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Einleitung
Im Januar 2001 bimmelte mein Handy, als
ich die Ampel an der Bülowstraße in Mülheim-Broich überquerte,
einen Blick in die Kneipe „Quelle“ riskierte und Wirt Uli („Einmal Pils/Wacholder
bring am Tisch!“) bei der Arbeit zuschaute. Am anderen Ende: Bernd Sprenger,
Inhaber+Besitzer+Chef des gleichnamigen Medienservice. Er produziert viermal
im Jahr das „Mülheimer Sportmagazin“, das 10.000-fach im Stadtgebiet
ausliegt (Baumärkte, Sporthallen, Tankstellen, Pommesbuden, Sport-Fachgeschäfte)
sowie das „Sport-Jahrbuch“. Für das Magazin suchte er einen verantwortlichen
Redakteur, für das Jahrbuch einen Mitarbeiter – und die Wahl fiel
auf mich. In bisher vier Ausgaben habe ich versucht, auf 24 Text-Seiten
die Mülheimer Sport-Fans mit „lesbaren“ Geschichten und Hintergrundinformationen
zu erfreuen.
Auf dieser Homepage nun findet Ihr eine
Auswahl meiner Artikel – allerdings die nicht (!) Korrektur gelesenen Varianten
– entschuldigt daher einige Wiederholungs- sowie Rechtschreibungs- und
Grammatikfehler. Ich hoffe, Ihr habt beim Lesen genauso viel Spaß
wie ich (zumeist) beim Schreiben!
- Alle Texte stehen hier in der noch nicht korrigierten Fassung -
ZU DEN SPORTMAGAZINEN DER JAHRE 2001 und 2002 bitte HIER klicken!Anmerkung: Im tatsächlichen Printprodukt erschien der Artikel etwas anders... Näheres auf Anfrage...
Jörg Knör versteht
sein Handwerk. Spielend imitiert und parodiert er Inge Meysel, Angela Merkel,
Tom Jones, ja sogar Boris Becker. Beim 39. Mülheimer Sportehrentag
war Knör der Star. Seine tolle Show konnte jedoch nur kurz über
einen Negativrekord hinwegtäuschen.
Die Veranstaltung heißt
„Sportehrentag“, doch mittlerweile wäre der Titel „Showabend mit einem
Hauch Sport“ treffender. Nur noch 37 Sportler wurden geehrt – so wenig
wie noch nie in der Geschichte des Sportehrentags.
Doch der Reihe nach: Das
Organisationsteam des Mülheimer Sportbunds (MSB) und des Mülheimer
Sport-Service (MSS) hatte den Abend unter das Motto „Comedy und Sport“
gestellt, und dazu Knör als Hauptact verpflichtet. Der enttäuschte
nicht, und baute sogar die anstehende Oberbürgermeisterwahl ein. Dieser
Meinung waren alle 1050 Besucher in der Stadthalle, in der die Veranstaltung
zum zweiten Mal in Folge stattfand. Drumherum sorgten die „Boogie-Dancer“,
Jongleur Daniel Hochsteiner und das Schweizer Duo Scacciapensieri für
artistische Highlights.
Ohne die Leistungen der
geehrten Sportler, die zweifelsohne beachtenswert waren, schmälern
zu wollen: Bei den meisten Namen runzelten viele Besucher mit der Stirn.
Sie waren nur Mülheimer Sport-Insidern bekannt – kein Vergleich zu
früheren Zeiten, als die Experten der Stadt die freie Auswahl unter
nationalen Klasseathleten in vielen Sportarten hatten. Symptomatisch die
Wahl der „Sportler des Jahres 2002“. Hockey-Weltmeister Timo Weß
greift inzwischen für den Crefelder HTC zum Schläger, und Sarenka
Schuler spielt Kanupolo für einen Essener Klub. Bleiben nur noch fünf
Ehrungen für Mülheimer Sport-Funktionäre, die sich jahrelang
große Verdienste erwarben. Margit Emmerich (MSB-Sportjugend), Josef
Lennertz (DJK Styrum 06), Josef Pepinghege (DJK Ruhrwacht), Heinz Schmitz
(SV Nord) und Harry Schulz (ASC Mülheim) hatten diese Auszeichnung
wirklich verdient.
In die Mülheimer Sport-Geschichte
wird dieser Sportehrentag aber gewiss nicht eingehen. Ein hartes Urteil
– aber leider wahr.
Sportler des Jahres
1. Timo Weß (HTC Uhlenhorst)
54,3 %
2. Stephan Boer (RRGM) 16,7
%
3. Stefan Friedrich (RRGM)
14,7 %
Sportlerin des Jahres
1. Sarenka Schuler (Rote
Mühle Essen) 69 %
2. Stephanie Döring
22,4 %
Mannschaft des Jahres
1. DJK Ruhrwacht (Drachenboot)
63 %
2. MTC RW Raffelberg (Tennis)
24,1 %
3. Rot-Weiß 61 Mülheim
(Sportkegeln) 3,4 %
Jugendsportler des Jahres
1. Tim van Voorst (KSV Styrum)
18,1 %
2. Gregory Schneider (1.BV
Mülheim) 12,1 %
3. Jan Gehlen (HTC Uhlenhorst)
10,3 %
Jugendsportlerin des
Jahres
1. Katharina Lörks
(DJK VfR Saarn) 40,5 %
2. Sonja Steinsiefer (FSV
Mülheim) 25,9 %
3. Anke Rieck (DJK VfR Saarn)
19 %
Jugendmannschaft des
Jahres
1. HTC Uhlenhorst 31 %
2. Rennrundergemeinschaft
13 %
2. DJK Ruhrwacht 13 %
Altersklassen-Sportler
des Jahres
1. Karin Schäfers (1.BV
Mülheim) 23,3 %
2. Horst Langer (Post SV
Mülheim) 22,4 %
3. Christian Schäffkes
(KHTC Mülheim) 13 %
KOMMENTAR:
Jörg Knör scherzte,
die lokale Sport-Prominenz lachte, und die ausgezeichneten Aktiven freuten
sich. Eigentlich war beim Sportehrentag in der Stadthalle alles in bester
Ordnung.
Eigentlich.
Denn selten standen die
Mülheimer Sportler bei „ihrem“ Feiertag so am Rand wie an diesem 22.
März. Noch nie hatten die Experten so wenig Auswahl, beispielsweise
stand keine Frau aus einem Mülheimer Verein zur Wahl. Mülheim
ist eine Breitensportstadt geworden.
Doch ist das wirklich das
Hauptproblem dieser Sportlerwahl, der die meisten Mülheimer Sportler
fern blieben und die in der Sportszene kaum Beachtung fand?
Es ist an der Zeit, die
Auswahlkriterien für die Sportlerwahl zu überdenken. Ein NRW-Landestitel
oder eine Teilnahme an einer deutschen oder internationalen Meisterschaft
sollte nicht länger allein Maßstab für eine Ehrung sein.
Vielmehr sollte sich der Blick auch auf Sportler richten, die in ihren
jeweiligen Sportarten seit vielen Jahren Höchstleistung bringen, auch
wenn sie sich nicht in der nationalen Spitzenklasse bewegen. Der Fußballspieler
Dirk Roenz vom VfB Speldorf hätte beispielsweise längst eine
Ehrung verdient.
Dass der Mülheimer
Sport zurzeit nicht zur nationalen Spitze zählt, ist kein Geheimnis
mehr. Daher sollten sich die Funktionäre auf lokale Größen
konzentrieren, die innerhalb der Stadtgrenze bekannt sind – und nicht händeringend
auch in Nachbarstädten nach Meistern suchen. Gepaart mit einem weiterhin
attraktiven Programm – so wäre der Sportehrentag wieder eine ernst
zu nehmende Veranstaltung, die keinen Jörg Knör braucht, um ein
Erfolg zu sein. Die tagelang Gesprächsthema der Stadt ist – und nicht
am kommenden Tag in Vergessenheit gerät.
Noch nur ein paar Tage – dann gehört die Fußballsaison 2002/2003 der Vergangenheit an und die Tabellen verschwinden in den Archiven. Doch zuvor steht noch die Analyse an – und das Sportmagazin greift den Vereinsvorständen dabei unter die Arme.
Verbandsliga
Für beide Teams verlief
die Saison zufriedenstellend. Das gilt für den VfB Speldorf selbst
dann, wenn die Grün-Weißen den Aufstieg in die Oberliga verfehlen.
Trainer Frank Kurth hat es geschafft, aus einem zusammengewürfelten
Haufen eine Einheit zu formen, Euphorie am Blötter Weg zu entfachen
und durch sein Engagement den VfB in Mülheim wieder salonfähig
zu machen. Das kann genauso viel wert sein wie ein Aufstieg, zumal der
SV Straelen und der 1.FC Kleve einen deutlichen höheren Etat aufweisen.
Spätestens im nächsten Jahr soll dann aber der Sprung in die
Oberliga gelingen. Besser als gedacht lief die Saison für Union 09.
Nach dem 4:2-Lokalderbyerfolg über den VfB am 8. März stand der
Klassenerhalt fest. Das war aufgrund der Führungskrise nicht selbstverständlich.
Doch die Mannschaft spielte völlig unbeeindruckt weiter und wird die
Saison im Tabellenmittelfeld abschließen.
Landesliga
Seit 13 Jahren gibt es Vatan
Spor – und der türkische Klub ist immer für eine Überraschung
gut. In der Hinrunde sackte die junge Mannschaft von Trainer Yücel
Aslan in der Tabelle bis in die Abstiegszone ab. Zum unzähligsten
Mal wähnten die Fußballfans den Klub vor der Auflösung.
Doch denkste: Vatan verpflichtete im Winter zehn Neue (darunter den bekannten
Ex-Unioner Joachim Bohra) und hat nun wieder echte Chancen auf den Klassenerhalt.
Endgültig wird der aber vermutlich erst am letzten Spieltag feststehen.
Bezirksliga
Von Beginn an stand der
MSV 07 jenseits von Gut und Böse – dabei wollte Trainer Dieter Brüger
vor der Saison oben mitspielen. Für die MSV-Fans war die Saison spannungslos.
Das gilt für Tuspo Saarn und in der Parallelgruppe für die DJK
Blau-Weiß Mintard nicht. Diese beiden Teams werden bis zum Saisonende
um den Klassenerhalt kämpfen, haben aber gute Karten.
Kreisligen A und B
In beiden Ligen wird es
Aufsteiger aus Mülheim geben. In der Kreisliga A ist dem Starensemble
des SV Rot-Weiß der Sprung in die Bezirksliga nicht mehr zu nehmen.
Alles andere als der Sprung in die Bezirksliga wäre für Trainer
Marcus Herrschaft und seine Crew auch höchstpeinlich gewesen. Zur
Erinnerung: Vor der Saison verpflichtete Rot-Weiß Torjäger Daniel
Weinbach vom Verbandsligisten Union 09 sowie die Landesligaspieler Hatem
Guerbouj (Vatan Spor) und Dirk Heisterkamp (SV Bottrop 1911). Aufgrund
einer schlechten Serie nach der Winterpause musste sich Union 09 II dagegen
schon früh aus dem Aufstiegsrennen verabschieden. In der Kreisliga
B gibt es einen spannenden Zweikampf zwischen dem Überraschungsteam
Post SV und dem SV Raadt. Der Top-Favorit TSV Heimaterde muss den geplanten
Aufstieg um ein weiteres Jahr verschieben.
KOMMENTAR
Wenn in Mülheim von
den sportlichen Aushängeschildern die Rede ist, dann wird die Sportart
Hockey genannt, auch von Tennis und der Galopprennbahn ist die Rede. Die
lokale Fußballszene taucht selten bis nie in dieser Aufzählung
auf. Nein, Mülheim hat keinen Profiverein, nicht mal einen in der
Regional- oder Oberliga. Und doch bewies in der Saison 2002/2003 der VfB
Speldorf, dass es auch in Mülheim möglich ist, mehrere Hundert
Zuschauer für einen Klub zu begeistern. Kein anderer Verein kann einen
so hohen Schnitt vorweisen, über keinen anderen wird an den Stammtischen
der Stadt so oft diskutiert. Ganz gleich, ob der VfB den Sprung in die
Oberliga in diesem Jahr noch schafft oder nicht: Es geht aufwärts
mit dem Fußball in Mülheim und es wäre angebracht, neben
Hockey, Tennis und Galopp auch die Fußballer in die lange Liste aufzunehmen.
Denn ein ambitionierter Oberliga-Fußballklub schmückt eine Visitenkarte
ebenso wie ein Hockey- oder Zweitligaverein. Mindestens.
Anmerkung: Das Interview würde nicht mündlich geführt, sondern lief über eine Mail!
Inwiefern haben Sie
die Geschehnisse im Mülheimer Sport in den letzten Jahren verfolgt?
Ich nehme zumindest über
die Medien immer regen Anteil an den sportlichen Geschehnissen in Mülheim.
Das war auch schon immer so. In meiner gesamten Familie hat Sport zudem
immer eine große Rolle gespielt. Mein Ehemann Rolf ist selbst Vorsitzender
eines Sportvereins und ehemaliger Handballer, mein Sohn hat lange Jahre
Fußball gespielt, und unser Haus liegt unmittelbar neben einem Sportplatz.
Ich selbst verbringe im Sommer, sofern es die Arbeit zulässt, gerne
Wochenenden mit Freunden auf dem Tennisplatz oder im Fahrradsattel. Im
Augenblick hoffe ich als gebürtige Mülheimerin, die ihre Kindheit
in der Mergelstraße in Speldorf verbracht hat, natürlich, dass
der VfB Speldorf am Ende der Saison die Rückkehr in die Oberliga feiern
kann.
Was sind Ihrer Meinung
nach die Aushängeschilder des Mülheimer Sports?
Ich denke, da gibt es viele,
die hier zu nennen wären. Mülheim ist immer noch eine deutsche
Hockeyhochburg, doch auch die Erfolge der Ruderer haben unsere Stadt am
Fluss über die Grenzen hinaus bekannt gemacht. Und natürlich
der Galopprennsport am Raffelberg, auf einer der schönsten Rennbahnen
Deutschlands. Im malerischen Ruhrtal wird Spitzentennis am Kahlenberg geboten.
Nicht zu vergessen der Schachsport, mit seiner ersten rein auf den Schachsport
ausgerichteten Sportstätte Deutschlands in den Räumlichkeiten
im Hallenbad Süd. Spitzensport ist auf Dauer nur mit Hilfe zahlreicher
Sponsoren haltbar, daher möchte ich an dieser Stelle all denjenigen
danken, die die Mülheimer Vereine in den vergangenen Jahren finanziell
unterstützt haben. Ich begrüße vor diesem Hintergrund auch
die Aktivitäten des Förderkreises Mülheimer Sport e.V. mit
seinen fast 700 Mitgliedern, der seit über 20 Jahren den Spitzen-
und Leistungssport in unserer Stadt fördert.
Doch die breite Angebotspalette
an sportlichen Betätigungen und Veranstaltungen in der relativ kleinen
Großstadt Mülheim bietet noch mehr: Bogenschießen, Dart,
Flossenschwimmen, Fußball, Handball, Leichtathletik, Tischtennis,
Radsport, Reiten, Ringen, Schwimmen, Squash usw. wären zu nennen und
jedem Leser des „Mülheimer Sportmagazins“ fiele sicherlich noch die
ein oder andere Ergänzung zu dieser Aufzählung ein. Als Person,
die hier ausdrücklich zu nennen wäre, fiele mir spontan Lars
Lürig ein. Vor seinen sportlichen Leistungen empfinde ich größten
Respekt.
Welche Rolle spielt
der Sport für Sie und Ihrer Ansicht nach für die Mülheimer?
Meines Erachtens hat Sport
eine mehrfache Bedeutung. Die Sportvereine mit ihrer Kinder- und Jugendbetreuung
an den Nachmittagen nehmen eine immens bedeutsame Rolle bei der sozialen
Bildung Heranwachsender ein. Die Jugendabteilungen der Sportvereine in
der Stadt sind zusammengenommen das „größte Jugendheim“ der
Stadt. Dafür gebührt den in diesem Bereich tätigen Ehrenamtlern
großer Dank. Daneben ist natürlich der Geselligkeitsaspekt von
besonderer Bedeutung. Sport verbindet, Sport baut Distanz zwischen Menschen
ab, Sport fördert im wahrsten Sinne des Wortes aktiv das Zusammenleben
der Menschen in unserer Stadt. Ich denke, dass ich mich mit dieser Einschätzung
mit der weit überwiegenden Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger
in der Stadt einig weiß. Der Erhalt des Sportstättenangebotes,
aber auch der Bau zweier 4-fach Sporthallen, trägt dieser gewichtigen
sozialpolitischen Bedeutung des Sports Rechnung.
Noch drei Wochen – dann beginnt die Amateurfußball-Saison. Das Hauptaugenmerk der Mülheimer Fans liegt wieder auf den Verbandsligisten VfB Speldorf und TuS Union 09. Die beiden Mannschaften und die vier Bezirksligisten nahm das Sportmagazin genau unter die Lupe.
Kommen & Gehen
VfB Speldorf: Zehn
Abgängen stehen acht Neuzugänge gegenüber. Der Verlust der
Stammspieler Ingo Pickenäcker, Stefan Majek und Oliver Röder
wurde durch die oberligaerfahrenen Yasar Kurt, André Rasche (beide
Ratingen 04/19) und Marco Ferreira (SSVg Velbert) aufgefangen. Die weiteren
Neuen Gregor Nijhuis (Tor), Rafael Synowiec, Patrick Dehn (Abwehr) und
Björn Matzel (offensives Mittelfeld) heben zudem das Niveau. Die Qualität
ist gestiegen. Allerdings könnte der auf 20 Spieler beschränkte
Kader ein Problem werden. Zu diesem Aufgebot zählen zwei unerfahrene
18-Jährige aus der eigenen Jugend, einen dritten Torwart gibt es nicht
und auf eine gute zweite Mannschaft kann Trainer Kurth nicht zurückgreifen.
TuS Union 09: Bei
Union gab es einen totalen Umbau. Acht Spieler gingen, darunter fünf
Stammspieler (Homberg, Hinz, Klauß, Hohensee, Yilmaz), neun Neue
kamen. Die größten Hoffnungen ruhen auf Rückkehrer Joachim
Bohra (Vatan Spor) und Routinier Thomas Thiel (Ratingen). Ansonsten verpflichtete
Union durchweg Talente. Die neue Mannschaft muss sich erst einmal finden.
Stärken & Schwächen
VfB Speldorf: Im
Vorjahr erzielte der VfB die meisten Tore der Liga – das dürfte sich
nicht ändern. Torjäger Dirk Roenz (zuletzt 21 Tore) wird zudem
nicht nur von René Kägebein (13 Tore), sondern auch von den
Zugängen Matzel und Ferreira unterstützt. Auch bei den Standardsituationen
ist der VfB dank Thomas Pröpper brandgefährlich. Neben dem zu
knappen Kader könnte die nicht eingespielte Abwehr ein Problem werden.
Unklar ist, ob sich Yasar Kurt und André Rasche sofort als Führungspersonen
etablieren. Ebenso ist fraglich, ob die Spieler mit dem immensen Druck
umgehen können.
TuS Union 09: Die
Unerfahrenheit könnte zum Manko werden. Sollten Routiniers wie Ralf
Zils, Jörg Müller oder Thomas Thiel über einen längeren
Zeitraum ausfallen, hat Trainer Bachmann ein Problem. Der Coach muss das
torgefährliche Offensivtrio Yilmaz/Klauß/Hohensee ersetzen,
dass in den letzten drei Jahren über die Hälfte der Union-Tore
erzielte. Ein Plus: Die Union-Elf ist wesentlich schwerer auszurechnen
als in den letzten Jahren, als sich die Gegner ausschließlich auf
Klauß konzentrierten. Zu einer Stärke könnte zudem die
Defensivarbeit werden.
System & Taktik
VfB Speldorf: Trainer
Kurth weicht von seinem bewährten 3-5-2-System nicht ab. Die Libero-Rolle
übernimmt Yasar Kurt, die zentrale Mittelfeld-Position André
Rasche. Mehrere Spieler (Matzel, Ferreira, Dehn, Synowiec) sind variabel
einsetzbar.
TuS Union 09: Auch
Ernst Bachmann vertraut dem 3-5-2-System. Fixpunkte sind Ralf Zils (Libero)
und Thomas Thiel (zentrales Mittelfeld). Im Defensivbereich hat Bachmann
die Qual der Wahl. Etwas dürftig besetzt sind dagegen die Offensivpositionen,
zumal nicht feststeht, ob der 33-jährige Joachim Bohra noch einmal
den Sprung in die Verbandsliga packt.
Trainer & Umfeld
VfB Speldorf: Frank
Kurth ist am Blötter Weg unumstritten – noch. Mit viel Engagement
erarbeitete sich der Ex-Profi in der letzten Saison Respekt beim Vorstand
und den Fans. Der vierte Tabellenplatz wurde ihm schnell „verziehen“. Sollten
die Speldorfer allerdings schlecht starten, dürfte auch der Trainer
fix unter Druck geraten. Denn das Speldorfer Umfeld ist ungeduldig geworden
und die Mitglieder angesichts des nach unten gewirtschafteten Unterbaus
besorgt.
TuS Union 09: Durch
die Rückkehr von Jürgen Bleikamp auf den Posten des 1. Vorsitzenden
wurde das Trainer-Duo Ernst Bachmann/Thomas Verwaayen gestärkt. Der
ursprünglich geplante Trainerwechsel – Herbert Stoffmehl sollte den
Job übernehmen – wurde rückgängig gemacht. Die Ergebnisse
in den letzten Jahren sind beachtlich. Stets schaffte Union frühzeitig
den Klassenerhalt - auch ein Erfolg der Trainer. In diesem Jahr stehen
die beiden nicht unter Druck. Aufgrund des kompletten Teamumbaus wären
Vorstand und Fans mit dem Klassenerhalt zufrieden. Ein einstelliger Platz
muss es diesmal nicht unbedingt sein.
Fazit & Prognose
VfB Speldorf: Die
VfB-Mannschaft hat an Qualität gewonnen und ist zudem eingespielt.
Doch ein Durchmarsch ist nicht zu erwarten, da auch in der kommenden Saison
starke Konkurrenz auf die Grün-Weißen wartet. Neben einem guten
Start ist wichtig, dass sich die Schlüsselspieler (Kurt, Rasche, Pröpper,
Roenz) nicht verletzen.
TuS Union 09: Die
Unioner werden erst einmal in den Abstiegsstrudel geraten. Je schneller
sich die neu zusammengestellte Mannschaft findet, desto höher klettert
die Bachmann-Elf in der Tabelle. Daher ist ein einstelliger Platz ebenso
möglich wie ein harter Abstiegskampf bis zum letzten Spieltag.
Die einen lieben ihn,
die anderen erklären ihn für bekloppt. Fest steht: Er passt in
keine Fußballtrainer-Schublade. Zum dritten Mal seit 1999 trägt
Mohamed Ali Abdelhafid beim Landesliga-Absteiger Vatan Spor die Verantwortung.
Pressetermin vor Ort. Im
Umkleide-Container an der Von-der-Tann-Straße herrscht gähnende
Leere. Aber davor nicht. 15 Spieler hocken auf der Wiese, durchgeschwitzt
und überanstrengt. Liegestütze. Eine Stimme ertönt. „1“,
„2“, „3“... bis „15“ geht das weiter. Dann ein kurzes „Gut, Männer!“
und vorbei ist das Training. Müde schmeißen sich die Spieler
auf den Rasen. Einer springt vergnügt auf und erscheint zum Gespräch:
Mohamed Ali Abdelhafid.
Warum hat der sich das zum
dritten Mal angetan? Bei der schwärzesten Stunde des Vereins, beim
Abbruchspiel in Homberg im Oktober 1999, saß er auf der Trainerbank.
Zwei Jahre später, im Oktober 2001, trat er bereits nach dem zehnten
Spieltag zurück. Und nun? „Ich liebe Fußball“, sagt er stets.
Und an Vatan und einigen Spielern scheint er auch einen Narren gefressen
zu haben. „Schauen Sie“, sagt er, „ich habe Mails von Spielern bekommen.
Darin stand: Bitte komm zurück, Trainer. Wir wollen endlich wieder
Fußball spielen.“ Solche Momente machen ihn stolz – und sind zugleich
eine Verpflichtung. Nicht zuletzt wegen Abdelhafid kehrte Hakan Turna dem
Oberligisten 1.FC Bocholt den Rücken – trotz Stammplatz. Das sind
Spieler, die auf Abdelhafids taktische Schulung schwören. Auf ihn
und seine Fußball-Philosophie von der Dreier- und Vierer-Abwehrkette,
vom sofortigen Reagieren auf Spielstände und Gegner, von genau und
immer wieder einstudierten Standardsituationen, der funktionierenden Raumdeckung.
Und doch hat Abdelhafid
einige „Feinde“. Stets gibt es eine hohe Fluktuation in seinen Teams. Es
ist anstrengend, als Spieler oder Vorstandsmitglied mit ihm zusammenzuarbeiten.
Er geht konsequent seinen Weg, denkt stets an seine Mannschaft, erwartet
von dieser aber ein hohes Pensum – zum Beispiel täglich in der Vorbereitung.
Das ist für einige Spieler in der siebtklassigen Bezirksliga zu viel
verlangt. Vor allem mit erfahrenen Spielern rasselte Abdelhafid oft aneinander.
„Schauen Sie“, sagt er wieder und blickt den Reporter an: „Sie haben einmal
geschrieben, dass ich nicht mit Stars umgehen kann. Das stimmt nicht. Wer
bei mir regelmäßig trainiert und seine Leistung bringt, der
spielt. Ich wäre doch blöd, wenn ich gute Spieler draußen
lassen würde.“ Junge Spieler waren bei ihm immer gut aufgehoben.
Abdelhafid, ein Disziplin-Fanatiker:
Wer zu spät zum Treffpunkt erscheint, sitzt draußen, egal, wie
derjenige heißt. Oft kommt es in der Kabine zu lautstarken Disputen:
„Die Spieler wissen, dass ich nichts persönlich meine.“ In seinen
Teams ist er der einzige Star – obwohl er diese Rolle gar nicht möchte.
„Keiner unser bisherigen Trainer hat sich so viel Zeit für die Mannschaft
genommen“, meint der Vatan-Ehrenvorsitzende Turan Isleyen. Er kennt Abdelhafid
seit vielen Jahren. Isleyen weiß, dass Vatan nur dann eine Chance
auf den Wiederaufstieg hat, wenn die Mannschaft auf Abdelhafids hohe Forderungen
eingeht.
Torhüter sind keine
guten Trainer, heißt es in der großen Welt der Fußball-Weisheiten.
Der ehemalige tunesische Erstliga-Keeper Abdelhafid scheint ein Gegenbeispiel
zu sein. „Stimmt nicht“, hakt er deshalb auch sofort ein. „Von hinten hatte
ich immer einen viel besseren Überblick und konnte die Spiele genau
analysieren. Ich habe mir immer Notizen gemacht, warum ich welches Gegentor
bekommen habe.“ Dass Torhüter (genauso wie Linksaußen übrigens
– eine weitere Weisheit) einen „an der Ratsche“ haben, das bestätigt
er. „Als Torhüter muss man manchmal explodieren, wie Kahn, wie Lehmann.
Und genauso werde ich an der Seitenlinie immer verrückt.“
Die Fans von Vatan Spor
und die anderen 15 Bezirksligisten können sich ab dem 31. August selbst
ein Bild von Abdelhafids Explosivität und seiner Ansicht von Fußball
erhalten. Dann ist der Karajan der Seitenlinie wieder in Aktion. Einer,
der das Spiel Fußball wirklich so liebt wie kaum ein anderer.
Mohamed Ali Abdelhafid
wurde am 15.10.1962 im südtunesischen
Zarzis geboren. Er ist verheiratet mit Sandra und hat drei Kinder. Jameleddine
ist acht Jahre alt, die Zwillinge Sara Meriam und Nadia einen Monat. Er
spricht Französisch, Englisch, Deutsch und Italienisch, wohnt in Rheinberg
und arbeitet als EDV-Techniker in Essen. Seine sportliche Karriere als
Torwart begann bei Olympic Medenine. Mit seinem Heimatklub Esperance Zarzis
stieg er von der dritten bis in die erste Liga auf. Er stand einmal im
Kader der tunesischen Nationalmannschaft. 1992 lernte er seine Frau kennen
und folgte ihr nach Deutschland. Mit dem VfB Speldorf stieg er in die Verbandsliga
auf (1995/1996). Danach begann seine Trainer-Karriere beim IFK Oberhausen
sowie später als A-Jugend-, Co- und Cheftrainer bei Vatan Spor (Landesliga).
