FUSSBALL - AB JULI 2003
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Jubel beim B-Jugend-Hallenturnier 1994

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Profi-Spiele – ohne VfL-Beteiligung:

Saison 2009/2010
VfB Speldorf - RW Oberhausen 0:3 König, Terranova, Embers 7.700 (DFB-Pokal, 1. Runde, in Duisburg)

Saison 2008/2009
Arminia Bielefeld - 1. FC Köln 2:0 Kamper, Wichniarek 24.400
Borussia Mönchengladbach - 1. FC Köln 1:2 Brouwers - Ehret, Novakovic 44.500 (ausverkauft)
Karlsruher SC - Borussia Dortmund 0:1 Zidan 29.657
Arminia Bielefeld - VfL Wolfsburg 0:3 Gentner, Grafite, Dejagah 20.200
1. FC Köln - Bayer Leverkusen 0:2 Kießling, Helmes 48.500 (ausverkauft)
Arminia Bielefeld - VfB Stuttgart 2:2 Katongo, Munteanu - Delpierre, Hitzlsperger 25.800

Saison 2006/2007
MSV Duisburg - Bayer Leverkusen 3:2 n.V. Lavric, Idrissou, Mokhtari - Rolfes, Barnetta 16.140 (DFB-Pokal, 2. Runde)
MSV Duisburg - FC Hansa Rostock 1:2 Schlicke - Yelen, Shapourzadeh 19.100

Saison 2005/2006
FC Schalke 04 - MSV Duisburg 3:0 Kuranyi, Rodriguez, EIGENTOR Meyer 61.524 (ausverkauft)
Bayer Leverkusen - MSV Duisburg 3:2 Freier, Barnetta, Berbatov - Lavric 2 22.500 (ausverkauft)
MSV Duisburg - Hannover 96 0:0 20.000
MSV Duisburg - Hamburger SV 0:2 Eigentor Möhrle, Ailton 28.164

Saison 2004/2005
MSV Duisburg - 1. FC Saarbrücken 2:1 Ahanfouf, Kurth - Nehrbauer 12.101
MSV Duisburg - Alemannia Aachen 1:0 van Houdt 20.820
MSV Duisburg - Eintracht Frankfurt 1:1 van Houdt - van Lent 15.216
MSV Duisburg - TSV München 1860 0:1 Tyce 13.800

Saison 2003 / 2004
Deutschland - Schottland (EM-Qualifikationsspiel) 2:1 Bobic, Ballack 67.000 in Dortmund (ausverkauft)
MSV Duisburg - 1. FC Union Berlin 1:0 Hirsch 8.423
MSV Duisburg - FSV Mainz 05 0:1 Thurk 10.120
MSV Duisburg - Eintracht Trier 2:0 Bugera, Baelum 7.122
MSV Duisburg - Alemannia Aachen 2:1 Ahanfouf, Baelum - Pflipsen 8.570
RW Oberhausen - FSV Mainz 05 0:0 7.114
MSV Duisburg - VfL Osnabrück 3:1 Bugera, El Kasmi, Kurth - Lenze 8.035
RW Oberhausen - MSV Duisburg 0:3 Kurth 2, Ahanfouf 14.117
Italien U21 - Kroatien U21 1:0 de Rossi 5.486 in Bochum (U21-EM, Vorrunde)
Italien U21 - Serbien-Montenegro U21 3:0 de Rossi, Bovo, Gillardino 20.092 in Bochum (U21-EM, Endspiel)

Saison 2002 / 2003
FC Schalke 04 - Hertha BSC Berlin (Ligapokal-Endspiel) 1:4 Agali - Marcelinho (2), Alex Alves, Pinto 15.000 im Bochumer Ruhrstadion
MSV Duisburg - Eintracht Braunschweig 1:1 Kienle - Thomas 4.450
Deutschland - Niederlande (Freundschaftsländerspiel) 1:3 Bobic - Kluivert, Hasselbaink, van Nistelrooy 60.601 in Gelsenkirchen (ausverkauft)
MSV Duisburg - 1.FC Köln 2:2 Ebbers, Zeyer - Kringe, Lottner 16.348
Düsseldorf Rheinfire - Scottish Claymores (NFL-Europe / American Football) 34:17 43.500 in Gelsenkirchen

Saison 2001 / 2002 (1. Bundesliga):
FC Schalke 04 – Bayer Leverkusen 3:3 Hajto, Mpenza, Böhme - Schneider, Kirsten, Ballack 60.124 (ausverkauft)
Borussia Dortmund - Slovan Liberec (UEFA-Cup-Viertelfinale) 4:0 Amoroso, Ewerthon, Koller, Ricken 36.000
Deutschland - Österreich (Freundschaftsländerspiel) 6:2 Klose 3, Bode 2, Bierofka - Aufhauser, Wallner 22.000 in Leverkusen

Saison 2000 / 2001 (UEFA-Pokal):
1860 München – FK Drnovice  1:0 Max    8.000 (1. Runde)

Saison 1999 / 2000:
Hallenturnier in der Arena Oberhausen  Sieger: Borussia Mönchengladbach

Saison 1998 / 1999 (1. Bundesliga):
Werder Bremen – FC Schalke 04 1:0 Borowski

Saison 1996 / 1997 (2. Bundesliga):
MSV Duisburg – Chemnitzer FC 1:0

Saison 1995 / 1996 (1. Bundesliga):
MSV Duisburg – Karlsruher SC  2:2

Saison 1993 / 1994 (alle 1. Bundesliga):
MSV Duisburg – VfB Leipzig  2:1 Wohlert, Weidemann – Pancev 15.000
B. Mönchengladbach – Karlsruher SC 1:2 Hochstätter – Krieg, Nowotny 17.000
MSV Duisburg – Werder Bremen 1:0 Közle    21.000
Wattenscheid 09 – Bayern München 1:3 Bach – Valencia, Frey, Matthäus 32.000
Mönchengladbach – Bayern München 2:0 Herrlich 2   34.500
Mönchengladbach – B. Dortmund 0:0     34.500

Saison 1992 / 1993 (2. Bundesliga):
MSV Duisburg – Fortuna Köln  2:0 Westerbeek, Tarnat  9.000
MSV Duisburg – Wuppertaler SV 2:1 Westerbeek, Struckmann – Hwang
MSV Duisburg – E. Braunschweig 3:1 Westerbeek, Struckmann, Preetz – Buchheister
Deutschland – Ghana (Freundschaftsländerspiel) 6:1 Effenberg 2, Klinsmann 2, Möller, Kirsten – Abedi Pele 30.000 in Bochum

Saison 1991 / 1992 (1. Bundesliga):
MSV Duisburg – Eintracht Frankfurt 3:6 Nijhuis, Woelk, Tönnies – Sippel 2,Yeboah, Möller, Andersen, Bein
MSV Duisburg – Werder Bremen 0:0
MSV Duisburg – 1.FC Köln  1:3 Steininger – Sturm, Fuchs, Ordenewitz
MSV Duisburg – Borussia Dortmund 0:1 Chapuisat

Saison 1990 / 1991:
MSV Duisburg – 1.FC Saarbrücken 1:1 Tönnies

Saison 1987 / 1988:
Bayer Leverkusen – Bayern München 3:4 Götz, Hausmann, Tita - Wegmann 2, Bayerschmidt, Matthäus (letzter Spieltag)

Saison 1984 / 1985:
MSV Duisburg – Kickers Offenbach 1:1

INSGESAMT:
55 Spiele
25 in der 1. Bundesliga
18 in der 2. Bundesliga
4 Länderspiele
2 UEFA-Pokal-Spiele
2 DFB-Pokal-Spiele
1 Ligapokal-Finale
2 U21-EM-Länderspiele
plus 1 Hallenturnier
plus 1 American-Football-Spiel

davon
30 x mit Beteiligung des MSV Duisburg
5 x mit Beteiligung des 1. FC Köln
4 x mit Beteiligung des FC Schalke 04
4 x mit Beteiligung von Borussia Mönchengladbach
4 x mit Beteiligung von Borussia Dortmund
4 x mit Beteiligung von Bayer Leverkusen
3 x mit Beteiligung des FC Bayern München
3 x mit Beteiligung von Rot-Weiß Oberhausen

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EIN AUSFLUG MIT DUDELSACK - Mittwoch, 10.9.2003, 20.45 Uhr:
Deutschland - Schottland 2:1 (1:0):

