VFL-TAGEBUCH: SAISON 2001 / 2002
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Die ersten Utensilien

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Einleitung

Ein roter Feuerball versinkt hinter den Tribünendächern, ein leichter Wind wirbelt den Staub aus endlosen Jahren Kohle und Stahl durch die Luft, ein Duft-Gemisch aus Currywurst, Bier, Zigaretten und Dreck umweht die Nase, und aus den Lautsprechern dröhnt Herbert Grönemeyer. „Tief im Westen – wo die Sonne verstaubt... ist es BESSER, viel besser, als man gla-aaaaaa-aubt!“
Hände hinter den Kopf. Augen schließen. Träumen. Entspannen.
- Jaaaaaaaa, das ist wunderbar.
Fast so gut wie Sex. Eine Träne kullert die Wange runter. Spieltag für Spieltag. Woche für Woche. Monat für Monat. Jahr für Jahr. Immer wieder.
Ich und der VfL.
Keine Sorge, ich werde nicht in eine Nick-Hornby´sche „Fever-Pitch“-Stimmung verfallen; das kann Nick sowieso viel besser als ich. Doch eine Homepage mit dem Namen andreasernst.com wäre ohne einen Hinweis auf meine Ehe mit dem VfL Bochum nicht komplett.
Eine Liebe zu einem Verein erklären zu wollen; selbst wenn ich versuchen würde, könnte ich es nicht. Ich weiß noch genau, als ich mit meinem Daddy an einem kalten Herbsttag (damals noch mit Bayern-München-Schal...) im Jahr 1987 als gerade einmal neunjähriger Steppke das erste Mal die Stehstufen im Ruhrstadion betrat. Bayern gewann 2:0, doch schon mit dem Anpfiff war es um mich geschehen. Das Stadion, die Stimmung. PAH – und die Bayern waren mir mit ihren ewigen Siegen sowieso unheimlich. Obwohl ich Grundschüler war, wusste ich: Dieser Verein ist es und kein anderer. Das ist selbst mit einer Beziehung nicht vergleichbar; denn die Liebe zu einem Menschen ist oft vergänglich. Das hat auch Campino, der Sänger der Toten Hosen neulich eingesehen. Denn in irgendeinem Blättchen blaffte der Fortuna-Düsseldorf-Fan (endlich einmal) einen wahren Satz ins Mikrofon:
- Wenn ich zwischen einer Frau und Fortuna entscheiden müsste, würde ich immer Fortuna wählen. Denn die Liebe zur Fortuna wird immer bleiben, zur Frau nicht unbedingt.
Ich glaube, ohne zu übertreiben; die Zeit beim und mit dem VfL Bochum hat mich fast genauso geprägt wie die Erziehung von meinen Eltern – ohne ihnen zu nahe treten zu wollen. Ob Selbständigkeit, Umgang mit anderen Menschen, sich freuen können, trauern müssen – ja, und vielleicht auch ein bisschen lieben lernen – das sind Dinge, die Du auch mit auf den Weg bekommst. Aber der VfL eignet sich wie nichts anderes auf dieser Welt, um eine Fähigkeit zu erlernen, die im Leben viel zählt: Verlieren können und daraus positive Schlüsse ziehen. Die Statistik, die ihr unten seht, kann nur in Ansätzen verdeutlichen, wie viele bittere Stunden ich mit dem VfL erlebt habe. Es ist nur Fußball, aber vier Abstiege prägen. Glaubt mir. In meine bisherige VfL-Zeit fielen die größten Höhen und Tiefen des Klubs, von UEFA-Cup bis zum Abstiegsplatz in der 2. Bundesliga. Auch der sportliche Zweck des Klubs änderte sich: War zunächst noch die „Unabsteigbarkeit“ das Credo der Mannschaft, so ist es jetzt der „Wiederaufstieg in die Bundesliga“. Der einzige Nachteil daran ist, dass der VfL immer ein Jahr in der 1. Bundesliga spielen muss, um dem neuen Credo gerecht zu werden.
Wer mich verstehen will, der muss meine Affinität zum VfL verstehen. Dieser VfL hat einen großen Teil zu meiner Sozialisation beigetragen! Ich lernte Deutschland kennen, fuhr bis nach Berlin, München, Wolfsburg, Kaiserslautern, Hannover. Und quer durch Nordrhein-Westfalen. Und natürlich die beste Pommesbude der Welt, den City-Grill Bochum gegenüber vom Hauptbahnhof. Wenn der kleine türkisch-griechische „Bediener“ nachfragt: „EINMAL POMMES?“ und dabei das Wort Pommes so betont, als würde er im nächsten Moment ein Gedicht aus dem Ärmel schütteln, dann ist für mich Weihnachten und Geburtstag gleichzeitig. Das ist inzwischen seit sieben Jahren ein Ritual: Hinfahren, Spiel gucken, City-Grill!
Im Laufe der Zeit sind natürlich auch einige witzige Sachen passiert, die eine eigene Homepage füllen würden, ohne Zweifel. Unter dem Punkt „Erinnerungen“ sind einige zusammengefasst. Aber natürlich gibt es noch mehr, die allerdings meistens dem Punkt „Insider“ zuzurechnen sind.
Die neueste Geschichte erlebte ich im Oktober 2001, als ich den Mülheimer Straßenbahnfahrer Stephan in die Kneipe „Haus Ehrenfeld“ begleitete. Dort residiert seit 30 Jahren der älteste VfL-Fanclub „Bochumer Jungen“. Mit den Worten
- Komm mal mit in meiner Kneipe. Wegen die Lacherei!
hatte Stephan mich überredet. Und ich sollte es nicht bereuen. So gelacht habe ich selten in meinem Leben, als (nicht ganz jugendfreie) Storys von Kegeltouren ausgepackt wurden, sowie die Geschichten „von früher“, als der Mülheimer Stephan nach einem Spiel in Bochum (besoffen) nach Hause wollte, in der S-Bahn einschlief und dann in Mönchengladbach landete. Dazu musste er mindestens einmal umsteigen. Eine reife Leistung.
Oder damals, als der VfL zum Zweitliga-Auswärtsspiel in Bielefeld (Oktober 1995) 50 Busse chartete – an einem Montagabend. Dass ich am Tag darauf eine Bio-Klausur schrieb (ab 8 Uhr!) verschwieg ich meinen Eltern. Arschkälte, maximal minus 5 Grad, aber ein 3:1-Sieg sprang heraus. Aber erst um 2 Uhr kam der Bus in Bochum an, und da fuhr (natürlich) keine S-Bahn mehr. Also holten mich die Eltern ab. Nach vier Stunden Schlaf gings wieder raus. Aber ich schaffte ne drei minus.
Oder die erste Aufstiegsparty im Juni 1994, als Thomas Kempe Autogramme schrieb, und dabei (scheinbar) seinen Sohn Dennis dabei hatte, der aber im Pulk unterging (also ich hab ihn nicht gesehn). Auf jeden Fall wurde „Dennis“ dauernd angerempelt, und Kempe (eher Typ Proll) schrie laut: „Eeeeeey – geh von mein klein Dennis wech!“ Hihi...
Oder der nette Thomas Ernst, der mir einfach so ein Trikot für meinen gleichnamigen Bruder schenkte, ohne einen Ausweis sehen zu wollen. Klasse! Die beiden lernten sich danach noch wirklich kennen – und hielten eine Lesung zusammen ab.
Oder natürlich sind da auch Spiele, die ich – weil ich dem Alkohol, sagen wir mal, noch „zugeneigt“ war – lediglich im Delirium erlebte; ich meine damit vor allem die Heimspiele gegen Bayern München (0:3) und VfB Stuttgart (0:0) in der Saison 2000 / 2001. Letzteres fand am Karnevalssonntag statt, und ich wusste hinterher kaum noch das Ergebnis. Fragt mal Thomas. Witzig war auch das 4:1 gegen den SV Meppen gemeinsam mit Alexander Post. Wir vertrugen noch nicht viel und hatten jeweils fünf Dosen „St. Wendeler“ intus. Ich glaub, ich bin viermal zum Pissen auf Klo gerannt.
Oder der endlose Spaziergang vom Parkplatz in Mannheim zum Stadion. Oder der stockstramme Marc Glenski beim Auswärtsspiel in Hannover (nachdem er erfahren hatte, dass Andi Möller zum FC Schalke wechselt), der hinterher das Ergebnis wirklich nicht mehr wusste und von den sechs Toren (3:3) keins mehr nacherzählen konnte. Oder das Stück Rasen, dass Tanja „Bock-Bock“ Bockelkamp nach dem 6:0 gegen St. Pauli aus dem Ruhrstadion schnitt und mir schenkte. Oder natürlich mein Tiefpunkt, das 0:1 bei Union Berlin (siehe auch bei „Erinnerungen“) als ich nebst 100 Nazis vom BFC Dynamo und 200 Bullen (und nur 50 echten VfL-Fans) bei minus 10 Grad in der Kurve stand und die blamabelste Bochumer Leistung aller Zeiten miterleben musste (da waren das 0:5 in Dortmund 2001 und das 1:7 in Mönchengladbach anno dazumal wirklich nichts gegen). Oder die Höhepunkte, die drei UEFA-Cup-Spiele, die wie im Flug an mir vorbeizogen. Oder das Heimspiel gegen Dortmund 1996, als der „Info-Point“ am Bochumer Hauptbahnhof nicht glauben wollte, dass wir einen „Karnik Gregorian“ suchen. Oder als eben jener Karnik bei eben jenem Spiel inmitten einer Polizeigruppe rief: „Deutsche Polizisten, Mörder und Faschisten.“ Lustige Zeiten. Oder meine bisher einzige Begegnung mit Hooligans 1993 in Essen, als 50 RWE-Spinner mit Knüppeln in die Kurve zogen.
Oderoderoder.
Aber jetzt, jetzt muss ich abbrechen mit meinen Schilderungen aus bisher 15 Jahren Andi und dem VfL. Keine Frage: An diese Zeit werde ich mich ewig erinnern. Vielleicht kommen noch viele Jahre, wer weiß das schon. Vielleicht bleibt der VfL aber nun auf ewig in der 2. Bundesliga und meine Besuche nehmen ab.
Aber jetzt will ich nicht mehr schreiben, sondern die Stimmung im Ruhrstadion genießen.
Es genießen, wenn ein roter Feuerball hinter den Tribünendächern versinkt, wenn ein leichter Wind den Staub aus endlosen Jahren Kohle und Stahl durch die Luft wirbelt, wenn ein Duft-Gemisch aus Currywurst, Bier, Zigaretten und Dreck die Nase umweht, und wenn aus den Lautsprechern Herbert Grönemeyer dröhnt. „Tief im Westen – wo die Sonne verstaubt... ist es BESSER, viel besser, als man gla-aaaaaa-aubt!“
Hände hinter den Kopf. Augen schließen. Träumen. Entspannen.
- Jaaaaaaaa, das ist wunderbar.

