
Ach ja, der Vorstand. Da
ist bei Galatasaray im Moment auch so einiges los. Der im Januar gewählte
Vorsitzende Reza Merdese wurde vor drei Wochen in Abwesenheit abgewählt.
Der Interimsvorsitzende Cengiz Günes will die Vereinsgeschicke nur
vorübergehend leiten. Sportlich läuft es nur in der Jugendabteilung.
Die erste Mannschaft verlor zwei Spiele in Folge, die Kreisliga-A-Reserve
steht kurz vor der Auflösung. Bei Galatasaray gibt es viele Baustellen
– und der Klub ist immer für eine kuriose Geschichte gut.
Und es geht doch noch tiefer. 0:1 unterlag der VfB Speldorf dem 1. FC Köln II. Das bedeutet: Fünf Niederlagen in Folge, Sturz auf Platz 15. Die Zuschauerzahl sinkt, die Spieler gehen aus – und der Vorsitzende ist einem Skandal auf der Spur. Mächtig was los am Blötter Weg. Ein Ortstermin.
Um kurz vor 15 Uhr erhob
Stadionsprecher Hermann Bovermann seine Stimme. „Und mit der Nummer zehn“,
sagte er. „Dirk Lottner!“ Ein Hauch von Bundesliga wehte über Mülheim-Speldorf.
In der vergangenen Saison spielte Lottner noch Bundesliga beim MSV Duisburg,
jetzt soll er als spielender Co-Trainer die FC-Amateure aus dem Keller
schießen.
Doch das war auch der einzige
Moment, der gestern mit Bundesliga zu tun hatte. Beim VfB krankt es überall.
Die Spielerdecke ist zu dünn. Torjäger Sergii Tytarchuk (Muskelfaserriss)
wird seit Wochen vermisst. Bilanz ohne Tytarchuk: zwei Tore aus fünf
Spielen. Nun fielen auch noch der frisch gebackene Vater Christian Flöth
(Magen-Darm-Grippe) und Marco Ferreira (verletzt) aus. „Kurzfristig“, sagte
Trainer Piero Lussu. „Ich musste alles umschmeißen.“ Größtes
Speldorfer Problem ist der Sturm. Tytarchuk fehlt, sein Vertreter Krzysztof
Benedyk bemüht sich zwar, würde aber – ginge es nach Schulnoten“
– selten über eine „4“ hinauskommen. Die Treffsicherheit des Polen
ist wie weggeblasen. Als er nach 67 Minuten mit einer Kopfverletzung raus
musste, kam Dennis Rommel. Anfangs als Talent gefeiert, schimpfen viele
Fans inzwischen auf den schlaksigen Stürmer. Er zeigte nichts von
seinem Können. Torsten Jablonski – Stürmer Nummer vier – ist
die Treffsicherheit schon lange abhanden gekommen. Bilanz: ein Saisontor.
Chancen hatte der VfB genug. Die größten vergab Christoph Ulrich,
der in der ersten Halbzeit gleich zweimal innerhalb von drei Minuten freistehend
scheiterte (20./22.). Krönung des Abends: In der Nachspielzeit bekam
der VfB einen indirekten Freistoß im Strafraum zugesprochen. Said
Daftari semmelte die Kugel mitten in die Mauer. Es blieb beim 0:1.
Ach ja, das einzige Tor
des Tages schoss Manuel Glowacz in Minute 16. Dieser Treffer legte schonungslos
die Schwächen in der VfB-Abwehr offen. Die Rückwärtsbewegung
des Teams ist zum Fürchten. Zu oft geht der Ball aber auch schon auf
dem Weg nach vorn verloren. Kapitän Andreas Egler – Speldorfs „Sechser“
– gelang es zum wiederholten Mal nicht, dem Spiel seine Struktur zu verleihen.
Grätschen und anfeuern – das kann Egler. Aber ein Spiel lesen? Kurz
vor Schluss war Egler so frustriert, dass er Mike Wunderlich übel
von den Beinen holte und zurecht Rot sah (89.). Tschüss – und ab auf
die Strafbank! Wie es geht, ein Spiel zu sortieren, zeigte Dirk Lottner.
Zwar lief er nur gefühlte 100 Meter in seinen 78 Einsatz-Minuten,
aber jeder Pass kam an. Jeder!
0:1, dabei blieb es. „Die
können noch bis Dienstag spielen und schießen kein Tor mehr“,
sagten die Zuschauer. Feldüberlegen? Waren die Speldorfer. Mehr Chancen?
Hatten die Speldorfer. Besseren Eindruck? Hinterließen die Speldorfer.
Die Punkte? Gehen alle drei nach Köln. Bitter.
Gespannt warteten VIPs auf
die Pressekonferenz. Nach den Trainerstatements von Piero Lussu (VfB) und
Christoph John (FC) ließ der VfB-Vorsitzende Klaus Wörsdörfer
eine Bombe platzen. Er kündigte rechtliche Schritte gegen Wolfgang
Krutzke an. Krutzke ist der Obmann der Mülheimer Fußball-Schiedsrichter.
Er soll am Rande der Versammlung des Verbandes Mülheimer Fußballvereine
abfällige Bemerkungen über den VfB getätigt haben – zu später
Stunde, als schon das eine oder andere Bierchen ausgeschenkt war. „Vor
mehreren Vereinsvertretern hat er gesagt, dass er dafür Sorge tragen
will, dass der VfB absteigt. Er sagte, dass er schon auf Schiedsrichter
eingewirkt hat“, so Wörsdörfer. Konkret geht es um die Speldorfer
2:3-Niederlage beim MSV Duisburg II (15. Oktober), die unter dubiosen Umständen
zu Stande kam. In der Nachspielzeit verloren die durch einen zweifelhaften
Platzverweis dezimierten Speldorfer durch einen unberechtigten Elfmeter.
„Das hat etwas Anrüchiges an sich“, sagt Wörsdörfer. „So
ein Mann ist in diesem Amt nicht tragbar.“ Wolfgang Krutzke bestritt die
Vorwürfe energisch und bezeichnete sie als „bloße Unterstellung“.
Er kenne den in Duisburg eingesetzten Schiedsrichter nicht und habe nicht
so viel Einfluss.
Pikant: Krutzke ist Mitglied
des VfB Speldorf. Aber wie lange noch? Wörsdörfer will den Ehrenrat
anrufen. Das Tischtuch scheint zerschnitten.
Aufstellungen
VfB: Nijhuis – Synowiec,
Janßen, Kurt – Mansfeld, Egler, Ulrich – Schirru (64. Daftari), Schmugge,
Krakala (64. Jablonski) – Benedyk (67. Rommel). Trainer: Lussu
Köln: Kessler
– Schöneberg, Schwellenbach, Schulz, Volkert – Grebe – Glowacz (67.
Jansen), Alushi (84. Demir) – Lottner (78. Wunderlich) – Tripodi, Laux.
Trainer: John
Tor: 0:1 Glowacz
(16.)
Schiedsrichter: Perschke
(Hamm)
Zuschauer: 600
Rote Karte: Andreas
Egler (VfB Speldorf, 89., grobes Foul)
Stimmen
Piero Lussu (VfB Speldorf):
„Im Moment läuft sehr viel gegen uns. Unser bester Torjäger Sergii
Tytarchuk fällt seit Wochen aus, vor dem Spiel gegen den 1. FC Köln
musste ich kurzfristig Christian Flöth mit einer Magen-Darm-Grippe
und den verletzten Marco Ferreira ersetzen. Wir haben uns sehr viele Chancen
herausgespielt – konnten aber keine nutzen. Da muss ich die Kritik ansetzen:
Keiner traut sich, einfach mal draufzuhauen. Wir hätten etwas verdient
gehabt. Die Rote Karte für Andreas Egler konnte man geben. Natürlich
baut durch das 0:1 die Psyche mehr und mehr ab. Wir brauchen ein Erfolgserlebnis
als Medizin, wir müssen nun in Bocholt eine Trotzreaktion zeigen.
Im Moment sind wir aber nur schwer enttäuscht. Wenn man keine Tore
schießt, kann man nicht gewinnen. Wer alles gibt, der wird irgendwann
belohnt. Ich bin sicher: Bald platzt der Knoten.“
Christoph John (1. FC
Köln II): „Ich bedanke mich für die Gastfreundschaft – aber
nicht für die drei Punkte, das würde ja ironisch klingen. Wir
hatten große Probleme in der Defensive, waren nicht so konzentriert,
wie ich mir das gewünscht hätte. Deshalb blieb es bis zur 96.
Minute spannend. Das Glück stand diesmal auf unserer Seite, das war
zu Beginn der Saison anders. Deshalb kann ich mich gut in Pieros Lage versetzen.“
Klaus Wörsdörfer
(1. Vorsitzender VfB Speldorf): „Wir müssen nun die Nerven bewahren.
Wir hatten schon schwierige Zeiten am Blötter Weg – aber es ist fünf
vor zwölf. In der letzten Saison wurde nur ein Absteiger ausgespielt,
da Wegberg-Beeck schnell abgeschlagen war und Yurdumspor zurückzog.
Diesmal ist die Gruppe viel ausgeglichener.“
KFC Uerdingen - VfB Speldorf 4:1 (3:1) - ein Ortstermin
Was haben hier schon für Fußballschlachten stattgefunden. Die Krefelder Grotenburg ist jetzt nur noch ein Denkmal – denk mal darüber nach, was aus Profivereinen werden kann, wenn kein Geld mehr da ist. Am Sonntag hatte der KFC Uerdingen einen dankbaren Gegner und erinnerte sich an alte Zeiten. Nach dem 4:1 (3:1)-Erfolg über den VfB Speldorf scheppert es dagegen bei den Mülheimern gewaltig.
Zwei Relikte gibt es noch
in der Grotenburg. Der „Grotifant“, ein Fan, der einen Elefantenkopf aus
Plüsch aufsetzt, postiert sich bei jedem Heimspiel vor den KFC-Fans
und klatscht in seine Hände – bei jeder Standardsituation und den
meisten Sprechchören. Wenn nur 935 Zuschauer kommen wie am Sonntag,
dann wirkt das eher putzig bis lächerlich. Manchmal regt sich der
Fan im Grotifanten auch furchtbar auf – und das sieht dann besonders witzig
aus. Ein Plüschelefant fuchtelt wild mit den Armen Richtung Schiedsrichter
Die bunte Anzeigetafel, die vor zehn Jahren noch Gegner wie Bayern München
ankündigte, zeigte gestern neben dem KFC-Wappen in Grün-Weiß
das Emblem des VfB Speldorf.
Und was ist nur los mit
den Grün-Weißen? Nach vier Spielen war alles in Ordnung. Zehn
Punkte standen auf dem Speldorfer Punktekonto, der als Ziel ausgegebene
einstellige Tabellenplatz schien nur eine Formsache zu sein. „Die Leute“,
sagt Trainer Piero Lussu, „haben mich schon gefragt: ,Trainer, willst du
etwa in die Regionalliga?’“. Doch Lussu warnte vor einer solchen Anspruchshaltung.
Und lag damit goldrichtig.
Doch zwei Monate später
ist alles anders. Momentaufnahmen in den letzten fünf Minuten des
Spiels in Krefeld: „Wir haben die Schnauze voll“, brüllten die Speldorfer
Fans laut – um danach schon vor dem Abpfiff enttäuscht den Heimweg
anzutreten. VfB-Manager Michael Klauß hockte neben seinem Vater auf
der Tribüne und verfolgte das Spiel schweigend. Hier, in Uerdingen,
hatte einst seine Profikarriere begonnen. Nun steckt er in seiner bisher
schwierigsten Phase als Verantwortlicher in Speldorf. Nach dem Abpfiff
verschwanden die Spieler ruck, zuck in der Kabine.
Drei Fakten bestätigen
die beängstigende Form des VfB: Ein Sieg, zwei Unentschieden, sechs
Niederlagen – die schlechte Bilanz der letzten neun Spiele. 5:16 – das
ist die beängstigende Tordifferenz. Seit vier Heimspielen wartet der
VfB zu Hause auf ein Tor, und nun kommt Schlusslicht GFC Düren (3.
Dezember, 14.15 Uhr). Im Internet-Fanforum wachsen die Stimmen gegen Trainer
Lussu. „Ich habe immer zu Lussu gehalten, aber ich frage mich nach solch
magerer Punktausbeute, ob nicht ein Trainerwechsel ratsam wäre“, schreibt
der erste. „Wir haben Lussu viel zu verdanken! Aber die Stunde hat geschlagen,
der VfB ist damit jetzt ganz klar im Abstiegskampf“, der nächste.
Eine weitere Meinung: „Also für mich MUSS Lussu jetzt zur Rückrunde
gehen! Er erreicht das Team einfach nicht mehr und zeigt null Reaktion,
redet nicht mal mit den Fans und lässt manche Spieler einfach draußen.“
Das Uerdingen-Spiel war
das beste Beispiel, woran es hakt. Gute Ansätze zeigt der VfB noch
immer. In Uerdingen nutzte Krzysztof Benedyk einen Schnitzer von KFC-Torwart
Slawomir Szymaszek zum 1:0 (17.). Doch fünf weitere erstklassige Chancen
hatten die Grün-Weißen – nutzen konnten sie keine. Ob Christoph
Ulrich (31.), Michael Krakala (39.), Krzysztof Benedyk (52.), Yasar Kurt
(68.) oder Simon Kengne (84.) – alle zielten zu ungenau. Ohne Torjäger
Sergii Tytarchuk ist die Auswertung ein Desaster. Nur Schlusslicht Düren
hat weniger Tore erzielt. Wie es besser geht, zeigte Uerdingen. Sechs Chancen,
vier Tore – drei Ecken, ein Tor: Das ist eine sehr gute Quote. Mike Möllensiep
(27.), Christian Knappmann (31./73.) und Manuel Windges (36.) schraubten
das Ergebnis auf 4:1. Ein verdienter Sieg.
