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FSV Mainz 05 - VfL Bochum 2:1 (12.8.2006)
Ein Tag, der im Ballermann begann, im Smart weiterging, in der Matrix endete und das altbekannte Fazit bot: Der VfL Bochum steht ganz unten
Mimoun Azaouagh (rechts, am Bildrand) vor dem entscheidenden Elfmeter
You'll never McEwen walk helau
In meiner rechten Handy halte
ich mein Handy, ein silbernes Nokia-Teil, "N70" steht links oben. Doch
tippen, das fällt mir schwer. Meine rechte Hand zittert, meine linke
auch, mein Körper ist ganz starr, nein, ergriffen. "Und jetzt", brüllt
der Stadionsprecher, der ein rotes Mainz-05-Trikot mit der Nummer zwölf
und der Aufschrift "Walther" (glaube ich) trägt. "JETZT singen wir
DAS LIED." Sanfter Anfang. "When you walk through a storm..." Das Handy.
Klick auf "Mitteilungen", "Neue Mitteilung". "Egal wies ausgeht: Das Gefühl
Stadion würde ich gegen kein Geld der Welt tauschen!" Eine sms an
Helmut, der am Vormittag seinen Arena-Receiver bekam, die Konferenz schaut
und keine Ahnung hat, wie er seinen Abend verbringen wird. "And you'll
NEEEEVER WAAAALK ALOOOONE!" Es ist das Lied der Bundesliga, das Lied, das
die Phantasie beflügelt, das Lied, das Tränen verursacht. Gib
mir zehn Millionen Euro mit der Bedingung, ich dürfte nie wieder ein
Stadion betreten - scheiß auf das Geld.
Müde bin ich irgendwie.
Gestern Abend betrat ich zum ersten Mal nach fünf Jahren - zugegeben
- den Mülheimer "Ballermann" mit einer erschreckenden Kundschaft.
Das Resultat eines kleinen Abends im noch kleineren Redaktionskreis, der
vor dem Tischgrill begann und an jenem eigentlich unaussprechlichen Ort
endete. Zwischendurch lief "Zu spät" von den Ärzten. Aber das
wars auch schon. Neue Saison, neue Liga - wieder mal - neue Sitten. Für
dieses Auswärtsspiel beende ich kurzzeitig meine Zugfahrt-Karriere.
Seit drei Wochen bin ich im Besitz eines schwarz-grauen "Smart Fortwo"
- und der muss noch eingefahren werden... Um halbzehn geht der Wecker,
doch mein Kopf dröhnt noch so sehr von der ekelhaften Schlager-Musik,
dass ich bis halbelf liegen bleibe. Ist ja nicht schlimm, fahre ja mit
dem Auto. Zum Wachwerden lege ich mich in die Badewanne, Hunger verspüre
ich nach dem gestrigen Fressfest nicht wirklich, im Internet drucke ich
noch schnell die Strecke raus, um kurz vor halbzwölf rein in den Smart.
Bisschen spät vielleicht. Lange Autofahrt, Auswärtsspiel, Bundesliga,
Auswärtssieg?
Zwei Stofftüten habe
ich gepackt. In der einen: Das Buch "1000 Tipps für Auswärtsspiele",
eine Flasche Rheinfels-Quelle, meine Digitalkamera und ein Paar Schuhe.
In den anderen eine komplette Garnitur Kleidung zum Wechseln. Der Abend
heute wird im Bochumer Bermudadreieck enden, bei Helmuts Junggesellen-Abschied.
Morgens das erste Telefonat. "Du wirst noch an mich denken, wenn Du in
der Konferenz 'Tor in Mainz' hörst und dann den Narhalla-Marsch!"
Da hat er nur leise gelacht. Autobahn. A3, an Ratingen vorbei, Leverkusen,
Köln, kein Stau nirgends, nichts geschah. So eine Bahnfahrt ist doch
viel lustiger. Mehr Zeit für Beobachtungen, für ein gutes Buch,
Musik genießen. Naja, laut mitsingen ist nur in der Karre möglich.
Um kurz vor eins wirds richtig spannend, als es richtig anfängt zu
gießen. Kurz vor "Ransbach-Baumbach" (oder so ähnlich) versenkt
einer seinen BMW in der Leitplanke, der erste Treffer des Tages und das
500 Meter vor mir. Schwein gehabt. Auto noch ganz und der Stau kommt jetzt
erst. Eine halbe Stunde: "A3 Ransbach-Baumbach vier Kilometer Stau nach
einem Unfall". Puh. Am "Wiesbadener Kreuz" - immer noch keinen Hunger,
wenigstens Durst - auf die A66, dann am nächsten Kreuz auf die Adreistellig,
irgendwas mit 6, und schließlich auf die A60 bis "Mainz-Finthen".
In meinem Sony-CD-Radio läuft gerade "Nur geträumt" von Nena,
wusste gar nicht, dass ich das jemals auf CD gebrannt hätte, 2.45
Stunden später. Angekommen. Brav gehalten, der Smart. Fußballfieber?
Steigt langsam.
Die Mainzer Massen strömen
schon zum Stadion, Bochumer sehe ich eher nicht. Geparkt habe irgerndwo
in Uni-Nähe, ich fotografiere noch schnell das Straßenschild,
damit ich meinen Smart auch wiederfinde - weiß ich, wie kompliziert
der Fußweg ist!? Ist er aber gar nicht. Schon nach 750 Metern geradeaus
geht es links in den Martin-Luther-King-Weg, dort liegt das Bruchwegstadion.
Trocken ist es mittlerweile auch und in meinem schwarzen Rock-am-Ring-Pulli
bin ich inzwischen viel zu dick angezogen. Erinnerungen an das letzte Auswärtsspiel
hier vor zwei Jahren. Mainz war gerade aufgestiegen und genoss ligaauf-
und abwärts einen Riesenruf, doch mein Bruder und ich wurden bitter
enttäuscht. Zu allem Überfluss ging das Ding auch noch mit 0:1
verloren, es war ein rundum verpatzter Tag, wie so oft. Heute ein Sieg,
dann nächste Woche die Bayern, dann Cottbus, sieben Punkte nach drei
Spielen, nicht unmöglich? Die Schlange vor dem Eingang ist noch recht
kurz, die Kontrolle umso bitterer. Schon beim ersten Abtasten werde ich
an den Sicherheitswahn der Bundesligastadien erinnert, der die zahlreichen
Dauerkarten-Inhaber richtig ärgerlich werden lässt. Wie immer
präsentiere ich meine Kamera, mein Handy, meinen Schlüsselbund.
Schlüsselbund. Böse. "Zeigen Sie mal!" Gesagt, getan. Die breite
meine endlos vielen Schlüssel (eigene Wohnung, Auto, Briefkasten,
Redaktion usw.) aus. Und, oh Wunder, das VfL-Wappen als Mini-Schlüsselanhänger
(siehe Bild) pappt auch daran. "Das müssen Sie abgeben." Hääää???
"Wurfgeschoss" Hääääääääääää?
Ich schaue mir meinen Anhänger an und denke: Selbst wenn Vitali Klitschko
mit all seiner Kraft das Teil werfen würde, es könnte nicht wehtun.
Mal ganz davon abgesehen, dass es der dichte Fangzaun sowieso aufhalten
würde. Und wenn ich richtig sauer bin, dann schmeiße ich direkt
den ganzen Schlüsselbund (es müssen ja nicht zwingend richtige
Schlüssel sein). So willkürlich, so dumm, so falsch, so - lassen
wir's. Ich murre laut, gebe das Ding ab, schüttle den Kopf, wieder
ein Kapitel mehr für meine Fußballfan-Memoiren. Block L, eine
zweite, genauso penible Körper-Abtast-Nummer (jetzt reicht's aber),
und ich könnte schwören, dass trotzdem jemand eine Rauchbombe
zündet. 14.50 Uhr, Bundesliga again. Mainz, Bruchwegstadion, Skov-Jensen
läuft sich schon warm, die Spieler betreten pünktlich das Stadion.
Applausapplausapplaus, laute Rufe "Der VFL, der VFL, der VFL IST WIEDER
DAAAA!" Ja, das sind wir. Und wir steigen auch nicht sofort wieder ab.
Na, und wenn, wärs auch egal. Ein Abstieg mehr oder weniger... ich
gehe sowieso überall hin.
Die Zeit fliegt schnell
dahin, "You'll never walk alone" ist schön wie immer - und die gerühmte
Mainzer Fußball-Freundlichkeit fällt mir jetzt zum ersten Mal
auf. Als der Sprecher die Bochumer Aufstellung verkündet, PFEIFT NIEMAND!
NIEMAND! Die Mainzer brüllen beim Nachnamen nicht "Arschloch", sondern
"Auer"! Ihrem Benjamin Auer haben sie nicht übel genommen, dass er
zu uns wechselte. "Benjamin Auer"-Rufe - hoffentlich nur vor dem Spiel...
Richtig sauer sind alle auf ihren letztjährigen Liebling Thurk, der
mit viel Getöse und Geschepper zum ungeliebten Nachbarn Eintracht
Frankfurt davonlief. Ein Nobody namens Tobias Damm spielt von Beginn an.
"Tobi Damm ist besser als der Thurk", brüllen alle. Ausverkauft ist's
nicht ganz. 20.000 passieren die Kassenhäuschen. "Walther" erledigt
seinen Job ausgezeichnet, schreit in einer Tour, und reißt selbst
so manchen VfLer ein wenig mit. "UND WENN DIE SPIELER KOMMEN, DANN KLATSCHEN
WIR, DANN MACHEN WIR DIE WELLE, DAS WAS DIE MANNSCHAFT NACH JEDEM SIEG
FÜR UNS MIT, DANN TRAMPELN WIR!" Einlaufen, laut, Bundesliga. Kein
Geld der Welt.
Anpfiff, die Bundesliga
hat uns wieder. Eine halbe Stunde läuft alles und nichts. Wie in der
Zweiten Liga gibt es kein Durchkommen. Unsere vier Mann Lense, Drsek, Maltritz
und Bönig stehen gut, Zdebel und Dabrowski räumen ab, aber nach
vorn geht nichts. Gar nichts. Auer versteht es nur, lokvencartig die Bälle
kurz abzulegen, verliert aber sonst jeden Zweikampf. Fabio Junior ist noch
unser bemühtester Angreifer. Fabio!! Misimovic fehlt überall,
vor allem bei Standards. Insgesamt acht Ecken kriegen wir, keine davon
fliegt auch nur ansatzweise in die Gefahrenzone. Es wird wohl eine Saison,
die von einem Spieler abhängt. Und das gefällt mir schon jetzt
nicht. Egal, den Mainzern fällt auch verdammt wenig ein. Chancenverhältnis
nach 28 Minuten 0:0, wir haben mehr vom Spiel. "Wer den ersten Fehler macht,
der verliert", murmelt ein Calmund-Verschnitt mit VfL-Baseballcap und Schnäuzer.
Zehn Sekunden später wird aus einem eigentlich ganz passablen Auswärtsspiel
ein ganz schlechtes, wird aus einem guten Beginn eine verschlafene Anfangsphase.
Gerber passt, unsere Abwehr nicht auf, Damm versenkt. Na klar, Damm. Narhalla-Maaaaarsch,
dappdadaaadappdadaadappdadadappdadappdadada, Ihr wisst schon. Helmuts Gesicht
möchte ich jetzt nicht sehen. 29. Minute, Toooor für Mainz durch
Tobias? DAMM! "Wie viele Tore hat Bochum?" "NUUUUUUUULL!" Da war es wieder,
dieses klassische Erstliga-Gefühl. "Tobi Damm ist besser als der Thurk!"
Selbstverständlich. Bis zur Pause geschieht nix mehr, 0:1.
Nach der Pause bin ich einzig
damit beschäftigt, mich in die Lage eines Mainzer Fans zu versetzen.
Der wird sagen: "Nicht gut gespielt. Aber für Bochum hats gereicht.