aer

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DAS TAGEBUCH, SAISON 2001 / 2002:

Rot-Weiß Oberhausen - VfL Bochum 6:1 (10.2.2002)

Eintrittskarte des Schreckens
 

JETZT WEISS ICH WIEDER, WARUM ICH VFL-FAN BIN!
Kult-Fahrt... 122er, Karneval, Hühnerhaufen!

Falls Ihr nicht gelesen habt, was vor gar nicht allzu langer Zeit hier über das grandiose 4:2 gegen Hannover 96 an dieser Stelle stand (lang lang ist´s her...) - vergesst es!
Zwei Zahlen, die schmerzen wie ein Interview mit Zlatko.
1 und 6, dazwischen ein Doppelpunkt.
1:6!
Bei ROT-WEISS OBERHAUSEN!
Ich wiederhole:
ROT-WEISS OBERHAUSEN!!!!!!

Am besten, ich drehe die Uhr ein wenig zurück!
13 Uhr, Futtern bei Muttern, Sauerbraten.
Ja ist denn heut schon Weihnachten?
Allein für diesen Tag lohnt es sich, in der 2. Bundesliga zu spielen. Damit ich einmal sagen kann: "Ich fahr zum Auswärtsspiel - mit dem 122er" (für die Nicht-Mülheimer unter Euch: Vom Mülheimer Hauptbahnhof fährt die Buslinie 122 direkt durch bis zum Niederrheinstadion). Diese Tatsache ist an sich ja schon total witzig. Aber heute gab es noch einen besonderen Kick: KARNEVALS-SONNTAG! Der Rosenmontagszug findet in Oberhausen traditionell schon am Sonntag statt (jaja, die Ruhrgebietler sind schon bescheppt). Was für ein Gemisch im Bus: Fußball-Fans mit Bierdosen in der Hand, besoffene kreischende 12-jährige - und dazu Familien, mit kleinen Kindern, großen Kindern und sich in die Windeln scheißenden Babys (hat ganz schön gestunken). Und alle natürlich verkleidet. Cowboy. Indianer. Clown.
Und Batman.
Helau.
- Nächste Haltestelle Schloss Oberhausen
verrät die Stimme des Busses, der aufgrund des Karnevalszuges einen Umweg fahren musste. Kostenlose Stadtrundfahrt durch Oberhausen! Naja, ist nicht der schönste Fleck in NRW. Ich neige zur Behauptung, dass Mülheim im "Ruhrgebiet" liegt und Oberhausen im "Kohlenpott". Damit ist eigentlich alles über diese Stadt zwischen Emscher, Rhein, Centro und Ruhr gesagt.
Okay, raus aus dem Bus, rein in die Kurve. Die heißt selbstverständlich "Kanalkurve". Na klar, liegt ja auch direkt vor diesem. Ein nettes Amateurstadion.
- Ich weiß noch, wie ich als 17-jähriger auf der Pressetribüne saß. RWO gegen VfB Speldorf, Niederrheinpokal.
flüstere ich meinem Bruder zu. Er ist mitgekommen, um ein Fußball-Spektakel mit anzusehen. 7000 Zuschauer da, davon bestimmt viereinhalb (tausend) aus Bochum. Na prima! Stimmung gut, Wetter gut, Laune gut, Karneval.
Anpfiff.
- Ey, Oberhausen! Überleg mal: Oberhausen! Also wenn das kein Sieg wird.
Kaum ausgesprochen, hats eingeschlagen. Einmal, zweimal, dreimal.
Obad, 2. Minute, Wojtala, 19. Minute, Lipinski-Elfmeter, 22. Minute. Dazu rote Karte für den VfL-Bemben.
- Sag mal Thommy... Träum ich? Kneif mich! Wach ich gleich schweißgebadet auf? Oh nein...
SMS reiht sich an SMS. Helmut, ein MSV-Duisburg-Fan, meint: "Ich schicke ein virtuelles Taschentuch. Ich denke, das wirst Du brauchen. Schönen Sonntag noch." Zander, ein nächster Duisburger, funkt: "Ihr seid die Bayern der 2. Liga. Gegen die guten gewinnen, und gegen die Absteiger gibts was aufn Arsch!" Marc (natürlich MSV) stellt fest: "Bis heute Abend im Lierberg. Ich bring auch keinen RWO-Schal mit..." Wie gnädig. Dirk, ein Bochumer in Regensburg, trauert: "Typisch VfL. So ein Scheiß."
Der Rest des Spiels ist ein einziges Kopfschütteln. 3:1 Christiansen, upps, geht da noch was? Nee, nun wirklich nicht. Fehlpass reiht sich an Fehlpass, die Zweikampf-Statistik geht mit 90:10 an Oberhausen. 4:1 Obad, 5:1 Lipinski, 6:1 Chiquinho - und es hätte höher ausgehen können.
Schon eine halbe Stunde vor dem Abpfiff sind 3000 blau-weiße verschwunden. Der Rest vollbringt etwas, was nur VfL-Fans richtig gut können: Selbstironisch feiern.
- "Blamage - oho"
- "So ein Tag, so wunderschön wie heute!"
- "Einer geht noch, einer geht noch rein!"
- "Nie mehr Bundesliga!"
und zum Schluss
- "Und wir wolln unser Geld zurück!"
Abpfiff. Schnell nach Hause. Schnell heißt endlich einmal wirklich SCHNELL - mit dem 122er!
Scheiße, der kommt ja erst in 20 Minuten. Also ab in den Sonderbus, am Hauptbahnhof in die S3 bis Mülheim-West. Und wieder... Karnevalsfamilien, besoffene Kinder, VfL-Fans, die vom "Hühnerhaufen" sprechen.
Was habe ich da bloß erlebt?.
Wieder zu Hause erst mal die Glotze einschalten. DSF? Die sieben Tore anschauen? Oder Hanni beim Gold-Versuch zugucken?
Nee, doch DSF.
Für Tage wie diesen liebe ich den VfL. Euphorie, Trauer. Sieg, Niederlage. So kurz, so eng nebeneinander. So ist Fußball. Nein... so ist der VfL! Es klingt total irre, aber auch heute, nach diesem historischen Fußball-Nachmittag, würde ich mit keinem anderen Verein tauschen wollen. Mit keinem.
Da könnt Ihr mich noch so auslachen!