Er erwarb inzwischen die A-Lizenz. Nach einem Umweg über Alanya Essen
(Kreisliga A) ist er wieder bei Vatan gelandet – diesmal in der Bezirksliga.
Es ist gar nicht so lange
her, dass Hannah Stockbauer und Antje Buschschulte bei der Weltmeisterschaft
im spanischen Barcelona die Goldmedaille gewannen. Ganz so weit sind die
Mülheimer Schwimmer noch nicht, aber zumindest in einigen Jahrgangsklassen
sind sie in die nationale Spitze vorgestoßen. Dabei sind die Bedingungen
nicht gerade meisterlich. Das Sportmagazin ging diesen Defiziten auf die
Spur.
Nachdenklich steht Daniel
Cornelsen am Beckenrand. Auf der großen Digitaluhr im Wuppertaler
Heinz-Hoffmann-Leistungszentrum steht „28. Juni“ und im 50-Meter-Becker
läuft ein Rennen nach dem anderen. Daniel scheint sie nicht zu sehen.
Bei der deutschen Jahrgangsmeisterschaft steht er vor seinem womöglich
größten Erfolg: Ein Platz auf dem Treppchen im 1500-Meter-Freistil-Rennen
des Jahrgangs 1988. Noch zehn Minuten bis zum Start.
Zehn Meter von Cornelsen
weg steht Harry Schulz. Der ist seit 25 Jahren dabei im Schwimmgeschäft
und seitdem Trainer des Amateursportclubs (ASC) und im Rahmen dessen auch
der Startgemeinschaft (SG), die aus dem ASC und der Trainingsgemeinschaft
Wassersportfreunde/TSV Viktoria besteht. Cornelsen ist seit seiner Kindheit
der Schützling von Schulz. „Er ist als zeitschnellster gemeldet“,
erzählt er. „Aber das muss nichts heißen. Er hat sich im Vergleich
zum Vorjahr um über eine Minute gesteigert. Seine Konkurrenten können
womöglich noch zulegen.“
Große Unterschiede
Harry Schulz legt seine
Stirn in Falten und blickt sich um im Wuppertaler Schwimmbad. Eine 50-Meter-Bahn,
dazu noch ein weiteres 25-Meter-Becken und ein riesiger Kraftraum. „Mensch,
was sind das für Bedingungen“, sagt er und gerät ins Schwärmen.
„Bei uns in Mülheim ist das nicht so.“
Für einen Leistungsschwimmer
kommt es darauf an, möglichst oft im Wasser zu sein – logisch. Aber
auch das Trockentraining im Kraftraum ist sehr wichtig. Und da hapert es
in Mülheim. Um jede Trainingszeit muss die SG mit ihren vielen Mitgliedern
kämpfen – in manchen Gruppen gibt es gar einen Anmeldestopp. Wie sollen
da die Leistungssportler zu ihrem Recht kommen. „Einen Kraftraum gibt es
in der Halle an der Boverstraße“, erzählt Harry Schulz. Aber
der ist nicht größer als ein normales Wohnzimmer – und zudem
sehr spärlich ausgestattet.
Noch fünf Minuten bis
zum großen Rennen.
Verlangen die Schwimmer
zu viel vom Mülheimer SportService (MSS)? Sie verweisen auf Beispiele
in anderen Städten. Frühtrainingsstunden vor Schulbeginn sind
eigentlich unverzichtbar, wurden jetzt aber eingeführt. Zudem gibt
es in vielen anderen Städten Schlüsselgewalt für die Schwimmvereine.
Auch ein größerer Kraftraum ist nicht allzu teuer. Schon mit
diesen kleinen Änderungen wäre der SG vorerst geholfen, um die
Talente mit Daniel Cornelsen an der Spitze weiter in Mülheim fördern
zu können. Einmal pro Woche hat der ASC eine Trainingszeit im Leistungszentrum
in Essen – auf einer 50-Meter-Bahn. Aber am Freitagabend ab 18 Uhr. Trotz
dieser ungünstigen Zeit: Die Gelegenheit, in einem solch gut ausgestatten
Bad zu trainieren, nimmt Harry Schulz gerne wahr. Nach Wuppertal geht’s
höchstens im Trainingslager.
Starke Leistung von Cornelsen
Das Rennen beginnt. Daniel
schwimmt gut. Er schafft eine persönliche Bestzeit. Nach 16:44,32
Minuten hält die Stoppuhr. „Nur“ Platz vier, aber ein Stadtrekord.
Einer von vielen, die Daniel in diesem Jahr aufstellte. Den über 800
Meter Freistil (8:47,90 Minuten) nahm er in diesem Finale gleich mit. Platz
vier? Eine Niederlage? Oh nein. Auch der vierte Platz über 400 Meter
Lagen und der fünfte über 400 Meter Freistil waren große
Erfolge, auf die der 14-Jährige stolz sein kann.
Doch die Mülheimer
Schwimmjugend allein auf Daniel Cornelsen und die deutsche Jahrgangsmeisterschaft
zu reduzieren, wäre unfair. Es gibt so viele weitere hoffnungsvolle
Talente in der SG. Beispielsweise Lisa Vitting (Jahrgang 1991) vom ASC,
die im Mehrkampf mit 2762 Punkten Elfte unter 68 Teilnehmerinnen wurde.
Beispielsweise Kristina Kuhles (ASC, 1988), die am 12. Mai in Hamburg Achte
über 50 Meter Brust wurde – eine weitere Endlauf-Teilnahme. Oder die
weiteren Teilnehmer bei der Jahrgangsmeisterschaft: Daniel Harder (WSF),
Felix van der Felden (TSV Viktoria) und Daniel Bewer (beide ASC). Sechs
Starter bei der „Deutschen“ – so viele wie seit 16 Jahren nicht mehr.
Bei vielen Wettkämpfen
in ganz Deutschland vertreten diese Talente die Mülheimer Farben.
Damit sie nicht nur die Breite vergrößern, sondern auch in der
Spitze mitschwimmen, sind Verbesserungen nötig.
Dann starten Talente wie
Cornelsen auch 2004 noch für die SG – und spazieren vor großen
Endläufen nachdenklich am Beckenrand auf und ab.
Interview mit Harry Schulz (Trainer der SG, beim ASC)
In diesem Jahr gab es
große Erfolge. Wie kam es dazu?
Durch unsere jahrelange
kontinuierliche Trainingsarbeit. In diesem Jahr hatten wir noch einmal
die Möglichkeit, unser Trainingspensum zu steigern, da uns der Mülheimer
SportService Frühtraining ermöglicht hat. Das heißt, dass
einige Schwimmer zweimal pro Woche vor Schulbeginn trainieren. Das ist
für Mülheim sehr wichtig.
Die SG hat Missstände
in Mülheim im Vergleich zu anderen Städten beklagt. Worin liegen
die?
Sie liegen in allen Bereichen
der Trainingsbedingungen. Für das Trockentraining steht uns zum Beispiel
nur ein ganz kleiner Raum zur Verfügung. Zudem hatten wir jahrelang
keine Frühtrainingsstunden.
Warum gibt es erst jetzt
die für den Leistungssport notwendigen Änderungen?
Der MSS wollte erst Beweise
haben, dass wir wirklich erfolgreich sind. Diese haben wir in diesem Jahr
genug geliefert. Unsere Schwimmer standen in den Bestenlisten weit vorn
und waren auch bei der deutschen Meisterschaft in Endläufen vertreten.
Was wird sich noch verbessern?
Der MSS ist sehr kooperativ.
Ab September werden wir eine dritte Frühtrainingsstunde bekommen und
unser Pensum auf neun Einheiten pro Woche erhöhen. Außerdem
sind wir in intensiven Gesprächen mit dem MSS über weitere Änderungen.
Interview mit Peter
Edlich (Mülheimer SportService)
Haben Sie Verständnis
dafür, dass sich die Schwimmer über die Trainingsbedingungen
beklagt haben?
Es geht vor allem um die
Wasserfläche. Bei einer Untersuchung des Kommunalverbands Ruhrgebiet
wurde festgestellt, dass wir zu wenig in Mülheim haben. Das trifft
alle Benutzergruppen, also nicht nur die Vereine, sondern auch die Öffentlichkeit
und die Schulen.
Die Schwimmer loben die
Kooperation mit dem MSS. Sie stehen dem Leistungssport also nicht im Weg?
Nein. Wir denken positiv
und wollen immer alles probieren, was möglich ist. In den letzten
Monaten ist es uns schließlich auch gelungen, die Trainingszeiten
durch Frühstunden auszudehnen.
Das Jahr 2003 neigt sich dem Ende entgegen. Zeit für eine Bilanz. Was haben die vergangenen zwölf Monate für den Mülheimer Sport gebracht?
DER ÜBERBLICK
Januar
Still ist es im Winter auf
der Raffelberger Galopprennbahn. Die Kälte hat die Ruhr und die Landschaft
im Griff. Die Mülheimer Sportler vergnügen sich in der Halle.
Der HTC Uhlenhorst schließt die Hallen-Bundesligasaison als Vierter
ab (26.1.), am gleichen Tag erobern Lars Harms und Sabine Tillmann im Sport-Treff
an der Hardenbergstraße die Titel bei der deutschen Squash-Meisterschaft.
Februar
Wie war das? Die Mülheimer
vergnügen sich in der Halle? Aber nicht doch... Die Fußballer
holen ihre Stiefel aus dem Schrank und wagen sich auf die gefrorenen Plätze,
und ein paar Hundert hartgesottene Leichtathleten zieht es zur Raffelberger
Galopprennbahn. Aber nicht, um sich schöne Pferde anzusehen, sondern
um am ersten medl-Crosslauf teilzunehmen (16.2.).
März
Hoppla, und schon ist es
März. Mülheim ist im Wahlkampffieber. Ein neuer Oberbürgermeister
wird gesucht. Das Sportjahr hat ganz ruhig angefangen. Die Ehrenamtler
erfüllen ihren Alltag, große Erfolge sind rar. Und waren auch
2002 schon rar. Zum alljährlichen Treffen des Sportförderkreises
kommt Ex-Turnweltmeister Eberhard Gienger (7.3.). Beim Sportehrentag in
der Stadthalle werden Timo Weß und Sarenka Schuler zu den Sportlern
des Jahres gekürt (22.3.). Jörg Knör sorgt für eine
ausgelassene Stimmung, und doch: So wenig Sportler wie 2003 wurden noch
nie geehrt. Gibt es keine Spitzenleistungen mehr in Mülheim? Was macht
eigentlich die Rennbahn? Sie erwacht aus dem Winterschlaf (8.3.). Derweil
packt Mülheim das Fußballfieber. Der VfB Speldorf greift die
Tabellenspitze der Verbandsliga an, trotz der 2:4-Niederlage im Derby bei
Union 09 (9.3.).
April
Noch gar nichts von den
Handballern gehört im Jahr 2003. Kein Wunder, denn viel gibt es auch
nicht zu berichten. Die ranghöchsten Mannschaften stehen im Tabellenmittelfeld;
alles völlig uninteressant, wie schon in den letzten Jahren. Ganz
anders der Fußballklub VfB: 1000 Zuschauer bejubeln den 3:0-Erfolg
über den SV Straelen. Oberliga, das wär’s. Die viel gerühmten
sportlichen Aushängeschilder der Stadt sind auch noch da. Der HTC
Uhlenhorst beginnt seine zweite Zweitliga-Saison in Folge, mit dem neuen
Trainer Jörn Eisenhuth (26.4.), der Rennverein beklagt sich über
sinkende Zuschauereinnahmen.
Mai
Aus der Traum vom Aufstieg.
Mit einer 2:3-Niederlage gegen Viktoria Goch verspielt der VfB den Aufstieg
(9.5.). Vatan Spor muss den Weg in die Bezirksliga antreten (25.5.). Das
Squash-Herrenteam des SC Courtwiesel verpasst den deutschen Meistertitel
– die Damen nicht (31.5.). Der Rennverein meldet: Die neue Oberbürgermeisterin
Dagmar Mühlenfeld soll Vereinspräsidentin werden!
Juni
Jetzt jagt eine Groß-Veranstaltung
die nächste. Pfingstsonntag, sintflutartige Regenfälle. Dummerweise
am selben Tag wie das Rennen um den „Preis der Diana“. Next Gina gewinnt,
doch das Chaos ist perfekt. Wenig Zuschauer, kein Wettumsatz, Riesen-Verlust
(8.6.). Eine Woche später, ein Festzelt steht an der Südstraße
(14.6.). Boxen ist angesagt, Erinnerung an alte Zeiten – das können
wir Mülheimer gut. Peter Hussing und Co. kämpfen wie in alten
Tagen. Einen Tag später: Ingo Burghardt gewinnt den 8. Tengelmann,
das Tennis-Herren-30-Team des Kahlenberger HTC verspielt in Nassau den
deutschen Meistertitel. Deutscher Jahrgangsmeister wird der Schwimmer Daniel
Cornelsen auch nicht (30.6.). Aber in Wuppertal erreicht er auf drei Strecken
die Top fünf. Ein Riesenerfolg. Wow, eine Schlagzeile jagt die nächste.
Und das in Mülheim.
Juli
Nun findet Mülheim
auch überregional Beachtung. Der Grund ist allerdings weniger lustig:
Beim Rennverein jagt eine Krisensitzung die nächste. Ursache: Der
verregnete Pfingstsonntag. Sonne ist das richtige Stichwort. Die Jahrhundert-Hitzewelle
bringt Deutschland zum Schwitzen. Auch bei der Tennis-Stadtmeisterschaft
um den „medl-Cup“, die Adriane Franzen und Christian Schäffkes für
sich entscheiden (13.7.). Auch beim Drachenboot-Festival (19./20.7.) und
auch beim „Tag des Jugendfußballs“ auf dem Wissoll-Sportplatz (27.7.).
August
„Vor dem Aus“ sind die drei
Worte, die kein Verein gerne hört. Doch beim Rennverein ist es scheinbar
soweit. Kein Geld mehr in Sicht. Fieberhaft strickt Dagmar Mühlenfeld,
die tatsächlich Präsidentin geworden ist, an einem Sanierungskonzept.
Das Aus in der 2. Tennis-Bundesliga ist für den KHTC gekommen. Nach
dem 5:4-Erfolg bei Blau-Weiß Berlin (15.8.) verkündet Teamchef
Uwe Schumann den Rückzug. Nicht in Sicht ist das Aus für den
RWW-Ruhrauenlauf, der am 23.8. 1890 Aktive anlockt. Auch hier gewinnt Ingo
Burghardt den 10-km-Hauptlauf.
September
Lang nichts mehr von den
Fußballteams gehört. Kein Wunder, denn die Sommerpause dauerte
diesmal volle drei Monate. Nun nimmt die Saison Fahrt auf. Der VfB peilt
in der Verbandsliga wieder den ersten Platz an. In Winkhausen steigt wieder
das Radsport-Event „Preis der Sparkasse“ (13.9.). Und der Rennverein? Er
verkauft die beiden attraktivsten Rennen „Preis der Diana“ und „Preis der
Winterkönigin“ (24.9.). Einen anderen Ausweg aus der Krise gibt es
nicht.
Oktober
Der Hockey-Monat! Der HTC
Uhlenhorst verabschiedet sich als Zweitliga-Tabellenführer in die
Pause (19.10.), die HTCU-A- und B-Junioren werden deutscher Meister. Am
12. Oktober werden 900 Zuschauer Zeuge des Fußball-Lokalderbys Union
gegen Speldorf. Endstand 2:2. Ein paar Tränchen fließen auf
der Rennbahn: Am 3. Oktober wird die letzte „Winterkönigin“ ermittelt.
November
Fortschritte sind bei den
beiden neuen Hallen zu erkennen. Noch zwölf Monate, dann sollen die
Ruhr-Sporthalle und die Halle an der Mintarder Straße stehen. Laut
Sportdezernent Wilfried Cleven sind das die letzten sportlichen Baumaßnahmen
für viele viele viele Jahre. Dagmar Mühlenfeld kündigt an,
dass für 2004 die Renntage gesichert sein. Mülheims Freizeitattraktion
Nummer eins bleibt vorerst erhalten.
Dezember
Es gibt noch gute Nachrichten
im Mülheimer Sport – im Dezember in Form von zwei Comebacks. Die Boxer
des BC Ringfrei sind wieder da und feiern ein grandioses Oberliga-Debüt
vor 600 Zuschauern. Und am 21.12. gibt es nach zweijähriger Pause
wieder die Hallenfußball-Stadtmeisterschaft. In den Hinterzimmern
blicken alle 150 Vereine auf das Jahr zurück, aus allen Sportarten.
Still ist es im Winter auf der Raffelberger Galopprennbahn. Die Kälte
hat die Ruhr und die Landschaft im Griff.
DER KOMMENTAR
Zwei große Gebäude
entstehen derzeit in Mülheim. Die Ruhr-Sporthalle und die Halle an
der Mintarder Straße sind eine riesige Baustelle. Nur ganz langsam
sind Fortschritte erkennbar.
Das trifft nicht nur auf
die Hallen zu, sondern auch auf das Gesamtgebäude „Mülheimer
Sport“. Von vielen Tücken geprägt waren die letzten zwölf
Monate. Der Rennverein am Raffelberg und damit die Galopprennen standen
lange vor dem Aus. Der KHTC zog sein Team aus der 2. Tennis-Bundesliga
zurück. Der VfB Speldorf verpasste den Aufstieg in die Fußball-Oberliga.
Weitere Nadelstiche in die große Wunde der lokalen Sportfans. Und
wieder lockten nur die „Events“ an: Drachenboot-Festival, Ruhrauenlauf,
Tengelmann-Lauf.
Wann ändert sich das
wieder? 2004 finden in Athen die Olympischen Spiele statt. Daran wird vermutlich
kein Mülheimer teilnehmen. Das ist ein Armutszeugnis und war in den
80ern undenkbar. Damit die Rädchen wieder ineinander greifen, sind
nur kleine Schritte notwendig: Die Sponsoren müssen ein wenig mehr
Geld zahlen, die Vereine müssen ihre größten Talente ein
wenig mehr fördern und das Quäntchen Glück muss nach Mülheim
zurückkehren. Dann wird die Sportstadt Mülheim in der nationalen
Hierarchie wieder nach oben steigen. Denn eine 170.000-Einwohner-Stadt
sollte sich eigentlich nicht verstecken.
Im Dezember 2004 sollen
die neuen Hallen fertig sein. Es wäre schön, wenn sich das Gesamtgebäude
„Mülheimer Sport“ ebenso schnell entwickeln würde.
Was hatte sich der Verbandsligist VfB Speldorf vor Saisonbeginn nicht alles vorgenommen? Erster Platz, Aufstieg, Oberliga – die Ziele nahmen kein Ende mehr. Und dann? Eine Niederlage folgte auf die andere, der Spitzenrang ist entfernter denn je. Da auch Union 09 in schöner Regelmäßigkeit patzt, gibt es nur eine hochinteressante Liga in der Saison 2003/2004: die Bezirksliga!
Verbandsliga
Wenn in Mülheim der
„Fußballer des Jahres“ geehrt würde, seit vielen Jahren gäbe
es nur einen Preisträger. Auch 2003 war Stürmer Dirk Roenz vom
Verbandsligisten VfB Speldorf das Maß aller Dinge. „Mütze“ wird
Roenz am Blötter Weg gerufen. Mit seinen Toren sorgte „Mütze“
dafür, dass der VfB nach einem völlig verkorksten Start wenigstens
noch mit einem Auge auf die Tabellenspitze schielen kann.
Für VfB-Trainer Frank
Kurth war es ein verdammt ungemütlicher Herbst. Nach dem Fall auf
den neunten Platz (8. Spieltag) wehte ihm der Wind heftig ins Gesicht.
Doch der Vorstand um Klaus Wörsdörfer hielt an dem Übungsleiter
fest, und zuletzt dank der Form-Explosion der „Mütze“ kehrten die
Grün-Weißen in die „Top 5“ der Liga zurück. Was die Zukunft
bringt? Nur eine Siegesserie kann dem VfB weiterhelfen. Und keine kleine.
Sieben oder acht „Dreier“ in Folge sollten es schon sein. Es fällt
aber schwer, daran zu glauben. Es scheint, als habe der VfB in der Anfangsphase
der Saison den Aufstieg verspielt. Am Ende dürfte zum dritten Mal
in Folge der vierte Platz rausspringen. TuRu Düsseldorf sowie die
Amateurteams des MSV Duisburg und von RW Oberhausen sind zu stark.
Von den „Top 5“ himmelweit
entfernt ist der TuS Union 09, der – wie vom Sportmagazin in der Sommer-Ausgabe
prophezeit – bis zum Saisonende gegen den Abstieg spielt. Der Klassenerhalt
kann nur gelingen, wenn Leistungsträger (Zils, Müller, Calianu)
nicht über einen längeren Zeitraum ausfallen. Die Chance ist
fifty-fifty.
So spannend wie in der letzten
Saison ist diese aber gewiss nicht. Beim VfB gibt es einen leichten Zuschauerrückgang,
zudem hat der Verein durch den Niedergang des Unterbaus viel Kredit verspielt.
Das gilt auch für Union. Der Fall auf einen Abstiegsplatz und die
nicht mehr ganz so überragende Jugendabteilung fügten auch Union
einen Imageschaden zu. Der Verein steht vor einer schweren Zukunft. Denn
die dringend nötige Renovierung der Anlage an der Südstraße
ist nicht in Sicht.
Bezirksliga
Was sich viel mehr lohnt
ist ein Blick in die Siebtklassigkeit. Die Mülheimer Fußballszene
sehnte sich nach einem Zweikampf um den Aufstieg zwischen Vatan Spor und
dem MSV 07 – und sie scheint ihn zu bekommen. Die Trainer Mohamed Ali Abdelhafid
(Vatan) und Dieter Brüger (MSV) haben ihre Mannschaften im Griff,
und bieten den Fans attraktiven Fußball an. Auch der SV Rot-Weiß
und Tuspo Saarn tragen zur Spannung bei. Zahlreiche Lokalderbys sorgen
für die nötige Würze. Und so ist es kein Wunder, dass so
mancher neutrale Fan zuerst die Spielberichte der Bezirksligaklubs liest
– und nicht die der Verbandsligisten.
Eine Prognose ist schwierig.
Die Hauptsache ist, dass ein Mülheimer Team aufsteigt, und nicht etwa
Dinslaken 09 als lachender Dritter. Der SV Rot-Weiß wird souverän
die Klasse halten und einen einstelligen Platz erobern. Das wird für
die Saarner schwer. Sie kämpfen gegen den Abstieg, haben dank der
mannschaftlichen Geschlossenheit aber gute Chancen auf den Verbleib in
der Bezirksliga.
ZWEI FRAGEN AN...
... Frank Kurth (Trainer
des VfB Speldorf)
Im heißen Herbst
mussten Sie während der Negativserie viel Kritik einstecken. Haben
Sie die Anfeindungen schon vergessen?
So eine Situation kannte
ich in dieser Form nicht, ich bin ja noch nicht lange im Trainergeschäft
dabei. Sie waren für mich schwer nachzuvollziehen. Sicherlich ändert
man sich im Umgang mit dem einen oder anderen und geht differenzierter
mit den Leuten um. Gut, dass der Vorstand einen kühlen Kopf bewahrt
hat. Er hat das Trainerteam nur nach der geleisteten Arbeit beurteilt.
Ihr Vertrag beim VfB
Speldorf läuft am Saisonende aus. Könnten Sie sich vorstellen,
weiter am Blötter Weg zu arbeiten?
Ich würde gerne mit
meinem Trainerteam weiter am Blötter Weg arbeiten. Wir sind vor anderthalb
Jahren angetreten, um etwas zu entwickeln und ich glaube, dass wir noch
nicht am Ende unserer Arbeit sind. Gespräche soll es im Januar geben.
IM INTERNET GEFUNDEN!
www.vfb-speldorf-ev.de
Es hat lange gedauert, aber
seit September ist auch Mülheims in den letzten Jahren erfolgreichster
Fußballklub VfB Speldorf „online“. In der Verbandsliga war der VfB
der vorletzte Klub, der noch keine eigene Homepage hatte. Dass es die VfB-Seite
schaffte, innerhalb von nur vier Wochen berühmt zu werden, lag am
Gästebuch, das einer oder mehrere Anhänger nutzten, um Trainer
Frank Kurth und Spieler anonym wüst zu beschimpfen. Ende Oktober wurde
das Gästebuch wieder geschlossen. Das Forum, eine weitere interaktive
Besonderheit, wird hingegen kaum genutzt. Dort ist eine Anmeldung erforderlich.
Die von einem Fan betreute VfB-Seite ist in den Vereinsfarben grün-weiß
gestaltet. Sie bietet außer dem Forum die Grundversorgung an Informationen:
Der Spielplan samt Tabelle ist zu finden, die neuesten Presseberichte,
Fotos von der ersten Mannschaft, den Spielern und dem Stadion sowie für
auswärtige Gäste der Anfahrtsweg zur „Blötte“. Noch gar
nichts steht bei den Unterpunkten „Jugend“ und „2. Mannschaft“. Hat der
VfB dort nichts zu erzählen? Fazit: Die Seite ist bewusst schlicht
gehalten. Die Speldorfer haben ihre Pflicht erfüllt, mehr nicht.
Kurz und schmerzlos verkündete
Uwe Schumann am 26. September eine weitere Hiobsbotschaft für den
Mülheimer Sport: Der Kahlenberger HTC zieht seine Mannschaft vom Spielbetrieb
in der 2. Bundesliga zurück und startet einen Neuanfang in der Niederrheinliga.
Rumms. Ein Hammer.
Hätte ein TV-Sender
über diese Pressekonferenz berichtet, wäre der anschließende
Bericht von einigen schönen Bildern eingerahmt worden: Jubelnde Menschen
beim Aufstieg im Jahr 2000, fliegende Tennisschläger in der Bundesligasaison
2001, strömende Menschenmengen zum Bundesliga-Heimspiel gegen den
großen Nachbarn ETuF Essen im Sommer 2002. Dann noch großartige
Ballwechsel, beispielsweise vom tollen Zwei-Satz-Erfolg von Karsten „Katze“
Braasch über Alexander Popp. Oder von weiteren Top-Spielern wie Sargis
Sargsian, Filippo Volandri oder René Nicklisch. Und im Hintergrund
läuft als Musik „Superjeilezick“ von der Kölner Gruppe Brings.
Eine „supergeile Zeit“ ist es gewesen.
Gewesen. Denn nun ist es
vorbei. Die Mülheimer Sportfamilie hatte sechs Jahre lang die Chance,
ein Tennis-Spitzenteam an der Ruhr zu akzeptieren und aufzubauen. Sie hat
die Chance verstreichen lassen. So schnell wird es kein Bundesligatennis
mehr an der Ruhr geben.
Was ist schief gelaufen?
In den sechs Jahren gelang es den Kahlenbergern und der Sportförderung
Ruhr (SFR) nicht, einen Hauptsponsor zu finden. Der Etat setzte sich stets
aus vielen kleineren Geldgebern zusammen. Die Suche war äußerst
mühsam. An der Suche selbst beteiligten sich nur wenige. Die meiste
Zeit investierte Uwe Schumann. In den kompletten sechs Jahren ging er als
SFR-Geschäftsführer auf Sponsorensuche, und verpflichtete als
KHTC-Teamchef Spieler und stellte die Mannschaft auf. Zudem kümmerte
er sich um das Rahmenprogramm. Im ersten Bundesligajahr 2001 waren die
Kahlenberger in der „heißen Phase“ vier Wochen vor dem Start fast
täglich in allen Medien präsent, startete Aktionen in der Innenstadt.
Doch all das half nicht.
Die Tennis-Bundesliga wurde von den Mülheimer Fans nicht angenommen.
Schon in der 2. Bundesliga überschritt die Zuschauerzahl selten die
300-Marke, eine Etage höher war es nur bei den Spitzenspielen proppenvoll.
Von den Zuschauern waren dann auch noch 25 Prozent VIPs, denn jeder kleine
Geldgeber verlangte und bekam seine Freikarte. Und für eine so kleine
Menge so viel Aufwand betreiben? Der Rückzug war am Ende unvermeidlich.