Der Schotte und sein Augenblick

Des Soziologen Spielwiese

Sam und sein Augenblick

Also so richtig gefühlsdurchströmt war ich nur in einem einzigen einmütigen Augenblick... so gefühlsdurchströmt, wie beim Anblick der Traumfrau, wenn es einfach nur noch "Zoom" macht oder "Klick" oder ach ihr wisst schon was ich meine. Du betrittst ein riesengroßes Stadion, das 80.000 Menschen Platz bietet, beeindruckendes Bauwerk, schaust Dich um, viele Menschen, mit Rock, mit Kilt, blau-weiß, blau sowieso, schwarz-rot-gold, Trikots, siehst Norbert Dickel als Moderator, fühlst Dich auch blau, irgendwie, und dann diese Musik. "When I wake up yeah I know I'm gonna be - I'm gonna be the man who wakes up next to you - When I go out yeah I know I'm gonna be - I'm gonna be the man who goes along with you - If I get drunk yes I know I'm gonna be - I'm gonna be the man who gets drunk next to you - And if I haver yeah I know I'm gonna be - I'm gonna be the man who's havering to you- BUT I WOULD WALK 500 MILES AND I WOULD WALK 500 MORE JUST TO BE THE MAN WHO WALKED A THOUSAND MILES TO FALL DOWN AT YOUR DOOR!" Lauter "DA-DA-DAAAA"´s folgen, grölen was das Zeug hält. Kommt gut, kommt wahnsinnig gut. Wow. Zoom.
Thommy und Sam haben diesen einen winzigen Augenblick verpasst. Sie standen am Bierwagen.
Was war das nur für ein Spiel, für ein Abend? Ein Sammelsurium an witzigen Szenen, an Bruchstücken für ein weiteres Kapitel in meinem Fußballleben, an Sandburgen für die Spielwiese des Soziologen. Ein Abend, an dem Thommy mit besonderer Vehemenz "Ich freu mich auf den Text auf Deiner Homepage" sagt und mich damit so unter Druck setzt wie Rudi Völler die deutsche Mannschaft mit seiner isländisch-trapatoniähnlichen Brand-Wutrede. Ein Abend, der mit einer kurdischen Demonstration vor der Mülheimer Bahnhofsklitsche "La Stazione" (welch irrwitziger Name) begann, in der Thommy und ich uns grad Pizza und Pommes-Currywurst-Majo reinfegten. Ein Puzzle aus Mini-Szenen. Die ich am besten kurz hintereinander"schneide". Mit losen Verbindungswörtern, Sätzen, was weiß ich.
Nun denn: Drei Länderspiele hab ich schon gesehen, aber eins von der Sorte "PFLICHTspiel" war noch nicht dabei. Doch einmal mehr bin ich der erfahrenste der Sippschaft, denn mein Bruder Thommy hat gerade einmal eins zu bieten, und das war auch noch 1993, als Klinsmann nebst Uwe Bein noch spielte; und Gerd und Sam sind noch ganz jungfräulich auf diesem Fußball-Gebiet. Mensch, das freut mich aber, dass die alle dabei sind. Ansonsten, in der Bochumer Ostkurve, da ist es doch irgendwie unpersönlich, so emotinal, dass man den anderen zwar registriert, aber auch nur halb. Und nun... ein Länderspiel, fünf volle Stunden Zeit zum quatschen, zum belustigen... Verabredung im Waggon hinter der Lok, im Regionalexpress Richtung Dortmund, 19.05 Uhr, es schifft in Strömen. Ab bis Dortmund, die Polizei ist dort ausnahmsweise unser Freund und Helfer, und steckt uns, dass die U-Bahnen nicht fahren, weil ein Volldepp die Notbremse gezogen hat. Also ab zur S-Bahn; klappt auch ganz gut. "Mensch die Polizei hat mir geholfen, obwohl ich ein Schwarzer bin!", brüllt Sam laut. Hihi, kann ein lustiger Abend werden. Was werden wohl die deutschen Fans rufen? "Deutschland ist das geilste Land der Welt?"
Soll ich lachen oder weinen? Auf zum Stadion, und lauter Menschen, die sich getreu dem Motto "Hier bin ich Mensch, hier darf ich Nazi sein!" fortbewegen. "Deutschland-Schals - nur fünf Euro", brüllt ein Händler, der sich mitten im Regen eine Erkältung holt. "Mehr ist der Scheiß auch nicht wert", antwortet Thommy laut. Keiner dreht sich um. Weils regnet? Weils so kalt ist? "Deutschlaaaaand - Deutschlaaaaand" brüllen die Menschen; "der Führer hätte seine helle Freude daran", flüstere ich Thommy zu; nicht zum einzigen Mal an diesem Abend. Es ist alles so neu, so anders; viele Fans, alle komischer Laune. 0:0 hat die Mannschaft in Island gespielt, stand vier Tage lang im Mittelpunkt der BILD-Schlagzeilen. Und dann auch noch die Schotten; mit Böööörti Vogts. Hui, viele Schotten da, die meisten mit Kilt. Und dann Gerd, mit VfL-Bochum-Schal (er ist übrigens der einzige, den ich damit gesehen habe); Thommy, mit Vietnam-Trikot; Andi, mit Kamerun-Shirt und Sam, der dunkelhäutige (einer, der wenigen). Ein Quartett voller Ausnahmen. Irgendeiner sieht doppelt; blickt auf mein Kamerun-Shirt, schaut Sam an und brüllt: "KAMERUUUUUN!" Manmanman... "Nee, Block 74 ist nicht hier - ist woanders. Einma um Stadion rum!" Alles klar, und das mitten im Regen. Stadion ist imposant, keine Frage, ich komm bestimmt wieder, wenn wir uns mit dem VfL die nächste 0:5-Klatsche abholen (wie vor ein paar Jahren, als Axel Sundermann an sechs von fünf Gegentoren schuld war, ich erinnere mich genau); und doch: Die Aufgänge auf den Tribünen sind von einem Architekten gestaltet worden, der sonst Parkhäuser konzipiert.
Sitzen ist fürn Arsch, aber die UEFA schreibts vor. Block 74, Reihe 24, Plätze 10 bis 13, sitzen sogar richtig, im Gegensatz zu ein paar anderen, die die Reihenzahlen nicht lesen können. Macht gar nix. 500 Miles, dann noch "God gave Rock´n´roll to you", Stimmung ist astrein. Sitzen in einem gemischten Block, aber links von uns: Nur Schotten. Hier bin ich Mensch, hier darf ich Nazi sein; dieser Gedanke überfällt mich einmal mehr beim Blick in viele Gesichter rechts (wie bezeichnend) und gegenüber. Schwarz-rot-gelb angemalt, schwarz-rot-gold auf den Schals, auf dem Trikot, als Shirt. "Der übertreibt aber!", werden wohl einige von Euch denken; okay, lasst uns über Nationalstolz diskutieren. Ich hab den ganz und gar nicht. "Gut, dass der Freier nicht mitspielt", trötet Thommy feststellend. "Ansonsten hätte ich mit dem Haufen sympathisieren müssen!" Dann doch lieber ein halber Schotte sein, und die schrägen Sprechchöre mitträllern, die ohnehin keiner versteht, wahrscheinlich nicht einmal die Schotten selbst. Der strömende Regen spiegelt sich im Flutlicht, schön sieht das aus. Kahn wird ausgepfiffen, Sam wedelt mit einer kleinen Deutschland-Fahne, als "Heeeey Baby, uuu-aaahh - I wanne knooooow" undsoweiter angespielt wird. Eine affige Chereographie-Einlage des Europapark Rusts folgt, bei der sich einige Hauptdarsteller mächtig auf die Fresse legen, und dann ist´s soweit: 22 Spieler laufen ein, singen die Hymne. Die läuft auf der Anzeigetafel gleich mit. Die erste Strophe des "Deutschland-Lieds" hat keiner gesungen, aber wenn die über die Anzeigetafel gelaufen wäre, es hätt kaum jemanden außer uns gejuckt.
Anpfiff.
Da wäre dann die Geschichte mit dem Schwaben.
Der Platz neben mir ist noch frei. Bis 20 Minuten vor dem Anpfiff, zehn Minuten vorher, eine Minute vorher, Hymnen vorbei, Stimmung bei den Schotten gut, bis vier Mann sich auf die leeren Plätze neben mir setzen. Es schwäbelt in Reihe 24. "Ich komm aus Schtuttgart, bin siebenahalb Schtunde gefahrn!" Morgen früh müsse er um 8 Uhr arbeiten, frohlockt der Typ mir ins Auge, obwohl ich ihn mit dem Du-interessierst-mich-einen-Scheißdreck-Blick ansehe und ihn beharrlich anschweige. "Stand up - if you hate England" wird angestimmt, alle außer uns stehen auf, der Typ auch, brüllt mit, setzt sich, guckt mich an. "Also weißte, eigentlich habe ich nix gegen Ausländer, aber ich war schon in Schottland, und als Fußballfan... weißte, eigentlich wähle ich ja Grün!" Ja, gut, sicher... das neuartigste Totschlag-Argument. "Eigentlich wähle ich ja Grün!" Ein nationalstolzer Voll-Spinner.
Und dann wären da noch Sam und Thommy.
Die Schotten zeigen nicht viel bis gar nichts. Vor allem der Zweier rechts hinten in der Abwehr kriegt ja mal gar nix hin, und er wird von Trottel-Tobi Rau dauernd überlaufen (was nicht für ihn spricht). Irgendwann passt Kuranyi dann auf Bobitsch, und es steht 1:0. Naja, dann müssen wir unseren Abgesang verschieben. In der Halbzeitpause gibt dann ein deutscher Edelfan vor 67.000 Leuten zu, Schalke-Fan zu sein. Hut ab! Aber für den Satz "ich hab dem Emmerich sein Tor gesehn" wird er von allen geknutscht. Nach der Pause wimmst der Ballack-Depp einen Elfmeter zum 2:0 in den Kasten, und das scheints gewesen zu sein. Oder nicht? McCann zum 1:2 in der 60. Minute - und Jubel. Bis zum Schluss bleibts spannend. Was das mit Sam und Thommy zu tun hat? Ganz einfach, jedesmal, sobald ein Schotte die Mittellinie überschreitet, packen sich die beiden an den Armen, brüllen "JAAAAA-JAAAA-JAAA", auf den Ausgleich und die danach auf die Mannschaft prasselnde Häme spekulierend. Insgeheim denke ich genauso, drücke die Daumen mit, würd mich doch auch sehr freuen.
Doch der Schwabe wiederum...
... findet das alles gar nicht komisch. "Diese Schadefreud, des isch zum Kotschn...", brummelt er fortwährend vor sich hin; wir versauen ihm ganz schön die Laune; eine gar nicht mal so schlecht aussehende Frau tätschelt ihm zur Beruhigung die Birne (wohl seine Freundin, warum auch immer). Würd ich auch noch loslegen, krieg ich voll einen auf die Zwölf, schwants mir. Halt meine Klappe, wohlweislich. Dann scheint Berti Vogts Fußball mit Kegeln zu verwechseln. "Abräumen", hat er wohl seinen Jungs zugebrüllt, und die fegen die deutschen Spieler mit Hammergrätschen ganz schön vom tiefen Acker. Irgendwann fliegt ein Schotte runter, und ich frage mich, wie ausländerfeindlich die Stimmung gewesen wäre, wenn Türken so gespielt hätten. Aber ach was, die Schotten sind halt so. "Deutschlaaaaand - Deutschlaaaand"- und "Steht auf wenn Ihr deutsche seid!"-Sprechchöre würden den Führer zum Onanieren auf die Toilette treiben. Leicht ironische Elemente wie "Wir wollen Weizen für Waldi" anstatt "Es gibt nur ein Rudi Völler" gehen leider ruckizucki verloren.
Abpfiff. Es geht zu Ende.
Mit einem 2:1 für Deutschland und der mutmaßlichen EM-Qualifikation. Mit einem durchschnittlichen, aber unterhaltsamen Spiel. Mit massenweise Erfahrungen im Umgang der deutschen Fußballfans mit Nationalstolz. Mit einem alten Opa, der "Du hast aber einen weiten Rückweg" sagt, als er mein Kamerun-Shirt sieht (und das ernst meint). Mit einem Dudelsack spielenden Schottland-Fan in der S-Bahn zurück. Mit interessanten und witzigen Gesprächen mit den Jungs mal außerhalb der Ostkurve.
Mit Bruchstücken für ein weiteres Kapitel in meinem Fußballleben. An Sandburgen für die Spielwiese des Soziologen.
Mit einem winzigen Zoom-Moment...
 
Wohin fährt der wohl? Zum Fußball? Westfälischer Regen Die Jungs! Ich dachte, die Riefenstahl ist mausetot!?! Und die Deppen singen!
Wohin fährt der junge Mann mit dem Köpi und der Currywurst-Pommes-Schranke wohl grad? Zum Fußball? So ist das mit den bestätigten Vorurteilen... Kommt leider nicht so raus, aber im Stadion sah der Regen, der sich im Flutlicht spiegelte, ziemlich geil aus! Die Konterkarierer: Sam, Gerd und Thommy; ein sehr geiles Gruppenfoto, oder? Und ich dachte, Leni Riefenstahl sei tot! Und die Deppen singen auch noch...
Der Text läuft natürlich mit... 1:0 durch Friedhelm! 2:0 durch den Ballack-Depp Da staunt der Schwabe! Die Anzeigetafel zeigt´s!
Und damit sich keiner ver-singt, läuft der Text gleich mit. Olli Kahn scheint auf der Anzeigetafel zu lünkern. 1:0 für die Weiß-Schwarzen durch Friedhelm Bobitsch. Gleich passierts: Der Ballack-Depp steht am Punkt. Aber auch die Schotten könnens; da blickt der schwäbische Vollidiot schon mal neidisch rüber. Die Anzeigetafel zeigt es an: 2:1 für Völlers Fußballzwerge.

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UND WIEDER AN DER WEDAU - Freitag, 12. September 2003, 19 Uhr:
MSV Duisburg - 1.FC Union Berlin 1:0 (1:0):

Meeting Björn Joppe

Da war ich auch.
Joppe und Schröder haben 90 Minuten gespielt.
Zweite Liga halt.

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WEDAU, YEAH, JUCHEIRASSA - Freitag, 21. November 2003, 19 Uhr:
MSV Duisburg - FSV Mainz 05 0:1 (0:0):

Keiner mag uns, scheissegal

22 Euro hab ich in diese verfluchte Eintrittskarte investiert. 22 Euro, also ein Quadratzentimeter in einen Betonklotz des neuen Duisburger Wedaustadions (nennt mich Mit-Inhaber) und dann sehe ich das gurkigste Rumgestümper des Jahres. Schlecht gegen noch schlechter. Einfallslos gegen noch einfallsloser. Mies gegen noch mieser. Langweilig gegen noch langweiliger. "Wir sind Zebras, Super-Zebras, keiner mag uns, scheißegal", brüllt irgendein Fanklub. Ja, nun, sicher... Und das sollen Aufstiegskandidaten sein? Bitte, steigt ruhig auf, kommt dann ins Ruhrstadion und holt Euch sechs Stück ab. Keine Sorge, wir erledigen das. 22 Euro, doch mein Arbeitskollege Marcus Lemke, ein Duisburg-Fan, der links neben mir eine Currywurst vertilgt (während ich mir eine 2,50-Euro-Cola reinwürge), ist noch viel ärmer dran. Den nimmt das auch noch völlig mit und trifft das persönlich. Ich verfluche meinen Nebenjob als "Fußball-Junkie" schon, als Thurk das einzige Tor des Tages für Mainz schießt. In der 73. Minute. Die Rufe reichen von "Meier raus!" (mit Vorliebe und ganz laut!) über "Nasenmann raus!" bis zu "Wir haben nie wieder ne Torchance!" und "Wir wollen Ewald wiederhaben!" Da passiert endlich mal was, und genau dann ist das Spiel vorbei. 22 Euro für so einen Mist. Das wären vier Abende im Kino gewesen. Inklusive Cola.

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KAMELLE, DÄ PRINZ KÜTT - Freitag, 20. Februar 2004, 19 Uhr:
MSV Duisburg - Eintracht Trier 2:0 (1:0):

Drei Tage vor Rosenmontag

19.30 Uhr. Spiel läuft eine halbe Stunde. Wäre schon eher da gewesen, wenn um 19 Uhr noch Sonderbusse vom Duisburger Hauptbahnhof zum Stadion gefahren wären. Also auf die S-Bahn warten. Und noch zehn Minuten latschen. "Gibts noch ne ermäßigte Karte für arme Studenten?" "Ja, gibts. 4 Euro bitte." Und... TOOOOOOOOR! Na super... da geh ich einmal in dieses blöde Stadion, zu einem noch viel blöööderen Zweitligaspiel, und dann verpass ich auch noch eins von wahrscheinlich ziemlich wenigen Toren. Freitagabend, es ist kalt. Ich hab mal wieder keine Jacke an und bemühe mich darum, nicht zu frieren. Scheiß drauf, ist nur der MSV. Hab schon ne halbe Stunde versäumt, die Zeit für ne heiße Bratwurst hab ich auch noch. Ein kurzer Blick auf die Anzeigetafel verrät, dass Herr Baelum in der 25. Minute das Tor erzielt hat. Egal. Ich war vorher noch unterwegs, und bin halt später gekommen. Aber ich habs meinem Zebra-Kumpel Helmut versprochen...
... der steht laut sms irgendwo unter einer Mercedes-Werbung. Wow, die sind schon richtig weit mit dem Stadion-Umbau. Leider ist das daher ziemlich eng in der Kurve, und an ein Durchkommen vor der Halbzeitpause nicht zu denken. Wie das Spiel so sein mag, kann ich nur erahnen. Pause, Helmut? Helmut? Blick links, Blick rechts. Helmut? Jepp, gefunden! Zweite Halbzeit, Elfmeter Bugera, 2:0. Das Spiel ist einseitig, Duisburg spielt (ich glaub zum ersten Mal in dieser Saison) ganz ordentlich und fährt den Dreier nach Hause. Leider gibts diesmal keien "Nasenmann raus"-Rufe, aber okay, kann ja nicht immer Karneval sein. In drei Tagen ist Rosenmontag.
20.50 Uhr. Jetzt erstmal ein Dönerteller.

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DER MSV KANN AUCH GUT SPIELEN - Montag, 8. März 2004, 20.15 Uhr - DSF-Livespiel:
MSV Duisburg - Alemannia Aachen 2:1 (0:1):

Hätten wir mal...