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VfL Bochum - LR Ahlen 3:1 (17.2.2002)

ICH WAR DOCH GAR NICHT DABEI...
Döner, Handy und Christiansen...

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich war am Sonntag nicht im Ruhrstadion.
Nach einer Woche voller Spott und Häme hat mich nichts dorthin gezogen.
Falsch.
Natürlich falsch.
Wer meine Ausführungen über den VfL gut verfolgt hat, der wird wissen, dass ich gerade in dieser Situation umso lieber nach Bochum gefahren wäre, doch mein verflixter Job machte mir einen Strich durch die Rechnung. Das Schicksal - oder besser: meine Chefin Gaby - führte mich zum Landesligaspiel Vatanspor Mülheim gegen VfB Lohberg (wobei sich die Frage stellt, ob das Vatan-Spiel wirklich die größere Bestrafung war...).
Nach so vielen VfL-Jahren geht der Countdown ins Blut. Genau spürst Du, wann die Spieler zum Warmlaufen den Rasen betreten; 14.25 Uhr - mein Bus fährt gerade in Mülheim-Stadtmitte los. Genau merkst Du, wann Peter Neururer den Platz betritt; 14.44 Uhr - mein Bus hält am (pikanterweise gleichnamigen) Ruhrstadion in Mülheim. Als die Mannschaftsaufstellung in Bochum bekannt gegeben wird, besorge ich mir eben jene vom Landesligaspiel.
Dann die bangen Minuten...
Spiel eins in Mülheim ist langweilig; okay, der Döner von meinen türkischen Freunden ist exzellent wie immer. Eine SMS hier, ein Anruf dort. "Wie stehts in Bochum?" Dann die Erlösung: "1:0, Wosz, 17." Hipphipphurra. Ich spring so laut rum, dass der Stadionsprecher (neben dem ich sitze), durchgibt: "Ein Zwischenergebnis aus der 2.Liga: Bochum, der Verein von Andreas Ernst, führt 1:0 gegen Ahlen" (ist WIRKLICH passiert). Zum Glück sind nur 80 Leute da... peinlich! Zwei Tore fallen in Mülheim, eins für jede Mannschaft, ein Spieler fliegt vom Platz. Wieder eine Gemeinsamkeit mit Bochum. Schröder isses, 58. Minute, ROT. Scheiße! Doch Christiansen kommt noch. 2:0, 3:0, aus die Maus! Ach wie liebe ich mein Handy. Was für goldene Nachrichten es doch verbreiten kann.
Schade nur, dass ich über das Fußballspiel in Mülheim 75 Zeilen schreiben muss.
Das Bochumer hätte ich besser drauf gehabt!

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SV Waldhof Mannheim - VfL Bochum 1:2 (9.3.2002)

DAS SIND EIGENE BILDER AUS MANNHEIM!
 
Eintrittskarte Mannheim Action im Strafraum
Auswärtssieg! Ein Beispiel für das VfL-typische Gezittere... Scheiße - Ecke!
Ist das nicht schön VfL-Fans in Mannheim
Wie malerisch: Rein van Duijnhoven und Christian Vander laufen sich in abendlicher Frühlingsstimmung warm... Schalalalalaaaalalala - VfL Bochum !

Weitere Bilder aus Mannheim weiter unten im Text und HIER!

