MÜLHEIMER SPORTMAGAZIN
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Sportmagazin 1/2001 (April 2001) - 28 Seiten (1. unter meiner Regie)
Sportmagazin 2/2001 (Juni 2001) - 28 Seiten (2. unter meiner Regie)
Sportmagazin 3/2001 (Oktober 2001) - 28 Seiten (3. unter meiner Regie)
Sportmagazin 4/2001 (Dezember 2001) - 28 Seiten (4. unter meiner Regie)
Sportmagazin 1/2002 (April 2002) - 28 Seiten (5. unter meiner Regie)
Sportmagazin 2/2002 (Juli 2002) - 28 Seiten (6. unter meiner Regie)
Sportmagazin 3/2002 (Dezember 2002) - 28 Seiten (7. unter meiner Regie)

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Einleitung
Im Januar 2001 bimmelte mein Handy, als ich die Ampel an der Bülowstraße in Mülheim-Broich überquerte, einen Blick in die Kneipe „Quelle“ riskierte und Wirt Uli („Einmal Pils/Wacholder bring am Tisch!“) bei der Arbeit zuschaute. Am anderen Ende: Bernd Sprenger, Inhaber+Besitzer+Chef des gleichnamigen Medienservice. Er produziert viermal im Jahr das „Mülheimer Sportmagazin“, das 10.000-fach im Stadtgebiet ausliegt (Baumärkte, Sporthallen, Tankstellen, Pommesbuden, Sport-Fachgeschäfte) sowie das „Sport-Jahrbuch“. Für das Magazin suchte er einen verantwortlichen Redakteur, für das Jahrbuch einen Mitarbeiter – und die Wahl fiel auf mich. In bisher vier Ausgaben habe ich versucht, auf 24 Text-Seiten die Mülheimer Sport-Fans mit „lesbaren“ Geschichten und Hintergrundinformationen zu erfreuen.
Auf dieser Homepage nun findet Ihr eine Auswahl meiner Artikel – allerdings die nicht (!) Korrektur gelesenen Varianten – entschuldigt daher einige Wiederholungs- sowie Rechtschreibungs- und Grammatikfehler. Ich hoffe, Ihr habt beim Lesen genauso viel Spaß wie ich (zumeist) beim Schreiben!

- Alle Texte stehen hier in der noch nicht korrigierten Fassung -

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Sportmagazin 1/2001 – 29. Mülheimer Hallenfußball-Stadtmeisterschaft:
Statistik
Halbfinale: Union 09 – SV Rot-Weiß 5:3 (2:2), VfB Speldorf – MSV 07 3:0 (1:0) – Neunmeterschießen um Platz drei: SV Rot-Weiß – MSV 07 3:0, Endspiel: TuS Union 09 – VfB Speldorf 5:3 (3:0).
Zuschauer: 1400, insgesamt: 5333.
Das All-Star-Team: Torben Ridder, Torsten Eichholz (beide Mintard), Marcello Latone, Stefan Hohensee, Michael Klauß, Joachim Bohra (alle Union 09), Marcus Ochwat, Burim Berisha (beide Speldorf), Hakan Turna (Vatan Spor), Daniel Weinbach (SV Rot-Weiß), Tim Peters (MSV 07).
Torschützenliste: 1. Stefan Hohensee (Union) 23 Tore, 2. Joachim Bohra (Union) 20, 3. Daniel Weinbach (RWM), Michael Klauß (Union) je 17.
In der Weihnachtszeit versammelt sich die Mülheimer Fußball-Szene traditionell in der Ruhr-Sporthalle – die Stadtmeisterschaft wird ausgespielt. Zum dritten Mal holte Verbandsligist Union 09 den Titel. Gemeinsam mit Jochen Guß und Dieter Behrendt vom ausrichtenden Verband Mülheimer Fußballvereine analysierte das Sportmagazin die diesjährigen Titelkämpfe.
RÜCKBLICK
Sportmagazin: Zum dritten Mal in Folge gewann Union den Hallen-Titel. Wie sieht das Fazit der Organisatoren aus? Was hat Euch besonders gefallen?
Behrendt: Die Spiele waren fair, es gab keine Ausschreitungen. Toll fand ich, dass die Kreisligisten Rot-Weiß und MSV 07 viele Zuschauer mitgebracht haben. Auch gefiel mir, dass der Ordnungsdienst gut funktioniert hat.
Sportmagazin: Das sportliche Niveau wurde unter den Zuschauern viel diskutiert. Wie denkt Ihr darüber?
Behrendt: Das Leistungsgefälle ist zu hoch. Wenn gute Vereine gegen sehr schwache spielen, ist das nichts – sowohl für Spieler als auch für Zuschauer.
Guß: Die schlechten Besucher-Zahlen in der Qualifikation und zu Beginn der Vorrunden haben die Meinung der Zuschauer wiedergespiegelt. Erst in der Endrunde war die Hütte knackevoll. Da war zu sehen, dass das Interesse am Mülheimer Hallenfußball nicht nachgelassen hat.
ÄNDERUNGEN
Sportmagazin: Welches Ergebnis entstand bei Eurer Analyse?
Behrendt: Es ist angedacht, das Turnier zu straffen und dadurch attraktiver zu machen.
Guß: Wir wollen das Programm von sieben auf fünf Spieltage reduzieren. Gespielt werden soll nur noch am Wochenende, dann sind die Zuschauer-Zahlen einfach besser.
Sportmagazin: Wie sehen Eure Vorschläge konkret aus?
Behrendt: Die Vorrunde könnte in vier Gruppen mit je vier Mannschaften an zwei Tagen durchgeführt werden. Anschließend folgen zwei Zwischenrunden und eine Endrunde. Die beiden Vorjahres-Finalisten werden für die Zwischenrunde gesetzt. In diesem Jahr wären das Union und Speldorf. Das Endspiel der Alten Herren soll in den Plan der Endrunde eingebaut werden.
Guß: Die Meisterschaft der Alten Herren ist nicht kostendeckend, das ist bekannt. Deshalb planen wir, ein Startgeld zu erheben und für die Sieger Geldprämien auszuloben.
Sportmagazin: Wer beschließt denn eine mögliche Änderung?
Guß: Die Entscheidung treffen die Vereine bei der Mitgliederversammlung. Diese wird voraussichtlich am 31. Mai im Bürgergarten stattfinden.
Sportmagazin: Ein anderes Thema ist die Bande. Von Jahr zu Jahr wird lauter über eine Umrandung diskutiert. Gibt es Chancen, auch in Mülheim eine Bande zu etablieren?
Guß: Unsere Gespräche mit den Vereinen haben ergeben, dass der Großteil der Klubs eine Bande gar nicht wünscht.
Behrendt: Technisch stärkere Mannschaft benötigen eine Bande nicht. Leistungsschwächere Teams genießen doch die Zeiten, wenn der Ball im Aus ist.
Sportmagazin: Wäre es denn technisch möglich?
Guß: Die technischen Voraussetzungen sind aufwendig. Eine Bande muss angeschafft, auf dem Boden befestigt und gelagert werden. Allein die Anschaffung würde 60000 Mark kosten.
Behrendt: Das geht ins Uferlose. Wir müssen bedenken, dass wir eine Plexiglas-Bande bräuchten, da die ersten Zuschauer-Reihen unterhalb des Hallenbodens liegen.
JUBILÄUM
Sportmagazin: In diesem Jahr findet die Stadtmeisterschaft zum 30, Mal statt. Habt Ihr aufgrund des Jubiläums etwas Besonderes geplant?
Guß: Zunächst einmal hoffen wir, dass unsere Sponsoren uns weiter treu bleiben. Die Verträge laufen in diesem Jahr aus. Geplant ist eine „Players-Party“ in der Ruhr-Sporthalle - direkt nach der Endrunde. Es wird Live-Musik geben, eine Disco, den Bellenbaum-Partyservice. Die Spieler, Frauen und Fans sollen richtig abfeiern. Auf dieser Party findet auch die Siegerehrung statt. Eventuell gibt es auch ein weiteres Hallenturnier mit höherklassigen Mannschaften. Das steht aber noch nicht fest.
KRITIK
Sportmagazin: In der Halle machte immer das Wort der „Geldmacherei“ die Runde. Wie geht ihr mit dieser Kritik um?
Guß: Ich finde das nicht in Ordnung. Wir versuchen, uns im Rahmen unserer Möglichkeiten gut zu präsentieren. Die Fans müssen folgendes beachten: In den letzten Jahren sind die Kosten gestiegen. Der Ordnungsdienst ist nun extern, die Brandwache muss bezahlt werden, ebenso wie die Übungsleiter für die Kinder-Animation. Zudem sind die Prämien für die Mannschaften gestiegen. Ich kann den Vorwurf nicht nachvollziehen.
Sportmagazin: Vielen Dank für das Gespräch.
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Sportmagazin 1/2001 – Deutsche Squash-Meisterschaft
Statistik:
Herren – Halbfinale: Lars Harms (Paderborn) – Stefan Leifels (Paderborn) 9:0, 9:6, 9:4, Simon Frenz (Ingolstadt) – Oliver Kowalski (Bonn) 10:8, 9:1, 9:4. Endspiel: Harms – Frenz 10:9, 9:1, 9:4.
Frauen – Halbfinale: Sabine Schöne (Herford) – Tanja Scheer (Münster) 9:2, 9:0, 9:1, Karin Beriere (Herford) – Simone Korell (Gütersloh) 9:2, 5:9, 9:2, 9:3. Endspiel: Schöne – Beriere 9:3, 9:3, 9:1.
Squash-Elite begeistert von Mülheim
Das Zischen der Weichgummibälle ist weit zu hören, der Aufprall an den Ecken des Glas-Courts unheimlich hart. Wer sagt, einen Ball an eine Wand zu prügeln, sei stupide, der irrt. Diese Trend-Sportart nennt sich Squash und in Mülheim war die deutsche Squash-Elite im Januar fünf Tage zu Gast, um ihre Einzelmeister auszuspielen.
Im „Sport-Treff“ an der Hardenbergstraße füllten täglich bis zu 400 Squash-Fans die Zuschauer-Ränge, um den allesamt sympathischen Sportlern zuzuschauen. Am Ende stand nicht nur fest, dass Sabine Schöne (Frauen) und Lars Harms (Herren) den Titel geholt hatten, sondern auch, dass die Veranstaltung gelungen war. „Wir sind sehr gut empfangen worden“, lobte zum Beispiel Karl-Heinz Balzer, Präsident des Deutschen Squash-Rackets-Verbandes. Auch die Spieler selbst fühlten sich an der Ruhr sehr wohl.
Nur die Mülheimer Fans mussten ohne Happyend auskommen. „Ihr“ Star Oliver Kowalski, der zwar für einen Bonner Verein spielt, aber in Mülheim wohnt und trainiert, scheiterte im Halbfinale am späteren Vize-Meister Simon Frenz. Doch enttäuscht waren sie nicht. Schließlich soll die Squash-Meisterschaft im Jahr 2002 wieder in Mülheim stattfindet – mindestens bis zum Halbfinale.
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Sportmagazin 1/2001 – 35 Jahre SSG Styrum, Porträt Manfred Wienands
35 Jahre SSG Styrum
Ein Original hält den Laden zusammen
Manfred Wienands und die SSG hinterließen Spuren im Sand

Wer den Keller von Manfred Wienands betritt, sieht im ersten Schrank ganz viele kleine Gläser, mit Sand aus allen Teilen der Welt. „Ach das ist mein Hobby“, wiegelt Wienands ab. Doch dort, wo der Sand fehlt, hat Wienands mit seiner SSG Styrum Spuren hinterlassen. In diesem Jahr feiert die Spiel-Sport-Gemeinschaft ihren 35. Geburtstag. Und das ist zum größten Teil der Verdienst des engagierten Vorsitzenden.
Gemeinsam mit 180 Mitgliedern wird Wienands – von allen nur „Manni“ gerufen – bei drei Jubiläumsturnieren und einem Gala-Abend auf viele schöne Stunden zurückblicken, auf viele Spiele und den größten Erfolg im Jubiläumsjahr, als die SSG den Titel bei der Altherrenfußball-Stadtmeisterschaft durch ein 7:2 über den MSV 07 gewann. Zum ersten Mal und völlig überraschend. Schon der Einzug in die Endrunde galt als Sensation. Doch der Sieg hätte nicht pünktlicher kommen können.
Es war das passende Geschenk für den rührigen Vorsitzenden, ohne den die SSG nicht mehr bestehen würde. Heute ist Manni Wienands 63 Jahre alt und Rentner, nachdem er im Lebensmittel-Einzelhandel selbständig war. Er selbst trat in der Jugendabteilung von Rot-Weiß Oberhausen und bei Elmar Alstaden vor die Lederkugel, bis er aus beruflichen Gründen aufhörte. Mit Freunden traf er sich regelmäßig in der Gaststätte „Hansa-Krug“ – und spielte Fußball nur noch aus Hobby. Mitte 1966 beschlossen 23 Gründungs-Mitglieder, einen eigenen Verein zu gründen; und am 19. 9. 1966 wurde die SSG Styrum geboren. Jahrelang kickte die SSG gegen Betriebssport-Mannschaften, bevor sich der Klub als eigenständiger Verein beim Fußball-Verband Niederrhein eintrug und Mitglied im Verband Mülheimer Fußballvereine wurde. Um Punkte spielt die SSG immer noch nicht, nur einmal im Jahr muss Manni Wienands die Spielerpässe aus der Akte holen – bei der Altherren-Stadtmeisterschaft.
Die Reisen führen die SSG quer durch Deutschland, ob nach Inzell, Hamburg oder in die Eifel. Mannschaftsfahrten gehen häufig ins Ausland. Die Styrumer sind der einzige Fußball-Klub mit Kontakten zu den Mülheimer Partnerstädten. Ein Verein aus dem englischen Darlington war schon häufig an der Ruhr zu Gast – auch Gegenbesuche fanden statt. Im letzten Jahr begleitete Manfred Wienands eine Delegation der Stadt ins israelische Kfar Saba. „Ein Ziel haben wir noch nicht erreicht: Wir wollen einmal 100 Spieltage im Jahr schaffen. Einmal hatten wir 98“, schmunzelt Wienands.
Mehrere Trainingstage in der Woche steht den Spielern der Hobby-Mannschaft zur Verfügung. „Da wir viele Wechselschichtler haben, kommen meistens 20 Leute. Dann spielen wir nur“, berichtet Wienands. Einige sind von Beginn an dabei, wie zum Beispiel Helmut Dau, der über 2500 Spieler im SSG-Dress absolvierte. Zu den Mitgliedern zählt auch Jochen Guß, der Sportkoordinator des Mülheimer Sportbunds. „Die SSG ist eine eingeschworene Mannschaft, viel mehr als nur Fußball“, sagt Guß, der vor allem in den „80-ern“ häufig selbst mitspielte. „Manni Wienands ist der Motor des Vereins, er hält den Laden zusammen und ist ein Original“, ergänzt Guß. Ein weiteres prominentes Mitglied ist Dirk Pusch, der Trainer des Verbandsligisten VfB Speldorf. Pusch hat gleich seine ganze Familie bei den Styrumern angemeldet. Viele Jahre dabei sind außerdem noch Rainer Wichers (früher Spieler beim 1. FC Mülheim), Horst Bunkel, Michael Pilgram, Werner Schütte und Ernst Dorgaten.
In den Schränken von Manfred Wienands stehen nicht nur Sandgläser, sondern auch zahlreiche Pokale, die den Weg der SSG verraten. Seit 1985 gewann die Mannschaft sechsmal den „Köpi-Cup“, ein Turnier des Fußball-Verbands Niederrhein für Hobby-Mannschaften. Seit Jahren richten die Styrumer eigene Turniere aus, müssen in jedem Jahr Absagen erteilen, weil so viele Teams daran teilnehmen wollen. Im Jubiläums-Jahr organisiert die SSG gleich drei Wettkämpfe: Zunächst steht ein Hallenturnier im Kalender (12. Mai, 9 Uhr, Von-der-Tann-Straße). Am 18. August ab 9 Uhr folgt gemeinsam mit dem Fußballverband Niederrhein ein Turnier an der Von-der-Tann-Straße, am 9. September mit dem Mülheimer Sportbund ein weiteres (ab 9 Uhr, Mintarder Straße)  Auch die Verbände wissen, dass sie sich auf Manfred Wienands und die SSG-Mitglieder verlassen können. Höhepunkt der Feierlichkeiten soll die Jubiläums-Fete „35 Jahre SSG Styrum“ am 22. September ab 19 Uhr in der Feldmann-Stiftung werden. Darauf freut sich Manni Wienands besonders.
Im Mittelpunkt steht der Sport schon, aber die Betätigungsfelder der SSG sind zahlreich. „Hier in Styrum gibt es mit dem Styrumer TV, der DJK Styrum 06, dem KSV Styrum und dem 1. FC Mülheim zwar große Konkurrenz, aber wir haben unsere Nische gefunden und verstehen uns mit den anderen Klubs gut“, betont Wienands. In der Vereinskneipe „Kamin-Eck“ treffen sich die SSG-Mitglieder regelmäßig. Sie unterstützen die Kinder-Nothilfe Duisburg und ein Patenkind in Südafrika. Bei Sport-Großveranstaltungen wie dem Tengelmann-Lauf, dem Ruhrauenlauf oder der Hallen-Stadtmeisterschaft hilft die SSG bei den Streckenposten oder im Ordnungsdienst mit.
Ein paar Gläser im Schrank von Manfred Wienands sind noch frei – einige Spuren will er mit seiner SSG Styrum noch hinterlassen. Auf die Unterstützung der Vereins-Mitglieder kann „Manni“ bauen.