In der letzten Saison kämpfte eine Mannschaft mit unbekannten Spielern
um Punkte. Außer Insidern sah keiner mehr zu. Der KHTC war in der
Zweitklassigkeit gestrandet.
Dass sich Uwe Schumann daher
nach sechs Jahren zurückzieht, ist verständlich. Sein Ehrgeiz
hatte in den letzten beiden Jahren spürbar nachgelassen. Und einen
Ersatz für ihn gibt es beim KHTC nicht. Durch seine Tennis-Akademie
PMTR, die an der Mintarder Straße trainiert, bleibt der „Macher“
dem KHTC aber verbunden.
Eine sechsjährige Episode
im Mülheimer Sport geht vorbei. Eine „Superjeilezick“.
INTERVIEW MIT...
... Uwe Schumann (Teamchef
des KHTC)
Woran ist das Experiment
„Bundesliga“ gescheitert?
Zunächst einmal finde
ich, dass wir nicht mehr von einem Experiment sprechen können, denn
wir haben sechs Jahre in der 1. oder 2. Bundesliga gespielt. Der Hauptgrund
war, dass Aufwand und Ertrag am Ende in keinem Verhältnis mehr zueinander
standen. Deshalb war es die sinnvollste Entscheidung, jetzt einen Schlussstrich
zu ziehen. Zu Beginn hatten wir eine andere Generation, mit Karsten Braasch
und Christian Schäffkes. Wir haben den Mülheimer Fans geboten,
was kein anderer Verein in Deutschland geboten hat, nämlich eine Mannschaft
mit Spielern aus der Region. Aber es war einfach keine Resonanz da.
Es heißt, dass
Mülheim keine Sportstadt ist. Stimmen Sie dieser These zu?
Zum einen haben die Mülheimer
kein Sportpublikum! Und warum engagieren sich die großen Sponsoren
nicht? Viele Leute von außen fragen sich das. Das Potenzial ist doch
da. Wir haben es oft genug versucht. Letztendlich braucht eine Sportart
in einer Stadt mindestens zwei verrückte: Einen für den wirtschaftlichen
und einen für den organisatorischen Teil. Wir können froh sein,
dass wir in solch einer Dimension mitgespielt haben. Die hätte eigentlich
den vierfachen Etat nötig gehabt. Wir können stolz darauf sein.
Andere Mannschaften haben ihre Spieler für die Dauer der Bundesligasaison
im Steigenberger-Hotel in Duisburg untergebracht. Wir mussten mit den Spielern
diskutieren, ob sie zur Unterkunft etwas dazubezahlen. Das nur als Beispiel.
Gibt es in der nahen
Zukunft die Chance, dass der KHTC wieder in der Bundesliga spielt?
Nein, das sehe ich erst
einmal nicht. Das müsste sich zufällig ergeben. Die einzige Chance
ist, dass sich zwei, drei, vier, fünf Jugendliche gut entwickeln und
zu sehr überschaubaren finanziellen Möglichkeiten beim KHTC bleiben.
Wie sehr wurde das Bundesliga-Aus
beim KHTC bedauert?
Es haben doch einige bedauert,
denn es war der gemeinsame Entschluss der Sportförderung Ruhr und
des KHTC. Wir können mit Stolz auf diese Zeit zurückblicken.
Wie geht es mit Uwe Schumann
weiter?
Ich bin Inhaber der PMTR,
des Professional Management Teams Ruhr, in dem 35 Spieler aus Mülheim,
Essen, Oberhausen, Neuss und Krefeld trainieren. Davon sind 30 Jugendliche.
Wir wollen versuchen, so viele wie möglich unter die ersten 50 Spieler
in Deutschland zu bringen. Dem KHTC stehe ich koordinativ-beratend in einem
überschaubaren Aufwand zur Verfügung. Da wir mit der PMTR auf
der Anlage an der Mintarder Straße trainieren, ist der Kontakt ohnehin
gegeben.
RÜCKBLICK...
Saison 1998 (2. Bundesliga):
1. Platz, 5:3 Punkte, 42:30 Spiele. Der KHTC scheiterte in der Aufstiegsrunde
zur 1. Bundesliga.
Saison 1999 (2. Bundesliga):
3. Platz, 4:4 Punkte, 45:27 Spiele.
Saison 2000 (2. Bundesliga):
1. Platz, 7:0 Punkte, 48:15 Spiele. Aufstieg in die 1. Bundesliga.
Saison 2001 (1. Bundesliga):
7. Platz, 3:6 Punkte, 30:51 Spiele.
Saison 2002 (1. Bundesliga):
9. Platz, 1:7 Punkte, 22:49 Spiele. Abstieg in die 2. Bundesliga.
Saison 2003 (2. Bundesliga):
4. Platz, 4:3 Punkte, 26:37 Spiele.
Das KHTC-Trikot trugen unter
anderem: Sargis Sargsian (Armenien), Julien Boutter (Frankreich), Gaston
Etlis (Argentinien), Alessio di Mauro, Filippo Volandri (beide Italien),
Rolandas Murashka (Litauen), Konstantin Gruber (Österreich) sowie
René Nicklisch, Lars Zimmermann, Christian Schäffkes und natürlich
Karsten Braasch.
Note: Befriedigend
Vorfreude auf den nächsten Sportehrentag
Was haben Dr. Stratmann,
Ellen Grey, Stefan Below und Jan-Ole Gehrmann gemeinsam? Richtig: Sie waren
alle Protagonisten beim 40. Sportehrentag. Der fand am 27. März in
der Stadthalle statt und lockte 1080 Zuschauer an.
Es war ein schwieriges Unterfangen
in diesem Jahr. Jeder Besucher wusste: Der eigentlich wichtige Sportehrentag
folgt 2005, zur Einweihung der neuen Ruhr-Sporthalle. Um aber im Termin-Rhythmus
zu bleiben, musste die Veranstaltung auch 2004 stattfinden.
Was hatten sie sich überlegt?
Eine weitere Auflage der guten alten Sport-, Musik- und Kabarett-Show –
also kein besonderes Motto. Mit dabei sollte sein ein Kabarettist (Dr.
Stratmann), eine Sängerin (Ellen Grey), ein sportlicher Showact (Trampolinshow
„Pirata“) und eine Mülheimer Tanzgruppe (von der Tanzschule Ritter).
Ihre Hausaufgaben hatten die Organisatoren zweifelsohne gemacht – aber
auch gut? Keine Frage: Die Tanzgruppe war ein Hit, und Dr. Stratmann ein
Knaller. Wie Stratmann mit seinem „heiteren medizinischen Kabarett“
über den Sport philosophierte, war schon klasse und versöhnte
die Zuschauer.
Denn dazwischen...?
Schlecht war die Trampolinshow
„Pirata“ nicht. Aber ein Sturz des Weltmeisterschafts-Dritten Nico Gärtner
schockte das Publikum. Nur mit Schmerzen konnte er seinen Auftritt fortsetzen.
Die Sängerin Ellen Grey hingegen kam beim Publikum überhaupt
nicht an. Bliebe noch der Ehrungsteil, der in der Mitte des ganzen Programms
lag. Die 69 zu ehrenden Sportler wurden von Moderator Stefan Below genannt,
aber es ging ein wenig schnell.
Was blieb? Bei Musik der
Peter-Wölke-Band diskutierten die Festgäste nach der Hauptveranstaltung
lieber über den nächsten Sportehrentag als über den gerade
abgelaufenen.
Sportler des Jahres
1. Jan-Ole Gehrmann (RRGM)
80 Stimmen
2. Tobias Richter (VBGS)
34 Stimmen
Jugendsportler des Jahres
1. Daniel Cornelsen (ASC)
24 Stimmen
2. Tim van Voorst (KSV Styrum)
23 Stimmen
3. Sebastian Krost (MKV)
16 Stimmen
Jugendsportlerin des
Jahres
1. Katharina Lörks
(DJK VfR Saarn) 27 Stimmen
2. Inga Wilde (RRGM) 15
Stimmen
3. Alina Kölsch (1.
BV Mülheim) 10 Stimmen
Jugendmannschaft des
Jahres
1. TTC Mülheim 31 Stimmen
2. RRGM 25 Stimmen
3. HTC Uhlenhorst A-Jugend
23 Stimmen
3. HTC Uhlenhorst B-Jugend
23 Stimmen
Aufsteiger des Jahres
Christian Blasch (HTC Uhlenhorst)
Sonderehrungen
Franz Bodsch (MKV)
Ursula Celler (Kahlenberger
HTC)
Horst Middeldorf (WSF 1912)
Statistik
Wahlbeteiligung 50,4 %
Gültige Stimmen: 124
KOMMENTAR
Was hat ein Sportehrentag
für eine Aufgabe? Er soll die Ereignisse des abgelaufenen Mülheimer
Sportjahres zusammenfassen, logisch. Die besten Sportler sollen dazu im
Rahmen einer Unterhaltungsshow ausgezeichnet werden.
Und was hat der diesjährige
Sportehrentag gebracht? Nicht viel. Die meisten der 1080 Besucher gingen
nach Hause, ohne einen genauen Eindruck über die aktuelle Mülheimer
Sportszene bekommen zu haben.
Der Ehrungsteil des Abends
wurde schnell abgehandelt. Wie im letzten Jahr stellt sich die Frage: Warum
ist es so schwer, den Ehrungsmodus zu ändern? Neuerungen hatten die
Organisatoren angekündigt – doch das blieben nur leere Worte. Nach
wie vor gilt das hohe Anforderungsprofil für eine Nominierung.
Im Sportjahr bestimmen Fußball,
Handball, Galopprennen und Boxen die lokalen Schlagzeilen. Beim Sportehrentag
fanden diese Sportarten nur am Rand statt. Vor allem die Fuß- und
Handballer, die einen nicht unbeträchtlichen Anteil der Sportvereine
in Mülheim bilden, kommen seit Jahren zu kurz. Wie wäre es neben
den Ehrenpreisen für verdiente Sportler und Funktionäre auch
einmal mit einem Sonderpreis für Aktive, die nicht gerade einen Titel
gewonnen haben; mit Aktiven, die womöglich in ihrer Sportart Torschützenkönig
waren? Oder zum Beispiel mit einem Internetpreis für den besten Online-Auftritt
eines Klubs? So bekäme die ganze Verleihung mehr Pep, wäre moderner
und würde noch mehr Mülheimer Sportler ansprechen – und nicht
nur ein Publikum, das die einzelnen Showteile interessiert.
So war es nämlich beim
diesjährigen Sportehrentag, dem 40. übrigens. Dr. Stratmann sorgte
mit seinen Sprüchen, Witzen und Kommentaren für erheitertes Gelächter
in der Stadthalle. Einen Fehlgriff wie die Sängerin Ellen Grey hatte
sich das Organisationsteam lang nicht mehr geleistet.
Im nächsten Jahr soll
alles anders werden. Am 12. März 2005 wird mit der 41. Auflage der
Veranstaltung die neue Ruhr-Sporthalle eingeweiht. Neben einem großartigen
Showprogramm wäre ein größerer Bezug zum aktuellen Mülheimer
Sportgeschehen angebracht. Der macht nämlich grad eine schwere Phase
durch, verstecken muss er sich aber nicht.
Der Förderkreis Mülheimer
Sport ist eine tolle Sache. Das steht fest. Jahr für Jahr präsentiert
sich der Verein bei der Mitgliederversammlung und gibt bekannt, wie groß
die Fördersumme im jeweiligen Jahr ist. So weit, so gut. Traditionell
kommen auch in jedem Jahr bekannte Größen aus dem bundesdeutschen
Sport zu Wort – doch fehlt da nicht manchmal der Bezug zu Mülheim?
Im Cinemaxx fand am 12.
März die Veranstaltung statt. Und die Promis Michael Meier (Geschäftsführer
von Borussia Dortmund), Walter Hellmich (Präsident des MSV Duisburg),
Horst Klosterkemper (ATP-Präsident Europa) und Dietloff von Arnim
(ARAG-World-Team-Cup-Turnierdirektor) flimmerten nicht von der Leinwand,
sondern saßen davor. Keine Frage, eine nette Talkrunde, mit interessanten
Einblicken in das Arbeitsleben der Gäste. Sie erinnerte ein wenig
an Late-Night-Fernseh-Formate, einschließlich der Bauchpinseleien
für die Gastgeber. Spannend war zum Beispiel das Gespräch
mit Meier, der zur Krise des BVB Stellung nahm. Großen Beifall erntete
auch der „Lighthouse Family Choir“ mit seinen Gospels. Ein Bezug zu NRW
war an dem Abend zum Thema „Sponsoring“ zweifelsohne vorhanden, aber zu
Mülheim? Nur in Nuancen. Im letzten Jahr überzeugte Eberhard
Gienger mit einer Turn-Einlage, vor zwei Jahren interviewte Johannes B.
Kerner Mülheimer Sport-Idole – das waren Ideen mit viel Pfiff.
Der Förderkreis hätte
lieber seine gute Arbeit noch mehr in den Vordergrund rücken sollen.
45.000 Euro haben die 678 Mitglieder in diesem Jahr gesammelt. Verabschiedet
wurde der Vorsitzende Dr. Rolf Schaberg (73), der aus Altersgründen
zurücktrat. Sein Nachfolger ist Jörg Enaux. Enaux wurde ebenso
ohne Gegenstimme gewählt wie Ralph Duckscheer (2. Vorsitzender) und
Heiko Hoffmann (Schriftführer). Einstimmig erfolgte auch die Wiederwahl
von Wilfried Cleven (2. Vorsitzender), Martina Ellerwald (Geschäftsführerin)
und Bernhard Wirkus (Schatzmeister).
Der Förderkreis ist
klasse und wird das hoffentlich auch bleiben. Kreativ ist er auch bei der
Gestaltung der Mitgliederversammlung. Aber er ist ein Mülheimer Förderkreis
und sollte das bei der Themenwahl und der Einladung der Promis nicht vergessen.
Nein, vorbei ist die Fußballsaison
2003/2004 noch nicht. Und doch scheint klar: So schnell wird es in der
Verbandsliga kein Lokalderby zwischen dem VfB Speldorf und dem TuS Union
09 mehr geben. Ein weiteres Kapitel Mülheimer Fußballgeschichte
neigt sich wohl dem Ende zu.
Wie war das noch am 13.
August 2000? Der größte Erfolg des TuS Union 09, der Aufstieg
in die Verbandsliga, liegt gerade drei Monate zurück. Und gleich am
allerersten Spieltag in der neuen Klasse steht das Lokalderby auf dem Spielplan.
Beim großen VfB Speldorf. 1000 Zuschauer kamen. Gespannt auf ein
scheinbar ungleiches Duell. Union beginnt mit drei Stürmern. Eine
Spitze verabschiedet sich nach 15 Minuten. Rot für Marco Ferreira.
Es folgt das 1:0 für Speldorf durch Libero Karsten Rafoth. Spiel gelaufen?
Nein. Verkehrte Welt am Blötter Weg. Der VfB in Überzahl, aber
Union ist gleichwertig. Ein knappes Spiel. Dann die 67. Minute: Zwei Unioner
fliegen vom Platz, nämlich Stefan Hohensee und Michael Klauß.
Speldorf hat drei Mann mehr – und nun leichtes Spiel. Nach 90 Minuten steht
es 4:0.
So war das zu Beginn, und
in den vier Jahren bekämpften sich die beiden ranghöchsten Klubs
sieben weitere Male. Dabei bleiben einige unvergessene Erinnerungen. Das
erste Spiel an der Südstraße fand auf dem engen Ascheplatz statt.
Im Dezember 2000 versanken die Zuschauer im Matsch. Union half das nicht:
Der VfB triumphierte mit 2:0. Oder das verrückteste Derby im November
2001, als Thomas Pröpper mit zwei unnachahmlichen Freistoßtoren
das Spiel drehte. Der VfB gewann 3:2 nach 1:2-Rückstand. Oder ein
standesgemäßer Abschied: Der „Schwede“ Martin Hoffterheide bestritt
sein letztes Spiel im VfB-Trikot am 5. Mai 2002 – und erzielte gegen Union
sogar das 2:0 höchstselbst. Oderoderoder.
Das Highlight für Union
– vielleicht sogar ein großer Augenblick in der Vereinsgeschichte
– war der einzige Derbysieg. Am 9. März 2003 besiegten die „09er“
den großen Favoriten mit 4:2. Und nun? Nun stehen sie kurz vor dem
Abstieg aus der Verbandsliga. Zumindest ein Jahr lang werden die beiden
Mannschaften nicht mehr aufeinandertreffen. Und sollte dem VfB in der Saison
2004/2005 der Sprung in die Oberliga gelingen, wird es so schnell gar kein
Lokalderby in den oberen Klassen mehr geben. Die Zeit zwischen Juli 2000
und Mai 2004 wird als der „Zweikampf zwischen Speldorf und Union um die
Nummer eins“ in Mülheims Fußball-Historie eingehen.
Die einzige Hoffnung ist,
dass Union noch die Sensation und damit verbunden den Klassenerhalt schafft.
Doch ist das wahrscheinlich? Eher nicht.
Schade.
Die acht Lokalderbys
Saison 2000/2001
Hinspiel (13.8.2000): VfB
– TuS Union 09 4:0 (1:0), Tore: 1:0 Karsten Rafoth (28.), 2:0 Mirhet Kokic
(77./Handelfmeter), 3:0 Mirhet Kokic (81.), 4:0 Ömer Aydin (85.).
Gelb-Rot: Stefan Hohensee (Union/67.), Michael Klauß (Union/67.),
Rot: Marco Ferreira (Union/15.). Zuschauer: 1000.
Rückspiel (3.12.2000):
TuS Union 09 – VfB 0:2 (0:1), Tore: 0:1 Thomas Wzietek (17.), 0:2 Ömer
Aydin (87.). Zuschauer: 1200.
Saison 2001/2002
Hinspiel (18.11.2001): TuS
Union 09 – VfB 2:3 (1:1), Tore: 1:0 Michael Klauß (8.), 1:1 Karsten
Häse (15.), 2:1 Kai Berges (47.), 2:2 Thomas Pröpper (52.), 2:3
Thomas Pröpper (76.). Gelb-Rot: Abdul Haimami (Union/60.), Michael
Klauß (Union/89.). Zuschauer: 1200.
Rückspiel (5.5.2002):
VfB – TuS Union 09 5:2 (2:0), Tore: 1:0 Thomas Pröpper (30./Handelfmeter),
2:0 Martin Hoffterheide (39.), 3:0 Thomas Pröpper (73.), 4:0 Mirhet
Kokic (76.), 4:1 Marco Ferreira (79.), 4:2 Daniel Weinbach (81.), 5:2 Thomas
Pröpper (90.). Zuschauer: 500.
Saison 2002/2003
Hinspiel (15.9.2002): VfB
– TuS Union 09 5:0 (2:0), Tore: 1:0 René Kägebein (8.), 2:0
Oliver Röder (17.), 3:0 Dirk Roenz (57./Foulelfmeter), 4:0 Oliver
Röder (65.), 5:0 Dirk Roenz (78.). Zuschauer: 1100.
Rückspiel (9.3.2003):
TuS Union 09 – VfB 4:2 (1:0), Tore: 1:0 Birkan Yilmaz (12.), 2:0 Michael
Klauß (49.), 3:0 Stefan Hohensee (51./Foulelfmeter), 3:1 René
Kägebein (66.), 4:1 Birkan Yilmaz (81.), 4:2 Dirk Roenz (90./Foulelfmeter).
Rot: Thomas Maaßen (VfB/60.). Zuschauer: 1000.
Saison 2003/2004
Hinspiel (12.10.2003): TuS
Union 09 – VfB 2:2 (1:1), Tore: 1:0 Thomas Thiel (6.), 1:1 Dirk Roenz (27.),
1:2 Dirk Roenz (73.), 2:2 Alex Calianu (84.). Gelb-Rot: Alex Calianu (Union/84.).
Zuschauer: 930.
Rückspiel (21.3.2004):
VfB – TuS Union 09 2:1 (2:1), Tore: 1:0 Andreas Przybilla (12.), 1:1 Björn
Rohpeter (23.), 2:1 Marco Ferreira (29.). Gelb-Rot: Dirk Roenz (VfB/82.),
Rot: Janus Briks (Union/90.).
Bilanz:
8 Spiele – 6 VfB-Siege,
1 Unentschieden, 1 Union-Sieg – 25:11 Tore für den VfB.
Zuschauerschnitt: 947 pro
Spiel. Platzverweise: 9 (6 Gelb-Rote Karten, 3 Rote Karten). Tore: 36 (4,5
im Schnitt). Torschützenliste in Lokalderbys: 1. Thomas Pröpper
(VfB) und Dirk Roenz (VfB) je 5 Tore, 3. Mirhet Kokic (VfB) 3.
Die Trainer – VfB: Frank
Kurth, Dirk Pusch (je 3 Spiele), Axel Benzinger, Michael Klauß (je
1), Union: Ernst Bachmann (6), Jörg Sterneberg (2).
Für beide Vereine kamen
zum Einsatz: Hakan Köroglu, Marco Ferreira, Michael Klauß (beim
VfB als Trainer).
Angefangen hat alles Anfang
2002. „Just for fun“ trafen sich Karina Walenzyk, Dagmar Steubing, André
Buchthal und Marcus Schuh zum Bowling spielen, und das jeden Samstagmorgen.
Schnell entwickelte sich der Wunsch, noch mehr Mitspieler zu finden – und
am 28.11.2002 wurde der 1. BC Mülheim gegründet.
Bowling? Ist das nicht die
Sportart mit der Kugel mit den drei Löchern? Genau richtig. Um Mülheim
machte Bowling einen großen Bogen, bis im RheinRuhrZentrum im August
2001 die „Joe´s“-Anlage eröffnete. Seitdem gibt es immer mehr
Freizeitbowler. Ferienkurse für Schüler erfreuten sich großer
Beliebtheit. „Bowling“, heißt es auf der Internetseite des 1. BC
Mülheim, „ist nicht nur eine der populärsten Freizeitbeschäftigungen
für Millionen von Menschen weltweit, sondern auch eine internationale
Sportart.“ Auch das Mülheimer Publikum konnte sich im Juli 2002 davon
überzeugen. Im „Joe´s“ fand die Mannschafts-Europameisterschaft
statt.
Doch zurück zum 1.
BC Mülheim: Wie ging es nach dem 28.11.2002 weiter mit dem Klub? Durch
verteilte Handzettel fand das Gründungsquartett tatsächlich mehr
Spieler. Heute umfasst die Mitgliederliste 26 Namen. Es gibt zwei Spieltermine,
nämlich dienstags (18 bis 20 Uhr) und samstags (11 bis 14 Uhr). Auf
mehreren Bahnen spielen die Vereinsmitglieder um Punkte, und versuchen
dabei, so viele „Pins“ wie möglich zu erzielen. Manchmal ist den Vereinsmitgliedern
auch nach einer richtigen Trainingseinheit zu Mute. Dann rufen sie Horst
Comes oder Ralf Gräve an, beide sind ehemalige Bundesligabowler. „Der
Spaß am Spiel wird höher bewertet als das Bestreben, zu Hochleistungsbowlern
zu werden. Sollte jedoch das Talent dazu im regelmäßigen Spiel
entdeckt werden, so wird es dementsprechend auf Wunsch mit Rat und Tat
gefördert“, heißt es etwas hölzern auf der Homepage. Marcus
Schuh, der Vorsitzende des Klubs, formuliert es eindeutiger: „Wer noch
zu uns kommen will, der ist herzlich Willkommen. Wir helfen uns alle gegenseitig.“
An Mannschaftswettkämpfen nimmt der 1. BC noch nicht teil. Ein Freundschaftsspiel
gegen den SV Siemens fand am 7. Februar aber schon statt. Im Mai soll ein
Duell gegen einen Oberhausener Bowlingclub folgen.
Über weitere Mitspieler
würde sich Marcus Schuh sehr freuen. In den anderthalb Jahren seit
der Gründung hat sich nicht nur der Verein entwickelt. Aus Karina
Walenzyk ist inzwischen nämlich Karina Schuh geworden...
Sie waren alle da. Alle.
Ob Hakan Sükür, Hasan Sas, Bülent Korkmaz, Hakan Ünsal,
Flavio Conceicao. Oder auch Trainer Gheorge Hagi. Der 4. Juli 2004 wird
in die Mülheimer Fußball-Geschiche eingehen. Als der Tag des
türkischen Volksfestes im Ruhrstadion.
Alles begann 1989. Da gründete
der Autohändler Turan Isleyen den Verein Fatih Spor Kulübü.
Aufstiege aus der Kreisliga C bis in die Kreisliga A folgten, dazu der
Gewinn des Fliedner-Pokals. Dann folgte die erste Umbenennung in Vatan
Spor, die Gründung einer Jugendabteilung – der Klub war in der Mülheimer
Fußballszene angekommen, und schaffte weitere Aufstiege, bis in die
Landesliga. Auf der Schwelle zur Verbandsliga stoppte sich Vatan selbst:
In Homberg verursachten Fans einen Spielabbruch. Sie traten einen Schiedsrichter
krankenhausreif. Die größte Vereinskrise brach an.
Nun zeigt der Kalender das
Jahr 2004. 15 Jahre gibt es den Klub, den Isleyen gründete. Unzählige
Präsidenten verschliss der Verein, und nun hat er in seiner kurzen,
aber bewegten Geschichte schon den dritten Namen angenommen. Galatasaray
heißt er ab der neuen Saison; genauso wie der „große Bruder“
aus Istanbul. Und ein „großer Bruder“, das soll er auch werden. Die
Ausrüstung der Teams kommt aus der Türkei – und dazu die Einnahmen
eines Freundschaftsspiels.
Des Freundschaftsspiels,
das am 4. Juli im Ruhrstadion stattfand, und 6500 Zuschauer anlockte. Dass
eine detaillierte Organisation erforderte. Und das ein großes Spektakel
ohne negative Vorkommnisse wurde. Auf dem Platz gewannen die Stars mit
7:1 (5:0). Doch war am Ende wirklich wichtig, dass Hakan Sükür
und Hasan Sas zu den Torschützen zählten?
Es zählten die Botschaften:
Die meisten der 6500 Fans werden ihre geschossenen Fotos immer wieder ansehen,
und diesen Tag nicht vergessen. Und die anderen Landesligaklubs wissen
nun, dass es der neue Präsident Metin Adigüzel ernst meint. Er
hält seine Versprechen – und redet nun schon von der Oberliga.
Ein paar mehr von solchen
Fußballfesten würden Mülheim gut tun. Denn wann kamen zuletzt
so viele Besucher aus den Nachbarstädten, um sich in Mülheim
ein Fußballspiel anzuschauen?
Dass es geht, wäre
auch für die Stadtspitze interessant gewesen. Doch die war im Ruhrstadion
eher spärlich vertreten. Schade!
ZU DIESEM SPIEL GIBT ES AUCH EINEN WAZ/NRZ-BERICHT... UM IHN ZU LESEN, KLICKT BITTE HIER!
Rückblick und Prognose
Verbandsliga
VFB SPELDORF (Vorjahr: 8.,
46 Punkte, 63:44 Tore): Wer jetzt die Fans und Mitglieder des VfB nach
der gerade abgelaufenen Saison befragt, der wird vermutlich nur ein Schulterzucken
ernten. Die Saison ärgerte und langweilte die Grün-Weißen
so sehr, dass sie die am liebsten ganz aus ihrem Kopf verdrängen würden.
Achter Platz, dazu noch eine Schlammschlacht rund um den Trainerwechsel
Kurth/Klauß – mehr Mittelmaß geht nicht, zudem sackte der Zuschauerschnitt
wieder deutlich nach unten. Nun soll wieder alles ganz anders werden. Zum
x-ten Mal in Folge wünscht sich der VfB den Aufstieg in die Oberliga.
Den sollen ein neuer Trainer (Piero Lussu) und acht neue Spieler bewältigen.
Ob das neu zusammengestellte 18-Mann-Aufgebot wirklich zusammenpasst? Ob
die Fans weiterhin strömen? Wieder einmal geht der VfB mit großen
Ambitionen in eine Saison. Und wieder einmal hoffen die Fans darauf, dass
es keine hohlen Worte sind.
Prognose: Der VfB hat harte
Konkurrenz. Ein Durchmarsch ist daher utopisch. Ein Platz in den „Top 4“
ist ohne Frage möglich.