Die Mannschaft

Armageddon kommt oder ist in vollem Gange...
Da schweigen die Söhne Mannheims

Freitag, 13.20 Uhr. Verständnislosigkeit regierte die Personen, die mich an jenem Tag mit SMS, Mails oder Anrufen beglückten.
- Wo fährst Du hin? Nach Mannheim? Spinnst Du?
Oh ja, ich spinne! Und wie!
Es ist mal wieder Zeit für ein Auswärtsspiel. Hab ne wichtige Klausur bestanden - da darf ich mir auch mal was gönnen. Also Mannheim. Wieder so eine beruhigende Statistik: Bochum hat zehnmal dort gespielt, aber noch nie gewonnen. Eine Frage der Gewohnheit. Und geht es wirklich um Gewinnen und Verlieren?
Um 16.52 Uhr werde ich den Hauptbahnhof betreten, Anstoß 19 Uhr. Prima, dann bleibt noch ein wenig Zeit, um durch die Stadt zu gondeln. Zu diesem Zweck lagern zwei kopierte Seiten aus dem Baedeker "Deutschland" über Mannheim in der Innentasche meiner Jacke. Vollgestopft ist diese. Mit einem kleinen Buch, meinem Portmonee, dem VfL-Bochum-Schal, dem Fotoapparat, meinem Block (der darf niemals fehlen). Ich fühle mich wie eine Fünf-Kilo-Hantel.
Einsteigen. Türen schließen. Vorsicht an der Bahnsteigkante. Am Tag halten drei, vier, fünf IC´s in Mülheim; und einer davon fährt doch glatt durch bis Mannheim; der Stadt, die mir vorher nur durch die gleichnamigen "Söhne" (Musik) und Fußballtrainer Klaus "NPD" Schlappner bekannt war.
Mein reservierter Sitzplatz ist tatsächlich noch frei. Wagen 9, Platz Nummer 22, am Fenster, Nichtraucher. Meine Jacke hängt flugs an einem Haken, der soeben gekaufte Wuppi Zimt verschwindet ebenso schnell in den Kurven meines Darms. Fix noch ein-zwei Schlückchen Kakao hinterher schlürfen, dann das Kinn auf der rechten Hand abstützen und rausschauen. Die Landschaften fliegen vorüber. Ruhrpott. Eifel. Rheinland. Loreley. Die Bahnhöfe auch. Duisburg, Düsseldorf, Köln, Bonn, Koblenz, Mainz. Leute steigen ein und aus, Handys bimmeln. Diese Geräusche nenne ich weder "laut" noch "leise". Auch nicht "hektisch" oder "durcheinander". Sondern "zugkauderwelschisch".
Am Bahnhof Bilder, die ein Gedicht nicht beschreiben kann. Frauen springen aus den Waggons; hübsche, hässliche, kleine, große; werden von ihren Liebsten am Gleis abgeholt. Küsse, erst kurz, dann leidenschaftlich, lange Umarmungen. Männer verlassen den Zug, Frauen sprinten entgegen. Umarmungen. Küsse. Ich beobachte die Szenen. Neid? Irgendwie schon. Da war doch was, im Winter 2000. Bloß nicht zuviel Melancholie. Ein Blick auf den VfL-Schal und das Lampenfieber beginnt wieder.
Noch zwanzig Minuten bis zur Ankunft in Mannheim. Und ich habe bereits etwas gelernt. Es gibt tatsächlich eine Stadt, die bei der Einfahrt in den Bahnhof einen hässlicheren Eindruck vermittelt als Mülheim: nämlich LUDWIGSHAFEN. Also sowas gibts gar nicht. Eingepfercht in ein schäbig-dreckiges Gebäude zwischen Firmen, Ruinen, Hochhäusern und einer Autobahn. Da hat sich Helmut Kohl eine richtig schmucke Heimatstadt ausgesucht.
Hmm, nun also Mannheim.
Der Bahnhof ist nach dem Motto "wer nicht konsumiert fliegt raus" angelegt. Das gefällt mir schon mal gar nicht. Alles super-neu, frisch gewischt, Sicherheitsbeamte allüberall, prima, das belegte Baguette kostet 2,55 Euro. Kann sich keine Sau leisten. Nur Mannheimer. Ich krame den Stadtplan hervor, beschließe meine einstündige Route und stapfe los. Die ersten Leute, die mir begegnen, tragen alle eine mehr oder weniger gepflegte Kurzhaarfrisur, Springerstiefel und Deutschland-Schals. Spitzen-Eindruck, wirklich! Wie war das noch mit Klaus Schlappner und der NPD? Vorbei am Wasserturm, hübschhübsch,Wasserturmsoll das Wahrzeichen sein. Wie bitte? Mannheim hat 325.000 Einwohner? Mehr und mehr wird mir deutlich, dass ich diese Stadt unter-überschätzt habe. Die Innenstadt ist schachbrettartig angelegt. Und überhaupt dort fängt das Problem dieser Stadt an: Schon im 17. Jahrhundert wollten antike Karpovs und Kasparows oberschlau sein und verpassten der Stadt eine monotone Fassade, auf die nur die lokalpatriotischen Einwohner stolz sind. Ein christlich-konservativer Geruch weht durch die C4- und F5-Felder. Auf der einen Seite prosten sich die Nazis zu, auf der anderen Seite alternativt sich Xavier Naidoo mit seinen Jungs durch seine ach so christlichen Texte. Richard von Weizsäcker liest in einer Buchhandlung (und nicht Gysi). Na klar. Die Uni liegt im und um das Schloss. Feudal sieht das aus; aber irgendwie unsympathisch. Das Selbstbewusstsein einer Stadt lässt sich leicht an der Anzahl der Sicherheitskräfte ablesen. Während in Mülheim Bullen eher seltener auf der Schlossstraße abhängenMannheim Marktplatz, wimmelt es in Mannheim vor Security-, Bundesgrenzschutz- und Polizeibeamten (oben am Marktplatz, im Hintergrund). Aber manchmal - und wenn ich das schon sage, dann könnt ihr das schon glauben - kann man verdammt froh sein, dass die grünen Jungs da sind. Mit langen Haaren an einer 15er-Gruppe Nazis vorbei marschieren. Holla die Waldfee.
- Armageddon kommt oder ist in vollem Gange
lautet ein Song von Naidoos "Söhnen Mannheims". Kein Wunder, dass er so eine Zeile schreibt. Wenn er aus dieser Stadt kommt.
Schachmatt.
Da vergeht mir sogar der Appetit und ich werde wohl erst im Stadion die Würstchenbude bemühen. Ab in die Bahn. Ach du Scheiße! Eben genannte Nazis setzen sich natürlich GENAU in meine Bahn. Der einzige Waldhof-Trommler der Stadt vertrimmt sein Musik"gerät". Zwölf lange Minuten dauert es, begleitet von Sprüchen wie "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus", "Bochumer Judenschweine schalalalala", "Schwarz-blaues Mannheim gibt alles fürs Vaterland". Mir kommt es hoch. Schnell raus der Bahn. Ganz schnell raus.
Ab ins Stadion. 5.100 kommen insgesamt, 250 davon aus dem Ruhrpott. Hier fühlst Du Dich wohl, hier kann ich endlich meinen Schal um meinen Hals legen; tut gut, ist frisch geworden. Auswärtsspiel. Wieder ne SMS
- Merkst Du eigentlich noch?
Ja, ich merke noch. Sehr gut sogar. Die "Ultras" sind auch da; jene Fangruppe mit leicht faschistoiden Zügen, aber ein spannendes Wechselspiel mit den übrigen (ich will sie mal "linken" nennen) VfL-Fans beginnt. Als der "Führer" und "Vorschreier" eben jener "Ultras" mit seinen Sprechchören beginnt, schallt es von oben "1-2-3-Oberkörper frei", weil jene Witzfigur sich gerne mal des T-Shirts entledigt - und wenn das Thermometer minus fünf Grad anzeigt. Der Typ macht genau das - und alle haben ihren Spaß. Überhaupt Spaß. Okay, 1:0 für Mannheim - da kommste schon ins Grübeln. Scheiße - soviel Kohle vernagelt, wieder ne Niederlage. Doch dann nippst Du kurz an der Cola - und innerhalb von 45 Sekunden steht es 2:1 für Bochum. Christiansen. Wosz. Wer sonst? Dann hält Rein van Duijnhoven noch einen Elfmeter. Alles drin in Hälfte eins.
In der zweiten Halbzeit stelle ich einmal mehr fest, dass mich dieser Verein noch einmal umbringen wird. 45 Minuten Gezittere und "Dickhaut hau die Kugel auf die Tribüne"-Geschreie - ohhimmelarschundzwirn muss das denn immer sein? Aber am Ende geht´s gut aus. 2:1, drei Punkte, 36 Euro bei Oddset gewonnen. Da schießt einem schnell die Diebels-Werbung durch den Kopf!
- Ein schöööööner Tag, die Welt steht still, ein schöööööner Tag!
Die Mannschaft kommt. La Ola!
- Rein van Duijnhoven, schalalalalala.
Zurück zum Bahnhof. Keine Nazis mehr. Die Söhne Mannheims schweigen.
ICE Richtung Mainz, dann EC bis Köln, dann RE bis Mülheim. Ich bemerke einen harten Gegenstand in meiner rechten Hosentasche. Was habe ich noch einmal für ein Buch eingesteckt?
Oh ja, Kurt Tucholskys "Schloss Gripsholm".
Ich wage einen dreistündigen Trip in die Urlaubswelt Schwedens; in eine sommerliche Liebesgeschichte, an einen Ort, den ich am 7.9.2001 zu meinem "Happy Place" auserkoren habe. Der Zauber der Erzählung überfällt mich. Fast ein Fall für XY. Buchstabe für Buchstabe saugt sich in meinem Gehirn fest wie ein Blutegel an der Haut. Das Herz bebt. Die Gefühle leiden mit. Niemand sollte eine Liebesgeschichte lesen, wenn er solo ist. Das macht nicht mehr melancholisch, sondern nur noch depressiv. Aber die Sucht ist da.

"So still, wie es jetzt ist, so sollte es überall und immer sein, Lydia - warum ist es so laut im menschlichen Leben?" - "Meinen lieben Dschung, das findest du heute nicht mehr - ich weiß schon, was du meinst. Nein, das ische woll ein für allemal verlöscht..." - "Warum gibt es das nicht", beharrte ich. "Immer ist etwas. Immer klopfen sie, oder sie machen Musik, immer bellt ein Hund, marschiert dir jemand auf dem Kopf herum, klappen Fenster, schrillt ein Telefon - Gott schenke uns Ohrenlider. Wir sind unzweckmäßig eingerichtet." - "Schwatz nicht", sagte die Prinzessin. "Höre lieber auf die Stille!"
Es war so still, dass man die Kohlensäure in den Gläsern singen hörte. Bräunlich standen sie da, ganz leise setzte sich der Alkohol ins Blut. Whisky macht sorgenfrei. Ich kann mir schon denken, dass sich damit einer zugrunde richtet.
Weit in der Ferne läutete eine Glocke, wie aus dem Schlaf geschreckt, dann war alles wieder still. Weißgrau lag unser Haus; alle Lichter waren dort erloschen. Die Stille wölbte sich über uns wie eine unendliche Kugel.
1.13 Uhr, Mülheim Hauptbahnhof.
Hey - Bochum hat gewonnen!
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Leserbrief von Rüdiger aus Mannheim - vom 3.1.2004 !