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Sportmagazin 2/2001 – Turan Isleyen, Porträt eines Vereinsvorsitzenden
Turans große Träume
Mitgründer von Vatan Spor ist wieder Vorsitzender

Das Lächeln auf den Lippen und der Schnauzbart scheinen mit Pattex festgeklebt. Eiligen Schrittes betritt ein kleiner Mann allwöchentlich die Fußballplätze in Mülheim. Turan Isleyen ist in der lokalen Fußball-Szene ein bekannter Mann. Mitte März wurde er erneut zum Vorsitzenden von Vatan Spor gewählt. Er hat zwei große Träume: Dass sein Klub frei von Vorurteilen Fußball spielen kann und dass endlich der Aufstieg in die Verbandsliga gelingt.
Gerissen in Vertragsverhandlungen, stets freundlich zu Gästen – so ist der dreifache Familienvater aus Ordu an der Schwarzmeerküste bekannt geworden. Er pflegt gute Kontakte zum Konsulat in Essen, zu anderen Fußballvereinen und überhaupt zu jedem in der Branche. Der Verein „Vatan Spor“ ist sein Kind, nach den anfänglichen Erfolgen wurde zunächst Isleyen auf Händen getragen und nicht etwa die Spieler. Doch wie kam es überhaupt zum Verein Vatan Spor?
Ein Rückblick: Jahrelang bestanden zwei Mannschaften beim VfB Speldorf ausschließlich aus türkischen Spielern und landeten – in welcher Klasse auch immer – ständig auf dem ersten Platz. 1989 kam der Autohändler Isleyen auf die Idee, einen eigenen Verein zu gründen. Als Fatih Spor Kulubü nahm die Mannschaft am Spielbetrieb teil, schaffte innerhalb von sechs Jahren als Vatan Spor den Aufstieg bis in die Landesliga und gewann 1990 gar den Theodor-Fliedner-Pokal. Im Sommer 1999 wurde das zehnjährige Bestehen mit einem Turnier an der Mintarder Straße und weiteren Mülheimer Klubs groß gefeiert – Vatan war längst etabliert. Doch am 24. Oktober 1999 wurde die Akzeptanz auf eine harte Probe gestellt. Im Vatan-Spiel beim VfB Homberg verletzten Fans den Schiedsrichter durch Tritte lebensgefährlich. Eine Prozesslawine überrollte den Klub, gar eine Auflösung stand zur Diskussion.
Doch das machte Isleyen nicht mit. 1995 hatte er sich aus dem aktiven Geschehen zurückgezogen, wurde zum Ehrenvorsitzenden gekürt und schaute sich nur noch selten Spiele im Ruhrstadion an. Nun war „sein“ Verein kurz vor dem Ende. Engagiert packte er das heiße Eisen an, ließ sich erneut zum Vorsitzenden wählen und führte Vatan aus der Krise. „Ich lasse es nicht zu, dass mein Verein kaputt gemacht wird“, waren immer wieder seine Worte.
Ob dem Rest-Vorstand, den inzwischen drei Senioren- und zahlreichen Jugendmannschaften: Allen predigt er Fairness. Turan Isleyen ist ein gutmütiger Mensch, der aber auch dazwischen hauen kann. Zum Beispiel, wenn Unruhe auf dem Platz  aufkommt. Dann stürmt er – der selten ohne Anzug und Krawatte anzutreffen ist – an die Seitenlinie und beruhigt Spieler und Fans. „Immer ruhig bleiben“, ruft er dann. Läuft es gut, läuft Isleyen auch – und zwar zu Hochform auf. Er steht dann von seinem Platz neben der Sprecherkabine am Ruhrstadion auf, klatscht in die Hände, dirigiert wie ein Meister-Regisseur die Sprechchöre und Zwischenrufe der Fans.
Mit seinem Auftreten hat Turan Isleyen viel bewirkt. Dass er seinen Klub auch in der größten Krise nicht im Stich ließ, brachte ihm höchste Anerkennung im Mitgliederkreis. Dank Isleyen ist Vatan Spor in die Mülheimer Fußballszene integriert.
Doch leider heißt es weiterhin viel zu oft: „Die Spieler von Vatan Spor treten nur, die kriegen nur Platzverweise, zetteln Ärger an“. Nicht wenige im Fußball-Kreis fordern Extra-Ligen für „ausländische Vereine“. Gegen diese Vorurteile kämpft Turan Isleyen. Er ist der beste Gegenbeweis gegenüber den ewigen Skeptikern, die nur auf Statistiken und nicht auf die wirklichen Hintergründe blicken. Isleyens Beiträge zum guten Verständnis zwischen Bürgern mit einem ausländischen und einem deutschen Pass sind unbezahlbar.

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Sportmagazin 2/2001 – Stefan Döpp, ein ungewöhnlicher Hockeytrainer
ZUR PERSON:
Stefan Döpp
38 Jahre alt, ursprünglicher Beruf: Pädagoge. Seine aktive Hockey-Karriere beendete er aufgrund einer Knieverletzung. Dann leitete er als Schiedsrichter Spiele bis zur Bundesliga und erwarb die Trainer-A-Lizenz. Er arbeitete bisher beim Club Raffelberg, dem MSV Duisburg und Blau-Weiß Köln.

Ein kugelrunder Wecker
Stefan Döpp arbeitet seit einem Jahr beim KHTC

Seine Kappe nimmt er nur selten ab, die kleine Sonnenbrille verdeckt häufig seine Augen, ganz normale Hausschlappen zieren seine Füße und einen kugelrunden Bauch schiebt Stefan Döpp vor sich her. Seit dem 1. Juni 2000 ist er hauptamtlicher Hockeytrainer beim Kahlenberger HTC. Sein Auftreten provoziert, seine Sprüche rütteln wach, kein Tag vergeht, ohne dass seine laute Stimme über den Platz an der Mintarder Straße schallt. Nach einem Jahr zieht Döpp eine Zwischenbilanz.
Doch ein Fazit ist unmöglich, ohne die Person Stefan Döpp näher zu beschreiben. Wer allein auf das Äußere schaut, wird kaum vermuten, dass der 38-Jährige beim KHTC arbeitet. Zu Beginn musste sich vor allem der „anzug-tragende“ Teil der KHTC-Mitglieder ganz schön umgewöhnen.
Döpp – ein Typ, der immer einen lässigen Spruch auf den Lippen hat. Sein erster Satz beim Vorstellungsgespräch lautete: „Ich habe in einem Heim für schwer erziehbare Kinder gearbeitet – dann werde ich auch beim KHTC klar kommen.“ Einer seiner Standard-Sprücheist: „Hockey wäre die tollste Sportart der Welt – wenn das nicht so viele Idioten machen würden.“ Dann lächelt er ein paar Sekunden und fügt hinzu: „Und ich bin der größte davon!“
Ihn zu charakterisieren, ist nicht schwer. Alle Mannschaften führt er mit hartem Regiment. Wer nicht diszipliniert ist, bekommt schnell Probleme. Aber immer wieder würzt er seine Übungsstunden mit flotten Sprüchen. Das kommt an. „Wir sind sehr zufrieden mit Stefan. Er hat seine Mannschaften im Griff, kann sie gut motivieren“, meint Hockey-Abteilungsleiter Reinhold „Bibo“ Wagner. „Seine Art ist gewöhnungsbedürftig, aber kein Problem, wenn man weiß, wie man mit ihm umgehen muss.“
Döpps Aufgabe - gewiss nicht leicht. Während die Tennis-Abteilung des KHTC von Erfolg zu Erfolg eilte, dümpelte das einstige Aushängeschild des Klubs, die Hockey-Abteilung, vor sich hin. Bis in die Abstiegszone der Oberliga fielen die Kahlenberger, Erfolge in der Jugendabteilung musste der Vorstand im Klubarchiv suchen. Letzter Strohhalm blieb die Verpflichtung von Döpp. Er hatte ein langfristiges Konzept präsentiert mit dem Ziel, den Klub zu „wecken“. Die Jugendarbeit sollte wieder ausgebaut, der Zusammenhalt gestärkt und ehemalige KHTC-Spieler zurückgeholt werden. Die erste Mannschaft soll langfristig in die Regionalliga aufsteigen und sich dort behaupten.
Dies sind nur die Eckpunkte von Döpps Plan. Er betreut inzwischen viele Jugendteams und die erste Seniorenmannschaft. Er weiß, dass noch viel Arbeit auf ihn wartet: „Für unsere Möglichkeiten holen wir das Optimalste aus der Jugend raus“, bilanziert er. Die B-Knaben wurden zum Beispiel westdeutscher Vizemeister. „Eigentlich ist ein Fazit nach einem Jahr unangebracht – dies ist zu früh“, meint er.
Dass ihm der Job Spaß macht und er immer mitfiebert, gibt er gern zu. Kaum ein Spiel vergeht, ohne dass der Ex-Schiedsrichter von seinen ehemaligen Kollegen zur Ruhe ermahnt wird. In den Pausen zwischen zwei Trainingseinheiten steckt er sich gern eine Zigarre an, und wenn ein Spieler gegen seine Regeln verstößt, braucht er gar nicht mehr schreien. „Ich drehe mich um – und meine Jungs machen von alleine Liegestützen.“ Solche Geschichten bringen ihn zum Schmunzeln. Dabei war er als junger Spieler auch kein Waisenknabe. „Ich bin fast bei jedem Training rausgeflogen.“ Aber das würde er liebend gern geheim halten. „Schreib das bloß nicht“, flüstert er dem Reporter zu. Dann grinst er schelmisch. Für die KHTC-Mitglieder ist dieses Geständnis keine Überraschung. Stefan Döpp – schon in seiner Jugend ein schmunzelndes Energiebündel.
Irgendwann verlässt auch er die Mintarder Straße. Dann werden die KHTC-Mitglieder ein „Best of Döpp“ mit witzigen Geschichten und Sprüchen erstellen. Ganz sicher.

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Sportmagazin 2/2001 – ein Vergleich zwischen Speldorf und Union 09:
Der Kampf um die Nummer eins
Speldorf hat im Vergleich mit Union 09 noch die Nase vorn

Im Mülheimer Fußball geht es aufwärts. Erstmals seit 15 Jahren spielten zwei Mannschaften in der Verbandsliga. Der VfB Speldorf und Union 09 lieferten sich einen harten Kampf um die Nummer eins in der Tabelle – und auch im Umfeld. Das Mülheimer Sportmagazin verglich die Klubs nach Abschluss der ersten Saison in derselben Liga.
Die Mannschaften
Der VfB Speldorf landete auf dem dritten Platz, die „09er“ kamen als Tabellenachter ins Ziel. Damit und mit dem Abstand von acht Punkten ist das derzeitige Kräfteverhältnis treffend zusammengefasst. Auch die beiden Derbys entschieden die Grün-Weißen für sich (2:0/4:0). Die Speldorfer haben das kompaktere, erfahrenere sowie zweikampf- und defensivstärkere Team. Lediglich in der Offensive sind die Aufgebote gleichwertig. Bei Speldorf sorgen Dirk Roenz (22 Saisontore) und Ömer Aydin (12) für Furore, bei Union Michael Klauß (15), Stefan Hohensee (14) und Joachim Bohra (10).Doch auch hier traf der VfB in den 30 Spielen häufiger (65 erzielte Tore) als Union (58).
Vorteil Speldorf
Die Stars
Eine spielbestimmende Person gibt es in beiden Teams. Dirk Roenz (VfB Speldorf) und Michael Klauß (Union 09) sind zwar sehr torgefährlich und ziehen in jedem Spiel mehrere Gegenspieler auf sich, haben aber sonst nicht viel gemeinsam. Während Roenz 90 Minuten rackert und ab und zu ungestüm in die Zweikämpfe einsteigt, taucht Klauß schon einmal unter. Taktisch ist der Ex-Profi seinen Gegnern häufig eine Klasse voraus. Für ihre Teams sind Roenz und Klauß unverzichtbar.
Unentschieden
Die Trainer
Beim VfB hat Ex-Profi Dirk Pusch uneingeschränkt das Sagen. Im Februar 1998 übernahm er an der „Blötte“ das Kommando. In jedem Jahr unter der Regie von Pusch ging es aufwärts. Über die Plätze 14, 10 und 5 kletterte der VfB auf Rang 3. Pusch ist beliebt im Vorstand, der Mannschaft und bei den Zuschauern. Dagegen gab es bei den „09ern“ in diesem Jahr einen Tausch. Jörg Sterneberg war zwar der Aufstiegstrainer und holte zweimal die Hallen-Stadtmeisterschaft, dennoch trat er nach Problemen mit Teilen der Mannschaft zurück. Sein Nachfolger Heinz Klauß wollte eigentlich gar nicht trainieren, sondern sich auf seinen Job als Fußball-Obmann konzentrieren. Das wird er auch in der kommenden Saison tun, denn dann übernimmt Ernst Bachmann das Kommando. Er kennt das Umfeld an der Südstraße aus dem Eff-Eff und wird genauso uneingeschränkt das Sagen haben wie Dirk Pusch beim VfB.
Vorteil Speldorf
Die Vorsitzenden
Klaus Wörsdörfer (VfB) und Jürgen Bleikamp (Union ß9) haben viel gemeinsam. Beide wurden im Frühjahr 2000 gewählt und beide führen ihren Klub mit sehr viel Engagement. Wörsdörfer und Bleikamp sind gewillt, ihren Verein nach vorne zu bringen. Der VfB ist dank Wörsdörfer schuldenfrei und kann die Oberliga anpeilen. An der Südstraße wird dank Bleikamp die Platzanlage umgebaut. Beide sind erfolgsorientiert und für ihre Klubs und den Mülheimer Fußball echte Glücksgriffe.
Unentschieden
Die Platzanlagen und Zuschauer
Das schnuckelige Stadion des VfB am Blötter Weg zählt zu den schönsten am Niederrhein. Die überdachte Tribüne bietet 400 Besuchern Platz und ist häufig prall gefüllt. Während die Speldorfer im Schnitt 400 Besucher begrüßen, sind es bei den „09ern“ 100 weniger. Zumindest im Punkt „Stadionkomfort“ gleichen die „09er“ aber aus. Der Rasenplatz an der Südstraße wird ebenfalls mit einer überdachten Tribüne ergänzt. Außerdem entsteht ein neuer Trakt mit Umkleidekabinen. Lediglich die Laufbahn stört die reine Fußball-Atmosphäre.
Vorteil Speldorf
Die Jugend
Seit Jahren dominiert Union 09 die Jugendarbeit in Mülheim. Die B-Jugend der „09er“ ist das einzige Mülheimer Juniorenteam, das in der Niederrheinliga aktiv ist. Die A- und C-Junioren von Union landeten in der Leistungsklasse vor dem VfB. Seit Jahren versuchen die Speldorfer vergablich, mit einem Team in die Niederrheinliga aufzusteigen. Ihre Konkurrenten von der Südstraße waren ihnen häufig eine Nasenspitze voraus.
Vorteil Union
Die Erfahrung
Während die „09er“ in den letzten zehn Jahren drei Aufstiege schafften und in der fünfthöchsten Liga noch Lehrgeld zahlen mussten, zehren die Speldorfer von ihrer langjährigen Erfahrung in der Verbandsliga.
Vorteil Speldorf
Fazit
Noch ist der VfB Speldorf im Mülheimer Fußball die Nummer eins. Doch die „09er“ holen kräftig auf. Mit jedem Jahr wächst die Routine, auch die Platzanlage der „09er“ wird nach dem Umbau ein Schmuckstück sein. Der Abstand wird geringer.
Endstand: 6:3 für Speldorf

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Sportmagazin 3/2001 – Städte-Partnerschaft: Besuch aus Israel