Jeder Fußballfan neigt dazu, viele Sätze mit den drei Worten "Hätten wir mal" zu beginnen. "Hätten wir mal letzte Woche, dann würden wir jetzt..." heißt es dann meist, und es folgt ein minutenlanger Redeschwall voll von vergebenen Möglichkeiten. Pro Saison kommt das in etwa fünfmal vor (je nach Verein und der jeweiligen Situation auch dreimal oder achtmal - ich zum Beispiel hab das in dieser Saison, da es so gut läuft, noch nicht gesagt). So ist das eigentlich. Es sei denn, das eigene Fußballherz schlägt für den MSV Duisburg. Die Duisburger sind seit vier Jahren ununterbrochen an jedem Spieltag damit beschäftigt, ihre Spielanalyse mit "Hätten wir mal" zu beginnen. Am Ende stehen sie dann in der 2. Bundesliga sowieso wieder auf Platz neun, zehn oder elf - mit genauso vielen Punkten Abstand nach oben wie auch nach unten, und suhlen sich im Sumpf des Selbstmitleids. Genauso ist es auch in diesem Jahr.
Um solche "Hätten wir mal"-Sprüche ansetzen zu können, muss der MSV ab und zu auch mal ein bravouröses Spiel abliefern. Das heutige war so eins. Ich werde noch so etwas wie der Zebra-Glücksbringer. Zwei überzeugende Heimspiele hat der MSV gebracht, beide habe ich gesehen, gegen Trier und heute. Was gäbe es sonst noch zu berichten? Das erste Teilstück des neuen Stadions wurde eingeweiht. Die Currywurst-Pommes-Majo ist im Wedaustadion mehr schlecht als recht. Pavel Drsek hat den Fahrenhorst-Nachfolger-Test noch nicht ganz bestanden. Aachen hat mich enttäuscht. Das Wedaustadion ist grau, kalt und hässlich. Hoffentlich wird das neue schöner. Das wärs. Ein nettes Spielchen.
Warum ich überhaupt da war?
Guckt Euch mal meine Seite an. Die Fußballsucht hat wieder zugeschlagen.

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MAL EIN ANDERES ZWEITLIGA-STADION - Mittwoch, 10. März 2004, 18.15 Uhr:
RW Oberhausen - FSV Mainz 05 0:0 (0:0):

Besuch in der Emscherkurve

"Fußball ist unser Leben - der König Fußball regiert die Welt", lautet ein Satz aus einem völlig schlechten, übertriebenen Schlager, und doch - so scheints mir - trifft zumindest der zweite Teil auf mich zurzeit zu. Samstag Hertha gegen Bochum, Sonntag VfB Speldorf gegen Viktoria Goch, Montag MSV Duisburg gegen Alemannia Aachen, Dienstag Chelsea gegen Stuttgart im Fernsehen, heute erst in Oberhausen und dann im Fernsehen Real Madrid gegen Bayern. Und ich krieg von diesem simplen, dämlichen, blöden Spiel einfach nicht den Hals voll. Ich bin so süchtig danach, dass ich sogar bereit bin, mich neben Kumpel Helmut in die "Emscherkurve" des Niederrheinstadions in Oberhausen zu stellen. Bei einer ziemlichen Kälte und einem unangenehmen Wind auf die unüberdachte Stehplatztribüne eines Stadions, das so gerade eben Zweitligaansprüchen genügt. Ich bin bereit, mir 80 Minuten lang ein absolut langweiliges Gekicke mit null Torchancen anzusehen, und das bei Nieselregen. Gibt es eine Selbsthilfegruppe für anonyme Fußballfans? Ich wär ein heißer Teilnehmer-Kandidat. Gegangen sind Helmut und ich zehn Minuten vor dem Abpfiff. Wir wollten ja schließlich pünktlich zum Bayern-Spiel vor dem Fernseher sein.

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EIN NICHT GERADE GELUNGENER ABEND - Freitag, 19. März 2004, 19 Uhr:
MSV Duisburg - VfL Osnabrück 3:1 (2:1):

Merke: CD's sind Wurfgeschosse

19 Uhr, Mülheim Hauptbahnhof. SMS: "Sind noch in Mülheim. Wird knapp!" 19 Uhr, Wedaustadion Duisburg: Anpfiff zum Zweitligaspiel Duisburg - Tabellenachter - gegen Osnabrück - Tabellenschlusslicht. Warum tue ich mir das an? Warum gehe ich da überhaupt hin? Will ich das überhaupt? Egal, versprochen ist versprochen. Es stürmt. Mist, jetzt kommt auch noch Regen dazu. 19.02 Uhr: Abfahrt mit Arbeitskollege Marcus, der auch zum Spiel will. 19.08 Uhr: Zwischenstopp am Blötter Weg, ein Foto knipsen für die Stadionzeitung des VfB Speldorf. Ins Auto, Antenne Ruhr einschalten. RWO führt 1:0 in Fürth, Moderator Below wiederholt die Entstehung des Tores immer und immer und immer wieder. 19.25 Uhr: Antenne Ruhr, immer noch. Marcus hat zahlreiche rote Ampeln mitgenommen und hätte - wenn er beobachtet worden wäre - so viele Punkte in Flensburg gesammelt wie der MSV im Moment in der 2. Bundesliga. "Und in Duisburg ist was passiert. Es steht 1:1." "Was für ein verkorkster Abend", sagt Marcus. In der Redaktion total abgehetzt, drei Seiten fertig gestellt, dann zu spät kommen - und auch noch zwei Tore verpassen. Und es stürmt. 19.31 Uhr: Kassenhäuschen. 19.32 Uhr: Ordner. "Tut mir leid", quängelt einer. "Mit den CD´s in ihrer Tasche kommen sie nicht rein. Das sind Wurfgeschosse!" Hallo?? 100 Meter weg vom Spielfeld, Gegenwind und dann CD's????? 19.45 Uhr: Duisburg schießt durch Kurth das 2:1. Treffe Kumpel Helmut in der Kurve. Wir labern ein bisschen, schauen uns die mäßige zweite Halbzeit an, die der bessere MSV noch mit dem Tor zum 3:1-Endstand abschließt. Osnabrück geht wohl sicher runter in Liga drei, wir bestaunen das neue Stadion, und fahren nach Hause. Was habe ich genau an diesem Abend an der Wedau gewollt? Ich weiß es nicht. Wirklich nicht.

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DAS "KLEINE" REVIERDERBY - Freitag, 26. März 2004, 19 Uhr:
RW Oberhausen - MSV Duisburg 0:3 (0:1):

Seid stolz auf dieses Spiel

Wahnsinn wieviel Fußball ich in dieser Saison gesehen habe. Es wird allein mein 29. Profifußball-Live-im-Stadion-Spiel sein. Es? Wochenende der Revierderbys. Morgen das "große" Bochum gegen Schalke. Und heute das "kleine". Oberhausen gegen Duisburg. Kanalkurve im Niederrheinstadion. Im Stadion, das ich auch mit dem Fahrrad prima erreichen könnte. Fahre mit Kumpel Helmut. Mit dem Auto.
Es gibt nicht nur einen MSV-Fan in meinem Bekanntenkreis, der mich immer zu den Spielen mitnehmen möchte. Nein, auch mein Onkel Dietmar, wohnhaft in... genau: Duisburg, besucht regelmäßig das Wedaustadion, und beide haben sich beschwert. Meine Texte hier auf der Homepage seien zu negativ. Warum ich überhaupt mitginge, wenn ich es sowieso nur runterputze? Okay, Kritik angekommen; aber ein paar von den Spielen, die ich gesehen habe, waren wirklich sehr schlecht. Das ist nicht das Thema. Ausnahmsweise haben die MSV-Fans mal wieder den Taschenrechner rausgeholt, ausnahmsweise fängt jeder Satz mit "Hätten wir mal" an (sieh nach beim Aachen-Spiel), und als wir am 18.20 Uhr am Stadion eintreffen, fragen wir uns, warum die Infrastruktur rund um RWO erstligareif sein sollte. Sie ists nicht. Für ein paar Tausend Gäste-Anhänger stehen gerade einmal zwei Aufgänge mit insgesamt sechs (!) Kartenabreißern zur Verfügung. Es ist alles so verflucht eng, als ob niemand vorbereitet gewesen wäre. Kommen dennoch rein, an polternden Security-Bierbäuchen vorbei und platzieren uns mittig hinter dem Tor. Es wird enger und enger, und - ich gebe zu - voller als beim damaligen VfL-Gastspiel hier. Die Stimmung ist völlig anders. Wir Bochumer haben das nicht als "echtes" Revierderby angesehen. Oberhausen und Duisburg - das ist Niederrhein... aber wir? Wir sind Westfalen, eher in Richtung Dortmund, Gelsenkirchen, Bielefeld orientiert. Nebensache. Helmut ist euphorisch. Seine gute Laune fing beim guten Parkplatz, in Turbinenhallen-Nähe, an. Er hat glatt vergessen, dass er mit seinem neuen Polo morgens eine Laterne geküsst hat. "Bestimmt 15.000", schätzen wir die Zuschauerzahl, als sich die Lederjacken-Fraktion in unsere Richtung bewegt. Das sind diejenigen, die sich mit modischen (Ganz-)kurzhaarfrisuren fortbewegen, die vermutlich gerade "Freigang" haben (um mal Vorurteile auszupacken). Irgendeiner beschimpft den Schiedsrichter bei jeder Entscheidung contra MSV als "Jude". Peinlich und unendlich traurig zugleich. Oberhausen beginnt stark. Caio köpft an die Latte und köpft kurze Zeit später nochmal - ein MSV-Spieler klärt. Auf oder hinter der Linie? Auf, meint der Schiri... Helmut schnauft durch, ich freue mich. Will nur ein gutes Fußballspiel sehen, und das scheine ich zu bekommen. Auf einmal kippt jemand aus der Lederjacken-Richtung um. Wird auf die Laufbahn getragen. Polizisten kommen angestürmt, die auf solche Situationen vorbereitet sein müssten. Müssten. Denn eine junge grün uniformierte Frau fleht: "Was soll ich machen?" Die Lederjacken drehen durch. Es kommt zu leichteren Tumulten, als nach zwei Minuten immer noch kein Sanitäter eingetroffen ist. "Das sieht nicht gut aus", ferndiagnostizieren wir. Nach drei Minuten kommt endlich ein Sani, nach zehn Minuten dann drei Krankenwagen. Der Kerl scheint noch zu leben, aber die Krankenversorgung ist ein Skandal. Und das bei einer Großveranstaltung mit offiziell 14.117 Menschen!! Vom Spiel haben wir noch nicht viel mitbekommen. Nach 15 Minuten hat sich der MSV bekrabbelt und nun das Spiel scheinbar im Griff. Nach einer halben Stunde flankt Keidel, und Ahanfouf nickt zum 1:0 ein. Große Freude im Block, die Lederjacken zünden eine Rauchbombe, und wir haben genug. Wir wechseln unseren Standort. Sehen Ouedraogos RWO-Chance. Er ist frei durch, doch vergibt. Halbzeit 1:0, es ist viel drin; nicht nur im Spiel, sondern auch außerhalb. Es gibt diesmal viel zu erzählen, und - Hallo Dietmar, Hallo Helmut - noch nichts Negatives.
Seitenwechsel der Mannschaften. Solche Spiele eignen sich immer prächtig, Fankurven von anderen Klubs zu analysieren. Wer den "Ultras" zuhört, der kann die eigenen "Ultras" besser bewerten. Der "2010 - ihr werdet es schon sehen"-Sprechchor ist wohl ultra-übergreifend, genauso "Ihr seid nur Auswechselspieler" zu den gegnerischen Ersatzleuten, sofern sie sich vor der eigenen Kurve warmlaufen. Auch die kurvenwechselseitigen Rufe (die eine Seite ruft "MSV", die andere antwortet "MSV" - beim VfL geht das so: "Wen lieben wir?"; "V F L !"), das "Humba-humba-Tätärä"-Gebrülle sowie die "Steht auf für den ... "-Gesänge sind gleich. Schade, dass sich die Ultras jeweils so ähnlich sind. Lediglich in Choreographien und Größe der Gruppe heben sie sich voneinander ab. Ich habe den MSV schon genug kritisiert, wie gesagt. Dann muss das diesmal nicht sein. Aber es wäre auch unangebracht. In Halbzeit zwei spielt der MSV stark. Wir fragen uns einerseits, warum der MSV erst seit drei Spielen so überzeugt, und andererseits, wie Oberhausen an 42 Punkte gekommen ist. Kaum zu fassen: Vor vier Spielen war Oberhausen Erster, und der MSV auf Platz 14. Jetzt trennen beide Teams wohl nur noch vier Punkte. Kurth erzielt das 2:0 in der 58., wenn auch aus abseitsverdächtiger Position, und sogar noch das 3:0, kurz vor Schluss. Dann fliegt Oberhausens Cipi nach einer Beingrätsche  vom Platz - also auch in Halbzeit zwei wieder alles drin im Spiel der Ruhrpott-Zweitliga-Rivalen. Ich überlege mir, wie ich das Spiel wohl aus RWO-Sicht bewertet hätte? Wahrscheinlich so: Sehr gut angefangen, zwei gute Chancen gehabt, ein vermeintliches Tor nicht gegeben. Beim Stand von 0:1 eine weitere sehr dicke Chance nicht genutzt - und durch ein klares Abseitstor auf die Verliererstraße geraten und unnötig hoch verloren. Dass das Resultat am Ende in Ordnung geht, dürfte wohl niemand bestreiten.
Mit einem guten Fußballspiel im Magen geht es zum guten Parkplatz. Helmuts Euphorie ist nicht enttäuscht worden. Und ich kann endlich auch einmal den MSV Duisburg loben - mit Ausnahme der Lederjacken-Fraktion.
Aber sonst? Spiel gut, Stimmung gut: Ihr könnt stolz auf dieses Spiel sein.