Hallo erstmal,...
Ich bin beim Stöbern im web zufällig auf deine Seite gestossen und möchte zu deinem Bericht über deinen Kurztrip nach Mannheim mal was los werden.
Zunächst mal vorweg: ich interessiere mich schon seit Jahren nicht mehr für Fussball, vom SVW ganz zu schweigen. Ich gehöre auch keiner rechten, oder auch nur konsevativen Gruppierung an und bin damit einer derjenigen Mannheimer die einen traditionell nicht geringen Bevölkerungsanteil in meiner Heimatstadt stellen: nämlich den, der mal mehr, mal weniger Linken. -zumeist mehr weil auch Mannheim eine weitreichende Arbeitervergangenheit hat.
Traditionell auch deshalb weil es sämtliche konservativen und rechten Kräfte in Mannheim seit jeher immer schwer hatten Fuss zu fassen. Auch wenn das die Nazis letztlich auch nicht daran hindern konnte hier nach ihrem Gutdünken zu agieren. Mannheim ist, wenn man von der letzten von Protestwählern bestimmten Gemeinderatswahl einmal absieht, neben Freiburg im Breisgau die letzte linke Hochburg in BW. Allerdings sozialdemokratisch, was auch der Grund dafür ist, daß hier (wie in den meisten anderen Arbeiterstädten des Westens übrigens auch) die PDS bei Wahlen bisher nicht Fuss fassen konnte. Ach ja,...: und little Gysi war übrigens schon desöfteren in MA.
Es tut mir leid, dass du so einen verschobenen Eindruck von dieser Stadt bekommen hast, aber andererseits ist ja auch nichts anderes zu erwarten wenn man sich nur ein paar Stunden hier aufhält und hauptsächlich mit den paar rechten Assis in Kontakt kommt die als letzte noch Spiele des SVW besuchen.
Im Normallfall verirrt sich da eigentlich kaum ein Mannheimer mehr hin. Der Verein hat in den letzten Jahren sein möglichstes getan um die "normalen" Anhänger zu vergraulen.
Übrig geblieben sind eben leider nur diese absolut negativen Aushängeschilder meiner Stadt, die dann in anderen Städten Krawall machen, sich aber zumeist nicht für den Sport selbst interessieren. Ich weiss daß, trotz das ich mich nicht mehr für den SVW interessiere, weil es auch mal andere Zeiten gab und weil ein paar unerschrockene Kumpels von mir dem SVW bis vor einiger Zeit noch verzweifelt die Treue gehalten haben, bis es ihnen dann doch zu blöd wurde. (sportlich & charakterlich)
Übrigens: wir sind ganz froh über den neu hergerichteten Bahnhof,... und auch über andere wieder hergerichtete Teile der Innenstadt.
Warum?
Nah ganz einfach: weil, wie an leider sehr vielen Stellen noch sichtbar ist, die "klassische" Innenstadt im Bombenhagel des zweiten Weltkriegs über 80% zerstört und durch die typischen 50er & 60er Jahre Klötze "bereichert" wurde. Das man diese Bausünden nun versucht einigermassen wieder wettzumachen ist in den meisten Städten denen es ähnlich ergangen ist wie Mannheim an der Tagesordnung.
Schade nur, dass du nur einen winzigen Bruchteil der Innenstadt gesehen hast. Es gibt hier so vieles mehr.
Das man die Uni im Schloss untergebracht hat, liegt übrigens nicht an einer konsevativen "Grossmannsströmung", sondern daran, dass man in den sechziger Jahren keine anderen Räumlichkeiten zur Verfügung hatte. Und es ist allemal besser als der damals geplante Abriss des schwer beschädigten Schlosses zugunsten eines ebenfalls "bereichernden" Neubaus.
Mit dem von dir angesprochenen Ordnungsdienst sind wir hier übrigens selbst nicht glücklich (ganz im Gegenteil). Genausowenig mit der nicht angesprochenen Videoüberwachung am Paradeplatz. Diese sind ein Produkt der vorhin genannten Protestwähler bei der letzten Gemeinderatswahl durch die einem SPD - OB nun eine konservative Sitzmehrheit der CDU und "Mannheimer Liste" gegenübersteht.
Von der Kneipen und Kulturszene in Mannheim fange ich erst besser garnicht an, die ist nämlich in ihrer (auch interkulturellen) Vielfalt und ihrem Ausmass sowieso kaum zu beschreiben.
Auch wenns keiner glauben mag.
Komisch eigentlich: Alle reden über Mannheim und haben sich (nicht erst seit xavier naidoo etc.) ein mehr oder weniger schubladenmäßiges Urteil über diese Stadt gebildet, aber keiner ist wirklich hiergewesen.
Ich glaube, da wäre doch auch an vielen Stellen deines "Reiseberichts" etwas mehr Differenziertheit angebracht gewesen, oder?
Wenn man schon nicht so richtig weiss wovon man redet, sollte man wenigstens davon absehen einer ganzen Stadt in subtiler Weise das Image einer christlich-erzkonservativen, ja stellenweise sogar neofaschistischen Enklave unterzuschieben.
Es ist hier doch wie wie mit allem und überall: vorschnelle Urteile bedienen nur Vorurteile. Wenn du an einem anderen Bild dieser Stadt interessiert bist dann besuche doch einfach mal in nächster Zeit meine (leider noch im Entstehen begriffene) WebSite unter www.mannheimer-leben.de
Dort findest du im Moment zwar noch nicht gerade viel, das wird sich aber in absehbarer Zeit ändern.

Viele Grüsse aus Mannheim

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VfL Bochum - 1. FC Schweinfurt 05 3:1 (15.3.2002)

GANZ KURZ...
... es gibt nicht viel sagen

Dieses Gewürge hat es nicht verdient, auf dieser Homepage mit mehr als zwei Zeilen erwähnt zu werden. Wirklich nicht.

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VfL Bochum - SSV Reutlingen 3:1 (20.3.2002)

2010...
... ihr werdet es schon sehen

Nicht zum ersten Mal behaupte ich an dieser Stelle, dass die "Liebe" zu einem Fußballverein absolut vergleichbar mit einer Beziehung ist. Und wie in jeder Beziehung auch, stellt sich auch nach ein paar Jahren "Ehe" mit einem Klub eine gewisse Routine ein. 20.3.2002, heute wartet das 196.Spiel meiner VfL-Karriere auf mich. Ich möchte Euch an meiner Routine teilhaben lassen!
Und nun ist es also mal wieder soweit - der Hebel in meinem Kopf liegt noch auf Arbeit, VfB Speldorf, Stadionzeitung, einem Interview mit Trainer Axel Benzinger. Die Uhr zeigt 17.25 Uhr, "mensch ich muss los. Tschüss Marcus, ich hau ab; Laptop musst Du zusammen bauen". Scheiße, Schal vergessen, schnell zurück und zum Bahnsteig spurten. 500 Meter habe ich Zeit, um den Hebel umzulegen. Dazu bedarf es nur einer einzigen Tat: Den Schal um den Hals legen. Getan. Erledigt. Was habe ich grad noch getan? Stadionzeitung? Hä? Hat funktioniert. Das Lampenfieber steigt.
Wie vor jedem Heimspiel der Gang zur Bahnsteigkante. "In wenigen Minuten fährt ein... Regionalexpress von Düsseldorf nach Bielefeld über Essen, Wattenscheid, Bochum, Dortmund"... Halthalthalt, so weit will ich doch gar nicht. Bochum reicht mir. Voll ist der Zug immer, ob abends oder mittags, ob wochentags oder am Wochenende. Hab ich jemals einen Sitzplatz vor Essen Hauptbahnhof gehabt? Ich weiß nicht. Bevor ich wie beim Mannheim-Spiel anfange, die Eindrücke aus dem Zug zu schildern, schaue ich lieber auf die Uhr. 17.54 Uhr, der Zug fährt in Bochum ein. Die Gedanken kreisen beim letzten Spiel, beim folgenden Spiel. Wen werde ich wohl in der Kurve treffen? Spielt Colding wieder? Wer muss dafür weichen?
Mit verbundenen Augen könnte ich mittlerweile vom fünften Gleis bis zur U-Bahn-Haltestelle im Bochumer Hauptbahnhof finden. Treppe runter, links, 200 Meter geradeaus, dann ne Treppe runter, dann um die Kurve, dann Treppe runter, dann noch ne Kurve und auf die 308 Richtung Gerthe warten. So einfach ist das. Die kommt meist sofort. Die U-Bahn-Anbindung ist in Bochum so perfekt wie nirgends sonst in der Bundesliga. Das Ruhrstadion liegt perfekt. Haltestelle Planetarium. Dann das Ruhrstadion. RAUS!
18.05 Uhr - Rein in die Kurve. Halt, noch ein Zwischenstopp beim Würstchenstand. Immer wieder. Ich könnte pleite sein, für diese Bratwurst würde ich betteln. Nun aber hinauf. Seit zwei Jahren schon stehe ich etwa an der gleichen Stelle, Block P rechts, direkt hinter dem Tor, halbhoch. Da ist auch schon der Typ, der so ausschaut wie Mirko Dickhaut, der dunkelhäutige Afrikaner, der mich einmal zum schmunzeln brachte, als er mit ein paar VfL-Fans einstimmte, die den Afrikaner Bachirou Salou mit den "uh-uh-uh"-Rufen zu beleidigen versuchten. Die schauten blöd - und schwiegen. Man grüßt sich mittlerweile, schlägt ein bei Toren. Aber die Namen kenne ich nicht.
18.45 Uhr - der Stadionsprecher kommt raus. "Mein VfL" - "VfL, mein Herz schlägt nur für Dich. Wir werden immer zu Dir stehen, VfL - mein VfL!" Schals hoch. Die Aufstellung: "Mit der Nummer 1 - Reeeeeeein..." "VAN DUIJNHOVEN !!!"
18.55 Uhr - "Bochum" von Herbert. "Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt". Immer wieder ein ganz großer Moment... Die Mannschaften laufen ein, während die Zeile "Machst mit nem Doppelpass jeeeden Gegner nass, Du und Dein VfL" läuft. Passt!
Das Spiel läuft.... zwar ziemlich fade an, der VfL braucht 20 Minuten, aber danach wird ziemlich schnell klar, dass das ein souveräner Dreier wird. 1:0 Freier, 2:0 Buckley. Die üblichen SMS Richtung München zu Dirk von Gehlen, sowie zu diversen Duisburg-Fans, um diesen das Maul zu stopfen (solange Bochum führt!) Nochmal das übliche Gezittere nach dem 1:2 in der 73. Minute, aber dann Hashemian, 3:1, und um 20.47 Uhr stehts fest. Bochum ist wieder dran am dritten Platz! Es war eins von den sportlich durchschnittlichen Heimspielen. Ein biederer Gegner, Reutlingen, eine von den Mannschaften, die nie Bundesliga spielen werden und in zwei/drei Jahren wieder in der Regional- bzw. Oberliga verschwinden. Sportlich nix wildes, KICKER-Spielnote drei. Apropos drei: soviel Punkte gibts für den VfL; und jeder Sieg löst im Kopf eine beruhigende Befreiung aus. Wow, wir alle haben es geschafft. Ein Gemeinschaftsgefühl, obwohl ich den Ball nicht berührt habe. Ein lauter Sprechchor: "2010 - ihr werdet es schon sehen: wir holen den U-U-EFA-Cup und wir werden deutscher Meister!!!"
20.55 Uhr - La Ola mit der Mannschaft, dann rein in die volle Bahn und zurück zum Hauptbahnhof. Um 21.27 Uhr kommt der Regionalexpress, da bleibt immer noch genug Zeit für den guten alten "City Grill" gegenüber vom Bochumer Hauptbahnhof. Der Inhaber - vermutlich Grieche - kennt mich schon gut, und macht die "PommesCurrywurstMajo" (Phosphatstange Pommes Schranke) von ganz allein. Schmeckt immer wieder. Ne Cola dabei, ach geben se gleich zwei. Rein in die Bahn, das Spiel Revue passieren lassen, Tabellen ausrechnen. Und zurück gen Mülheim.
So sieht mein ganz normaler VfL-Alltag aus, der von der ersten bis zur letzten Sekunde etwa 4 1/2 Stunden dauert. Langweilig, wird mancher von Euch sagen. Das hätte der auch in drei Zeilen machen können, nach dem Motto: 1) Regionalexpress von Mülheim bis Bochum nehmen, 2) Straßenbahn 308, 3) Bratwurst im Stadion, Grönemeyers "Bochum", "Mein VfL", 4) Spiel gucken, 5) Mit der 308 bis Hauptbahnhof, 6) City-Grill, 7) Mit dem Regionalexpress von Bochum bis Mülheim.
Aber jetzt schaut mal auf Eure Beziehung: Auch ihr könntet Sachen finden, die immer wieder passieren. Und wird Euch dabei jemals langweilig?
Nee. So ist das, wenn man von einer Art "Liebe" spricht...