Eine wichtige Freundschaft
Sportgruppen aus Kfar Saba besuchten Mülheim

Bei der offiziellen Begrüßung saßen 21 Fußballer von Hapoel Kfar Saba gelangweilt an den Tischen im Schloss Broich, beschäftigten sich mit der Entscheidung, ob sie Cola oder Fanta trinken sollen.  Doch dieser Gemütszustand hielt nicht lange an. Die A-Jugendlichen hielten sich Anfang August zehn Tage in Mülheim auf – zum leben, zum trainieren. Ende August folgte eine Leichtathletikgruppe, und der Mülheimer Sportbund (MSB) zog ein positives Fazit: Diese Städte-Partnerschaft ist zu einer wichtigen Freundschaft geworden – und der Sport konnte einen wichtigen Beitrag leisten.
Von langer Hand geplant war der Besuch der israelischen Sportler in der sympathischen Stadt an der Ruhr. Im Jahr 2000 reiste eine Mülheimer Delegation durch den Staat im nahen Osten, knüpfte erste Kontakte, beschloss den Besuch. Kfar Saba liegt zwischen Tel Aviv und Haifa an der Mittelmeerküste und nicht weit von der Grenze zum Westjordanland entfernt.
Jochen Guß und Manfred Rixecker vom Mülheimer Sportbund (MSB) fingen nach der Rückkehr aus Israel sofort mit den Planungen an. „Die Sportpartnerschaft im Rahmen der Städtepartnerschaft beginnt damit offiziell“, meinte Manfred Rixecker im Vorfeld. Am 7. August war es soweit: Im Rittersaal des Broicher Schlosses wurden die Fußballer begrüßt, im Rahmen der Präsentation der Grundsteinurkunden-Präsentation der Mülheimer Synagoge. Eine leicht hölzerne Veranstaltung, die Reden wurden nicht übersetzt. Wie gesagt: Langweilig war den Fußballern. Womit wir beim Beginn des Textes wären.
Auf Manager David Ascher und die Spieler wartete zehn Tage lang ein volles Programm. Die A-Jugend spielt in der höchsten israelischen Liga, trainierte bis zu zweimal täglich, auf dem Kahlenberg-Sportplatz und bei Union 09 an der Südstraße. Wohnort war das „Haus des Sports“. „Drei Tage nach unserer Rückkehr – am 19. August – beginnt die Saison. Wir müssen gut vorbereitet sein“, berichtete Manager David Ascher am 8. August. Dreimal testete Hapoel die Form gegen Ruhrpott-Teams. Zuerst beim VfB Speldorf. 50 Zuschauer – darunter war auch Heinz Moseler, einer der führenden Mülheimer Sportpolitiker – sahen im Stadion am Blötter Weg einen 8:3-Erfolg der Elf aus Kfar Saba und bestaunten die Stärke der Gäste. Bei Union 09 an der Südstraße siegten die Gäste mit 3:1. „Eine harte Partie“, urteilte Union-Vorstandsmitglied Lothar Hense. Zwischen Test- und Freundschaftsspiel besteht nun einmal ein Unterschied. Ebenfalls einen Sieg gab es für die von Ofir Ben-Chayim trainierte Mannschaft im Spiel gegen die B-Jugend des MSV Duisburg am Wenderfeld (3:0). MSV-Jugendkoordinator Dietmar Schacht wollte nicht die A-Jugend schicken, weil er dachte, Hapoel Kfar Saba wäre kein gleichwertiger Testgegner. Weit gefehlt.
Fünf Jungen und fünf Mädchen umfasste die Gruppe der Leichtathleten, die am 22. August eintraf und ebenfalls im „Haus des Sports“ lebte. Sie wurde von Shmulik Dror geleitet. „Die besten Athleten aus Kfar Saba und Umgebung sind dabei“, betonte Shmulik Dror kurz nach der Ankunft. Auf den Fotos vom Ruhrauenlauf sind die Läufer gut erkennbar. Sie traten die Strecke barfuß an.
Genug vom Sport geredet, auch das Rahmenprogramm ist durchaus ein paar Zeilen wert. Eine Stadtrundfahrt durch Mülheim, der Besuch beim Tennis-Bundesligaspiel KHTC gegen ETuF Essen (0:9), die Fahrt zum Zweitbundesligaspiel zwischen dem VfL Bochum und dem FSV Mainz 05 (2:1) sowie ein Bummel durch das Centro in Oberhausen und die Altstadt in Düsseldorf standen auf dem Terminplan – für die Fußballer. Anstatt des Zweitligisten Bochum hätten sie lieber parallel eine Begegnung in Mönchengladbach oder der Arena „Auf Schalke“ angesehen – doch die dortigen Spiele waren schon ausverkauft. Für die Fußballer war der Aufenthalt in Deutschland der letzte „Urlaub“. Im Sommer 2002 bricht die A-Jugend von Hapoel Kfar Saba übrigens auseinander, dann müssen die Spieler zum dreijährigen Militärdienst antreten und werden mit der harten Nahost-Realität konfrontiert.
Die Leichtathleten fuhren Ende August zum „Movie World“ in Bottrop-Kirchhellen, dem Leichtathletik-Zentrum in Dortmund und statteten dem Drachenboot-Festival einen Besuch ab. Einen kompletten Eindruck von Nordrhein-Westfalen in zehn Tagen zu gewinnen – das ist natürlich nicht möglich. Aber ein Querschnitt.
Das sportliche Fazit fiel positiv aus. Guß: „Die Fußballer haben alle ihre Spiele gewonnen, die Leichtathleten erreichten beim Ruhrauenlauf in ihren Altersklassen vordere Platzierungen.“ Die Einladung zum Gegenbesuch einer Jugendfußball-Mannschaft in Kfar Saba ist ausgesprochen. Persönlich und per Fax bedankten sich die Betreuer der israelischen Gruppen bei Jochen Guß. „Ob wir im Jahr 2002 fahren, ist aufgrund der politischen Situation noch unklar“, meint Guß. Lob erhielt der MSB vom Sportdezernenten Wilfried Cleven: „Die Freundschaft hat eine politische Dimension bekommen. Ich finde es gut, dass die Partnerschaft vom Mülheimer Sportbund gestärkt wurde.“
Irgendwann werden die Mülheimer Teams die Chance bekommen, sich erneut mit Hapoel auf dem Fußballplatz zu messen. Die Freundschaft zu Kfar Saba ist wichtig, auch wenn der Aufenthalt in Deutschland für die Sportler nicht mehr als ein Trainingslager mit Urlaubscharakter war.

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Sportmagazin 3/2001 – Hockey: Der HTCU-Abstieg, eine Analyse
Es ist passiert
Der HTC Uhlenhorst spielt nur noch in der 2. Bundesliga

Wenn sich Fußball-Fans vorstellen, der FC Bayern München würde in die 2. Bundesliga absteigen, dann lachen sich die meisten allein bei dem Gedanken daran ins Fäustchen. Im Hockey gibt es einen ähnlichen Fall, allerdings ganz real und mit dem Unterschied, dass er sich lange andeutete. Von Jahr zu Jahr rückte der Rekord-Europapokalsieger HTC Uhlenhorst der Zweitklassigkeit einen Tick näher, am 9.9.2001 stand fest: Der HTC ist abgestiegen.
Für den Klub vom Uhlenhorstweg kam diese Nachricht gar nicht so überraschend, für den Mülheimer Sport ist der Sturz der Krummstock-„Künstler“ ein weiterer Schlag in den ohnehin schon genug malträtierten Magen.
Vor der Saison hatte es der alte und neue Trainer (und große Hoffnungsträger) Stefan Kleine noch geahnt: Der Klub HTC Uhlenhorst würde nur eine Durststrecke durchmachen, ähnlich wie andere Vereine, die das schon hinter sich hätten. Wohin diese Durststrecke führen könnte, sprach Kleine nicht aus. Nun musste er bei der Uhlenhorster Beerdigung den Pastor spielen.
Doch wie kam es zum Ende der HTCU-Ära? Ein Sammelsurium aus vielen verschiedenen Gründen gab den Ausschlag.
1. Falsche Planung: Auch nach acht Europacup-Siegen in Serie (1988 bis 1996) setzte der Vereinsvorstand auf die „Treue“ der Meisterspieler und versäumte es, ihnen Angebote zu unterbreiten, Arbeitsstellen zu besorgen. So kam es, dass einige aus Altersgründen aufhörten (Fischer, Brinkmann-Brüder) und einige aufgrund der Ignoranz in der Vereinsspitze dem Verein im Lauf der Jahre den Rücken und nicht mehr zurück kehrten (Steinwachs, Tewes, Bellenbaum, Meinhardt, Mattern). Ein Vorstand im Tiefschlaf!
2. Zu viel Vertrauen in die Jugend: Die Jugend – so glaubte der Vorstand – könne die „Alten“ schon ersetzen, eine Verjüngung müsse sowieso her. Ein Trugschluss! Talente wie Timo Weß und Jan Gehlen sind gewiss schon sehr weit und werden bestimmt Nationalspieler, aber für einen Abstiegskampf noch zu „grün“. Die Jugendarbeit der „Uhlen“ ist sehr gut, keine Frage, aber dass eine Mannschaft allein aus Talenten bestehend den Klassenerhalt schafft, war eine Fehlplanung.
3. Die aktuelle Saison: Nach diesen „Sünden“ der Vergangenheit musste Trainer Stefan Kleine mit einem jungen Team auskommen, dass in der Hinrunde mit Verletzungspech zu kämpfen hatte, aber gleichfalls auch miserabel spielte. Kleine: „Es kamen viel zu wenig Leute, das ist für die Bundesliga nicht ausreichend.“ Erst nach der Sommerpause stimmte die Einstellung, doch da war es schon zu spät.
Doch wie geht es weiter?
Trainer Kleine bleibt auf seinem Posten – so viel steht fest. Auf einigen Sitzungen beratschlagte der Vorstand, wie die Zukunft aussehen könnte. Da die junge Mannschaft Perspektiven hat, soll sie zusammengehalten werden. Auch Timo Weß und Jan Gehlen scheinen dem Klub die Treue halten zu wollen, berichtet Kleine. Der Coach legt besonderen Wert auf einen Zuwachs im Betreuerbereich: „Ich werde mehr Unterstützung bekommen, damit ich mich auf den taktischen Bereich im Training konzentrieren kann.“ Die so genannten Oldies (wie Andreas Becker, Axel Uhlenbruck und Philipp Schönfeld) werden definitiv nicht mehr das Uhlen-Trikot anziehen. Im November startet die Hallen-Saison, mit den Uhlen in der Bundesliga. Droht ein erneuter Abstieg? Stefan Kleine kann das nicht beantworten, spürt aber eine „Aufbruchstimmung“.
Die „Ära Uhlenhorst“ endete übrigens nicht erst in diesem Jahr. Die endete in dem Jahr, als Carsten Fischer und Trainer Stefan Kleine sich mit einer Vize-Meisterschaft verabschiedeten. Doch das nur am Rande. Für die Uhlen kam es nämlich wirklich knüppeldick: Die Damen plumpsten auch – und zwar in die Oberliga zurück. Wenigstens die zweite Mannschaft schaffte in der Oberliga in buchstäblich allerletzter Sekunde den Klassenerhalt. Das war aber ein schwacher Trost. Die berühmten Feiern wird es am Uhlenhorst wohl erst dann wieder geben, wenn der Wiederaufstieg in die Bundesliga gelungen ist. Wenn...
Stimmen zum Abstieg:
Wilfried Cleven (Sportdezernent):
„Die Ursachen für den Abstieg des HTC Uhlenhorst liegen tiefer. Es wurde versäumt, nach der Ära Fischer rechtzeitig für Verstärkungen zu sorgen. In dieser Saison konnte die Mannschaft ihre Stärken nicht ausspielen, hätte in der Rückrunde mit demselben Ehrgeiz spielen müssen wie in der Hinrunde. Die jüngeren Spieler hatten zu wenig Erfahrung.“
Stefan Kleine (Trainer):
„Unsere Spielerdecke war zu dünn. Ich konnte nie aus dem Vollen schöpfen, sondern musste aus dem Leeren schöpfen. Beim Training waren zu wenig Leute, zu Saisonbeginn hatten wir Verletzungspech. Glücklicherweise haben sich Alexander Sahmel sowie die drei Oldies noch einmal zur Verfügung gestellt. Das ist sehr dankenswert, vor diesen Spielern habe ich Hochachtung. Trotzdem bin ich vom Abstieg sehr betroffen. Trotz des Abstiegs kann ich in der Mannschaft Aufbruchstimmung spüren. Wir hoffen, dass das „Krefelder Modell“ auch bei uns funktioniert. Der Crefelder HTC stieg im letzten Jahr ab, behielt seine Mannschaft und schaffte den sofortigen Wiederaufstieg. Bei uns werden alle Spieler da bleiben, auch Timo Weß.

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Sportmagazin 3/2001 – Tennis: Der KHTC-Abstieg, eine Spurensuche
Das verflixte zweite Jahr
Eine Analyse zum Abstieg des Kahlenberger HTC

Aus der Traum von Liga eins: Im „verflixten“ zweiten Jahr verpasste der KHTC in der Tennis-Bundesliga den Klassenerhalt. Woran lag es? Sicherlich hatte der Abstieg viele Gründe. Das Mülheimer Sportmagazin unterhielt sich mit Teamchef Uwe Schumann über Ursachen und die Zukunft. Schumann hat Visionen, die nicht nur den KHTC betreffen, sondern den gesamten Mülheimer Sport.

DIE GRÜNDE
Doch zunächst zum Abstieg des KHTC. Der hatte zwei Haupt-Ursachen. Einerseits war das Spielermaterial nicht gut genug – logisch, sonst hätte der KHTC genug Punkte gegen den Abstieg gesammelt. Zweitens war der Etat zu gering und die Möglichkeiten dadurch stark eingeschränkt. Die Situation erinnerte vor der Saison stark an den Hollywood-Streifen „Mission: Impossible“. Während jedoch der Hauptdarsteller in dem Film die unmöglichen Missionen immer meistert, war es dem KHTC - im Gegensatz zum ersten Bundesliga-Jahr - diesmal nicht vergönnt.
DIE SPIELER
Zum sportlichen Bereich: Bei keinem anderen Bundesligisten sind so gravierende Unterschiede innerhalb des Aufgebots erkennbar wie beim KHTC. „Die nationalen Spieler haben überzeugt“, fasst Schumann zusammen und fügt hinzu: „Unser Problem lag bei den internationalen Spielern.“ Lediglich Sargis Sargsian gewann ein Einzel. Die übrigen 14 (!) Einzel mit internationaler Beteiligung gingen verloren. Haben die KHTC-Offiziellen die falschen Spieler geholt?
Diese Frage ist nur bedingt mit „Ja“ zu beantworten. Als Schumann die Saison plante, ging er fest vom Einsatz von vier Akteuren aus: Julien Boutter (Frankreich), Sargis Sargsian (Armenien), Cristian Kordasz (Argentinien) und Filippo Volandri (Italien). Boutter spielte zu gut und stand am 30. Juni – dem Stichtag – auf Weltranglisten-Platz 46. Die ersten 50 dürfen nicht in der Bundesliga spielen. Kordasz verletzte sich und kann erst Anfang 2002 wieder einen Schläger in die Hand nehmen. Volandri meldete sich nach dem ersten Spiel krank und tauchte nicht wieder auf. Das war für Schumann nicht planbar. Er musste auf Spieler zurückgreifen, die ursprünglich nur als „Notlösung“ gedacht waren (Azzaro, Ketola). Kritiker warfen Schumann vor, er habe Spieler geholt, die ohnehin keiner kennt. Doch woher sollte er das Geld nehmen, um bekannte Stars zu holen?
Zu den einzelnen Spielen: Knackpunkt waren die Partien beim Rochusclub Düsseldorf (4:5) und zum Schluss bei Blau-Weiß Neuss (2:7). „In Düsseldorf haben wir überragend gespielt“, blickt Schumann zurück. Zur Erinnerung: Gleich fünf deutsche Spieler kamen zum Einsatz, da Sargis Sargsian bei einem ATP-Turnier unterwegs war. Wer weiß, wie die Partie gelaufen wäre, wenn Sargsian hätte spielen können.
Dasselbe trifft auf die Begegnung in Neuss zu: Dort fehlte Filippo Volandri, der am Abend vor dem Spiel absagte. „Mit einem Volandri in Bestform wäre das 2:7 wohl nicht passiert“, bedauert Schumann. Es lief nun einmal alles andere als glücklich für den KHTC. Auch in der Heimpartie gegen den späteren Meister Dinslaken (3:6) und in Mannheim (3:6) spielte das Team gut – aber es reicht nie zum Sieg.
UND DIE ZUKUNFT?
Es geht weiter. Das ist die wichtigste Nachricht. Uwe Schumann hat lange überlegt, ob er aufhören sollte, entschied sich aber dann für den KHTC. Nicht nur die zeitraubende Sponsorensuche, auch der immer noch geringe Zuschauerschnitt zehrte an seinen Nerven. Doch er entschied sich für den KHTC. „Wir werden mit einer stark verjüngten Mannschaft ins Rennen gehen“, berichtet der Teamchef. Vielleicht trifft dann das Etikett „junge Wilde“ wirklich auf den KHTC zu. Bei älteren Spielern wie Karsten Braasch, Christian Schäffkes und Michael Schmidtmann (alle über 30 Jahre alt) wirkte diese Bezeichnung zuweilen etwas lächerlich. Braasch zum Beispiel wurde in einem kritischen Beitrag im Gästebuch der KHTC-Homepage als „Lothar Matthäus des Tennissports“ bezeichnet. Und ist Lothar Matthäus ein „junger Wilder“?
Einige Veränderungen im Kader stehen fest: René Nicklisch und Lars Zimmermann haben sich Blau-Weiß Dinslaken angeschlossen. Die „Feierabend-Profis“ Schäffkes und Schmidtmann werden wohl kaum eine Spielzeit in Liga zwei anhängen. Bleibt die Frage nach dem Rest des Teams: Braasch stände einer Verjüngung im Weg, soll aber weiter verpflichtet werden. Schumann meint zurzeit: „Es ist offen, ob Katze weiter bei uns spielt.“ Fest eingeplant sind lediglich die ausländischen Stars Boutter und Sargsian.
Der direkte Wiederaufstieg ist wahrscheinlich kaum machbar. Der Oberhausener THC hat einen Riesen-Etat aufgestellt, der das Mülheimer Budget um das Fünffache (!) übersteigt. Dementsprechend stehen im Kader des OTHC die bekannteren und ranghöheren Stars. „Wir wollen 2002 oben mitspielen und 2003 den Aufstieg anpeilen“, lautet Schumanns Planung.
SCHUMANNS IDEEN
Über die Person Uwe Schumann lässt sich trefflich streiten. Er ist jemand, der gern im Mittelpunkt steht und der alle Fäden in seinen Händen halten will – was natürlich auch zu Streitigkeiten führen kann.
Doch unbestreitbar hat Schumann viel für den KHTC geleistet – und wird es womöglich bald für den gesamten Mülheimer Sport tun. Seine Konzepte, seine Ideen, seine Begabung, mit Sponsoren und Spielern umzugehen, machen ihn zu einem sehr guten Manager, der sicher mehr erreichen könnte, als mit dem KHTC um den Wiederaufstieg in die Tennis-Bundesliga zu kämpfen. Für die abgelaufene Saison fanden Schumann und seine Mitarbeiter über 60 Kleinsponsoren.
„Unser Konzept war professionell und sehr gut“, meint Schumann – und ob Sponsoren oder Stadtspitze, alle klopfen ihm anerkennend und zustimmend auf die Schulter. Die Werbung für den KHTC war ausreichend, fast schon nervend. Und von allen Bundesligateams hatte die Mülheimer Mannschaft den lokalsten Charakter. Beim KHTC kamen immer mindestens drei Spieler aus der Region zum Einsatz – das konnte kein anderer Spitzenklub bieten. Schumann: „Ich kenne mich im Fußballbereich sehr gut aus. Dort sind in hohen Ligen teilweise Dilettanten am Werk.“ Da hat er recht.
Der Aufstieg des KHTC ist auf jeden Fall untrennbar mit seinem Namen verbunden und man muss kein Prophet sein, um sagen zu können, dass an der Mintarder Straße nicht mehr viel laufen würde, wenn Schumann die Brocken hinschmeißt.
Das wird er jetzt noch nicht tun. Doch Schumann – der auch blendende Kontakte in die Mülheimer Hockey- und Fußball-Szene unterhält – will von der Stadt Taten sehen. „Ich bin an den Oberbürgermeister herangetreten. Die Stadt muss sich Gedanken machen, ob Tennis ein Aushängeschild ist. Auch den Hockeysport betrifft das. Mülheim ist ein schwieriges Pflaster. Wir brauchen deutlich mehr Unterstützung der Wirtschaft. Unser diesjähriger Etat betrug 30 bis 40 Prozent von anderen Etats. Die Stadt muss sich fragen: Sind das unsere wichtigsten Sportarten? Wenn nicht, haben wir keine Chance mehr, langfristig in der Bundesliga zu spielen.“ Doch wie könnte eine Hilfe der Stadt aussehen? Sie kann vor allem Kontakte knüpfen – zu den Wirtschaftsbossen.
Uwe Schumann hat gute Ideen. Sollte es ihm gelingen, für Tennis, Hockey oder Fußball richtig große Sponsoren anzuziehen – dies wäre für den Mülheimer Sport eine Revolution.