Landesliga
TUS UNION 09 (Vorjahr in
der Verbandsliga: 15., 16 Punkte, 33:74 Tore): Vier Jahre lang sonnte sich
der TuS Union 09 Seite an Seite mit dem VfB Speldorf in der Verbandsliga
– und kratzte am lokalen Fußball-Thron. Doch nun ist Union nach einer
blamablen Saison wieder in der Landesliga angekommen. Ähnlich wie
die VfB-Fans würden auch die Union-Anhänger die letzte Saison
schnellstmöglich vergessen. Und es könnte noch schlimmer kommen:
Aus der Abstiegs-Elf haben gleich 14 (!) Spieler den Klub verlassen – unter
den Neuzugängen ist kein bekannter Spieler aus einer höheren
Liga. Die Verantwortung liegt immer noch in den Händen von Thomas
Verwaayen und Ernst Bachmann – mit Verwaayen als Cheftrainer. Der frisch
wiedergewählte Vorsitzende Jürgen Bleikamp steht vor einer ganz
schweren Aufgabe: Er muss die Vereinsfamilie zusammenhalten, wieder für
ein Gemeinschaftsgefühl sorgen, eine erste Mannschaft aufbauen, die
sich mit dem Verein identifiziert, und die Jugendabteilung wieder zum Aushängeschild
des Klubs machen. All diese Punkte litten im letzten Jahr enorm.
Prognose: Union muss aufpassen.
Ansonsten droht der Durchmarsch in die Bezirksliga.
GALATASARAY (Vorjahr in
der Bezirksliga: 1., 75 Punkte, 91:29 Tore): Ist der Klub, der bis vor
ein paar Wochen Vatan Spor die baldige Nummer eins im Mülheimer Fußball?
Oder bleibt der kometenhafte Aufstieg von Galatasaray nur von kurzer Dauer?
Das ist eine viel diskutierte Frage in der Fußballszene der Stadt.
Aus der Mannschaft, die mit 19 Punkten Vorsprung den Aufstieg schaffte,
verließ kein Spieler das Ruhrstadion. Hinzu kamen durchweg Akteure,
die zuletzt höherklassig aktiv waren. Die Qualität der Mannschaft
ist tiptop, auch der Trainer Mohamed Ali Abdelhafid genügt ohne den
geringsten Zweifel Landesliga- oder noch höheren Ansprüchen.
Es könnte gut gehen. Könnte.
Prognose: Sollte es dem
euphorischen Vorstand gelingen, die Emotionen zügeln zu können,
ist der Durchmarsch drin. Aber auch nur dann.
Bezirksliga
MSV 07 (Vorjahr: 2., 56
Punkte, 64:45 Tore): Bis zum 24. Spieltag, bis zum 1:4 im Derby bei Vatan
Spor, hielt der MSV den Kampf um den Aufstieg offen. Erst danach ergab
sich der MSV erschreckend wehrlos. In der Saison 2004/2005 unternimmt der
MSV nun einen neuen Anlauf. Er hat dazu alle Spieler behalten, und sich
sogar noch verstärkt. Zudem kommt den „07ern“ entgegen, dass sie nun
in der Essener Gruppe spielen. Diese ist sportlich leichter als die Duisburg-Dinslakener
Gruppe.
Prognose: Der MSV ist ein
ganz heißer Aufstiegskandidat.
SV Rot-Weiß (Vorjahr
9., 43 Punkte, 50:53 Tore): Beim SV Rot-Weiß änderte sich fast
nichts: Der Trainer ist gleich, das Aufgebot ist gleich, das Ziel ist gleich.
Prognose: Wenn alles gleich
bleibt, dann gibt es nur einen Tipp: Rot-Weiß wird wieder Neunter.
Kreisliga A
Nach der langweiligsten
Kreisliga-A-Saison seit vielen Jahren ist nun wieder „Pfeffer in der Bude“.
Mit Absteiger Tuspo Saarn sowie den Aufsteigern TSV Heimaterde und Galatasaray
II gewinnt die Mülheimer Gruppe an sportlicher Qualität, zumal
kein Team auf- oder abgestiegen ist. Die Saarner, die den Klassenerhalt
nur äußerst knapp verfehlten, dürfen sich berechtigte Hoffnungen
auf den sofortigen Wiederaufstieg machen. Der große Ausverkauf blieb
an der Mintarder Straße aus. Äußerst gespannt sind die
Fans auf den Auftritt des Aufsteigers Heimaterde. Der TSV schoss in der
Kreisliga B über 200 Tore. Wie sieht das wohl eine Etage höher
aus? Auch in der Essener Gruppe könnte es einen Aufsteiger aus Mülheim
geben. Nachdem Blau-Weiß Mintard erst in einem Entscheidungsspiel
gegen SW Essen II (0:2) den Aufstieg verpasste, unternimmt der Klub aus
der Ruhraue in fast unveränderter Besetzung einen weiteren Anlauf.
Mensch, muss das weh tun.
Ein „Diver“ vor den eigenen Fans – und dann auch noch auf Kunstrasen? Doch
ob es auf der Haut brennt oder nicht; an einem Tag wie diesem gibt es keine
Schmerzen mehr. Denn an diesem Tag, dem 23. Mai 2004, da beginnt beim HTC
Uhlenhorst eine neue Zeitrechnung.
Vor dem Spiel. 800 Zuschauer
stehen und sitzen rund um das Kunstrasen-Rechteck im Uhlenhorster Wald.
Die meisten würden in der Kabine liebend gern Mäuschen spielen.
Wie ist wohl die Stimmung? Angespannt? Nervös? Gereizt? Mit zwei Niederlagen
in Folge hat der HTC die glänzenden Aussichten fast noch verspielt.
Nun kommt alles auf das entscheidende Spiel gegen den RTHC Leverkusen an.
Ein Gegner, der schon gerettet ist – dafür aber umso gefährlicher.
Doch egal, was Trainer Jörn
Eisenhuth seinen Spielern mit auf den Weg gegeben hat: Es hilft. Von Beginn
an lassen die Uhlen ihrem Gegner kaum Zeit zum Luft holen. Sie wirbeln,
zaubern, kombinieren – und treffen. Thilo Stralkowski erlöst die zitternden
Fans mit dem 1:0 in Minute vier. Danach gerät der Sieg nicht mehr
in Gefahr. Henning Meier darf sich gleich dreimal über ein eigenes
Tor freuen, auch Thilo Stralkowski und Niklas Kemper treffen. Der Rest
ist Jubel – und wird in der Laufbahn jedes Spielers ein entscheidender
Augenblick bleiben: 800 Zuschauer feiern, auf dem Platz werden „Hockey
is coming home“-Shirts verteilt. „Wir sind wieder wer“, ist der Tenor im
Waldstadion. Und die Fans klatschen, klatschen und klatschen.
Wir sind wieder wir... ein
Spruch, der vor allem im Film „Das Wunder von Bern“ eine Renaissance erlebte.
Ein Wunder, das war es nicht, was im Waldstadion am 23. Mai seinen Höhepunkt
fand. Es war vielmehr das Resultat harter Arbeit. Harter, akribischer Arbeit.
Vorbei und vergessen sind die harten Zeiten Ende der 90er-Jahre, als von
dem Ruhm des Hockey-Traumteams um Carsten Fischer, das die Titel reihenweise
an die Ruhr holte, nicht mehr viel übrig geblieben war. Als die Reise
in die zweite Liga ging, weil die Talente aus den eigenen Reihen noch nicht
gut genug waren.
Diese Lücken sind nun
geschlossen – und der HTCU kehrt bestens vorbereitet zurück in die
Beletage des Hockeysports. So gut vorbereitet, dass Nationalspieler und
Weltmeister Timo Weß keinen Karriereknick befürchtet und aus
Krefeld nach Mülheim zurückkehrt. So ist die Mannschaft wohl
stark genug, um den Klassenerhalt zu schaffen – und talentiert genug, um
langfristig höhere Ziele anzustreben. Auch im Umfeld stimmt es: Die
Bauarbeiten für einen zweiten Kunstrasenplatz am Uhlenhorst beginnen
in Kürze. Und – das ist ein unschätzbarer Vorteil – die zweite
Mannschaft schaffte den Aufstieg in die Regionalliga. Wenn Talente also
einmal nicht in der Bundesliga zum Zuge kommen – kein Problem. Die Regionalliga
ist immerhin die dritthöchste Klasse.
Ihre Hausaufgaben haben
die Uhlenhorster angefertigt – allerdings auch mit der massiven Unterstützung
der Stadt und des Förderkreises, die den Hockeyklub aus Mülheims
Westen als Aushängeschild betrachten. Viele andere Mülheimer
Vereine beneiden den HTCU um diese exponierte Stellung. Doch das ist nicht
ungerecht. Die Vereinsarbeit des HTCU ist jugendorientiert, erfolgreich,
modern. Und sie verdient die Unterstützung. Die neue Zeitrechnung
beginnt endgültig am 11. September mit dem ersten Spiel gegen Harvestehude.
Ob bald auch wieder ein Titel winkt? Nun mal langsam.
Euphorie ist gut. Aber Überheblichkeit
ist das falsche Rezept.
Interview mit: Trainer
Jörn Eisenhuth
Nun steht die Bundesliga
unmittelbar vor der Tür. Wie sieht das Vorbereitungsprogramm aus?
Wir haben bereits Mitte
Juni wieder mit dem Training angefangen und arbeiten im Moment drei- bis
viermal pro Woche im athletischen Bereich. Zwischendurch gibt es eine dreiwöchige
Sommerpause, in der die Spieler in den Urlaub fahren können. Sie sollen
aber nicht untätig sein. Offizieller Trainingsbeginn ist der 23. August.
Die Saison beginnt am 11. September mit einem Spiel gegen Harvestehude.
Wie sieht das Ziel des
HTC Uhlenhorst in der Saison 2004/2005 aus?
Mein Ziel ist Platz sechs,
obwohl ich weiß, dass das sehr ehrgeizig ist. Ich halte es aber für
nicht unrealistisch. Zwei/drei Mannschaften sind eher stärker als
wir. Der Rest ist nicht überragend, da können wir spielerisch
mithalten.
Welche Neuzugänge
stehen dem HTC in der nächsten Saison zur Verfügung?
Timo Weß kehrt vom
Crefelder HTC zurück, Alexander Sahmel vom Club an der Alster.
Die zweite Mannschaft
hat den Aufstieg in die Regionalliga geschafft. Wie wichtig ist ein starker
Unterbau?
Das ist für den Verein
ein unglaublicher Glücksfall. Junge Spieler können in der
zweiten Mannschaft auf hohem Niveau spielen, wir können sie aufbauen.
Die Gefahr des Abwerbens ist groß, aber die Regionalliga ist die
dritthöchste Spielklasse, da werden wir talentierte Jugendliche eher
halten können, denn sie können auf einem hohen Niveau spielen.
Seitdem Joanne K. Rowling
Bücher über die Abenteuer eines kleinen Zauberers schreibt, ist
der Name „Harry“ in aller Munde. Auch in Mülheim gibt es einen „Harry“.
Der kann zwar nicht zaubern, ist aber ein guter Schwimmtrainer. Ein verdammt
guter. Seine derzeitige Leistungsgruppe könnte zu Mülheims „Goldener
Generation“ werden.
Tatort Leipzig, 1. bis 4.
Juli 2004, deutsche Jahrgangs-Meisterschaft. Eine 10-köpfige Gruppe
aus Mülheim mischt sich unters Volk. 10-köpfig? Genau! So viele
waren zuvor noch nie dabei. Der Mülheimer Leistungsschwimmsport besteht
eben nicht nur aus Daniel Cornelsen und Lisa Vitting, die derzeit fast
alle Rekorde brechen. „Im Nachwuchs gibt es einen großen Boom“, sagt
Trainer Harry Schulz (so heißt er richtig) von der Startgemeinschaft
(SG) Mülheim. Gemeinsam mit den Helfern und den Vorstandskollegen
hat er in den letzten Jahren ein kleines Wunder vollbracht.
Und das fand in Leipzig
ihren vorläufigen Höhepunkt – und noch lange nicht das Ende.
Lisa Vitting (Jahrgang 1991) schaffte im 50-Meter-Freistil-Rennen den Sprung
auf das Treppchen. Daniel Cornelsen (Jahrgang 1988) gewann Bronze über
1500 Meter Freistil. Kaum aus Leipzig heimgekehrt, ging es für Lisa
Vitting wieder ins Becken, bei der Stadtmeisterschaft über die kurzen
Strecken. Und was machte sie? Sie stellte üer 50 Meter Freistil in
26,86 Sekunden einen neuen Jahrgangsrekord auf. Unglaublich!
Kann es noch weiter nach
oben gehen? Jahr für Jahr schaffen die besten Athleten schon Verbesserungen
um viele Sekunden. „Der Osten macht es vor“, referiert Schulz. „Wir haben
zwar keine 50-Meter-Bahn, müssen unseren Kram aber optimieren.“ Das
klingt danach, als ob Schulz und die Vereine im Hintergrund einen Plan
zur Perfektionierung der Trainingsmethoden haben. „Die Wasserfläche
muss besser verteilt werden“, verrät Schulz mit einem Augenzwinkern.
Mehr lässt er sich aber nicht entlocken. Mal schauen, was die Schwimmvereine
ausbrüten.
Um ein Bild aus der Computersprache
zu benutzen: Die „Software“ lässt sich also zweifelsohne perfektionieren.
Nur die „Hardware“, sprich die äußeren Bedingungen, nicht. Eine
50-Meter-Bahn ist weit und breit nicht in Sicht, ein gut ausgestatteter
Kraftraum ebenso wenig.
Das ist aber schon lange
so und lässt deshalb nur eine Schlussfolgerung zu:
Harry kann doch zaubern.
Interview mit: Trainer
Harry Schulz
Nach der deutschen Jugendmeisterschaft
2003 war die Bilanz sehr positiv. Wie sieht sie in der Sommerpause 2004
aus?
Es war noch einmal eine
Steigerung gegenüber dem Vorjahr da, manche haben gewaltige Leistungssprünge
geschafft. Wenn ich es in eine Schulnote packen müsste, würde
ich „2+“ sagen.
Was sind die Planungen
und Ziele für die Saison 2004/2005?
Erst einmal kommen im Herbst
die Mannschaftswettbewerbe. Mit den Damen sind wir im letzten Jahr völlig
überraschend in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Nun sind wir gefordert,
denn wir wollen drin bleiben. Das wird schwer genug, könnte aber klappen.
Außerdem ist es unser Ziel, dass sich Daniel Cornelsen 2005 für
die Jugend-Europameisterschaft in Budapest qualifiziert.
In diesem Jahr gab es
bei der „Deutschen“ zwei Bronzemedaillen. Wie sind die Aussichten von Lisa
Vitting und Daniel Cornelsen?
Lisa ist gerade erst 13
geworden, also noch sehr jung. Alle Voraussetzungen sind da, dass sie später
mal ganz oben mitschwimmen kann. Sie hat viele Rekorde in diesem Jahr gedrückt,
unter anderem den Altersklassenrekord über 50 Meter Freistil. Allerdings
müssen wir bei Mädchen erst abwarten, wie sie über die Pubertät
kommen. Daniel hat auch in diesem Jahr wieder große Sprünge
gemacht, obwohl bei der deutschen Jahrgangsmeisterschaft noch mehr drin
gewesen wäre. Er wird im Herbst drei Wochen im Höhentrainingslager
in der Sierra Nevada verbringen, und dann an der deutschen Kurzbahnmeisterschaft
teilnehmen.
Und nun zwei Fragen,
die das Sportmagazin schon vor einem Jahr stellte: Hat sich an den Rahmenbedingungen
vor allem in Richtung Kraftraum etwas geändert?
Ich bin geknickt und deprimiert.
Für den MSS war es in einem dreiviertel Jahr wohl nicht möglich,
die Sache anzugehen. Es hat sich nichts getan. Ich hatte wenigstens auf
die Sommerferien gehofft, damit wir danach in einem neuen Raum anfangen
können.
Besteht die Gefahr, dass
Schwimmer abgeworben werden?
Es mag sein, dass es Versuche
gibt. Zurzeit wüsste ich aber keinen, der Mülheim akut verlassen
will. Trotz der schlechten Bedingungen identifizieren sich die Schwimmer
mit dem Team.
Was hatte das Mülheimer Sportjahr zu bieten? Was waren die Höhepunkte? War es ein gutes Jahr? Oder ein schlechtes? Das Sportmagazin sucht im Jahresrückblick von A bis Z nach Antworten.
A...
Aufstiege
Davon gab es erfreulicherweise
einige in diesem Sportjahr. Beispiele? Im Fußball stieg Galatasaray
von der Bezirks- in die Landesliga auf, im Handball schaffte die HSG Mülheim
den Sprung in die Verbandsliga. Und gleich zwei Mannschaften bejubelten
sogar den Aufstieg in die 1. Bundesliga: Der HTC Uhlenhorst im Hockey und
der SV Nord im Schach.
B...
Boxen
B wie Boxen. Oder auch B
wie BC Ringfrei. Im Winter feierte der ruhmreiche Mülheimer Boxverein
sein Comeback in der Oberliga. Die Rückkehr in die Erstklassigkeit
gelang zwar nicht auf Anhieb, soll aber schnellstmöglich nachgeholt
werden – und dann in der neuen Ruhr-Sporthalle. Geboxt wurde auch im August
– beim „Sommerboxen“ auf der Freilichtbühne.
C...
Chaos?
Oh Wunder, die Zeilen zum
„Chaos“ bleiben diesmal erstaunlich kurz. Eine kurze Führungskrise
beim BC Ringfrei – das war’s auch schon an kaum verständlichem Wirrwarr
im Mülheimer Sport. Diskussionswürdige Entscheidungen – ob vom
Mülheimer Sport-Service (MSS) oder dem Mülheimer Sportbund (MSB)
– wird es immer geben. Aber keine spaltete in diesem Jahr die Klubs. Das
war schon anders.
D...
Drachenboot
Das Drachenboot-Festival
im Sommer war auch in diesem Jahr ein Selbstläufer. Die DJK Ruhrwacht
begrüßte am 17. und 18. Juli wieder Tausende Zuschauer an der
Ruhr rund um die Schlossbrücke.
E...
Eisenhuth
Jörn heißt der
junge Mann mit Vornamen. Trotz des jungen Alters – er ist 26 – führte
er den HTC Uhlenhorst als Trainer zurück in die Bundesliga. Kompliment!
F...
Fußball
Von der Stadt wenig beachtet,
von den Mülheimer Fans beliebt: die Fußballszene. Und vielleicht
glückt dem VfB Speldorf in diesem Jahr der Aufstieg in die Oberliga
Nordrhein. Dann käme auch die Stadt nicht mehr am Spiel mit dem runden
Leder vorbei und müsste sich mal sehen lassen. Die Höhepunkte
2004 lieferte Galatasaray: Erst schaffte der Klub noch als Vatan Spor den
Aufstieg in die Landesliga, und dann kamen nach der Umbenennung zum Testspiel
gegen die „großen“ Profis aus der Türkei 6500 Zuschauer ins
Ruhrstadion.
G...
Galopprennsport
Im „Jahr eins nach der Diana“
stand die Konsolidierung des Rennvereins auf der Tagesordnung ganz oben.
Das Rennjahr brachte der Klub unter der Führung von Oberbürgermeisterin
Dagmar Mühlenfeld mit dem „Silbernen Band der Ruhr“ am 31. Oktober
gut zu Ende.
H...
HTC Uhlenhorst
Auf dieses Jahr hat der
HTC Uhlenhorst lange gewartet. Nach zwei Jahren gelang die Rückkehr
in die 1. Bundesliga, die A-Jugend wurde deutscher Vizemeister und am Uhlenhorst
entsteht ein zweiter Kunstrasenplatz. Die Zukunft kann kommen.
I...
Ideen
Neue Ideen waren zum Beispiel
der „Saarner Sommernachtslauf“ und das „Sommerboxen“ des BC Ringfrei. Das
sind gute Ansätze. Noch ein wenig mehr Kreativität könnte
dem Mülheimer Sport indes noch viel mehr gut tun.
J...
Jugend
Die Sport-Talente aus Mülheim
brauchen sich vor niemandem zu verstecken. Vor allem im Hockey und im Schwimmen
sorgten Mülheimer Jugendliche bundesweit für Furore. Namen wie
Daniel Cornelsen und Lisa Vitting sind in den Schwimmbädern des Landes
ein Begriff.
K...
KSV Styrum
Der einzige Ringerklub der
Stadt steckte in diesem Jahr in einer sportlichen Krise. Bis zum Schluss
dauerte in der Verbandsliga der Kampf um den Klassenerhalt. Doch ob Abstieg
oder nicht – die Zukunft wird rosig: Im März 2005 richtet der KSV
die deutsche B-Jugend-Meisterschaft aus, und im Rahmen der neuen Ruhr-Sporthalle
erhält der Klub vielfältigere Trainingsmöglichkeiten.
L...
Leichtathletik
Geprägt von den zahlreichen
Läufen war das Mülheimer Leichtathletik-Jahr – ob Tengelmann-Lauf,
Ruhrauenlauf, Crosslauf, Sommernachtslauf oder Styrumer Straßenlauf.
Meist vorn dabei war der Essener Ingo-Oliver Burghardt. Mülheims Lauf-Ass
war auch 2004 Florian Glahn (LG).
M...
Mülheimer Sport
Ja, genau, darum geht es
hier. Das Mülheimer Sportjahr 2004 war ein sehr gutes. Die beiden
neuen Hallen sind so gut wie fertig, dadurch entsteht gerade in den Indoor-Sportarten
eine neue Euphorie. Die ist im Hockey (durch den HTC Uhlenhorst) und im
Fußball (durch den VfB Speldorf) sowieso schon da. Weiter so! Dann
wird bald auch über die Stadtgrenzen hinaus der Name Mülheim
mit Sport gleichgesetzt.
N...
Neue Sporthallen
Die „Harbecke-Halle“ an
der Mintarder Straße ist seit Mitte November offiziell geöffnet.
Ende Januar 2005 folgt die neue Ruhr-Sporthalle. Ganz Mülheim ist
gespannt darauf. Im Jahr 2004 mussten zahlreiche Vereine ein letztes Mal
auf Trainingseinheiten verzichten.
O...
Olympische Spiele in Athen
Mülheim war nur im
Hockey vertreten, durch Schiedsrichter Christian Blasch, Bronzemedaillen-Gewinner
Timo Weß – und durch zwei „Goldene Mädels“: Die gebürtigen
Mülheimerinnen Tina Bachmann und Marion Rodewald gewannen das Turnier
mit dem Frauenteam.
P...
Preis der Sparkasse
Karsten Vogel vom „Team
Comnet Senges“ aus Stolberg gewann den 30. Großen Preis der Sparkasse,
der die Radsportler am 11. September wie immer quer durch Winkhausen führte.
Q...
s Q uash
Mülheim ist und bleibt
eine Squash-Hochburg. Der SC Courtwiesel holte sowohl bei den Herren als
auch bei den Frauen den deutschen Meistertitel an die Ruhr – und außerdem
fanden im Januar erneut die deutschen Meisterschaften im Sport-Treff an
der Hardenbergstraße statt. Stefan Leifels (Paderborn) und Sabine
Tillmann vom heimischen SC Courtwiesel gewannen.
R…
Ruhrauenlauf
Bereits zum zehnten Mal
fand der RWW-Ruhrauenlauf statt. Wie immer lockte er am 28. August viele
Besucher und Läufer zur Ruhr – und wie in einigen anderen Rennen in
diesem Jahr landete wieder Ingo Oliver Burghardt (FC Stoppenberg) vor Florian
Glahn (LG).
S...
SG MTV/Rot-Weiß
Ganz lange hatte die Handball-Spielgemeinschaft
MTV/Rot-Weiß auf den Wiederaufstieg in die Verbandsliga gewartet.
Kurz nachdem er im Mai feststand, wurde die SG um die DJK Unitas Speldorf
zur HSG Mülheim erwartet. Das langfristige Ziel ist sogar die Oberliga!
Die HSG startete prächtig, und gewann auch den Stadtmeistertitel.
Bei den Frauen siegte am 31. Oktober Verbandsligist RSV.
T...
Tengelmann-Lauf
Wer war der Sieger? Natürlich
Ingo Oliver Burghardt vom FC Stoppenberg!
U...
Uwe Ostmann
Der Galopptrainer am Raffelberg
war in diesem Jahr sehr erfolgreich – und damit ziemlich oft in den Schlagzeilen.
V...
Vereine
Der Buchstabe „V“ gehört
allein den Mülheimer Sportklubs. Sie haben in diesem Jahr zum großen
Teil gute Arbeit geleistet. Applaus!
W...
Wolkenbruch
Am 17. Juli fand erstmals
der „Saarner Sommernachtslauf“ statt. Er begann im Sonnenschein, und wurde
nach wenigen Kilometern aufgrund eines Wolkenbruchs abgebrochen.
X...
eXtrastark
Extrastarke Leistungen boten
2004 zum Beispiel die Hockeyherren des HTC Uhlenhorst. Erst aufsteigen
– und dann auch noch ruckzuck in der neuen Liga zurechtfinden? Das geht!
Respekt!
Y...
Yasar Kurt
Der Kapitän soll den
VfB Speldorf in die Fußball-Verbandsliga führen.
Z…
Zahlen
Zahlen hatte der Mülheimer
Sport in diesem Jahr viele zu bieten – vor allem Zuschauerzahlen, ob beim
Drachenboot-Festival, auf der Rennbahn oder bei den verschiedenen Läufen.
Stellvertretend sei die Zahl „6500“ genannt. So viele Fans kamen zum Fußballspiel
im Juli zwischen Galatasaray Mülheim und Galatasaray Istanbul.
Ist Mülheim eine
Hockeystadt? „Ja“, brüllt nach dieser Frage die Stadtspitze laut,
und achtet deshalb besonders auf den HTC Uhlenhorst und den Kahlenberger
HTC. In diesem Jahr stellte sich beim HTCU der seit zwei Jahren herbei
gesehnte Erfolg ein: Die Uhlen kehrten in die Bundesliga zurück und
etablierten sich in der Hinrunde im gesicherten Mittelfeld.
Trainer Jörn Eisenhuth
ist der Architekt des aktuellen Erfolges. Als Jugendcoach sorgte und sorgt
er für den Unterbau – die A-Jugend wurde am 31. Oktober deutscher
Vizemeister, und mit der Herrenmannschaft ist der Erfolg ebenfalls groß.
Auch außerhalb des Platzes bewegt sich einiges: Der HTCU bekommt
einen zweiten Kunstrasenplatz – damit die „Hockeystadt“ Mülheim auch
ein erstklassiges Umfeld bieten kann. Das Sportmagazin führte mit
Jörn Eisenhuth ein ausführliches Gespräch.
Wie sieht Ihr Rückblick
auf die Hinrunde der Bundesliga aus?
Eigentlich bin ich zufrieden.
Wir haben sehr gute Spiele abgeliefert, haben bewiesen, dass wir als junge
Mannschaft mit jedem mithalten können. Dazu haben wir uns kontinuierlich
gesteigert. Höhepunkte waren die Siege gegen Stuttgart, Rüsselsheim
und UHC Hamburg, das sind drei Play-Off-Kandidaten. Am Anfang haben wir
gegen Harvestehude und Gladbach Spiele verloren, die wir mit unserer jetzigen
Erfahrung nicht mehr verlieren würden. Wir haben neun Punkte Vorsprung
vor einem Abstiegsplatz. Es hat sich gezeigt, dass mein genanntes Ziel
– der sechste Platz – realistisch ist.
Hätten Sie mit der
Zuschauerresonanz gerechnet? Die Zahlen sind deutlich größer
als in der 2. Bundesliga und in den Bundesliga-Jahren davor!
Das Umfeld erkennt unsere
Leistungen eben an, es sieht, dass eine schlagkräftige Mannschaft
auf dem Platz steht, die ihnen Spaß macht. Außerdem haben die
Mülheimer nach zwei Jahren Abstinenz wieder Lust auf die Bundesliga.
Was ist das Ziel für
die im Dezember beginnende Hallensaison?
Wir nehmen die Halle ernst
und wollen eine gute Hallensaison spielen. Wir wollen dem guten Trend folgen.
Im letzten Jahr sind wir als Tabellendritter knapp an der Play-Off-Runde
gescheitert. Wir wollen oben mitspielen – und wer weiß, vielleicht
gelingt uns eine kleine Überraschung.