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EIN HAUCH VON EM-FEELING - Dienstag, 1. Juni 2004, 20.45 Uhr:
Italien U21 - Kroatien U21 1:0 (1:0):

Italienischer Fussball ist grausam!!!

Jaja, ich höre schon wieder das Geseier in meinen Ohren: "Blablaaaa Andi du bist total bekloppt, du guckst dir auch jeden Scheiß an!"
Zurzeit wird ein großes Fußballturnier in Deutschland, ja sogar zum großen Teil in Nordrhein-Westfalen ausgetragen, und keiner nimmt davon Notiz. Es ist immerhin die Europameisterschaft der U21-Mannschaften, der künftigen Topstars - und es geht nicht nur um die EM, sondern auch um die Olympia-Qualifikation. Und getreu dem Expo-2000-Motto "Das gibts nur einmal, das kommt nicht wieder", beschlossen mein VfL-Kurvenkumpel Gerd und ich beim Hannover-Spiel, uns das Rumgekicke von verwöhnten Jungmillionären mal im Ruhrstadion live anzusehen. Gesagt, getan; und so saßen wir dann da, heute um 20.45 Uhr. Fremd in unserem eigenen Ruhrstadion...
"Gerd, lass uns doch mal setzen. Schön auf die Tribüne. Wenn schon dekadent, dann richtig, oder?" Komisch, es ist "unser" geliebtes Ruhrstadion, und doch weht hier eine komische Luft... INTERNATIONALE Luft... sie kann ja direkt hierbleiben, und braucht in diesem Jahr mal nicht nach Dortmund oder Gelsenkirchen weiterziehen.
Dienstagabend, ein ganz normaler Werktag im Ruhrgebiet geht zu Ende. Die S-Bahnen, Regionalexpresse und U-Bahnen sind prall gefüllt, und doch fällt etwas auf. Genau: Auffällig viele tragen ein "Croatia"- oder "Italia"-Trikot. Stimmt, es ist ja U21-EM. Gerd und ich haben uns an der Tankstelle gegenüber der Ostkurve verabredet, und - hilfe - auch Gerd trägt ein Italien-Shirt. Ich dachte, wir könnten uns NEUTRAL bewegen. Falsch gedacht. "15 Euro für einen ermäßigten Sitzplatz - das geht doch." Wir bezahlen, treffen Michael Schuuuuuuuuuuulz, den ehemaligen Auf-alles-drauf-Treter von Bremen und Dortmund und jetzigen Dummschwätzer des DSF, am Bratwurststand, und setzen uns hin. Viel ist nicht gerade los, so dass uns die freie Sitzplatz-Auswahl bleibt. Das Ruhrstadion wirkt auf einmal so klein, so beschaulich. "Warte ab, in zehn Jahren hast du auch deinen festen Sitzplatz", flunkert Gerd - und ich könnte ihn verfluchen... wir stellen fest, wie mittig wir in der Ostkurve stehen; und obwohl uns der Tribünenüberblick auch durchaus gefällt, beschließen wir, es bei diesem einmaligen Ausrutscher bewenden zu lassen. Drei Reihen vor uns sitzt Frank Benatelli, während Halbzeit zwei rauscht unser Ersatztorwart Christian Vander vorbei.
Die Organisation des Ganzen ist bescheiden. Okay, nur knapp fünfeinhalbtausend Zuschauer sind da; aber für zwei ganze Sitzplatzblöcke gerade mal einen Würstchen/Getränke-Stand mit vier Mitarbeitern öffnen? Also bitte... Die Nationalhymnen von irgendsoeinem komischen Bergarbeiterchor sind auch nicht gerade laut. Und überhaupt werde ich diesen ganzen Länderspielquatsch immer lachhaft finden. Gerd und ich haben keine Ahnung. Keine Ahnung, wie der Tabellenstand ist, keine Ahnung von den Spielern der Mannschaften. Nur der Herr Babic, die Nummer zehn Kroatiens und Nummer 19 Bayer Leverkusens, ist uns ein Begriff. Irgendjemand verrät uns, dass beide Mannschaften unbedingt gewinnen müssen, um weiterzukommen. Aha. Wir wollen uns nur amüsieren - das geht in unserem gemischten Block prächtig (die einen rufen etwas auf Kroatisch. die anderen brüllen ständig "ITALIA! ITALIA! ITALIA!) - und ein gutes Fußballspiel sehen.
Aber wir haben vergessen, dass eine italienische Fußballmannschaft mitspielt.
Meine Wertschätzung für die italienische Art, das Fußballspiel zu interpretieren, sinkt von Minute zu Minute. Und sie war ohnehin nicht hoch. Fragt mal meine Kollegen, die dabei sind, wenn ich ein Spiel von AC Mailand live im Fernsehen sehe. Ich krieg bei diesem langweiligen Catenaccio-Mist das Kotzen... Fast 80 Prozent aller Spiele mit italienischer Beteiligung laufen gleich ab. Du merkst, dass alle elf Spieler durchaus technische Möglichkeiten besitzen. Aber garantiert werden alle elf nur gerade eben soviel von ihren Fertigkeiten zeigen, dass es zu einem 1:0-Sieg reicht. Ich behaupte immer, dass die Ansprache des AC-Milan-Trainers vor Europapokal-Auswärtsspielen ausfällt. Er schreibt einfach nur "0:0" an die Tafel und geht raus. Und meistens folgen seine Spieler dem Trainerwunsch.
Und jetzt schaut doch mal auf das Endergebnis und ratet, wie das Spiel abgelaufen ist... haargenau: Die Italiener haben ein winziges, mickriges, saublödes Tor geschossen, natürlich nach einer Standardsituation, bloß nicht aus dem Spiel heraus. Daniele de Rossi oder so ähnlich war der Torschütze, in der etwa zwanzigsten Minute. Und der Rest? Dank des tollen Tribünen-Überblicks sind die zwei Viererketten der Italiener in Abwehr und Mittelfeld gut zu erkennen. Alle verschieben sich prima in Ballrichtung. Die gegnerische Elf wird erst Mitte der eigenen Spielhälfte richtig attackiert. Dadurch wird das Spielfeld so verflucht eng, dass den Kroaten kein Platz zum Kombinieren bleibt. Möglichkeiten bleiben nur wenige. Angriffe durch die Spielfeldmitte sind nahezu unmöglich. Bei Standardsituationen versagen die auch sonst erschreckend einfallslosen Kroaten in schöner Regelmäßigkeit - das Eckenverhältnis schwillt auf 10:1 (!!!) an. Und wenn einmal eine Flanke in die Mitte fliegt, fegt ein überragender Innenverteidiger den Ball mit dem Kopf weg. Ja, einen herausragenden Innenverteidiger braucht das italienische Spiel. In der A-Elf ist das der Job von Nesta. Entlastung ist nicht nötig. Ab dem 1:0 überschreiten die blau-weißen Italiener höchstens fünfmal die Mittellinie, tragen selbst überhaupt nichts mehr zum Spiel bei. Die Ballbesitz-Statistik liegt bei gefühlten 75:25 Prozent für Kroatien. Trotz Unterzahl (Del Nero hat Gelb-Rot gesehen) schaukelt Italiens U21 den Sieg locker und mit viiiiiiel Zeitspiel nach Hause. Ich schwöre, dass der italienischen Mannschaft selbst gegen die zweite Mannschaft des VfB Speldorf aus der Kreisliga B ein 1:0 reichen würde...
"Ich hab doch schon direkt nach dem 1:0 gesagt, dass wir nach Hause gehen können", sage ich zu Gerd nach dem Abpfiff. Es war doch sonnenklar... Das Spiel erhält von uns die Spielnote 4. Die anderen neutralen Besucher haben es ähnlich gesehen. "Wenn die Italiener ein Tor schießen, wird es verdammt schwer", sagt jemand in der Bahn. "Man haben die dicht gemacht", bemerkt ein zweiter. Es war für Taktik-Ästheten womöglich ein Genuss.
Ich fand es einfach nur grausam.

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MEIN WOHL EINZIGES EM-FINALE - Dienstag, 8. Juni 2004, 20.45 Uhr:
Italien U21 - Serbien-Montenegro U21 3:0 (1:0):

So sah´s aus!

Von Bengalos und einem Rasensprenger

Buchstaben, Wörter, Texte... ständig nur Texte, schreiben, schreiben, schreiben... muss das denn immer sein? Nein, und deshalb wollte ich das Geschehene beim U21-Fußballspiel zwischen den Nationalmannschaft von Italien und Serbien/Montenegro eigentlich in einem "Fotoroman" festgehalten wissen. Doch nach diesem Erlebnis muss ich einfach noch ein paar Anmerkungen zum Spiel tätigen...
Vor einer Woche noch habe ich die italienische U21 verflucht. Habe so getan, als würde ich mir nie wieder so einen Mist ansehen. Und nun? Sieben Tage später sitze ich wieder im Ruhrstadion, und gucke mir wieder die italienische U21 an. Geplant war das nicht. Als Gerd nämlich vor dem VfL-Stadioncenter stand, um die Tickets zu besorgen, stand noch gar nicht fest, wer das Finale bestreiten würde. Wir hofften natürlich auf die deutsche Mannschaft, doch zwei Stunden nach der Kauf-Transaktion verabschiedete sich Stielikes Mannschaft aus dem Turnier. Wir bibberten und zitterten, hofften auf wenigstens einen (den Vorurteilen nach) "ruhigen" Finalteilnehmer (das wäre Schweden gewesen), aber nun gut... es wurden Italien und Serbien/Montenegro. Mein Tipp? 1:0 natürlich.
Dienstag, Treffpunkt 20 Uhr vor der Tankstelle am Ruhrstadion. "Du lernst eine waschechte Schach-Weltmeisterin kennen", hat Gerd mir per sms mitgeteilt. Und das ist Carmen (so heißt sie glaube ich) tatsächlich. Als 10-Jährige war sie in ihrer Altersklasse die Beste auf diesem Planeten. Sie sitzt neben uns, und in welchem Block wir hocken, wird uns klar, als Gerd aufgefordert wird, sein Italien-Trikot "auf links" anzuziehen. Der serbisch-montenegrinischer Block. Bin mal gespannt. Es ist tierisch warm heute. Hätte ich doch mal ne kurze Hose angezogen. Einige tragen Milosevic-T-Shirts. Selbst Achtjährige laufen schon mit Militärmützen rum. Muss ja nichts heißen. Es wird voller und voller und voller. Mit 10.000 hatten die Veranstalter gerechnet, 20.000 Zuschauer kommen. Das Spiel beginnt daher 15 Minuten später. Unser Block A ist der am prallsten gefüllte. Hinweise, dass Zuschauer aus dem A-Block in die freien Blöcke C und D ausweichen sollen, verhallen ungehört. Die Fans brüllen eigentlich ununterbrochen "Süüüürbia! Süüüüürbia!", und noch ist alles ganz friedlich. Neben uns hocken zwei Bochum-Fans in meinem Alter. Wir alle lachen uns kaputt. Noch.
Das Spiel ist wie erwartet geprägt von der italienischen Anti-Fußball-Taktik. In der ersten Halbzeit gibt es zwei Chancen. Beide für Italien. Einmal geht der Ball an den Pfosten (es wäre auch ein Tor aus dem Spiel heraus gewesen, tsetsetse, das geht ja gar nicht). Wenn, dann treffen Italiener nur nach Standardsituationen. So wie de Rossi per Kopf nach einer Ecke zum 1:0 in der 31. Minute. Die Serben haben öfter den Ball und ihre Zuschauer rühmen sich damit, ihre Mannschaft feldüberlegen zu sehen, aber es bringt NICHTS. Halbzeit 1:0. Die Zuschauer sind immer noch laut. Die Stimmung ist gut. Dann folgt die Auslosung der letzten zwei UEFA-Cup-Plätze. Unter anderem im Topf: Der SC Freiburg und ein albanischer Vertreter. Der wird aus unserer serbischen Ecke tiiiiierisch ausgepfiffen. Nachwirkungen. Die Achtjährigen richten ihre Militärmützen. Freiburg wird nicht ausgelost, dafür Mannschaften aus Armenien und der Ukraine. Wir trauern mit Freiburg (ich hätte dem SC und Volker Finke das sehr gegönnt), lachen und stellen fest, dass eins von diesen beiden Teams bestimmt unser Erstrundengegner wird.
Die Temperaturen treiben uns immer noch die Schweißtropfen auf die Stirn, Schachfrau Carmen hat ihren Spaß, doch nun wird das Spiel härter und hitziger. Schon in Halbzeit eins hat sich ein Serbe mit Gelb-Rot aus dem Spiel verabschiedet, doch (wen wunderts?) machen die Italiener nichts, um die Überzahl zu einer Spielstanderhöhung auszunutzen. Es ist ein einziges Ballhinundhergeschiebe. "Wir können nach Hause gehen", krame ich meinen Spruch aus der letzten Woche wieder hervor. Ein Foul folgt auf das nächste, die Zuschauer drehen auf und auf, und dann leuchten die ersten bengalischen Fackeln. Sieht ja nett aus, aber ist verdammt gefährlich. Das Spiel wird unterbrochen. Eine Minute. Zwei Minuten. Drei Minuten. Dann fliegen Fackeln auf den Platz. Und eine Fackel landet fast in unserem A-Block. Fünf Meter fehlten, und ich wäre ein Brathähnchen gewesen. Puuuuuhhh... die Stimmung ist wirklich aggressiv, und ich bin froh, dass Gerds "Lazio-Rom"-Schal nicht auf den ersten Blick als solcher zu identifizieren ist. Die Serben haben zwischen der 65. und 75. Minute ihre beste Phase, schießen zweimal gefährlich aufs Tor. Spiel wieder offen? Dann kommt wieder einer frei zum Schuss, holt aus, und...? Auf einmal springt ein Rasensprenger an. Im Spiel. Einfach so. Das Gelächter ist groß und hört gerade bei uns Bochumern nicht mehr auf. "Wir kriegen nie wieder ein Länderspiel oder eine EM", lachen wir.. "Erst versagt der Ordnungsdienst, und dann auch noch der Greenkeeper!" Wobei das für ein knappes UEFA-Cup-Spiel keine so schlechte Taktik wäre. Fehlt nur noch, dass das Flutlicht ausfällt, unken wir. Aber hell bleibt es.
Das Spiel wäre ganz gewiss 1:0 ausgegangen, wenn, ja wenn der serbische Torwart nicht einmal kahnmäßig gepatzt hätte. Nach einer Stadardsituation (natürlich) lässt er den Ball vor die Füße von Boro fallen. Unnötig. Unverständlich. Ein solches Geschenk nimmt eine solch abgezockte Mannschaft natürlich an. 2:0. Die Entscheidung. Eine Minute später gibt es zur Feier des Titels sogar ein Tor aus dem Spiel heraus. Gilardino, 3:0. Die Serben treten sich den Frust von der Seele. Ein weiterer Spieler sieht Rot.
Nach etlichen Minuten Nachspielzeit ertönt der Abpfiff gegen 22.48 Uhr. "Normal" wäre 22.30 Uhr gewesen. Zum Glück lief das alles ohne Verlängerung ab. Ansonsten wäre das ein Mammutspiel bis in die Nacht hinein geworden. Die Siegerehrung erleben wir nur aus der Rückansicht, dafür aber live eine Prügelei vor der Tribüne. Das Großaufgebot der Polizei, dass die Ostkurve während der zweiten Hälfte beschützte, ist nach wenigen Sekunden zur Stelle. So viele grüne Männchen habe ich auf dem Spielfeld lange nicht gesehen. Ein sehr emotionaler Fußballabend geht zu Ende. Mit einem verdienten Europameister (tja, muss ich wohl leider zugeben) und der Erkenntnis, dass wir in einer Kurve mit Fans saßen, von denen einige die Worte "sportlich fair" noch nie in diesem Zusammenhang gedeutet haben. Bengalos werfen? Nein danke! Leute verprügeln? Nein danke! Unfaire Sprechchöre gegen alles und jeden (auch: "Deutsche Schweine")? Nein danke!
Es war ein echtes Erlebnis. Mein wohl einziges EM-Finale in meiner Fußball-Karriere werde ich ganz bestimmt nicht vergessen.
Und nun überlasse ich Euch den Bildern...