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Sportmagazin 3/2001 – Die katastrophale Hallensituation in Mülheim
Kein Feuer mehr unterm Dach
Mülheimer SportService will Sanierungsstau beseitigen

Nicht nur das Wetter erhitzte im Sommer die Gemüter der Mülheimer Sportler. Die vorübergehende Schließung der Ruhr-Sporthalle und die marode Halle an der Von-der-Tann-Straße ließen die Vereine aufschreien, von „Schlafmützigkeit“ in der Stadtverwaltung war die Rede. Doch was ist wirklich passiert und wie sieht die Zukunft aus? Das Mülheimer Sportmagazin sprach mit den Beteiligten und gibt einen Überblick über die derzeitige Situation.
RUHR-SPORTHALLE
Was am 6. August als Rundgang des Mülheimer SportService (MSS) mit Vertretern des Bauordnungsamtes begann, endete für MSS-Werksleiter Heinz Moseler mit einem Desaster: Das Amt stellte gravierende Mängel fest. Die Heizungs- und Lüftungsanlage wurde sofort aus Sicherheitsgründen abgeschaltet. Das trockene Holzdach – das im Brandfall in Sekundenschnelle in lodernden Flammen stehen würde – entspricht ebenfalls nicht mehr den aktuellen Brandschutzbestimmungen. Daher durften ab dem 6. August nur 50 Personen gleichzeitig in die Halle. Knapp drei Wochen später (31.8.) wurde eine Übergangslösung mit vorübergehenden Reparaturen der Heizungs- und Lüftungsanlage beschlossen, die 100 Personen das Betreten der Halle erlaubt, für sechs Monate. Diese Bauarbeiten sind seit Ende der Herbstferien abgeschlossen.
VON-DER-TANN-STRAßE
Kaum eine Woche war nach der „Hiobsbotschaft Ruhr-Sporthalle“ vergangen, da kam schon die nächste: Sowohl die Heizungs- und Lüftungsanlage als auch Dach und Boden der Halle an der Von-der-Tann-Straße sind defekt. „Die Ausschreibung für die Reparaturen läuft“, berichtet Heinz Moseler, der darauf hofft, dass die Arbeiten bis Ende der Weihnachtsferien beendet sind. „Der Boden wird nicht jetzt, dafür aber in den Sommerferien 2002 verbessert“, ergänzt Moseler. Die Schließung im November und Dezember trifft vor allem die DJK Styrum 06 (Handball) und den KSV Styrum (Ringen). „Mit diesen beiden Vereinen werden wir eine vernünftige Lösung finden“, meint Moseler, der bereits seit Anfang April von den Problemen der Styrumer Halle wusste. „Doch damals war der Wirtschaftsplan schon abgeschlossen und 1,8 Millionen Mark ziehe ich nicht aus der Portokasse“, begründet er.
KLEINERE HALLEN
Schon seit Ende der Herbstferien gibt es eine Entzerrung zu spüren. Die Sporthalle an der Südstraße ist wieder geöffnet, die Ruhr-Sporthalle für 100 Personen gleichzeitig (das heißt drei Schulklassen) zugänglich. Nach den Weihnachtsferien folgen die Halle an der Von-der-Tann-Straße und die Turnhalle Oberstraße. Auch die Kleiststraße ist seit langem wieder für die Sportler frei, dort regnete es im September rein. „Normales Tagesgeschäft“, sagt Heinz Moseler. Für die Kritiker war das ein Grund mehr, die Stadt zu verfluchen.
WER IST VERANTWORTLICH?
Heinz Moseler weist die Schuld von sich. „Wir vom MSS haben uns nichts vorzuwerfen“, sagt Moseler und fügt hinzu: „Das sind die Sünden der Vergangenheit, als die Hallen gebaut wurden.“ Seit dem 1.1.1997 existiert der MSS als städtischer Eigenbetrieb und Nachfolger des Stadtsportbundes. Moseler: „Unser Plan sah vor, alle Hallen und den Sanierungsstau von 40 Millionen Mark nacheinander abzuarbeiten.“ Das hätte auch alles wunderbar funktioniert, wenn da nicht der Hammer mit der Ruhr-Sporthalle gewesen wäre. „Diese Nachricht hat uns das Genick gebrochen“, blickt Moseler zurück. Das Bauordnungsamt überraschte den MSS. Hier ist ein Vorwurf anzusetzen: Die Kommunikation im Rathaus hat schon besser funktioniert.
Dass die Behörde nun in der Kritik steht, ist für Moseler unverständlich: „Das wurde hochstilisiert. Ich bin unglücklich darüber.“ Unrecht hat Moseler nicht. Doch trotz allem: Bei besserer Kommunikation und noch intensiverer Beschäftigung mit der Beschaffenheit der einzelnen Hallen hätte ein Bau-Stau vermieden werden können. Vor allem bei der Ruhr-Sporthalle, denn die Sanierungsbedürftigkeit war seit mehreren Jahren bekannt.
Wenigstens etwas Positives hat die augenblickliche Situation: Die Sportler sind näher zusammengerückt. „Alle haben an einem Strick gezogen. Vor allem die Handballer waren sehr flexibel“, lobt Moseler. Solch eine Kooperationsfähigkeit in „Not“zeiten gibt es nicht in jedem Teilbereich des Rathauses.
DIE ZUKUNFT
Nach den Weihnachtsfeiern sind bis auf die Ruhr-Sporthalle alle Sportstätten saniert.
Doch was passiert mit Mülheims größter Veranstaltungsstätte?
Sie wird so schnell wie möglich wieder gebraucht. Zurzeit ist die Halle Lehnerstraße mit 500 Zuschauerplätzen die Sporthalle mit der größten Kapazität – in einer 170.000-Einwohnerstadt!
Drei Möglichkeiten gibt es für die Stadt, eine große Halle zu bekommen, in der nicht nur der Schulsport seine Heimat findet, sondern auch die eine oder andere Groß-Veranstaltung stattfinden kann.
Erstens: Die Ruhr-Sporthalle wird in der jetzigen Form saniert (Kostenprognose 6,5 bis 9 Millionen Mark). Zweitens, als „kleine“ Lösung: Die jetzige Halle wird ergänzt und zur Mehrzweckhalle umfunktioniert (Prognose 16,5 Millionen Mark). Drittens, als „große“ Lösung: Eine neue Halle wird gebaut, womöglich mit Hilfe von Sponsoren.
Allerdings ist es sehr unwahrscheinlich, dass sich der MSS von Sponsoren helfen lässt. Sportdezernent Wilfried Cleven stellt klar: „Wir brauchen eine Halle, die auch für den Schulsport nutzbar ist. Das ist eine Grundlage, die eine Stadt bieten muss. Mit Schulsport lassen sich keine Geschäfte machen, und dies will ein Sponsor, der eine Halle baut. Außerdem gibt es im Umkreis von 30 Auto-Minuten mehrere große Hallen. Die Konkurrenz ist also sehr groß.“
Eine Entscheidung fällt womöglich noch bis Weihnachten. Eine interfraktionelle Arbeitsgruppe mit externer Beratung von Fachleuten beschäftigt sich mit der Mülheimer Hallenzukunft, der Sportausschuss tagt am 29.10. zum nächsten Mal. Damit es bald wieder heißt: „Feuer unterm Dach in Mülheim“!

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Sportmagazin 3/2001 – Kurz-Interview mit Wilfried Cleven (Sportdezernent):
3 FRAGEN – 3 ANTWORTEN
Wilfried Cleven (Sportdezernent der Stadt Mülheim)

Der Sommer war für den Mülheimer Sport ein „schwarzer Sommer“. Der KHTC stieg im Tennis, der HTC Uhlenhorst im Hockey in die zweite Bundesliga ab. Wie haben Sie den Weg der beiden Vereine verfolgt?
Ich habe das mit Bedauern hingenommen. Beim KHTC habe ich mir sehr viele Spiele angeschaut. Dort war der Klassenerhalt möglich. Beim HTC Uhlenhorst liegen die Ursachen tiefer.
Droht dem Mülheimer Sport der Fall ins „Niemandsland“?
Niemandsland würde ich nicht sagen. Wir haben schon noch etwas zu bieten, auch wenn es nicht unbedingt publikumsträchtige Sportarten sind. Ich denke da an Bogenschießen, Unterwasser-Rugby, auch Drachenboot, Kanu und vor allem Rudern. Ganz abgesehen von der Rennbahn, wobei der Pferdesport eine Besonderheit ist.
Auch die Hallen-Situation spitzt sich zu. Größtes Sorgenkind ist im Moment die Ruhr-Sporthalle. Wann fällt eine Entscheidung?
Eine Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit den Folgen. Es gibt zwei Möglichkeiten: entweder Sanierung oder ein Ersatz. Eine Entscheidung wird bald fallen.

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Sportmagazin 4/2001 – Handball-Stadtmeisterschaft:
Zwei Tage im Oktober
Nichts Neues bei der Handball-Stadtmeisterschaft

Es waren zwei Tage im Oktober, als sich die Mülheimer Handballer trafen, um ihre besten Teams auszuspielen. Die Situation bei den Handballern ist so trüb wie das Herbstwetter: Regnerisch, bewölkt, ungemütlich. Da wirkte die Stadtmeisterschaft wie eine kurze Aufheiterung – mehr nicht.
Die Handballer hatten es schwer im Jahr 2001. Dass die besten vier Herrenteams nur noch in der sechstklassigen Landesliga spielen – daran haben sich die Mülheimer fast schon gewöhnt. Doch dass mit Beginn der Saison 2001/2002 die Ruhr-Sporthalle als Heimspielort ausfiel und der komplette Spielplan umgestellt werden musste: Da mutierten die Mülheimer Teams endgültig zur Lachnummer im Handball-Kreis.
Als die Saison ein paar Spieltage alt war, und die dreiwöchige Herbstpause anstand, fanden nun die Stadtmeisterschaften statt. Zwei Tage, an denen nicht über die Probleme geredet werden sollte. Einfach ein bisschen spielen, quatschen, bei der Party tanzen. „Jetzt erst recht“ lautete das Motto von Josef Lennertz, dem Vorsitzenden des Verbandes Mülheimer Handball-Vereine, schließlich fiel die Ruhr-Sporthalle als Spielort aus. Die Hallen an der Boverstraße und der Kleiststraße mussten herhalten – als (keinesfalls schlechte) Notlösung. Gleichzeitig befanden sich nie mehr als 150 Zuschauer in den Hallen; in der riesigen Ruhr-Sporthalle hätte das zu einer Geister-Atmosphäre geführt. Die Zeiten, in denen die Handballer Zuschauermassen anlockten, sind lange vorbei. Lediglich Freunde und Verwandte der Aktiven besuchen heutzutage noch die Spiele; dazu vielleicht noch Späher anderer Teams (aber in Mülheim ist das eher selten) – das wars.
Spannend bis zum letzten Wurf verliefen die beiden Wettbewerbe trotzdem, obwohl am Ende zum vierten Mal in Folge die SG MTV/Rot-Weiß (Herren) und der RSV (Damen) siegten. Der RSV-Sieg war nicht sehr überraschend. Schließlich sind die Rasensportlerinnen die einzige Mannschaft in der fünftklassigen Verbandsliga und den übrigen Teams sportlich deutlich überlegen. Und folglich gewann die Mannschaft von Trainer Jochen Kraus auch alle Partien, wenngleich sie zweimal hart kämpfen musste – beim 2:1-Vorrundenerfolg über Styrum 06 und dem 6:3-Finalsieg gegen Tura 05 Dümpten. Wie lange der Vorsprung der RSV-Damen vor den übrigen Teams noch anhält, steht in den Sternen. Denn vor allem bei Styrum 06 (siehe auch Seite 19) wächst hoffnungsvoller Nachwuchs heran. Auch die junge Mannschaft der DJK TuRa 05 Dümpten wird sich in den nächsten Jahren weiterentwickeln.
Keinen Favoriten gab es bei den Herren. Die vier Landesligisten waren in der Endrunde wie erwartet unter sich. Das sportliche Niveau im Mülheimer Handball ist zwar immer tiefer gesunken, dafür die Spitze so ausgeglichen wie noch nie. Genau das bewies auch die Endrunde, an deren Ende Titelverteidiger SG MTV/Rot-Weiß ganz oben stand. Trainer Willi Heidkamp freute sich ganz besonders: Im Jahr 2000 war er mit dem HSV Dümpten im Endspiel an der SG gescheitert. Ein wenig enttäuscht waren lediglich die Akteure der DJK Styrum 06, die sich bei der 8:13-Niederlage im Duell gegen HSV Dümpten von den Schiedsrichtern verschaukelt fühlten – bei einem Styrumer Erfolg wäre der Wettkampf vermutlich ganz anders gelaufen. Falsche Schiedsrichter-Entscheidungen – auch die gehören zu einer Stadtmeisterschaft hinzu.
Es war eine nette Veranstaltung, nicht mehr. An die Einzelheiten wird sich in einem Jahr kaum noch jemand erinnern. Vielleicht schon eher an die Party, die im Klubhaus des Mellinghofer TV an der Aktienstraße stieg. Alle Mannschaften waren vertreten, blieben teilweise bis 2 Uhr, obwohl die Endrunde für die Damen am Tag darauf schon um 9.45 Uhr begann. Leider verteilte sich das Party-Publikum auf zwei Etagen – der letztjährige Veranstaltungsort (die Gaststätte „Union“) war für die „Sportler-Party“ doch ein wenig besser geeignet.
Und so gibt es an jedem Punkt im Mülheimer Handball etwas zu kritisieren, vom tiefen sportlichen Niveau bis zum Party-Ort bei der Stadtmeisterschaft. Die Situation ist nun einmal regnerisch, bewölkt, ungemütlich. Aufheiterungen werden immer seltener. Die Hoffnung auf einen Hochsommer im Mülheimer Handball wird immer geringer.

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Sportmagazin 4/2001 – Gerd Heinrich, Porträt des Speldorfer Jugendleiters:
Der Feind des Frauenfußballs
Gerd Heinrich leitet die VfB-Jugend

Wenn Gerd Heinrich auf seine bisherige „Laufbahn“ als Fußballtrainer zurückblickt, dann erzählt er zunächst schmunzelnd die Geschichte von seiner Zeit als Coach des Damenteams des SV Duissern. „Damals habe ich zur Duisburger Presse gesagt, dass ich das mache, obwohl ich ein erklärter Feind des Frauenfußballs bin“, lächelt Heinrich. „Das war sofort die Schlagzeile.“ Er ist ein witziger Typ, der gerne lacht und will mit diesem frischen Wind die Jugendabteilung der Grün-Weißen „aufmischen“.
In den anderen Mülheimer Fußballvereinen rieben sich die Verantwortlichen verwundert die Augen. „Gerd Heinrich? Nie gehört! Was ist das denn für einer?“ lauteten die Fragen.
Die Speldorfer können das nun beantworten. Heinrich ist 50 Jahre alt, arbeitet im Krankenhaus Duisburg-Nord in Fahrn als Logistikleiter und trainiert seit 25 Jahren Jugend- und Seniorenmannschaften. Er war bei Eintracht Duisburg, Preußen Duisburg, Rheinland Hamborn sowie bei den Herren, Jugendlichen und Damen des SV Duissern tätig, bevor er zur Saison 2000/2001 als B-Jugendtrainer zum VfB kam. Doch das sind nur die Fakten. Gerd Heinrich ist einer, der knallhart seine Meinung sagt, ohne unfair zu sein. Ein sehr netter Mann, der es geschafft hat, die oft untereinander rivalisierenden VfB-Jugendmannschaften auf einen Kurs zu bringen – und das in kurzer Zeit. „Offen diskutieren und ernsthaft streiten“, lautet sein Motto.
Gerd Heinrich hat große Ziele. „Ich möchte den schlafenden Riesen Jugendabteilung wecken.“ Mit diesen Worten stellte er sich bei der Jahreshauptversammlung des Hauptvereins den Mitgliedern vor. Die Zusammenarbeit zwischen der Jugend- und der Seniorenabteilung soll besser werden, meint Heinrich: „Das kann nur funktionieren, wenn beide Seiten aufeinander zugehen“. Was seinen Vorgängern Klaus Wörsdörfer (1996 bis 1999) und Jürgen Heckhoff (1999 bis 2001) nicht gelang, will er endlich schaffen: Eine Mannschaft in die Niederrheinliga bringen.
Seit dem 25. September ist er im Amt – also knapp drei Monate. In drei Jahren stellt er sich zur Wiederwahl; dann weiß Gerd Heinrich, ob er seine Ankündigungen wahr machen konnte. Es liegt noch viel Arbeit vor ihm.