Wenn beim VfB die Abwehr
patzt, dann ist alles zu spät. Nur viermal in dieser Saison schoss
der VfB mehr als ein Tor. Gestern leistete sich die sonst so zuverlässige
Dreierdeckung mit Stefan Janßen, Christian Flöth und Rafael
Synowiec einige Stellungs- und Abspielfehler. Lussus Problem: Er hat keine
Alternativen. Das ist auch seine Schuld: Dass Torjäger Tytarchuk verletzungsanfällig
ist, konnte er nicht ahnen. Bei den Zugängen hatte er kein glückliches
Händchen. Kapitän Andreas Egler (TuRU Düsseldorf) ist ein
Mitläufer, flog bereits zweimal vom Platz und kann den abgewanderten
Mladen Kovacic nicht ersetzen. Thorsten Jablonski (Adler Osterfeld) trägt
seit einem Jahr das VfB-Trikot, überzeugte aber nur sehr selten. Stürmer
Dennis Rommel (SF Oestrich) erwies sich bisher als Flop und ist noch ohne
Saisontor.
Wie geht es weiter? Zwei
Wochen hat Lussu Zeit, um sein Team auf das Kellerduell gegen Düren
vorzubereiten. Es gibt viel zu besprechen am Blötter Weg. Die Stimmung
passt zum grauen, tristen, regnerischen Herbstwetter.
Stimmen
Piero Lussu (Trainer VfB
Speldorf): „In Uerdingen haben wir in den ersten 25 Minuten gut angefangen
und 1:0 geführt. Danach wurde mir der Sonntag richtig verdorben. Wir
hatten uns eine Menge vorgenommen. Ich habe den Gegner beobachtet und eine
Strategie entwickelt. Wir wollten mit Kurzpassspiel und über unsere
schnellen Außen zum Erfolg kommen – und hatten auch sehr gute Chancen.
Nach dem 1:1 fing die Fehlerquote an. Es kam eine Kettenreaktion, und dann
lagen wir innerhalb von zehn Minuten 1:3 zurück. Wir haben die Uerdinger
nicht bei der Ballannahme attackiert, standen nicht nah genug am Mann.
Vor allem auf Stürmer Christian Knappmann habe ich hingewiesen – den
darf man im Sechzehner nicht frei stehen lassen. Und der macht zwei Tore.
Es war ein unbefriedigendes Spiel von uns. Uerdingen hat das Spiel an sich
gerissen und deshalb verdient gewonnen. Am Wochenende werde ich den Spielern
frei geben. Am Läuferischen liegt nicht. Vielleicht braucht die Mannschaft
eine Pause.“
Jürgen Luginger
(Trainer KFC Uerdingen): „Die Analyse meines Kollegen war ausführlich,
ich mache es kurz. In den ersten 20, 25 Minuten war uns die Verunsicherung
anzumerken, da hat Speldorf gut gespielt, uns gut zugestellt. Das 1:1 war
der Knackpunkt des Spiels, dadurch haben wir Selbstvertrauen bekommen.
In der zweiten Halbzeit haben wir auf dem schwierigen Boden das Spiel gut
über die Zeit gebracht. Ich muss meiner jungen Mannschaft ein Riesenkompliment
machen.“
Statistik
KFC: Szymaszek – Kegel
(89. Akan), Teke, Dione, Zimmermann – Möllensiep (87. Sreij), Geiger,
Windges, Levering – Knappmann, Salonen (70. Savranlioglu). Trainer: Luginger
VfB: Nijhuis – Synowiec,
Janßen (70. Schirru), Flöth – Mansfeld, Schmugge, Ulrich – Krakala,
Ferreira (83. Kengne), Ulrich (85. Rommel) – Benedyk. Trainer: Lussu
Tore: 0:1 Benedyk
(17., Vorarbeit Mansfeld), 1:1 Möllensiep (27., Levering), 2:1 Knappmann
(30., Windges), 3:1 Windges (36., -), 4:1 Knappmann (72., -).
Schiedsrichter: Christian
Bandurski (Essen)
Gelbe Karten: Kegel,
Zimmermann - Synowiec
Chancen: 6:6
Ecken: 3:8
Pressestimmen
„Oberligist KFC Uerdingen kann doch noch gewinnen: Die Elf von Jürgen Luginger siegte nach vier vergeblichen Anläufen gegen den VfB Speldorf verdient mit 4:1 (3:1). Dabei schoss sich vor allem Christian Knappmann mit zwei Treffern den Frust von der Seele. (...) Zwei magere Tore hatte der KFC in der vergangenen vier Spielen geschossen und dabei nur drei Zähler geholt. Gestern machten es die Mannschaft besser. (...) Der KFC ließ sich aber nicht schocken. Luginger hatte seinen Mannen mit auf den Weg gegeben, nicht schön, sondern endlich effektiv zu spielen. Und die Mannschaft nahm sich dies zu Herzen. (...)“ (WZ Krefeld, 20.11.)
„So grau wie der gestrige Novembersonntag mit Dauerregen und trübem Himmel ist zurzeit der Fußballalltag beim VfB Speldorf. Das 1:4-Debakel beim KFC Uerdingen ist nicht nur ein herber Rückschlag für die Mülheimer bei ihren Bemühungen um einen einstelligen Tabellenplatz, sondern auch ein K.-o.-Schlag für das Selbstvertrauen des VfB-Teams. Was ist nur los mit der Mannschaft vom Blötter Weg? Bei der schwarzen Serie mit fünf Niederlagen hintereinander und ebenso bei dem neue Hoffnung weckenden Remis ohne Tore vor einer Woche im Match gegen Aufsteiger Straelen waren klare Sturmschwächen zu erkennen. Jetzt produziert auch noch die bisher sattelfeste VfB-Defensivabteilung reihenweise Patzer. (...)“ (WAZ/NRZ Mülheim, 20.11.)
„Der KFC Uerdingen schickte
am heutigen Sonntag die Gäste aus Speldorf mit 4:1 auf die Heimreise.
Trotz eines 0:1-Rückstands konnte die Luginger-Elf das Match noch
souverän für sich entscheiden. (...) Die ersten Minuten der Partie
gestalteten sich recht ausgeglichen und ohne große Torszenen. VfB-Stürmer
Benedyk war es schließlich, der einen Patzer der Hintermannschaft
des KFC ausnutzte und einen nicht festgehaltenen Ball von Szymaszek über
die Linie bugsieren konnte (17.). Der KFC zeigte sich jedoch nur kurz geschockt
und konnte innerhalb von nur knapp zehn Minuten das Blatt wenden und eine
3:1-Führung herausschießen. (...) Nach dem Seitenwechsel schaltete
der KFC einen Gang zurück und ließ die Gäste kommen. Die
waren auch durchaus bemüht, jedoch nicht in der Lage einen zählbaren
Erfolg für sich herauszuspielen. Da war es nur eine Frage der Zeit
bis wann einer der schnellen Gegenstöße der Uerdinger zum Erfolg
führte. (...) Die Speldorfer Bemühungen waren verpufft, das Spiel
gelaufen. Knapp 1000 Zuschauer machten sich bei nasskalten Wetter zufrieden
auf den Heimweg.“ (www.kfc-uerdingen.de, 20.11.)
Kaum ein Verein erlebte ein solch turbulentes Jahr wie Galatasaray Mülheim. Der Klub hatte drei Vorsitzende, drei Trainer für die erste Mannschaft und musste eine vierstellige Summe an Ordnungsstrafen zahlen. Seit drei Wochen teilen sich die Brüder Turgut und Sahin Karadag den Chefposten des Klubs. Beide haben in diesen 21 Tagen schon kräftig aufgeräumt. Im Gespräch mit revierkick.de nahmen Sie Stellung zur Vereinspolitik.
Die Karadag-Brüder über...
... die erste Mannschaft: „Wir werden in der Winterpause versuchen, Verstärkungen für unsere erste Mannschaft zu holen, damit sie den Klassenerhalt in der Landesliga noch schafft. Außerdem hoffen wir, dass Kapitän Hakan Turna bleibt. Ihm liegt ein Angebot von TuRa 88 Duisburg vor. Hakan hat uns versprochen, zu bleiben – aber im Fußball ist alles möglich. Das Wichtigste ist aber nicht, ob wir Landes- oder Bezirksliga spielen. Wir wollen Undiszipliniertheiten vermeiden. Disziplin ist im Moment das Allerwichtigste für unseren Verein.“
... die zweite Mannschaft: „Der Rückstand in der Kreisliga A zu den rettenden Plätzen ist sehr groß, die Mannschaft geht in jedem Spiel unter. Wir werden einen neuen Trainer verpflichten, der fünf, sechs Mann mitbringt. Natürlich wissen wir, dass es sehr schwer ist, noch in der Liga zu bleiben.“
... die A-Jugend: „Wir haben eine sehr gute Mannschaft, die in der Leistungsklasse auf dem ersten Platz steht. Ahmed Günaydin ist ein hervorragender Trainer, der auch einige andere Angebote hat. Wir wollen unbedingt in die Niederrheinliga aufsteigen. Unser Trainer sucht schon Spieler für eine mögliche Aufstiegsrunde und hat unsere volle Unterstützung.“
... die Steuerschulden: „Es hat sich niemand um den Posten des Vorsitzenden gerissen, weil keiner weiß, wie viel wir bezahlen müssen. Im Januar werden wir mit dem Finanzamt sprechen. Es geht um die Jahre 2000 bis 2004. Wir werden dem Finanzamt alles vorlegen, was wir besitzen und einen Kompromiss anstreben. Unser Verein hat 180 Spieler. Wenn wir den Klub schließen müssen, würden Kriminalität und Drogenkonsum in Mülheim ansteigen. Die Jugendlichen wären nicht zu kontrollieren. Damit wäre niemandem geholfen.“
... die Trainerwechsel: „Unter unserer Führung gab es einen Trainerwechsel bei der Landesligamannschaft – von Nizamettin Akyüz zu Sakis Papachristos. Niza konnte das Amt aus beruflichen Gründen nicht mehr ausüben. Wir arbeiten in Duisburg, und zu „Papas“ Restaurant können wir in zehn Minuten laufen. Der Kontakt ist nie abgebrochen. Ihm wurde Unrecht getan, deshalb hat er in unserer Familie eine zweite Chance verdient.“
... die Hallen-Stadtmeisterschaft: „Wir wollen unser Image in Mülheim verbessern. Aber sobald ich sehe, dass etwas passiert – auch von Zuschauerseite gegen uns – ziehe ich meine Mannschaft sofort zurück. Sportlich sind wir sehr ehrgeizig. Das habe ich bei den Gesprächen mit unserem Trainer „Papa“ schon gemerkt.“
... das Klubhaus im Mülheimer Ruhrstadion: „Hier herrschte Chaos, als wir kamen. In den Geschäftsräumen lagen Briefe und Rechnungen auf dem Boden verteilt, Telefon und Internet waren abgeschaltet, weil sich niemand darum gekümmert hat. Wir haben in den vergangenen drei Wochen fast jeden Tag hier verbracht, renoviert und umgebaut. Es gibt nun einen sauberen Arbeitsraum mit Schreibtisch, Computer und sortierten Aktenordnern, einen Vorstandsraum mit Teppich und Sitzgarnitur, wo wir Gäste vernünftig empfangen können. Sitzmöbel gibt es auch im Klubhaus selbst. In einem weiteren Raum steht eine Waschmaschine, wir haben jemanden eingestellt, der die Trikots wäscht. Telefon und Internet funktionieren wieder. Wir mussten viel Vorkasse leisten.“
... die Zusammenarbeit mit der Stadt: „Was der Mülheimer Sport-Service macht, finden wir zu 100 Prozent gut. In anderen Städten wird nicht so viel getan, wir wissen das aus unserer Zeit in Duisburger Vereinen. Wir haben ein neues Umkleidegebäude neben unserem Trainingsplatz an der Von-der-Tann-Straße bekommen. Wir wollen das Gespräch mit dem MSS suchen, können aber verstehen, dass der MSS erst einmal skeptisch ist, weil schon wieder ein neuer Vorstand von Galatasaray kommt. Neulich war die Oberbürgermeisterin bei uns zu Gast – zu Gesprächen mit der vielleicht zukünftigen Mülheimer Partnerstadt Istanbul-Beykoz. Sie hat sich sehr wohl gefühlt.“
... die Ordnungsstrafen in vierstelliger Höhe: „Das Problem in den letzten Jahren war, dass sich 16 Mann in den Vorstand haben wählen lassen. Aber nach drei Wochen waren 15 wieder weg oder haben im Klubhaus höchstens Fernsehen geguckt und Tee getrunken. Niemand hat sich um den Verein gekümmert. Das ist jetzt anders. Außerdem gab es – ehrlich – ein Problem mit dem Postboten. Vor dem Ruhrstadion gibt es drei Briefkästen, für das Schwimmbad nebenan, den Platzwart und für uns. Einige Briefe sind falsch angekommen. Wir haben nur sechs Mann im Vorstand. Das reicht völlig aus. Wir beide stellen gerade Kontakte zu Sponsoren her und bemühen uns darum, Gäste und Zuschauer hier im Ruhrstadion besser zu empfangen. Von alten Leuten, die nur auf Traditionen pochen, halten wir nichts. Für die Taten des alten Vorstandes entschuldigen wir uns in aller Form.“
... den Kontakt nach Istanbul: „Die Medien und die Öffentlichkeit denken, dass Istanbul viel Geld in den Verein pumpt. Das Gegenteil ist der Fall. Wir sind froh, dass wir den Namen Galatasaray tragen dürfen und Rabatt bei der Ausrüstung mit Trikots und Trainingsanzügen bekommen. Das ist alles. Sahin hat beim Champions-League-Spiel von Galatasaray in Eindhoven mit dem Präsidenten reden können. Er will erst einmal Leistung sehen, bevor er uns fördert – das ist verständlich. Er hat verlangt, dass wir alle drei Monate einen Bericht mit den aktuellen Ergebnissen vorlegen. Klar ist: Wir werden wahrgenommen.“
... die Nationalität: „Wir sehen uns nicht als türkischen Verein. Für uns hat Fußball nichts mit Nationalität zu tun. Ich finde es sehr schade, dass in den letzten Jahren kein deutscher Jugendlicher an unsere Tür geklopft hat, um einmal mitzutrainieren. Wir wollen in der kommenden Saison unbedingt deutsche Spieler einbauen. In der Mannschaft von Galatasaray Istanbul stehen auch Spieler aus sechs, sieben Nationen. Traurig sind wir, wenn wir – wie zum Beispiel in Moers – von Zuschauern Sätze hören wie „Geht doch nach Hause, Ihr Türken“. Diesen Leuten würden wir am liebsten die Pässe unserer Spieler zeigen. 13 der 18 aus unserer „Ersten“ sind Deutsche.“
... Galatasaray in fünf Jahren: „Wir müssen ein, zwei Jahre komplett aufräumen und dem Verein feste Strukturen geben. Der Verein ist eine Baustelle von der ersten Mannschaft bis zur E-Jugend. Zuletzt sind die Vorsitzenden höchstens drei, vier Monate im Amt geblieben. Wir wollen keine leeren Versprechungen geben, sondern durch Taten überzeugen. Unsere Arbeit ist auf fünf bis zehn Jahre angelegt. Wenn alles gut läuft, können wir irgendwann die Oberliga anpeilen und den Talenten, die zu uns kommen, eine Zukunft in einer türkischen Profiliga anbieten. Aber erst einmal hängt alles davon ab, was das Finanzamt sagt.“
Zu den Personen:
Turgut Karadag (32) ist
selbstständig und leitet in Duisburg einen Elektronik-Großhandel.