Die waren ganz schwach." Die zweite Hälfte erschreckt. Unsere Neuen
erschrecken. Auer verliert so viele Zweikämpfe, dass die Mainzer Fans
irgendwann "Benjamin Auer" brüllen und die Bochumer "Zieh Dein rotes
Trikot wieder an"! Schröder ist rechts offensiv total überfordert,
flankt jedes (JEDES) Mal hinters Tor und wird logischerweise als erster
ausgetauscht. Lense rechts hinten hat ein eklatant schwaches Stellungsspiel
und mäht in Minute 71 Feulner im Strafraum so rigoros um, dass Helmut
per sms "Glasklar" schreibt und Azaouagh per Elfmeter auf 2:0 erhöht.
Abgehakt habe ich das Spiel zu diesem Zeitpunkt schon längst. Misimovic
fehlt überall, Fabio ist immer noch gefährlichster Stürmer,
aber wenn er den Ball mal Richtung Tor bewegt, dann so feste, dass Mainz-Torwart
Wache ihn mit den Füßen stoppen kann. Unsere einzige Sturm-Alternative
Edu haben wir an Mainz verscheuert, der von unserem Manager versprochene
Ersatz ist noch nicht da, und bevor unser Trainer den einzig verbliebenen
Stürmer van Hout einwechselt, bringt er beim Stand von 0:2 lieber
Abwehrspieler Butscher. Damit ist eigentlich alles gesagt. Halt, stopp.
Vier Minuten vor Schluss wird Zdebels Freistoß so abgefälscht,
dass er zum 1:2 ins Tor trudelt. Dann darf van Hout doch noch rein, aber
es bringt nichts mehr. 1:2, verloren, ein Spiel, das aufgrund der Überlegenheit
und Vielzahl der Standards schöngeredet werden kann und wird, aber
eins, dass mich verschreckt zurücklässt. "Helau! Helau! Helau!"
brüllen alle Mainzer, während ich fluchend zehn Minuten lang
darauf warte, meinen SCHLÜSSELANHÄNGER abholen zu können.
Wenigstens bin ich nicht der einzige, der seinen abgeben musste. Anruf
bei Helmut. "Ich bin erschüttert! Richtig erschüttert! Das war
sehr, sehr schlecht! Dann beginnen wir die Saison eben in der Region, in
der wir uns am besten auskennen: ganz unten!" "Erschüttert? Man hört's!"
"Wir sehen uns irgendwann mal!" Nein, er ahnt noch nichts.
Meinen Smart finde ich wieder,
mit Karacho schleudere ich den Schal auf den Beifahrersitz. In freudiger
Erwartung hatte ich Herberts "Bochum" in den CD-Player geschmissen, zu
früh, wie sich jetzt herausstellt. Ich wechsle die Scheibe und wähle
"Say it isn't so" von den Bates als Motto des Abends. Kopfschüttel,
kopfschüttel, kopfschüttel. So eine lange Hinfahrt, so ein Ärger
um den Schlüsselbund, für nichts und wieder nichts. Und nichts.
Ich erinnere mich an "You'll never walk alone" - und all der Ärger
ist auf einmal so weit weg.
Weit weg ist zu Hause. Die
ballermännliche Müdigkeit holt mich ein, selbstverständlich
vor Ransbach-Baumbach, der Ort, der mich heute verfolgt, und bevor ich
auf der Autobahn bei 135 km/h (mehr gibt der Smart nicht her) in einen
tiefen Schlaf versinke, halte ich bei Burger King und ziehe mir ein "Long
Chicken-Maxi Menü" rein. Die Zug-Idylle habe ich mit der Autobahn-Romantik
getauscht. Kein guter Deal. Nachdenklich geht es bei Leverkusen auf die
A1, dann auf die A43, irgendwo vor Bochum regnet's wieder, der Wald neben
der Autobahn dampft, auf der A40 bei "Bochum-Zentrum" raus, kurz vor neun,
es wird dunkel, Helmut ist schon seit zwei Stunden verjunggesellt - irgendwie
eine komische Tradition, aber wir übertreibens nicht. Ach du scheiße,
wo soll ich denn hier parken? Bochum ist dicht. Vor irgendeinem Krankenhaus
am anderen Ende der City erwische ich einen Parkplatz. Schnell noch umziehen,
in einem Smart nicht leicht, und dann ist der Grund für das Chaos
klar: Am Wochenende ist Radrennen, "Sparkassen-Giro". Mit Robbie McEwen
auf Du und Du. Es regnet, um 21.45 Uhr lande ich im "ThreeSixty", dann
noch in anderen Bermuda-Läden, dieses blöd gelaufenne Fußballspiel
ist kein Thema mehr. Naja, nur wenn Helmut bierselig den "Narhalla-Marsch"
anstimmt. Es sei ihm gegönnt.
In der "Matrix" klingt die
Nacht aus. Um kurz nach halbzwei sind wir erst dort, bis kurz vor vier
bleiben wir. Alice Coopers "Poison", die neue Peppers-Single, The Killers,
Mando Diao, voll, Disco, Tag, Fußball, Saisoneröffnung. Wasser
mit Koffein (Produktname "Water Joe") verjagt meine Müdigkeit, nach
"Summer of 69" und "Thunderstruck" bin ich heiser und krächze auf
dem Weg zurück nach Hause. Mein Körper ist starr, ergriffen,
um 4.45 Uhr im Bett müde. Einschlafen. Säuseln. Ein schöner
Tag... you'll neeeever walk.... schöne Träume.
Wenigstens ein Aufreger heute: "Tradition ist unverkäuflich" - Pro Ruhrstadion !
Schlechte Laune in Bochum: Das Ruhrstadion heißt nicht mehr Ruhrstadion, ein neuer Stürmer ist noch nicht da, die Publikumsliebling weg und die Stimmung war auch schon besser
Wie immer: Nichts bleibt außer Applaus
Es sind eben die Bayern
Da stehen sie versammelt, die Millionäre
Kurz nach zwei in der Nacht.
Die Bilder sind fertig bearbeitet, hätte ich Photoshop, wären
die vermutlich noch etwas besser geworden. Noch eine letzte Runde quer
durchs weltweite ihrwisstschon drehen, na klar, bei "VfL4u" beginnen, das
ist das Forum der Fußball-Sadisten, die sich für den falschen
Verein entschieden haben und dort auch noch darüber diskutieren. Vor
sechs Stunden ertönte der Abpfiff, meine Enttäuschung ist aber
schon laaange weg. Direkt nach dem 1:2 hatte ich mich bereits mit der Niederlage
abgefunden, ehrlich. Also, erste Seite, mal scrollen, Nachbericht Bochum
gegen Bayern, aaah ja, und da sind schon, die Schlächter. "Die Truppe
macht keinen Spaß, hat körperliche Defizite, die Neuzugänge
erweisen sich so langsam als Flops, Kollers Handschrift: einfach nur langweilig,
uninteressant und risikolos", schreibt der erste und zieht das Fazit: "Die
erwartete schwere Sasion mit dem Ziel Platz 15 kann sich schneller erledigt
haben als man denkt. Ich bin sauer und habe schlechte Laune. Die aktuelle
Mannschaft ist wirklich grau und substanzlos." Oha. Der nächste: "Die
Abstimmung der Abwehr zuzüglich Dabrowski eine einzige Katastrophe."
Manoman. "Insgesamt leidenschaftsloses und niveauarmes Spiel von beiden
Seiten." Ohweiowei. "Ich habe eine fürchterliche Fehlpassorgie gesehen.
Ein Spiel allerhöchstens auf Zweitliganiveau. Was mich stört,
ist das fehlende Konzept und noch schlimmer - die fehlende Leidenschaft.
Kein Temperament, keine Emotionen, keine Leidenschaft. So werden wir auch
gegen Cottbus nicht bestehen. Am Spiel des VfL habe ich zur Zeit keinen
Spaß." Das wird ja immer schöner. "Was hat Auer verbrochen,
dass ihm van Hout vorgezogen wird?" Gute Frage eigentlich. Noch n' Eintrag?
"Was die Kritik an Koller anbetrifft: Langweilig sind sie schon. Wenig
Aufregung ist auch dabei. Ist auch keiner auf dem Platz, der für Alarm
sorgt. Nur liegt das nicht an Koller, sondern am Kader. Da sind wir zu
wenige, die Fußball spielen können. Erste Halbzeit fand ich
desolat. Das war IMHO eine der schlechtesten Truppen, die wir je hatten.
Viel zu viele Fehlpässe, kein an sich glauben, offensivstark wie der
FC Magdeburg. Dabrowski ist bis jetzt eine Riesenenttäuschung." Herrlich
auch das nächste Fazit: "Das wird eine ganz ganz schwere Saison."
Das war die erste Seite dieses Forumthemas. Und es kommen noch ein paar...
Es sind zwei Spiele rum.
Zwei.
Es ist Sonntag. Mal wieder
Sonntagmittag und ihr wisst, wie sehr ich diese Spiele liebe. Immer mindestens
acht Stunden arbeiten, seit ein paar Tagen kämpfe ich mit der Redaktion,
wenigstens ein paar Stunden freizubekommen und wofür das Ganze? Für
'ne Niederlage. Mein Hauptargument für den freien Mittag war: "Wir
spielen nur alle zwei Jahre gegen Bayern." Das zog. Spiele gegen Bayern
ziehen aber in der Allgemeinheit nicht mehr. Spiele gegen Bayern sind nicht
mehr das, was sie einmal waren. Früher, ja früher wurde ich eine
ganze Armee an Karten in meinem Freundeskreis im ganzen Ruhrpott los, heute
kaufte ich ohnehin bloß zusätzlich zu meiner Dauerkarte ein
einziges Kärtchen - und ich bleibe drauf sitzen. Gestern rumtelefoniert
- ohne Erfolg. Heute alles probiert - ohne Erfolg. Schlimm das. Ich rufe
Sam an, vielleicht wird der die Karte los. "Nee, ich kann heute leider
nicht." Er kommt GAR nicht. Okay, Gerd wahrscheinlich, ihn habe ich auch
seit vier Monaten nicht gesehen. "Bin an der Ostsee", funkt er per sms.
Nicht mal die engsten Ostkurven-Freunde kommen. Spiele gegen Bayern sind
so aussichtslos, so stimmungslos.
Der Regionalexpress ist
pünktlich, ich quetsche mich in den Zug und presse ein Handballturnier,
die Tennis-Stadtmeisterschaft und Kreisliga-Fußball für kurze
Zeit aus dem Hirn. Rein ins Stadion, einen Stehplatz gesucht und gleich
mit die Aufstiegseuphorie. Fünfmal Aufstiegseuphorie in zwölf
Jahren ist einfach zu viel verlangt. Hallooooo!! Euphoriiiiie!! Hinterm
Horizont gehts weiter. Es ist das erste Bundesliga-Heimspiel nach anderthalb
Jahren und trotzdem sind alle stinksauer. Erstens über das 1:2 in
Mainz, zweitens darüber, dass Edu verkauft wurde und dafür noch
kein Ersatzstürmer vorhanden ist (natürlich hat Edu in seinem
ersten Spiel für Mainz direkt getroffen, gewundert hat's keinen VfL-Fan).
Drittens: Es ist keine Identifikationsfigur mehr da. Wosz? Tribüne.
Van Duijnhoven? Laufbahn beendet. Colding? Irgendwo in Dänemark abgetaucht.
Die Spieler kommen zum Warmlaufen, doch keiner taugt zum Publikumsliebling.
Keiner. Welcher Spieler bekommt Extra-Sprechchöre? Keiner! Tja, und
der vierte Punkt verfolgt den ganzen Bochumer Fußballtag. Das Ruhrstadion
heißt seit ein paar Tagen Revierpowerstadion, anderthalb Millionen
bringt das wohl pro Saison; der VfL-Allmächtige Altegoer soll das
Thema bei einem Fanclubtreffen ziemlich schroff abgebürstet haben.