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VfL Bochum - Eintracht Frankfurt 3:0 (1.4.2002)

Nie mehr, nie mehr Zweite Liga!

Christiansen - o-ho!

Es ist lange her, aber heute machte sich endlich einmal wieder so ein Endspiel-Gefühl in meinem Hirn breit. Neinnein, das ist kein Aprilscherz oder sowas (damit verschone ich Euch an dieser Stelle), es geht halt um sehr viel. Sechsmal gewonnen, auch noch in Folge, aber das ist nix wert, wenn die Frankfurter nicht geschlagen werden. Ja, Frankfurt - das ist auch ein ganz besonderer Gegner. Zwei üble Auswärtsfahrten habe ich in Erinnerung, einmal 0:1, einmal 0:3 - das waren ganz bittere Momente.
Es ist lange her, dass Marc Glenski mit zu einem Bochum-Spiel gekommen ist. Ihr müsst wissen: Marc ist Schalke-Fan - er überließ mir gottseidank seine Dauerkarte beim ersten S04-Spiel in der Arena (ein phantastisches 3:3 gegen Leverkusen) - und er mag Eintracht Frankfurt nicht. Bei einem Schalke-Spiel gegen Frankfurt riss er sich mal die Flosse übel auf und musste lange mit einem ganz schön heftigen Verband rumlaufen...
Es ist leider gar nicht lange her, dass der Regionalexpress Verspätung hatte. Kommt häufiger vor, der Deutschen Bahn AG sei Dank!
Und so treffen wir uns um 19.05 Uhr am ersten Gleis, doch die Bahn fährt erst um 19.30 Uhr ab (normalerweise 19.13 Uhr). Scheiße, das wird ganz schön knapp. Also nochmal sinnieren über mein mittägliches Fuppes-Spiel Vatan Spor Mülheim gegen Alfa SV Duisburg, das 2:0 für Vatan ausging.
- Der Torwart von Vatan hat einen Riesen-Elfer verwandelt
nacherzähle ich das Spiel meinem Bruder Thommy, der auch mitfährt.
Es ist lange her, dass sich Riesenschlangen vor den Kassenhäuschen bildeten. Ich sagte es ja - Endspiel-Stimmung. Ostermontag, Riesenwetter, tolle Serie - ja, das lockt trotz DSF-Liveübertragung selbst die Bochumer Zuschauer an. Ich verhalte mich mal ganz egoistisch und begebe mich Richtung Kurve - Anstoß ist schließlich schon in fünf Minuten. Marc und Thommy müssen noch anstehen.
Sie sollten es bereuen.
Es ist lange her, dass ich "Mein VfL" und Herbert Grönemeyers "Bochum" verpasst habe, aber diesmal war so ein Tag. Zum Glück verpasse ich kein Tor. Anstoß. Minute eins, zwei, drei. Dann Freistoß Wosz, Ristau - TOR!!!! Marc und Thommy betreten gerade die Treppe zum Block P. Aus die Maus, Pech gehabt! Gespräche in der ersten Halbzeit unmöglich, obwohl "nur" 17.500 da sind, ist es ganz schön eng... Das Spiel wird schwächer, die Führung unverdienter. Frankfurt drückt... Bis zur 45. Minute. Rasiejewski foult Christiansen. Im oder außerhalb des Strafraums? Wen juckt´s! Christiansen verwandelt, 2:0 zur Pause.
Endlich, zur Analyse gelange ich neben Marc und Thommy!
- Selbst wenn es 1:0 gestanden hätte, hätte ich "unverdient" gesagt. Frankfurt war besser.
Beide nicken.
Die zweite Halbzeit beginnt, endlich mit einem 20-minütigen VfL-Feuerwerk. Christiansen erzielt ein sensationelles Tor zum 3:0 - der Käse ist gegessen. Noch ein bisschen feiern. Die Mannschaft, den Trainer und vor allem
- Christiansen, o-ho, Christiansen, o-hoooo.
Es ist lange her, dass ich wirklich ernsthaft das Wort "Aufstieg" in den Mund genommen habe. Doch diesmal ist es soweit. Nach sieben Siegen in Folge ist träumen erlaubt. Meint auch Kollege Dirk aus München, per SMS-Ticker immer auf dem Laufenden.
Es ist lange her, dass ich den City-Grill ausfallen lassen musste (Kein "Mein VfL", kein "Bochum", kein City-Grill - also eigentlich war das nur ein halbes Heimspiel...) - aber diesmal hatte die "La-Ola"-Welle mit der Mannschaft eindeutig Vorrang. Zehn Minuten nach dem Abpfiff hat Thomas Christiansen seine Interviews gegeben und erhält seine verdienten Ovationen. Beruhigt können Marc, Thommy und ich den Heimweg antreten. Es war wieder mal ein netter Fußball-Abend - und ich habe selbst nach zwei Spielen innerhalb von sieben Stunden (erst Vatan gegen Alfa von 15 bis 16.45 Uhr, dann VfL gegen Eintracht von 20.15 bis 22 Uhr) noch nicht die Nase voll. Ab nach Hause, mit Gänsehaut und einem Grinsen im Gesicht.
Es ist lange her, dass ich nach einem VfL-Glückgefühl keinen Wermutstropfen bekommen habe. Diesmal ist es das Internet, das mir verrät, dass der Schiedsrichter eine Wosz-Tätlichkeit übersehen hat und eine Sperre drohe. Na super. Da ist ein Funken der guten Laune wieder weg.