Er spielte in der Jugend bei der GSG Duisburg und Viktoria Buchholz, bevor
er aus beruflichen Gründen die Schuhe an den Nagel hängte. Er
hat einen deutschen Pass. Sein Bruder Sahin (36) hingegen ist noch türkischer
Staatsbürger. Er arbeitet in Duisburg als Immobilienmakler. Beide
sind Galatasaray-Istanbul-Fans vom Scheitel bis zur Sohle.
Vorrunde, Gruppe 1 (revierkick.de / 28.12.2006)
Fünf Tage und 52 Partien benötigt die Mülheimer Fußballszene, um den Hallen-Stadtmeister zu ermitteln. Zum Auftakt kamen gestern 800 Zuschauer in die RWE Rhein-Ruhr Sporthalle. A-Kreisligist Rot-Weiß Mülheim erreichte gemeinsam mit Bezirksligist TSV Heimaterde die Zwischenrunde. Überraschung: Bezirksligist Union Mülheim schied aus.
Zum 34. Mal steigt die Meisterschaft
um den „König-Pilsener-Cup“ in Mülheim unterm Dach. Die Organisatoren
rühmen sich damit, die „älteste und erfolgreichste“ Meisterschaft
zu sein. In der Tat: In kaum einer anderen Stadt ziehen selbst die Vorrunden
so viele Fans an. 800 bei einer Vorrunde mit drei Kreisligisten – das ist
eine stolze Zahl. Was macht die Mülheimer Meisterschaft aus? Sie findet
stets „zwischen den Jahren“ statt – wenn für Fußballfans keine
spannenden Ereignisse anstehen. Außerdem ergibt sich für die
17 Fußballvereine der Stadt die Gelegenheit, die Konkurrenz endlich
auch einmal spielen zu sehen. Die große Menge will einfach nur Budenzauber
sehen – oder über das eine oder andere Missgeschick lachen. „Mein
Gott“, stöhnen die meisten, „das Niveau geht doch auch von Jahr zu
Jahr nach unten.“ Müssen das Granaten gewesen sein vor 15 Jahren...
Außerdem traf dieser
Satz am ersten Turnierabend überhaupt nicht zu. Es fielen insgesamt
91 Tore – das ist eine sensationelle Bilanz. „So viele hatten wir noch
nie“, jubilierte Turnierorganisator Jochen Guß, der sich über
einen ruhigen Abend freute. Keine Proteste der Zuschauer, friedliche Spiele
(nur sechs Zeitstrafen), keine Randale – so sollte es immer sein. Dass
es so oft klingelte, lag an der erbärmlichen Vorstellung der B-Kreisligisten
TSV Broich 85 und TV Holthausen. Das direkte Duell zu Beginn gewann Broich
mit 5:3. Danach setzte es für beide Teams gleich drei „Reisen“. Broich
verlor 0:7, 1:5 und 0:10 – Holthausen spielte noch lustloser und ging sogar
mit 1:11, 0:11 und 0:11 unter. Setzen, sechs! „Man sollte überlegen,
ob man nicht wieder die Qualifikation für die B- und C-Kreisligisten
einführt“, philosophierte Heimaterdes Co-Trainer Ernst Pelz. „So macht
das doch niemandem Spaß.“
Um die zwei Zwischenrunden-Tickets
spielten die Bezirksligisten TSV Heimaterde, Rot-Weiß Mülheim
und Union Mülheim. Diese drei Partien waren die spannendsten des Abends.
Union verlor sowohl gegen Heimaterde (4:5) als auch gegen Rot-Weiß
knapp (5:6) – und schied wie schon im Vorjahr in der Vorrunde aus. Das
ist enttäuschend für den Verein, der in den 90ern jahrelang in
der Verbandsliga spielte, den Hallen-Titel fünfmal in Serie gewann
und nun in Mülheims Fußballszene nur noch ein Schattendasein
fristet.
Die „Nummer zehn“ trug bei
fast allen Siegen der „09er“ einst Joachim Bohra. „Jo“ ist nun Spielertrainer
bei Rot-Weiß. Bohras Team kämpfte im letzten Spiel gegen Heimaterde
um den Gruppensieg. Auf dem Feld standen die zwei besten Teams des Tages
und die besten Spieler. Der Rot-Weiße Said Kousri erzielte elf Tore
in den vier Spielen – rekordverdächtig. Treffsicher waren außerdem
Dennis Paede (Heimaterde, acht Tore) und Daniel Weinbach (Rot-Weiß,
sieben). Am Ende stand es 3:3 – das reichte Rot-Weiß. Ein Tor erzielte
übrigens: Bohra.
Vorrunde – Gruppe 1
TSV Heimaterde – Union 09
Mülheim 5:4 (3:1)
TV Holthausen – TSV Broich
85 3:5 (2:1)
Union 09 Mülheim –
Rot-Weiß Mülheim 5:6 (3:4)
TSV Heimaterde – TSV Broich
85 7:0 (5:0)
Rot-Weiß Mülheim
– TV Holthausen 11:1 (4:1)
TSV Broich 85 – Union 09
Mülheim 1:5 (0:4)
TV Holthausen – TSV Heimaterde
0:11 (0:5)
TSV Broich 85 – Rot-Weiß
Mülheim 0:10 (0:5)
Union 09 Mülheim –
TV Holthausen 11:0 (5:0)
Rot-Weiß Mülheim
– TSV Heimaterde 3:3 (2:2)
Tabelle
1. Rot-Weiß Mülheim
10 30:9, +21
2. TSV Heimaterde 10 26:7,
+19
3. Union 09 Mülheim
6 25:12, +13
4. TSV Broich 85 3 6:25,
-19
5. TV Holthausen 0 4:38,
-34
Mannschaften
SV Rot-Weiß
Dennis Porscha, Daniele
Autieri – Said Kousri (11 Tore), Daniel Weinbach (7), Selami Günel
(2), Thomas Bess (2), Frank Erward (2), Abu Haimami (2), Kim Rolinger (1),
Joachim Bohra (1), Sergio de Sousa (1). Dazu kommt ein Eigentor
TSV Heimaterde
Dennis Lindebacher, Christoph
Penkalla – Dennis Paede (8), Tim Szameitat (5), Adam Kozicki (5), Florian
Höhne (4), Willi Zappula (2), Matthias Soddemann (1), Lars Mühlenbrock
(1), Sven Fürst, Benjamin Tranelis, Robert Steinberg
Union 09 Mülheim
Dalil Wahbi – Ayhan Tunceli
(5), Ilyas Acikgöz (5), Marcel Reichinger (3), Kahraman Simsek (3),
Ufuk Karadag (3), Mark Roßmann (2), Suat Cakim (2), Daniel Cvijanovic
(1), Francesco Greco (1)
TSV Broich 85
Dirk Derryckx, Sascha Richter
– Lars Simon (1), Rogerio Marques (1), Andreas Willms (1), Sascha Nicolai
(1), Kai Bergerhausen (1), Hakan Zileli (1), Benjamin Kohn, Ekrem Zejnullahi,
Dennis Bock, Patrick Schmidt, Michael Burgfeld, Kevin Schmitz
TV Holthausen
Dirk Lünsche – Daniel
Albertz (4), Matthias Bruckhoff, Thorsten Land, Christian Land, Bernd Herbertz,
Sebastian Kersten-Thiele, Jan Gehrmann, Hulusi Taspinar
Vorrunde, Gruppe 2 (revierkick.de / 29.12.2006)
Klare Sache am zweiten Tag der Mülheimer Hallenfußball-Stadtmeisterschaft: Die Bezirksligisten DJK Blau-Weiß Mintard und Tuspo Saarn zogen souverän in die Zwischenrunde ein. C-Kreisliga-Tabellenführer SC Croatia sowie die B-Kreisligisten Dümptener TV und SV Raadt blieben auf der Strecke.
Die Befürchtungen waren
groß: Zur ersten Vorrunde am Mittwoch strömten noch 800 Zuschauer
– doch in der zweiten Gruppe trafen fünf nicht gerade besucherstarke
Klubs aufeinander. 25 Minuten vor dem ersten Anpfiff zählte Organisator
Jochen Guß gestern Abend gerade einmal 60 Zuschauer. Am Ende wurden
es doch noch 500. Die Mülheimer Fußballfans kommen eben auch
zu weniger attraktiven Gruppen.
Das interessanteste Spiel
des Tages fand gleich zu Beginn statt. Die Bezirksligisten Saarn und Mintard
trafen aufeinander. Die Saarner hinterließen einen furchtbaren Eindruck
und unterlagen mit 1:6. „Die haben ja auch nix mehr“, flüsterten sich
die Fans auf der Tribüne zu. Der Saarner Vorsitzende Frank Stein und
Trainer Marcus Herrschaft erschraken. Doch die Saarner Mannschaft zeigte
die richtige Reaktion und gewann die drei übrigen Spiele hoch (9:1
gegen Croatia, 10:0 gegen Dümpten, 6:3 gegen Raadt). Jörn Mühlenbrock
wurde mit sieben Treffern „Torschütze des Tages“ und bescherte seinen
Saarner Teamkollegen die Prämie – ein Fünf-Liter-Partyfass Bier.
Gar nicht aufzuhalten waren die Mintarder, die sich lediglich im Spiel
gegen den C-Kreisligisten Croatia Mülheim (4:2) bis zum Schlusspfiff
anstrengen mussten. Croatia erreichte als bester Außenseiter den
dritten Platz. Dümpten und Raadt ernteten nur das Urteil „Kanonenfutter“.
Nach vier ereignislosen
und langweiligen Stunden gingen die Fußballfans ein wenig enttäuscht
nach Hause. Am Freitagabend ab 17.30 Uhr steigt die letzte Vorrundengruppe
und die mit Spannung erwartete Rückkehr des Landesligisten Galatasaray
Mülheim. 2005/2006 hatte der Verein freiwillig ausgesetzt, da Gala
vor zwei Jahren im Halbfinale der Endrunde einen Spielabbruch verursachte.
Gala-Trainer Sakis Papachristos hat sein Team gut vorbereitet: „Wir werden
überzeugen, weil wir das zeigen, was wir können: technisch anspruchsvollen
Fußball spielen.“ Die Organisatoren trauen dem Braten nicht ganz:
Heute wird der Ordnungsdienst verstärkt. Gala-Chef Turgut Karadag
hat angekündigt, sein Team sofort zurückzuziehen, falls es zu
Zwischenfällen und/oder Provokationen kommt. Sportlich spannend: Bezirksligist
MSV 07 und A-Kreisligist RSV Mülheim wollen ebenfalls in die Zwischenrunde.
Es handelt sich eben um die „Hammergruppe“ der Vorrunde.
Vorrunde – Gruppe 2
Tuspo Saarn – Blau-Weiß
Mintard 1:6 (0:3)
Dümptener TV – Croatia
Mülheim 0:4 (0:3)
Blau-Weiß Mintard
– SV Raadt 4:0 (2:0)
Tuspo Saarn – Croatia Mülheim
9:1 (5:0)
SV Raadt – Dümptener
TV 2:3 (1:1)
Croatia Mülheim – Blau-Weiß
Mintard 2:4 (1:3)
Dümptener TV – Tuspo
Saarn 0:10 (0:3)
Croatia Mülheim – SV
Raadt 3:3 (1:0)
Blau-Weiß Mintard
– Dümptener TV 9:0 (3:0)
SV Raadt – Tuspo Saarn 3:6
(1:3)
Tabelle
1. Blau-Weiß Mintard
12 23:3, +20
2. Tuspo Saarn 9 16 26:10,
+16
3. Croatia Mülheim
4 10:16, -6
4. Dümptener TV 3 3:25,
-22
5. SV Raadt 1 8:16, -8
Mannschaften
Blau-Weiß Mintard
Stefan Maike, Dennis Hecht
– Nabil Zein (6 Tore), Daniel Nawroth (3), Thorsten Büschgens (3),
Arndt Ridder (3), Manuel Keune (2), Daniel Reichinger (2), Slavko Franjic
(2), Stephan Neumann (1), Markus Gotsch (1)
Tuspo Saarn
Marc Hagewiesche, Daniel
Jansen – Jörn Mühlenbrock (7), Ismet Vrankaj (6), Lukas Wicher
(6), Darius Pipiro (3), Sambaz Ekmen (2), Nils Mühlenbrock (1), Michael
Zytniak (1), Stephan Stanko, Hendrik Jaspert, Olaf Rehmann, Marcel Malmedy
Croatia Mülheim
Alen Vrkic – Robert Babic
(5), Stipica Ljubicic (3), Kristijan Radic (1), Asdren Kelmendi (1), Darko
Babic, Zeljko Stosic, Bedri Ramadani, Marko Vojkovic, Ivan Vojkovic
Dümptener TV
Kasim Tozar – René
Jakob (1), Juta Albon (1), Stefan Kunz (1), Yannik Kuhles, Holger Holtei,
David Jaroschek, Bildik Osman, Jörg Schreiber, Bernd Möllney,
Tim Mühlenberg
SV Raadt
Michael Szmel – Marc Bornkamp
(3), Alexander Hass (2), Lukasz Goral (2), Sven Terres (1), Jan Wagner,
Darius Schnapp, Dennis Götzen, Adrian Schalla, Andreas Hahn, Matthäus
Lewandowski
Vorrunde, Gruppe 3 + Zwischenrunde, Gruppen 1/2 (revierkick.de / 30.+31.12.2006)
Ein Haken links, ein Haken rechts, ein Hackentrick hier, ein Beinschuss dort, ein trockener Schuss links unten ins Eck, ein Knaller aus der Drehung in den Winkel, eine sehenswerte Vorlage in der ersten, ein Klasse-Solo in der zweiten Minute: Die Mülheimer Hallenfußball-Stadtmeisterschaft hat bisher einen überragenden Spieler in der herausragenden Mannschaft. Burhan Erkis und Galatasaray Mülheim sind die Überraschung der ersten Woche.