Folge sind 90 Minuten lang fast ununterbrochene "Ruhrstadion! Ruhrstadion!"-Rufe
und endlos viele "Tradition ist unverkäuflich"- oder "Pro Ruhrstadion"-Shirts
und -Plakate. Gut gelaunt geht anders. Wirklich anders, zumal die Hoffnungen
auf einen Erfolg bei fast allen VfL-Fans bei Null liegt.
Wer kommt nochmal? Ach ja,
die Bayern. Unser Maskottchen des Tages tippt 3:2, bei Bayern sitzen Scholl,
Pizarro, dos Santos und Podolski auf der Bank. Die Probleme hätt ich
auch gern, aber das ist bei Bayern-Spielen nix Neues. WM-Helden laufen
ein. Kahn, Lahm, Schweinsteiger, alle Dritter geworden, Sagnol, sogar Vize-Weltmeister,
Lucio, van Buyten, Makaay und Santa Cruz spielen auch noch mit. "Wie soll
ich dem Kahn begegnen?", fragt Lupo aus dem Fanclub rechts neben mir. "Während
der WM war der toll und jetzt?" Die Antwort sind laute "Jens Lehmann"-Rufe.
Das Spiel ist blöd. Wir versuchen alles, kämpfen, grätschen,
laufen, schießen vier-/fünfmal aufs Tor, erarbeiten uns vier/fünf
Standards aus guter Position, halten das Spiel über weite Strecken
ausgeglichen, einiges klappt, aber vieles leider nicht, nur der wackere
Fabio überzeugt richtig als einziger Stürmer - viel zu
oft fighten wir aber umsonst. Das Tempo in Liga eins ist eben doch etwas
zu schnell für einige. Nicht wahr, Herr Drsek? Nicht wahr, Herr Misimovic?
Die Bayern lachen sich kaputt, gewinnen mit minimalstem Aufwand 2:1 und
freuen sich darüber, dass die Trikots vermutlich nicht verschwitzt
sind. Van Buyten köpft in Minute zwei an die Latte. Danach passiert
bis zur 43. Minute gar nichts. Wer den ersten Fehler macht, verliert. Und
wer gegen Bayern spielt, macht garantiert selbst den ersten Fehler. Salihamidzic
passt zwischen Maltritz und Drsek hindurch, Makaay ganz trocken: 0:1. "Piss-Bayern,
Drecks-Makaay" sms-e ich in die Weltgeschichte. In der zweiten Halbzeit
gleicht Fabio Junior zwar nach Superpass von Misimovic aus und verwandelt
das Rewirp... äh Ruhrstadion in einen Ameisenhaufen, doch das sind
ja die BAYERN. Einmal kurz angezogen, durch Lahm das 2:1 gemacht, viel
Zeit geschunden, Ende. Zwei Spiele sind um, wir stehen auf einem Abstiegsplatz,
beide Partien haben wir völlig verdient verloren, unsere Mannschaft
gibt wenig her, die Stimmung bei den Fans ist sehr schlecht. Stürmer
weg, Punkte weg, Stadionname weg, Abstiegsplatz schon jetzt. So gehts nicht
weiter. Der VfL ist wieder da-haaaaa, der VfL ist wieder da.
Der Zug zurück ist
auch rechtzeitig. Nachdenklich nehme ich meinen Block in die Hand und erledige
einige berufliche Anrufe per Handy. Abzuschalten fällt nicht schwer.
So, Text ist fertig, kurz
nach halbdrei. Vielleicht schaue ich doch nochmal auf die VfL4u-Fanforum-Seite.
Und siehe da: "Riesenspiel unserer Mannschaft. Dieses Spiel macht Hoffnung
darauf, dass wir unser Saisonziel erreichen." Es geht doch. "Ich wusste
ja, dass es schlimm wird, nach dem Spiel in diesen Thread zu gucken, aber
das geht ja mal gar nicht. Wir haben gerade gegen BAYERN gespielt. Die
Taktik wäre beinahe aufgegangen, aber man kann individuelle Klasse,
wie Bayern sie hat, nunmal nicht über 90 Minuten ausschalten! Spielt
man so die nächsten 32 Spieltage, werden drei Mannschaften absteigen,
aber nicht wir." Ja, es gibt sie doch, die Optimisten in der Ostkurve.
Wisst Ihr was - so spät in der Nacht reihe ich mich auch ein. Es steht
keinem zu, nach zwei Spieltagen ein so hartes Urteil über eine neu
zusammengestellte Mannschaft zu fällen - und erst recht nicht nach
einem Spiel gegen ein eingespieltes Bayern-Team, das zuletzt zweimal das
Double holte und in dem nur ein (!) Neuer zum Einsatz kam. Und der hieß
auch noch van Buyten.
Doch erinnern werde ich
mich an diesen Tag garantiert schon morgen nicht mehr. Nicht mehr an Handball.
Nicht mehr an Tennis. Nicht mehr an Kreisliga-Fußball. Nicht mehr
an Bochum gegen Bayern, dieses über weite Strecken unspektakuläre
und chancenarme Fußballspiel. Am liebsten würde ich den Text
sofort löschen... aber Ihr wollt ja immer was zu lesen haben.
Kurz vor viertelvordrei.
Wiederholung in der Nacht-Tagesschau. "Bayern genügt allenfalls durchschnittliche
Leistung". Sag ich doch.
Spruch das Tages: "Knapp gewonnen gibt auch drei Punkte." Ärgernis des Tages: 90 versaute, verkorkste und verschenkte Lebens-Minuten im Ruhrstadion
Kill VfL
Skepsis schon in der Halbzeitpause
Teil 1. Die Hochzeit.
Die Musik fängt langsam
an. "I was five and he was six. We rode on horses made of sticks... bang
bang" Nancy Sinatras Klassiker läutet einen der heftigsten (aber besten)
Filme der letzten fünf Jahre ein. "Kill Bill", Quentin Tarantinos
Meisterwerk. Früh morgens knü/öpfe ich mein Hemd zu, eins,
das ich nur zwei-/dreimal im Jahr trage (zuletzt beim WAZ-Volo-Einstellungsgespräch),
eben den ganz besonderen Anlässen. Diesmal zu Tinas und Helmuts Hochzeit.
Noch den letzten Knopf, yeeeep, Hosenstall schließen. Ich denke an
"Kill Bill", den Film, der bei einer Hochzeits-Generalprobe beginnt, die
dann in einer Riesenschießerei untergeht. Schnell den "Bang Bang"-Gedanken
verwerfen, rein in den Smart. An alles gedacht? VfL-Trikot - liegt im Kofferraum,
VfL-Schal - ebenfalls. Digitalkamera - dabei. Ich hole Helmut ab, zu Hause,
der Wahnsinn, habe den Kerl noch nie in Anzug gesehen. Hat sich schick
gemacht. In der rechten Hand eine Mineralwasser-Flasche, und doch, er ist
ziemlich nervös. Noch 45 Minuten bis zur Zeremonie, es ist 13.15 Uhr.
"Also in der Sache bin ich mir sicher", sagt er. "Wenn nur dieses ganze
Brimborium nicht wäre..." Sagts und danach lege ich - ich Arsch -
"The Final Countdown" in den CD-Player... Angekommen, 13.30 Uhr. Seinen
Anzug suchte er mit Tina gemeinsam aus, er hat sie aber noch nicht gesehen.
Das soll auch so bleiben bis zum Einmarsch in den Hochzeitsraum im Mülheim-Styrumer
Wassermuseum "Aquarius". Tinas Eltern bauen auf einer großen Wiese
einen Sparkassen-Pavillon für den Sektempfang danach auf, bestimmt
50, 60 Leute kommen, Tina huscht einmal kurz um die Ecke, jawoll, sie sieht
bezaubernd aus. Richtig bezaubernd. Nicht gucken Helmut!! Cottbus ist kein
Thema. Die Hochzeit zuvor dauert etwas länger, es beginnt leicht zu
regnen, Helmut muss mal, darf aber nicht. Nervosität pur, richtig
witzig. 14.10 Uhr, 14.15 Uhr, macht hin, ich will zum VfL!! Nein, Gedanken
verwerfen, "Bang Bang" in mein eigenes Hirn. Dann geht's los. Rein in die
gute Stube, Helmut sieht Tina und ist baff. Das muss Liebe sein. Der Standesbeamte
rattert seine Rede im Schnelldurchgang runter und dann endlich... Aus dem
"Off" ertönt eine zentrale Szene aus der "Herr der Ringe"-Trilogie,
die beide so gern mögen, die Stelle, in der Arwen aufgrund ihrer Liebe
zu Aragorn der Unsterblichkeit entsagt, um ihn zu ehelichen. Ja doch, ergreifend.
So ergreifend, dass Helmut das "Ja" völlig verpatzt und nur krächzen
kann. Tinas "Ja" ist schon deutlicher. Getan, es ist vollbracht, 14.50
Uhr, noch 40 Minuten bis zum Anpfiff. Das ist zu schaffen, zumal die richtige
Feier erst heute Abend losgeht. Sektempfang, ja, Glückwunsch hier,
Glückwunsch da. Helmut, was war los beim "Ja"? Er ist deutlich selbstsicherer
und antwortet trocken "Knapp gewonnen gibt auch drei Punkte". Der Spruch
des Tages, eindeutig. Ich hol mir vom alten MSV-Fan Helmut den Segen. "Geh
ruhig", verabschiede mich und um 15.05 Uhr rein in den Smart. Eine schöne
Zeremonie. Zum Spiel klappt's aber niemals pünktlich.
Teil 2. Das Spiel.
Ich rufe Gerd an. Hoffentlich
ist der aus dem Urlaub zurückgekehrt. Ist er. Er steht schon in der
Kurve. "Beeil Dich". Jaja. Wer die Autobahn A40 kennt, weiß ungefähr,
wie weit es von der Auffahrt "Mülheim-Styrum" bis zur Abfahrt "Bochum-Ruhrstadion"
ist. Nicht weit, aber zu weit, um pünktlich zu sein. Während
der Fahrt ziehe ich mir langsam das Hemd aus, für eine Karriere als
Stripper bin ich nun bestens präpariert, um die Hose zu wechseln,
bleibt keine Zeit. Ich höre "Bochum" von Grönemeyer - im Stadion
werde ich das verpassen - und erreiche gegen 15.27 Uhr die Abfahrt. Fast
Rekordzeit für einen Smart. Ich suche einen Parkplatz, möglichst
direkt vor dem Stadion. Muss doch gehen mit dem Smart. Geht aber nicht.
15.31, 15.32, finde nix. 15.34, Resignation, ich fahre doch ins Starlight-Express-Parkhaus.
Drei Euro kostet der Spaß. Erste Etage, zweite, dritte - endlich.
T-Shirt aus, Trikot an, Digikamera eingepackt. 15.38 Uhr, hoffentlich ist
noch nichts passiert. Heute gewinnen wir haushoch, da führen wir bestimmt
schon. 15.39, 15.40 Uhr, zwei Minuten Fußweg, das ist schon fast
Jogging und kein Spaziergang mehr, Eingangstor in Sicht. 15.42 Uhr, zwölf
Minuten rum, die Anzeigetafel leuchtet groß "0:0", Gerd gesehen,
durchzwängen, da. Großes Hallo nach vier fußballdiskussionslosen
Monaten zwischen Gerd und mir. Sam ist nicht in Sicht, naja, hat scheinbar
viel zu tun, der Gute. "Was ist passiert?" "Nix bisher. Eher hatte sogar
Cottbus mehr vom Spiel."
Ganz langsam begreife ich
die Aufstellung. Fakt ist: Wir haben das leichteste Heimspiel der Saison
gegen Cottbus! Und sehe ich das richtig? Koller lässt mit nur EINEM
Stürmer spielen. Und das ist auch noch Fabio Junior, der Mann mit
der Zwei-Tore-Bilanz aus seinen 15 Spielen im VfL-Trikot (davon etwa zwölf
in der Zweiten Liga!!). Dahinter noch Trojan im linken offensiven Mittelfeld,
Misimovic zentral und sieben gelernte Defensivspieler!! Oder will Koller
uns Schröder als Offensivspezialist verkaufen, nachdem der in Mainz
völlig versagt hat? Skov-Jensen, davor unsere Zweitliga-Abwehrkette
mit Pallas, Drsek, Maltritz und Bönig, davor Zdebel und Dabrowski
und eben Schröder über rechts. Sieben Defensive! Gegen Cottbus!