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Sportmagazin 4/2001 – Das Lokalderby, ein etwas anderer Spielbericht:
Ein ganz normales Fußballspiel
Union gegen Speldorf – Derby-Stimmung in Mülheim

Sonntag, 18. November, 14.15 Uhr: Lange Schlangen bilden sich an der Südstraße; Autos fahren umher, suchen Parkplätze. Laut diskutierend kramen Fußball-Fans in ihren Portmonees Markstücke hervor. Die Gespräche drehen sich um ein Thema: Um das Lokalderby in der Verbandsliga. Union 09 gegen VfB Speldorf.
14.30 Uhr: Anpfiff. 1200 Zuschauer haben sich eingefunden. Sie marschieren vorbei am Grill, auf dem sich Würstchen braten lassen, vorbei am Bierstand. Sie schauen auf den Rasen. Viele von ihnen sehen zum ersten Mal die Tribüne; die meisten staunen. „Sieht so anders aus hier.“
14.32 Uhr: Der erste Aufschrei auf der Tribüne. Die Gespräche werden kurz unterbrochen. Thomas Pröpper hat einen Freistoß an die Unterkante der Latte gezimmert. Frei nach Shakespeare heißt es: „Drin oder nicht drin?“ Die Meinung der Fans ist geteilt. Doch der Blick weicht wieder ab vom Rasen und den Nebenleuten entgegen. Ein Satz entweicht vielen Besuchern: „Was, du auch hier?“ Es treffen sich Speldorfer, „09er“, Mülheimer, die nur einmal im Jahr in einen Fußballstadion gehen. Leute, die eine Dauerkarte von Borussia Dortmund bei sich haben oder eine von Schalke, eine von Mönchengladbach unterhalten sich. Es wirkt wie ein Amateurfußballspiel – ein „ehrliches“. Und das ist es auch.
14.38 Uhr: „Tor für Union“ dröhnt es aus den Lautsprechern. Speldorf fing stärker an, aber Michael Klauß hat getroffen. Den Ball locker ins Eck geschoben. 1:0. An der Seitenlinie analysieren die Zuschauer. Heinz Moseler ist darunter, der Leiter des Mülheimer SportService (MSS) und auch Mohamed Ali Abdelhafid, Ex-Trainer von Vatan Spor. „Speldorf war eigentlich besser“, sagen sie.
14.45 Uhr: Diesmal werden die Lautsprecherboxen nicht großartig beansprucht. Eher leise wird der Ausgleichstreffer verkündet, den Karsten Häse für den VfB erzielt hat. „Mensch, was war das für ein Fehler von dem Zehner“, unken die Fans. In der Tat: Union-Libero Hakan Turna gab nicht die glücklichste Figur ab.
15.15 Uhr: Halbzeitpause, Sprint zum Bierstand. Von allen Seiten. Auf der Tribüne hocken eher die Union-Sympathisanten, die gegenüberliegende Seite ist nicht nur aufgrund des Rasenhügels grün. Mit einem Becher in der Hand diskutieren die Fans: Unentschieden verdient; nach dem 1:1 flachte das Spiel ein wenig ab.
15.32 Uhr: Der laute Pfiff von Schiedsrichter Mark Damrath ist gerade einmal 120 Sekunden her; einige haben ihren Platz noch gar nicht erreicht – da klingelt es wieder im Speldorfer Tor; und der Stadionsprecher frohlockt. Union hat das 2:1 geschossen; nein, geköpft. Ecke Michael Klauß, Kopfball Kai Berges. Tor. „Da hat der Dirk Pusch schon recht gehabt“, kombinieren einige scharfsinnig über ein großes Interview in der Tagespresse. Sie zitieren den Speldorfer Trainer: „Aufgrund der letzten Spiele gebe ich die Favoritenrolle gern an Union weiter.“ Ob sich das Blatt noch mal wendet?
15.37 Uhr: Keine fünfmal hat sich der Minutenzeiger weiter bewegt, schon wieder was passiert. Da erinnert sich so mancher an Madrids Roberto Carlos. Links an der Mauer vorbei hat der Speldorfer Thomas Pröpper den Ball ins Tor gezirkelt. 2:2 – ein Torwartfehler?
15.45 Uhr: Kein gutes Zeichen, wenn der Schiedsrichter zuerst die gelbe und dann die rote Karte aus seinen Hosentaschen hervorholt. Dann fliegt einer vom Platz. Es ist Abdul Haimami, Abwehrspieler von Union; unsanft hat er Stefan Majek gefoult. Aber was das wirklich gelb- (und damit gelb-rot)-würdig? Den Speldorfern ist das ziemlich egal. Überzahl! Die drei Punkte lachen.
16.06 Uhr: Die entscheidende Phase läuft. Alle 1200 Zuschauer sind noch da, starren auf den Platz. Der Schiedsrichter pustet in seine Pfeife. Freistoß. Dieselbe Distanz wie vor 29 Minuten, derselbe Schütze. Speldorfs Nummer sechs. Thomas Pröpper läuft an – und tatsächlich, wieder Tor! 3:2 für den VfB. Die „09er“ fluchen. Auf den Schiedsrichter. Sollten sie etwa wieder – zum dritten Mal in Folge – das Lokalderby verlieren?
16.13 Uhr: Es scheint entschieden. Nichts geht mehr für Union. Michael Klauß meckert; noch mal die gelb-rote Karte. „Ich hab´s doch gesagt. Der Pusch wusste es gleich“, wird wieder das Interview zitiert. „Wir haben die Ambition, beste Mülheimer Fußballmannschaft zu bleiben.“
16.16 Uhr: Aus! Das Spiel ist zu Ende. 3:2 für Speldorf. Zufrieden verlassen die Zuschauer den Platz an der Südstraße. Die meisten werden am Tag darauf schon gar nicht mehr wissen, wer die Tore geschossen hat. Das sind die, die nur einmal im Jahr lokale Amateurfußballspiele sehen. Aber ihren Spaß, den haben sie gehabt.
16.45 Uhr: Der Platz ist wie leer gefegt. Nur noch leere Becher erinnern an das Spektakel, das vor einer halben Stunde endete. An den Theken in den Klubhäusern wird gespült – entweder der Frust herunter, oder aufgrund der Freude. Die „09er“ fühlen sich verschaukelt; schieben einiges auf den Schiedsrichter. Noch denkt keiner an den 5. Mai. Um 15 Uhr werden dann viele wiederkommen. Nicht zur Südstraße, sondern zum Blötter Weg. Dann heißt es andersrum: VfB Speldorf gegen Union 09. Für die Spieler, die Vorstandsmitglieder, die treuesten Fans ist dann nur eine Frage spannend: Schafft es Union dann, den VfB zu besiegen? Wie zuletzt im Pokal im Mai 2000, als Union noch in der Landesliga spielte? Die Fachsimpeleien über diese ferne Frage beginnen schon kurz nach dem Abpfiff. Nach dem Derby ist vor dem Derby; frei nach Herberger. Doch darüber denken wirklich nicht alle nach, die an diesem Tag den Weg zur Südstraße fanden. Eher die wenigsten davon. Denn es war ja nur ein ganz normales Fußballspiel.

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Sportmagazin 4/2001 – Die Jahresbilanz des KSV Styrum:
Freudenfest mit Beigeschmack
KSV Styrum hatte zwei Gründe zum Feiern

Am 15. Dezember gab es beim KSV Styrum gleich zwei Gründe für ein großes Fest: Der Ringerklub feierte seinen 90. Geburtstag und gleichzeitig den Klassenerhalt in der Oberliga – das ist immerhin die dritthöchste Klasse in Deutschland. Doch war in der Saison 2002 wirklich alles Gold, was glänzte?
Keine Frage: Im Jahr 2001 hat der KSV überwiegend für positive Schlagzeilen gesorgt. Die Jugendarbeit ist bei den Styrumern so vorbildlich wie bei kaum einem anderen Klub und der Zulauf an der Von-der-Tann-Straße enorm. Die Trainer Stefan Wendtland, Andreas Zimmermann und Ralf van Voorst können einige große Talente vorweisen: Tim van Voorst zählt in der C-Jugend-Gewichtsklasse bis 34 kg zu den besten Ringern Deutschlands. Die Oberliga-Mannschaft überraschte: Bereits nach der Hinrunde war der Klassenerhalt sicher. Vor der Saison hatten Mitglieder und Fans einen harten Fight um den Ligaverbleib bis zum letzten Kampf befürchtet.
Eigentlich war also alles in bester Ordnung – und die Zukunft könnte angesichts der Stärke der Jugend gar nicht rosiger aussehen. Dennoch machte sich ab Mitte November Unzufriedenheit beim KSV breit. Nach dem geschafften Klassenerhalt setzte im Oberligateam Lethargie ein. Erfahrene Ringer wie Matthias Haase und Ralf Zickler hörten aus beruflichen Gründen auf, Trainer Guido Janz konzentrierte sich aufs Coachen und pro Kampf sagten zusätzlich noch im Schnitt zwei Ringer aus unterschiedlichsten Gründen ab. Die Folge: Zwei bis drei Jugendliche, für die die Oberliga zu früh kommt, mussten ran, die Kämpfe wurden hoch verloren und die Zuschauer waren unzufrieden. Zusammengehörigkeitsgefühl sieht anders aus. Oft musste der KSV-Vorsitzende Egon Janz am Kampftag noch viel telefonieren, um überhaupt neun Ringer zusammenzubekommen – eigentlich besteht eine Mannschaft aus zehn Aktiven. Gewiss beschwert sich der KSV zurecht über fehlende Sponsoren. Doch förderlich für das Image waren die letzten Kampftage ganz bestimmt nicht.
Dass es sich dennoch lohnte, zur Von-der-Tann-Straße zu kommen, dafür sorgte Armin Locker. Der ehemalige Bundesligaringer begeisterte die Zuschauer jedes Mal. Er erfreute die Fans mit seiner Zusage, auch im Jahr 2002 im KSV-Team zu ringen. Die Planungen laufen auf Hochtouren. Egon Janz muss zwei langjährige Stützen ersetzen: Sein Sohn Guido und Matthias Haase ringen nicht mehr für die Styrumer.
Zum KSV-Team gehörten Florian Zimmermann, Thomas Zimmermann, Ayhan Alkan, Sebastian Klein, Andreas Zimmermann, Michael Böhm, Jan-Jelen Wilmalathas, Ralf Zickler, Matthias Haase, Lothar Zimmermann, Gökhan Alkan, Christian Zuhr, Sebastian Schale, Armin Locker, Guido Janz, Serkan Acikgöz, Torsten Schumacher, Kay Stegmann, Thomas Kappe, André Zuhr und Betreuer Rolf Jäger.

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Sportmagazin 4/2001 – Jahresrückblick: Zeugnis des Mülheimer Sports
ZEUGNIS DES MÜLHEIMER SPORTS
„Versetzung“ nur knapp geschafft

Was wäre, wenn der Mülheimer Sport zur Schule ginge, und es am Jahresende um die Versetzung ginge? Wie würden die Noten in den einzelnen Sportarten und für die Sportpolitiker aussehen? Das Sportmagazin pickte einzelne „Fächer“ heraus. Das Ergebnis: Versetzung nur knapp geschafft.
Tennis: Die Bundesliga-Mannschaft des KHTC verfehlte das „Klassenziel“ und stieg ab. Die „alten Wilden“ des Herren-30-Teams retteten die Note, indem sie den Sprung in die Bundesliga schafften (siehe dazu auch die gegenüberliegende Seite). Deshalb Note: 4
Hockey: Auch hier verfehlten die Bundesligaspieler das „Klassenziel“. Doch nicht nur die Herren stiegen ab, sondern auch die Damen. Sie spielen 2002 nur noch in der Oberliga. Die ausreichende Note rettete die erfolgreiche Jugendabteilung des HTCU. Note: 4
Fußball: Im Fußball geht es zwar bergauf, aber für eine gute Note reicht es noch nicht. Denn der VfB Speldorf und Union 09 stehen „nur“ im oberen Mittelfeld – jenseits von Gut und Böse. Außerdem ist die Kluft zwischen den guten und den schlechten Klubs größer geworden. Früher war die Spitze ausgeglichen, nun sind Speldorf, Union und mit Abstrichen auch Vatan Spor und der MSV 07 dem Rest enteilt. Note: 3
Handball: Was ist nur aus dem Mülheimer Handball geworden? Das Zuschauerinteresse ist fast gleich „Null“, sportlich sind die Handballer ohnehin nur noch in der sechstklassigen Landesliga vertreten. Im Sommer klopfte der HSV Dümpten an die Verbandsliga-Tür – musste sich aber mit Rang drei zufrieden geben. In der Saison 2001/2002 plante die SG MTV/Rot-Weiß den Sprung nach oben – und krebst im unteren Mittelfeld herum. Note: 5
Rudern: Klassen-Primus! Wer Weltmeister zu bieten hat wie den Junioren-Vierer mit Philipp Nörtershäuser, Jan-Ole Gehrmann, Tobias Caspar und Steuermann Stephan Boer, und dazu noch einige Deutsche Meister, der verdient sich die Note: 1
Bogenschießen: Operation „Titelverteidigung“ gelungen: Der MASA BSC holte zum zweiten Mal in Folge die Deutsche Meisterschaft nach Mülheim. Die deutschen „Robin Hoods“ blicken neidisch auf die Ruhrstadt. Note: 1
Tischtennis: Nach den „fetten“ Bundesliga-Jahren des Post SV ist Tristesse eingekehrt. Der TTSC 71 schlägt sich in der Oberliga wacker – aber nicht mehr. Große Talente sind in naher Zukunft nicht in Sicht. Note: 4
Sportpolitik: Erst pfui, dann hui: Mit Schrecken verfolgten die Mülheimer die Hiobsbotschaften in Sachen Sporthallen und gaben der Politik die Schuld – nicht ganz zu Unrecht. Auch die Pleite der Skate-Galaxy stürzte den Mülheimer Sportbund (MSB) in eine Krise. Doch der Wille, alle Probleme so perfekt wie möglich zu meistern, ist gewiss vorhanden. Außerdem gelang es der Politik, Mülheim wieder für die Rhein-Ruhr-Bewerbung im Jahr 2012 ins Gespräch zu bringen. Note: 4

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Sportmagazin 4/2001 – Kurz-Interview mit Heinz Moseler:
4 FRAGEN AN
Heinz Moseler Werksleiter des Mülheimer Sport-Service (MSS)

Wie sieht der Jahresrückblick im Bereich Lokalsport für den Werksleiter des Mülheimer SportService aus?
Ich finde es bedauerlich, dass wir an vielen Fronten nicht mehr die erste Geige spielen. Mit der Wirtschaftsförderung für Uhlenhorst und dem Förderkreis des Mülheimer Sports gehen wir im Leistungssport eigentlich nach vorne, aber die Leistung stagniert leider. Bedauerlich ist auch der Zustand der Sportstätten und allgemein, dass der Stellenwert des Sports nicht mehr so hoch ist wie in den 70-er- und 80-er-Jahren.
An welche Ereignisse erinnern Sie sich besonders gern?
An die Arbeit im Zusammenhang mit Olympia 2012. Wir haben versucht, den Fuß wieder in die Tür zu kriegen und das geschafft. Mülheim ist wieder im Rennen. In der Sportszene freut mich, dass wir wieder den Zuschlag für die Deutsche Meisterschaft im Squash bekommen haben. Rein sportlich gab es außer der Deutschen Meisterschaft im Jugend-Hockey und den Ruder-Weltmeistern kein ganz herausragendes Ereignis.
Und an was nur ungern?
Ich bedaure, dass Uhlenhorst abgestiegen ist; schließlich war dieser Verein immer das Vorzeigeobjekt für die Stadt. Bedauerlich ist auch die öffentliche Diskussion um den Zustand der Sportstätten.
Was erwarten Sie vom Jahr 2002?
Ich hoffe, dass Uhlenhorst den Aufstieg schafft und für einen Zuschlag im Bereich Hockey für Olympia 2012. Ich wünsche mir, dass Mülheim auf der Liste der Ausrichterstädte mit auftaucht und generell auf das neue Hockey-Stadion. Außerdem hoffe ich, dass Fairplay weiterhin eine gewichtige Rolle spielt, auch in der Diskussion um den Zustand der Sportstätten.

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Sportmagazin 1/2002 – Hockey-Rundumschlag
DAS TURBULENTE FRÜHJAHR
Ein Weltmeister und viel mehr - Hockey in den Schlagzeilen

Wer im September 2001 nach dem Abstieg des HTC Uhlenhorst in die 2. Bundesliga vermutet hätte, der Hockeysport würde aus den Lokalsport-Schlagzeilen verschwinden, der wurde im Frühjahr eines Besseren belehrt. Die Sportler und Sportpolitiker lieferten genug Gründe für heiße Diskussionen.