Über diesen Auftritt
diskutierten die Fußball-Stammtische der Stadt seit Wochen: Wie wird
Galatasaray bei der Meisterschaft auftreten? Vor einem Jahr setzte Gala
aus, weil es vor zwei Jahren zu einem Spielabbruch im Halbfinale gekommen
war. Der Vorsitzende Turgut Karadag kündigte im revierkick.de-Interview
an, sein Team beim kleinsten Zwischenfall sofort zurückzuziehen. Doch
mit leidenschaftlichen Auftritten in Vor- und Zwischenrunde spielte sich
Gala auch in die Herzen selbst einiger kritischer Fans. Als einzige Mannschaft
gewann der Landesligist bisher alle sieben Spiele.
In einem zauberte Galatasaray
sogar. Es kam vor 1300 Zuschauern zum mit Spannung erwarteten Aufeinandertreffen
gegen den Oberligisten VfB Speldorf. „Hoffentlich bleibt alles ruhig“,
sagte VfB-Trainer Piero Lussu noch unmittelbar vor dem Anpfiff. Sein Kollege
Sakis Papachristos beruhigte: „Wir sind nur hier, um das zu zeigen, was
wir können: technisch anspruchsvollen Fußball spielen.“ Wie
wahr, wie wahr. Der Landesligist nahm die Speldorfer auseinander, gewann
mit 7:2. Burhan Erkis erzielte fünf Tore. Die Speldorfer waren sogar
so perplex, dass sie sich auf engstem Raum selbst von Gala-Torwart Ike
Onukogu austricksen ließen. Dafür gab es Ovationen. Nach der
Partie tanzten die Gala-Spieler auf dem Parkett und ließen sich feiern
– in der Speldorfer Umkleide hingegen war es mucksmäuschenstill. Thomas
Verwaayen aus dem Organisationsteam weilte im Kabinengang und verriet:
„Da hat nur einer geredet. Und das war der Trainer.“ Speldorf gegen Gala
– der Höhepunkt des Fünf-Stunden-Zwischenrunden-Nachmittags und
der gesamten ersten Turnierwoche.
Die Speldorfer enttäuschten.
Sie kamen mit sechs Stammspielern, hatten aber bereits im ersten Gruppenspiel
gegen den A-Kreisligisten Rot-Weiß (5:3) große Mühe. Humorlos
sicherten sie sich im Spiel gegen den A-Kreisligisten RSV (6:3) den zweiten
Gruppenplatz und damit die Endrundenteilnahme. Da ist noch viel Platz nach
oben. Als dritte Mannschaft in der ersten Zwischenrunde zog Rot-Weiß
in die Endrunde ein (3:1 gegen RSV). Weniger attraktiv lief die zweite
Zwischenrundengruppe. Der Bezirksliga-Zweite TSV Heimaterde gewann souverän
alle drei Spiele mit drei Toren Vorsprung und steht ebenso in der Endrunde
wie Vorjahresfinalist 1. FC Mülheim (Kreisliga A) und Bezirksligist
Blau-Weiß Mintard. Tuspo Saarn (ebenfalls Bezirksliga) schied aus.
Strich drunter – Vor- und
Zwischenrunde sind vorbei, die Endrunde mit den sechs Teilnehmern VfB Speldorf
(Oberliga), Galatasaray (Landesliga), TSV Heimaterde, Blau-Weiß Mintard
(beide Bezirksliga) sowie Rot-Weiß und 1. FC Mülheim (beide
Kreisliga A) steht kurz bevor. Chef-Organisator Jochen Guß kann bisher
zufrieden sein. An den vier Tagen strömten insgesamt 3400 Besucher
in die RWE Rhein-Ruhr Sporthalle. Mit Toren sparten die Teams nicht. Nur
in einem Spiel fielen lediglich zwei – sonst immer mehr. Um die Torjäger-Kanone
kämpfen nächste Woche Said Kousri (Rot-Weiß, bisher 13
Tore) und Burhan Erkis (Galatasaray, 10). In der Zwischenrunde war die
Stimmung auf den Rängen erstklassig. Die Speldorfer kamen mit der
Unterstützung von 30 lautstarken Anhängern, die aber im Spiel
gegen Galatasaray bedröppelt nur zuschauen konnten, wie ihr Team an
die Wand gespielt wurde. Rot-Weiß brachte die halbe Fußball-Abteilung
mit – und auch der TSV Heimaterde wurde von einer großen Menge angefeuert.
Eine klitzekleine Rangelei gab es nur einmal. Die Folge: Polizei und Ordnungsdienst
sprachen fünf Hausverbote aus.
Nächsten Samstag rechnen
die Organisatoren mit mindestens 1600 Besuchern – die Polizei stockt ihr
Aufgebot auf, auch der Ordnungsdienst wird verstärkt. Es wird heiß
unterm Dach.
Zwischenrunde – Gruppe
1
VfB Speldorf – Rot-Weiß
Mülheim 5:3 (3:2)
Galatasaray Mülheim
– RSV Mülheim 4:0 (2:0)
VfB Speldorf – Galatasaray
Mülheim 2:7 (2:3)
Rot-Weiß Mülheim
– RSV Mülheim 3:1 (2:1)
VfB Speldorf – RSV Mülheim
6:3 (4:0)
Rot-Weiß Mülheim
– Galatasaray Mülheim 4:6 (3:2)
Tabelle
1. Galatasaray Mülheim
9 17:6, +11
2. VfB Speldorf 6 13:13,
0
3. Rot-Weiß Mülheim
3 10:12, -2
4. RSV Mülheim 0 4:13,
-9
Zwischenrunde – Gruppe
2
1. FC Mülheim – Blau-Weiß
Mintard 2:2 (1:1)
Tuspo Saarn – TSV Heimaterde
2:5 (2:2)
1. FC Mülheim – Tuspo
Saarn 3:0 (2:0)
Blau-Weiß Mintard
– TSV Heimaterde 1:4 (1:2)
1. FC Mülheim – TSV
Heimaterde 0:3 (0:1)
Blau-Weiß Mintard
– Tuspo Saarn 2:1 (0:1)
Tabelle
1. TSV Heimaterde 9 12:3,
+9
2. 1. FC Mülheim 4
5:5, 0
3. Blau-Weiß Mintard
4 5:7, -2
4. Tuspo Saarn 0 3:10, -7
Mannschaften
Galatasaray Mülheim
Ike Onukogu – Burhan Erkis
(8 Tore), Murat Eraslan (4), Dogan Celik (2), Oguzhan Öztürk
(1), Selim Akbas (1), Musa Alikilic (1), Yunus Celik, Hakan Turna, Ömer
Akyüz, Ahmet Aksoy
VfB Speldorf
Tim Blumhoff – Michael Krakala
(4), Christian Flöth (2), Yasar Kurt (2), Krzysztof Benedyk (2), Damiano
Schirru (2), Sven Schmidt (1), Rafael Synowiec, Simon Kengne
Rot-Weiß Mülheim
Dennis Porscha, Daniele
Autieri – Joachim Bohra (3), Said Kousri (2), Kim Rolinger (2), Thomas
Bess (1), Daniel Weinbach (1), Abu Haimami (1), Bastian Masen, Selami Günel,
Frank Erward
RSV Mülheim
Dominik Ernst – Thorsten
Mona (3), Essa Bentayeb (1), Yüksel Ucak, Benjamin Pohl, André
Oesterwind, Michel Hagenacker, Florian Wohlgehaben, Oliver Geßler,
Christoph Berrischen, Dominik Fritsch, Nuri Bentayeb
TSV Heimaterde
Dennis Lindebacher, Markus
Roedel – Willi Zappula (3), Tim Szameitat (3), Sven Fürst (1), Lars
Mühlenbrock (1), Dennis Paede (1), Benjamin Tranelis (1), Robert Steinberg
(1), Matthias Soddemann (1), Adam Kozicki
1. FC Mülheim
Patrick Renning, Isni Rahmani
– Kamel Bdioni (2), David Bröhl (1), Burim Berisha (1), Navid Lahli
(1), Mutlu Cömez, Umut Karakus, Sadri Sefa, Ümit Icöz, Jusef
Saado, Omid Lahli, Christian Sczygiel, Marcel Pilgram
Blau-Weiß Mintard
Stefan Maike, Dennis Hecht
– Daniel Nawroth (1), Arndt Ridder (1), Manuel Keune (1), Stephan Neumann
(1), Daniel Molitor, Markus Gotsch, Adrian Kozacki, Florian Essers. Dazu
kommt ein Eigentor.
Tuspo Saarn
Marc Hagewiesche – Darius
Pipiro (1), Nils Mühlenbrock (1), Jörn Mühlenbrock (1),
Marcel Malmedy, Stephan Stanko, Sambaz Ekmen, Lukas Wicher, Ismet Vrankaj,
Olaf Rehmann, Hendrik Jaspert
VORRUNDE – GRUPPE 3
Außer Favorit Galatasaray (vier Spiele, vier Siege) setzte sich vor 800 Zuschauern A-Kreisligist RSV Mülheim durch. Das war eine große Überraschung, denn erster Anwärter auf den zweiten Zwischenrundenplatz war eigentlich Bezirksligist MSV 07. Doch die „07er“ versagten, unterlag nicht nur Gala und dem RSV, sondern auch dem tapfer kämpfenden B-Kreisligisten Post Mülheim. MSV 07: die Enttäuschung des Turniers.
Vorrunde – Gruppe 3
Galatasaray Mülheim
– MSV 07 3:1 (2:1)
TB Heißen – Post Mülheim
1:5 (1:2)
MSV 07 – RSV Mülheim
2:4 (2:0)
Galatasaray Mülheim
– Post Mülheim 5:0 (3:0)
RSV Mülheim – TB Heißen
4:1 (2:0)
Post Mülheim – MSV
07 3:2 (1:1)
TB Heißen – Galatasaray
Mülheim 4:5 (2:0)
Post Mülheim – RSV
Mülheim 0:2 (0:2)
MSV 07 – TB Heißen
8:3 (3:2)
RSV Mülheim – Galatasaray
Mülheim 0:3 (0:1)
Tabelle
1. Galatasaray Mülheim
12 16:5, +11
2. RSV Mülheim 9 10:6,
+4
3. Post Mülheim 6 8:10,
-2
4. MSV 07 3 13:13, 0
5. TB Heißen 0 9:22,
-13
Mannschaften
Galatasaray Mülheim
Ike Onukogu – Selim Akbas
(4 Tore), Musa Alikilic (3), Murat Eraslan (2), Burhan Erkis (2), Ömer
Akyüz (1), Yunus Celik (1), Hakan Turna (1), Ahmet Aksoy (1), Oguzhan
Öztürk (1), Dogan Celik, Ali Demirkoparan
RSV Mülheim
Dominik Ernst – Florian
Wohlgehaben (2), Yüksel Ucak (1), Benjamin Pohl (1), André
Oesterwind (1), Michel Hagenacker (1), Thorsten Mona (1), Dominik Fritsch
(1), Daniel Jansen (1), Essa Bentayeb (1), Oliver Geßler, Christoph
Berrischen, Nuri Bentayeb
Post Mülheim
Darius Zelmanski – Arkadius
Syrocki (4), Tomasz Stasica (2), Kamil Deckert (1), Lukas Czempik (1),
Slavomir Zelmanski, Thomas Grabowski, Peter Palka
MSV 07
Marc-Leo Krick – Stefan
Hohensee (3), Heiko Gierok (2), Jann Brüger (2), Philipp Pütz
(2), Volkan Onur (1), Alexander Olfs (1), Tim Peters (1), Dennis Pfeifer
(1), Olaf Becker, Stephan Bartmann
TB Heißen
Marc Reuys, Pascal Müller
– Michel Schäfer (2), Pippo Italiano (2), Marius Schreckenberg (1),
Engin Turan (1), Mustafa Des (1), Pascal Schauenburg (1), Florian Lindenblatt
(1), Daniel Wehrenberg, Ayhan Ünal, Sebastian Waßer, Oliver
Redemann
Torschützenliste
nach Vor- und Zwischenrunde
1. Said Kousri (Rot-Weiß
Mülheim) 13
Die Endrunde (Sa., 6.1.2007,
15 Uhr, RWE Rhein-Ruhr Sporthalle)
Gruppe 1
Galatasaray Mülheim,
1. FC Mülheim, Blau-Weiß Mintard
Gruppe 2
TSV Heimaterde, VfB Speldorf,
Rot-Weiß Mülheim
Spielplan
Galatasaray Mülheim
– 1. FC Mülheim
TSV Heimaterde – VfB Speldorf
Galatasaray Mülheim
– Blau-Weiß Mintard
TSV Heimaterde – Rot-Weiß
Mülheim
1. FC Mülheim – Blau-Weiß
Mintard
VfB Speldorf – Rot-Weiß
Mülheim
Danach folgen zwei Halbfinalspiele,
das Neunmeterschießen um Platz drei und das Endspiel
Die beste Mannschaft war Galatasaray. Der Stadtmeister von 2000 Fußballherzen hieß Rot-Weiß Mülheim. Doch unter dem Strich gewann eiskalt der haushohe Favorit. Oberligist VfB Speldorf benötigte das Neunmeterschießen, um den tapferen A-Kreisligisten RWM im Endspiel um die Hallen-Stadtmeisterschaft zu bezwingen.