FOTOROMAN
 
Die Nationalhymnen Kurz vor dem ersten Tor Italienische Fans jubeln!
20.55 Uhr: Der Schnickschnack geht los. Mit zehn Minuten Verspätung trällern die Spieler die Nationalhymnen, die von irgendeinem Bergarbeiterchor gespielt werden. Problem: Keine Sau in Block A versteht irgendwas... 21.30 Uhr: 31 Minuten sind rum... Ecke für Italien! In genau zehn Sekunden fällt das 1:0. 21.30 Uhr und 30 Sekunden: Lauter grün-weiß-rote Fahnen zeigen: Italien führt!
Die Fairplay-Auslosung! Jaaaa, so nah dran saßen wir! Unsere Ostkurve mal anders
21.45 Uhr, Halbzeitpause: Die UEFA verlost via Fairplay-Wertung zwei weitere Plätze für den UEFA-Cup. Der SC Freiburg hat leider kein Glück! 22.10 Uhr, zweite Halbzeit: Freistoß für Serbien-Montenegro. Er bringt aber nichts! 22.15 Uhr: Zur Belustigung der Zuschauer zünden serbische Fans eine bengalische Fackel nach der nächsten.
Gerd und die Bengalos HIGHLIGHT DES SPIELS! Der Freistoß vor Tor zwei!
22.16 Uhr: Belustigt ist auch Gerd. Zwei Minuten später wird es aber richtig gefährlich: Die Fans schmeißen die Fackeln Richtung Fankurve und auf das Spielfeld. 22.20 Uhr: Es geht noch lustiger weiter. Beim Stand von - immer noch - 1:0 geht mitten im Spiel der Rasensprenger an und versaut Serbien eine gute Schusschance. Wir werden wohl nie wieder eine EM nach Bochum bekommen... 22.40 Uhr, 85. Minute: Nach diesem Freistoß fällt das 2:0 für Italien.
Die Entscheidung! Die Tafel zeigt es an! Die Bullerei passt auf!
22.42 Uhr: 3:0 für Italien! Die Entscheidung! 22.44 Uhr: Die Anzeigetafel hat immer Recht! 22.45 Uhr: Aus Angst vor Ausschreitungen und "Spielfeldstürmereien" verriegelt die Polizei die Ostkurve.
Europameister: Italien! The winner takes it all! Siegerehrung!
22.50 Uhr, ABPFIFF! Italien hat gewonnen! 22.53 Uhr: Und die italienischen Spieler umarmen sich immer noch! 23.05 Uhr: Siegerehrung mal von hinten!

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ANDI GEHT FREMD - Freitag, 13. August 2004, 19 Uhr:
MSV Duisburg - 1. FC Saarbrücken 2:1 (1:0):

Ganz schön wolkigZiemlich finster und eine verdammt große Baustelle - das trifft auf die Arena UND das MSV-Spiel zu !

Blitz und Donner

MSV-ArenaSo sieht das aus in der neuen MSV-Arena!

Sieben Buchstaben. Sieben Buchstaben, die für mich die Welt bedeuten, im Moment. Vor allem nach der Sommerpause. Scheiß auf die Olympischen Spiele, Scheiß auf Radsport, Schwimmen, Leichtathletik, wasweißich. F U ß B A L L will ich sehen. 22 Spieler, elf pro Mannschaft, zwei Tore, ein Ball. So einfach. Dieses dumme, simple, verrückte Spiel liebe ich sehr. So sehr, dass ich mir heute Abend das Zweitbundesliga-Spiel MSV Duisburg gegen 1. FC Saarbrücken angucke. Jeder halbwegs normale neutrale Fan, der sich nicht zu einer der beiden Mannschaften hingezogen fühlt, würde dankend abwinken bei einem solchen Angebot, nicht jedoch ich. Außerdem... das neue MSV-WedauArenadingsgerät würde ich schon ganz gerne sehen (die Fans sind ja so stolz darauf) - und Helmut und Tina sind schließlich auch dabei. Dann machts doch doppelt Spaß.
Und so stehe ich auf der König-Pilsener-Tribüne, und lasse meinen Blick schweifen. Nur zwei Tribünen sind schon offen. Eben jene KöPi-Tribüne und die zukünftige Gegengerade. Die anderen noch baufälligen Seiten geben den Anstoß für tolle Wortspielchen; aber neeeein, das wäre zu einfach an dieser Stelle (ich habe mir schon fest vorgenommen, nicht einmal Freitag, den 13. einzubauen). Nett ist es geworden, fast wie in Wolfsburg - mit Unterrang und Oberrang, und etwa 30.000 Plätzen. Eben nur nicht in VW-grün, sondern in Zebrablau. "Entschieden zu viele Sitzplätze", merkt Christian an, ein alter Kumpel von Helmut. Stimmt, der Mann hat Recht; so hab ich das noch gar nicht gesehen. Duisburg hat eine Arbeitslosenquote von unglaublich viel Prozent - und dann entsteht hier eine Bude mit Business-Seats, großer VIP-Loge und massig Sitzplätzen. Und wofür? Internationale Spiele? Hallo??? Soso, der MSV will also in Liga eins. Das Rahmenprogramm beginnt - und in eben jener Liga eins gäbe es dafür nur ein müdes Lächeln. Irgendein Benny schmettert Bohlen-Songs (er war wohl bei der "Superstar"-Show dabei und kommt zufällig aus Duisburg), und MSV-Präsi Walter Hellmich hält so penetrant seine Fresse in Richtung Fankurve, dass wirklich jeder merkt, dass er sich selbst gern dafür feiern lässt, die Arena gebaut zu haben. Prima, gut gemacht Walter, aber ein bisschen mehr Bescheidenheit wäre wohl angebrachter. Danke! Als wenn das noch nicht alles wäre, regen auch noch die beiden Sprecher zum Schumunzeln an, da ihnen nur ganz ganz wenige Sprechchöre einfallen. Immer wenn sie "MSV Duisburg" sagen wollen, lassen sie das "DUISBURG!" von den Fans brüllen. Nette Idee, aber alle zehn Sekunden? Ilja Gruev wird verabschiedet. Wenigstens das hat Herzschmerz.
Das erste Spiel hat Duisburg 1:3 in Dresden verloren. Der Trainer ist seltsamerweise immer noch Nasenmann Meier. Seit dem 21. November 2003 gegen Mainz versuchen Fans (und ziemlich oft auch die Spieler) alles, um diesen Mann von der Trainerbank zu vertreiben, aber aus irgendwelchen Gründen hat Herr Hellmich an seinem Unsympath festgehalten. In der Kurve stellte ich leicht-nervöse Zuckungen fest. Soll die Mannschaft verlieren, damit Meier fliegt? Denn wenn sie hoch gewinnt, ist zunächst alles wieder gut - aber die nächste Niederlage folgt bestimmt...!? "Keiner mag uns, scheißegal", brüllen die Zebras. Ich denk mir meinen Teil.
Dass Saarbrücken die mit Abstand schlechteste Zweitligamannschaft ist (und wohl auch bleiben wird), ist uns allen bewusst (und manchmal hab ich den Eindruck, ihnen selber auch), und dennoch passiert in Halbzeit eins NICHTS. Na gut, in Minute 42 schießt Ahanfouf das 1:0. Aber keiner weiß warum. Jedenfalls erspart er seinem Trainer laute "Meier raus!"-Rufe beim Gang in die Kabine; aber explosiv bleibt es, als Hellmich (mal wieder) den Rasen betritt, um irgendeinen Scheck zu überreichen. Es blitzt. Es donnert. Es regnet. Wir werden nicht nass - das Dach der neuen Arena hält. Wir diskutieren. Wir analysieren. Wir beobachten Helmut, wie er laut "Meier raus" brüllt, und danach ein geschmeidiges "HAU AB!!!!" hinterherschmeißt. Und wir lachen darüber. Ich bin zum ersten Mal auch mit Tina beim MSV. Komisch irgendwie. In der zweiten Halbzeit hat das Ganze doch wesentlich mehr mit Fußball zu tun, aber das auch nur, weil der Ball wenigstens ein paar Mal in den Strafraum fliegt. Nehrbauer schießt das 1:1 ("Meier raus" danach), Kurth bringt den MSV mit 2:1 nach vorn; und Nsawila und noch so ein Depp vergeben für Saarbrücken große Chancen. Helmut flüchtet sich von einem negativen Höhepunkt in den nächsten mit seiner Spielbeschreibung ("Gurkenkick", "Das schlimmste Spiel seit langem" usw.). Ich finds witzig. Nun gut, hohes Spielniveau war das nicht; und der MSV wird bestimmt nicht aufsteigen, wenn er seine Leistung nicht steigern kann - aber hey, wenigstens gewonnen. "Ach, nur drei Punkte für die Plätze acht bis zwölf. So wie immer", flucht Helmut. Im American Diners in der Mülheimer City klingt der Abend aus. Helmut trägt sein Zebra-Trikot mit der Beflockung "van Nistelrooy". Ich glaube, nicht mal der hätte das Spiel der Duisburger Mannschaft heute beleben können. Zu umständlich, zu langsam, zu offensichtlich. Leute, Leute, Leute, was habt Ihr nur in der Vorbereitung gemacht? Es gibt noch so viele Baustellen im Wedaustadion. Bin gespannt, wie viele davon bis zu meinem nächsten Besuch an der Wedau geschlossen sind.
Und was bleibt? Die Erkenntnis, dass mir nicht mal Blitz und Donner meine Fußball-Laune verhageln.
Und ich hab schon deutlich unlustigere Abende erlebt.
Aber schon Massen an deutlich besseren Fußballspielen.
 
Benny Walter Leeeeer Booooooooooooring!
In Sachen Entertainment vor dem Spiel hat der MSV eindeutig Nachholbedarf. Der Superstar-Benny konnte ja mal überhaupt nichts und wurde schnell durch Fansprechchöre übertönt! Nachhilfe, Teil 2: Gut, der Hellmich mag das neue Stadion auf seine Kappe nehmen dürfen. Aber so einen selbstverliebten Präsidenten, der an einem Abend gleich viermal für alle sichtbar den Rasen betritt - das schafft nicht mal Assauer! Da eine Tribünenseite noch nicht geöffnet ist, ergeben sich lustige Bild-Möglichkeiten. Mit diesem Bild ist die erste Halbzeit treffend zusammengefasst.
Raucher! Tina knipst Welle Helmut
Beim 1:0 kurz vor der Halbzeit durfte dieser Opa wenigstens genüsslich an der Fluppe ziehen. Und der Andi bekam konzentrierte Foto-Konkurrenz von der Tina; die auch alles ganz genau festhielt. Warum die das gemacht haben, weiß ich nicht. Sie hätten sich für den Sieg schämen sollen. Das meint übrigens auch dieser MSV-Fan...