16. Minute, ich merke: Die Stimmung ist verdammt aufgeheizt. Schon die
Aufstellung haben viele dem Koller nicht verziehen. Es wirkt, als würde
er auf "0:0" spielen. Überlegen sind wir trotzdem, weil die Cottbusser
auch nichts bringen. Sie wurden selbst von der defensiven Bochumer Ausrichtung
überrascht. Was dabei herauskommt: Ein müder, müder Kick
und ein verkorkster, verkorkster Nachmittag. Zwei klare Chancen haben wir
in Halbzeit eins, die erste durch Drsek, die zweite durch Misimovic - zweimal
hält Piplica, der Deppentorwart der Bundesliga. Unser Fabio ist bemüht,
behauptet den Ball gut, aber - oh Wunder - findet keine Abnehmer. Pause.
Pfiffe. Ruhe. Blödes Halbzeitspiel der Sparkasse im Revierpower- äh
Ruhrstadion. Kann mich immer noch nicht dran gewöhnen, die "Ruhrstadion!
Ruhrstadion!"-Rufe halten die Fankurve wach.
21.600 Zuschauer, ich finde
das ordentlich, Günther Pohl wird wieder maulen, soll er doch. Es
wird schlimmer. Nicht nur, dass Koller defensiv spielen lässt, die
zweite Halbzeit ist eine Fehlpassorgie. Dafür, dass die Mannschaft
nach der sechwöchigen Vorbereitung wenigstens ein bisschen eingespielt
sein sollte (und übrigens spielten neun der elf Spieler schon im Aufstiegsjahr
bei uns), ist es eine Katastrophe. Ganz schlimm: Dabrowski. Den hasst schon
jetzt die halbe Ostkurve. Auf der Bank? Auer und Gekas, zwei Stürmer.
BRING DIE DOCH! Minute um Minute verstreicht, jetzt lässt sogar die
Kondition nach. Wir haben keine Torszene mehr. Was haben die gemacht in
der Vorbereitung?? Was?? Pfiffe. Laute Pfiffe. Erster Wechsel. Wer kommt?
Ilicevic, ein Mittelfeldspieler. Meine Fresse. "Wir wolln den Griechen
sehen". Bekommen wir auch. 0:0 immer noch. Gekas kommt. Wäre ich doch
in Mülheim geblieben. "Wir wolln den Auer sehen". Wer kommt? Grote.
Ganz laute Pfiffe. Der arme Grote. Kann ja nichts für seinen bescheuerten
Trainer. Erste "Koller raus"-Rufe, bin gespannt, wie er das begründen
will. Die Cottbusser liefern ein für ihre Verhältnisse perfektes
Auswärtsspiel. Sie stehen in der Abwehr kompakt, gewinnen den Großteil
der Zweikämpfe und warten geduldig auf den "lucky punch", wie der
Boxer sagen würde. Der kommt in Minute 86. Eine Ecke - kurz ausgeführt,
WAREN DIE AUCH DARAUF NICHT VORBEREITET??? - da Silva köpft wuchtig,
0:1. Tumulte in der Ostkurve, Gerd brüllt so laut er kann: "DAS KANN
DOCH NICHT WAHR SEIN! DAS GIBT ES DOCH GAR NICHT!!!" Die Hälfte der
Kurve brüllt "Koller raus". Der Rest geht in Pfiffen unter, es bleibt
beim verdienten 0:1. 90 wieder einmal an den VfL sinnlos verschenkte Lebensminuten.
Die Mannschaft schleicht in die Kurve und wird brutal niedergepfiffen.
Ganz brutal. "Absteiger! Absteiger!"-Rufe von einigen, bereits nach dem
dritten Spieltag. Koller kommt ebenfalls, jetzt brüllt 90 Prozent
der Ostkurve "Koller raus". Drei Spiele, null Punkte, jetzt zum Tabellenführer
Nürnberg, was soll das bloß für eine fürchterliche
Saison werden. Die sind unendlich schwach in diesem Jahr. Unendlich.
Teil 3. Die Feier.
So einen Stress habe ich
mir gemacht, wie schon beim Bayern-Spiel. Nur, um dabei zu sein. Weil man
das so macht für seinen Fußballverein. Und jetzt das. Jetzt
muss ich mich bei der Feier heute Abend noch für eine dumme, dumme,
dumme Niederlage rechtfertigen. Obwohl ich fast unterm Dach des Parkhauses
stehe, komme ich verflucht schnell raus, bin um 17.45 Uhr auf der A40.
In der Hand trage ich einen Stadion-Cola-Becher, in den ich mein Geschenk
verstauen werde. Wenigstens noch ein kreativer Einfall. Ich werde gleich
noch den Becher mit Stadionzeitungs-Schnipseln versehen, so kann ich wenigstens
meine Aggressionen abbauen. 0:1. Das hat der Koller ganz allein verloren.
Dieser Angsthase ohne Ausstrahlung. 18.13 Uhr, zu Hause angekommen, "Sportschau"
einschalten, Zeitung zerreißen, Bochum kommt direkt, das Gegentor
anschauen, ärgern, RICHTIG ärgern, 18.35 Uhr, ab zur Hochzeitsfeier
nach Mülheim-Heißen, ich bin leicht verspätet. Diesmal
lasse ich die Digitalkamera zu Hause. Tina und Helmut haben den Kreis auf
knapp 50 Leute beschränkt, darunter ist Patricia, Tinas Brieffreundin
aus Virginia, USA. An die ironischen Seitenhiebe gewöhne ich mich
schnell, ist wahrlich nicht das erste Mal, dass mein Verein dafür
sorgt, dass abends alle Spaß am Lästern haben - außer
mir. Super-Essen, tolle Gespräche, gute Musik, nette Spielchen, viel
Cola, es wird ein rundum gelungener Abend mit einem gut gelaunten Brautpaar.
Die Stunden vergehen wie im Flug, gemeinsam mit Bräutigam Helmut,
der das "Brimborium" gut verpackt, kann ich sogar zwischendurch die Situation
des VfL Bochum und seines MSV Duisburg analysieren. Kurz nach halbzwei
geht es nach Hause, 75 Prozent der Leute sind noch da. Keine Schießerei
in Sicht.
Teil 4. Die Mail.
Ein paar Stunden nach dem
Abpfiff, wenige Minuten nach der Hochzeitsfeier, mitten in der Nacht: Ich
schreibe eine Mail an Thommy, meinen in Osteuropa urlaubenden Bruder. Es
geht um Uni, um eine Adorno-Hausarbeit, und um ein paar einleitende, kurze
Worte zum VfL. "Wir müssen uns große, große Sorgen machen",
beginne ich meine Mail. "Um es in der Sprache der Fans zu sagen: Die können
gaaar nichts in dieser Saison. Es scheint, als hätte die Vorbereitung
darin bestanden, sich im Bermuda-Dreieck bei einem Bierchen zu sonnen.
1) Kondition? Überhaupt nicht vorhanden. In allen drei Spielen waren
wir ab Minute 75 platt, 2) Standards? Kommen gar nicht. Acht/neun Ecken
in Mainz und heute - keine wurde gefährlich, 3) Eingespielt? Obwohl
der VfL als fast einzige Bundesliga-Mannschaft die Vorbereitung in kompletter
Besetzung absolvieren konnte, ist die Fehlpassquote wahnsinnig hoch und
Abstimmungsschwierigkeiten an der Tagesordnung, 4) Taktik? Heute hat Koller
auf 0:0 gespielt. Von Anfang an acht (!!!) defensiv orientierte Feldspieler,
und das im leichtesten Heimspiel des Jahres. In Minute 61 der erste Wechsel,
wer kommt? Ilicevic, ein unerfahrener Mittelfeldspieler. Koller hat das
Spiel ganz allein verloren, 5) Stimmung? "Koller raus" und "Absteiger!"-Rufe
nach dem Spiel.
Teil 5: Die Woche danach
Jetzt, da ich diese Zeilen
beende, sind sieben Tage rum. Gestern, Freitagabend, verbrachte ich mit
dem frisch getrauten Ehepaar und Patricia in Essen bei der "Kulinarischen
Meile". Den Beiden geht es besser denn je, ich kann mein Englisch aufbessern,
sie freuen sich auf ihre Flitterwochen, die sie in den Herbstferien auf
Gran Canaria verbringen. Über den VfL ist viel geschrieben und in
der Woche selbst noch mehr Porzellan zerschlagen worden. Der VfL setzt
- gut so - auf Transparenz. Koller analysierte gemeinsam mit Journalisten
(!) Cottbus, um Verständnis für seine defensive Ausrichtung zu
erhalten. Koller, Manager Kuntz sowie die Spieler Maltritz und Zdebel stellten
sich acht Lesern der WAZ Bochum. Vor allem die Spieler ließen keine
Gelegenheit aus, um sich über die pfeifenden Fans zu beschweren. Gut
angekommen ist das nicht, weder bei mir noch im Fanforum "VfL4u" - lest
mal nach. Alles kam auf den Tisch, der Verlust der Integrationsfiguren
van Duijnhoven, Wosz und Colding. Nur nicht, dass Figur Nummer vier, nämlich
Meichelbeck, nicht spielt. Auf ihn war immer Verlass und alle sehen ihn
sowohl besser als Drsek (der langsamste Innenverteidiger der Liga) und
Bönig auf links. Geht es in Nürnberg und gegen Bielefeld gut,
war es das viel beschwörte "reinigende Gewitter". Geht es schief,
dann gute Nacht Bochum! Dann ist die Saison schon zu einem frühen
Zeitpunkt fast verloren, weil danach in Folge fast alle Kracher warten
(Bremen, Schalke, Dortmund, Leverkusen, Hamburg) und weil es dann nach
dem Bielefeld-Spiel Ausschreitungen, Tumulte und Prügeleien gibt.
Die eine Hälfte wird Neururer zurückfordern, die andere Hälfte
genau das ablehnen. Ein anderer Glücksbringer ist nicht auf dem Markt,
höchstens Daum, aber der kommt nicht nach Bochum. Es wird schwer,
sehr schwer. Die Nerven rund um den VfL liegen blank, sehr blank. Und das
am DRITTEN Spieltag.
Warum habe ich jetzt so verdammte
Lust, "Kill Bill" zu gucken?
Darauf ein lautes "Bang,
Bang!
Da wäre es fast schon passiert...
Einlaufen und "ACAB" - wie das geht!?
Eigentlich ein wirklich schöner Tag. Wenn da nicht 57 Sekunden Tiefschlaf gewesen wären...
Nachhilfestunde in Sachen Fankultur: Aachener Uneinsichtigkeit und Bochumer Rauch
Gut ist nicht gut genug
Applaus, habt gut gespielt! Aber so steigen wir trotzdem ab!
Verloren. Letzter.
Samstagmorgen, nein, es
ist kein Tag wie jeder andere; nein, es ist kein Auswärtsspiel wie
jedes andere. Alemannia Aachen gegen VfL Bochum. Wieder einmal liegt ein
harter Freitagabend hinter mir, mit Dart, Billard und Würfelspielen
in der Stammkneipe bis früh am Morgen - doch die Öscher Erinnerungen
verdrängen jegliches Unwohlsein. Zweimal weilte ich bisher im Tivoli-Stadion,
zweimal stieg der VfL auf, zweimal war die Stimmung hervorragend. Wir fahren
als großer Gewinner des vergangenen Spieltages zu einem Gegner, der
uns liegt und ich werde mich mit zwei Menschen treffen, die ich nur alle
Jubeljahre mal sehe. Es KANN gar nicht schief gehen. KANN NICHT! Selten
in letzter Zeit legte ich mir so beschwingt den Schal um den Hals, selten
zog ich mit solcher Wucht und Freude das "Freier"-Trikot an (mein aktuellstes
"Kalla"-Hemd ist in der Wäsche, muss eben der Slawo herhalten), selten
drückte ich beherzter aufs Smart-Gaspedal. Ich will da jetzt hin.