Die A-Jugend ist deutscher
Vizemeister. Ist das ein Erfolg oder überwiegt die Enttäuschung?
Es ist ganz toll, dass die
A-Jugend ohne vier Spieler, die noch in der Bundesligamannschaft aufgeholfen
haben, überhaupt ins Endspiel gekommen ist. Ich bin nicht unzufrieden,
die deutsche Vizemeisterschaft ist ein guter Erfolg. Allerdings hat die
Mannschaft, die das Endspiel bestritten hat, in dieser Konstellation kaum
zusammengespielt. Für vier A-Jugendliche war eigentlich das letzte
Bundesligaspiel gegen den UHC Hamburg der Abschluss, und doch mussten sie
einen Tag später noch einmal in der A-Jugend spielen. Die Leistungsgrenze
war erreicht und es war klar, dass die Spieler nach zwei Monaten ein wenig
müde sind. Ich bin gar nicht so enttäuscht.
Wer wird der nächste
A-Nationalspieler des HTC Uhlenhorst?
Ich sehe das Potenzial bei
vier Spielern, nämlich bei Thilo Stralkowski, Dominik Weiß,
Philipp Meyer und Jan-Philipp Rabente. Sie haben viel Talent und haben
das in der Bundesliga auch schon bewiesen. Herausheben möchte ich
Thilo Stralkowski, der in der Hinrunde sogar die meisten Tore für
uns geschossen hat. Ob einer von ihnen einmal A-Nationalspieler wird, ist
noch nicht abzusehen. Es liegt noch viel Arbeit vor uns.
Die Harbecke-Halle entsteht
überwiegend für die Hallenhockey-Mannschaften, auf dem Gelände
des HTC Uhlenhorst gibt es bald einen zweiten Kunstrasenplatz. Wie bewerten
Sie das?
In der Halle war ich nicht
so oft, da kann ich nichts zu sagen. Der zweite Kunstrasenplatz ist eine
ganz tolle Unterstützung von der Stadt und den Sponsoren, vor allem
im Hinblick auf unsere Jugendarbeit. Wir haben so viele Jugendmannschaften,
dass wir zuletzt schon Terminschwierigkeiten hatten. Nun steht aber ausreichend
Trainingskapazität zur Verfügung. Der zweite Kunstrasenplatz
ist ein Glücksfall. Wir können noch intensiver trainieren als
bis jetzt schon.
Wenn Pietro Bazzoli von seiner
Leidenschaft „Boule“ erzählt, dann bekommt er leuchtende Augen. Erst
seit drei Jahren kennt er das Spiel, aber wenn er Zeit hat, nimmt er die
Kugeln jeden Tag ab 15 Uhr im Raffelberg-Park in die Hände.
„Boule“ – im Brockhaus steht
darüber nicht mehr als „Kugelspiel“. Gesehen oder gehört hat
fast jeder schon davon, und wer einmal im Rahmen eines Urlaubs durch kleine
französische Dörfer gefahren ist, der kommt an dieser Sportart
nicht vorbei.
Boule hat eine lange, fast
700-jährige Geschichte – im Raffelberg-Park eben nur eine Dreijährige.
Es begann am 60. Geburtstag von Pietro Bazzoli. Vom Schwiegervater seines
Sohnes bekam er eine komplette Boule-Ausrüstung. Im Laufe der Zeit
fanden immer mehr Kollegen und Freunde zusammen, und heute spielen „Die
Raffelberger“ unter dem Dach des SV Siemens. Zwei Turniere finden im Jahr
statt, und ab 2005 nimmt eine Mannschaft sogar am normalen Spielbetrieb
teil. Im Raffelberg-Park haben die „Raffelberger“ inzwischen sogar eine
eigene Bleibe – Bazzoli renoviert sie gerade.
Um Boule zu spielen, fährt
Pietro Bazzoli sogar dreimal im Jahr bis nach Bad Breisig. Dreimal ist
er dort Stadtmeister geworden. „Ich bin eben beim Boule hängen geblieben“,
sagt er. Und er will noch viele Jahre die Kugeln fliegen lassen.
Internet: http://mitglied.lycos.de/raffelberger
Stichwort: Boule
Die Spielidee ist immer
die gleiche. Es wird versucht, eine oder mehrere Kugeln näher an eine
Zielkugel zu platzieren als der Gegner. Unterschiedlich sind die Spielregeln,
das Gewicht der Kugeln und die Abmessungen des Spielfeldes. „Boule“ heißt
auf deutsch „Kugel“. Vor allem in Frankreich entwickelten sich verschiedene
Varianten. Dort wurde schon im 13. Jahrhundert mit Holzkugeln Boule gespielt.
1369 verbot Karl V. das Spiel, weil die Soldaten anstatt Bogenschießen
zu üben, lieber Boule spielten. Im 16. Jahrhundert gab es aber Unterstützung
von der Fakultät von Montpellier: „Es gibt keinen Rheumatismus oder
andere ähnliche Leiden, die nicht durch dieses Spiel vereitelt werden
können, es ist für jede Altersstufe geeignet. Die Popularität
des Spiels stieg im 19. Jahrhundert stark an. Es wurde nicht mehr nur auf
Wiesen außerhalb der Stadt gespielt, sondern überall, wo Platz
war, in den Straßen und auf den Marktplätzen. Unterschiedliche
Boule-Varianten sind „Boule Lyonnaise“ (Kennzeichen: Ein großer,
besonders präparierter Spieluntergrund, genaue Vorgaben für das
Gewicht der Kugeln und festgeschriebener Anlauf), „Jeu Provencal“ (Kennzeichen:
Die Kugeln sind kleiner und leichter und beim Anlauf gibt es andere Vorschriften
– dieses Spiel gilt als sehr anspruchsvoll) oder das jüngste, aber
heute populärste Boule-Spiel „Petanque“ (Kennzeichen: Der Anlauf ist
verkürzt, man muss im Stehen mit geschlossenen Füßen werfen
– das heißt auch übersetzt „pieds tanques“ – und das Spielfeld
ist keinen strengen Regeln unterzogen). Die italienische Variante nennt
sich „Boccia“ (Kennzeichen: Die Kugeln haben verschiedene Farben, ansonsten
ähnlich wie das „Lyonnaise“, nur mit geringfügig anderen Spielfeld-Maßen).
nicht korrigierte Version
Samstag, 12. März.
Die Uhr zeigt 19.37 Uhr. Das unüberhörbare Gebrabbel auf der
Galerie der RWE Rhein-Ruhr Sporthalle und an der Garderobe hört auf
einen Schlag auf. Das Licht geht aus. Und Dutzende von Mülheimer Turnkindern
stürmen das Parkett. Die „medl Nacht der Sieger“ beginnt. Und damit
die offizielle Eröffnung des neuen Halle.
Wochenlang dauerten die
Vorbereitungen. Seit gut einem Jahr bastelte das Organisationsteam am Programm.
Vor zwölf Monaten war die Fertigstellung noch nicht einmal in Sicht.
Gleich zwei Anlässe fallen auf einen Tag. Der traditionelle Sportehrentag
und das Jubiläum des Förderkreises Mülheimer Sport. Die
Liste der Programmpunkte ist lang. Von den „Flying Danish Superkids“ über
Rhönrad-Spezialisten der TG Würzburg, Einradfahrer aus dem Münsterland,
den Tanzpaaren Oksana Nikiforova/Franco Formica und Caroline Zytniak/Pavel
Kurgan (TTC Mülheim) bis hin zum Pantomimen „Der Niels“ und Promi-Interviews
mit Fußball-Weltmeister Olaf Thon und Handball-Bundestrainer Heiner
Brand.
19.50 Uhr, Oberbürgermeisterin
Dagmar Mühlenfeld betritt die Halle, begrüßt die 2300 Zuschauer.
Dann reduziert sich das Licht auf einen Lichtstrahl, und Werner Zimmer
tritt hervor. Der ehemalige ARD-Sportschau-Mann hat sich bereit erklärt,
erstmals nach 1995 wieder den Sportehrentag zu moderieren. Mit dem Charme
der 80er Jahre führt er durch den Abend. Ein Punkt reiht sich an den
anderen. Ein Knaller sind die „Flying Danish Superkids“, auch die anderen
Gäste überzeugen. Aber oft wird es ein wenig zu langatmig. Vor
der Pause die Ehrung. Im Zeichen des Hockeysports steht der diesjährige
Ehrentag. Die Olympiateilnehmer Timo Weß und Tina Bachmann sind Sportler
des Jahres. Leider hat Tina Bachmann ihre Goldmedaille vergessen.
Pause. In der Galerie vergnügen
sich die Festgäste an den Getränkeständen. Erste Diskussionen.
Die Halle? Gut. Das Programm? Auch. Hoffentlich dauert der zweite Teil
nicht noch einmal so lang.
Dauert er aber. Das stört
ein wenig. Erst um 22.55 Uhr, also nach über drei Stunden, betritt
der eigentliche Höhepunkt die Bühne, nämlich die bekannte
Abba-Show. Das ist zu viel für einige Besucher. Etliche verlassen
die Halle, die meisten zieht es an die Getränkestände. Schon
nach zehn Minuten Show sitzen nur noch 300 Abba-Fans auf der Tribüne
– zu allem Überfluss geht zwischendurch sogar das Hallenlicht an.
Versöhnlich ist das
Rock-Orchester Ruhrgebeat zum Schluss. Das heizt den dagebliebenen Tänzern
richtig ein – und hätte vielleicht schon früher spielen sollen.
Anstatt Abba. Bis halb fünf bleiben die letzten Gäste.
Ein schöner, ja sogar
denkwürdiger Abend geht zu Ende. Denn eine Hallen-Eröffnungsfeier
findet nur einmal statt.
Kommentar
Die neue Halle ist gut!
Soviel vorweg. Nicht nur die Endrunde der Hallenfußball-Stadtmeisterschaft,
sondern auch die „Yonex German Open“ im Badminton und die „medl Nacht der
Sieger“ bewiesen die Tauglichkeit des neuen Mülheimer Sport-Schmuckstücks.
Mit der Arena „Auf Schalke“
verglich S’04-Dampfplauderer Olaf Thon die neue Halle sogar. Sicherlich
ist dieser Vergleich arg weithergeholt, aber ob Architektur, Blockeinteilung,
Farben – es stimmt. Kleinere Kinderkrankheiten, dass zum Beispiel die erste
Stuhlreihe der Haupttribüne zu nah am Spielfeld ist und deshalb für
schwere Verletzungen sorgen könnte, lassen sich sicherlich beheben.
Die große Frage ist: Wie wird die Halle nun genutzt? Vorrangig für
Schulen und Vereine, das ist klar. Die Großveranstaltungen sind eine
gute Idee, ob im Badminton, Fußball oder Boxen. Showabende beleben
das Hallenleben, sofern sie nicht überhand nehmen. Doch ob es einem
Verein so schnell gelingt, die Halle zu füllen, darf bezweifelt werden.
Die Boxer des BC Ringfrei kommen nur noch auf 200 im Schnitt, ähnlich
ist es beim Handballklub HSG Mülheim.
Und beim nächsten Sportehrentag
muss einiges besser werden. Die Programmpunkte waren alle klasse, aber
vier Stunden? Das ist einfach zu lang. Die von vielen nur nebenbei wahrgenommene
Abba-Show war der teuerste Show-Act, aber überflüssig, denn erst
das Rock-Orchester Ruhrgebeat brachte die Gäste richtig zum Tanzen.
Von den zahlreichen Programmpunkten hätten die Organisatoren einen
streichen und die Darbietung der Tanzpaare auf 10 bis 15 Minuten begrenzen
müssen. Zudem war es peinlich, dass während der Abba-Show mehrfach
die Beleuchtung an- und ausging. Schade auch, dass die Interviews mit Heiner
Brand und Olaf Thon schon nach kurzer Zeit wieder beendet waren. Dass Werner
Zimmer moderierte, war als Erinnerung an vergangene Zeiten diesmal angebracht.
Doch 2006 sollte die Vergangenheit Vergangenheit bleiben. Ein neuer, unverbrauchter
Moderator wäre eine gute Lösung. Das Positive soll nicht unerwähnt
bleiben: Der neue Ehrungsblock vor und nach der Pause war eine gute Neuerung.
Und die „Flying Danish Superkids“ erwiesen sich als wahrer Glücksgriff.
Kurz: Eine knackige Show
mit zwei maximal anderthalbstündigen Teilen, unterbrochen von einer
viertelstündigen Pause – das wäre das Optimum.
nicht korrigierte Version
Im Klubhaus hängen
Fotos von besseren Zeiten an der Wand. Jaaa, die Aufstiegsmannschaft 1996...
oder die aus dem Jahr 2000, das waren noch Zeiten. Zeiten, in denen die
Tribüne gebaut wurde, in denen die Jugendabteilung grandiose Erfolge
feierte. In denen Union „in“ war. Und jetzt? In den letzten zwei Jahren
erlebte der Verein TuS Union 09 Mülheim einen beispiellosen Niedergang,
der vermutlich in der Bezirksliga endet. Woran das liegt? Der Versuch einer
Analyse.
Es war Anfang der 90er,
als sich ein kleiner Verein namens Union, beheimatet an der Südstraße,
anschickte, in die Beletage des lokalen Fußballs vorzustoßen.
Die Musik bestimmten noch der VfB Speldorf und der 1. FC Mülheim in
der Verbandsliga, also drei Klassen über der Kreisliga A, in der die
„09er“ noch um Punkte kämpfen. Einmal den VfB gefährden und vielleicht
sogar überholen. Ein großes Ziel. Zu groß?
Der Aufstieg begann. Zunächst
in die Bezirksliga. 1996 dann in die Landesliga. Und 2000 schließlich
in die Verbandsliga. Union war Dauer-Titelträger bei der Hallen-Stadtmeisterschaft.
Mit Namen wie Gebauer, Latone, Hohensee, Bohra, Klauß. Bravo Union!
In dieser Zeit baute der Verein parallel eine vorbildliche Jugendabteilung
auf. Die B-Jugend spielte jahrelang Niederrheinliga, die A- und C-Jugend
klopfte mehr als einmal heftig an die Tür zu der damals höchsten
Jugendklasse. Die „09er“ hatten bis auf Speldorf allen anderen Mülheimer
Klubs den Rang abgelaufen. Der Rasenplatz an der Südstraße wurde
Stück für Stück modernisiert. Vor drei Jahren entstand eine
schöne Tribüne. Die Saison 2002/2003 schließlich war der
Höhepunkt in der Vereinsgeschichte. Siebter in der Verbandsliga, den
VfB geschlagen (4:2 im März 2003), zahlreiche Eigengewächse in
der Stammformation.
Doch seitdem setzte eine
beispiellose Negativserie ein. Und heute – gerade einmal zwei Jahre nach
dem grandiosen Triumph gegen den VfB – ist der einstige Vorzeigeklub nicht
mehr als eine Lachnummer. Der Zuschauerschnitt, einst bei 300, liegt nur
noch bei 100 treuen Fans. Von 51 Punktspielen gewann Union nur sechs! Die
C-Jugend spielt längst nur noch in der Stadtliga, die A-Jugend steht
in der Leistungsklasse mit null Punkten am Ende und hat Mühe, eine
komplette Mannschaft zu stellen. An der Spitze der Jugendabteilung gab
es in zwei Jahren zwei Wechsel. Zuletzt wurde eine geplante Kooperation
mit der Fußballschule des Ex-Profis Didi Schacht erst groß
angekündigt, dann kleinlaut wieder abgesagt. Die Eigengewächse
haben sich verabschiedet. Die „09er“ haben damit viele Mülheimer Vereine
beliefert. Beispiele? Arne Janssen (Rot-Weiß Oberhausen), Birkan
Yilmaz, Marco Ferreira, Björn Rohpeter, Michael Klauß (alle
VfB Speldorf), Jörn Benzinger (Rot-Weiß Essen Amateure), Burhan
Erkis, Ayhan Aydogan (beide Galatasaray), Bilal Hamidovic, Moritz und Thilo
Schroer, Martin Espelmann, Kahraman Simsek, Jörg Gebauer (alle MSV
07), Kim Rolinger, Hatem Guerbouj (beide SV Rot-Weiß), Felix Schwechten
(SuS Haarzopf). Alles Unioner. Und bis auf Gebauer und Klauß ist
keiner der Genannten älter als 26 Jahre. In der aktuellen Union-Mannschaft
kommen nur zwei Stammspieler aus der eigenen Jugend.
Woran liegt das alles? Wie
so oft in solchen Fällen kamen sehr viele Dinge ungünstigerweise
auf einen Schlag. Hauptgrund ist, dass Hauptsponsoren wegbrachen und die
„09er“ keine neuen fanden. Aber das wäre nicht das alleinige Problem
gewesen. Die Eigengewächse fühlten sich schon immer etwas stiefmütterlich
behandelt – im Vergleich zu teuren Stars. Als der Misserfolg begann, wechselten
viele „alte Unioner“ lieber in untere, weniger anstrengende Klassen. Und
die Talentierten in höhere, um eine neue sportliche Herausforderung
zu suchen, die bei Union nicht mehr vorhanden war. Die letzte Chance, die
eigenen Talente an sich zu binden, vergab der Verein vor zwei Jahren, als
er den langjährigen Jugendtrainer Herbert Stoffmehl zum Coach der
ersten Mannschaft machen wollte. Doch die Klubspitze blieb bei den alten
Kräften Ernst Bachmann/Thomas Verwaayen. Etwas Neues, eine Blutauffrischung
á la Klinsmann würde dem Verein gut tun. Beim Jahresempfang
sprach der aufgrund eines Herzinfarktes inzwischen zurückgetretene
Ex-Vereinschef Jürgen Bleikamp von der Oberliga. Für einige klingt
das wie blanker Hohn.
Wie geht es weiter bei Union?
Nächstes Jahr spielt die erste Mannschaft wohl nur noch in der Bezirksliga,
die Jugendabteilung hat zwar viele Mannschaften, aber eben nur noch zwei
in der Leistungsklasse (B- und D-Jugend). Zwei Jahre hat es gedauert, um
den Verein wieder weit auf den Boden zu holen. Um wieder in alte Höhen
zu gelangen, müssen alle Union-Fans sehr geduldig sein. Ein Hauptsponsor
ist der größte Wunsch des Vorstands. Und dass die alten Spieler
irgendwann ihr Union-Herz wiederentdecken.
Und vielleicht gibt es bald
ein nächstes Bild an der Klubhauswand. Von der Aufstiegsmannschaft
2009 vielleicht...
Interview mit Jürgen Wehrenbrecht (Interims-Vorsitzender des TuS Union 09)
Warum ging es in den letzten
beiden Jahren mit dem TuS Union 09 so steil bergab?
Dieser Verein krankt daran,
dass er keinen Hauptsponsor hat. Jahrelang konnten wir mit schmalstem Budget
den Spielbetrieb in der Verbandsliga aufrecht erhalten, weil sich zusätzlich
immer Spieler aus der Jugend angeboten haben. Wenn dann die Jugend schwächelt,
und ein fehlender guter Jahrgang reicht schon, dann müssen wir andere
Lösungen finden. In den letzten zwei Jahren haben uns dann noch viele
Eigengewächse verlassen, so dass wir eine ganz neue Truppe holen mussten.
Die sollte in der Verbandsliga den Klassenerhalt schaffen. Doch leider
hat die Truppe nicht funktioniert. Für die Landesliga haben wir auf
eine ganz junge Mannschaft gebaut, mit den Platzhirschen Ralf Zils und
Jörg Müller. Die beiden haben sich leider so schwer verletzt,
dass sie vermutlich Sportinvalide werden. Diese Verluste konnten wir aufgrund
unseres finanziellen Engpasses nicht kompensieren.
Wie geht es in den nächsten
Jahren weiter mit dem TuS Union 09, gerade auch in der einst vorzeigbaren
Jugendabteilung?
Die Planungen sind in vollem
Gange. In der Jugendabteilung hat es einen Führungswechsel gegeben.
Der bisherige Jugendleiter ist aus beruflichen Gründen zurückgreifen,
nun hat sein Nachfolger Ulrich Schulten das Kommando übernommen. Warum
bei uns zum Beispiel die A-Jugend nicht funktioniert, ist erklärbar.
Vor zweieinhalb Jahren ist ein kompletter Jugendvorstand zurückgetreten,
und ein Scherbenhaufen blieb übrig. Zudem hat uns vor der Saison der
VfB Speldorf acht Superleute weggeholt. Das können wir ohne Hauptsponsor
nicht auffangen.
Beim Jahresempfang sprach
der damalige Vorsitzende Jürgen Bleikamp von der „Oberliga“. War das
nicht kontraproduktiv?
Nein, denn man muss sich
hohe Ziele setzen, um für die Wirtschaft interessant zu bleiben. Unser
Projekt heißt „09“, denn dann werden wir 100 Jahre alt und möchten
in den Regionen spielen, in die wir unserer Meinung nach hingehören,
und das ist die Verbandsliga. Und wenn wir schon Verbandsliga spielen,
warum sollen wir dann nicht sagen, wir greifen auch die Oberliga an! In
der derzeitigen Lage ist das natürlich Makulatur.
Wie geht es Jürgen
Bleikamp nach seinem Herzinfarkt?
Gut. Er fühlt sich
wohl ohne den ganzen Stress.
nicht korrigierte Version
Dieses Geräusch in
einen Laut zu verwandeln, ist schwer. Wie wäre es mit folgendem Versuch:
Wenn ein Badminton-Ball mit Karacho über das Netz geschmettert wird,
dann zischt es. Vom 28. Februar bis zum 5. März war Mülheim Gastgeber
der „German Open“, das ist eines der wichtigsten Einzel-Turniere der Welt.
Und selten klang ein Zischen schöner. Mülheim postiert sich –
als Badminton-Hochburg.
Anfang März. Seit einem
Monat ist die neue Halle eröffnet. Die Erinnerung an die Hallenfußball-Stadtmeisterschaft
ist noch frisch. Trotzdem betreten viele zum ersten Mal die neuen Stehstufen.
Und sie sind angenehm überrascht. Vor der Ruhr-Sporthalle hält
ein Shuttlebus. Der kommt irgendwoher aus einer anderen Ecke der Stadt,
an der sich irgendeine Nationalmannschaft aufhält. Im Pressezentrum
herrscht reges Treiben. Journalisten hacken auf ihrer Tastatur herum, im
Organisationsraum gibt es Parkplatzprobleme, keine Akkreditierungen mehr.
Stress eben. Ein paar Treppenstufen noch, und dann der Blick aufs Parkett.
Wow, was für eine Sicht. Vier Badminton-Felder liegen nebeneinander,
und die Spieler zischen um die Wette. Auf der Galerie schlendern Zuschauer
von links nach rechts, von rechts und links, die Augenpaare wandern von
Spiel zu Spiel – ja, es ist eine Sportart, die begeistert. Eine Sportart,
bei der sich das Zuschauen wirklich lohnt.
Wer weiß das besser
als Mülheim? In den 70ern war Mülheim das Nonplusultra im deutschen
Badminton. 13-mal in Folge holte der 1. BV Mülheim den deutschen Meistertitel
an die Ruhr. Noch heute ist der Name Gerd Kucki nicht nur Schülern
des Gymnasiums Broich ein Begriff. Der heutige Lehrer, gerade 60 geworden
(Das Sportmagazin gratuliert nachträglich!), trug einen erheblichen
Anteil am Riesenerfolg. An Mülheim kam niemand vorbei. Doch dann
Doch spfolgte allmählich der Bruch, der im Rückzug aus der 2.
Bundesliga im Jahr 1997 endete.
Ein nicht zu stoppender
Abwärtstrend?
Nein! Seit 1999 geht die
Kurve steil nach oben. Der BVM hat seine Vereinsstruktur radikal geändert.
Auf der eigenen Internetseite (www.1-bv-muelheim.de) ist das Ziel klar
formuliert: „Weitgehender Rückgriff auf eigene Spieler, Aufbau über
aktive Schüler- und Jugendarbeit“ heißt es dort. Sicherlich
ist es bei der Suche nach Talenten hilfreich, dass sich Mülheim dank
der früheren Erfolge als „Badminton-Leistungszentrum“ bezeichnen darf
und damit hervorragende Trainingsmöglichkeiten bieten kann. Doch spätestens
mit der Nachricht, dass die komplette Nationalmannschaft der Frauen nun
in Mülheim wohnt und trainiert, wurde klar: Eine alte, neue Hochburg
ist wieder da. Ab Juni kommt auch Damen-Bundestrainer Detlef Poste dazu.
Und die ersten Erfolge sind nicht zu übersehen. Janet Köhler
gewann den Europameistertitel der U19-Juniorinnen. Im niederländischen
Den Bosch schmetterte Janet die Favoritin Jeanine Cicognini in zwei Sätzen
(11:5, 11:9) vom Platz. Zuvor hatte sie schon im Mannschaftswettbewerb
mit dem deutschen Team die Bronzemedaille gewonnen. Wegen ihrer Erfolge
im Jahr 2004 wurde Janet zur „Jugendsportlerin des Jahres“ ausgezeichnet.
Das wird wohl nicht ihre einzige Ehrung in Mülheim bleiben.
Auch in der ersten Mannschaft
des BVM kam sie schon zum Einsatz – und das ist, leider, das einzig traurige
Kapitel der abgelaufenen Badminton-Saison. Da schickt sich Mülheim
an, wieder zu einer Hochburg zu werden, doch der einstige Vorzeigeklub
stieg von der Regionalliga in die Oberliga ab. Schade eigentlich. Doch
da die Mannschaft sehr jung ist, hat sie Perspektive. Geduld ist also nötig.
Und die Hoffnung, dass die besten nicht schon frühzeitig den Klub
verlassen.
Anfang März. Zurück
zu den German Open. Für Janet Köhler kam dieses große Turnier
natürlich noch viel zu früh. Ein anderer Mülheimer, der
mittlerweile in Wesel spielt, durfte dagegen internationale Luft schnuppern.
Für Staczan und seinen Doppelpartner Christian Roth kam aber in der
zweiten Runde das Aus. Die „German Open 2005“ waren ein Festival der Badminton-Asse
aus Asien. In vier der fünf Finals gingen die Titel an Spielerinnen
und Spieler aus China. Am Finaltag waren 2000 Zuschauer in der RWE Rhein-Ruhr
Sporthalle live dabei. Die neue Halle bestand damit nach der Hallenfußball-Endrunde
den zweiten Eignungstest für Großveranstaltungen.
Wie ist die Zukunft des
Badminton-Hochburg? Wer jetzt schon Planungen vom „Wimbledon des Badminton“
spricht, wenn es um die „German Open“ geht, der ist einfach nur vorschnell.
Fakt ist, dass die große Veranstaltung, die sportlich hochwertiger
anzusiedeln ist als zum Beispiel als eine WM oder Olympische Spiele, erst
einmal an der Ruhr bleibt. Das Turnier 2006 findet schon früh im Jahr
statt, nämlich vom 9. bis 15. Januar. Mal schauen, ob die Begeisterung
der Mülheimer auch dann noch so groß ist, wenn Weltklasse-Badminton
im Frühjahr zur Normalität wird.
Dem 1. BV Mülheim wäre
die schnellstmögliche Rückkehr in die Regionalliga zu wünschen.
Denn dann hätte der Klub eine echte Perspektive – und das Leistungszentrum
mit Kopplung an das Sportinternat der Luisenschule wäre nicht das
einzige Highlight für die Badmintonszene der Stadt.
Ergebnisse
Herren – Einzel: Dan Lin
(China) – Muhd Hafiz Hashim (Malaysia) 15:8, 15:8, Doppel: Haifeng Fu/Yun
Cai (China) – Jens Eriksen/Martin Lundgaard Hansen (Dänemark) 6:15,
15:3, 15:10.
Damen – Einzel: Xianfang
Xie (China) – Ning Zhang (China) 11:5, 11:4, Doppel: Ling Gao/Sui Huang
(China) – Yili Wei/Tingting Zhao (China) 15:4, 15:10
Mixed: Jae Jin Lee/Hyo J.
Lee (Korea) – Nathan Robertson/Gail Emms (England) 15:12, 17:14
Janet Köhler
Mülheims „Jugendsportlerin
des Jahres 2004“ ist 18 Jahre alt und kommt aus dem sächsischen Hoyerswerda.