Aufgebrachte Politiker gab es nämlich nicht nur im Bundesrat. Es war der 3. Februar – ein winterlicher Sonntagmittag - als Oberbürgermeister Jens Baganz und Sportdezernent Wilfried Cleven kopfschüttelnd und schimpfend eine für den Mülheimer Sport bittere Entscheidung kommentieren mussten. Nach monatelangen Planungen und einem detaillierten Bewerbungsschreiben verlor Mülheim das Rennen um das nationale Hockeystadion gegen Mönchengladbach. Wenige Tage zuvor hatte Oberbürgermeister Jens Baganz beim Jahresempfang des Mülheimer Sportbundes noch bekräftigt, es sei „eine Herzensangelegenheit, dass uns das gelingt“. Er wurde enttäuscht, genauso wie Wilfried Cleven. „Das ist die denkbar schlechteste Entscheidung. Wir haben die Hockey-Kompetenz und wir haben die Hockey-Bedürfnisse auf den Punkt gebracht“, sagte Cleven in seiner Enttäuschung. Die Mülheimer Delegation mutmaßte, dass die Entscheidung pro Mönchengladbach schon vorher gefallen sei, weil der linke Niederrhein noch gar nicht an der Olympia-Bewerbung 2012 beteiligt war. Für diese These spricht, dass der DHB-Vorstand schriftlich abstimmte und nicht mündlich. So wurde jede Diskussion direkt vermieden.
Und was bleibt? Die Musik in der Hockey-Bundesliga spielt in Hamburg, das Leistungszentrum ist in Mönchengladbach. Der ehemals beste Hockeyklub Europas ist definitiv „out“.
*
Das Hockey-Stadion war auch bei der Jahreshauptversammlung des Kahlenberger HTC ein Thema – schließlich hätte der KHTC von dem Bau mächtig profitiert, wäre das Leistungszentrum doch auf seinem Klubgelände entstanden. Doch bei der Sitzung am 22. März war dieses Thema nur eine Randnotiz. Vielmehr interessierte ein Mann, der an der Theke stand und das Geschehen aus der Ferne beobachtete: Sven Meinhardt. Der 30-jährige Ex-Nationalspieler, der in Mailand und zuletzt in Oberhausen spielte, ist noch gut in Form. Das weiß natürlich auch der HTC Uhlenhorst, doch ein Angebot des Zweitligisten lehnte „Meini“ ab. „Natürlich hätte auch ich ihn gerne gehabt, aber er hat ein klares Wort gesprochen und eine gute Entscheidung gewählt. Er wollte den Trainingsaufwand nicht mehr betreiben, aus beruflichen und privaten Gründen“, bedauert HTCU-Trainer Stefan Kleine, dass Meinhardt nicht in den Wald wechselte. Der Flügelflitzer schießt an der Mintarder Straße seine Tore. In der Oberliga.
*
Anderer Ort. Anderer Schauplatz. Das Kalenderblatt verrät, dass es ein trüber Montagmorgen ist; in schwarzen Buchstaben steht dort 11. März geschrieben. Bereits um 7 Uhr haben sich 50 treue Fans zum Düsseldorfer Flughafen aufgemacht, um vier Weltmeister in Empfang zu nehmen: Florian Kunz, Christian Scholten vom Gladbacher HTC, Matthias Witthaus vom Crefelder HTC – und Timo Weß vom HTC Uhlenhorst. Dieses Quartett schaffte in Malaysia einen historischen Triumph: Zuvor war es noch nie einer Nationalmannschaft geglückt, den WM-Titel nach Deutschland zu holen. Der hockeyverrückte Timo Weß erfüllte in Malaysia einen Doppeljob: Hockey spielen und fürs Abi büffeln. Den WM-Titel hat er geholt, ob es auch fürs Abi-Zeugnis gelangt hat, wird sich in ein paar Wochen entscheiden.
Ob es dem 19-Jährigen gelingt, von der WM auf die 2. Bundesliga umzuschalten? Na klar, sagte Timo Weß zu Trainer Stefan Kleine. Doch Kleine meint: „Er will nicht wahr haben, dass es ihm doch zu schaffen macht. Das ist ein ganz anderes Spieltempo und nicht mehr das höchste Niveau der Welt.“ Aber im gleichen Atemzug lobt Kleine seinen Kapitän in höchsten Tönen: „Er kann sich genial anpassen, reißt die anderen mit.“ Doch ob Timo auch bei einem zweiten Zweitliga-Jahr weiterhin das Uhlen-Trikot tragen würde? Das ist eher zweifelhaft, denn seine Nationalmannschafts-Chancen stiegen gewiss nicht an; eher im Gegenteil. Mit diesem hypothetischen Thema mag sich Stefan Kleine nicht befassen. „Wir wollen Timo unbedingt behalten“, sagt er. Denn von einem möglichen Nicht-Aufstieg wird beim Rekord-Europapokalsieger nicht geredet.
*
Ja, die 2. Bundesliga. Sie wird von Mai bis Oktober die Gespräche der Mülheimer Hockey-Fans bestimmen. Von Weltmeistern geschweige denn von Weltklasse ist dann im Waldstadion nicht mehr die Rede. Der Alltag heißt dann Großflottbek und Braunschweig. „Der Aufstieg muss her“, ist – laut Trainer Kleine – das Motto. Doch für den Abstieg haben sich die Uhlen ein denkbar schlechtes Jahr ausgesucht. Da die 1. Bundesliga bald nur noch aus einer Gruppe besteht, müssen die Mülheimer (vorausgesetzt, sie landen in Liga zwei auf Platz eins) ein Aufstiegsspiel gegen den Tabellensechsten der Bundesliga bestreiten. „Unser Gegner wäre dann eine Mannschaft, die in der Bundesliga im Mittelfeld mitgespielt hat“, befürchtet Kleine schon vorab einen schweren Brocken. Doch vor der Kür kommt die Pflicht. Und in dieser stehen die schwersten Gegner direkt zu Beginn auf dem Spielplan. „Düsseldorf und Köln dürften die härtesten Mitkonkurrenten sein“, vermutet Kleine. Also bereits nach zwei Spieltagen wissen die Mülheimer, wohin die Reise geht.
Nach dem bitteren Jahr 2001 und der Niederlage im Kampf um das Hockey-Leistungszentrum ist es für den Mülheimer Hockeysport bitter nötig, dass die Reise wieder in die 1. Bundesliga geht. Denn ansonsten schwindet die Geduld der Mülheimer „Krummstockfans“ und der HTCU wäre nur noch ein ganz kleiner Punkt auf der Hockey-Landkarte. Das sportliche Aushängeschild hängt nur noch an einem dünnen Faden.

MAL EHRLICH…
… Herr Kleine, vor einem halben Jahr haben sie im Sportmagazin die Trainingsbeteiligung und mangelnde Unterstützung kritisiert. Hat sich die Situation verändert?
Aber ja, das ist besser geworden. Beim Training sind immer 20 Mann und drei A-Jugendliche dabei, so dass mein „Co“ Jörn Eisenhuth und ich immer aus dem Vollen schöpfen können. Die fehlende Trainingsbeteiligung hat uns im Vorjahr den Klassenerhalt gekostet.

Hintergrund: Hockeystadion
Der Deutsche Hockey-Bund (DHB) plant ein Hockey-Leistungszentrum mit einem nationalen Hockeystadion und dem DHB-Sitz. Ab 2004 sollen in diesem Stadion hochkarätige Turnierveranstaltungen durchgeführt und – im Falle der Olympischen Spiele 2012 – auch die olympischen Hockeywettbewerbe ausgetragen werden. Es bewarben sich Mönchengladbach und Mülheim. Während sich die Stadt vom Niederrhein mit einem riesigen Hockeystadion nebst großer Mehrzweckhalle und 11000 Parkplätzen im neuen „Nordpark“ protzten (dort entsteht auch das neue Fußballstadion), präsentierten die Mülheimer eine Version „mit Herz“. Das Zentrum sollte an der Mintarder Straße auf dem Gelände des KHTC entstehen, idyllisch im Ruhrtal gelegen. Am 3. Februar entschied der elfköpfige DHB-Vorstand mit 8:3 Stimmen für Mönchengladbach.

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Sportmagazin 1/2002 – Sportpolitik
DIE EICHHÖRNCHEN
Mühsamer Weg aus der Krise

Die Mülheimer Sport-Fachleute erinnern zurzeit stark an Eichhörnchen. Eben jene putzigen Tierchen müssen sich – so verrät es auch das Stichwort – „mühsam ernähren“. Die lokalen Sportexperten suchen nach Wegen aus der Krise, in die Mülheim in den letzten Jahren hineinschlitterte. Doch eine Patentlösung gibt es nicht. Die Treppe zurück zum Erfolg ist lang. Und im Moment ist gerade einmal die erste Stufe erklommen.
So weh das auch tut, die Fakten sind hart.
1) In den letzten Jahren gingen die meisten Erstligisten verloren (Hockey – HTC Uhlenhorst, Tennis – Kahlenberger HTC, Squash – Hot Socks, Tischtennis – Post SV, Boxen – BC Ringfrei, Badminton – 1. BV Mülheim).
2) Die 45 Turn- und Sporthalle sowie zahlreichen Bezirkssportanlagen sind keinesfalls in einem modernen Zustand und zum größten Teil renovierungsbedürftig. Der Verweis auf die anderen Städte, denen es kaum besser gehe, klingt da nur wie eine platte Ausrede. Die größte Veranstaltungshalle in Mülheim (Lehnerstraße) hat gerade einmal Platz für maximal 500 Besucher. Und das in einer Stadt mit 170.000 Einwohnern.
3) Der Spitzensport läuft an Mülheim vorbei: In den publikumsträchtigen Sportarten Fußball, Handball, Basketball und Eishockey spielt Mülheim nicht einmal eine Nebenrolle. Wenigstens Hockey-Nationalspieler Timo Weß vertrat die Ruhrstadt-Farben einmal auf nationalem Parkett.
4) Der jüngste Schock: Sollten im Jahr 2012 wirklich Olympische Spiele in der Rhein-Ruhr-Region stattfinden – sie würden um Mülheim einen Bogen machen. Auch die Bewerbung um das Hockey-Leistungszentrum scheiterte. Den Zuschlag bekam Mönchengladbach. Das war auch eine Niederlage von Oberbürgermeister Jens Baganz, der wenige Tage vor der Entscheidung beim MSB-Jahresempfang noch gesagt hatte: „Es ist mein Herzenswunsch, dass uns das gelingt.“ Er hatte die Bewerbung zur Chefsache erklärt.
Das alles zusammen wirft kein gutes Bild auf eine Stadt, in der die Hälfte der Einwohner in Vereinen oder Sportkursen aktiv sind.
Doch die Sportpolitiker und –funktionäre schlafen nicht. Auch sie haben die Zeichen der Zeit erkannt. „Es ist fünf vor zwölf“, erkannte Uwe Schumann, engagierter Teamchef des Tennis-Zweitligisten Kahlenberger HTC, anlässlich des „Sport-Dialoges“ am 15. April in der Halle an der Südstraße. Er hat recht!
Und was wird gegen die einzelnen Punkte getan? Die Hockey-Leistungszentrums-Entscheidung ist gefallen. Das ist den Planern nicht vorzuwerfen. Die Bewerbung war gut, die Idee war gut – es scheint, als hätte nicht nur die Qualität der Bewerbung eine Rolle gespielt.
Gibt es bald wieder einen Erstligisten? Mit dem Wiederaufstieg des KHTC in die höchste Klasse des Tennis ist vorerst nicht zu rechnen. Mit der Rückkehr der Uhlenhorster in die höchste Hockey-Etage schon eher. In anderen Sportarten ist Ebbe angesagt. Langsam beginnt die Abarbeitung der Sportstätten-Problemfälle. Bis endlich wieder eine große Veranstaltungshalle da ist, werden mindestens zwei weitere komplette Jahre vergehen.
Und da wären wir wieder bei dem Eichhörnchen-Bild. Es kann nur mühsam bergauf gehen, nicht ruckzuck. Der Mülheimer Sport braucht ein Image, ein weiteres Aushängeschild neben dem sich nur langsam aufrappelnden HTC Uhlenhorst. Gelsenkirchen hat Schalke 04, Bochum den VfL, Essen RWE und TuSEM, Dortmund die Borussia, Oberhausen RWO und die Revier-Löwen. Und Mülheim? Was würden die Bewohner oben genannter Städte wohl auf die Frage antworten, welche Sportart sie mit Mülheim in Verbindung bringen? Wahrscheinlich „Hockey“. Mit der Ergänzung: „Aber da sind die ja auch nicht mehr so gut!“

Auf ein Wort:
Die Jahresrückblicke für 2001 liegen noch gar nicht lange zurück. Im Dezember war es, als in den verschiedensten Zeitungen die Worte „Mittelmaß“ und „Bedeutungslosigkeit“ die lokale Sport-Szene charakterisierten.
Doch was damit genau gemeint war, zeigte sich im ersten Drittel des Jahres 2002. Einmal abgesehen von den Galopp-Renntagen – keine andere Sport-Veranstaltung in Mülheim zog in dieser Zeit mehr als 500 Zuschauer an; kein Fußballspiel, kein Handballspiel, kein Hockeyspiel, keine Laufveranstaltung – der EASY-Halbmarathon fiel nämlich aus. Die dicksten Schlagzeilen bekam mit Ausnahme des Hockey-Weltmeisters Timo Weß nicht der Sport selbst, sondern die Sport-Politik. Und selbst diese Überschriften waren kaum positiv. Das Hockey-Leistungszentrum ging nach Mönchengladbach, die Hallen-Misere ist erst in ein paar Jahren komplett besiegt, Sportvereine klagen über die dürftige Unterstützung der lokalen Wirtschaft.
Es gab Zeiten, in denen es leichter fiel, ein Sportmagazin zu füllen. Spannende Themen sowie interessante Athleten und Spieler gibt es fraglos immer noch genug, aber bis wieder nationaler oder sogar internationaler Spitzensport an der Ruhr die Hauptrolle spielt, werden wohl noch ein paar Jahre vergehen. Im „Mittelmaß“ und der „Bedeutungslosigkeit“. Das ist schade!

Die Übersicht:
Ruhr-Sporthalle:
Die 1500-Zuschauer-Halle wurde Anfang Mai 2001 aus verschiedensten Gründen geschlossen und kurze Zeit später für 150 Personen vorerst geöffnet. Geplant ist ein Abriss der Halle und ein Neubau an gleicher Stelle, der bis spätestens Ende 2004 fertiggestellt werden soll. Die Opfer sind (neben den Schülern) die Hallenfußball-Fans, die bis zur Saison 2005/2006 auf die Stadtmeisterschaft verzichten müssen, die Handballer der SG MTV/Rot-Weiß sowie die Organisatoren von Großveranstaltung, die noch vier Jahre auf eine große Halle in Mülheim warten müssen.
Sporthalle Von-der-Tann-Straße:
Aufgrund eines Schadens der Heizungs- und Lüftungsanlage ist die Halle seit Januar geschlossen. Das Ende der Bauarbeiten wurde immer wieder verschoben. Daran haben vor allem die DJK Styrum 06 (Handball) und der KSV Styrum (Ringen) zu knabbern – und natürlich der Schulsport.
Sporthalle Lehnerstraße:
Das defekte Dach wurde im Winter repariert.
Sporthalle Südstraße:
Die Badminton-Halle wurde generalüberholt und Anfang Januar mit dem Jahresempfang des Mülheimer Sportbunds eingeweiht.
Sporthalle Oberstraße:
Auch dieser Umbau ist fertig – und die Halle seit Anfang Februar wieder zu benutzen.
Sporthalle Mintarder Straße:
Zwischen der KHTC-Sportanlage und der Bezirkssportanlage entsteht eine Vierfach-Halle mit bis zu 500 Zuschauerplätzen. Die Einweihungsparty soll im Jahr 2004 steigen. Die mehrfach defekte alte Halle wird abgerissen.
FAZIT:
Ein kleiner Teil der langen Liste ist abgearbeitet – aber der Sanierungsstau wird noch bis 2005 anhalten; und dann – so ist zu befürchten – stehen wieder neue Reparaturen an.

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Sportmagazin 1/2002 – Handball
EIN SELTEN GEWORDENER FESTTAG
Über den Lokalderby-Samstag an der Boverstraße

Dass auf der Tribüne der Sporthalle an der Boverstraße kaum noch Plätze frei sind, weil ein Handballspiel stattfindet, kommt selten vor. Aber am 23. März war es soweit: Die vier besten Mülheimer Handballteams, die in der sechstklassigen Landesliga spielen, waren unter sich – und die Halle voll.
Ein Hoch auf den Termin-Ansetzer – wann hat es das zuletzt gegeben? Festtage sind selten geworden bei den Mülheimer Handballern. Vielmehr sind sie zurzeit die Prügelknaben der ohnehin stark angezählten Lokalsport-Welt. Zudem ist keine Sportart so stark von der Hallen-Misere betroffen wie Handball.
Da ist es doch für die Sportler ein angenehmes Gefühl, wenn die eigenen Bemühungen endlich einmal mit einer großen Zuschauerzahl belohnt wird. Zunächst trifft der HSV Dümpten auf Styrum 06. Lautstark machen sich Styrumer Jugendliche bemerkbar. Immer wieder tönt ein lautes „Styrum! Styrum!“ durch die Dümptener Halle. Fast im Sekunden-Takt geht ein Raunen durch die Halle. Das Spiel ist spannend. Bis zum letzten Atemzug. Selbst Auszeiten können die Atmosphäre nicht beruhigen. Am Ende jubelt nur eine Mannschaft. 30:29 für Dümpten. Das Spiel ist aus! War das der entscheidende K.O.-Schlag für die Styrumer im Abstiegskampf?
Durchatmen. Leute gehen raus, kommen rein. Bei beiden Spielen sind etwa 200 Personen gleichzeitig in der Halle – das ist für Mülheimer Handball-Verhältnisse eine Revolution, und das in der Zeit des Handball-Booms. So ist das in Mülheim.
Das zweite Derby wird weniger spannend. Die SG MTV/Rot-Weiß überrollt die DJK VfR Saarn mit 23:15. Eigentlich sollte dieses Spiel gar nicht stattfinden: Aufgrund der Osterferien wollten die Teams die Partie verlegen. Der Verband lehnte ab. Die SG wird’s im Nachhinein freuen.
Nach dreieinhalb Stunden geht ein netter Nachmittag mit den lokalen Handball-Größen zu Ende. Wer weiß, wann die Mülheimer Handballer zum nächsten Mal so viele Zuschauer anlocken?