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DSC Arminia Bielefeld - VfL Bochum 3:0 (7.4.2002)

Jupp Kaczor bei den Ostwestfalen-Idioten

Der tanzende Stern
Sonntag, 9.30 Uhr, die CD im Radiowecker springt mit dem selben Ton an wie jeden Morgen, es dudeln die ersten Takte von Ash´s "Shining light". Da bin ich schon wach, denn an jedem Morgen ist dieser unverwechselbare Ton des Anspringens schon laut genug. Sonntag, 9.30 Uhr - die gewohnte Aufstehzeit an diesem Tag, aber heute ist mal nicht die Arbeit schuld. Ich habe frei - sonntags tatsächlich eine Rarität für einen Sport-Journalisten. Es ist Zeit für ein Auswärtsspiel. Arminia Bielefeld. Schon letzten Montag beim 3:0 gegen Frankfurt hieß es: "Nächsten Sonntag stürmen wir die Alm". Und ich stürme mit. Als Linksaußen.
Müsli rein, Trikot an, Schal um, ab zum Bahnhof. Schon in Mülheim drei VfL-er da, Essen, Wattenscheid, Bochum - der Laden wird gerammelt voll. Lauter blau-weiße Schals fliegen mir ins Gesicht. Schweißperlen stehen mir auf der Stirn; aber nicht, weil es aufgrund der Sonne so warm ist, nein! Sondern aus Nervosität. Jaja, keiner von Euch kann das nachvollziehen. Aber stellt Euch vor, Ihr müsstest eine entscheidende Klausur schreiben, einen Vortrag halten; eine Prüfung bestehen; ich habe dieses Lampenfieber, dieses ängstliche Gezittere lang nicht mehr gespürt. Irgendwie geht es heute um mehr als Fußball. Steigt der VfL nicht auf, droht die ewige Zweitklassigkeit, vielleicht die Pleite, also die ewige Bedeutungslosigkeit. Für den Saisonverlauf ist dieses Spiel von ungeheurer Bedeutung. Ein bislang stets treuer und - doch - wichtiger Punkt in meinem Leben könnte wegkippen (was er sowieso früher oder später wird). Ich habe nunmal diesen unvergleichbaren Fußball-Tick!
Ach was...
ich schüttel mich dreimal, mein Kleinhirn brüllt das Großhirn an
- Es ist doch nur ein stinknormales Fußballspiel und ein Ausflug nach Bielefeld
und ich lausche.
Ganz alte VfL-er sind in den NRW-Express gestiegen; Leute, die seit 20 und - nicht wie ich seit 7 - Jahren eine Dauerkarte im Portmonee verstecken. Alle leeren die Dosen Bier im Drei-Minuten-Takt, gehen pissen im Fünf-Minuten-Takt und hauen die Dönnekes raus im Sieben-Minuten-Takt. Der Nichtraucher-Wagen wird zum Raucher-Wagen umfunktioniert.
- Beschwerden schriftlich an mich,
schreit ein 65-jähriger 120-Kilo-Rentner. Okay, ich beschwer mich lieber nicht.
- Preisfrage
trompetet der Vokuhilaoliba (also vornekurzhintenlangoberlippenbart) in die Runde, als der Zug am Bahnhof von Heessen hält.
- Welcher VfL-Torjäger hat bei Eintracht Heessen seine Karriere angefangen?
Staunende Gesichter.
- Volker Abel?
- Heinz-Werner Eggeling?
- Uwe Leifeld?
Neeeneee, alles falsch.
- Jungs, ich geb Euch einen Tipp - Nachname fängt mit "K" an...
- Ja sicher...
raunen sich zehn Leute zu
- JUPP KACZOR!
Boa glaubse, dat machste nur im Zug im Ruhrpott mit. Alles Arbeiter aus alten Bergbau-Familien, könnt ich schwören. Einmal SPD-Wähler immer SPD-Wähler.
Raus in Bielefeld, eine wirklich witzige Zugfahrt. Ich liebe Fußball-Fans (in Dortmund flötete es aus dem hinteren Teil des Wagens in grellen Stimmen: "Ihr seid schwarz, ihr seid gelb, ihr seid die schwulsten Fans der Welt", da schallte es zurück: "Ihr klingt aber auch ganz schön tuntenhaft..." und zack, wurde es mucksmäuschenstill)! Zu Fuß geht´s zur Alm, ein erster Eindruck von der Ostwestfalen-Metropole (ähem...) und um 13.10 Uhr schon rein ins Stadion. Wenig los, also die stadionübliche Currywurst mit Pommes rein ins Gesicht.
Es wird später und später, voller und voller, mein Gesicht schweißiger und schweißiger... Mein Bruder Thommy kommt drei Minuten vor dem Anpfiff angesprintet. Er hat um 11 Uhr für Blau-Weiß Mintard II bei Preußen Eiberg gespielt und 0:3 verloren. Ist dafür aber pünktlich angekommen.
Anpfiff, Lampenfieber auf dem Siedepunkt. Das Stadion ist ausverkauft, bestimmt 5000 Bochumer da. Im Gäste-Stehplatzblock sind maximal 700 Plätze, aber 900 Fans da. Die Arminia-Ordnerdeppen haben auch die Karten nicht kontrolliert. Nicht zu fassen! Astreine Stimmung, endlich mal wieder. Laut gehts zu. Die Stehplätzler fragen in 900-facher Lautstärke: "Wen lieben wir?" Die Sitzplätzer antworten: "V - f - L !!!" Immer wieder macht das sinnlose Singsang von den "Ostwestfalen-Idioten, scheiß Arminia Bielefeld" die Runde. Das Spiel ist gut, Bochum hat Bielefeld nach ner halben Stunde im Sack. Dann ein Stellungsfehler, 0:1 Kauf. Ja scheiße.
Halbzeit, Wiederbeginn, Lärmpegel steigt. Doch die Bochumer gehen ein, werden eingeseift, nach allen Regeln der Kunst vorgeführt - mehr treffende Phrasen fallen mir grad nicht ein. Chance über Chance, alle auf der falschen Seite, sehen können wir nix, aber das ist vermutlich auch gut so. 0:2 Hofschneider, 0:3 Albayrak, rote Karte für Colding. Aua, das tut weh. Hoffentlich kein Debakel. Dann 16.46 Uhr, Abpfiff, Feierabend, Hände vors Gesicht. War´s das? Blick ins Portmonee, drei Oddset-Scheine hätten 70 Euro gebracht, wenn... ja wenn. Das Papier muss herhalten; zerbröseln, in 1000 Stücke, kleiner und kleiner. Was für eine Leistung.
- Du kannst in Bielefeld verlieren, aber die Art und Weise machts aus
ist das erste, was ich mich meinem Bruder zuzurufen traue.
Kaum zu glauben - 0:3. Und du kannst froh sein, dass es kein zweites Oberhausen wurde. Die Sauf-Laune steigt sekündlich, doch das ist das harte Brot des Anti-Alkoholikers - saufen verboten. Sogar so schnell wie möglich aus Bielefeld verschwinden darf ich nicht. Fünf Minuten zu Fuß von der Alm weg wohnen Oliver und Sonja, zwei Mitarbeiter von Thommys Prof Bogdal, bei dem er in Bielefeld promoviert. Er half den beiden vor einem Monat beim Umzug und will mal vorbeischauen. Mein Blick wandert in der Kaffeetasse hin und her. Vom linken Rand bis zum rechten Rand. Vom oberen bis zum unteren. Auch davon ändert sich das Ergebnis nicht mehr. Die Jupp-Kaczor-Story wird von Minute zu Minute unlustiger. Mein Blick bleibt an einem Nietzsche-Spruch hängen, der an einer Tür klebt:
- Nur wer ein bisschen Chaos in sich trägt, kann einen tanzenden Stern gebären.
Ein bisschen Ablenkung tut gut.
- Ich lausche dem Gespräch
ranze ich Thommy zu, als er versucht, mich einzubeziehen. Keine Ahnung, wovon die geredet haben. Der Abpfiff ist anderthalb Stunden passé, da beschließen wir, noch die nah gelegene Uni aufzusuchen, schließlich wird Thommy hier bald Seminare geben und ein wenig Zeit verbringen. Ein hässliches Ding. Ähnlich grob in die Landschaft gesetzt wie die Uni's Essen, Dortmund und Bochum - und mindestens genauso grau und trist. Der Gesang von den
- Ostwestfalen-Idioten
schießt mir durch den Kopf, als uns die Bahn Richtung Hauptbahnhof vor der Nase abfährt. Ach was solls. An so nem Tag. Pur haben mal gesungen: "An so nem Tag erlieg ich jedem süßen Attentat". Pizza Hut und Spaghetti-Eis locken. Was für ein süßes Attentat. Thommy strahlt, ich bewunder ihn dafür. Mit Mintard II 0:3 verloren, Bochum hat 0:3 verloren, bestimmt 50 Mark ausgegeben am Tag; und trotzdem ist er überglücklich. Wie macht er das? Ich schaue mir etwas von seiner positiven Denkweise ab und versuche mir auf der Rückfahrt, bei so ganz klassischen Haltestellen wie Rheda-Wiedenbrück, Gütersloh oder Ahlen, einzureden, dass ich wenigstens nicht arbeiten musste und das Wetter wirklich schön war.
Ein bisschen Chaos habe ich in meinem Kopf. Ein bisschen viel sogar.
Aber mit einem tanzenden Stern bin ich nicht schwanger.