Eilig geknipstes Siegerfoto - Aufmacherbild für einen Tag bei revierkick.de
Momentaufnahmen am späten
Abend: Im „Schrägen Eck“ in Mülheim-Winkhausen begießt
die Rot-Weiß-Mannschaft den zweiten Platz. Doch so richtig ausgelassen
will die Stimmung nicht werden. Zu nah dran war RWM am Erfolg. „So leicht“,
sagt Betreuer Oliver Splitt, „so leicht werden wir es wohl nicht noch einmal
haben.“ Spielertrainer Joachim Bohra ist völlig niedergeschlagen.
Zehn Titel hat der 37-Jährige als Aktiver geholt. Zehn! Es wäre
sein letzter gewesen. Ab der kommenden Saison möchte er sich auf den
Trainerjob konzentrieren. In der Kabine flossen nach dem Finale deshalb
Tränen bei „Jo“, berichten die Rot-Weiß-Spieler. Im „Schrägen
Eck“ hockt Bohra wie ein Häufchen Elend – und ist geschüttelt
von Wadenkrämpfen. 3:5 nach Neunmeterschießen – unglücklicher
geht es nicht.
Ein berühmter Spruch
von Gary Lineker klingt – wie die Mülheimer sagen – auf Mölmsch
wie folgt: „Fußball in Mülheim ist, wenn sechs Mannschaften
gegeneinander spielen und alles geben, doch am Ende gewinnt immer Speldorf.“
So paradox es klingt: Die Grün-Weißen boten eine schlechte Leistung,
werden sich in den kommenden Wochen von Trainer Piero Lussu und Manager
Michael Klauß einiges anhören müssen – doch sie holten
den König-Pilsener-Cup. Bis zum Endspiel gewann der VfB in der Endrunde
alle drei Partien nur mit einem Tor Unterschied. Die Auftritte der Grün-Weißen
waren wenig inspiriert und leidenschaftslos. Daran konnten auch die 30
lautstarken Fans auf der Tribüne nichts ändern.
Die fünfstündige
Mammut-Veranstaltung begann mit 15 Minuten Verspätung. Wie in jedem
Jahr bildete sich vor der Kasse eine lange Schlange. Alle 2000 Zuschauer
blieben dann bis zum letzten Augenblick. Die Spiele waren nicht immer hochklassig,
aber zu jeder Zeit spannend. In der Gruppenphase taten sich die Favoriten
schwer. Landesligist Galatasaray bezwang A-Kreisligist 1. FC Mülheim
und Bezirksligist Blau-Weiß Mintard jeweils knapp mit 2:1. Oberligist
VfB Speldorf gelangen gegen Bezirksligist TSV Heimaterde (3:2) und A-Kreisligist
SV Rot-Weiß (1:0) ebenfalls nur glückliche Siege. Im Spiel gegen
den TSV traf Dennis Rommel erst sieben Sekunden vor Schluss zum 3:2. Überraschungen
gab es im jeweils dritten Gruppenspiel. Zweimal setzten sich die Kreisligisten
durch, zunächst Rot-Weiß (3:1 gegen Heimaterde), dann der 1.
FC Mülheim (5:2 gegen Mintard).
Highlight des kompletten
Turniers war das erste Halbfinalspiel zwischen Galatasaray und Rot-Weiß.
Über diese Partie wird die Mülheimer Fußballszene noch
viele Jahre diskutieren. Der favorisierte Landesligist – bis dahin Sieger
in allen zehn Turnierspielen – bot eine zehnminütige Fußball-Demonstration.
Burhan Erkis (5.), Oguzhan Öztürk (6.) und Musa Alikilic (10.)
schraubten den Pausenstand auf 3:0. Nach dem Wechsel verging den Rot-Weißen
schon die Lust. Die Gala-Spieler zauberten, zeigten sehenswerte Kombinationen,
donnerten das Leder an Latte und Pfosten. Lediglich Rot-Weiß-Torwart
Dennis Porscha wehrte sich gegen das Debakel und parierte mehrere „Unhaltbare“.
Alles lief auf das erwartet deutliche Resultat hinaus. Doch als Frank Erward
zwei Minuten vor Schluss mit einem Verzweiflungsschuss auf 1:3 verkürzte,
kippte völlig überraschend das Spiel. Angetrieben vor den eigenen
Fans glichen Selami Günel und Daniel Weinbach innerhalb von 45 Sekunden
zum 3:3 aus und brachten Rot-Weiß ins Neunmeterschießen. Dort
wuchs Dennis Porscha endgültig über sich hinaus. Er wehrte drei
von sechs Galatasaray-Schüssen ab. Auf dem Parkett spielten sich unglaubliche
Jubelszenen ab. Die Rot-Weißen drehten ein verlorenen geglaubtes
Spiel. „So ist Fußball! So ist Fußball! So ist Fußball!“,
brüllten Spieler, Trainer und Fans immer wieder. Schon nach dem Halbfinale
bedankte sich RWM für die Unterstützung der Fans mit „La Ola“.
Die Galatasaray-Spieler
konnten es kaum glauben. Sie hatten die Zuschauer mit sensationellen Toren
begeistert. Burhan Erkis – am Ende Zweiter der Torjägerliste – traf
in der Gruppenphase zum Beispiel zweimal per Hacke. Galatasaray war das
technisch beste Team des Turniers und blieb nach regulärer Spielzeit
unbesiegt. Dennoch musste sich Gala mit Rang drei begnügen. Lob vom
Organisator Jochen Guß gab es bei der Siegerehrung trotzdem: „Ihr
habt viel für Euer Image getan und Euch hier sehr gut verkauft.“ Da
klatschten alle Zuschauer. So toll das erste Halbfinale war, so schleppend
spielte der VfB seine Partie gegen den 1. FC Mülheim (2:1) herunter.
Interessant lediglich: Rafael Synowiec erzielte beide Tore für den
VfB. In dreieinhalb Jahren bei den Speldorfern hat er auf dem Feld noch
kein einziges Mal getroffen. Deshalb bekam er vom Organisationsteam für
dieses höchst ungewöhnliche Erlebnis ein Sixpack Köpi spendiert.
Dann das Endspiel.
19.30 Uhr, die entscheidenden
Augenblicke. Das Finale steht kurz bevor. Die Halle ist dunkel. Er ertönt
„Lets get ready to rumble“ und „Stand up for the champions”. Gänsehaut-Stimmung.
Die 20 Spielminuten laufen absolut ausgeglichen, das 1:1 ist ein logisches
Resultat. Der VfB ist nicht in der Lage, den vier Klassen tieferen Kreisligisten
zu beherrschen. Die Techniker Damiano Schirru (verletzt) und Marco Ferreira
(gesperrt) vermissen Trainer Lussu und die Fans schmerzlich. Die Speldorfer
Führung durch Michael Krakala egalisiert Selami Günel vier Minuten
vor Schluss. Im Neunmeterschießen hat der VfB das bessere Ende für
sich. Krakala verwandelt zum entscheidenden 5:3. Zum dritten Mal in Folge
recken die Grün-Weißen den Siegerpokal in die Höhe. Doch
nur die VfB-Fans freuen sich riesig, die Spieler treibt es zum Pflichtjubel
aufs Teamfoto. „Oberliga – keiner weiß warum“, fragten die Fans der
Rot-Weißen zwischendurch, um zu provozieren. Unrecht hatten sie nicht.
Es bleiben Erinnerungen
an einen unterhaltsamen Fußball-Nachmittag mit vielen Toren, spannenden
Spielen, keinen Ausschreitungen und einigen „Spielern des Turniers“. Die
Torjäger-Kanone erhielt Said Kousri von Rot-Weiß, der insgesamt
15 Tore erzielte. Zum besten Torhüter wurde Dennis Porscha gekürt
– ebenfalls von Rot-Weiß. Porscha selbst hätte lieber seinem
Teamkollegen Selami Günel den Preis überlassen. Im Gruppenspiel
gegen Speldorf (0:1) saß Porscha auf der Tribüne. Zweittorwart
Daniele Autieri musste beim Stand von 0:1 (9.) verletzt raus. Elf Minuten
lang stellte sich Abwehrspieler Günel zwischen die Pfosten – und hielt
den Kasten sauber. Kompliment! Keinen Preis, aber dennoch eine Erwähnung
verdient hat Burhan Erkis von Galatasaray, der Zauberer dieser 34. Hallen-Stadtmeisterschaft.
Im „Schrägen Eck“ kehrte
erst nachts um drei Ruhe ein. So lange harrten die Rot-Weiß-Spieler
noch aus. Von den Thekenbrüdern gab es die besten Wünsche. „Ihr
habt gut gespielt!“, sagten sie immer wieder. Das stimmt! „Stadtmeister
der Herzen“ eben.
Stimmen
Jochen Guß (Organisator der Meisterschaft): „Ich bin hochzufrieden mit dem Verlauf der Meisterschaft. Die Spieler haben sich fair verhalten – es gab keine einzige Rote Karte. Die Stimmung in der Endrunde bei den 2000 Zuschauern war ganz toll. Insgesamt hatten wir 5400 Besucher an fünf Tagen. Das ist eine sehr gute Zahl.“
Piero Lussu (Trainer VfB Speldorf): „Was zählt ist, was unter dem Strich herauskommt: Und da steht, dass der VfB Speldorf Stadtmeister ist. Kompliment an Galatasaray, diese Mannschaft hat teilweise gezaubert. Und ganz großes Kompliment an Rot-Weiß Mülheim. Rot-Weiß hat niemals aufgesteckt.“
Klaus Wörsdörfer (1. Vorsitzender VfB Speldorf): „Wir haben gespielt wie Bayern München – nicht schön, aber gewonnen. Wir haben nun einmal nicht die Hallenspieler in unserer Mannschaft. Nach einer 1:0-Führung haben wir erst einmal einen Gang zurückgeschaltet.“
Hatem Guerbouj (Co-Trainer Rot-Weiß Mülheim): „Die Moral unserer Mannschaft war beeindruckend.“
Sahin Karadag (Vorstand Galatasaray Mülheim): „Schade, dass wir eine 3:0-Führung im Halbfinale noch aus der Hand gegeben haben. Wir konnten die Zuschauer begeistern und haben sehr fair gespielt. Im nächsten Jahr nehmen wir einen neuen Anlauf.“
Sakis Papachristos (Trainer Galatasaray Mülheim): „Die Ausrichtung der Meisterschaft hat mir sehr gut gefallen. Ich war bei der Duisburger Meisterschaft – die sollen sich eine Scheibe von der Mülheimer Variante abschneiden.“
Paco Lopez (Trainer 1. FC Mülheim): „Wie schon im letzten Jahr haben wir Speldorf einen großen Kampf geliefert – diesmal nicht im Endspiel, sondern im Halbfinale. Wieder stand es ganz lange 0:0, wieder hatten wir sehr viel Pech. Beim 0:0 hatten wir ein, zwei gute Chancen, um selbst in Führung zu gehen und haben hinten leichte Fehler gemacht. Schade.“
Splitter
Vor Turnierbeginn gab es
eine Gedenkminute für Pascal Schauenburg. Der 20-jährige Spieler
des B-Kreisligisten TB Heißen verunglückte bei einem Verkehrsunfall
am Neujahrsmorgen tödlich. Er hatte in der Vorrunde noch mitgespielt
und sogar ein Tor für die Heißener erzielt.
**
Ein Einlagespiel bestritten
die E-Jugendteams des Mülheimer FC 97 und des TB Speldorf. Diese beiden
Vereine stellen keine Seniorenteams und waren auf diesem etwas anderen
Weg am Turnier beteiligt. Die Speldorfer siegten mit 5:3.
Endrunde
Gruppe 1
Galatasaray Mülheim
– 1. FC Mülheim 2:1 (0:0)
0:1 Bdioni (14.), 1:1 Akbas
(16.), 2:1 Erkis (19.)
Galatasaray Mülheim
– DJK Blau-Weiß Mintard 2:1 (1:0)
1:0 Öztürk (1.),
1:1 Keune (12.), 2:1 D. Celik (18.)
1. FC Mülheim – DJK
Blau-Weiß Mintard 5:2 (2:1)
1:0 Icöz (4.), 1:1
Neumann (9.), 2:1 Bdioni (10.), 3:1 Icöz (11.), 4:1 Icöz (14.),
5:1 Pilgram (18.), 5:2 Nawroth (20.)
Tabelle
1. Galatasaray Mülheim
6 4:2, +2
2. 1. FC Mülheim 3
6:4, +2
3. DJK Blau-Weiß Mintard
0 3:7, -4
Gruppe 2
TSV Heimaterde – VfB Speldorf
2:3 (1:2)
0:1 Krakala (1.), 1:1 Fürst
(2.), 1:2 Mansfeld (6.), 2:2 Szameitat (18.), 2:3 Rommel (20.)
TSV Heimaterde – Rot-Weiß
Mülheim 1:3 (0:1)
0:1 Weinbach (2.), 0:2 Kousri
(13.), 1:2 Fürst (16.), 1:3 Kousri (20.)
VfB Speldorf – Rot-Weiß
Mülheim 1:0 (1:0)
1:0 Krakala (6.)