Das Handball-Frühjahr
Januar:
Das neue Jahr beginnt bei den Landesligisten mit Trainerwechseln: Stephan Schmidt (Styrum 06) geht freiwillig und überlässt vorläufig Michael Pelikan das Amt, Laslo Seke (HSV Dümpten) wird durch das Duo Michael Privik/Michael Ogrinz ersetzt. Sportlich versauern die Mannschaften im Mittelfeld. Wesentlich niveauvoller ist da schon das Jugend-Länderpokalturnier am 19. und 20. Januar.
Februar:
Nun zieht die SG MTV/Rot-Weiß nach. Willi Heidkamp erklärt seinen Rücktritt zum Saisonende. Dann kommt Klaus Hipler. Am 19. Februar verpflichtet Styrum Jürgen Terfoort als neuen Coach. Trotzdem setzen sich die Styrumer vorerst am Tabellende fest. Der Abstieg droht.
März:
Das bleibt auch im März so. Während sich die SG, Saarn und Dümpten stabilisieren, sieht es um die Styrumer schlecht aus. Am 23. März begeistert der „Lokalderby-Samstag“ die Mülheimer Handball-Fans. Zunächst trifft Dümpten auf Styrum (30:29), dann die SG auf Saarn (23:15).
April:
Nach der Osterpause gehen die Klubs optimistisch in die letzten Spiele. Styrum kämpft verbissen gegen den Abstieg, die SG schleicht sich durch eine tolle Serie von sieben Siegen in Folge nach vorn.
So we

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Sportmagazin 2/2002 – Hockey
ES SIEHT NICHT GUT AUS
Mission "Aufstieg" vor dem Scheitern

Im September 2001 war die Trauer am Uhlenhorstweg groß. Der Traditions-Hockeyklub HTC Uhlenhorst stieg in die 2. Bundesliga ab. Von einem „Betriebsunfall“ war die Rede, einem Dämpfer zur rechten Zeit. Die Rückkehr in die Beletage des Hockeysports schien nur eine Frage der Zeit zu sein und war in den Köpfen aller Uhlen-Freunde schon vor Beginn der Saison vollzogen. Da war von den sieben Zweitliga-Gegnern nämlich wenig die Rede – und in der Sommerpause haben die Uhlen nun den Salat!
Nein, nicht auf Platz eins; auch nicht auf Platz zwei – sogar nur auf dem dritten Rang wird der HTCU in der Hitliste der 2. Bundesliga Nord geführt. Das hatten sich Trainer Stefan Kleine und seine Spieler ganz anders vorgestellt. Dass es kein Durchmarsch werden würde, war Kleine ohnehin klar – aber ein Rückstand von fünf Punkten fünf Spiele vor Saisonende ist schon ganz schön happig. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Uhlen dem „Sommermeister“ Schwarz-Weiß Köln keine Punkte mehr abnehmen können und die Kölner bisher nicht einmal besiegt haben (1:1, 1:6). Also heißt es schwarz auf weiß, auch wenn die Uhlenhorster das nicht gern lesen werden: Die „Mission“ Aufstieg steht vor dem Scheitern.
Natürlich hat das sportliche Gründe. Gewiss hat das Uhlen-Team Zweitliga-Format. An guten Tagen genügt es ganz bestimmt sogar Erstliga-Ansprüchen. Doch die Ausgewogenheit zwischen Defensiv- und Offensivarbeit stimmt einfach nicht. Vor lauter Drang nach vorn vernachlässigen die Uhlen oft die Abwehrarbeit. Das Resultat: viele Gegentore. Und während die Gegner nicht viele Chancen für einen Treffer benötigen, ist das bei den Uhlen anders. Ihre Auswertung ist miserabel. Das führte dazu, dass bislang keiner der vier Siege souverän zustande kam. Drei waren knapp (4:2, 4:3, 2:0) und beim 3:0-Erfolg über Hannover fiel das erlösende 2:0 erst kurz vor dem Ende.
Doch nicht nur daran mangelt es. Es scheint, als gäbe es in der Mannschaft eine zu große Kluft. Nationalspieler und Weltmeister Timo Weß schwebt in seiner Leistungsstärke oft über den anderen. Dahinter folgen Neu-Nationalspieler Jan Gehlen, Routinier Tim Leusmann sowie in Ansätzen die talentierten Ingo Stralkowski und Carsten Peetz – und der Rest? Sicher ragt der eine oder andere einmal heraus, aber zu oft verfehlen die übrigen Spieler ihre eigenen Erstliga-Ansprüche.
Und da wäre noch die Geschichte mit den Südafrikanern David Viney und David Staniforth. Endlich hatte sich der HTCU einmal getraut und war das Risiko einer Verpflichtung von ausländischen Stars eingegangen – und dann floppte das Unternehmen. Der Grund: Nach dem fünften Spieltag flog das Duo zu einem Lehrgang der Nationalmannschaft in die Heimat. Dabei spielten sie in einer Regionalauswahl – und waren folglich für den HTCU gesperrt, meinte zumindest der Deutsche Hockey-Bund (DHB). Der HTCU selbst konnte wenig dafür, sondern hatte in dieser „Geschichte“ einfach kein Glück. „Die beiden haben sich bei uns optimal eingefügt und sind an einer nicht für den Sport ausgelegten Regel gescheitert. Der DHB hat gegen den Sport entschieden. Wir sind sehr traurig“, meint der verärgerte Stefan Kleine. Doch so verärgert er auch sein mag: Auch nach der Sommerpause dürfen Viney und Staniforth nicht mitspielen.
Diese endet für die Uhlen-Mannschaft übrigens am 14. September. Dann steigt das Rückspiel gegen den Tabellenzweiten Großflottbek und die Mülheimer müssen gewinnen, um wenigstens die Hamburger wieder zu überflügeln. Sollte das gelingen, dann würde die endlose Warterei auf einen Kölner Ausrutscher beginnen. Und selbst wenn die Uhlen noch den Spitzenplatz erreichen, ist der Aufstieg noch nicht sicher, sondern die Hürde „Aufstiegsrunde“ wartet noch auf sie. Das sind verdammt viele Konjunktive. Der Betriebsunfall scheint zu einer Tragödie zu werden, denn der sofortige Wiederaufstieg ist unwahrscheinlich. Wahrscheinlich ist dann dagegen, dass die Nationalspieler abwandern, und die guten Talente noch nicht weit genug sind, um den Uhlen im Aufstiegskampf weiterhelfen zu können. Dann könnte es in der 2. Bundesliga ein Daueraufenthalt werden.

INTERVIEW MIT... Stefan Kleine (Trainer HTC Uhlenhorst)
Hat der HTC Uhlenhorst den Aufstieg schon verspielt?
Wir liegen fünf Punkte hinter dem Tabellenführer; nach der Sommerpause sind noch 15 zu vergeben. Aus eigener Kraft können wir es nicht mehr schaffen. Ich hoffe trotzdem, dass es gut für uns ausgeht.
Sind Sie denn – einmal abgesehen von der Platzierung – mit der Hinrunde zufrieden?
Wir haben immer recht gut gespielt, aber in den entscheidenden Augenblicken zu viele Torchancen gebraucht, um die Spiele klar und früh zu entscheiden.
Wird die „was-wäre-wenn-wir-nicht-aufsteigen?“-Frage schon diskutiert?
Das wird nicht diskutiert. Wir haben noch eine Abschlusssitzung nach dem letzten Spiel gemacht, das Programm in der Pause besprochen, aber noch nicht weiter diskutiert. Ich muss die Mannschaft loben, alle haben super dran gezogen. Nun werden wir uns optimal vorbereiten.
Wie sieht denn das Programm in der Sommerpause aus?
Wir werden uns einmal pro Woche treffen; aber ganz locker trainieren, ein bisschen Fußball spielen. Die Jungs können sich um Privatsachen kümmern, ein wenig Abstand gewinnen. Damit wir aber nicht außer Form kommen, gibt es einen zweiten, verbindlichen Lauftag. Das richtige Training beginnt wieder am 20. August.

Stichwort: Malaysia
Am 18. und 19. Juni gab es wenigstens etwas internationales Flair auf dem Kunstrasenplatz des HTC Uhlenhorst. Die Nationalmannschaft Malaysias mit Trainer Paul Lissek machte im Rahmen eines Trainingslagers Halt in Duisburg und absolvierte zwei Tests auf Mülheimer Boden. Der erste fand – natürlich – gegen die Uhlen selbst statt und endete 2:1 für Malaysia (18.6.). Am Tag darauf war Lisseks Team gegen eine Auswahl des Westdeutschen Hockey-Verbandes, die von Bundestrainer Bernhard Peters gecoacht wurde und in der die „Uhlen“ Timo Weß, Carsten Peetz, Ingo Stralkowski und Jan Gehlen mitspielten, keine Chance und unterlag 0:3.

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Sportmagazin 2/2002 – Leichtathletik
WER DEN SCHADEN HAT...
Kurioses vom Tengelmann-Lauf

Kennen Sie den? Nehmen Hunderte am 7. Tengelmann-Lauf über 10 Kilometer teil und verirren sich im Uhlenhorst! Klingt wie ein erfundener Witz, ist aber Wirklichkeit. So geschehen am 16. Juni!
Wer am 31.12.2002 auf das abgelaufene Sportjahr zurückblickt und nicht gerade zum Organisationsteam des Tengelmann-Laufs zählt, der wird sich ein breites Grinsen nicht verkneifen können. Diese Geschichte ist einfach zu komisch; bzw. einfach und komisch zugleich. Die Erklärung: Eigentlich lief alles wie geplant. Okay, das Wetter stimmte nicht, es regnete ein wenig – aber die Teilnehmerzahl an allen Wettbewerben lag in Rekordhöhe (1987) und das große Rahmenprogramm begeisterte große und kleine Gäste. Der Tengelmann-Lauf hat was zu bieten, gar keine Frage. Doch dann das! Der Startschuss zum 10-km-Lauf ertönte im Regen und die Menge spurtete von dannen. Vorn bildete sich eine Spitzengruppe um Dirk Schlitzkus (Essen-Stoppenberg); einer, der die 10-km-Strecke in 33 Minuten bewältigen kann. Die Läufer verschwinden im Uhlenhorst, ein Streckenposten wählt missverständliche Gesten, schwupps ist es passiert. Verlaufen. So werden für Schlitzkus und zahlreiche andere Favoriten aus 33 Minuten 53 – und am Ende gewinnt ein Außenseiter. Jürgen Fernholz heißt der Mann, der den 7. Tengelmann-Lauf in 37:06 Minuten gewinnt. Der Oberhausener hatte nicht im Traum an seinen Sieg geglaubt. Gut, dass er die Strecke im Effeff beherrschte – er deutete die Streckenposten-Gesten nicht falsch.
So ist die Mülheimer Sportgeschichte um eine Geschichte reicher. Und eine ganz alte Sportler-Regel bewahrheitete sich mal wieder: Unverhofft kommt oft! Wer den Schaden hat...
Zu hoffen bleibt nur, dass sich die Organisatoren des Laufs diesen Patzer nicht zu sehr zu Herzen nehmen und auch 2003 Spitzenläufer nach Mülheim kommen. Um die schöne Veranstaltung wäre es wirklich schade!
Dass auf der Tribüne der Sporthalle an der Boverstraße kaum noch Plätze frei sind, weil ein Handballspiel stattfindet, kommt selten vor. Aber am 23. März war es soweit: Die vier besten Mülheimer Handballteams, die in der sechstklassigen Landesliga spielen, waren unter sich – und die Halle voll.

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Sportmagazin 2/2002 – Tennis
UND IMMER WIEDER DASSELBE LIED
Zu wenig Sponsoren, kein Wiederaufstieg - so einfach ist das

Der Vergleich mit dem Hollywood-Klassiker „Und ewig grüßt das Murmeltier“ ist durchaus angebracht: Während der Hauptdarsteller in eben jenem Film den gleichen Tag immer und immer wieder erlebt, steht Uwe Schumann vom Tennis-Zweitligisten Kahlenberger HTC Jahr für Jahr vor dem gleichen Problem: Wo soll ich nur das Geld für die Saison hernehmen?
Am 21.7. steht der erste Aufschlag für die Zweitliga-Saison 2002 an. Der Traum „1. Bundesliga“ ist nach zwei Jahren vorbei. Es folgt der Neuanfang in Liga zwei. Rappelt sich der KHTC noch einmal auf? Können die Verantwortlichen um Teamchef Uwe Schumann noch einmal genug Motivation aufbringen?
Diese Frage werden sich die Drahtzieher der Kahlenberger Tennis-Abteilung auch gestellt haben, im September 2001, nach dem Abstieg. Eigentlich ist es langweilig, all die Kritikpunkte der Vorjahre zu wiederholen: Die Unterstützung der Mülheimer Wirtschaft ist zu gering, das Interesse der Zuschauer auch. Trotz eines guten Konzepts reichte es nur zu vielen Kleinsponsoren und einem damit prall gefüllten VIP-Zelt; aber zugleich nur zu einer Mannschaft, die den Ligaverbleib einfach nicht bewerkstelligen konnte.
Und nun? Wieder nach dem „dicken Sponsor-Fisch“ suchen? Tage und Nächte um die Ohren schlagen?
Teamchef Schumann war dazu nicht mehr bereit. Er gibt ehrlich zu, dass sich bei ihm eine „gewisse Enttäuschung“ breit gemacht hatte. Der sofortige Wiederaufstieg – das war ihm sofort klar – ist eine Utopie. Deshalb achtete er darauf, eine billige Mannschaft zusammenzustellen. Ein teurer Star wie Julien Boutter (Frankreich), der sich unter den ersten 50 der Weltrangliste etablierte, wurde gar nicht mehr gemeldet. Dafür sind nun Sargis Sargsian (Armenien), Alessio di Mauro (Italien), Cristian Kordasz (Argentinien), Oliver Patience (Frankreich), Tuomas Ketola (Finnland) und Konstantin Gruber (Österreich) für die ersten beiden Positionen vorgesehen. Eigentlich. Denn Sargsian, der einzige, der unter den „Top 100“ in der Welt notiert ist, wird kaum zu finanzieren sein. Das Aufgebot ergänzen die deutschen Spieler Karsten Braasch, Markus Menzler, René Heidbrink, Walter Orth, Tobias Siechau, Roy Pöschel, Daniel Kruchen und Ivor Miskulin. Vor allem von Menzler erhofft sich Uwe Schumann eine Menge.
Genug von der Mannschaftsformation geredet. Sie wirkt auf den ersten Blick – ohne böse sein zu wollen – ein wenig farblos. Karsten „Katze“ Braasch ist der einzige Farbtupfer, lediglich René Heidbrink ist den KHTC-Fans lange bekannt. Sonstige Publikumslieblinge wie Christian Schäffkes, Michael Schmidtmann oder Peter Vehar sind längst in der Herren-30-Mannschaft „verschwunden“. Jaja, die „Jungsenioren“; sie sorgten im Mai und im Juni wenigstens für ein bisschen gute Laune beim KHTC und bei Uwe Schumann – obwohl nur maximal 100 Zuschauer bei den Spielen zuschauten. In der Bundesliga wollten sie eigentlich nur den Klassenerhalt sichern, am Ende wurde es Rang drei, und Schäffkes und Co. wollen in der Saison 2003 sogar den Meistertitel anpeilen.
„Schäffel“ avancierte zum besten Herren-30-Bundesligaspieler und blieb ungeschlagen. Wäre er auch ein Kandidat für die 2. Bundesliga in der offenen Klasse gewesen? „Christian kennt sehr gut seine Grenzen und eine Saison in der 2. Bundesliga wäre ihm schwer gefallen“, glaubt Uwe Schumann. Jedenfalls spielt Schäffkes im Juli und August nicht mit. Somit besteht die KHTC-Mannschaft zwar aus vielen deutschen Spielern, was sie von vielen übrigen Teams unterscheidet, aber so richtig bekannt sind die meisten davon nicht. Womöglich ist das auch eins der Hauptprobleme. Warum sollten sich Tennis-Fans Spieler anschauen, die a) nicht bekannt sind und b) nicht schon viele Jahre in Mülheim spielen und deshalb keinen lokalen Bekanntheitsvorsprung haben? Das einzige wirklich interessante Heimspiel findet am Sonntag, 4.8. gegen Halle statt. Dann gibt es aber eine sportliche Konkurrenz an derselben Mintarder Straße, wenn auf dem Fußballplatz die Vorrunde des KöPi-Cups stattfindet. Das Rahmenprogramm wird übrigens im Vergleich zu den Vorjahren auch zurückgefahren. Gemeinsam mit der MST arbeitete Uwe Schumann zwar ein umfangreiches Kinderprogramm aus; aber die Showeinlagen bleiben ebenso weg wie die Musik zwischen den Ballwechseln. Das wiederum hat aber mit einem Veto des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) zu tun und nicht mit fehlenden Finanzen.
Bleibt die altbekannte Frage „Quo vadis KHTC?“ Wohin geht der Weg? Die Prognose ist leicht: Die Mannschaft wird mit Auf- und Abstieg nichts zu tun haben und im Mittelfeld landen, der Zuschauerschnitt zwischen 400 und 500 Besuchern liegen. Der Etat, der in diesem Jahr um 25 Prozent reduziert wurde, wird auch 2003 in diesem Bereich liegen. Und dann wird – jede Wette – Uwe Schumann wieder klagen: Über zu wenig Sponsoren, über die geringen Aussichten, den Wiederaufstieg in die Bundesliga zu schaffen.

Die Mannschaft
1 Sargis Sargsian, 2 Alessio di Mauro, 3 Cristian Kordasz, 4 Olivier Patience, 5 Tuomas Ketola, 6 Konstantin Gruber, 7 Karsten Braasch, 8 Markus Menzler, 9 René Heidbrink, 10 Walter Orth, 11 Tobias Siechau, 12 Roy Pöschel, 13 Daniel Kruchen, 14 Ivor Miskulin

Interview mit... Uwe Schumann (KHTC-Teamchef)
Im letzten Jahr hat der KHTC wochenlang für die Bundesliga geworben, diesmal fallen die Hinweise auf die Zweitliga-Saison eher spärlich aus. Ist bei Euch Ernüchterung eingekehrt?
Im letzten Jahr haben wir viele Aktivitäten entfaltet, da waren wir über das geringe Interesse natürlich enttäuscht. Wir sind nämlich kurz vor dem Start immer noch dabei, die Saison zu finanzieren, weil wir einfach keinen richtig großen Sponsor haben. Den bräuchten wir aber als Sicherheit. Auch über die Zuschauerzahlen im Vorjahr war ich enttäuscht, es waren nur etwa 1000. Diesmal rechne ich mit einem Schnitt von etwa 500 Besuchern. Das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag stimmt einfach nicht, schließlich habe ich auch einen Beruf und kann einfach nicht mehr Zeit aufbringen.
Was kann denn vor dem Hintergrund der finanziellen Sorgen das Ziel sein?
Ein Mittelplatz. An Halle und Oberhausen werden wir nicht rankommen. Dagegen müssen wir Schenefeld, Berlin und Bremerhaven schlagen.
Auf welche Spieler dürfen sich die Mülheimer Tennis-Fans denn besonders freuen?
Auf Cristian Kordasz und Alessio di Mauro. Cristian war im letzten Jahr verletzt, Alessio hat vor drei Jahren schon einmal bei uns gespielt. Auch unser Neuzugang Konstantin Gruber wird regelmäßig zum Einsatz kommen. Dagegen ist ein Einsatz von Sargis Sargsian aus finanziellen Gründen fraglich.
Zum Schluss noch ein Wort zur Herren-30-Bundesligamannschaft, in der Sie selbst mitgespielt haben. War das eine gute Abwechslung vom grauen Zweitliga-Alltag?
So grau ist das gar nicht in der 2. Bundesliga; wenn doch nur alles gesichert wäre... Das mit den Herren-30 war eine schöne Geschichte, obwohl nur maximal 100 Zuschauer da waren. In der Mannschaft war eine tolle Atmosphäre und für mich war das ein tolles Erlebnis.