Schon früh entdeckte sie ihre Begeisterung für Sport und trat
in den BV Hoyerswerda (Badminton) und den SV Hoyerswerda (Fußball)
ein. Mit zehn entschied sie sich für Badminton. Die Sportschule in
Jena besuchte sie bis zur elften Klasse, dann wechselte sie nach Mülheim,
um Badminton als Leistungssport zu betreiben. An der Bochumer Bénédict
School der RAG Bildung GmbH macht sie eine Ausbildung zur Bürokauffrau.
In Mülheim trainiert sie mindestens 24 Stunden pro Woche. Ihre bisherige
Erfolgsbilanz beinhaltet unter anderem zwei deutsche Meistertitel (jeweils
U17) sowie das Doppel-Viertelfinale bei der U19-WM in Kanada.
Wer im Moment auf die Mülheimer
Fußball-Szene blickt, dem wird erst einmal schwindelig. Die Saison
2004/2005 hat alles komplett durcheinander gewirbelt. Im nächsten
Jahr gibt es die Übermannschaft VfB Speldorf, zwei Klassen darunter
zwei Landesligisten und dann vier Bezirksligisten.
Zur Erinnerung: Vor zwei
Jahren schickte sich der TuS Union 09 noch an, dem VfB Speldorf die Rolle
als Mülheims Nummer eins in der Verbandsliga streitig zu machen. Und
heute? Heute sind die „09er“ froh, dass sie den Abstieg in die Bezirksliga
vermeiden konnten, obwohl sie sportlich alles dafür getan hatten.
Letzter wurden sie, aber weil viele, viele Vereine finanzielle Probleme
hatten, schaffte Union den Klassenverbleib. Neu in der Bezirksliga sind
Rückkehrer Blau-Weiß Mintard und der TSV Heimaterde.
Die Nummer zwei zurzeit
ist Galatasaray Mülheim. Und damit das auch so bleibt, peilt Galatasaray
zum zweiten Mal in Folge den Aufstieg in die Verbandsliga an. Wer sitzt
bei Galatasaray wieder auf der Trainerbank? Natürlich Mohamed Ali
Abdelhafid. Der ehrgeizige Tunesier trainiert mit seinem Team seit Ende
Juni. Wer ihn kennt, der weiß: Für Abdelhafid zählt nur
der erste Platz. Sonst nichts. Die Saison kann kommen! Und wie wird es
laufen? Das Sportmagazin wagte eine kleine Prognose.
LANDESLIGA
Galatasaray Mülheim
Nach einer komplett in den
Sand gesetzten Saison tut sich was im Ruhrstadion. Der seit drei Monaten
amtierende Vorsitzende Oral Coskun macht einen sehr guten Eindruck, er
führt den Verein bis jetzt so besonnen wie kaum jemand vor ihm. Trainer
Abdelhafid ist ehrgeizig wie eh und je, die letztjährigen Platzverweis-Sammler
Mesut Harputlu und Hidir Kaya sind weg. Es ist Abdelhafid zuzutrauen, dass
er schnell eine funktionierende Einheit formt, denn er hat den Vorstand
diesmal auf seiner Seite. Wer Abdelhafids Anweisungen nicht folgt, der
ist ganz schnell draußen. Gut ist die Konkurrenz, denn Helene Essen,
der FC Remscheid und die SpVgg Radevormwald sind sehr gute Gegner.
Tipp: Einfach wird die Saison
nicht. Aber zwischen den Plätzen eins und fünf ist alles möglich
für Galatasaray.
Union 09 Mülheim
Im letzten Jahr lief bei
Union fast alles falsch. Zunächst verletzten sich die geplanten Top-Leistungsträger
schwer, dann verlor Union ein Spiel nach dem anderen, am Ende stand der
sang- und klanglose Abstieg. Doch weil zu viele andere Vereine ihre Teams
zurückzogen, erhielt Union die Chance zu einem Relegationsspiel –
und nutzte diese direkt im Duell gegen Odenkirchen. Nun hat Trainer Thomas
Verwaayen drei erfahrene Zugänge zur Verfügung (Karsten Häse,
Guido Rißland, Ahmet Aksoy), und dazu noch den Großteil des
letztjährigen Teams.
Tipp: Union schafft den
Klassenerhalt nur, wenn sich kein Spieler langfristig verletzt. Ansonsten
droht wieder eine Horror-Saison.
BEZIRKSLIGA
MSV 07
Zum dritten Mal in Folge
heißt das klare Ziel der „07er“ Landesliga. Zweimal war der sympathische
Klub vom Waldschlösschen Zweiter – und jetzt soll’s reichen, denn
der MSV will nicht Bayer Leverkusen Konkurrenz machen. Das Team hat sich
bis auf eine Ausnahme nicht verändert. Libero Reiner Seven beendete
nach 26 Jahren in der ersten Mannschaft seine Karriere. Ob für ihn
noch ein Ersatz verpflichtet wird, entscheidet Trainer Dieter Brüger
kurzfristig.
Tipp: Dass die „07er“ zwischen
den Plätzen eins und vier landen, ist wohl jedem klar. Wie hoch sie
landen, hängt von der Konstanz ab.
SV Rot-Weiß
Bewegung an der Bruchstraße:
Rot-Weiß verlor sieben und verpflichtete sieben Spieler. Trainer
Marcus Herrschaft muss eine komplett neue Mannschaft aufbauen, und immerhin
sind Leistungsträger wie Michael Hoge gegangen. Neu dabei sind überwiegend
Talente.
Tipp: Zuletzt landete Rot-Weiß
zweimal im Tabellen-Mittelfeld. Das ist diesmal das Höchste der Gefühle.
Sollte Rot-Weiß so schlecht spielen wie in der Rückrunde der
abgelaufenen Saison, dann gute Nacht. Denn dann gibt’s Abstiegskampf in
Winkhausen.
TSV Heimaterde
Der TSV vom Finkenkamp marschierte
von der Kreisliga B bis in die Bezirksliga durch. Deshalb ist die von Dieter
Henkelüdecke trainierte, sehr junge TSV-Elf die große Unbekannte
in der Bezirksliga. Ob die vielen Talente wirklich auch in der Bezirksliga
mithalten können, ist höchst unklar. Denn Neuzugänge gab’s
nicht.
Tipp: Wenn der TSV Rückschläge
verkraftet, von Verletzungen verschont bleibt und sich die Talente weiterentwickeln,
dann ist Platz acht bis zwölf möglich. Fällt jedoch nur
einer dieser drei Aspekte weg, ist Abstiegskampf bis zum Schluss angesagt.
DJK Blau-Weiß Mintard
Der Abstieg in die Kreisliga
A war für die Mintarder eher ein Betriebsunfall. Im zweiten Anlauf
korrigierten Trainer Frank Burchhardt und die Spieler diesen „Fehler“.
Zwar sind die Torjäger Michael Loth und Markus Hertel gegangen, aber
Mintard verfügt noch über genügend Potenzial, um die Liga
zu halten. Drei Neue holte Mintard von der Union-Reserve in die Ruhraue.
Tipp: Mintard ist in der
Bezirksliga gut aufgehoben. Platz acht bis zwölf.
Als alles vorbei war, ging
Dirk Roenz zu seiner Familie. Zu Ehefrau Michaela und Sohnemann Pascal.
„Na, wie habe ich das gemacht?“, schien er zu fragen. Einen besseren Abschied
hätte die Speldorfer Fußball-Legende nicht feiern. Wahnsinn!
Der VfB hat wirklich den Aufstieg in die Oberliga geschafft! Die Rückkehr
nach 22 Jahren! Und ganz Mülheim freut sich mit!
Sonntag, 22. Mai 2005: Der
Tag, an dem sich die Mülheimer Fußballszene neu sortierte. Und
der Tag des Abschieds für einen der großen Fußballer der
Stadt.
15 Uhr, Stadion Blötter
Weg, „The final countdown“ läuft über die Stadionlautsprecher.
1700 Zuschauer sind da, die höchste Zuschauerzahl in der Verbandsligasaison
2004/2005, der VfB trifft auf Fortuna Düsseldorf II, braucht noch
einen Sieg bis zum Aufstieg in die Oberliga. Zwölf Minuten sind um;
Yasar Kurt flaaaaankt in die Mitte und Dirk Roenz köpft den Ball rein!
1:0! Riesenjubel! Für „Mütze“ ist es das 200. Tor in seinem 364.
Spiel im VfB-Trikot – und in seinem letzten zu Hause an der „Blötte“.
Der Rest des Spiels geht in Spannung und dem erleichterten Jubel unter;
es bleiben Erinnerungen an das historische Datum in der Speldorfer Vereinsgeschichte.
Erinnerungen an die Roenz-Auswechslung und die direkt folgende Ehrenrunde,
Erinnerungen an die tolle Aufstiegsparty mit 1000 Litern Freibier, an den
Jubel der Mannschaft mit La-Ola-Welle und der Aufstiegsraupe – Erinnerungen
an eine fantastische Saison, die zwar mit fünf Unentschieden etwas
holprig begann, die der VfB aber dennoch als von allen akzeptierter Verbandsliga-Meister
abschloss.
Nun ist es Juli, und das
Team um Trainer Piero Lussu bereitet sich längst auf die Oberliga-Saison
2005/2006 vor. Mittlerweile haben sich die Kräfteverhältnisse
nicht nur im Fußball komplett verschoben – sondern sogar im ganzen
Mülheimer Sport. Nach dem Abstieg des HTC Uhlenhorst in die 2. Hockey-Bundesliga
ist der VfB nun ganz vorn. Ein Verein steht im Fokus der ganzen Stadt.
Und doch kann er sich noch in allen Bereichen bessern: Vor allem in der
Infrastruktur und im Nachwuchsbereich.
Der Mülheimer Fußball
nach 22 Jahren endlich wieder viertklassig. Was ist noch möglich in
dieser Stadt? Mehr? Sogar langfristig die Regionalliga? Es ist ein Experiment.
Ein verdammt schönes. Der Klassenerhalt am Ende der Saison wäre
erst einmal ein großer Erfolg.
Nur Dirk Roenz hilft dann
nicht mehr mit. Aber er hat es geschafft, auf dem Höhepunkt seiner
Laufbahn abzutreten. Das gelingt nicht vielen.
DER VFB-TEAMCHECK
Kommen & Gehen
Sieben Abgängen stehen
sechs Neuzugänge gegenüber. Aus der Stammelf der Aufstiegssaison
sind zwei wichtige Spieler nicht mehr dabei: Mittelfeld-Stratege Jens Schulz
und Torjäger Dirk Roenz, die zusammen immerhin 23 der 70 Tore erzielten.
Von den sechs Neuen haben vier das Zeug für die Stammformation der
Saison 2005/2006. Die Ratinger Mittelfeldspieler Stanislav Tesic (defensiv)
und Thorsten Schmugge (offensiv) sowie der Osterfelder Defensivallrounder
Can Bögüs und Kleves Stürmer Krysztof Benedyk sind in Top-Form
mit Sicherheit erste Wahl. Daminao Schirru (Sardegna Oberhausen) und Florian
Theißen (MSV Duisburg Amateure) sind vorerst nur Ergänzungsspieler,
die die für Oberligaklubs gültige U23-Quote erfüllen. Die
Qualität ist also stärker als im Vorjahr.
Stärken & Schwächen
Große Speldorfer Stärke
im Vorjahr war die Abwehr. Abwehrchef Stefan Janßen und sein ebenfalls
oberligaerfahrener und kongenialer Partner Christian Flöth bildeten
gemeinsam mit Torwart Gregor Nijhuis ein fast unüberwindbares Bollwerk.
Nun kommt auch noch Can Bögüs dazu, ein Defensivallrounder, der
bei Adler Osterfeld in der Oberliga jahrelang zu den stärksten Spielern
gehörte und höher dotierte Angebote ausschlug. Für die Abwehr
stehen genug Alternativen bereit: Yasar Kurt, Michael Baum und Rafael Synowiec
könnten bei Bedarf einspringen. Die Qualität in der Offensive
dürfte auch für den Klassenerhalt in der Oberliga reichen – aber
die Quantität? Sollte einer der gestandenen Stürmer (Benedyk,
Cemal Kelle) ausfallen, steht Trainer Piero Lussu nur noch ein Bubi-Angriff
mit den U-23-Spielern Schirru, Birkan Yilmaz und Volkan Onur zur Verfügung.
Auch im Mittelfeld ist nach dem Schulz-Abgang die Personaldecke mit torgefährlichen
Spielern dünn (Przybilla, Ferreira, Schmugge). 19 Mann im Kader –
das könnte eng werden. Zumal sich aus der zweiten Mannschaft (Kreisliga
B) und der A-Jugend (Stadtliga) keine Alternativen anbieten.
System & Taktik
Trainer Piero Lussu wird
an seinem bewährten System mit Dreier-Abwehr und Zweier-Angriff festhalten.
In der Dreier-Abwehr dürfte Can Bögüs einen festen Platz
neben Janßen und Flöth erhalten. Der Sturmplatz neben Cemal
Kelle ist für Krysztof Benedyk reserviert. Marco Ferreira, einer der
Gewinner der letzten Saison, dürfte seinen Stammplatz als verkappter
Linksaußen behalten. Im offensiven Mittelfeld ist Thorsten Schmugge
für Jens Schulz erste Wahl. Wie sich die Positionen im defensiven
Mittelfeld verteilen, wird sich in der Vorbereitung zeigen. Seine Fußball-Philosophie
ändert Lussu ebenfalls nicht: Er will offensiven, kombinationsfreudigen
Fußball mit vielen Doppelpässen sehen – der ist seiner Meinung
nach in der Oberliga sogar viel besser möglich. Viele Tore sind also
weiterhin garantiert.
Trainer & Umfeld
Der selbstbewusste und ungemein
ehrgeizige Aufstiegstrainer Piero Lussu ist unumstritten. Er hat einen
ganzen Verein in Euphorie versetzt. Dass der VfB seinen Zuschauerschnitt
auf 700 steigern wird und damit selbst in der Oberliga zum oberen Drittel
gehört, ist keine Utopie. Dass allerdings das Umfeld sofort von der
Euphorie profitiert, ist wohl kaum möglich. Die zweite Mannschaft
spielt noch immer in der zweituntersten Klasse (Kreisliga B) und der Weg
nach oben ist steinig, mühsam und langatmig. Alle Jugendteams spielen
nur in der Stadtliga. Für sie gilt dasselbe. Bis Mitte Juli hatte
der Klub keine Internet-Homepage, Dauerkarten gibt es zum ersten Mal in
der Klubhistorie, der Fanshop ist im Moment mehr putzig-liebevoll als umfangreich.
Der VfB gibt sich Mühe, doch bis zur Oberliga-Reife in allen Bereichen
fehlt noch ein ganzes Stück – zum Beispiel auch die komplette Akzeptanz
als sportliches Aushängeschild Mülheims im immer noch hockey-
und galoppdominierten Rathaus.
Fazit & Prognose
Mit der Aufstiegseuphorie
im Rücken wird der VfB den Klassenerhalt in der Oberliga problemlos
schaffen. Sollte der VfB von Verletzungssorgen verschont bleiben, ist sogar
Platz zehn drin.
Wunschelf
Nijhuis – Flöth, Janßen,
Bögüs – Przybilla, Kurt, Tesic – Schmugge, Ferreira – Benedyk,
Kelle.
Ein Sommer-Spaziergang durch
Dümpten. Die Sonne strahlt vom blauen Himmel, und an der Boverstraße
rückt ein graues, unscheinbares, langweiliges Gebäude immer näher.
Träume von Palmen, Strand und Schwimmen im Meer – und halt, mit Schwimmen
hat doch auch das Gebäude zu tun!? Es ist das Nordbad. Das Bad, in
dem in den letzten Jahren eine Sportart aus dem Schattendasein der Mülheimer
Sportszene ins Rampenlicht rückte.
Es riecht nach Schwimmbad,
zweifellos. Wo geht es in Richtung Becken? Ganz einfach. Durch die Kabinen
durch, dann noch eine Treppe hoch – und da steht die Horde der Mülheimer
Leistungsschwimmer: Zahlreiche Teilnehmer an der deutschen Meisterschaft,
Medaillengewinner, Förderpreisträger – alle sind versammelt.
Trainer Harry Schulz beobachtet das Geschehen, kritzelt immer wieder mit
einem Kreidestück neue Strecken an die Tafel, spricht kurz, das übliche
Trainingsprogramm eben.
Vor einigen Jahren war an
einen solchen Höhenflug einer ganzen Sportart nicht zu denken. Die
Vereine ASC, Wassersportfreunde, TSV Viktoria und TV Einigkeit schwammen
gegeneinander statt miteinander. Ein Gefeilsche um die Trainingszeiten
war an der Tagesordnung.
Erster Schritt in Richtung
Leistungssport war die Gründung einer Startgemeinschaft, in der alle
Klubs gemeinsam bei Wettkämpfen antreten. Das Nordbad wurde mehr und
mehr zu einem Leistungszentrum – und Ende 2004 erklommen die Klubs die
nächste wichtige Treppenstufe auf dem Weg nach oben. Nun gibt es nämlich
auch eine Trainingsgemeinschaft der vier Klubs, und das Zerren um die Zeiten
gehört der Vergangenheit an. Vor allem für die von Schulz trainierte
Leistungsgruppe ist es nun möglich, sich die besten Zeiten herauszupicken
und sich beim Training gegenseitig anzufeuern.
Nein, Mülheim wird
nie eine Hochburg werden wie zum Beispiel Essen oder Dortmund. Dazu fehlt
zum Beispiel eine 50-Meter-Bahn und eine Rundum-Versorgung durch Sponsoren.
Doch noch gibt es Verbesserungsmöglichkeiten. Seit Anfang Juli hat
die Trainingsgemeinschaft Schlüsselgewalt am Nordbad. Das heißt,
dass auch am Wochenende und an Feiertagen trainiert werden kann. Nur einen
Kraftraum vermisst Schulz noch (siehe Interview).
Die Erfolge jedenfalls sprechen
dafür, dass sich die Stadt schnellstmöglich um die besten Bedingungen
kümmern sollte. War die SG vor ein paar Jahren noch froh über
jeden DM-Teilnehmer, so zählt sie diesmal die Medaillen. Bei der deutschen
Meisterschaft vom 22. bis zum 26. Mai in Berlin holte sie zehn – einmal
Gold, dreimal Silber und sechsmal Bronze. Allein sechs davon sackte die
14-jährige Lisa Vitting ein, neben Daniel Cornelsen das Schwimm-Aushängeschild
der Stadt. „Lisa hat eine profihafte Einstellung. Wie sie sich beim Wettkampf
gibt, wie sie neben dem Sport lebt, das ist schon klasse“, sagt Schulz
über die Schülerin der Otto-Pankok-Schule.
Daniel Cornelsen war der
Pechvogel des ersten Halbjahres. Der 16-Jährige war prächtig
in Form, bevor ihn im April – unmittelbar vor der DM – eine Erkältung
zu einer zweiwöchigen Trainingspause zwang. Bis zur DM erreichte er
nicht mehr seine Normalform. Seine starken Leistungen in den Monaten zuvor
wurden aber bei der Ruhrolympiade honoriert. Daniel erhielt den mit 2500
Euro dotierten Förderpreis Ruhrolympiade.
Doch hinter Vitting und
Cornelsen wachsen weitere Talente heran – immerhin 17 fuhren mit nach Berlin.
Die Bronzemedaille von Lisa-Marie Gürtler über 800 Meter Freistil
(Jugend) war eine Sensation, ebenso die Silbermedaille von Paulina Schmiedel
im Mehrkampf des Jahrgangs 1993 (Schulz: „Ein ganz, ganz großes Talent.“)
„Die Mannschaft hat jede
Menge Potenzial“, sagt Schulz immer noch. 17 Teilnehmer bei einer „Deutschen“
– so viele wie noch nie. Zehn Medaillen – so viele wie noch nie. Wo soll
das noch hinführen? Im Nordbad, in diesem grauen, unscheinbaren Gebäude,
arbeiten Schulz und seine Helfer an der Zukunft. Jeden Tag, von morgens
früh bis spät in den Abend.
Internet:
www.sg-muelheim-schwimmen.de
Interview mit Harry Schulz (Trainer der SG)
Wie sieht Ihr Rückblick
auf die Saison 2004/2005 aus?
Nachdem wir uns in den letzten
Jahren schon stetig steigern konnten, hatten wir uns noch einmal eine Steigerung
vorgestellt, also nicht nur zwei Bronzemedaillen bei der deutschen Jugendmeisterschaft,
sondern noch die eine oder andere Medaille dazu. Hauptziel war die EM-Qualifikation
von Daniel Cornelsen, und er hat die Normen auch mehrfach unterboten, zum
Beispiel Anfang April, als er im schwedischen Malmö Bestzeiten schwamm.
Dann kam aber ein Rückschlag. Daniel wurde krank und auf Anraten der
Ärzte mussten wir ihn zwei Wochen ganz vom Training ausschließen,
um keine gesundheitlichen Folgeschäden zu riskieren. Leider sorgt
eine trainingsfreie Woche für eine Leistungsreduktion von 20 Prozent.
Er ist dadurch der große Leidtragende geworden und musste sich auf
seiner Paradestrecke bei der deutschen Jugend-Meisterschaft mit Bronze
in seinem Jahrgang begnügen.
Seit 2004 gibt es nicht
nur eine Start-, sondern auch eine Trainingsgemeinschaft. Was hat sie gebracht?
Unser Ziel war, dass wir
die Wasserzeiten noch optimaler verteilen können, weil wir eine größere
Bandbreite an Leistungsträgern haben. Die absoluten Top-Leute der
Vereine sind konzentrierter, es ist ein ganz anderer Eifer beim Training.
Leistungsmäßig ist noch nie so effektiv gearbeitet worden.
Sie fordern seit Jahren
einen Kraftraum am Nordbad. Warum ist der so wichtig?
Ich möchte als Beispiel
Lisa Vitting aufführen. Sie hat den Vorteil, dass sie sehr groß
ist. Aber sie wird nicht mehr großartig wachsen und dieser Vorteil
gegenüber den anderen wird schwinden. Den Joker, den sie noch hat,
ist das Krafttraining. Das bringt Sekunden, wenn es zum Beispiel ums Abdrücken
geht. Wir wissen noch nicht, ob wir in den Kraftraum der RWE Rhein-Ruhr
Sporthalle können, dort steht leider noch kein Gerät drin. Mein
Ziel ist ein Kraftraum im Leistungszentrum Nordbad mit Geräten, die
speziell für den Schwimmsport geschaffen sind. Ob die in der RWE-Halle
stehen werden, weiß ich nicht.
Die von Ihnen lange geforderte
Schlüsselgewalt ist nun perfekt. Was hat das für Vorteile?
Wir können auch Wasserzeiten
nutzen, wenn das Bad geschlossen ist, zum Beispiel am Wochenende und an
Feiertagen.
Wie ist die Zusammenarbeit
mit den großen Klubs aus den Nachbarstädten wie der SG Essen?
Mit den Essenern arbeiten
wir gut zusammen. Nach Absprache dürfen wir im Leistungszentrum sogar
trainieren. Dieses Jahr werden wir mit einer höheren Anzahl an Mülheimern
ins Höhentrainingslager in die Sierra Nevada fahren. Die Kooperation
ist in letzter Zeit schon anders geworden, aber bisher waren uns die ostdeutschen
Landesverbände mit ihren Internaten eindeutig voraus.
Mal ehrlich...
... Piero Lussu (Trainer des Fußball-Oberligisten
VfB Speldorf)
In Mülheim wird viel
über einen möglichen Stadion-Neubau in der Ruhraue geredet. Was
halten Sie aus der Sicht des aktuellen Trainers von dieser Idee?
Aus sportlicher Sicht ist
das eine gute Idee, vor allem, weil die Trainingsmöglichkeiten angebunden
sind. Im Moment trainieren wir dreimal in der Woche auf dem neuen Kunstrasenplatz
des HTC Uhlenhorst im Wald. Wir sind sehr zufrieden, müssen aber sehr
beweglich sein. Wir brauchen in der Oberliga ein Stadion, das alle Regularien
einhält. Zum Beispiel im Heimspiel gegen den KFC Uerdingen waren alle
Parkplätze rund um den Blötter Weg zu, da war zu sehen, dass
unser Stadion nicht oberligareif ist. Allerdings kann ich auch verstehen,
dass sich der Speldorfer sehr mit seiner Blötte identifiziert.
Angeklickt - Der Internet-Tipp
www.speldorf-fans.de
Jahrelang spielte der VfB
Speldorf in der Liga der besten Internet-Seiten nicht mit. Und noch schlimmer:
Der VfB hatte nicht einmal eine eigene Homepage. Das ist jetzt anders.
Während sich das Hauptportal „vfb-speldorf.de“ noch ein wenig besser
herausputzen könnte, ist die Jugendseite „vfb-speldorf-jugend.de“
schon sehr ausführlich und sehenswert. Und was die Fans auf ihrer
Seite „speldorf-fans.de“ auf die Beine gestellt haben, kann ohne jeden
Zweifel als „bemerkenswert gut“ bezeichnet werden. Die Fanseite liefert
nicht nur die Grundzutaten an wichtigen Informationen wie zum Beispiel
die aktuelle Tabelle, die Aufgebote der ersten und zweiten Mannschaft,
die Anfahrt zum Stadion am Blötter Weg und etwas Platz für Anekdoten
aus der Vereinsgeschichte. Aufgrund des Forums, das auf Seiten von anderen
Klubs lediglich ein Ort zum Herumalbern und lediglich lockeren Diskutieren
ist, hebt sich die VfB-Seite vom Rest ab. Im Zuge der Berichterstattung
über den möglichen Bau eines neuen Stadions entwickelten die
Fans eigene Ideen, um den Verein nach vorn zu bringen. Eine Dauerkarten-Aktion
extra für die Rückrunde entstand ebenfalls exklusiv im Fanportal.
Sogar der sportliche Leiter Michael Klauß nahm schon zweimal Stellung
zu Meinungen der Forums-Mitglieder. Und auf nicht vielen Fanseiten melden
sich „Offizielle“ zu Wort. Immer die aktuellsten Presseberichte – auch
aus anderen Oberliga-Städten – runden das informative Forum ab.
Urteil: Jeder, der
sich für den VfB Speldorf interessiert, sollte sich mehrmals in der
Woche in „speldorf-fans.de“ einklicken! Weiter so!
Der Sportpark Nord in Bonn
ist ein unansehnliches, großes Stadion. Riesig, unpersönlich,
ungemütlich. Und doch steht Bonn für Oberliga, vierte Klasse,
ein Hauch von Professionalität. Am 4. Dezember spielte der Bonner
SC gegen einen kleinen, namenlosen Verein aus Mülheim an der Ruhr.
Der VfB Speldorf ist am Ende des Jahres 2005 dem großen Fußball
ein Stück näher gerückt.
Okay, der verlor vor das
Spiel beim Aufstiegsfavoriten in der ehemaligen Hauptstadt mit 0:2, aber
abgesehen vom Ergebnis zeigte dieses Auswärtsspiel genau den Fortschritt
des VfB. In den letzten Verbandsliga-Jahren ging die Reise nach Sonsbeck,
Hilden-Nord, Bottrop 1911, teilweise auf unansehnliche Ascheplätze.
VIP-Räume? Eher spärlich vorhanden, manchmal gar nicht. Zuschauerzahlen?
Im Schnitt 200, die bekannten Klubs verirrten sich höchstens zwei
Jahre in die Verbandsliga. Die sportlichen Leistungen? Eben noch richtig
amateurhaft.
Das Jahr 2005 ist das erfolgreichste
in der jüngeren Speldorfer Vereinsgeschichte. Seit dem Aufstieg im
Mai hat sich am Blötter Weg sehr viel getan. In der Hinrunde der Oberliga
Nordrhein überzeugte die Mannschaft zu Hause mit Offensivfußball
und bot den Fans beim 3:0 gegen Uerdingen und den 3:2-Erfolgen über
Union Solingen und Schwarz-Weiß Essen Fußballfeste. Nur auswärts
klappte es bislang noch gar nicht beim VfB. Den Zuschauerschnitt schraubten
die Grün-Weißen auf 950 – nur Kleve, Uerdingen und Bonn können
eine höhere Zahl aufweisen. Die Fans sind dabei, sich zu organisieren
– und es ist auch junger Fan-Nachwuchs vorhanden, nicht nur die bekannten
„Speldorfer Rentner“ auf der Sitzplatztribüne. Die Reisen gehen nun
eben nach Bonn, Düren, Aachen und Junkersdorf. Traditionsklubs wie
der KFC Uerdingen, Schwarz-Weiß Essen und der 1. FC Bocholt waren
jahrzehntelang nicht an der „Blötte“ zu Gast. Natürlich hat der
neue Ruhm auch Schattenseiten: Nach dem Uerdingen-Spiel kam es zu Ausschreitungen
im Wohngebiet rund um das Stadion. Die Folge: Die Polizeipräsenz wurde
bei den Spielen danach verschärft – wenn auch ein bisschen übertrieben.