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EIN BERG VOLLER NOTIZEN - Montag, 8. November 2004, 20.15 Uhr:
MSV Duisburg - Alemannia Aachen 1:0 (1:0):

Willllliiiiiiiii Willi Landgraf (r.) guckt zu... der Zweitliga-Rekordspieler war mein "Mann des Tages"!

Ihr müsst noch viel lernen!

Einlaufen

Seit mehreren Tagen schon pappen die Notizen mit einem gelben "Post-It" an der rechten, oberen Bildschirmkante. "Feuerwerk" steht da drauf, "Zebras", "Nebel" und "Glück". Stimmt, ich wollte, ja muss doch eigentlich noch den Text ausformulieren. Die Notizen zu zusammenhängenden Sätzen verarbeiten, auch den MSV Duisburg zum wiederholten Mal hier verewigen. Dann will ich das mal tun.
Es ist das spöttische Lächeln eines Erstligisten, dass mich in der MSV-Arena begleitet. Schon der Termin entlockt mir ein Grinsen. Montagabend. DSF heißt das auch. Und DSF ist der Zweitliga-Sender par excellence. Innerhalb eines Jahres hat Präsident Hellmich dem MSV ein schönes Stadion an die Wedau gebaut, und heute sollen zum ersten Mal alle Tribünen begehbar sein. Unter dem Motto "Richtfest" läuft das ganze Spiel, und der MSV will nebenbei auch noch auf Platz zwei der Tabelle springen. Mein MSV-Kumpel Helmut ist schon seit Tagen nervös, und für mich wirds eine einzige Hetzerei. Eben noch an der Uni ein Seminar zum Thema "Bundesverfassungsgericht" besucht, dann noch bei einem WAZ-Termin in Mülheims neuester Halle (Harbecke-Sporthalle heißt die) über Hockeyfrauen geschrieben, und nun schon ab im Auto. Habs Helmut ja versprochen, obwohl ich mir bei einem Sieg eine weitere Woche dieses dämliche Aufstiegsgeseier anhören muss. Vor dem Stadion sehe ich fast den kompletten MSV - aber nicht Duisburg, sondern 07, das ist ein Mülheimer Bezirksligist. Das Stadion ist nett - sieht in etwa so aus wie die VW-Arena in Wolfsburg, nur in Grün. Und zum wiederholten Mal entdecke ich zwei Schwachpunkte: Erstens sind einfach zu wenig Stehplätze im Stadion (das ist gerade im nicht gerade reichen Duisburg ein großer Patzer) und zweitens finde ich die Lösung mit Unter- und Oberrang einfach nicht schön genug. Aber geschenkt, sollen sie doch stolz sein auf ihr Stadion. Ist auch wirklich nett.
Meine Fresse, was sind die alle nervös. 20.000 Zuschauer, ganz ordentlich für den MSV. Und gegen wen spielen die eigentlich? Yepp, ganz in gelb, das muss Alemannia Aachen sein. Ich beobachte 90 Minuten lang meist schweigend und knipsend ein spannendes Fußballspiel. 1:0 geht das ganze aus, durch ein saublödes Tor von van Houdt kurz vor der Halbzeit. Fragt mich nicht, wie oft ich Helmut die Phrase "Ihr habt den Papst in der Tasche" zuwerfe. Direkt nach dem 1:0 meint Helmut, das Tor sei zum richtigen Zeitpunkt, weil die Aachener jetzt kommen müssten. "Die machen doch sowieso schon das ganze Spiel, also ist das keine Umstellung", entgegne ich klugscheißerisch. Die Zebras müssen noch viel lernen. Dass sie das Spiel ohne Gegentor überstehen, gleicht einem Wunder. "Wenn das 1:1 ausgeht, beschwert sich hier keiner", geben viele Fans um mich herum zu. Die Aachen sind cleverer, spielerisch reifer, einfach besser. Entscheidend ist, dass mit Meijer und Michalke die beiden besten und torgefährlichsten Spieler fehlen. Glück muss man haben, gerade im Aufstiegskampf, das habe ich Bochumer schon oft genug erleben dürfen. Die Aachener Fans sind deutlich lauter, tonangebend geradezu. Und woran liegt das? Die Alemannia hat die MSV-Fans leise gespielt. "Sowas hat man lange nicht gesehen, so schön so schööön", brüllen die Zebra-Fans. Naja, dann bin ich aber froh, dass ich in den letzten Wochen nicht da war.
Dass der Fußballabend dennoch auf die "Weißt Du noch, damals...?"-Liste kommt, liegt an der Halbzeitpause. Aufgrund des Richtfests hat der MSV-Vorstand beschlossen, ein Feuerwerk in die Luft zu jagen. An sich ist da nix dran, sollen sie ruhig. Doch die Deppen schießen die Leuchtraketen nicht vom neuen Dach nach oben, sondern vom Rasen. Rauchbildung ist natürlich die Folge - und der Qualm zieht nicht weg. Zieht und zieht nicht weg. Alles ist vernebelt, ich bin froh, dass ich den drei Meter weiter stehenden Helmut noch schemenhaft erkennen kann. Die Halbzeitpause dauert eine Viertelstunde länger - und mensch ihr Zebras: Solltet Ihr den Aufstieg tatsächlich schaffen, freut euch. Aber zur Erstliga-Tauglichkeit fehlt euch noch viel. Gute Stadionsprecher zum Beispiel auch noch. Die beiden sind sehr sehr nervtötend - und der Zebragalopp zur Ankündigung eines Eckballs erst recht. Und in Erdkunde haben die MSV-Fans auch nicht gerade gut aufgepasst. "Hurra das ganze Dorf ist da", brüllen sie; und Aachen ist nicht gerade ein Dorf - und nein, es ist keine Ironie erkennbar.
Abpfiff, es ist aus, vorbei. Helmut versucht mich wie schon den ganzen Abend hochzunehmen. Ohne Erfolg.
Aber doch: Eigentlich - wenn alles "normal" gelaufen wäre, hätten wir mit dem VfL am Dienstag im DFB-Pokal hier gespielt. Ich bin froh, dass wir es nicht müssen. Es wäre nicht gut ausgegangen. Und noch eins hat der Abend mir persönlich gebracht: Die Angst vor der 2. Bundesliga. So schnell will ich nicht wieder Montags zum Fußball fahren müssen. Ich will noch weiter das spöttische Lächeln eines Erstligisten auf meinen Lippen tragen.
 
Feuerwerk 1 Feuerwerk 2 Feuerwerk 3
Feuerwerk, Teil 1: Der Anfang; ganz nett, oder? Feuerwerk, Teil 2: Hmm... zieht schon ganz schön zu!?! Feuerwerk, Teil 3: Wenigstens die Anzeigetafel ist noch deutlich zu erkennen.
Feuerwerk 4 Feuerwerk 5 Qualm
Feuerwerk, Teil 4: Jetzt nicht mehr. Feuerwerk, Teil 5: Oh jeeeee... Feuerwerk, Teil 6: Halllooooo? Ist da jemand???
MSV-Kurve 1 MSV-Kurve 2 Mannschaftsdank
Feuerwerk, Teil 7: Okay, dann fängt die zweite Halbzeit eben später an. Feuerwerk, Teil 8: Geht das endlich bald los? Feuerwerk? Oh nein, ein solches haben die Zebras beim besten Willen nicht abgeliefert. Mit einer solchen Leistung braucht Ihr in der Bundesliga gar nicht anzutreten.

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VOR ZWEI JAHREN WAR ALLES ANDERS - Freitag, 26. November 2004, 19 Uhr:
MSV Duisburg - Eintracht Frankfurt 1:1 (1:0):

Unscharf, Regen, Zebras

Remember Braunschweig und Litti

Premiere-MaschinePremiere bittet (v.l.) Norbert Meier und Friedhelm Funkel zum Gespräch

Langsam betreten wir die Stehstufen der "König-Pilsener-Tribüne." Mal wieder haben wir nur einen Parkplatz am Arsch der Welt bekommen. Nix hier mit ner Möglichkeit direkt vor der Haupttribüne. Nix hier mit nem Parkplatz an der Regattabahn. Nein, noch zehn Fuß-Minuten weiter außerhalb fast schon beim VfL Wedau stehen wir. Wir? Helmut, André - zwei MSV-Fans - und ich; das ist fast schon eine feste Besuchergruppe geworden. Oh je, hört mir zu, hört mich an - ich bin tatsächlich in letzter Zeit sehr regelmäßig an der Wedau gewesen - warum spielen die auch nur ständig am Freitagabend? Und warum bin ich nur so verdammt fußballverrückt?
Langsam betreten wir die Stehstufen der "König-Pilsener-Tribüne". Doch, das neue Stadion gefällt mir, das muss ich noch einmal betonen. Es ist nichts im Vergleich zu unserem Ruhrstadion, das ich heute zum ersten Mal "gutes altes Retro-Stadion" getauft habe, aber ganz nett, vor allem im Vergleich zu der alten, schäbigen, zugigen Wedau-Hütte. Wenn das noch stehen würde, dann hätte ich Helmut ganz gewiss einen Vogel gezeigt und laut "Näääääää" gebrüllt. Bei dem Fisselregen hätte der sich bestimmt selbst nicht auf die unüberdachte alte Nordgerade gestellt. 15.000 sind da. Früher wäre es nur die Hälfte gewesen. Lasst mich noch einmal die Situation zusammenfassen: In den letzten Jahren konnte ich täglich, bei jedem Telefonat mit Helmut spötteln. Wir waren obenauf, und der MSV eben nicht. Stets im Mittelfeld der zweiten Liga herumkrebsend, verlor Helmut die Lust, und ich kann mich noch gut an meinen Dauer-Lachkick erinnern, am 28. Oktober 2002. Vor zwei Jahren und einem Monat. Das MSV-Spiel gegen Braunschweig war so etwas wie der Tiefpunkt in der jüngsten Vereinsgeschichte. 4.400 Zuschauer, Litti letztmals als Zebra-Trainer, Dreizehnter gegen Achtzehnter, Überschrift "Meine Fresse war das schlecht". Jetzt hat der MSV ein neues Stadion, einen ganz anderen Trainer, eine völlig ausgewechselte Mannschaft, alle sieben Heimspiele gewonnen, und - ja, ich gebs zu - der Aufstieg in die Bundesliga ist kaum noch zu verhindern. Nun gut, 30 Punkte fehlen noch, bis der feststeht, aber in dieser zweiten Liga sollte das kein allzu großes Problem darstellen. Da bleiben mir im Moment alle ironischen Kommentare im Halse stecken, und im Gegenteil, ich kriege sie selbst ab und alles zurück. Die Stichworte "Tabellennachbar" und "Absteiger" fallen desöfteren, der Satz "Dann gibts wohl nächstes Jahr wieder kein Revierderby" fliegt mir auch regelmäßig entgegen. Morgen spielen wir gegen Nürnberg, da fällt wohl schon eine kleine Vorentscheidung, wo es wohl in der nächsten Saison hingeht. Für den VfL - und damit für mich.
Langsam betreten wir die Stehstufen der "König-Pilsener-Tribüne". Direkt vor uns steht der Premiere-Pavillon. Seit unserem letzten Abstieg hat sich einiges geändert. Mittlerweile gibt es auch in der 2. Bundesliga die "Premiere-Konferenz", und sowohl am Freitag als auch am Sonntag ein "Spiel des Tages". Und das DSF-Montagmatch darf natürlich auch nicht fehlen. Über mediale Präsenz dürfte ich mich auch in Liga zwo also nicht beschweren. Andi, jetzt HÖR ABER AUF mit diesen Gedanken, ist gut jetzt, wir sind noch nicht abgestiegen, sind noch nicht. Eine Kamera steht dort, mehrere Bildschirme, Helfer, Moderator Christian Sprenger - und zwei Trainer. Norbert "Nasenmann" Meier und Friedhelm Funkel. Zwei Trainer, die ich schon erlebt habe, nicht nur auf den Bänken Deutschlands. Der eine, Meier, trainierte einst, als ich noch spielte, eine meiner gegnerischen Mannschaften. Es war die A-Jugend von Borussia Mönchengladbach, mit Marcel Ketelaer (Nürnberg, der war mein Gegenspieler!) und Sven Lintjens (heute RWE). Wir hielten in diesem Niederrheinpokal-Spiel über eine halbe Stunde lang das 0:0, Nasenmann war richtig sauer. Am Ende stand es 0:8, aber nur wir haben gefeiert. Und Funkel? Der war gerade frisch bei Hansa Rostock rausgeflogen, und trat in einem Promi-Spiel in Mülheim gegen eine Betriebssportmannschaft an. Und ich musste darüber berichten. Das Spiel endete 15:irgendwie für die Promis, Funkel schoss mehrere Tore, irgendwas zwischen vier und acht. Heute sind beide hauptverantwortlich für Zweitligateams.
Eintracht Frankfurt also spielt heute an der Wedau. Zweite Bundesliga, irgendwo in der Bedeutungslosigkeit. Im letzten Jahr, im Abstiegsjahr, hätte Eintracht uns fast die Saison versaut. Vorletzter Spieltag, Sam war gerade frisch verheiratet, mehrere Tausend Bochumer am Main, der Sieg nur eine Frage der Höhe. Und dann dieses verdammte 2:3. Aber der "Vadder Abraham"-Sprechchor in der Straßenbahn vom Bahnhof bis zum Stadion bleibt unvergesslich. "Zebrastreifen weiß und blau" trällern die einen. "Du schöne SGE" schallts von der anderen Seite. Der Spielverlauf ist eigentlich klar. Zwei Mannschaften spielen 90 Minuten Fußball, und am Ende gewinnt der MSV - so ist das im Moment in Liga zwei (wobei mir diese Anlehnung ans Gary-Lineker-Zitat schon wieder literarische Schmerzen zufügt, das fällt mittlerweile schon in den Phrasenbereich). Wenn der MSV fünf Eigentore schießen würde, der Gegner hätte garantiert sechs zu bieten. Und wie läuft das Spiel? Die Frankfurter sind in einem zunächst ziemlich ereignis- und trostlosen Kick bei usseligem Wetter einen klitzekleinen Tick feldüberlegen, schaffen es aber nicht, sich gegen die MSV-Mauer (die Abwehr steht wirklich 1 A) eine Chance zu erarbeiten. Eintracht besser, und der MSV? Trifft. Flanke von links, van Houdt hält seinen linken Stab hin, 1:0. Eben der normale Verlauf. In der Viertelstunde vor und in der Viertelstunde nach der Pause drückt der MSV, vergibt einen Großteil seiner insgesamt zwölf Ecken und dazu noch drei/vier weitere "Schöngschen" - und ja, doch, er verdient sich die Führung. Dann aber besinnt sich Trainer Meier seiner italienischen Fußball-Auffassung, und lässt seine Mannschaft getreu dem Motto "da brennt schon nichts an" den knappen Vorsprung nach Juventus-Manier verteidigen. Das geht gut. Frankfurt drückt und drückt, aber Baelum und Drsek kriegen ihre Flossen immer wieder dazwischen. "500 Minuten ohne Gegentor" leuchtets zwischendurch auf der Videowand auf, doch - oh Wunder - viel mehr werden es nicht. Irgendwie nickt van Lent die Kugel (ja richtig, der gute alte van Lent) über die Linie, 1:1, vier Minuten vor Schluss. Völlig unerwartet, aber bei weitem nicht unverdient. Der Schiri pfeift ab, und - noch ein Wunder - keiner pfeift. Ein Unentschieden zu Hause! Und KEIN sonst so wahnsinnig kritischer Duisburger pfeift! Sieben Heimsiege in Folge beschwichtigen. Der Vorsprung ist immer noch beachtlich. "Ich sags ja, jetzt geht das wieder los", schimpft nur ein Ordner, der den Ausgang überwacht. Kein berauschendes Fußballfest, aber auch kein verschenkter Abend.
Wieder ein 1:1. Wie vor genau zwei Jahren. Und doch hat sich so viel geändert.