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Sportmagazin 3/2002 – Jahresrückblick
EIN ÜBERGANGSJAHR
Wenige positive Signale im Jahr 2002

Im letzten Jahr hieß es an dieser Stelle noch: „Quo vadis, Mülheimer Sport?“ Die Prognosen waren eher düster, und das Jahr 2002 wurde wie erwartet ein Übergangsjahr auf dem Weg in eine goldenere Zukunft. Wann die beginnt? Wohl frühestens, wenn Anfang 2005 die neue Halle steht. Was waren in diesem Jahr die Höhepunkte? Sicherlich die üblichen Veranstaltungen wie Ruhrauenlauf und Drachenboot-Festival. Aber auch die Leistungen der Fußballklubs oder des Squash-Bundesligisten Courtwiesel verdienen eine Erwähnung. Was genau passierte? Hier der Überblick.
Januar
Jahres-Rückblicke beherrschen die Diskussionen in den Sportvereinen. Ansonsten ist wenig los. Die Fußball-Hallenmeisterschaft fällt erstmals aus; die meisten Sportarten befinden sich in der Winterpause. Highlight ist die Deutsche Squash-Meisterschaft an der Hardenbergstraße, die Hansi Wiens (Herren) und Sabine Tillmann (Damen) gewinnen.
Februar
Der Kalender muss schon das Wort „Februar“ enthalten, bevor die Mülheimer Sportler aus dem Winterschlaf erwachen. Der Ligabetrieb in den Sportarten geht wieder los, beim Fußball-Verbandsligisten VfB Speldorf gibt es einen Trainerwechsel: Axel Benzinger kommt für Dirk Pusch (9.2.). Eine Woche zuvor trauert die Stadtspitze um Oberbürgermeister Jens Baganz (der wohl noch nichts über seinen späteren Rücktritt ahnte) und Sportdezernent Wilfried Cleven! Den Zuschlag für das nationale Hockey-Zentrum erhält Mönchengladbach.
März
Der dritte Monat des Jahres ist keiner der Entscheidungen. Die Teams in den Ballsportarten biegen in die Endphase der Saison ein. Der VfB Speldorf wird den Aufstieg wieder nicht schaffen, hat dafür ab dem 1.7. einen neuen Trainer: Frank Kurth wird der heißen. Mit der Hallen-Misere haben sich die meisten Vereine inzwischen abgefunden. Sie scheinen zum Verzicht bereiten und meckern zwar im Hinterstübchen – tragen aber den schwierigen Weg mit. Ach, und noch etwas: Timo Weß, Hockey-Kapitän des HTC Uhlenhorst, wird Weltmeister. Na wenn das kein Ersatz für den Olympia-Flop aus dem Februar ist!?!
April
Die Hockey-Saison beginnt. Erstmals geht der HTC Uhlenhorst in der 2. Bundesliga an den Start. Ziel ist der direkte Wiederaufstieg. Der Start missglückt mit einer Niederlage in Düsseldorf. Einen Aufsteiger gibt es im Tischtennis zu feiern. Der zweiten Mannschaft des Post SV gelingt der Sprung in die Verbandsliga. Übrigens: Der Sportehrentag findet erstmals in der Stadthalle statt. Timo Weß und Annalena Wagner werden zu Mülheims Sportlern des Jahres gekürt.
Mai
Zäh lief das Ende der Fußball- und Handball-Saison. Selbst das Fußball-Lokalderby zwischen dem VfB und Union (5:2) zieht nur 500 Zuschauer an. Am Schluss war’s sogar langweilig. Im Fußball landen Speldorf, Union und Landesligist Vatan im Mittelfeld. Einziger Aufsteiger ist Tuspo Saarn (Kreisliga A in Bezirksliga). Im Handball erreicht Landesligist SG MTV/Rot-Weiß zumindest die Aufstiegsrunde, scheitert aber am TuS Erkrath. Styrum 06 muss den Weg in die Bezirksliga antreten.
Juni
Der Juni ist geprägt von Veranstaltungen, obwohl die Fußball- und Handballsaison beendet sind. Der Schachklub SV Nord weiht neben dem Südbad das neue Schachzentrum ein. Mitte des Monats lockt der Tengelmann-Lauf die Massen an und sorgt für die Panne des Jahres: Streckenposten schicken die Favoriten auf einen zwei Kilometer längeren Kurs. So gewinnt am Ende Außenseiter Jürgen Fernholz (Oberhausen). Am Pfingstsonntag (9.6.) zieht der „Preis der Diana“ 17.000 Zuschauer auf die Rennbahn am Raffelberg. Zu guter letzt stellt der Mülheimer Sport-Service (MSS) die Pläne für die neue Ruhr-Sporthalle vor. Das Schmuckstück soll Anfang 2005 fertig sein und 2.300 Besuchern Platz bieten. Hoffentlich geht’s gut.
Juli
Warm wird’s im Juli. Die Schulferien beginnen erst am 18.7., da bleibt vorher noch genug Zeit für Großveranstaltungen: Die „Tage des Jugendfußballs“ (6./7.7.) und das „Drachenboot-Festival“ (13./14.7.) locken die Massen an. Die Tennis-Saison liegt in vollen Zügen. Das Herren-30-Team des Kahlenberger HTC erreicht beim Bundesliga-Debüt einen tollen dritten Platz. Im „Joe’s“ im Rhein-Ruhr-Zentrum gibt’s Bowling: Die EM findet dort statt.
August
Die Schulferien laufen. Für die Daheimgebliebenen gibt es aber ein Ablenkungsprogramm. Der König-Pilsener-Cup, die nach draußen verlegte Version der Fußball-Stadtmeisterschaft, wird aber nicht angenommen und wird zum Zuschauer-Flop. Union 09 gewinnt. Das ist beim Ruhrauenlauf Ende August schon anders. Schon wieder ist der 10-km-Hauptlauf voll ausgebucht. Bleibt noch der bedauernswerte Kahlenberger HTC, der zwar in der 2. Tennis-Bundesliga als Tabellenvierter locker den Klassenerhalt schafft, aber nur 400 Zuschauer im Schnitt an die Mintarder Straße lockt. Armer KHTC.
September
Alles neu macht der September: Die Fußballer und Handballer – und auch alle anderen Ballsportler – starten in die neue Saison. Zudem freut sich der Mülheimer Sport über ein neues Mitglied in der Bundesliga-Familie. Die „Courtwiesel“ ziehen von Bonn nach Mülheim um und kämpfen um den Squash-Mannschaftstitel. Einen großen Pokal erhält Wolfram Wiese. Er gewinnt das Radrennen „Rund in Winkhausen“.
Oktober
Im Hockey geht die Saison zu Ende – für Mülheim mit keinem guten Ergebnis. Der HTCU verpasst als Tabellenzweiter den Aufstieg, der KHTC vermeidet erst in einem Relegationsspiel den Fall in die 1. Verbandsliga. Glück gehabt... Trotz des Zuschauer-Flops geht’s im Tennis weiter: Auch 2003 gibt es Zweitliga-Sport beim KHTC.
November
Die Schlagzeilen in der Presse enthalten auf lokaler Sport-Ebene nichts Weltbewegendes. Gut, der VfB Speldorf ist mal Verbandsliga-Tabellenführer, doch das nur vorübergehend. Es gibt einen neuen Vorschlag für das Styrumer Freibad, die Sportschützen müssen aus den Räumlichkeiten der Karl-Ziegler-Schule raus – doch das gehört eher in den Bereich Sportpolitik. Bei der NRW-Meisterschaft im Schach erreicht Gerhard Schebler (SV Nord) im Mülheimer Schach-Zentrum Rang zwei.
Dezember
Ein Jahr geht schnell vorüber. Die Ringer des KSV Styrum schaffen den Klassenerhalt in der Verbandsliga; der Rest sinniert über das abgelaufene Jahr. Keins mit großen Highlights; keins, in dem Mülheimer Sportler bundesweit für Aufsehen sorgten. Aber eins, das bewies, dass Mülheim eine Sportstadt ist. Zumindest, was den Breitensport angeht. Und der Spitzensport wird irgendwann folgen. Ganz bestimmt!
 

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Sportmagazin 3/2002 – Handball-Stadtmeisterschaft
NEUE TITELTRÄGER BRAUCHT DIE STADT
Saarn und Dümpten wurden Stadtmeister

All die Jahre wieder kommt es in den Mülheimer Handball-Kreisen Mitte Oktober zum selben Schauspiel: Wenn die Stadtmeisterschaft ansteht, schieben die Experten die Favoritenrolle der SG MTV/Rot-Weiß (Herren) und dem RSV (Damen) zu. Die Veranstaltung wird allüberall vor allem als gemütliches Beisammensein gelobt. Das war es auch in diesem Jahr, und doch stimmte eins diesmal nicht: Die Favoriten gewannen nicht.
Viermal hatte es zuvor in Folge einen Doppelsieg gegeben. Also wurden an den Handball-Stammtischen Mülheims schon gar keine Wetten angenommen. Die SG zählt schließlich in der Landesliga zu den Aufstiegsaspiranten, und der RSV ist die höchste Damenmannschaft (Verbandsliga). Einspruch einlegen wollte da niemand.
Doch am Ende hatten die DJK VfR Saarn (Herren) und die DJK Tura 05 Dümpten (Damen) die Nase vorn. Die Saarner um Trainer Dirk Bril und Kapitän Christoph Neukirch profitierten von einer sehr schwachen SG in der Endrunde. Bereits nach zwei von drei Endrundenpartien stand der Saarner Titelgewinn fest. Bis zur letzten Sekunde aufregend war das Damen-Finale zwischen Dümpten und dem RSV. Dank der tollen Leistung von Torfrau Wiltrud Mierswa behielten die Dümptenerinnen mit 5:3 die Oberhand. Für die von Jochen Kraus trainierten RSV-Damen war dies der Tiefpunkt eines verkorksten Saisonstarts. In der Verbandsliga hatten sie nach sechs Spielen 0:12 Punkte auf ihrem Konto.
Wer nur die sportliche Seite der Meisterschaft betrachtet, der könnte meinen, das Turnier sei eine spannende und runde Sache gewesen. Auf den ersten Blick ist das auch gar nicht so falsch. Denn die Aktiven hatten ihren Spaß – ob auf dem Platz, während des „Oldie-Turniers“ oder bei der Sportler-Disco in der Gaststätte „Union“ an der Neustadtstraße. Zudem war die Halle an der Von-der-Tann-Straße voll.
Doch wer hinter die Fassade der Titelkämpfe schaut, der sieht ein Spiegelbild des Mülheimer Handballs. Okay, die Halle war voll; aber schließlich ist die Styrumer Halle nicht die größte der Stadt. Zu den 200 Zuschauern zählten die gerade spielfreien anderen Mannschaften sowie überwiegend Freunde und Verwandte der Spieler. Mülheimer Sportinteressierte, die sich einfach „nur so“ da waren? Fehlanzeige! Der Handball zieht nicht mehr. In einer größeren Halle konnte die Meisterschaft auch nicht stattfinden. Es ist einfach keine da. Die Handballer leiden am meisten unter der Hallen-Misere. Trainingszeiten fallen weg, die Spiele finden oft zu unmöglichen Zeiten am Sonntagabend statt. Und die Meisterschaft selbst leidet – zumindest bei den Herren – unter einem unmöglichen Modus. In der Endrunde treffen vier Mannschaften nach dem Modus „Jeder gegen jeden“ aufeinander. So stand der Titelträger 2002 bereits nach dem vierten von sechs Spielen fest. Ein neuer Modus muss her, an dessen Ende ein Endspiel steht! Dass die Damen am Sonntag bereits morgens um 9 Uhr beginnen, ist ebenfalls unglücklich.
Kein Wunder, dass sich selbst Insider zuflüstern: „Der Mülheimer Handball ist doch tot.“ Wenn zu einem Lokalderby in der Landesliga über 100 (!) Zuschauer kommen, gilt das als Erfolg. In Zeiten, in denen TuSEM Essen und der VfL Gummersbach Tausende anlocken, in denen die Nationalmannschaft Millionen vor die Fernsehgeräte zieht, muss es doch auch in Mülheim Handball-Begeisterte geben, die nicht nur die Spiele sehen, sondern auch die Vereine sponsern wollen. Nur: wo sind sie?
Die zahlreichen ehrenamtlichen Vorsitzenden und Trainer sind nicht zu beneiden. Sie leisten erstklassige Arbeit, setzen sich sehr für ihre Vereine ein; und bleibt ihnen der Sprung in höhere Gefilde verwehrt. Zudem zehrt die Hallen-Misere sehr an ihren Nerven. Ob irgendwann noch einmal ein Handball-Wunder geschieht? Ob in Mülheim irgendwann noch einmal Regionalliga-Handball geboten wird? Womöglich in der neuen Halle vor großem Publikum? Eher unwahrscheinlich!

Handball-Stadtmeisterschaft
Herren
Tabelle, Gruppe 1:
1. HSV Dümpten 8-0 48:20, 2. DJK VfR Saarn 6-2 42:28, 3. TG 1856 4-4 40:23, 4. DJK Styrum 06 2-6 31:44, 5. Styrumer TV 0-8 14:60
Tabelle, Gruppe 2:
1. SG MTV/Rot-Weiß 6-0 32:16, 2. DJK Unitas Speldorf 4-2 34:18, 3. DJK Tura 05 Dümpten 2-4 16:29, 4. RSV Mülheim 0-6 18:37
Endrunde:
HSV Dümpten – SG MTV/Rot-Weiß 11:6, DJK VfR Saarn – DJK Unitas Speldorf 12:8, HSV Dümpten – DJK VfR Saarn 6:13, SG MTV/Rot-Weiß – DJK Unitas Speldorf 11:12, HSV Dümpten – DJK Unitas Speldorf 10:7, SG MTV/Rot-Weiß – DJK VfR Saarn 12:8
Endstand:
1. DJK VfR Saarn 4-2 33:26, 2. HSV Dümpten 4-2 27:26, 3. DJK Unitas Speldorf 2-4 27:33, 4. SG MTV/Rot-Weiß 2-4 29:31
Stadtmeister: DJK VfR Saarn
Dirk Ahlendorf, Tim Justen – Thorsten Scheibel, Ignac Kokas, André Baar, Carsten Krücker, Christoph Neukirch, Marcus Tapp, Stefan Besse, Bert Justen, Jens Rotthäuser. Trainer: Dirk Bril.
Damen
Tabelle, Gruppe 1:
1. RSV 4-0 13:2, 2. DJK Styrum 06 2-2 6:10, 3. Styrumer TV 0-4 5:13
Tabelle, Gruppe 2:
1. DJK Tura 05 Dümpten 4-0 13:4, 2. SG TSV Viktoria/Unitas Speldorf 2-2 9:10, 3. SG MTV/Rot-Weiß 0-4 4:12
Halbfinale:
RSV – SG Viktoria/Speldorf 6:2, DJK Tura 05 Dümpten – DJK Styrum 06 3:0
Spiel um Platz fünf:
Styrumer TV – SG MTV/Rot-Weiß 4:1
Spiel um Platz drei:
DJK Styrum 06 – SG Viktoria/Speldorf 4:3
Endspiel:
Tura 05 Dümpten – RSV 5:3
Stadtmeister: DJK Tura 05 Dümpten
Wiltrud Mierswa, Tina Limburg – Karin Müller, Kirsten Helling, Bernadette Richtsteig, Valerie Hellen, Cordula Schulte, Sabrina von der Horst, Andrea Sprycha, Sara Kirschall, Vanessa Zimmert. Trainer: Gerrit Hogeforster.
 

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Sportmagazin 3/2002 – Softball
KLASSENERHALT GESCHAFFT
Mavericks bleiben in der Verbandsliga

Wer im Spätsommer die Zeitungen der Stadt durchblätterte, der kam an einer Mannschaft nicht vorbei. Überall war von den „Mavericks“ die Rede, und von einer Sportart namens „Softball“. In der Verbandsliga – der zweithöchsten Klasse – schafften die Mavericks den Klassenerhalt.
Acht Mannschaften zählten in diesem Jahr zur Verbandsliga. Am Saisonende standen die Mavericks mit neun Siegen und 19 Niederlagen auf dem sechsten Platz – und schafften damit den Klassenerhalt. Doch danach sah es nach dem Ende der Hinrunde nicht aus; die Mavericks fanden sich auf einem Abstiegsplatz wieder. Dass es am Ende doch noch zum Ligaverbleib reichte, hatten sie zwei Tatsachen zu verdanken: Erstens übernahm Marcus Jaekel das Training; er ist ein erfahrener Baseballspieler. Zudem gelang den Mavericks eine Siegesserie. Besonders gern erinnern sie sich an das Spiel gegen die Hilden Wains. Dieses endete 53:52 für die Hildenerinnen. „Dieses Ergebnis sorgte für ein Schmunzeln in der gesamten Liga, weil es nach einem Baseball-Ergebnis aussieht“, erzählt Spielerin Daniela Heidtmann.
Schmunzeln wollen die Mavericks auch im Jahr 2003. Dann geht es wieder in der Verbandsliga auf Punktejagd – und wird erneut die Schlagzeilen auf sich ziehen. Und dann werden die Leser ein wenig mehr mit dem Begriff „Softball“ anfangen können.
Zur Mannschaft gehörten 2002: Anja Becker, Sabine Finke, Daniela Heidtmann, Melanie Huhn, Cornelia Junge, Sara Kalina, Sabine Kost, Nadine Lohaus, Regina Manhold, Dana Rautenberg, Nicole Reining, Shirley Stein, Sandra Thomas und Valerie Zopick. Als Scorer stand den Mavericks Barbara Pohl zur Seite. Susanne Dübbert legte 2002 eine „Babypause“ ein.
Kontakt zu den Mavericks: Telefon: 0208-7406886 (Nicole Reining) oder Mail: mavericks@gmx.de

Begriffsklärung: SOFTBALL
Das Softballspiel ist das Pendant zum Baseball, wird jedoch mit etwas größeren, aber nicht weicheren Bällen auf einem etwas kleineren Feld gespielt. Nachdem Baseball häufig olympische Demonstrationssportart war (z.B. 1936 in Berlin), wurde sie 1988 als olympische Disziplin anerkannt. 1992 gab es in Barcelona erstmals ein Baseball-Turnier. Seit den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta gehört auch Softball zum regulären Programm.
Sowohl Baseball als auch Softball werden mit einem harten Lederball, Fanghandschuhen und einem keulenförmigen Schläger gespielt. Jeder Spieler muss werfen, fangen und schlagen. Zwei Mannschaften à 9 Spieler stehen sich abwechselnd in der Offensive und in der Defensive gegenüber. Ihr Ziel: Punkte, das heißt ganze Umläufe eines Spielers um alle vier Laufmale, mit möglichst weiten und platzierten Schlägen zu erzielen.
 

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Diese Seite wurde zuletzt geändert am 22.12.2006
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