Tabelle
1. VfB Speldorf 6 4:2, +2
2. Rot-Weiß Mülheim
3 3:2, +1
3. TSV Heimaterde 0 3:6,
-3
Halbfinale
Galatasaray Mülheim
– Rot-Weiß Mülheim 6:7 (3:3, 3:0) nach Neunmeterschießen
1:0 Erkis (5.), 2:0 Öztürk
(6.), 3:0 Alikilic (10.), 3:1 Erward (18.), 3:2 Günel (18.), 3:3 Weinbach
(19.). Neunmeterschießen: Öztürk (Gala) scheitert an RW-Torwart
Porscha, 3:4 Weinbach / 4:4 Alikilic, 4:5 Günel / Eraslan scheitert
an Porscha, Kousri scheitert an Gala-Torwart Onukogu / 6:6 D. Celik, Bohra
scheitert an Onukogu / Alikilic scheitert an Porscha, 6:7 Günel
VfB Speldorf – 1. FC Mülheim
2:1 (0:0)
1:0 Synowiec (15.), 2:0
Synowiec (20.), 2:1 Icöz (20.)
Neunmeterschießen
um Platz drei
Galatasaray – 1. FC Mülheim
4:2
1:0 Onukogu, Berisha (FC)
scheitert an Onukogu / 2:0 Öztürk, 2:1 Karakus / 3:1 Aksoy, N.
Lahli scheitert an Onukogu / Eraslan scheitert an FC-Torwart Renning, 3:2
Renning / 4:2 D. Celik
Endspiel
Rot-Weiß Mülheim
– VfB Speldorf 3:5 (1:1, 0:1) nach Neunmeterschießen
0:1 Krakala (9.), 1:1 Günel
(16.). Neunmeterschießen: 1:2 Synowiec, Weinbach schießt über
das Tor / Flöth (VfB) scheitert an Porscha, Günel schießt
gegen den Pfosten / 1:3 Benedyk, 2:3 Kousri / 2:4 Rommel, 3:4 Erward /
3:5 Krakala
Mannschaften
VfB Speldorf
Gregor Nijhuis – Michael
Krakala (3 Tore), Rafael Synowiec (2), Andreas Mansfeld (1), Dennis Rommel
(1), Christian Flöth, Thorsten Schmugge, Krzysztof Benedyk, Christoph
Ulrich
Rot-Weiß Mülheim
Dennis Porscha, Daniele
Autieri – Selami Günel (2), Said Kousri (2), Daniel Weinbach (2),
Frank Erward (1), Thomas Bess, Abu Haimami, Joachim Bohra, Ercan Katircioglu,
Kim Rolinger
Galatasaray Mülheim
Ike Onukogu – Burhan Erkis
(2), Oguzhan Öztürk (2), Musa Alikilic (1), Dogan Celik (1),
Selim Akbas (1), Hakan Turna, Murat Eraslan, Ahmet Aksoy
1. FC Mülheim
Patrick Renning, Isni Rahmani
– Ümit Icöz (4), Kamel Bdioni (2), Marcel Pilgram (1), David
Bröhl, Mutlu Cömez, Umut Karakus, Navid Lahli, Jusef Saado, Burim
Berisha
DJK Blau-Weiß Mintard
Stefan Maike – Manuel Keune
(1), Daniel Nawroth (1), Stephan Neumann (1), Arndt Ridder, Nabil Zein,
Slavko Franjic, Daniel Molitor, Markus Gotsch
TSV Heimaterde
Dennis Lindebacher – Sven
Fürst (2), Tim Szameitat (1), Willi Zappula, Lars Mühlenbrock,
Adam Kozicki, Dennis Paede, Robert Steinberg, Florian Höhne, Matthias
Soddemann
Torschützenliste des Turniers
1. Said Kousri (Rot-Weiß
Mülheim) 15
2. Burhan Erkis (Galatasaray
Mülheim) 12
3. Daniel Weinbach (Rot-Weiß
Mülheim) 10
Gelsenkirchen hat Schalke, Duisburg den MSV, Bochum den VfL und Essen RWE. Um Mülheim macht der große Fußball seit Jahrzehnten einen großen Bogen. Das soll sich ab 2009 ändern. Die Stadt gab grünes Licht für ein Großprojekt. Das altehrwürdige Ruhrstadion soll zu einer Fußballarena werden, die Sportanlage Saarner Straße zu einem modernen Trainingszentrum des aktuellen Oberligisten VfB Speldorf. Doch das Projekt hat nicht nur Befürworter.
Nach dem Aufstieg des VfB
Speldorf in die Oberliga Nordrhein im Mai 2005 freute sich die ganze Stadt.
Der Mülheimer Fußball-Dornröschenschlaf war nach 22 Jahren
endlich vorbei. Die Zuschauer strömten – knapp 900 im Schnitt in der
ersten Saison – ins Stadion am Blötter Weg. Doch mit den Spitzenspielen
kamen die Probleme: Bei den Spielen gegen den KFC Uerdingen (1300 Zuschauer)
und Rot-Weiß Oberhausen (2500) kam es zu Ausschreitungen. Die Sicherheitslage
im Wohngebiet rund ums Stadion ist eine Katastrophe, vom Komfort an der
„Blötte“ selbst ganz zu schweigen.
Der VfB führte ein
Gespräch mit dem Mülheimer Sport-Service (MSS) über die
Zukunft des Fußballs in der Stadt, Hauptsponsor „Telba“ forderte
eine Perspektive. Auf Dauer im Mittelfeld der Oberliga herumzudümpeln
– das ist dem Düsseldorfer Unternehmen nicht gut genug. Sprecher Ulrich
Döring setzte den Mitgliedern bei der letzten Jahreshauptversammlung
die Pistole auf die Brust: Entweder es wird gebaut – oder „Telba“ zieht
sich bald zurück. Doch das Stadion am Blötter Weg ist aus verschiedenen
Gründen nicht ausbaufähig. Größe des Grundstücks,
die Bausubstanz und Rechtsgutachten sprechen dagegen.
Die heikle Aufgabe: Der
VfB braucht eine Alternative, die Stadt will aber kein Geld ausgeben. „Es
muss ein Nullsummenspiel werden“, sagt MSS-Leiter Heinz Moseler. Monatelang
beschäftigten sich VfB und MSS mit verschiedensten Ideen – und präsentierten
nun ein Modell, das Folgen für den kompletten Mülheimer Fußball
hätte.
Der Ist-Zustand
Blötter Weg
Das Stadion an der „Blötte“
gehört dem VfB – außer der Oberligamannschaft benutzt niemand
den Rasenplatz. Alle Kosten zur Instandhaltung muss der VfB selbst tragen.
Die Kapazität ist auf 2500 Zuschauer begrenzt. Einen VIP-Raum gibt
es nicht, Umkleidekabinen für Schiedsrichter und Mannschaften sind
viel zu klein, die Sanitäranlagen für Zuschauer unzumutbar, die
Beleuchtung viel zu schwach. „Das Stadion ist nicht ligatauglich“, sagt
Heinz Moseler.
Hochfelder Straße
An der Hochfelder Straße
fünf Fußminuten entfernt spielen die zweite und alle Jugendmannschaften
des VfB. Außerdem werden Ascheplatz und die zugehörige kleine
Turnhalle von zwei Grundschulen genutzt. Die Anlage steht auf der Liste
der sanierungsbedürftigen Plätze in Mülheim ganz oben. In
den vier Herbst- und Wintermonaten ist die „Hochfelder“ schon bei kleinsten
Regenschauern unbespielbar.
Ruhrstadion
Im Stadtteil Styrum, direkt
an der A40-Abfahrt „Mülheim an der Ruhr“ und an der Fernbahnstrecke
von Essen nach Duisburg, liegt das 1920 gebaute Ruhrstadion. Jahrzehntelang
war es die Heimat des 1. FC Mülheim. Der FC – „Styrumer Löwen
genannt“ – spielte unter anderem von 1974 bis 1976 in der 2. Bundesliga
Nord, damals zugelassen für 21.000 Zuschauer. Doch dann stürzte
der FC bis in die Kreisliga A ab, und zog sich aus dem Ruhrstadion zurück.
Jetzt spielt der FC auf seiner „Heimatanlage“ an der Moritzstraße.
1994 übernahm Vatan Spor – heute Galatasaray – die Anlage, mietete
das Vereinslokal und drei Arbeitsräume. Die Spiele der Landesligamannschaft
finden im Ruhrstadion statt. Der Zuschauerschnitt von Gala beträgt
100. Highlight in der Vereinsgeschichte war das Testspiel gegen den „großen
Bruder“ Galatasaray Istanbul im Juni 2004 vor 6000 Zuschauern (aktuelle
Kapazität: 8.000). Einige Leichtathletikklubs benutzen die Laufbahn,
nebenan steht ein im Sommer gut frequentiertes Freibad.
Saarner Straße
Die Bezirkssportanlage im
Stadtteil Speldorf wird von einer Grundschule, Betriebssportmannschaften
und den kleineren Fußballklubs Mülheimer FC 97 (eine Senioren-
und zehn Jugendteams) und TV Holthausen (zwei Seniorenteams) genutzt. Die
Anlage hat einen großen Ascheplatz, eine Leichtathletik-Laufbahn
und eine Turnhalle.
Fazit
Von den Folgen eines Umbaus
wären drei Fußballvereine, drei Grundschulen und Leichtathletikvereine
betroffen.
Die Planungen
Blötter Weg und Hochfelder
Straße
Beide Anlagen werden verkauft
und für Grundstücke erschlossen. Die „Hochfelder“ umfasst etwa
8.000 Quadratmeter, die „Blötte“ 16.000. Welche Summe dabei erzielt
werden soll, verrieten Heinz Moseler und Sportdezernent Wilfried Cleven
nicht. „Im Bieterverfahren würden wir ein Eigentor schießen,
wenn wir schon vorher sagen, was wir für einen Ertrag erwarten“, sagt
Cleven. Das erwirtschaftete Geld wird dann in den Um- und Ausbau der beiden
übrigen Anlagen investiert. Für den Grundschulsport entsteht
ein Ersatzgebäude auf dem Gelände einer Schule.
Ruhrstadion
Die Laufbahn um den Rasenplatz
verschwindet. Die schon vorhandene Haupttribüne wird modernisiert.
Es entstehen 2280 überdachte Sitzplätze. Auf der Gegenseite entsteht
direkt an der Seitenlinie eine nicht überdachte Stehplatztribüne.
Kapazität: 2.000 – Fantrennung möglich. Um das Gefühl einer
„reinen“ Fußballarena zu erzeugen, werden die im Moment schon bestehenden
Wälle hinter die Tore direkt an den Spielfeldrand vorgezogen. Macht
insgesamt erst einmal 4.280 Plätze. Sollte der VfB irgendwann sogar
die 3. Bundesliga anpeilen, ist ein weiterer Ausbau hinter den Toren nach
dem Prinzip „Playmobilstadion Fürth“ möglich. Platz: 10.000 Zuschauer
plus x. Das Stadion wäre also bis auf etwa 15.000 Plätze „aufrüstbar“.
700 Parkplätze halten VfB und MSS für ausreichend, das Flutlicht
wird eine 400-Lux-Anlage. Doch Vorsicht: Exklusiv steht das Ruhrstadion
dem VfB nicht zur Verfügung. „Der jeweils ranghöchste Mülheimer
Verein bekommt die Möglichkeit, im Ruhrstadion zu spielen“, sagt Heinz
Moseler. Bitter für Galatasaray: Der Landesligist muss seine Heimat
räumen. Wohin Gala gehen muss? Soweit haben Cleven und Moseler nicht
gedacht. Denn der Trainingsplatz an der Von-der-Tann-Straße ist nur
ein besserer Bolzplatz.
Saarner Straße
Die gravierendste Änderung
entsteht an der Saarner Straße. Aus einem Ascheplatz werden drei
Kunstrasenplätze – außerdem entsteht ein neues Klubhaus. Auf
dem größten Platz trainieren die zwei Seniorenteams sowie die
A- bis D-Jugend. Bis auf die „Erste“ tragen alle dort ihre Meisterschaftsspiele
aus. Eine Tribüne bietet hier maximal 480 Zuschauern Platz. Der erste
Nebenplatz entspricht dem Spielfeld der E- und F-Jugendlichen (40x80 Meter)
und das kleinste Feld bekommen exklusiv die Bambini-Mannschaften (22x44
Meter). Den Grundschulen stehen Sprunggrube, Volleyballfeld und 100-Meter-Laufbahnen
zur Verfügung. Die Turnhalle neben dem Platz bleibt unverändert
bestehen.
Die Stimmen
Stadt und VfB klopfen sich gegenseitig auf die Schulter. Sie sind zufrieden mit dem erarbeiteten Projekt. In der Sportausschuss-Sitzung würdigten alle Fraktionen die Idee.