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WAS FÜR EIN MIESER KICK - Montag, 21. Februar 2005, 20.15 Uhr - DSF-Livespiel:
MSV Duisburg - TSV München 1860 0:1 (0:0):

Einlaufen!!

0:0-Spiel mit Tor

SpeldorfDer halbe VfB Speldorf vor der Telba-Loge...

Was bleibt ist meine Sympathie für Adolf Sauerland. Der Mann hat einen schrecklich unglücklichen Vornamen und gehört ganz und gar der falschen Partei an, aber in der Halbzeitpause hat er bei der Verleihung des Schecks für die Flutopfer nach dem Benefizspiel "Wir freuen uns darauf, im nächsten Jahr gegen den VfL Bochum in der Bundesliga zu spielen" gesagt. Danke!
Was bleibt ist ein Unterschied, den ich feststellen durfte. Den Unterschied zwischen "des Volkes Zorn" und "des Volkes Schweigen". Nach einem 0:1, der zweiten Niederlage hintereinander, und das gerade von den kritischen Fans des MSV, hätte ich eigentlich mit dem lautstark vorgebrachten Zorn des Volkes gerechnet. Doch die Menge schwieg. 13.800 Münder standen offen, wussten nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollten. Verloren. Erste Heimniederlage seit einem Jahr. Was war das jetzt genau? Was bleibt sind immer noch acht Punkte Vorsprung.
Was bleibt ist der dauerhafte Blick auf die von der Stehtribüne gut sichtbare "Telba"-Loge. "Telba" ist der Hauptsponsor meines Heimatvereins VfB Speldorf, für den ich die Stadionzeitung erstelle, und ein Großteil der Verbandsliga-Mannschaft samt Trainerteam und Betreuern saß in und vor der Loge. Hoffentlich haben sie sich nicht allzu viel von den beiden Mannschaften abgeschaut.
Was nicht bleibt ist eine Erinnerung an dieses Spiel. In der Halbzeit ein Anruf von meinem Bruder Thommy: "Das sind zwei Spitzenteams der Zweiten Liga. Trotzdem ist das noch drei Klassen schlechter als das, was bei uns in der Bundesliga abgeht." Es ist schwach. Was in erster Linie an den 60ern liegt. In den ersten 15 Minuten spielen sie auf Zeit, als würden sie im Pokalfinale 30 Sekunden vor Schluss 1:0 führen. Gemäääächlich, ruuuuuuhig lassen sie es angehen und schießen in Halbzeit eins zweimal am Tor vorbei. Das war´s. Sie setzen auf die nicht gerade beliebte "Wir wollen Fußball verhindern"-Taktik - setzen die aber perfekt um. Nun gut, aber der MSV ist auch nicht grad in Weltklasse-Form. Zwar die ganze Zeit feldüberlegen. Aber einfallslos, unkonzentriert, nur bei Drsek-Einwürfen und Lottner-Freistößen halbwegs gefährlich. Nach der Pause dasselbe Bild. Keine Mannschaft bringt es zu einer 1000-prozentigen Torchance. So genügt ein heller Moment von Roman Tyce in der 78. Minute, um das glasklare 0:0-Spiel mit einem Tor auf den Kopf zu stellen. Was bleibt ist die Spielnote 4,5, die ich dem Grauenkick bei richtig kalten Winterbedingungen verpassen möchte. Nee Jungs, das war nix.
Was bleibt sind: siehe oben. Acht Punkte Vorsprung. Zebras lasst den Kopf nicht hängen. Das war zwar richtig mies, und Spaß gemacht hats diesmal nicht wirklich. Ich hätte fünf Euro mehr im Portmonee, hätte damit einen Dreiviertel-Dönerteller finanziert, hätte zu Hause Premiere oder DSF gucken und dabei ne Tasse Tee trinken können. Hätte, wenn und ... aber ich bin nun mal so fußballverrückt.
Den Aufstieg kann der MSV trotzdem kaum noch verhindern. Und in der nächsten Saison zeigen wir Bochumer Euch, wie es richtig geht!

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FUSSBALL-FANS SIND WAS? KEINE VERBRECHER! - Samstag, 5. November 2005, 15.30 Uhr:
FC Schalke 04 - MSV Duisburg 3:0 (1:0)

Nichts für die Annalen

Haaach jaaaaa, und es ist wieder die Zeit, und es ist wieder ein Jahr, in dem der VfL Bochum nicht in der 1. Bundesliga spielt. Und es sind so eeeeewig schreeeecklich langweilige Samstag-Nachmittage, die ich leise in mich hinein schluchzend vor der Premiere-Konferenz verbringe oder die ich bei irgendeinem WAZ-Termin totschlage (denn jetzt habe ich ja an Samstagen Zeit und  keinen Grund mehr, um freizunehmen). Es ist schon verdammt blöd, so eine verlorene Saison irgendwie umkriegen zu müssen. In der 2. Bundesliga sind die Mannschaften selbst zu blöd, um uns wenigstens vorübergehend die Tabellenführung wieder zu klauen - und die Bundesliga interessiert mich erst recht 'nen Scheiß, weil meine Kicker-Manager-Mannschaft total versagt. Wer hat schon auf Hashemian und Madsen gesetzt? Eben! Ich! Und wie viele Tore haben die beiden bisher geschossen? NULL!
Meine Freunde Helmut und Tina, die völlig begeistert seit ein paar Wochen durch die Liga reisen, weil es der MSV Duisburg nach ein paar Jahren Pause mal wieder für ein Jahr in die Erstklassigkeit geschafft hat, haben sich glücklicherweise drei Tickets für das Spiel in Herne-Ost gekauft, und die dritte fiel sogar für mich ab. Als völlig neutral beobachtender Fußball-Liebhaber möchte ich mir die Spielerei anschauen. Schon seit 13.30 Uhr sind wir unterwegs, eigentlich unverschämt früh... aber wer weiß, lieber zu früh fahren. Und was passiert rund um Gladbeck? Natürlich! STAU! Es geht nur noch gaaaanz langsam vorwärts, mitten auf der A2. Direkt an der passenden Ausfahrt "Gelsenkirchen-Buer" befindet sich eine Baustelle. Tolle Planung. Um 14.45 Uhr, als wir eigentlich schon lange in der Kurve stehen und die erste Bratwurst verputzen wollten, befahren wir soeben den Parkplatz. Und um 15.05 Uhr, als unser Darmtrakt laut Planung die zweite Bratwurst hätte verdauen sollen, stehen wir vor der Arena und schauen laut fluchenden Fußballfans zu. Wieder geht es nur ganz langsam vorwärts, Helmut verliert allmählich die Fassung. Erst um 15.15 Uhr öffnen die Schalker ein weiteres Einlasstor, sehr weise, denn ansonsten wäre die Situation mutmaßlich eskaliert. Aber noch sind wir nicht drin. Die Kontrolle für Herren ist easy. Einmal kurz abgetastet, Schlüssel gezeigt fertig. Doch Tina fehlt noch. Und die arme Tina erwischt's hart. Selbst ihren Labello-Stift muss sie öffnen; keine Ahnung, welche mörderischen Gegenstände dort verborgen sein könnten. 15.25 Uhr, schnell noch pinkeln gehen, und auf halbem Weg in die Kurve ertönt auch schon "Whatever you want" von Status Quo, die immer wieder gänsehaut verursachende Schalker Einlauf-Musik. Aber wohin stellen? Um kurz vor halb ist die Kurve natürlich total ausverkauft, und als der Schiri anpfeift, sehe ich nur deshalb den grünen Rasen, weil ich 1,86 Meter groß bin. Alle unter 1,75? Pech!
Irgendwie schaffen wir es, uns nach oben durchzuschlagen, und da köpft Kuranyi auch schon das 1:0 für Schalke. Kuranyi, der jetzt in Mülheim wohnt. Helmut brüllt auch schon ganz laut: "Ich verrat gleich deine Adresse!! Quatsch, ich verbreite sie in einem Hooligan-Forum!!!" Für neutrale Beobachter (und - siehe oben - Fußball-Liebhaber wie mich) ist's ein sehr munterer Kick. Die Schalker führen nach 90 Minuten nicht nur nach Toren mit 3:0 (Duisburgs Meyer per Eigentor und Rodriguez erhöhen noch), sondern auch nach Chancen (8:2) und Ecken (7:6). Verdienter Sieg also. Was das Spiel dennoch spannend macht, ist die Tatsache, dass es bis zur 75. Minute 1:0 steht. Und dieses Ergebnis sorgt immer für knisternde Spannung. Zudem vergibt Ahanfouf innerhalb von 25 Sekunden zwei Riiiiiiiiiesenchancen zum Ausgleich, und sowas rüttelt eine Fankurve wach. Ein okay-es Spiel und eine okay-e Atmosphäre. Alles nicht weltklasse, aber eben 1. Bundesliga. Und nicht etwa LR Ahlen. Oder Paderborn. Zweite Liga, ist das alles traurig. Die Schalker sind seltsam leise, die Duisburger froh, dass sie endlich einmal ein Pflichtspiel hier bestreiten und sehr laut "Wir sind Zeeeebras weiß-blau, unser KLUBBB der EM-ES-VAU" brüllen dürfen. Als mitten in der ersten Halbzeit 20, 30 Bullen die Kurve stürmen, einmal eine Runde drehen und wieder rauslaufen, da schwillt mein Kamm noch einmal an. Also in der 2. Bundesliga werden die Gästefans wenigstens noch mit Handschlag und einem dummen, aber lieb gemeinten Spruch begrüßt - wie in Ahlen. Scheiß Bundesliga.
Abpfiff. "Kein Fußball-Nachmittag, der in die Annalen eingeht", sagt Helmut, als wir eine Schinken-Salami-Pizza in uns reinstopfen und dabei die "Sportschau" gucken. Oh ja. Anfahrt... scheiße! Schlange vor dem Stadion... lang!  Kontrollen... unverschämt! Gästefans... kriminalisiert bis zum Anschlag! Spiel... für Neutrale okay, für Duisburger ohjeohje! Ich jedenfalls hab jetzt genug geschrieben. Genug von meinem Ausflug in die 1. Bundesliga, dem vermutlich einzigen in dieser ansonsten für mich so highlightlosen Saison. Ich geh jetzt in die Matrix und tanz zu "A little more for little you" von den Hives.