Jetzt!
Doch schon kurz hinter der
A40-Auffahrt Mülheim-Winkhausen endet um kurz nach 10.35 Uhr meine
Euphorie. Stau. Einspurig. Baustelle. In einem Zwei-Kilometer-freie-Fahrt-drei-Kilometer-Stau-Rhythmus
geht es weiter bis Moers-Kapellen, ich sage Björn und Thommy Bescheid,
dass ich mich verspäten werde. Mit wenigen Schlücken vernichte
ich eine Flasche Mineralwasser. Mit der Euphorie sinkt der Adrenalinspiegel
und steigen Gähnbereitschaft und Zweifel. Sind wir wirklich schon
so gut, dass wir einen Dreier mitnehmen können!? Na, und wenn nicht,
habe ich wenigstens Björn und Thommy gesehen... Björn ist ein
sehr guter Freund aus ganz alten Schultagen, der mit seiner Freundin Nadine
in Aachen wohnt. Thommy ist mein Bruder, oft erwähnt, aber immer seltener
dabei beim VfL - schließlich lebt er in Brüssel. Diese Stadt
ist aber genauso weit von Aachen entfernt wie Mülheim. 12.45 Uhr lande
ich auf dem Parkplatz am Aachener Bendplatz, der ab und zu eine Kirmes
beherbergt. Björn wohnt mitten in der nicht wirklich hässlichen
Aachener City. Thommy kommt nach kurzer Zeit zum Marktplatz und an diesem
herrlichen Spätsommertag hocken wir lattemacchiatoschlürfend
im Außenbereich der Kneipe "Zum goldenen Schwan" und blinzeln in
die Sonne. Gibts was Schöneres? Dafür liebe ich Auswärtsfahren.
Nette Leute treffen, Städte kennenlernen (wobei mir Aachen schon sehr
vertraut ist) und ... gewinnen. Naja, oder auch nicht.
Nadine setzt uns mit dem
Auto am Tivoli ab, es ist alles sehr komfortabel - und die drei Fußballstunden
am Tivoli werden eine Nachhilfestunde in Sachen Fankultur allgemein und
Fankultur Aachen im Besonderen. Die Eingangskontrollen sind erfreulicherweise
sehr lasch, ich darf sogar meinen VfL-Schlüsselanhänger behalten
(Hallo Mainz!). Es gibt noch Karten, hätten wir das eher gewusst,
wäre Nadine mitgekommen. Egal. Die Aachener Fans sind berüchtigt,
die Atmosphäre am Tivoli gefürchtet. Vor zwei Wochen hätte
es hier fast einen Abbruch gegeben, weil die Aachener nahezu komplett den
Gladbacher Kahé mit "Asylant" beschimpften. 50.000 Euro Strafe brachte
das - die höchste in der DFB-Geschichte. Vor dem Anpfiff halten die
Anti-Rassismus-Aktionen die Fans bei Laune. Den Trailer zum Thema sehen
wir Bochumer leider nicht - es gibt nur eine Videowand im Stadion.
Um 15.20 Uhr hält Aachens Präsident eine dreiminütige Ansprache.
Die geht dann auch glatt in Sprechchören der Fans unter, die von "Fußballfans
sind keine Verbrecher" bis "Fußball-Mafia DFB" reichen. Mein Schluss
daraus? Die Aachener Stehplatzfans sind kein bisschen einsichtig und wollen
Spieler wie Kahé lieber weiter als "Asylant" bezeichnen. Beschämend.
Beim Einlaufen gibt es direkt noch ein "Gegen Medienhetze"-Plakat. Alle
sind schuld, nur die Aachener nicht. "Moses ist unser Freund" wird von
der Gegentribüne für Moses Sichone geschwenkt - das einzige Plakat
dieser Art.
Parallel zündet unsere
Ultra-Ecke mal wieder eine Rauchbombe, so allmählich wird es äußerst
fad und langweilig, zumal alle die Rauch-Zeichen erkennen, nur die Polizei
nicht. Unmittelbar vor dem Zündvorgang werden alle Doppelhalter in
die Luft gereckt, rücken alle Fans ganz eng zusammen, das Ganze dann
direkt vor dem Zaun, sodass ein Kiumpen von etwa 100 Fans entsteht. Dann
ist nicht erkennbar, wer das Feuer gelegt hat. "Jetzt gehts los", sage
ich zu Thommy und Björn. Keine zehn Sekunden später geht's auch
los. Gelernt ist gelernt. Zwei Bochumer halten ein Plakat "Bochumfans gegen
Rassismus, ACAB, All Colours are beautiful" in die Luft - was aber doch
höchst zweideutig zu verstehen ist. Denn "ACAB" ist die Ultra-Abkürzung
für "All cops are bastards". Grenzwertig. In der ersten Halbzeit kommt
von den Aachener Rängen nichts. Ohne rassistische Sprechchöre
haben die wohl nix auf Lager.
Na gut, die ersten 45 Minuten
geben aus Aachener Sicht auch keinen Anlass, besonders euphorisch zu sein.
Oh Wunder, oh Wunder, wir bestimmen das Spiel nach Belieben und zeigen
ein perfektes Auswärtsspiel. Erst in der Abwehr abwarten und das Spiel
beruhigen. Mit länger andauernder Spielzeit die Offensivaktionen verstärken
- elegant im Wechsel zwischen Einzelaktionen á la Misimovic, Kombinationen
über links oder rechts, Flanken und Fernschüssen. Ein Schwachpunkt
ist bei uns nicht auszumachen. Misimovic versenkt einen Freistoß
in Minute 37 zum 1:0. Ein 2:0 oder 3:0 wäre hochverdient - traumhaft
sicher spielen wir das Ding nach Hause. Da brennt niemals was an.
Was macht den Tivoli so
besonders? Na klar, die Bauweise des Stadions, weil es 1950 genauso aussah.
Und ja, es ist noch ein bisschen "echter". Die Bratwurst ist ein klassisch
gegrillter Fleischbatzen im Brötchen und nicht durch die Aramark-Mühle
gedreht wie in fast allen Arenen der Liga (so auch in Bochum). Es bleibt
aber nur eine Frage der Zeit, bis sich auch die Alemannia diesem Catering-Diktat
beugt. Schade.
Die zweite Halbzeit und
damit das Warten auf unser zweites Tor beginnt, doch keine vier Minuten
später führt Aachen mit 2:1. Und keiner weiß, was los ist.
Alle schauen verdutzt, von "das gibt's nicht" bis "das kann nicht sein"
gibt es alle Schimpf-Varianten. Beim 1:1 schlief unsere Abwehroma Drsek
nach einer Reghecampf-Flanke. Schlaudraff konnte seelenruhig einköpfen.
Darüber waren unsere Jungs so verärgert und schockiert, dass
sie genau 57 (!) Sekunden später durch Röslers Schuss aus 16
Metern gleich das 1:2 kassierten. Der Stadionsprecher muss beide Tore gleichzeitig
ansagen, so schnell ging das. "???" fragt Arena-Gucker und MSV-Fan Helmut.
"Ich will sterben", antworte ich. Danach das gewohnte Bild. Wir sind überlegen,
überlegener, haushoch besser. Die Aachener Fans wachen auf, aber mehr
als Sprechchöre gegen Bochum kriegen die nicht hin. "Ruhrpott-Kanaken".
Applaus und Glückwunsch. Eine Minute vor Schluss fällt nach zahlreichen
Chancen durch Butscher das 2:2, doch: Abseits. "Tor war regulär",
funkt Helmut. Jawoll, jetzt geht das mit den Fehlentscheidungen wieder
los. Nach diesem guten Spiel klaut uns der Schiedsrichter auch noch einen
Punkt.
Schluss, vorbei, Ende, es
bleibt beim 1:2. "Ich habe noch nie zwei Tore in so kurzer Zeit gesehen
und noch nie eine so überlegene Mannschaft", sagt Björn. "So
steigt man ab", ergänzt Thommy, der sich nun bis zum Ende der Hinrunde
kein VfL-Spiel mehr ansehen will. "Es sind noch 28 Spiele", versuche ich
zu beschwichtigen, doch es sind - ich gebe es zu - Durchhalteparolen im
Sonnenschein. Wir hatten das leichteste Startprogramm seit vielen Jahren
(u.a. Bielefeld, Cottbus, Mainz, Aachen) und sind trotzdem Letzter. Jetzt
kommen alle Knaller - Bremen, Dortmund, Schalke, fast genau in dieser Reihenfolge.
Wo soll das hinführen?? Alternativen sind nicht vorhanden. Um den
Druck zu erhöhen, wechselte Koller in der Schlussphase Amateurspieler
Rathgeber und Abwehrspieler Butscher ein.
Kurz nach sieben, kurz nach
einem Absacker in Nadines und Björns Bude, Thommy sitzt schon im IC
von Welkenraedt nach Brüssel. Ein typischer Bochumer Auswärtsspieltag
geht zu Ende. Weit gefahren, eine halbe Tankfüllung verbraten, einen
Arbeitstag geopfert, und wofür? Für ein Treffen mit Freunden,
aber für null Punkte. Denn wenn ich einen Strich unter all diese Analysen
machen muss, mit den einzigen Erkenntnissen, die bleiben, dann stehen diese
zwei harten, harten Worte: Verloren. Letzter. Und jetzt Schluss. Ich fahr
nach Bochum, Karten für das Dortmund-Auswärtsspiel holen.
Manche lernen's nie.
Wie zwei Stunden zu einem dicken dunklen Fleck in meiner VfL-Geschichte werden können
Aber Grönemeyer war da
Die drei bekanntesten
Bochumer Stadtsäulen: Herbert Grönemeyer (oben), der verlierende
VfL (Mitte) und "Starlight Express" (unten)
Im Auto sitze ich, nein,
ich kauere. Stehe im Parkhaus am Starlight-Express. Sachte bewege ich meine
rechte Hand an meinen Hals, umfasse den VfL-Schal sanft und schleudere
ihn mit Kawumms auf den Beifahrersitz. So viel Wut, so viel Ärger,
so viel. Welche CD passt zu dieser Situation? Fans laufen vorbei, suchen
ihre Karren im Auto-Ameisenhaufen. Bochumer, Bremer, Starlight-Expresser,
mit Kameras in der Hand. So ein Spiel kann verwirren. "Best of Toten Hosen"
liegt ganz oben. Jaja, "Steh auf, wenn du am Boden liegst" - Durchhalteparolen
sind das Letzte, was ich jetzt noch gebrauchen kann. "Bäst of Ärzte"
- ein bisschen Nonsens am frühen Samstagabend? Es wird "With arms
wide open" von Creed. Hat sowas Romantisches auf dem Weg in den Sonnenuntergang
auf der A40. Untergang. Das Stichwort. Hätte ich doch wahr gemacht,
was ich gestern Abend in zuckersüßer Koffeinschock-Cola-Laune
an der Theke im "Schrägen Eck" in Mülheim prophezeit habe. "Um
15.29 Uhr gehe ich wieder nach Hause. Dann habe ich alles erlebt." Hätte,
ja hätte ich das bloß getan. Bochum, Gelsenkirchen, Essen fliegen
an mir vorbei. Dieser tränenreiche Tag nimmt einen dicken dunklen
Fleck in meinem "Highlights im VfL-Leben"-Bild ein.
Es ist schon irre, wie verwachsen
ich inzwischen mit diesem komischen Verein bin. Dass wir wieder absteigen,
weil unsere Mannschaft einfach viel zu schlecht ist, steht ohnehin schon
fest, das wissen auch alle Fans, ohne es offen zuzugeben. Doch trotzdem
bewege ich meinen Smart im Moment wie automatisch in Richtung VfL-Fanshop,
wenn es Tickets für Auswärtsspiele zu kaufen gibt. Dortmund?