Sportliches Fazit: Dass die VfB absteigt, ist unwahrscheinlich. Die Mannschaft
hat bewiesen, dass sie in der Oberliga mithalten kann. In der Rückrunde
kommen mit Torsten Jablonski und Mladen Kovacic zwei Zugänge dazu.
Zudem ist Abwehrchef Stefan Janßen dann wieder fit. Sprich: Ein Platz
im Mittelfeld ist realistisch.
Doch wie geht es in den
nächsten Jahren beim VfB weiter? Diese Frage stellt sich nicht nur
der VfB, sondern auch die Stadt. Denn seit Oktober diskutiert ganz Mülheim
über die Idee der Grün-Weißen, in der Ruhraue an der Mintarder
Straße ein Fußballzentrum mit Stadion und drei Trainingsplätzen
zu bauen. Der Plan: Die jetzigen Speldorfer Sportanlagen an der „Blötte“
und der Hochfelder Straße werden als Privatgrundstücke verkauft
und so der Neubau refinanziert. An der Mintarder Straße entsteht
ein Großverein aus dem VfB und Tuspo Saarn. Die Befürworter
des Projekts sagen, dass nur so „großer Fußball“ bis mindestens
zur Regionalliga in Mülheim machbar ist. Die Widersacher halten zur
Tradition am Blötter Weg. Mit den Fans hat Manager Michael Klauß
– ein Befürworter – im Internet-Forum diskutiert.
Im Moment entsteht im Rathaus
eine Machbarkeitsstudie. Wie die Diskussion ausgeht, zeigt sich in den
nächsten Monaten. Fakt ist, dass sich der VfB noch weiter entwickeln
kann und entwickeln muss, wenn er irgendwann einmal in der Oberliga ganz
oben mitspielen will. Der Blötter Weg zählt zwar zu den schönsten
Oberliga-Stadien, eben weil er klein, persönlich, ansehnlich und gemütlich
ist. Aber ein weiterer Aus- oder Umbau ist nicht machbar – Proteste von
Anwohnern wären vorprogrammiert. Gegen das Styrumer Ruhrstadion spricht,
dass dort kein Trainingszentrum gebaut werden kann und im Stadion aufgrund
der Leichtathletik-Laufbahn keine Fußball-Atmosphäre aufkommt.
Es gibt aber auch einfache Dinge, die der VfB kurzfristig mit wenig Aufwand
verbessern kann: Die Internet-Homepage müsste aufpoliert werden und
die Präsenz mit Plakaten und Verkauf von Fanartikeln in der Mülheimer
Innenstadt steigen. Eins steht nach einem halben Jahr Oberliga fest: Der
VfB hat in Mülheim einen neuen Stellenwert. Einen hohen. Er kann zum
großen Sportverein der Zukunft werden.
Auszüge aus dem Brief von Michael
Klauß an die VfB-Fans im Fanforum
„Für die Vision von
einer neuen Sportanlage gibt es doch viele berechtigte Gründe:
1. Ein Verein lebt von seinen
Mitgliedern. Allein schon die Tatsache, dass die Jugendabteilung nicht
auf der gleichen Anlage trainiert und spielt, führt leider dazu, dass
der Verein als Ganzes nur schwer zusammenwächst. Es wäre doch
toll, wenn die erste Mannschaft auf den gleichen Plätzen trainiert
wie die Jugend. Das nenne ich Integration.
2. Die Trainingsmöglichkeiten
für die erste Mannschaft sind grundsätzlich eine Katastrophe.
Im Moment sind wir auf Gnade des HTC Uhlenhorst auf deren Platzanlage aktiv.
Das bedeutet allerdings umziehen an der Blötte, in Pkws zum HTCU,
total durchnässt wieder zurück zur Blötte zum Duschen.
3. Der Traum von zwei Kunstrasenplätzen
und einem tollen Jugendraum dürfte doch sicherlich jeden Jugendtrainer
des VfB nur positiv stimmen. Der VfB Homberg hat nach seinem Umzug zum
Beispiel einen Mitgliederzuwachs von über 30 Prozent erfahren, obwohl
sie aus dem städtischen Gebiet an die Rheinufergrenze gezogen sind.
Mehr Mitglieder = mehr Geld = bessere Jugendarbeitsmöglichkeiten =
erfolgreichere Jugend = gute Mülheimer Spieler bleiben in Mülheim
= Stärkung der ersten Mannschaft.
4. Thema Sponsoren. Die
Möglichkeiten an der Blötte sind leider so gut wie ausgeschöpft.
VIP- oder Presseräume, zum Beispiel um neue Sponsoren zu locken, sind
nicht finanzierbar. Der Verein kann nicht weiter natürlich wachsen,
weil er an seine Grenzen stößt. Gleichzeitig ist der Verein
zu wahrscheinlich 80 bis 90 Prozent von der Firma TELBA AG abhängig.
Wir haben die Verpflichtung, den VfB auf breitere Füße zu stellen,
damit wir auch in 20 Jahren noch Oberliga-Fußball in Mülheim
finanzieren können.
5. Thema Stadion Blötter
Weg. Selbstverständlich ist unser schmuckes Stadion oberligatauglich,
wenn auch im Grenzbereich. Die Umkleidebedingungen sind für Spieler
der Heim- und Auswärtsmannschaft zu klein und sicherlich nicht auf
dem neuesten Stand. Auch andere Auflagen wie das Trennen der Fangruppen
wäre sicherlich noch im Bereich des Möglichen. Aber ein Ausbau
des Stadions ist aufgrund der Lage mitten im Wohngebiet schon aus baurechtlichen
Gründen nicht möglich! Alles andere ist Illusion und Flickflack.
6. Was wäre wenn!?
Tja, was wäre, wenn wir tatsächlich einmal die Chance hätten,
drittklassig zu spielen. Spiele gegen RWE, RWO oder Fortuna Düsseldorf
ständen an, wo spielen wir dann? Im Ruhrstadion? Das passt nicht zu
uns! Aber halt – alle drei genannten Vereine haben in den letzten acht
Jahren schon viertklassig gespielt. Diese Problematik steht also an, so
oder so!!
7. Tradition bleibt Tradition.
Alte Tradition muss erhalten bleiben, aber neue geschaffen werden. Als
S’04 ein neues Stadion gebaut hat, haben bestimmt auch viele von der Tradition
der Glück-Auf-Kampfbahn oder des Parkstadions gesprochen. Und wo steht
Schalke heute? Besser denn je – neue Tradition wird geschaffen, so wird
die „Alte“ bewahrt.
Wie lange ist es her, dass
der erste Satz eines Kommentars über ein Sportjahr „Der Mülheimer
Sport ist in“ lautete? Vermutlich sehr lang. Doch 2005 veränderte
sich vieles positiv. Und die Mülheimer müssen nicht mehr in andere
Städte fahren, um hochklassigen Sport zu sehen.
Hauptverantwortlich dafür
sind natürlich beiden neuen Sporthallen, die Anfang des Jahres offiziell
eingeweiht wurden. Seitdem bescherte die RWE Rhein-Ruhr Sporthalle Großereignisse
wie die Yonex German Open im Badminton, die EM der Profitänzer, die
deutsche Meisterschaft der Amateurboxer, die deutsche Meisterschaft der
B-Jugend-Ringer, die Hallenfußball-Stadtmeisterschaft, den Sportehrentag
und ein Handball-Freundschaftsspiel zwischen Verbandsligist HSG Mülheim
und dem TBV Lemgo. Tausende bestaunten Mülheims modernstes Bauwerk.
Und auch der Aikido-Wettbewerb
der „World Games“ fand in der großen Sporthalle statt. Die World
Games, die „Olympiade der nicht-olympischen Sportarten“, waren ein weiteres
Highlight im Mülheimer Sportjahr. Wer hätte am Anfang des Jahres
gedacht, dass Feldbogenschützen, Squashspieler, Bowling-Asse und Aikido-Kämpfer
Zuschauermengen anlocken? Im Juli wurden die Skeptiker eines Besseren belehrt.
Auch in den Mannschaftssportarten
verbesserte sich vieles zum Positiven. Der Fußballverein VfB Speldorf
schaffte nach 21 Jahren die Rückkehr in die Oberliga Nordrhein und
spielt damit viertklassig. Das Interesse der Zuschauer ist riesig, in der
Hinrunde lockten die Grün-Weißen im Schnitt 950 Zuschauer an.
Und flugs denkt nun die Stadt, die Mülheims Fußballszene in
den letzten Jahren nie beachtete, über den Bau eines Fußballzentrums
an der Mintarder Straße nach. Der VfB Speldorf könnte zu einem
Imageträger für die Stadt werden. Das Wort „Regionalliga“ ist
keine Utopie am Blötter Weg. In der Regionalliga spielen alle Teams
unter Profi-Bedingungen. Da müsste sich die Infrastruktur deutlich
verbessern. Im Handball gelangen gleich zwei Aufstiege. Der HSV Dümpten
spielt nun Verbands-, die SG Styrum 06/Tura Dümpten in der Landesliga.
Nur ganz knapp schrammte die HSG Mülheim am Sprung in die Oberliga
vorbei. Der soll aber schnellstmöglich nachgeholt werden. Unter Trainer
Dirk Rauin hat die HSG einen großen Sprung nach vorn geschafft. Bleibt
nur ein einziger Wermutstropfen: Der HTC Uhlenhorst stieg nach nur einem
Jahr wieder in die 2. Bundesliga ab. Das ist bitter für den Klub aus
dem Wald, denn der Abstieg war unverdient. Das Team von Martin Siebrecht
ist aber auf dem besten Weg zur Rückkehr in die erste Liga.
Doch das ist noch nicht
alles. Großveranstaltungen wie der Tengelmann-Lauf, der Ruhrauenlauf,
der Radsport-Tag „Rund in Winkhausen“, das Drachenboot-Festival und den
„Tag des Jugendfußballs“ gab es auch 2005. Mit dem Unterschied, dass
diese Events jahrelang die Höhepunkte des Jahres waren und jetzt nur
noch an vierter und fünfter Stelle stehen – und das, obwohl das Interesse
der Teilnehmer kein bisschen abgenommen hat.
„Der Mülheimer Sport
ist in“ – an diese Schlagzeile könnten wir uns alle gewöhnen.
Wie sieht die Zukunft aus? Was kann sich verbessern? Mit einem guten Jahr
sind nicht die verkorksten letzten Jahre repariert. Das hohe Niveau zu
halten, das ist die schwierige Aufgabe für 2006. Dass die German Open
im Badminton in Mülheim bleiben, ist ein guter Anfang. Es wäre
wichtig, dass es Ralf Wind gelingt, die RWE Rhein-Ruhr Sporthalle immer
wieder mit hochkarätigen Veranstaltungen zu füllen. Ein Box-Kampf
mit TV-Live-Übertragung ist im Gespräch. Allerdings muss Wind
die Balance halten. Sollte er zu viele Veranstaltungen nach Mülheim,
werden die Vereine zurecht sauer, die die Halle zu Trainingszwecken nutzen.
Der Fußball-Klub VfB Speldorf sollte den Klassenerhalt in der Oberliga
schaffen und in der Saison 2006/2007 den einstelligen Bereich der Tabelle
anpeilen. Der Bau des Fußballzentrums wäre ein wichtiges Zeichen
– muss in Zeiten knapper Kassen aber gut überlegt sein. Und dem HTC
Uhlenhorst ist die baldige Rückkehr in die Bundesliga zu wünschen.
Nach den World Games 2005
gibt es übrigens auch 2006 ein sportliches Großereignis in Mülheim:
Die Ruhrolympiade hat sich angesagt. Das ist eine wunderbare Gelegenheit,
dem ganzen Ruhrgebiet die tollen Mülheimer Sportmöglichkeiten
zu präsentieren.
Tops
- Der Aufstieg des VfB Speldorf
in die Fußball-Oberliga und die tolle Hinrunde mit 950 Zuschauern
im Schnitt.
- Die vielen Großveranstaltungen
in den beiden schönen neuen Hallen.
- Viele Vereine waren besonders
erfolgreich. Eine Extra-Erwähnung verdient Schach-Bundesligist SV
Nord, der den Klassenerhalt schaffte.
- Die Schwimm-Talente konnten
ihre Erfolgsbilanz noch weiter ausbauen.
- Die World Games kamen
besser an als erwartet.
Flops
- Der völlig unerwartete
Abstieg des HTC Uhlenhorst in die 2. Hockey-Bundesliga.
- Der Aufstieg des BC Ringfrei
in die 1. Box-Bundesliga. Denn der BC war sportlich sogar aus der 2. Bundesliga
abgestiegen. Das hinterlässt einen faden Beigeschmack.
- Der Streit zwischen den
Handballklubs und dem Mülheimer Sport-Service (MSS) um die Benutzung
von Harz in den Sporthallen.
- Die Ausschreitungen bei
der Hallenfußball-Stadtmeisterschaft im Februar waren hässlich
und werden 2006 für eine geringere Zuschauerzahl sorgen.
Sonntag, 23. April 2006.
Innerhalb von zehn Minuten hat Piero Lussu seinen Trainingsanzug gegen
eine Hose/Hemd/Sakko-Kombination getauscht. Er setzt sich im Klubhaus des
VfB Speldorf einen Stuhl und analysiert das Oberliga-Spiel gegen die SSVg
Velbert. „Ich bin glücklich über das 1:0. Über Punkte, die
wir vorher nicht einkalkuliert hatten.“ Der Klassenerhalt wird wahrscheinlicher.
Der „große Fußball“
ist zwar noch nicht in Mülheim angekommen – aber der VfB rückte
ihm einen Schritt näher. Jeder Sportler in Mülheim kennt den
VfB Speldorf seit dieser Saison – und jeder drückt die Daumen, dass
den Grün-Weißen der Klassenerhalt gelingt. Der Verein entwickelt
sich und das liegt nicht nur an der Diskussion über ein Fußballzentrum
in der Ruhraue und eine mögliche Fusion mit Tuspo Saarn (siehe Sportmagazin
3/2005). Die Zuschauerzahl steigt und auch innerhalb des Vereins geht es
aufwärts. Die A-Jugend schaffte die Rückkehr in die Leistungsklasse.
Doch war wirklich alles
positiv? Immer noch steht der Verein auf dünnem Eis und ist auf Hauptsponsor
„Telba“ angewiesen. Die „Zweite“ spielt Kreisliga B und drei Jugendteams
immer noch in der Stadtliga. Es läuft gut am Blötter Weg, aber
eben noch nicht optimal.
Die Analyse
- So lief es + so geht
es weiter -
Trainer:
In seinem zweiten Jahr am
Blötter Weg war Piero Lussu bei wenigen Fans nicht mehr ganz unumstritten.
Manager Michael Klauß und der Vorstand standen dagegen stets zu ihrem
Trainer. Als der VfB zwischen dem 12. November 2005 und dem 19. März
2006 acht Spiele in Folge nicht gewann, geriet Lussus Spielweise in die
Kritik: Zum Beispiel wurden die in der Vorsaison hochgelobten Kurzpässe
auf einmal zum „unnötigen Klein-Klein“. Lussu scheint sein Ziel „Klassenerhalt“
zu erreichen und setzte sich dafür selbst unter Druck. Im Abstiegsfall
tritt er zurück.
So wird die Saison 2006/2007
für Lussu
Wenn der VfB weiter in der
Oberliga spielt, steigen die Erwartungen. Lussu selbst hat angekündigt,
nächstes Jahr einen „einstelligen Platz“ anzupeilen. An diesen Worten
muss er sich messen lassen. Sein Stil wird sich nicht ändern: Kurz-
und Doppelpässe, ein sicherer Spielaufbau, offensiv nach vorn.
Manager:
Michael Klauß kämpfte
auf allen Fronten für den VfB. Längst ist er nicht mehr der ehemalige
Unioner, sondern ein echter Speldorfer. Nicht bei allen Neuzugängen
bewiesen Klauß und Lussu ein glückliches Händchen, doch
immerhin vier schafften den Sprung in die Stammelf (Can Bögüs,
Krzysztof Benedyk, Torsten Jablonski, Mladen Kovacic) – eine tolle Quote.
Ein guter Griff war zudem der 19-jährige Damiano Schirru, der vom
B-Kreisligisten Sardegna Oberhausen kam und bisher nur fünf Spiele
verpasste. Zurück zu Michael Klauß: Als „Joker“ bewies er vor
der Winterpause in fünf Spielen, dass er das Fußball spielen
noch nicht verlernt hat. Er erzielte zwei Tore – d a s Comeback der Saison.
Außerhalb des Platzes wirbt er energisch für das Stadionprojekt
in der Ruhraue. Doch die Blötter-Weg-Nostalgiker hat Klauß deshalb
natürlich nicht auf seiner Seite.
So wird die Saison 2006/2007
für Klauß
Als Stand-By-Spieler wird
Klauß wohl nicht mehr zur Verfügung stehen. Trotzdem ist er
voll ausgelastet: Stadionprojekt, neue Spieler, Verhandlungen – überall
muss er ein glückliches Händchen beweisen. Der VfB hat zwar für
Mülheimer Verhältnisse einen großen Etat (240 000 €
in dieser Saison), liegt in der Oberliga aber im unteren Drittel.
Mannschaft:
Das VfB-Team spielte in
diesem Jahr wenig konstant und krebst deshalb immer noch in der unteren
Tabellenhälfte herum. Zu viele Spiele gab der VfB unnötig aus
der Hand (2:2 gegen Bocholt, 1:1 in Junkersdorf, 0:1 gegen MSV Duisburg
II, 0:1 in Düren, 0:1 und 0:3 gegen Wegberg-Beeck). Der VfB spielte
bei weitem nicht am Leistungslimit. Im Team stimmte es nicht immer. Zwei
Spieler – Fabrizio Iaia und Cemal Kelle – erlebten das Saisonende nicht.
So wird die Saison 2006/2007
für die Mannschaft
Es besteht viel Spielraum
nach oben. Der VfB war in diesem Jahr sehr auswärtsschwach und zeigte
Schwächen in den Spielen gegen Mitkonkurrenten – Schlusslicht Wegberg-Beeck
holte sechs Punkte gegen Speldorf. Fußball-Feste wie gegen den KFC
Uerdingen (3:0) wird kein Speldorfer so schnell vergessen. Sollte sich
das ändern, ist ein einstelliger Platz keine Utopie. Allerdings müssen
sich die Speldorfer noch weiter verstärken, um wirklich in die höheren
Tabellenregionen zu kommen. Die bisherigen Zugänge erfüllen lediglich
die U-23-Regel.
Fans:
850 strömten bisher
im Schnitt zur „Blötte“. Mit einer solch großen Zahl hatte selbst
der Vorstand nicht gerechnet. Es entstanden Fanklubs, die den VfB in jedem
Spiel anfeuern – ob zu Hause oder auswärts. Dort allerdings „erarbeiteten“
sie sich nicht nur einen guten Ruf – dafür sorgten einige Rauchbomben.
Diskutiert wird alles auf der eigenen Internetseite. Im beliebten Forum
lassen sich auch Manager und Spieler blicken.
So wird die Saison 2006/2007
für die Fans
Die Zahl bleibt konstant
– wenn der VfB den Klassenerhalt schafft. Denn die Mülheimer haben
Lust auf Oberliga-Fußball bekommen. Wenn der Vorstand seine Freikarten-Aktionen
fortsetzt und sich in der Stadt offensiver vermarktet, ist sogar noch ein
weiterer Sprung der durchschnittlichen Zahl möglich.
Gewinner:
Drei Spieler aus der Aufstiegssaison
zeigen auch in der Oberliga ansprechende Leistungen. Aus Gregor Nijhuis
ist ein starker Oberliga-Torwart geworden. Rafael Synowiec zählt inzwischen
zu den Führungsspielern und der einzige Mülheimer im Team – Marco
Ferreira – spielt eine ganz starke Rückrunde.
Verlierer:
Der in der Hinrunde bärenstarke
Stürmer Cemal Kelle erlebte das Saisonende nicht, weil er sich mit
Trainer Lussu überwarf. Ähnlich nach ließ Florian Theißen.
Thorsten Schmugge kam zwar regelmäßig zum Einsatz, doch vom
Ex-Profi hatten sich Trainer, Manager und Fans viel mehr versprochen.
KOMMENTAR
Böses Foul
Ob der VfB Speldorf den
Klassenerhalt in der Oberliga Nordrhein schafft, steht noch nicht fest.
Unabhängig davon ist der VfB aber der Gewinner der Saison. Kein anderer
Sportverein in Mülheim lockt so viele Zuschauer an. 800 im Durchschnitt
sind eine stolze Zahl. Stadtweit sind die Grün-Weißen in aller
Munde – und die Prominenz lässt sich auch regelmäßig an
der „Blötte“ blicken. Dass es die Grün-Weißen sogar bis
ins Rathaus geschafft haben, zeigt die Diskussion um den Bau eines Fußball-Zentrums
an der Mintarder Straße. Entschieden ist noch nichts, aber die Stadtspitze
um Sportdezernent Wilfried Cleven steht dem Vorhaben nicht negativ gegenüber.
Ganz im Gegenteil. Der Mülheimer Sportbund (MSB) und die Jury-Mitglieder,
die sich beim Sportehrentag um die Auszeichnungen kümmern, haben jedoch
vom großen Speldorfer Erfolg nichts mitbekommen. Der VfB wurde bei
der Veranstaltung nicht erwähnt. Und ging leer aus. Zumindest der
Titel „Aufsteiger des Jahres“ hätte den Grün-Weißen
zugestanden. Die Fußballer des VfB so zu ignorieren, war ein böses
Foul.
Samstag, 28. Januar. Sparkasse. Es wird Schach gespielt. Samstag, 1. April. Haus der Wirtschaft an der Wiesenstraße. Es wird Schach wieder gespielt. Der SV Nord durfte in seiner zweiten Bundesliga-Saison zwei Heimspieltage veranstalten. Und die Mülheimer Fans machten Gebrauch davon. Mülheim – eine Schach-Stadt? Andreas Ernst sprach mit dem Nord-Vorsitzenden Heinz Schmitz.
Sportmagazin: Wie
sieht Ihr Rückblick auf die Saison 2005/2006 aus – außerhalb
der Bundesligamannschaft?
Heinz Schmitz: Diese
Saison war sehr schwierig. Im Jahr davor hatten wir viele Aufstiege, jetzt
ging es überall darum, den Klassenerhalt sicherzustellen. Die großen
Jugendlichen stecken gerade in der Abi- oder Berufsvorbereitung, die haben
schlechter gespielt. Deshalb ist die dritte Mannschaft wieder abgestiegen.
Bei den unter 10-Jährigen sind wir sehr gut aufgestellt, und das ist
sehr erfreulich. Aber diese Talente brauchen noch mindestens zwei Jahre.
Wir kriegen sie nicht rechtzeitig nachgebildet. Die Situation ist aber
nicht Besorgnis erregend.
Sportmagazin: Wie
beurteilen Sie den neunten Platz in der Bundesliga-Abschlusstabelle?
Schmitz: Am Schluss
hat die Bundesliga-Mannschaft Formschwächen gezeigt. In unserem ersten
Bundesligajahr haben Konstantin Landa und Daniel Fridman überragend
gespielt, jetzt sind sie leider in ihre Normalform zurückgefallen.
Auch Gerhard Schebler schwächelte. Wir hatten höhere Erwartungen.
Die Mannschaft bleibt zusammen, wir werden sie aber etwas umstellen. Unser
Glück war, dass Mihail Saltaev und Daniel Hausrath in einer Riesenform
gespielt haben.
Sportmagazin: Wie
sind Formschwächen bei Schachspielern zu erklären?
Schmitz: Man braucht
die Konzentrationsfähigkeit über sechs Stunden. Wenn man schlecht
geschlafen oder zu heiß gebadet hat, reicht es nur für drei
oder vier Stunden. Das sind Menschen, keine Maschinen. Es kann dann passieren,
dass man am Ende eines Spiels kaputtgemacht wird.
Sportmagazin: Wie
ist die finanzielle Situation des SV Nord?
Schmitz: Die aktuelle
Saison ist noch nicht ganz gedeckt. Wir haben ein Defizit von 5000 Euro.
Wir haben ein Schachbrett kreiert, auf dem man die 64 Felder und die 32
Figuren für je 60 Euro erwerben kann. Das würde maximal 7000
Euro bringen. Zum Beispiel Geschäftsleute würden auf unserer
Internetseite verlinkt. Das läuft leider schleppend. Im nächsten
Jahr wird das besser.
Sportmagazin: Bleiben
die Sponsoren dem SV Nord treu?
Schmitz: Ich habe
mit allen Gespräche geführt, und alle bleiben.
Sportmagazin: Wie
hoch ist der Etat für die Bundesligamannschaft?
Schmitz: Sie kostet
30.000 Euro und damit sind wir in der Bundesliga der am geringsten bestückte
Verein. Unser Vorteil ist, dass unsere Spieler nicht weit anreisen. Der
Volotykin von Katernberg kommt zum Beispiel jedes Mal mit seinem Vater
aus der Ukraine. Bei uns reist nur Alexander Lytchak aus Köln an.
Und der kriegt dafür vielleicht ein Bier ausgegeben.
Sportmagazin: Wie
ist die Jugendarbeit beim SV?
Schmitz: Unsere Jugendmannschaft
ist in der Bundesliga Zweiter geworden und nimmt im Winter an der Endrunde
um die deutsche Meisterschaft teil. Das sind acht Spieler und mindestens
ein Betreuer, die eine Woche unterkommen müssen. Das kostet 2000 Euro.
Aber ich kann den Jugendlichen ja nicht ihre Belohnung nehmen.
Sportmagazin: Was
hat es mit dem Projekt Schul-Schach auf sich?
Schmitz: Gemeinsam
mit der Uni Bremen entwickeln wir ein Konzept, dass über Schach-AG’s
hinausgeht. Schach kann ein Schritt zum kreativen Denken sein, zum Denken
in Varianten. Das kann erst über das Spiel mit den Figuren gehen,
das langsame Hineinwachsen. Es laufen Gespräche mit der Stadt.
Sportmagazin: Kommen
Sie selbst noch zum Schach spielen?
Schmitz: Ganz, ganz
selten. Denn bei uns ist immer was los. Selbst am Mittwochmittag, der in
unserem Schachzentrum der Spiele-Mittag ist. Dann bringen die älteren
Herren ihre Frauen mit. Die setzen sich in den Nebenraum und spielen Rommé.
Am 9. April endete ein großes
Missverständnis. Mit großen Ankündigungen und schönen
Visionen startete der BC Ringfrei vor drei Jahren in sein Comeback in den
Box-Ligabetrieb. Nach einer Bundesliga-Saison voller Probleme folgte der
Rückzug.
Im letzten Jahr stieg Ringfrei
sportlich aus der 2. Bundesliga ab. Nachdem einige Teams aus finanziellen
Gründen die 1. Bundesliga verließen, nutzten die Mülheimer
die Chance und stießen in die Lücke. Die Idee: Der BC zieht
von der Kleiststraße in die RWE Rhein-Ruhr Sporthalle um. Das bringt
mehr Zuschauer und damit verbunden mehr Sponsoren und höhere Einnahmen.
Doch die Rechnung ging nicht
auf. Zuschauer blieben aus, die Sponsoren hielten Zusagen nicht ein und
die Sorgenfalten beim Vorsitzenden Jürgen Schmidt wuchsen. In der
Liga verlor Ringfrei mangels Qualität jeden Kampf – zweimal sogar
haushoch gegen den deutschen Meister Velberter BC. Spannung? Nicht vorhanden.
Die RWE Rhein-Ruhr Sporthalle blieb leer.
Der Verein ist nicht pleite.
Die Mülheimer haben bis Oktober Zeit, um für die Saison 2006/2007
ein vernünftiges Finanzierungs-Konzept mit wasserdichten Verträgen
vorzulegen. Ob der BC genug Sponsoren findet, ist fraglich. Schön
wäre es. Denn die Box-Bundesliga war sportlich ein Gewinn für
Mülheim.
Interview mit Jürgen Schmidt
Warum musste der BC Ringfrei
seine Boxstaffel aus der Bundesliga zurückziehen?