Heinz Moseler (MSS-Leiter): „Der Blötter Weg ist kein oberligataugliches Stadion. Unser Ziel bei der Planung war es, mit beiden Beinen auf der Erde zu bleiben. Natürlich werden nicht alle Vereine ,Hurra’ rufen, aber sportfachliche Lösungen sind unserer Meinung nach denkbar.“
Wilfried Cleven (Sportdezernent): „Das ist eine sportfachlich zukunftsweisende Planung. Aufgabe der Stadt ist es, diesen Prozess zu begleiten. Eine Stadt, die sich nicht bewegt, stagniert.“
Klaus Wörsdörfer (1. Vorsitzender VfB Speldorf): „Zwei Punkte haben beim VfB diese Gedanken ausgelöst. Erstens ist uns durch die Spiele gegen Uerdingen und Oberhausen bewusst geworden, dass wir in Zukunft solche Spiele wohl nicht mehr an der Blötte austragen können. Zweitens findet bei uns kein Vereinsleben statt. An der Hochfelder Straße gibt es kein Klubhaus, unsere Erste trainiert nur am Blötter Weg. Wir begrüßen deshalb die neue Idee. Durch den Umbau der Anlage Saarner Straße bleibt die Keimzelle des Vereins in Speldorf. Im Ruhrstadion stimmt das Ambiente, und es ist nicht weit entfernt – nur ein Sprung über die Ruhr. Wir wollen die Sportart Nummer eins in Mülheim nach vorn bringen und sehen mit diesem Projekt die Chance, weitere Sponsoren ins Boot zu holen.“
Michael Klauß (Manager des VfB Speldorf, angestellt bei „Telba“) äußerte sich im Fanforum (speldorf-fans.de): „Ein wesentlicher Punkt aus meiner Sicht ist auch der Etat der Blötte, der den Verein um circa 30.000 bis 40.000 Euro Jahr für Jahr belastet. Dies ist ein enormer Standortnachteil gegenüber anderen Oberligisten. Die neuen Sportanlagen würden wieder in städtische Hand übergeben. Telba hat mit der Umsetzung dieser Pläne rein gar nichts zu tun – auch wenn das gerne mal behauptet wird. Alte Tradition zu bewahren ist sicherlich wichtig, allerdings neue Traditionen zu schaffen ist die Aufgabe, der wir uns alle stellen müssen. Bleibt alles, wie es ist, spielt die Jugend in fünf Jahren immer noch auf Asche an der Hochfelder Straße, der VfB spielt Landesliga, da ja kein Sponsor in naher Zukunft zu sehen ist. Und der Verein sitzt auf einem Kostenblock von bis zu 40.000 Euro für die Platzanlage Blötter Weg. Die Mülheimer Wirtschaft hat sich jahrelang nicht für den VfB interessiert. Und sie wird es auch nie, wenn wir nicht die Rahmenbedingungen ändern. Die Hoffnung auf Besserung mit den neuen Vermarktungsmöglichkeiten Ruhrstadion und Saarner Straße sowie die Möglichkeit im Ruhrstadion oder auch an der Saarner Straße Sponsoringräume zu haben, ist doch nicht unbegründet. Unsere Jugendabteilung kann einen Umzug gar nicht mehr erwarten.“
Die Gegner
Galatasaray, der MFC 97 und Holthausen sind sauer, dass sie über den Stand der Planungen lediglich aus den Zeitungen erfahren. Sie fordern passable Alternativen. Galatasaray wäre der größte Verlierer. Gala hat schließlich zurzeit die zweitbeste Mannschaft Mülheims und womöglich bald ein A-Jugend-Niederrheinligateam. Auch Mitglieder des VfB Speldorf wollen sich dagegen zur Wehr setzen. Der VfB würde schließlich seine Heimat an der „Blötte“ verlassen.
Turgut Karadag (Vorstand Galatasaray Mülheim): „Wir lassen uns nicht so leicht unterkriegen und fühlen uns abgeschoben. Über die Informationspolitik des MSS und von Herrn Moseler bin ich enttäuscht. Nach unserer Wahl vor drei Monaten habe ich einen Brief geschickt – keine Reaktion. Nun gibt es die Pläne – wir haben nichts Schriftliches vorliegen. Wir sind in Mülheim kein XY-Verein. Wir haben die zweitbeste Senioren- und die beste Jugendmannschaft, die wahrscheinlich in die A-Jugend-Niederrheinliga aufsteigt. Wir würden unsere Heimat verlieren. Das Lokal und die drei Arbeitsräume haben wir aus Eigenmitteln erst kürzlich renoviert. Unser Ziel ist es, jährlich Galatasaray Istanbul und andere Erstligisten nach Mülheim zu holen. Verlieren wir das Ruhrstadion, müssten wir eventuell sogar unseren Namen wieder abgeben. Galatasaray Istanbul hat damals auch zugestimmt, weil sie das Stadion und unsere Umgebung gesehen und für gut befunden haben. Sollte uns die Stadt nur den Platz an der Von-der-Tann-Straße geben, wäre ich damit nicht einverstanden. Dieser Platz ist sehr schlecht und für unsere acht Mannschaften oft unbespielbar. Er ist nicht landes- und für unsere A-Jugend nicht niederrheinligatauglich. Es gibt keine Zuschauerränge. Nur wenn wir dort ein Klubhaus und einen Kunstrasenplatz kriegen, wäre ich mit einem Umzug einverstanden.“
Renaldo Braun (1. Vorsitzender Mülheimer FC 97): „Ich fordere die Herren Moseler und Cleven auf, sich mit uns kurzfristig in Verbindung zu setzen und uns konkrete Vorschläge zu unterbreiten, wie und wo es mit unserem Verein weitergehen soll. Die Mitglieder haben ein Recht zu erfahren, wie die Zukunft des Vereins aussieht.“
Auszüge aus dem Fanforum des VfB (www.speldorf-fans.de): „So einen gequirlten Mist habe ich selten gelesen. Dem Cleven geht es nur um die Vermarktung der Grundstücke in Speldorf. Ich bin Fan seit Jahren und ich wünsche Euch, dass ihr mit dieser Idee „abkackt“ und dann gibt es keine Rückkehr an die Blötte, wenn es schief läuft, da stehen dann die Reiheneinfamilienhäuser.“ „Wenn das so kommt, gebe ich dem Verein noch wenige Jahre und das war es dann. Ein Stadion wie die Blötte ist genau richtig für Speldorf. Auch dieses Stadion kann so umgebaut werden, dass die Kapazität und Auflagen erfüllt werden. Ich sage voraus, dass es der Untergang vom ganzen Verein sein wird.“ „Bye Bye Speldorf, das wird der Ruin des Vereins.“ „Wenn das alles Realität wird, bin ich richtig stolz. Die Blötte werde ich sehr vermissen. Ich bin Mülheimer und ob an der Blötte oder im Ruhrstadion gespielt wird, ist mir schnuppe. Nur wenn jetzt ein Abstieg folgen würde, was wird dann passieren?“ „Wie soll das denn heißen? Ruhrstadion? Michael-Klauß-Arena? Telba-Park?“
Die Zukunft
Der Sportausschuss beschloss,
dass sich sofort eine Planungsgruppe bildet, bestehend aus Mitgliedern
aller beteiligten städtischen Ämter und Gremien (MSS, Bauordnungsamt,
Tiefbauamt, Schulamt, Feuerwehr, Stadtplanungsamt, Rechtsamt). Diese Planungsgruppe
wird in naher Zukunft Verträge und Ausschreibungen erarbeiten, die
der Sportausschuss in einer der nächsten Sitzungen absegnen soll.
Läuft alles nach Plan, kann der VfB zur Saison 2009/2010 umziehen.
Das Problem bis dahin: Der VfB muss so lange in der Oberliga bleiben.
Mülheim und der große
Fußball: Das passte jahrzehntelang nicht. Die Idee hat Charme und
ist gut. Doch Stadt und VfB müssen noch viel Überzeugungsarbeit
leisten. Außerdem hat Galatasaray einen Anspruch auf einen adäquaten
Ersatz. Warum das neue Ruhrstadion nicht von zwei Vereinen genutzt werden
kann, haben MSS und VfB noch nicht schlüssig begründet. Ist das
ein Affront gegen Galatasaray? Dass sich beide Klubs nicht besonders mögen,
ist in Mülheim ein offenes Geheimnis.
Es sollte das große, heiße Spitzenspiel werden. Rot-Weiß Mülheim gegen 1. FC Mülheim – beide Mannschaften wollen in die Bezirksliga aufsteigen, beide können den Spitzenreiter Duisburg 08 noch sehen. Nach der 98. Minute stimmte nichts mehr. In der Nachspielzeit wurde das Spiel beim Stand von 1:1 abgebrochen. Reviersport.de fragte nach: Was war da los?
Schiedsrichter Abdulkerim
Tökgür pfiff von Beginn an kleinlich und zückte schnell
Gelb. Das Spiel lief ausgeglichen. In der 60. Minute ging Rot-Weiß
in Führung. Frank Erward verwandelte einen Foulelfmeter. Danach begann
der Reigen der Platzverweise. Tökgür verwies die Rot-Weißen
Selami Günel, Daniel Weinbach und Ercan Katircioglu (alle Gelb-Rot)
des Feldes. Trainer Joachim Bohra regte sich an der Seitenlinie auf. Auch
er sah Rot und musste hinter die Bande. Die Überzahl brachte dem FC
nichts. Es blieb beim 1:0.
Kurz vor Ablauf der regulären
Spielzeit streckte Tökgür sechs Finger in die Luft – eine lange
Nachspielzeit. In der 98. Minute köpfte FC-Spieler Ferdinand Motto
aufs Tor, Frank Erward klärte - vor, auf oder hinter der Linie? Der
Schiedsrichter entschied auf „Tor“ – 1:1. Nun rasteten die Rot-Weißen
aus. Betreuer und Ersatzspieler liefen aufs Feld – auch Vorstandsmitglieder,
um das Schlimmste zu verhindern. Tökgür flüchtete vor der
Menge in die Kabine und beendete das Spiel. Zunächst war gar nicht
klar, ob der Schiri abgepfiffen oder abgebrochen hatte. Er sagte nichts,
bat um Polizeischutz. Die zum Sportplatz geeilten Beamten brachten den
Schiedsrichter nach Hause. Der nahm den Spielbericht mit und gab auf dem
Weg nach draußen die Gewissheit: Es war ein Abbruch. In Minute 98!
Joachim Bohra (Trainer Rot-Weiß Mülheim): „Der Schiedsrichter hat schon in der ersten Halbzeit fünf Minuten zu lange spielen lassen und für jede Kleinigkeit Gelb gezeigt. In der zweiten Halbzeit bekamen wir die ganzen Platzverweise. Auch ich musste hinter die Bande. Es ist schade, dass am Ende die Situation eskaliert ist. Ich verstehe nicht, warum zu einem solchen Lokalderby nur ein einzelner Schiri kommt und kein Gespann.“
Paco Lopez (Trainer 1. FC Mülheim): „Das Spiel war gar nicht einmal überhart. Rot-Weiß und wir haben uns fair bekämpft. Meine Mannschaft hat es in Überzahl nicht verstanden, aus dem 0:1 ein 1:1 zu machen – mit einem Mann nicht, auch nicht mit zwei und drei. Ob der Kopfball von Ferdinand dann drin war, habe ich nicht gesehen. Ich stand zu weit weg. Leute von uns haben mir geschworen, dass es ein Tor war. Die Rot-Weißen sind ausgerastet, auf den Platz gelaufen und wollten auf den Schiri einschlagen. Meine Spieler waren völlig unschuldig, haben sich aus allem herausgehalten und den Schiedsrichter sogar noch beschützt. Meine Jungs gelten zu Unrecht als undiszipliniert. Wir haben erst eine Rote Karte in dieser Saison bekommen. Nun rechne ich damit, dass wir die Punkte bekommen. Dabei wäre ich auch mit dem 1:1 zufrieden gewesen.“
Dennis Porscha (Torwart Rot-Weiß Mülheim): „Ich stand direkt daneben und ich schwöre: Der Ball war niemals, nie und nimmer hinter der Linie. Der Schiedsrichter stand sehr ungünstig, nämlich außerhalb des Strafraums. Er konnte das nicht beurteilen. Was der gepfiffen hat, war ein Witz. Die Gelb-Rote für Daniel Weinbach war total unberechtigt. Daniel wird an der Mittellinie ganz übel von den Beinen geholt. Jeder hat das gesehen. Daniel sagt kurz „Boah Schiri“ und sieht Gelb-Rot. Der Schiri war der falsche Mann zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort.“
Burim Berisha (Kapitän des 1. FC Mülheim): „Der Ball war ganz klar hinter der Linie.“
Günter Mensak (Platzwart Rot-Weiß Mülheim): „Ich bin der ruhigste und liebste Mensch. Aber das, was der gepfiffen hat, war unglaublich. Ich stand mit meinen Enkelkindern hinter dem Tor, dachte noch: Gut, dass es bald vorbei ist. Dann habe ich genau gesehen, dass der Ball ganz eindeutig nicht drin war. Ich hänge ein Foto vom Schiri in den Kabinengang: Der betritt nicht mehr unsere Platzanlage. Dafür sorge ich.“
Achim Duarte (Betreuer Rot-Weiß Mülheim): „Wenn der Günter schon so etwas sagt, dann muss wirklich viel passiert sein.“
12.5.2007Einst begeisterte der 1. FC Mülheim Zehntausende. 2007 besuchten kaum mehr als 100 Zuschauer die Spiele der „Styrumer Löwen“. 1976 kamen Bayer Leverkusen, Alemannia Aachen und Borussia Dortmund zu Zweitligaspielen nach Mülheim. 31 Jahre später hießen die FC-Gegner Tuspo Huckingen II, VfL Wedau und GSG Duisburg. Doch die Löwen brüllen wieder – wenn auch zunächst „nur“ in der Bezirksliga.
Wer die Homepage des FC anklickt
und nach 1980 geboren ist, wird sich erst einmal wundern: „Willkommen auf
der offiziellen Homepage des erfolgreichsten Mülheimer Fußballvereins“
steht dort. Der FC? Erfolgreich? Ja, das ist richtig! Von 1974 bis 1976
dauerte das Styrumer Intermezzo in der 2. Bundesliga Nord. Einige Spiele
der Löwen sind legendär und werden an allen Stammtischen der
Stadt zu später Stunde gern ausgepackt. Am 8. Februar 1975 kam Eintracht
Frankfurt in der dritten DFB-Pokal-Runde nach Mülheim. Mit den Weltmeistern
Grabowski und Hölzenbein. 3:0 siegte die Eintracht. Oder eben die
Heimspiele gegen Leverkusen, Aachen und Dortmund. Wer alte Styrumer Zweitliga-Recken
wie Ernst Bachmann (heute Sportlicher Leiter beim Bezirksligisten Union
Mülheim) oder Herbert Stoffmehl (heute Trainer des A-Kreisligisten
RSV Mülheim) um Anekdoten bittet, erhält ganz bestimmt eine lustige
Antwort.
Doch während aus Dortmund,
Leverkusen und Aachen respektable Erstliga-Größen wurden, verschwand
der Mülheimer Traditionsverein in der Bedeutungslosigkeit.