Gebongt! Schalke? Erst recht! Und Hannover? Natüüüürlich!
Es wird alles ganz, ganz fürchterlich enden - aber was habe ich in
den letzten blau-weißen Jahren gelernt? Die Feste feste feiern, wie
sie fallen. So auch heute. Grönemeyer kommt. Der Bochumer Boulevard
kennt seit Dienstag kein anderes Thema. Wenn der berühmteste Sohn
der Stadt kommt, dann ist selbst ein Spiel gegen Werder Bremen ausverkauft,
dann ist der VfL endlich einmal bundesweit in aller Munde. Wird er "Bochum"
singen oder nicht? Wird er überhaupt reden? Wird er überhaupt
kommen und nicht doch kurzfristig wegen Krankheit absagen? Ich freue mich
auf dieses Spiel, wirklich. Nicht nur wegen Herbert. Es ist mein erstes
ganz normales Heimspiel ohne Sonntagstress, es ist Bremen, also die halbe
Nationalmannschaft mit den derzeitigen Weltklassespielern Frings und Klose.
Wir verlieren, ganz bestimmt sogar, aber mit Herberts Hilfe? Wäre
ich Spieler und ich wüsste, dass Herbert die Fans mit "Bochum" nach
vorn peitscht, dann würde ich spielen wie auf Droge. Aber ich bin
Bochumer. In unserer Mannschaft, dieses Gefühl habe ich immer mehr,
kann das keiner von sich behaupten. Bedeutet irgendeinem dieser Spieler
das Lied "Bochum" irgendetwas? Ich bezweifle es.
15 Uhr, Gerd ist da, die
üblichen Fanklubs sind da, ich bin da, los kanns gehen. Eine riesige
Medienmeute stürzt auf den Rasen, irgendwo da muss Herbert sein. Er
gibt das übliche "Wann kommt die neue Platte?"-Interview, unterschreibt
ganz medienwirksam einen Mitgliedsantrag mit der Nummer "4630" und erhält
das richtige Trikot, im Hintergrund läuft "Zeit, dass sich was dreht",
wir singen "Herbert ist ein Bochumer", "Herbert >klatschklatschklatsch<
Herbert >klatschklatschklatsch<" undsoweiter. Es ist Fußball,
es ist Stimmung, es ist geeeil, selbst so abgezockte Bremer linsen aus
der eigenen Hälfte Richtung VfL-Fankurve, das ist deutlich zu sehen.
Noch ein paar Minuten bis zum Anpfiff. Bremens Aufstellung. Hui. Mit Fritz,
Frings, Mertesacker und Klose vier aktuelle Nationalelf-Stammspieler, dazu
noch Hunt als U21-Stammspieler, Baumann und Schulz als Ex-Nationalspieler
sowie die ebenfalls international erfahrenen Wiese, Wome, Naldo und Diego.
Nochmal hui. Herbert, walte Deines Amtes. Grönemeyer ist da, er ist
wirklich da. "Herbert! Herbert!" Kann der Herbert nicht immer Stadionsprecher
sein? Er macht seine Sache klasse, keine lange Rede, kein Geschwafel, einfach
nur "Mit der Nummer eeeeeinnnnssss... PETER!" "SKOV-JENSEN!!!!!!" Besonders
geil: "Fabioooooooo" "JUNIOR!" und "Heikooooooooo" "BUTSCHER!" Noch wenige
Sekunden, dann ists soweit. Der leise Anfang, der immer noch bei mir unmittelbar
Gänsehaut auslöst, Grönemeyer steht vor der Kurve, wills
einfach nur sehen, "Tief im Westeeeeen, wo die Sonne verstauuuubt". Jeder,
wirklich jeder, singt so laut er kann, so laut, wie er es noch nicht gesungen
hat. Es ist eine irre Geräuschkulisse, so irre, dass Herbert selbst
ein bisschen mitsingt, fast wie "Halbplayback" sieht das aus. "MACHST MIT
NEM DOPPELPASS JEEEEEDEN GEGNER NASS, DU UND DEIN VFLLLL!!" Großartige
Momente, mir wird schwindelig vor Glücksgefühl, Herbert war da,
alles so laut, Gänsehaut, Tränchen, zu Gerd drehen "Nee, hatte
nur was im Auge" Er hats geglaubt. 0:0 noch, 15.29 Uhr, gut, hat ja auch
noch nicht angefangen. Sollte ich nicht wirklich nach Hause gehen?
Nach so einer fantastischen
Vorarbeit vor dem Spiel kann es nicht schief laufen. Wir haben alles getan
und peitschen weiter. Leider mimt Herr Hunt den Spielverderber und netzt
bereits nach sechs Minuten zum 1:0 ein. Das wars, Schluss mit dem Überraschungstraum.
Leider passte bei allen Bochumern nur die Vorarbeit. Vor dem Spiel. Danach
bricht alles ruck, zuck zusammen. Zuerst: die Spieler. Sie sind einfach
- siehe Anfang - nicht gut genug für die Bundesliga. Keiner unserer
Torhüter strahlt Sicherheit aus oder könnten einen Unhaltbaren
abwehren! In der Abwehrkette spielt zwar Butscher für Drsek, aber
auch nicht viel besser. Pallas, Maltritz und Drsek können nur an sauguten
Tagen mithalten. Zdebel, Misimovic und Trojan sind nur noch ein Schatten
aus Zweitligatagen - für mich völlig unverständlich. Gekas
und Dabrowski sind noch nicht ins Spiel eingebunden und der gute Fabio
rackert und rackert und rackert sich jedes Mal zur nächsten "4" oder
"4,5" im Kicker. Alternativen auf der Bank gibt es keine. Top, der Koller.
Bremen zeigt, wie Fußball in Perfektion gespielt wird. Mühelos
spazieren Frings und Diego durch unser Mittelfeld, werden - wenn überhaupt
- 20 Meter vor dem Tor attackiert, und dann meist auch noch erfolglos.
Lange Zeit bleibt es beim 0:1. In Minute 51 höre ich mich trotz allem
zu Gerd sagen: "Wir liegen nur 0:1 hinten, aber dennoch habe ich nicht
eine Sekunde das Gefühl, wir könnten das drehen." Zwei, drei
Fernschüssen sind ganz annehmbar, aber was richtig Großes kriegen
wir nicht. Und Bremen? Mühelos schraubt der Titelfavorit das Resultat
durch Schulz, Vranjes, Diego, Naldo und Fritz auf 6:0 und hätte sogar
noch häufiger treffen können. Eine Demonstration - und das auch
noch ohne jeglichen Glanz. So bitter, so bitter, einfach nur bitter.
Ruck, zuck bricht auch der
Fan-Zusammenhalt nach dem 0:2 zusammen. Je länger das Spiel dauert,
je deutlicher das Ergebnis wird, desto lauter rufen etliche "KOLLER RAUS!!!
KOLLER RAUS!!!" und applaudieren Bremer Bemühungen. "Einer geht noch
rein" - ganz beliebter Spruch bei solch einseitigen Spielen. Aber aus der
eigenen Kurve? Teile der "Ultras" springen auf den Zaun und strecken den
eigenen Fans den Stinkefinger entgegen. "Ohne Herbert wärt ihr gar
nicht hier", entgegnen sie, und dieser Sprechchor ist so dumm und so falsch
wie diese Fanbewegung in manchen Momenten selbst. Hoffentlich ist es bald
vorbei. Hoffentlich ist es bald vorbei. Fritz 0:5, Naldo 0:6, pfeif ab,
es ist fürchterlich. ENDE! VERLOREN! HOCH! Zehn Minuten lang bleibe
ich in der Kurve, ohne mich einen Zentimeter zu bewegen. Jetzt fangen die
"Ultras" an, "Marcel Koller" zu rufen, der winkt zurück und jetzt
ist sowieso alles zu spät. Ein wirklich unfähiger Trainer trifft
auf einen Sauhaufen von Mannschaft, der sich schämen sollte. Wirklich
schämen für solch ein desaströse Vorstellung. Schlimm. Furchtbar.
Mir ist nach Heulen, schon wieder.
Autobahn, kurz vor Mülheim-Heißen.
Die Sonne scheint immer noch. Ist es nicht bezeichnend für diesen
Verein, dass der bekannteste Fan zum ersten Mal vor die eigene Kurve tritt
- um danach die höchste Heimniederlage der Vereinsgeschichte mitzuerleben.
Noch so eine Geschichte, die zum VfL Bochum passt. Die den VfL, ja, doch,
sympathisch erscheinen lässt. Eigentlich lasse ich mir vom VfL nach
all den Jahren nicht mehr meine Stimmung versauen - diesmal ist es anders.
Dabei ist heute Abend so viel los. In "Mülheim-Styrum" verlasse ich
die A40, spiele noch einmal "With arms wide open", schaue mir den Rest
der Frauenhandball-Stadtmeisterschaft an. "Legen Sie sich hin und werden
gesund", sagt ein Vorstandsmitglied der HSG Mülheim. Er weiß
natürlich, für welchen Verein mein Herz schlägt. Um die
anderen, die es wissen, mache ich einen riesengroßen Bogen. Abends
bin ich zu gleich drei Partys eingeladen - zwei in Mülheim, eine in
- wo wohl - Bochum. Die Bochumer Party sage ich ab, die Mülheimer
hake ich ab. Der Abend endet natürlich in den Stammkneipen. Billard
im Schrägen Eck - die Cola ist gratis, weil der Wirt einen umsatzstarken
Tag hinter sich hatte. Und dann noch Dart im Bunten Bär bis um halbvier.
Ich zähle nicht mehr, wie oft ich den Satz "Ich habe die Bundesliga-Ergebnisse
noch nicht gehört. Kannst du sie mir sagen?" vernehmen musste. Gehört
dazu. Dazu zum VfL.
Ich antwortete stets "Aber
Grönemeyer war da".
Unverhofft kommt beim VfL eigentlich nie: EIN PUNKT in Dortmund
Ein kommunikativer Tag mit Anrufen, SMS, einer bestandenen Hausarbeit, einem Punkt in Dortmund und einer Kneipentour zum Schluss
Lebenszeichen
Dank nach dem Spiel (nicht zu vergessen: Einer von vielen grimmigen Ordnern)
Anruf Björn (18.21)
Es klingelt. Mein Rock-am-Ring-Live-Mitschnitt
von Metallicas "One", könnts immer wieder hören. Björn ist
dran, Ihr erinnert Euch, der Mediziner aus Aachen,
der alte BVB-Fan. Er hat seinen Freitagdienst zeitig beendet, um pünktlich
in Mülheim zu sein. "Wo bist Du", brüllt er, steht - deutlich
vernehmbar - am Mülheimer Hauptbahnhof, im Hintergrund ertönt
eine Zugansage. "Um halbsieben fährt der Sonderzug." Ich sitze im
Smart, tuckere durch die Gegend und muss absagen. "Tut mir Leid", sage
ich. "Klappt nicht ganz." Muss noch kurz ein paar Klamotten abliefern.
Und mit dem Auto fahren. Leider. Leichte Enttäuschung am anderen Ende.
Ich hatte es doch versprochen, wie in den letzten Erstligajahren immer
mit Björns BVB-Fanklub zu fahren - zumal mir die anderen Mitglieder
auch nicht ganz unbekannt sind. Die meisten zählen zu meiner Donnerstag-Soccerhallen-Gruppe.
Anruf Harald (18.23)
Welche CD höre ich
denn wohl so kurz vor dem Spiel? Mal kramen... frisch gebrannt ist eine
mit Songs der Ärzte, von Creed undsoweiter. So eine Auto-CD eben.