Bevor die Saison anfing,
hatten wir Probleme mit der Bank, die sich dann geklärt haben. Deshalb
konnten wir starten. Einige Sponsoren hatten uns zu diesem Zeitpunkt mündlich
zugesagt. Zudem sind wir davon ausgegangen, dass wir im Schnitt 400 zahlende
Zuschauer haben. Doch sieben Sponsoren sind abgesprungen und die Probleme
mit der Bank und der Imageverlust aufgrund des Palavers bei der letzten
Hauptversammlung mit Herrn Schulze gab es einen Imageverlust. Das hat die
Zuschauer zurückgehalten. Im Schnitt kamen 170.
Hätte der BC Ringfrei
gar nicht starten dürfen?
Doch, denn wir sind ja davon
ausgegangen, dass die Sponsoren zahlen. Wir sind nur in diesem Jahr aus
der Bundesliga ausgestiegen. Im nächsten Jahr könnten wir wieder
starten. Allerdings müssen wir dann finanziell gewappnet sein und
feste schriftliche Verträge haben.
Trainiert die Jugendabteilung
weiter?
Wenn wir finanziell kaputt
gehen, betrifft das den ganzen Verein. Im Moment trainieren bei uns 45
Jugendliche weiter. Unser Ziel ist es nach wie vor, die Jugendlichen aufzubauen.
Sind Sie persönlich
enttäuscht darüber, dass das Experiment Bundesliga nicht geklappt
hat?
Ich bin persönlich
enttäuscht über die Zuschauerzahlen und dass sie uns durch Nicht-Erscheinen
abgestraft haben.
Anmerkung: Im zweiten Sportmagazin 2006 erschien erstmals "Sport intern" - sechs Seiten des Mülheimer Sportbunds (MSB) in Zusammenarbeit mit dem Mülheimer Sportservice (MSS). Mein Job: Die vorgegebenen Themen und Pressemitteilungen abarbeiten und nach dem Layout korrigieren. Eine relaxte Aufgabe, die sich aber nicht lohnt, hier aufzuzeigen, da es eben keine eigenen Geschichten sind
Von der schnellen Truppe
VfB Speldorf steht vor dem zweiten
Oberligajahr
Der Mülheimer Fußball:
Vor drei Jahren lagen die Teams eng zusammen. Pünktlich zur Saison
2006/2007 ist die Zweiteilung aber endgültig perfekt. Auf der einen
Seite: Oberligist VfB Speldorf und dann kommt ganz lange nichts.
800 Zuschauer lockte der
VfB in seiner ersten Oberligasaison seit 22 Jahren zum Blötter Weg.
Nach einer Durststrecke zu Beginn der Rückrunde kamen die Speldorfer
wieder in Tritt und schafften bereits am drittletzten Spieltag den Klassenerhalt.
Platz zwölf – das ist okay. Die Planungen für die neue Saison
laufen schon lange. Der VfB setzt auf fast dasselbe Stammteam und junge,
schnelle Ergänzungsspieler. Einziger Routinier unter den Zugängen
ist Stürmer Sergii Tytarchuk (ETB Schwarz-Weiß Essen). Am 29.
Juni bat Trainer Piero Lussu den VfB erstmals zum Training. Lussus Ziel
ist ein einstelliger Tabellenplatz. Doch nicht nur sportlich bewegt sich
viel beim VfB. Das erste Ergebnis der Machbarkeitsstudie fiel negativ für
Speldorf aus – doch das beunruhigt den Sportlichen Leiter Michael Klauß
(siehe Interview) nicht. Und im Umfeld? Der mögliche Fusionspartner
Tuspo Saarn schaffte den Aufstieg in die Bezirksliga, die A-Jugend des
VfB den Sprung in die Leistungsklasse.
Was droht in der Zukunft?
Gehen die Pläne von Klauß auf, gibt es bald einen Mülheimer
Großverein an der Mintarder Straße. Der Rest kämpft in
Landes- und Bezirksliga lediglich um die Plätze hinter dem VfB. Glücklich
sind Galatasaray, Union 09, TSV Heimaterde, Blau-Weiß Mintard und
der MSV 07 nicht über diese Entwicklung.
Mit Michael Klauß sprach Andreas Ernst über die Aussichten des VfB in der nächsten Saison, die Speldorfer Neuzugänge und das Stadionprojekt.
Sportmagazin: In einem
Satz: Was ist das Ziel des VfB Speldorf in der Saison 2006/2007?
Michael Klauß:
Das kann ich nicht in einem Satz beantworten. Man muss auf der einen Seite
die abgelaufene Saison sehen und ehrlicherweise zugeben, dass wir gegen
den Abstieg gespielt haben. Wenn man aber die gesamte Saison Revue passieren
lässt, dann haben wir ganz viele Punkte verschenkt. Qualitativ messe
ich unsere Mannschaft an den Spielen gegen Bonn, Velbert und Kleve. Wir
haben fast unsere gesamte Stammformation gehalten, und einen Austausch
der Ergänzungsspieler vorgenommen. Wenn davon drei oder vier funktionieren,
dann haben wir eine qualitativ bessere Mannschaft. Unsere Neuen sind Jungs,
die in die Oberliga wollen. Wir werden eine viel schnellere Mannschaft
haben, die viel mehr Möglichkeiten hat. Da ist ein einstelliger Platz
möglich. Allerdings bewegen wir uns etattechnisch im unteren Drittel
und man muss uns am Etat messen.
Sportmagazin: Gilt
die Einschätzung, dass alle Zugänge heiß auf die Oberliga
sind, auch für den erfahrenen Sergii Tytarchuk von Schwarz-Weiß
Essen?
Klauß: Wer
Sergii kennt, der weiß, dass er das kleinste Problem ist. Das Erscheinungsbild
der Mannschaft wird sich wandeln. Drei Beispiele: Andreas Mansfeld ist
ganz bissig, Michael Krakala ist mit Rot-Weiß Essen II in die Verbandsliga
aufgestiegen, Christof Ulrich will es endlich schaffen.
Sportmagazin: Die
Machbarkeitsstudie zum neuen Stadion an der Mintarder Straße ist
erst einmal negativ gelaufen. Dennoch hat das Projekt nach wie vor prominente
Befürworter wie Jörg Enaux von der Sparkasse. Wie passt das zusammen?
Klauß: Die
Studie ist dem VfB Speldorf und Tuspo Saarn mit zwei Zahlen vorgestellt
worden: a) was kriegen wir für die Sportanlagen Blötter Weg und
Hochfelder Straße, b) welche Kosten gibt es bei einem neuen Stadion
für die Stadt. Die Stadt wollte auf der sicheren Seite stehen, dafür
habe ich Verständnis. Anhand dieser Zahlen war meine Idealvorstellung
nicht 1:1 möglich. Meine Vorstellung sah eine große Tribüne
a la VfB Homberg mit Umkleiden, Klubhaus und weiteren Räumen vor.
Zwei Kunstrasenplätze, ein Trainingsrasenplatz und ein Stadion mit
zwei Tribünen a la VfB Speldorf mit Stehtreppen rund um den Platz
mit einem separaten Gebäude mit Umkleidekabinen und einem Vereinsheim
– die Zahlen haben gezeigt, dass das Objekt so finanzierbar ist. Das wird
nun in den politischen Gremien präsentiert. Natürlich ist klar,
dass die Stadt kein Geld drauflegt.
Sportmagazin: Sie
kämpfen also weiter für das Stadionprojekt?
Klauß: Über
diejenigen, die glauben, dass wir aufgeben, kann ich nur lachen. Solange
ich beim VfB Speldorf mitarbeiten darf, werde ich alle Möglichkeiten
ausschöpfen. Die Vorstände des VfB Speldorf und von Tuspo Saarn
stehen voll dahinter.
Sportmagazin: Haben
Sie sich besonders über den Aufstieg von Tuspo in die Bezirksliga
gefreut?
Klauß: Ich
freue mich über jeden Aufstieg in dieser Stadt – aber ganz besonders
über den von Tuspo in die Bezirksliga, das ist ein Schritt nach vorn.
Zusätzlich ist unsere A-Jugend in die Leistungsklasse aufgestiegen.
Der Verein VfB Speldorf tut alles, um erfolgreich auf allen Gebieten zu
sein.
Anmerkung: Auch im zweiten Sportmagazin 2006 erschien "Sport intern" - sechs Seiten des Mülheimer Sportbunds (MSB) in Zusammenarbeit mit dem Mülheimer Sportservice (MSS). Mein Job: Die vorgegebenen Themen und Pressemitteilungen abarbeiten und nach dem Layout korrigieren. Eine relaxte Aufgabe, die sich aber nicht lohnt, hier aufzuzeigen, da es eben keine eigenen Geschichten sind
Ein ereignisreiches Jahr
Von Fußball über Leichtathletik
bis Badminton
Januar
Top-Ereignis: Badminton,
Yonex German Open (Dienstag, 10.1. bis Sonntag, 15.1.)
Das Jahr beginnt mit dem
wichtigsten Badmintonturnier in Deutschland. Die Weltklasse ist mitten
im Winter zu Gast in Mülheim. Bis 2008 findet das mit 80.000 Dollar
dotierte Turnier auf jeden Fall in Mülheim statt. 2500 Zuschauer kommen
an den fünf Tagen in die RWE Rhein-Ruhr Sporthalle. Vier der fünf
Wettbewerbe entscheiden Sportler aus China für sich.
Außerdem im Januar:
Hallenfußball-Stadtmeisterschaft
(7.1.)
Deutsche Squash-DM (25.-29.1.)
Schach-Bundesligaspieltag
in Mülheim (28./29.1.)
Februar
Top-Ereignis: Handball,
HSV Dümpten-HSG Mülheim 28:35 (Sonntag, 12.2.)
Der Mülheimer Handball
im Jahr 2006 – das ist eine interessante Geschichte. Sportlich passiert
nichts Außergewöhnliches. Niemand steigt auf, niemand steigt
ab. Und doch wähnt sich die HSG Mülheim auf dem Weg nach oben.
Die HSG nennt sich nun HSG Mülheim/O. – das „O“ steht für Oberhausen.
Der Oberhausener TV ist inzwischen ein Teil der Spielgemeinschaft. Vorrangiges
Ziel ist der Aufstieg der Herrenmannschaft in die Oberliga. Ob das gelingt?
Der Lokalderbysieg ist ein erfolgreicher Start ins neue Jahr.
Außerdem im Februar:
Hockey – der HTC Uhlenhorst
erreicht in der Halle die DM-Endrunde (24.-26.2., Duisburg)
März
Top-Ereignis: Boxen,
BC Ringfrei-Velberter BC 7:18 (Samstag, 18.3.)
In der RWE Rhein-Ruhr Sporthalle
stellt sich der deutsche Mannschaftsmeister Velberter BC vor – und gewinnt
deutlich. Etwas zu deutlich. Denn für die Zuschauer ist es weniger
interessant, denn alle Velberter Boxen sind zu überlegen. Für
den BC Ringfrei endet das Abenteuer „Bundesliga“ drei Wochen später
am 9. April mit dem Rückzug. Die finanziellen Risiken hatte Ringfrei
unterschätzt.
April
Top-Ereignis: „medl-Nacht
der Sieger“ (Samstag, 1.4.)
WDR-Moderator Claus Lufen
führt erstmals durch den Sportehrentag. Als Sportler des Jahres werden
Stefan Friedrich (Leichtathletik), Juliane Schenk (Badminton), der Zweierkajak
des MKV (Kanu), Janet Köhler und Adrian Gevelhoff (Badminton, Jugendsportler)
ausgezeichnet.
Außerdem im April:
Schach-Bundesligaspieltag
in Mülheim (1./2.4.)
Mai
Top-Ereignis: Tag des
Jugendfußballs (Sonntag, 21.5.)
In jedem Jahr ist diese
Veranstaltung auf dem Tengelmann-Sportplatz ein Höhepunkt in Mülheims
Fußballszene. Die sechs Stadtpokale verteilen sich auf die sechs
Vereine Galatasaray (A-Jugend), SV Rot-Weiß (B-Jugend), MSV 07 (C-Jugend),
DJK Blau-Weiß Mintard (D-Jugend), TSV Heimaterde (E-Jugend) und SV
Raadt (F-Jugend). „So schön war es noch nie“, sagte Moderator Jürgen
Bemerburg.
Außerdem im Mai:
DM im Kanumarathon (20.5.,
in Dresden, Michael Schwartz/Tobias Korfmacher vom MKV erreichen den zweiten
Platz)
Juni
Top-Ereignis: Ruhrolympiade
(Samstag, 10.6. bis Sonntag, 18.6.)
Acht Tage lang ist ganz
Mülheim auf den Beinen – und die Mühe lohnt sich. Die Gäste
aus allen Städten des Ruhrgebiets sind begeistert von den Sportstätten,
und die Mülheimer Talente erreichen in der Gesamtwertung den ersten
Platz. Eine Sensation.
Außerdem im Juni:
Hockey – der HTC Uhlenhorst
schafft die Rückkehr in die 1. Bundesliga (10.6.)
Tengelmann-Lauf (18.6.)
Schwimmen – Lisa Vitting
wird Jahrgangsmeisterin 100 Meter Freistil in Berlin (25.6., Berlin)
Juli
Top-Ereignis: Leichtathletik,
Saarner Sommernachtslauf (Samstag, 15.7.)
Am Wochenende nach dem WM-Finale
mitten im Sommerloch findet die zweite große Laufveranstaltung in
Mülheim statt – eine, die ein bisschen nach Shakespeare erinnert.
Den Saarner Sommernachtslauf mit Start- und Zielstrich am Saarner Marktplatz
gewinnt Karsten Kruck vom Bunert-Lauf-Team aus Duisburg.
Außerdem im Juli:
Fußball-WM (bis 9.7.)
August
Top-Ereignis: Leichtathletik,
RWW-Ruhrauenlauf (Samstag, 26.8.)
Ein Monat später –
wieder wird gelaufen in Mülheim. Diesmal an der Mintarder Straße.
Wieder heißt der Sieger: erneut Karsten Kruck. 1800 Läufer locken
RWW und TSV Viktoria nach Saarn.
Außerdem im August:
Fußball – Polizei-EM
(6.8.)
September
Top-Ereignis: Fußball,
VfB Speldorf-Rot-Weiß Oberhausen 1:1 (Sonntag, 17.9.)
Keine Frage, es ist das
Fußballspiel des Jahres in Mülheim. Erstmals meldet der VfB
Speldorf „ausverkauft“. 2500 Fans kommen zum Schlagerspiel gegen den großen
Nachbarn Rot-Weiß Oberhausen, und die Partie hält, was sie verspricht:
Spannung bis zur letzten Sekunde, zwei schöne Tore, aber auch Krawalle
auf den Rängen. Die Schuldzuweisungen zwischen Polizei und Ordnungsdienst
dauern eine ganze Woche. Der VfB und RWO werden vom Fußballverband
Niederrhein (FVN) zu jeweils 1000 Euro Strafe verurteilt.
Außerdem im September:
Drachenboot-Festival (9./10.9.)
Radrenntag um den „Preis
der Hypo-Vereinsbank“ (9.9.)
Oktober
Top-Ereignis: Galopp,
71. Silbernes Band der Ruhr (Sonntag, 29.10.)
Am letzten Renntag des Jahres
2006 geht es unter anderem um das 71. Silberne Band der Ruhr. Doch zu Ende
ist die Rennsportsaison noch nicht. Auf Vorstandsebene geht sie erst richtig
los. Bei der Jahreshauptversammlung des Rennvereins tritt die Präsidentin
Dagmar Mühlenfeld zurück, dafür wird Hans-Martin Schlebusch
gewählt. Die Zukunft des mit 1,4 Millionen Euro verschuldeten Rennvereins
ist ungewiss.
Außerdem im Oktober:
Fußball – Niederrheinpokal:
TSV Heimaterde-Fortuna Düsseldorf 1:4 (7.10.)
November
Top-Ereignis: Boxen,
Internationale Profibox-Gala (Samstag, 4.11.)
Diesen Abend wird niemand
vergessen. Erstmals überträgt ein TV-Sender einen Boxabend live
aus Mülheim – die ARD schickt unter anderem „Waldi“ Hartmann ins Rennen.
Die RWE Rhein-Ruhr Sporthalle feiert ihre bundesweite TV-Feuertaufe. Und
dann das: Ein Stromausfall legt halb Westeuropa lahm. Der Hauptkampf zwischen
Cengiz Koc und Timo Hoffmann (Sieger: Hoffmann) beginnt mit 30 Minuten
Verspätung.
Außerdem im November:
„medl-Crosslauf“ (19.11.)
Dezember
Top-Ereignis: Kanupolo,
„Top-Team-Gerüstbau-Wintercup (Samstag/Sonntag, 2./3.12.)
Es ist ein Experiment: Wie
funktioniert Kanupolo unterm Dach? Ganz einfach: Im Südbad werden
Dutzende Schnüre gespannt, und los geht’s. Unter anderem kommen die
U21-Nationalmannschaft und ein Verein aus Berlin ins Südbad. Die Zuschauer
nehmen den Wettbewerb an, und Organisator Sven Stockamp von der DJK Ruhrwacht
verkündet: „2007 findet das Turnier erneut statt.“
Außerdem im Dezember:
Turnen – KTV Ruhr-West schafft
den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga (3.12.)
Anmerkung: Das ist die unkorrigierte Variante, es könnten Rechtschreib- oder inhaltliche Fehler auftauchen, die in der gedruckten Version behoben sind
1989 begann die Fernsehserie „Rivalen der Rennbahn“. 2006 gibt es nun eine Neuauflage – aber nicht am Bildschirm, sondern in Mülheim und ganz real. Es geht um Schulden, Pferde, Golf, die Oberbürgermeisterin, einflussreiche Sponsoren, sprich: Geld und Macht. Perfekte Zutaten für ein spannendes Drehbuch. Das Sportmagazin nennt die fünf Kapitel.
Kapitel eins: Fakten
Seit Jahrzehnten ist die
Rennbahn am Raffelberg ein beliebter Treffpunkt und Freizeitspaß
für Familien, Pferdesportfans und „Zocker“. Sie ist aus dem Mülheimer
Leben kaum wegzudenken. Der Mülheimer Rennverein Raffelberg (MRR)
häufte aber bis 2004 1,4 Millionen Euro Schulden an. Kreditgeber ist
die Sparkasse. Die Hauptrennen „Preis der Diana“ und „Preis der Winterkönigin“
musste der MRR verkaufen und die Zahl der stets defizitären Renntage
reduzieren. Auf dem Rennbahn-Gelände gibt es einen Neun-Loch-Golfplatz.
Der Golfklub zahlt dem MRR Miete.
Kapitel zwei: Probleme
Oberbürgermeisterin
Dagmar Mühlenfeld (seit 2003 als MRR-Präsidentin im Amt) bemühte
sich darum, den hoch verschuldeten und fast insolventen Klub zu sanieren
und führte den Klub 2006 erstmals in die schwarzen Zahlen. Schon seit
2004 stiegen die Verbindlichkeiten nicht mehr an. Die Präsidentin
fand in „pferdewetten.de“ einen Haupt- und Namenssponsor für die Rennbahn
und vier renommierte Personen – darunter Dr. Lothar Oelert vom RWE und
Rechtsanwalt Ralph Duckscheer – die sich am Samstag, 25. November,
bei der Hauptversammlung in den Vorstand wählen lassen wollten. Doch
bei der dreistündigen Versammlung platzte die Bombe: Mühlenfeld
und ihr Vorstandskollege Wilfried Cleven (Sportdezernent) traten zurück,
etliche verließen außerdem den Saal. Zum neuen Präsidenten
wählten die verbliebenen MRR-Mitglieder Hans-Martin Schlebusch (einst
für die CDU im Landtag).
Kapitel drei: Ex-Vorstand
Während der Versammlung
fühlte sich Mühlenfeld von einigen Mitgliedern „unerträglich“
und „stillos“ verbal attackiert. Nicht nur Mühlenfeld und Cleven traten
zurück. Die vier auserkorenen Vorstandsmitglieder zogen ihre Kandidatur
zurück, Hauptsponsor pferdewetten.de kündigte zum 31. Dezember
2006 – pro Jahr zahlte die Firma 80.000 Euro. Auch Nebensponsor MWB wird
seinen Vertrag nicht verlängern. pferdewetten.de-Geschäfsführer
Günther Gudert erklärte zudem, nicht mehr die Leitung der Renntage
übernehmen zu wollen. Der Vorwurf der Ex-Vorstandsmitglieder ist einfach:
Die „Neuen“ kommen ihrer Ansicht nach aus der Golfklub-Fraktion und wollen
aus dem Neun- einen 18-Loch-Platz machen – zu Lasten des Rennbetriebs.
Kapitel vier: Neu-Vorstand
Die Mitglieder, deren Kritik
zum Mühlenfeld-Rücktritt führte, äußerten bei
der Versammlung Bedenken gegen die vier neuen Vorstandskandidaten, vermissten
deren Rennsportkompetenz und warfen Mühlenfeld „Egoismus“ vor. Außer
Schlebusch gehören Joachim Orilski und Susanne Schmitz-Abshagen zum
neuen Vorstand. Pikant: Schmitz-Abshagen ist die Ehefrau von Ralf Schmitz.
Und der ist Vorsitzender des Golfklubs und Golfplatz-Betreiber. Die Befürchtungen
des alten Vorstands, aus der Rennbahn werde ein 18-Loch-Golfplatz, versuchte
Schlebusch zwei Tage nach der Wahl mit einer Pressemitteilung zu zerstreuen.
„Unter meiner Präsidentschaft wird es keine Erweiterung geben“, heißt
es darin.
Kapitel fünf: Zukunft
Im Januar legt Schlebusch
der Sparkasse den MRR-Finanzplan für 2007 vor. Davon macht die Sparkasse
abhängig, ob sie weiterhin einen eigenen Renntag ausrichtet. Den Kredit
in Höhe von 1,4 Millionen Euro fordert die Sparkasse erst einmal nicht
zurück. Schlebusch hat viele Baustellen: Er braucht kompetente Mitarbeiter,
kämpft gegen den Vorwurf, bei allen Beteuerungen nur Vorsitzender
der Golf-Lobby zu sein, und muss in Kürze attraktives Jahresprogramm
auf die Beine stellen. Denn die Schulden des MRR sind immer noch enorm.
„Rivalen der Rennbahn“ – eine Serie mit ungewissem Ausgang.
Am 18. April kehrte eine klitzekleine Gruppe der SG Mülheim aus der Sierra Nevada zurück. Drei Wochen lang trainierten Trainer Harry Schulz und seine vier talentiertesten Schwimmer in der Höhe. Mit Harry Schulz sprach Andreas Ernst nach der Rückkehr.
Wie lautet das Fazit nach
dem Aufenthalt in der Sierra Nevada?
Alles ist sehr zufriedenstellend
gelaufen, niemand war krank. Lisa Vitting, Maike Kels, Julian Jungbluth
und Tim Kniffler haben von der ersten bis zur 35. Einheit sehr gut mitgezogen.
Diese vier haben wir ausgesucht, weil wir mit ihnen bei den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften
rechnen und vielleicht auch jemand die Quali für die Jugend-Europameisterschaft
schaffen kann.
Wie waren die Bedingungen
vor Ort?
Wir waren im Schwimmbad
meist ganz allein. Außerhalb haben wir ab und zu Leichtathleten,
portugiesische Geher und eine polnische Radtruppe gesehen.
Besteht nicht die Gefahr,
dass schnell Langeweile aufkommt?
Auf jeden Fall, so ein Trainingslager
mit einer kleinen Gruppe ist nicht ohne. Aber wir konnten uns überall
beschäftigen. Außerdem gab es einen festen Rhythmus: Sechs Einheiten
– dann gibt es einen freien Vor- oder Nachmittag. Einen Tag haben wir ganz
frei gehalten. Da sind wir an den Strand gefahren. So ein Tapetenwechsel
ist wichtig, um die Psyche noch einmal neu zu motivieren.
Wer ist der größte
Hoffnungsträger?
Lisa Vitting ist bei der
Jahrgangsmeisterschaft Favoritin über 100 Meter Freistil. Ich hoffe,
dass Lisa damit fertig wird – aber sie hat ein verflixt starkes Nervenkostüm.
Was haben die übrigen
Schwimmer der SG-Leistungsgruppe in den Osterferien getan?
Fast alle waren unterwegs.
Der Rest hat 14 Tage in Wuppertal hart gearbeitet.
Die Jahrgangsmeisterschaft
findet in Dortmund statt. Wo übernachten die SG-Schwimmer?
In Mülheim, denn zu
Hause schläft man am Besten. Wir brauchen mit dem Auto eine halbe
Stunde – das ist vertretbar. Wenn wir in einem Hotel schlafen würden,
wäre das auch nicht viel kürzer – und noch sehr teuer.
Welcher Tag ist der Wichtigste?
Direkt der Erste. Am 6.
Juni sind alle vier Hoffnungsträger mitten im Geschehen.
Termine
Die Deutsche Jahrgangsmeisterschaft
findet vom 6. bis 10. Juni in Dortmund statt. Sollten einige Mülheimer
Schwimmer ganz vorn dabei sein, haben sie Chancen, für die Jugend-Europameisterschaft
nominiert zu werden. Die EM steigt vom 19. bis 21. Juli im belgischen Antwerpen.
Seit fast zwei Jahren schnuppert der VfB Speldorf am großen Fußball. Rot-Weiß Oberhausen kam zum Blötter Weg, der KFC Uerdingen und viele weitere attraktive Gegner. Und – mal ehrlich: Am Klassenerhalt in der Oberliga Nordrhein zweifelt niemand. Doch was passiert in den nächsten Jahren? Der VfB-Vorstand hat eine große Vision: Ab Juli 2009 will er im dann renovierten Ruhrstadion spielen – die Voraussetzung für höhere Ambitionen.
Die Saison 2006/2007 lief
um Längen turbulenter als die erste in der Oberliga. Die Ansprüche
der Fans, Spieler und Trainer waren hoch vor dem ersten Spieltag. Coach
Piero Lussu kündigte immer und immer wieder einen einstelligen Platz
an. Und dann begann die Saison auch noch traumhaft: Zehn Punkte nach vier
Spielen, zweiter Platz.
Doch danach lief sehr viel
schief. Die Grün-Weißen überzeugten nur noch selten und
wurden in der Tabelle bis in den Abstiegskampf durchgereicht. Die Zuschauerzahl
ging nach unten – schließlich musste Lussu gehen. Am 26. März
wurde er durch seinen bisherigen „Co“ Stefan Janßen ersetzt – nach
einem 0:0 bei RW Oberhausen. Ein unglücklicher Zeitpunkt, den nicht
jeder beim VfB verstand.
Sechs Punkte betrug der
Speldorfer Vorsprung nach dem 27. Spieltag. Eine dritte Saison in der Oberliga
ist sehr wahrscheinlich. Doch was passiert im übernächsten Jahr?
Und 2010?
Die große Frage, die
im Hintergrund steht: Kann Mülheim einen Profi-Fußballverein
vertragen?
Immer wieder betonen die
Speldorfer, dass nur wenige Sponsoren aus Mülheim kommen. Trikotpartner
Telba, der einigen Spielern auch Jobs vermittelte, sitzt in Düsseldorf.
Um auch Mülheimer Geldgeber anzulocken, liegen beim Mülheimer
Sport-Service (MSS) und beim VfB große Pläne in der Schublade.
Danach werden die derzeitigen VfB-Anlagen am Blötter Weg und der Hochfelder
Straße verkauft. Der VfB soll zukünftig im Ruhrstadion spielen
und an der Saarner Straße trainieren.
Die Speldorfer Mitglieder
stecken in einem Dilemma: Sie lieben die „Blötte“, Hauptsponsor „Telba“
hat aber angekündigt, allein mit der Oberliga nicht zufrieden zu sein.
Heißt: Ohne neues Stadion keine Unterstützung mehr. Und ohne
Unterstützung geht der Fahrstuhl für die Speldorfer wieder nach
unten.
Fest steht, dass der VfB
in der nächsten Saison auf jeden Fall n der Blötte und
wohl wieder im Mittelfeld spielen wird. Denn das Ruhrstadion ist frühestens
zu Beginn der Saison 2009/2010. Die Planungen laufen schon: Richard Zander
(Hamborn 07) und Mykola Makarchuk (Westfalia Herne) kommen zu den Grün-Weißen.