In der Saison 1975/76 wurde
dem FC die Lizenz verweigert. Danach zogen vor allem die Lokalderbys gegen
den VfB Speldorf zwar immer wieder Tausende ins Ruhrstadion, doch es ging
weiter und weiter abwärts. Die Mitgliederzahl sank stetig, die Sponsorenunterstützung
blieb aus. Anfang der 90er zog der FC vom großen Ruhrstadion zur
heimischen Ascheplatzanlage an der Moritzstraße. Nebenan kaufen die
Styrumer im Marktcenter bei Tengelmann an und nebenan spielt Blau-Weiß
Mülheim in der Bundesliga der Sportkegler. 1998 folgte der Fall in
die Bezirksliga und 2001 schließlich in die Kreisliga A. Der FC in
der Fußballprovinz.
Auch Manfred und Detlef
Weides kennen so einige Geschichten über „ihren“ FC. In den schwersten
Stunden der Löwen in den 90ern übernahmen sie das Ruder – Manfred
als 1. Vorsitzender, Detlef als Geschäftsführer. Manfred Weides
hat das größte private Sportarchiv Mülheims in seiner Wohnung.
Detlef Weides sorgt für den kompletten Verein. Kein Tag vergeht, an
dem er nicht mit dem dicken Schlüssel in der Hand über den Platz
an der Moritzstraße spaziert. Er ist der Architekt des klitzekleinen
Aufschwungs des 1. FC Mülheim.
Im Sommer 2004 musste beim
FC wieder einmal eine Entscheidung getroffen werden. Die Sponsorenzahl
ging weiter nach unten, für Einsatz- und Siegprämien war kein
Geld mehr in der Kasse. Der Mülheimer Stadtteil Styrum gilt seit Jahrzehnten
als der Arbeiter-Stadtteil mit einem hohen Migrationsanteil. „Unsere alten
Sponsoren gibt es nicht mehr. Sie haben ihre Läden und Firmen geschlossen.
Viele Geschäfte“, sagt Detlef Weides, „sind heute fest in türkischer
Hand. Da kommen wir nicht dran.“ Drei Bandenwerbungen – das ist die komplette
Ausbeute. Der Rest – wenn er sich engagiert – unterstützt lieber den
Stadtteil-Rivalen Galatasaray Mülheim.
Kein Geld mehr beim FC.
Was tun? In dieser Lage entschied Weides, die komplette A-Jugend von Galatasaray
zur Moritzstraße zu locken. Junge Spieler, die fast alle in Styrum
wohnen. Mit wenigen erfahrenen Zugängen und Spielern aus der eigenen
Jugend entwickelte sich eine Mannschaft, die hintereinander überraschend
die Plätze acht (Saison 2004/2005) und vier (2005/2006) erreichte.
Doch nicht alle Löwen
konnten sich mit dem neuen Weg identifizieren. Nur noch 50 passive Mitglieder
unterstützen den Klub, der vor drei Jahrzehnten Zehntausende begeisterte.
„Ausländer-Verein“ war ein Urteil, das Detlef Weides nicht nur einmal
hörte. Vor der Saison galt der FC bei allen A-Kreisligisten als Mitfavorit.
Zurecht. Der FC spielte unter Führung von Trainer Paco Lopez viele
Gegner an die Wand. Diszipliniert, technisch stark, extrem torgefährlich:
Mit dieser Mischung gelang dem jungen Styrumer Team der Aufstieg bereits
am drittletzten Spieltag. Symptomatisch das letzte Ergebnis: 5:0 gegen
die GSG Duisburg. Entscheidende Einzelspieler: Torjäger Burim Berisha,
der als A-Jugendlicher Verbandsliga-Erfahrung in Speldorf sammelte, erzielte
21 Tore. Noch wichtiger war Kamel Bdioui, der als zweikampfstarker Spielmacher
im defensiven Mittelfeld die Fäden zog. Zum Kader gehören Spieler
aus Deutschland, Albanien, Tunesien und der Türkei. Trainer Lopez
ist Spanier. Eine Multikulti-Truppe, die zum Verein und zum Stadtteil passt.
Weides: „Der Aufstieg ist für mich keine Genugtuung. Aber eine Bestätigung
dafür, dass der Weg, den wir gegangen sind, richtig war.“
Die Löwen brüllen
wieder.
Doch wie geht es weiter?
Detlef Weides plant, kennt aber die Schwierigkeiten. Auch durch den Aufstieg
wird die Mitgliederanzahl nicht steigen. Mit einer größeren
Anzahl an Sponsoren rechnet er auch nicht. „In unserer Situation ist in
der Bezirksliga Feierabend.“ Nicht geldgierig, jung, Bezug zum Stadtteil
– das ist das gewünschte Spielerprofil des FC. Einer holte sich gar
bei der Aufstiegsfeier einen Anpfiff von Weides ab. „Er kam zu mir und
wollte Geld haben. Da habe ich ihm sofort gesagt: Das kannst du vergessen.“
Trainer Lopez hat keine Angst vor der Bezirksliga. „Viele von uns spielen
zum ersten Mal in dieser Liga. Deshalb sind sie besonders motiviert. Sie
lernen neue Gegner kennen und sind die Außenseiter. Diese Rolle wird
uns liegen.“ Aber Lopez weiß: „Das zweite Jahr wird viel schwieriger.“
In der Mülheimer Fußballszene
wird der FC wieder beachtet. Nur Oberligist VfB Speldorf und wahrscheinlich
der künftige Landesligist TSV Heimaterde stehen über den Löwen.
Stadtteil-Rivale Galatasaray steigt vermutlich in die Bezirksliga ab. Außerdem
in der Liga: Union Mülheim, Mülheim 07 und Tuspo Saarn. Etwas
andere Lokalderbys, etwas mehr Zuschauer als zu Kreisliga-Zeiten.
Doch Borussia Dortmund,
Bayer Leverkusen und Alemannia Aachen werden wohl nie wieder gegen die
Styrumer spielen.
Das bleiben einfach nur
schöne Erinnerungen.
Wochenlang sah Galatasaray Mülheim wie der sichere Absteiger in die Bezirksliga aus. Fünf Trainerwechsel, zwei komplett verschiedene Vorstände, acht Punkte Abzug nach Formfehlern: Das ist die Bilanz eines Absteigers. Doch mit einem furiosen Endspurt rettete sich Gala in die Relegation. Erster Gegner ist Fortuna Mönchengladbach (Montag, 15 Uhr, Von-der-Tann-Straße in Mülheim).
Das erste Relegationsspiel zwischen Fortuna Mönchengladbach und Helene Essen endete 1:1. Das bedeutet: Bei einem Unentschieden bleibt alles offen. Der Verlierer des Spiels steigt ab. Der Essener Trainer Oliver Vössing hat – wie reviersport.de berichtete – ankündigt, das Spiel mit der kompletten Mannschaft zu verfolgen. Zum Revierderby zwischen Essen und Mülheim kommt es am Donnerstag um 19.30 Uhr. Nur der Erste der Gruppe schafft den Klassenerhalt.
Der Gegner
Bei Fortuna Mönchengladbach
sitzt der Schock über das Ausgleichstor in der 90. Minute im Spiel
gegen Essen tief. Dieses Tor passt in die miserable Saison-Endphase der
Fortuna. Der Aufsteiger startete passabel in die Saison und stand zwischenzeitlich
sogar auf Platz eins. Doch als sich Torjäger Markus Kleff verletzt,
ging es ganz, ganz steil abwärts. Sieben Spieltage vor Schluss schien
der Klassenerhalt dennoch zum Greifen nah: Die Fortuna hatte bereits 28
Punkte gesammelt. Doch dann verschwand das Glück. Ein paar Kilometer
weiter verspielte die Borussia kläglich den Klassenerhalt in der Bundesliga.
Und die Fortuna? Sie verlor sieben Spiele in Folge bei einer Tordifferenz
von 4:22. Zwischendurch trat Aufstiegstrainer Emil Neunkirchen zurück
und machte Platz für Fußball-Obmann Siggi Finken. Doch auch
diese letzte Maßnahme brachte nichts.
Für die Relegation
griff Finken auf ein bewährtes Mittel in Krisensituationen zurück.
Er fragte bei den Alten Herren an. Drei Routiniers stellten sich zur Verfügung
– zum Beispiel Libero Markus Frentzen, der im Spiel gegen Helene prompt
eine gute Leistung zeigte. Die Gladbacher boten ihre beste Vorstellung
seit zwei Monaten. Das macht ihnen auch Mut für das Spiel auf dem
kleinen Ascheplatz in Mülheims Arbeiter-Stadtteil Styrum. Aber: Torjäger
Kleff ist immer noch verletzt.
Die Einstellung von Galatasaray
Drei Vorstandsmitglieder
– darunter der Vorsitzende Turgut Karadag – und Kapitän Hakan Turna
schauten sich das erste Relegationsspiel an. Das Urteil: „Wir können
beide Gegner schlagen“ (Turna), „Wir dürfen keine Mannschaft unterschätzen.
In Endspielen ist immer eine besondere Atmosphäre“ (Karadag). Zur
Mitgliederversammlung am Pfingstsonntag lud Karadag etliche türkische
Geschäftsleute ein, um Siegprämien für die Spieler zu sammeln.
Trainer Ahmet Kocaoglu, der während seines Türkei-Urlaubs von
A-Jugend-Coach Ahmet Günaydin vertreten wurde, ist wieder da. Weil
Günaydin aber alle drei Spiele mit der „Ersten“ gewann, stellt der
erst einmal die Mannschaft auf. Kocaoglu steht zwar auch an der Seitenlinie,
hält sich aber zurück.
Fakt ist: Der Verlierer
des Spiels steigt ab. „Wir stehen vor einer großen Kulisse unter
ganz besonderer Beobachtung, dürfen uns nichts erlauben und nicht
provozieren lassen“, sagt Kapitän Turna. „Darauf werden wir uns gezielt
vorbereiten.“
Die Form von Galatasaray
Scheinbar rechtzeitig ist
Gala in Form gekommen. Die letzten beiden Landesligaspiele gewannen die
Mülheimer leicht und locker (6:0 beim SC Bocholt 26, 3:0 gegen TuB
Bocholt) und erreichten den Last-Minute-Einzug in die Relegation. Die gewünschte
Stamm-Formation hat sich kurz vor Saisonende gefunden. Der ehemalige nigerianische
U17-Nationaltorwart Ike Onukogu steht zwischen den Pfosten. Vor Libero,
Kapitän und Integrationsfigur Hakan Turna räumen die Manndecker
Ergin Altinay und Daniel Colic auf. Das ist nicht sehr modern, aber eben
erfolgreich. Im defensiven Mittelfeld ist der A-Jugendliche Rusen Karayel
erste Wahl, der trotz seines jungen Alters schon sehr abgeklärt wirkt.
Im TuB-Spiel gelang ihm per Kopfball die Vorentscheidung zum 2:0.
Unverzichtbar ist der 19-jährige
Musa Alikilic, der vor zwei Wochen beim Oberligisten VfB Speldorf vorspielte.
Technisch stark, gutes Auge, torgefährlich: so spielt das Galatasaray-Eigengewächs
mit der „10“ auf dem Rücken. Ebenfalls Stamm: Murat Eraslan, der kampfstarke
„Bulle vom Bosporus“ – so rufen ihn die Gala-Fans. Die Tore schießen
sollen der quirlige Dribbelkünstler Selim Akbas und der eiskalte Ahmet
Aksoy. Um die beiden restlichen Plätze bewerben sich acht weitere
Spieler. Darunter sind vier aus der erfolgreichen A-Jugend, die in der
Leistungsklasse Platz eins erreichte und die Grundlage für den Niederrheinliga-Aufstieg
lieferte.
Fortuna setzt aufs Alter
– Gala auf die Jugend.
Ein 17-Mann-Kader: Das gab
es noch nie in dieser Saison. Oft hatten die diversen Trainer weniger als
drei Auswechselspieler. Dass sich die Mannschaft inzwischen gut versteht,
zeigte sie eindrucksvoll im Kreispokalspiel beim Kreisliga-A-Achten RWS
Lohberg. Das Ergebnis: 13:2 für Galatasaray. Jeweils vierfache Torschützen:
Aksoy und Alikilic. Akbas traf dreimal. Ein Tor steuerten Eraslan und der
A-Jugendliche Bayram Kaynak bei.
Die Probleme von Galatasaray
Normalerweise hätte
Galatasaray die Relegation gar nicht spielen müssen. Gala wurden acht
Punkte abgezogen, weil zwei Akteure nicht spielberechtigt waren – ein vermeidbarer
Fehler. Ohne diesen Punktabzug hätte Gala die Saison auf Platz zwölf
beendet. Ein weiteres Problem: Rote Karten. Ergin Altinay und Murat Eraslan
fielen in der entscheidenden Phase wochenlang aus. Hakan Turna sah zweimal
in Folge die Gelb-Rote Karte – ohne den Kapitän gingen wichtige Spiele
verloren. Stürmer Burhan Erkis ist immer noch gesperrt.
Nach Saisonende wird sich
das Team in alle Richtungen verstreuen. Die zahlreichen Trainerwechsel
und das Chaos haben etliche Spieler abgeschreckt, noch ein Jahr dranzuhängen.
Kapitän Turna zieht es zum Landesligisten TuRa 88 Duisburg. Das ist
der größte Verlust. „Ich will andere Luft atmen und ein bisschen
mehr Ruhe haben“, sagt Turna, der seit fünf Jahren das Galatasaray-Trikot
trägt. Ahmet Aksoy kündigte nach dem Pokalspiel in Lohberg an,
zu einem Duisburger Verein zu wechseln. Musa Alikilic trainierte nicht
nur bei Speldorf, sondern bei etlichen höherklassigen Klubs. „Wir
werden uns bis zum letzten Moment zerreißen. Dafür werde ich
sorgen“, sagt Kapitän Turna. Auch der Vorsitzende Turgut Karadag hofft:
„Wir haben zuletzt einiges getan. Jetzt sind die Spieler dran, sich zu
bedanken.“
Passend zur Final-Atmosphäre
wird es – beim Blick zum Himmel keine überraschende Vorhersage – eine
Schlammschlacht. Karadag erwartet 500 Zuschauer. Der kleine Ascheplatz
wird aus allen Nähten platzen.