"Goldenes Handwerk", "Higher". Ja, das ists. Wieder Telefon. Mist, darf
doch nicht telefonieren im Auto. Egal. Diesmal ists Harald, ebenfalls BVB-Fan,
habe ich wochenlang nicht gesehen. Ihm hatte ich wohl auch versprochen,
mit dem Zug zu fahren. Oh je, auch ihn muss ich versetzen. Naja, aber ist
mir im Moment überhaupt nach Begleitung von BVB-Fans? Klar, so eine
Bahnfahrt ist äußerst witzig, aber fünfmal habe ich es
auf diese Weise getan - fünfmal bin ich als Verlierer nach Hause gefahren,
fünfmal war der Abend geprägt von allerübelsten Sprüchen
Marke "schadenfroh". Und heute gibts wahrscheinlich, wahrscheinlicher,
am wahrscheinlichsten wieder so eine Packung. Nichts deutet darauf hin,
dass wir auch nur den Hauch einer Chance haben. Nichts. "Ich fahre mit
dem Auto", sage ich zu Harald, drücke auf den roten Knopf auf meinem
Handy, liefer ein bisschen Schreibzeugs ab und steuere gegen halbsieben
die A40 an.
SMS an Helmut: "Ich kotz
schon jetzt. Losgefahren 17.55, noch nicht im Stadion!" (20.24)
Was für ein Horrortrip.
Wäre ich doch bloß mit den Jungs mit der Bahn gefahren. Scheiß
auf die Sprüche. Scheiß drauf. Für diejenigen, die nicht
aus NRW kommen: Normalerweise ist die Strecke Mülheim bis Westfalenstad...
äh Signal-Iduna-Gerät in einer guten halben Stunde zu bewältigen.
Diesmal? Die Maximalgeschwindigkeit auf der 40-Kilometer-Strecke beträgt
60 km/h, zumeist ist es ein "Stop & Go", oft Stau, zähfließender
Verkehr, alles im Wechsel. Ich höre CDs durch, wechsle sie, werde
müde, es geht nichts auf der A40. Der Feierabendverkehr am Freitag
trifft auf einen Großteil der 75.000 Zuschauer - und die treffen
auf Konzertbesucher der Westfalenhalle. Furchtbar. Die Zeit vergeht und
vergeht. Der Zug, das wär's gewesen. Hätte ich mich doch in der
Redaktion beeilt heute. Hätte ich doch nicht zu sehr mit den Formulierungen
gespielt. Nur ein Blick auf ein bedrucktes Stück Papier mit Briefkopf
der Uni Duisburg-Essen hält meine Stimmung aufrecht. Meine Adorno-Hausarbeit
in Pädagogik ist mit "2,0" bewertet worden. Hurra. Jetzt zählt
aber Fußball. 20.05 Uhr, endlich sehe ich den Parkplatz, sehe
ich das Stadion. Es ist verrückt. Vier Euro wollen die haben!!! Vier
Euro!!! Die Schlange hinter mir ist groß, der Zeitdruck enorm, ich
löhne das. Wahnsinn, diese Dortmunder. Unglaublich. 20.11 Uhr, ich
bekomme einen der letzten Parkplätze, das kann heiter werden auf dem
Rückweg. Schnell zum Stadion joggen. WAS IST DAS DENN? Eine Riesen-Menschenmenge
vor dem Eingang. Schwarz-gelb gekleidete Menschen lästern darüber,
dass ich einen VfL-Schal trage. "Ist schon komisch, dass Bochum einen 24.000er-Schnitt
hat. Alle zwei Wochen ändert sich doch das Publikum komplett - ich
kann mir nicht vorstellen, dass einer sich das Gegurke zweimal hintereinander
anguckt", sagt einer. Haha. Die Dortmunder haben das Eingangssystem von
Kartenabreißern auf Drehkreuze umgestellt. Das System bricht kurz
vor dem Anpfiff natürlich völlig zusammen. Die Aufstellung bekomme
ich draußen vor der Tür mit. 18.30 Uhr los, jetzt ist 20.24
Uhr - und ich bin immer noch nicht im Stadion. Ich schreibe Helmut, dem
frisch
verheirateten MSV-Fan, eine SMS, übertreibe ein wenig mit der
Losfahrzeit. Helmut sitzt mit seiner Frau Tina vor dem TV-Gerät und
guckt Arena.
SMS von Gerd: "Na, im
stadion, wie angekündigt? schickste ticker? vielVergnügen!gerd"
(20.25)
Eine Minute später.
Die nächste SMS. Gerd, hallo. Ja, ich bin im Stadion. Naja, noch nicht
ganz. Ein bisschen drängeln, ein bisschen nach vorn, jawoll, um 20.28
Uhr rein. Die Mannschaften laufen gerade ein. Doch, es ist immer wieder
beeindruckend, diese Riesenschüssel zu sehen. 75.000 Leute auf einen
Schlag, Kompliment. Die BVB-Fans auf der prall gefüllten Südtribüne
halten ein Plakat "Bochum... mmmh... uns ist wirklich nichts eingefallen!"
hoch. Haha. Es ist zu spüren, dass alle Schwarz-Gelben nur über
die Höhe des Sieges diskutiert haben und über nichts sonst. Im
Stehplatzblock 60 stelle ich mich auf eine der untersten Stufen. Sicht
ist gut. Es kann losgehen. Fußballfieber, es kommt. Bei aller Aussichtslosigkeit.
Trotz der verpatzten Hinfahrt. Trotz allem.
SMS an Helmut: "Beeindruckend,
das ganze Stadion pfeift schon nach 20 Minuten!" (20.51)
Gedanken sortieren. Anpfiff.
Aufstellung beachten. Im Tor steht Bade. Aha, Skov-Jensen ist verletzt,
mit den Nerven runter, verunsichert, egal. Hinten rechts Schröder
für Pallas. Naja, daran hat das 0:6 vor einer Woche nicht wirklich
gelegen. Ansonsten keine Änderung. Etwas herunterputzend stellte www.schwatzgelb.de
(das BVB-Fanforum) fest, dass Namen wie "Drsek, Butscher, Schröder"
nicht gerade furchteinflößend klingen. Ganz ehrlich: Vor Brzenska,
Kringe und Kruska mache ich mir auch nicht in die Hose. Unsere Mannschaft
beginnt gut, druckvoll, konzentriert, wie eigentlich immer unter Koller
auswärts. Es ist so viel anders als vor einer Woche. Bade sicher,
Maltritz/Butscher als konsequente Innenverteidiger, Zdebel, Trojan deutlich
verbessert und Gekas - von Brzenska kaum kontrollierbar. Dortmund spielt
furchtbar. Einfach nur unansehnlich und unsauber. Gekas vergibt gleich
zwei gute Chancen, einmal per Seitfallzieher - und ich bin geneigt zu sagen:
Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis zum 1:0. Das sehen die BVB-Fans
wohl ähnlich. Sie pfeifen bereits nach knapp 20 Minuten mit ganzer
Kraft. Das ist eine SMS an Helmut wert.
SMS von Helmut: "Beeindruckend.
Bochum lässt wieder beste Chancen aus." (20.54)
Jaja, der gute Helmut zog
mich ganz schön auf in letzter Zeit - zurecht. Diesmal setzt er den
nächsten Nadelstich. Die Chancenauswertung... wir müssen auch
mal nicht nur gut spielen auswärts - oder überlegen sein - sondern
auch mal treffen. 24. Minute, noch immer kommen Leute ins Stadion - und
ich kann verstehen, warum. Das Umfeld rund ums Dortmund ist einfach nicht
auf 75.000 Zuschauer oder mehr vorbereitet. Schon gar nicht an einem Freitagabend.
Noch immer 0:0. Noch. Dann endlich: Fabio erobert im Mittelfeld den Ball,
passt auf Gekas - der vernascht Brzenska ganz übel, umkurvt Weidenfeller
und versenkt eiskaaaaalt - zum verdienten 1:0.
SMS an Gerd und Dirk:
"0:1 Gekas 29." (21.02)
Sowas hat man nicht mehr
erlebt... zwei Stuuuufen nach unten springen, Toooor in Dortmund, so mit
Bier überschüttet worden bin ich lang nicht mehr, alles klebt,
alles klebt, noch mehr klebt und das ist SOWAS VON VERDIENT! Schnell das
Handy zücken, eine SMS schreiben, an Gerd und an VfL-Fan Dirk aus
München, sollte uns wirklich...
SMS von Dirk: "Geil!"
(21.03)
... die Sensation gelingen?
Dirk antwortet flugs, Gerd nicht, die Anzeigetafel zeigt es schwarz auf
gelb: Tor für Bochum. "0:1". Das Spiel beruhigt sich ein wenig, die
Pfiffe werden nicht weniger, die Nerven bei Dortmund liegen blank. Eine
Grätsche im Mittelfeld, Zdebel sieht Gelb. Kurze Zeit später
brummt mein Handy wieder.
SMS von Björn: "SCHEIß
VERLIERER!Dat war ja mal ROT!" (21.08)
Wie jetzt? Eine ganz normale
Grätsche löst so etwas aus?!? Totaler Wahnsinn. Leider steht
Smolarek trotzdem kurze Zeit später frei, 1:1. Echt böse. Einmal
gepatzt, schon hats geklingelt. Das ist das harte Los des Abstiegskandidaten.
Pünktlich zur Halbzeit gepfiffen, Spielstand 1:1, etwas glücklich
für Dortmund, und das sage ich nicht nur aufgrund meiner blau-weißen
Brille. In der Halbzeit mal kurz unter den 4000 Bochumern umschauen: Die
Stimmung ist gut, von "Koller raus" keine Rede. Auswärtsspiele sind
etwas völlig anderes.
SMS an Björn: "Diese
Heulerei ist echt ein Dortmunder Phänomen. Pfiffe nach 19 Minuten,
jedes Foul ist ROT, hilfe. Hinfahrt hat zwei Stunden gedauert..." (21.18)
Zeit vertreiben, Björn
antworten. Mein Hals auf die BVB-Fans und den ganzen Verein Borussia Dortmund
wächst immer mehr. Naja, er war eigentlich schon immer dick genug.
Seit der unsäglichen Niebaum/Meier-Ära habe ich jeglichen Respekt
vor der schwarz-gelben Vereinsarbeit verloren und ich nehme den Klub nicht
mehr ernst. Gib mir 100 Millionen, sage mir "die Lizenz kriegst du trotzdem"
und ich baue dir auch eine Mannschaft auf, die um die deutsche Meisterschaft
mitspielt. Okay, ist jetzt natürlich sehr simpel zusammengefasst -
aber grundsätzlich falsch?!? Die Fans erscheinen mir überaus
verwöhnt, eben die klassischen Modefans, und dann noch vier Euro fürs
Parken!!
SMS an Gerd und Dirk:
"0:1 Gekas 29., 1:1 Smolarek 41." (21.20)
Upps, vergessen, Gerd und
Dirk das zweite Tor mitzuteilen. Es sind eben schlechte Nachrichten. Eine
Antwort gibt es deshalb von Beiden nicht.
SMS von Björn: "Vollidiot!Freue
mich auf die Zeitlupe!Sehen halt nicht wie Du jede Woche son Grottenkick!Hoffentlich
dauert Deine Rückfahrt 9 Stunden!" (21.22)
Aber von Björn. Oha,
er ist ganz schön angespannt. Mich freuts. Sollte ich heute erstmals
in meiner VfL-Karriere nicht als Verlierer aus Dortmund zurückkehren??
Es wäre zu schön. Noch ein paar Minuten bis zur zweiten Halbzeit.
SMS an Björn: "Scheinbar
doch. Sonst würdet Ihr auch mal ne schlechte Leistung verzeihen, Arschloch"
(21.23)
Deshalb kann ich noch ein
wenig zurücksticheln. Erst kommen unsere Jungs aus der Kabine zurück,
dann der BVB. 45 Minuten überstehen, dann nicht mehr Letzter sein,
wieder zurückkehren in die Konkurrenzfähigkeit. Adorno-Arbeit
hat geklappt, jetzt muss der VfL nachziehen. Was für ein Tag wäre
das! Die zweite Halbzeit ist aber nicht ganz so ereignisreich wie die erste.