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Ein winkender Löwe und die Zebras - Samstag, 18. Februar 2006, 15.30 Uhr:
Bayer Leverkusen - MSV Duisburg 3:2 (2:1)

und

Laaaaaaaaaaaaaaangweilig - Samstag, 12. März 2006, 15.30 Uhr:
MSV Duisburg - Hannover 96 0:0

Zweimal Mitleid

Zweimal 1. Bundesliga. Zweimal MSV Duisburg. Zweimal "Wir sind Zeeeeeeeeeebraaaaas weiß-blau, unser Klupp, der EM-ESS-FAU!" Zweimal ohne Sieg. Zweimal Abstiegskampf. Zweimal über den unnötigen Abstieg aus dem Vorjahr ärgern. Zweimal über Bundesliga-Fußball aufregen. Zweimal dem MSV den sofortigen Wiederaufstieg wünschen. Zweimal Mitleid.
Was bleibt von diesen beiden Spielen, die ich gemeinsam mit meinem Kumpel Helmut erlebte, weil seine Freundin und zukünftige Frau Tina nicht konnte!?

18. Februar, Leverkusen - Kapitel eins
"Guck mal, der meint Dich", sage ich zu Helmut. Wir sitzen auf der Sitzplatz-Tribüne, 45 Minuten vor dem Anpfiff, er ist der Einzige im blau-weißen MSV-Komplett-Dress und wird von einem Löwen in Bayer-Leverkusen-Kluft angewunken. Welch skurrile Szene! Helmut kann sich sogar zurückhalten und zeigt nicht den Stinkefinger. Immerhin ist die BayArena ein einziger Familienblock und natürlich sitzen schon Dutzende Grundschüler auf den Sitzplätzen.
18. Februar, Leverkusen - Kapitel zwei
Bayer Leverkusen braucht niemand in der 1. Bundesliga. Wenn dieser Klub von der Landkarte verschwinden würde, wen würde es wirklich stören?
18. Februar, Leverkusen - Kapitel drei
Das Spiel selbst: Sehr, sehr unterhaltsam. Die Duisburger sind absolut chancenlos und gewinnen sogar fast. Bayer führt nach zehn Minuten mit 2:0, könnte nach 40 mit 6:0 vorn liegen. Dann schießen die Duisburger zweimal aufs Tor und gleichen aus. Beim 2:2 bleibt's, bis Duisburgs Biliskov nach einem Kopfstoß vom Platz muss. Dennoch bietet sich Tararache beim dritten MSV-Torschuss des Spiels die Riesenchance zum 3:2, doch er vergeigt und im Gegenzug trifft Berbatov für Bayer zum natürlich verdienten 3:2. Spielnote 2,5.

12. März, Duisburg - keine Kapitel
Dieses Spiel war so langweilig, so schwach und das alles bei einer eisigen Kälte: Dazu gibt es nichts zu sagen. Nun gut, vielleicht noch dies: 1. Ich bin noch nicht in der Lage, Peter Neururer auf der Bank eines anderen Fußballvereins zu sehen, ohne ihn für den Abstieg zu verfluchen, 2. Wenn Thomas "ich stehe frei vor Georg Koch und kriege den Ball nicht unter" Brdaric für die WM nominiert wird, dann lache ich mich kaputt und 3. die Duisburger tun mir leid.

Ja, Mitleid. Das empfinde ich nach den diesen beiden Spielen. Im nächsten Jahr werden der MSV und der VfL wohl nicht aufeinander treffen.

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Warum der MSV absteigen muss? Ein Beweis-Spiel! - Samstag, 15. April 2006, 15.30 Uhr:
MSV Duisburg - Hamburger SV 0:2 (0:2)

Einlaufen

Sekt? Champagner? Cola!

Holger FachHolger Fach in der Telba-Loge... Trainerkandidat beim MSV? Oder dem VfB?

Eine Bahnfahrt, die ist lustig, eine Bahnfahrt, die ist schön... Treffpunkt 13.55 Uhr, Mülheim Hauptbahnhof. Ein "normaler" Samstagmittag. Naja, scheinbar. "Gilde", ein Bekannter aus alten Jugendfreizeit-Zeiten, lehnt am fünften Gleis, am Treppengeländer, nippt an einer Flasche Bier und brüllt: "Andiandiandieeernst." Ääääh, ja... Er fährt nach Düsseldorf, zum Spiel Fortuna gegen Wuppertaler SV in der LTU-Arena. Die ganz in Rot und Gelb gekleideten Jungs und Mädels ziehts zum Eishockey nach Düsseldorf. Und da sind die Mengen an Blau-Weißen. MSV Duisburg gegen Hamburger SV. Zwei MSV-Dauerkarten von Helmut und Tina (Ihr wisst schon: Die MSV-Fans aus den letzten Spielberichten auf dieser Seite) lagern in meinem Portmonee. Angesichts der aussichtslosen Tabellensituation haben es die Beiden vorgezogen, über Ostern auf der niederländischen Insel Texel am Strand zu verschwinden - und mir die Tickets zu vermachen. Ich nehme meinen Kumpel Alex mit, der erst zum dritten Mal in seinem Leben ein Profifußball-Spiel besucht. 13.56 Uhr, die S-Bahn Richtung Düsseldorf fährt ein. Und ab. Fortuna. DEG. HSV? MSV!
Wann endlich spielen Duisburg und Bochum wieder gegeneinander. Neulich hat Tina einen Gutschein gefunden, den ich den Beiden mal gebastelt habe. Ist schon etwas länger her. Ich versprach ihnen, sie beim Spiel VfL gegen MSV in Bochum zum Spiel und nachher zum Essen einzuladen. Das kann noch dauern... Am Duisburger Hauptbahnhof wird die Bahn rappelvoll. Und rappelvoll sind einige Fans auch schon. Die sitzen seit sechs Stunden im Zug, dem Wochenend-Ticket sei gedankt. "Sekt für die Nutten, Champagner für uns - wir sind alle Hamburger Jungs", brüllen sie, hüpfen herum. Ich hätte bei diesem Tabellenstand auch so gute Laune. Als Alex ein leises "Deutscher Meister wird nur der FCB" anstimmen will, klopft ihm ein HSV-Fan sanft auf die Schulter. "Sag das mal lieber nicht so laut." Der ganze Waggon singt vom Auswärtssieg, einer schwarz-weiß-roten Invasion undundund... die ganze Palette eben, und das in den zwei Minuten vom Hauptbahnhof bis zum Bahnhof "Duisburg-Schlenk". Wie schon beim Heimspiel gegen Hannover interessiert es den Kartenabreißer nicht, dass ich unter Tinas Namen das Spiel besuche. Liegt vermutlich an den langen Haaren. Spaziergang durch die Kurve. Nein, Fußball-Euphorie und der Glaube an das Klassenerhalt-Wunde sehen anders aus. Wir bestellen Würstchen, Cola, Apfelschorle, stellen uns hin, alles ist noch recht weitläufig. Der Fangzaun stört wieder einmal. Ein dünnerer Stoff wie in Bochum wäre wesentlich angebrachter. Letzte Woche sah Alex sein Fußballspiel Nummer zwei, in Dortmund. "Da war es voller, enger, alle waren wesentlich besoffener und aggressiver." Ein Blick auf die Handy-Uhr, dauert noch eine halbe Stunde bis zum Anpfiff. Die Telba-Loge ist leer, kein Spieler des VfB Speldorf - dort ist Telba Hauptsponsor - dort. Aber hey, den kenn ich doch... "Ey Alex, guck mal, ist das nicht der Holger Fach??" Bingo, Volltreffer. Schnell die Kamera gezückt und abgedrückt. Einer, der als Trainer für die nächste Saison im Gespräch ist, tippt auf seinem Handy herum. Das mache ich sogleich auch und schicke die Nachricht an Helmut. Tina antwortet: "Helmut ist noch bewusstlos vor Schreck. Dir viel Spaß. :-)" HSV spielt mit Ailton, aber ohne van der Vaart. Supa-Ritchie gibt ein Interview (mit ihm auf der Tribüne hat der MSV noch nicht verloren) und der langzeitverletzte Andreas Voss erhält ein zehn Meter langes Transparent mit Genesungswünschen der MSV-Fans. Ein nettes Vor-Anpfiff-Programm. Nett. Und doch ist hier keine Champagner-Stimmung. "Wir bleiben dabei, egal, wie schlecht wir auch spielen", brüllt ein Fan kurz vor dem MSV-Quiz ins Stadion-Mikrofon. Er hat "schlecht" gesagt. Bezeichnend.
Warum der MSV absteigen muss, zeigen die 90 durchschnittlichen Bundesliga-Minuten. Während der gesamten Spielzeit ist der MSV engagierter, bemühter, zweikampfstärker. Neu-Trainer Heiko "witzige Mähne" Scholz hat seine Jungs wirklich gut eingestellt. 59 Prozent Ballbesitz, 25:7 Torschüsse und 8:2 Ecken lügen eigentlich nicht. Und doch gewinnt der HSV souverän mit 2:0, und das mit einer mageren Leistung unter dem Motto "nicht mehr gemacht als nötig". Anderthalb Chancen reichen dem Meisterschaftsaspiranten für einen wenig glanzvollen Erfolg. In Minute 23 flankt Atouba nach einem schnell ausgeführten Eckball und Möhrle bugsiert das Leder über die eigene Torlinie. Sechs Minuten später folgt der einzige wirklich meisterliche Angriff des HSV. Barbarez schickt mit einem Zuckerpass Ailton auf die Reise, und der lässt Koch keine Chance. Eine gute Aktion in 90 Minuten? "Ihr werdet nie deutscher Meister", trällern die MSV-Fans. Jawoll. In Halbzeit zwei schießt der HSV nur einmal aufs Duisburger Tor. Der MSV erarbeitet sich Ecke auf Ecke, Freistoß auf Freistoß, schlägt den Ball oft, öfter, noch mehr in den Hamburger Strafraum - und doch bleibt es erschreckend harmlos. Kirschsteins Tor ist nie in richtiger Gefahr. Auf den anderen Plätzen passiert auch nicht viel - nur neun Tore fallen in den anderen sechs Stadien. Die Spiel mit der Note 4 plätschert gemächlich dahin. Der HSV gewinnt 2:0, und ich habe Mitleid mit den tapferen Zebras, die mittlerweile den auch in Bochum gut bekannten Sprechchor "Nur ein Jahr, dann sind wir wieder da" rufen. Die mit einer versteckten Träne im Auge "Wir sind Zeeebraaas weiß-blau" brüllen. Sie haben den Erstliga-Traum geträumt. Und nach nur einem Jahr sind sie wieder da angekommen, wo sie nie wieder hinwollten. Alex ruft zwischendurch seine Oma an. Am Ostersonntag geht er zum Abendessen hin. Er regt sich immer noch über den Fangzaun auf. Und hat auch Mitleid.
Ruhig spazieren wir zurück, setzen langsam einen Fuß vor den anderen. Die S-Bahn kommt erst um 17.52 Uhr, bleibt sogar genug Zeit, um Richtung Bahnhof zu laufen. An der Haltestelle "Duisburg-Grunewald" zwei Straßenecken weiter steigen wir in einen komischerweise fast komplett leeren Sonderbus Richtung Hauptbahnhof. Dort angekommen, springen wir in den Regionalexpress, der pünktlich einfährt. Nun ist es 18.13 Uhr, und ich muss ruck, zuck diesen Text zu Ende schreiben. Denn die Sportschau fängt jetzt an. Meine erste Beschäftigung für den heutigen Samstagabend nach der Sportschau liegt schon bereit. Die Videokassette mit der VfL-Aufstiegssendung der Saison 2002/2003. Als der VfL in Aachen an diesem Wahnsinns-Maimittag den Sprung in Liga eins schaffte. Am Montag fahren wir wieder nach Aachen. Und wieder können wir es perfekt machen. Das MSV-Spiel ist schon lange im hintersten Teil meines Gehirns angekommen. Dafür war es zu unbedeutend, zu langweilig.
Beckmann, Reinhold Beckmann. Erstes Spiel Frankfurt gegen Mainz. Ich hör auf jetzt.
 
Einlaufen Trochowski
Ihr seid Zebras, weiß/blau, ZWEITE LIGA, MSV !!! Irgendwie taten mir die Fans in der König-Pilsener-Kurve Leid. So viel investiert, heute und in den meisten der 29 Spiele vorher. Und wohin führt die Reise? Nach Augsburg, Burghausen, Unterhaching, ja vielleicht sogar Jena. Sekunden vor dem 0:1... Piotr Trochowski führt eine Ecke schnell aus. Sein Kurzpass erreicht Thimothee Atouba, dessen Flanke Möhrle ins eigene Tor ablenkt. Warum ich Trochowski fotografieren wollte? Eigentlich nur, um mal einen Spieler aus meiner Kicker-Manager-Mannschaft in Großaufnahme zu zeigen...
Torjubel 1 Torjubel 2
Und - zack - steht es sechs Minuten später schon 0:2. Ein Viertel des Stadions jubelt, die Mehrheit ist starr vor Entsetzen. Die HSV-Freude in Großaufnahme... ... und noch einmal gezoomt. Torschütze war Herr Ailton (rechts unten). Außerdem zu erkennen: David Jarolim (Nr. 14, rennt gerade weg), Mehdi Mahdavikia (2. v. l.), Piotr Trochowski (Nr. 15), Guy Demel (Nr. 20) und Sergej Barbarez (Nr. 10, ganz rechts).

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Diese Seite wurde zuletzt geändert am 11.5.2009
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