Dafür spannender. Der BVB spielt noch schwächer. Je lauter die
Zuschauer pfeifen, desto mehr Fehlpässe unterlaufen Dortmund. Die
Fernschüsse landen allesamt ganz sicher in den Armen von Bade, der
sich nicht einmal großartig anstrengen muss. Und wir? In Minute 49
steht Fabio Junior frei und.... TRIFFT!!!! Doch der Schiri-Assi winkt mit
der Fahne: Abseits!
SMS von Helmut: "Gleiche
Höhe" (21.44)
Wir alle vertrauen dieser
Entscheidung, geschah schließlich vor dem gegenüberliegenden
Tor und ist für uns eigentlich nachvollziehbar (Fabio und Gekas stehen
verdammt oft im Abseits). Dann simst Helmut: "Gleiche Höhe" und ich
ärgere mich. Sehr. Wie schon in Aachen wird uns ein absolut reguläres
Tor geklaut. Furchtbar. Es wäre das 2:1 gewesen. Weiterzittern. Leichte
Vorteile für unsere Mannschaft, laute Pfiffe der Dortmunder. 87. Minute,
Missverständnis zwischen Wörns und Weidenfeller, der Ball trudelt
Richtung Tor - und ... vorbei. Misimovic kommt nicht mehr heran. Der Sieg
in Dortmund, nur Zentimeter entfernt. Nach einer Minute Nachspielzeit trötet
Schri Sippel. Ende. Ein Riesenpfeifkonzert aus drei Ecken des Stadions.
Und wir? Die Spieler heben die Arme, wir Fans jubeln, brüllen laut:
"DER VFL! DER VFL! DER VFL IST WIEDER DAAAAAAAAA!!!!" Ein Punkt, nicht
verloren in Dortmund. Ein Lächeln huscht über mein Gesicht.
SMS an Gerd und Dirk:
"1:1 Ende" (22.19)
Ergebnis mitteilen, keine
Antwort. Würde ich es hören, ohne den Spielbericht zu kennen,
fiele mir wahrscheinlich auch nichts dazu ein. Letzter bleiben wir auf
jeden Fall. Fünf Punkte nach acht Spielen sind sehr, sehr wenig. Aber
wenigstens hat die Mannschaft ein Lebenszeichen abgegeben.
VFL-NEWS: "Verdienter
Punktgewinn durch couragierten Auftritt! 2. Saisontor von Gekas! Tor von
Fabio wg. Abseits annulliert! Weiter Schlusslicht!" (22.20)
Das meint auch der T-Mobile-News-Ticker.
Auf dem Fußweg zurück zum Parkplatz empfange ich ihn, lese ihn
durch und freue mich. Nicht verloren in Dortmund. Kanns gar nicht oft genug
schreiben. An einer Straßenecke halte ich an, um etwas zu essen.
Es wird ohnehin ewig dauern, bis ich den Parkplatz verlassen kann. Es gibt
nur noch sechs Krakauer und drei Brötchen. Ich erwische eine der letzten
Varianten, patsche Senf und Ketchup darauf und resümiere. Erstens:
Die Mannschaft hat für Koller gespielt. Engagement, Einstellung und
- ja - auch Taktik stimmten. Meine Kritik an etlichen Trainerentscheidungen
halte ich aufrecht, aber zwischen Koller und den Jungs ist wohl alles in
Ordnung. Zweitens: Wir sind doch nicht ganz so bundesligauntauglich wie
vor einer Woche noch gedacht. Drittens: Auswärts spielen wir um Meilen
besser als zu Hause. Viertens: Dortmund ist schwach und wird in dieser
Verfassung auch 2006/2007 keinen internationalen Wettbewerb erreichen.
Genüsslich verschlinge ich die letzten Reste der Krakauer und begebe
mich in meinen Smart. Es tut sich nichts auf dem Parkplatz. Wie erwartet.
Anruf Helmut (22.38)
CDs hören. Strokes.
Placebo. Mando Diao. Genießer-Musik für Punktgewinner. Aber
langweilig bleibts. Zehn Minuten rum, nicht bewegt. Motor ausschalten.
Anruf bei MSV-Fan Helmut. Auch er muss gestehen, dass der VfL die bessere
Mannschaft war und den Sieg verdient gehabt hätte. "Aber", sagt er,
"sei ehrlich: Ärgerst Du Dich wirklich gar nicht darüber, dass
Ihr das Spiel nicht gewonnen habt? Das sind zwei Punkte, die am Saisonende
fehlen könnten." Rumms, das saß. Stimmt irgendwie. Es bewegt
sich nichts vorwärts. Auf dem Parkplatz nicht, und wir in der Tabelle
nicht.
SMS an Marcus: "Das wird
nix vor 1 Uhr, habe mich auf dem Parkplatz seit 25 Minuten keinen Zentimeter
fortbewegt... 1:1 übrigens! aer" (22.50)
Ja, doch, es war ein schöner
Tag. Erst die Adorno-Nachricht, dann ein netter Arbeitstag und ein erfreulicher,
weil unerwarteter Spielausgang. Da muss die Nacht doch gebührend ausklingen.
Björn, Harald und die anderen kehren mit dem Zug zurück - ich
wünschte, ich wäre auch auf diese Idee gekommen, aber egal. Meine
Chefin feiert in ihren Geburtstag hinein, aber das kann ich abhaken, vor
23.30 Uhr komme ich kaum von diesem Parkplatz runter. Also werde ich mich
einer Kneipentour meiner Arbeitskollegen Marcus und Alex durch die Innenstadt
anschließen. Schnell 'ne SMS an Marcus formulieren, und waaaaaarten.
Horrortrip Teil zwei. Die vierte Lehre des heutigen Abends ist: Nie wieder
mit dem Auto zum Fußball nach Dortmund. Es geht schief. Aus Mainz
war ich schneller zu Hause! Wie auch immer... mit Musik im Ohr lasse ich
mich im Strom der Tausend Autos quer durch Dortmund-Mitte und Dortmund-Barop,
vorbei an der Uni und endlosen Wohnheimen geleiten und rase über die
leere A40. Leere? Vor dem Essener Tunnel - Stau. Denn in der Nacht von
Freitag auf Samstag ist der Tunnel wegen Bauarbeiten geschlossen. Dümmer
gehts nicht. Noch eine Verzögerung. Um 0.35 Uhr schließlich
treffe ich in der letzten Kneipe der Tour ein, dem guten alten "Schrägen
Eck". Was sagt der Wirt Zarko direkt: "Bochum war klar besser. Das haben
selbst die Dortmund-Fans gesagt, die hier bei mir auf der Leinwand geguckt
haben." Der Rest der 16 Tourgänger diskutiert über die Höhepunkte
des Abends. Dart. Kaltgetränke. Billard. 'Ne Gyros-Pita vor der Kneipenmeile
an der Sandstraße. Um halbvier fahre ich Marcus in sein heimisches
Familiengefilde auf der Saarner Kuppe. Und anschließend selbst nach
Hause. Ein aufregender Tag, vorbei. Ich schalte das Handy aus. Es ist 4
Uhr.
Dunkel, nix los, Regen, Herbst - Zweitrunden-Tristesse
Zweimal Butscher, einmal Gekas, einmal weiter. Wie ein schusseliges DFB-Pokalspiel zu einem gelungenen Abend beiträgt
Wenigstens hat's zu einem Sieg gereicht - tut auch gut in diesen schweren Zeiten
Ab ins Achtelfinale
... finden auch unsere Spieler und setzen zum Kreis an - etwas übertrieben vielleicht
Das Ruhrstadion (ich nenn'
es so, ist einfacher als dieser Plastikname), also das Ruhrstadion liegt
so ruhig an diesem Dienstagabend. Aus der Entfernung sehen die Flutlichter
so friedlich aus, wie ein Denkmal, wie ein angeleuchteter Teil der "Route
der Industriekultur". Ich spaziere alleine hinter dem großen Gebäude
des "Starlight Express" entlang, die Wege dort sind dunkel und könnten
gut als Kulisse für "Aktenzeichen XY" dienen. Vor mir ist niemand,
mich verfolgt auch niemand. Das kann ja ein leerer Spaß werden. Würde
das Flutlicht nicht durch alle Blätter und Sträucher dringen
- es wäre ein trostloser Abend an dieser Stelle in Bochum.
DFB-Pokal. Meine letzte
Erfahrung mit diesem kleinen, beschaulichen Wettbewerb heißt FC
St. Pauli und war so überaus kultig, dass ich in ein paar Jahrzehnten
noch davon reden werde. Und jetzt? Wir sind Letzter in der Bundesliga,
ein Gefühl, dass mir nicht ganz unbekannt ist. Karlsruhe ist Zweiter
in der Zweiten Liga, wir sind also quasi Tabellennachbarn. Mein Tag war
blöd, also ich die A40 ansteuerte und den Verkehrsfunk einschaltete,
hörte ich von "16 km Stau zwischen Mülheim-Heißen und Bochum-Wattenscheid
West", herzlichen Glückwunsch. Am Steuer wäre ich fast eingeschlafen
und hatte keinen Red Bull zur Hand. Von dunklen Wegen hinter dem Express
gehe ich rein in die Kurve, und das ist meine Entspannung. Nur 10.000 Leute
sind da, es regnet, es ist Herbst, es ist nur Pokal, doch hier tanke ich
auf. Ich bin schon vollkommen bescheuert, dass ich nur eine Prise VfL-Versager
brauche, um mich wieder gut zu fühlen. Und wer weiß... vielleicht
geht es heute ja besser. Mit dem BVB-Schwung.
Es ist ein netter, jawohl,
typisch netter Fußballabend. Die Stimmung ist 90 Minuten lang okay,
Pfiffe selten. Die "Ultras" geben mal wieder Anlass zu Diskussionen, da
sie zwischen der 46. und 66. Minute ein "Gegen Polizeiwillkür"-Plakat
in die Luft recken und "Fußballfans sind keine Verbrecher!" brüllen.
"Ist eine Reaktion auf Dortmund. Da sind sie zusammengeknüppelt worden",
sagt einer aus dem Fanklub, der immer links neben mir steht und durchaus
als vertrauenswürdig einzustufen ist. Gerd ist da und bei so viel
Platz in der eigenen Kurve bleibt sogar Platz für einige ausführliche
Gespräche zwischendurch. Selbst das Spiel verdient das Prädikat
"unterhaltsam" und die Spielnote 3. Nach 'ner Viertelstunde brülle
ich "LAAAAAANGWEILIG", nach 'ner halben Stunde führen wir durch Gekas
(22.) und Butscher (29.) souverän 2:0. Nach 'ner ganzen Stunde ist
durch zwei sehenswerte Fernschüsse von Porcello (44./59.) alles wieder
egalisiert und es steht 2:2, doch Unmut oder gar "Koller raus" gibt keiner
zu Gehör, dafür wirkt das Spiel zu putzmunter. Okay, wir sind
nicht in der Lage, einen Zweitligisten in einem Heimspiel zu beherrschen,
aber was ich von unserer sportlichen Qualität halte, habe ich ja schon
oft genug erwähnt. Es überrascht mich jedenfalls nicht. Der KSC
spielt nach dem 2:2 sogar leicht überlegen und hat zwei gute Chancen,
doch das entscheidende dritte Tor gelingt uns. Freistoßflanke Grote,
Kopfball Butscher - 3:2. Humorlos, so sind wir in der vergangenen Saison
aufgestiegen. Unsere Jungs feiern den Sieg mit einem Kreistanz auf dem
Platz und "La Ola". Sehr übertrieben. Sehr.
Achtelfinale also. St. Pauli
ist nicht mehr drin. Die sind schon raus.
Noch einmal drehe ich mich
um, auf den dunklen Wegen. Mir fallen die Instrumente auf, hier im Express-Keller
spielt die Musik. Das Flutlicht ist immer noch an. Route der Industriekultur,
ich sags Euch. 21.26 Uhr, im Parkhaus stehe ich auf dem alleruntersten
Deck, es wird eine kurze, schmerzlose Rückfahrt. Als ich hinfuhr,
war ich gestresst, müde und genervt. Jetzt gehts mir gut. Danke VfL.
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