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VfL Bochum - MSV Duisburg 3:0 (12.4.2002)

Tja meine Zebra-Freunde... war wohl nix!

Die schwere Geburt

Wenn das viel, gern und oft gebrauchte geflügelte Wort der "schweren Geburt" nicht nur bildlich gemeint, sondern auch noch sachlich korrekt ist... manoman, jetzt kann ich Frauen noch besser verstehen, warum die Stunden im Kreißsaal nicht gerade als die angenehmsten gelten. Der Sieg lag schwer im Bauch, schwer im Magen, die Minuten verrannen und verrannen; diese verflixten Tore fielen einfach nicht. 58 quälende Minuten dauerte es, dann, ja dann endlich... 1:0 und alles nahm seinen Lauf.
Doch halt! Es wäre fahrlässig, erst beim 1:0 einzusetzen, wenn es um das Spiel VfL gegen MSV geht. Nein. Gerade dieses Spiel hat eine besondere Vorgeschichte. Wenn Ihr aufmerksam meine VfL-Statistikverfolgt habt, dann wisst ihr, dass ich kein Spiel so oft sah wie VfL gegen MSV. Meistens kam dabei ein unvergleichliches Gegurke heraus, aber naja... aus meinem Bekanntenkreis gehören (aus welchen Gründen auch immer) einige dem Zebrastall an, und schon oft mutmaßte ich, dass ich alle fünf treuen MSV-Fans persönlich kenne (gehen da mehr hin?)! Jedes Jahr, in dem der VfL und der MSV derselben Liga angehören, ist daher ein Festjahr. Es gibt zwei Highlights, die jeweiligen Spieltage werden schon Monate vorher rot umkreist, die Termine dick eingetragen. Diesmal also der 12. April. Die SMS kursieren schon seit mehreren Wochen. Selbst wenn ich es wollte; ich könnte Euch nicht sagen, wie oft ich den Spruch "Wir versauen Euch den Aufstieg" gehört und gelesen habe. Hätte ich Strichliste geführt, selbst ein frisch gekaufter 1000-Blatt-Stapel hätte nicht gereicht. Na wie dem auch sei. Die Umfrage vor 14 Tagen ergab, dass vielevieleviele Leute mitkommen wollten. Das Präteritum ist mit Absicht gewählt. Denn weder mein Bruder Thommy (zog eine Harry-Rowohlt-Lesung vor...), noch Zander (flog lieber mit Freundin nach Mallorca...), noch mein Onkel (ich vergaß, ihn anzurufen...), noch Arbeitskollege Marcus (feierte den 1. Geburtstag seines Sohnes...), noch Marc+Freundin (DJ bei einer Mallorca-Party) noch Tina+Helmut (beruflich verhindert), noch Kollege Alex Post (weilt in Köln) usw. waren tatsächlich am Start (Anmerkung: In der Kurve traf ich nicht mal die üblichen Gesichter...) Also traf mich wieder das Schicksal eines einsam-treuen Bekloppten. Damit wären wir dann bei der üblichen Bahn-Hinreise, die diesmal eine selten gewordene Besonderheit bereit hielt: Der NRW-Express kam aus Duisburg - sprich: war voller Zebra-Fans. Also lieber mal die Schnauze halten... Friedlich sahen die Jungs in meinem Abteil jedenfalls nicht aus.
Na dann mal rein ins Stadion: Um 18.10 Uhr ist es noch leer; ist aber auch ne Scheiß-Zeit, um 19 Uhr müssen die meisten noch schuften oder kommen gerade erst nach Hause. 15.500 werden es dann doch noch - und je näher das Saisonende rückt, desto mehr steigt mein Adrenalinspiegel. Das Zittern hat dann nichts mehr mit der Kälte zu tun, sondern mit der Anspannung. Ich gebe es zwar nur ungern zu - aber genauso lang, wie ich große Töne spucke (mit Vorliebe: "wir hauen Euch sowieso die Bude voll") habe ich einen Riesenbammel vor diesem verflixten Spiel. Diese Duisburger sind zu allem fähig, vor allem im Ruhrstadion. Ich weiß zu gut, dass dieses Spiel für viele MSV-Fans das Auswärtsspiel des Jahres ist und alle ganz besonders heiß nach Bochum kommen.
Meine Befürchtungen werden bestätigt. Siehe oben. Schwere Geburt. Mühsamer von Minute zu Minute. Es tut teilweise richtig weh, mit anzusehen, wie vergeben und dumm doch die Bochumer Bemühungen sind. Um es mal analytisch in einem Satz formulieren: Die erste Halbzeit ist scheiße-langweilig. Um es aufzudröseln: Die Duisburger schaffen es mit dem klassisch-modernen und gut umgesetzten 4-4-2-System, die Bochumer in Schach zu halten. Die Zebras spielen verhalten, bauen das Spiel langsam auf, lassen Bochum kommen. Aber dann das typische 4-4-2: Hinten dicht stehen, die Stürmer übergeben. Dann die Räume erst eng machen, mit allen Spielern Richtung Ball verschieben, dann - nach Balleroberung - mit langen Pässen Räume öffnen, schnell+direkt nach vorne spielen. Das alles mit einer gehörigen Portion Zweikampfstärke und mit weiten Drsek-Einwürfen gewürzt ergibt - ratlose Bochumer Angsthasen, denen kaum mehr einfällt, als den Ball dauernd irgendeinem Duisburger in die Füße zu spielen. Peter Neururer versuchts mit der antiquierten Manndeckung; Fahrenhorst folgt Ebbers zum Beispiel auf Schritt und Tritt. Naja, richtig modern ists nicht, dafür aber die Offensivtaktik mit drei Stürmern. Wenns wenigstens was bringen würde. "Nichts geht" hätte Boris Becker in seinen besten Zeiten in einer ähnlichen Leistungssituation gebrüllt. Als der Schiedsrichter zum Pausentee bittet, bibbere ich immer noch vor Anspannung. Meine 15.000 Kollegen zittern nicht, pfeifen aber aus voller Überzeugung. Und ich sagte noch: Riesen-Schiss. Halbzeit zwei beginnt; die SMS "Sieht nicht gut aus. Duisburg ist klar besser" versende ich nur an meinen VfL-Kollegen Dirk nach München. Den Duisburgern verschweig ich diesen Anlass zur Schadenfreude. Und das ist gut so.
Denn in der 58. Minute - und hiermit sind wir wieder beim Berichtsbeginn angekommen - versenkt Hashemian die Kugel zum 1:0. Verdient? Naja, Duisburg hatte zwar die bessere und modernere Spielanlage, war aber doch zu defensiv eingestellt. Als der MSV versucht, offensiver zu werden, geht das gehörig nach hinten los. Christiansen zum ersten, zum zweiten; dazu noch weitere Chancen. Ein Super-Slawo-Freier, dazu Thomas-Seitfallzieher-Christiansen - 3:0. Superduper.
Jaaa, hipphipphurra, jetzt kann ich endlich die (ich gebe zu, schon vorbereitete) SMS "Ein virtuelles Taschentuch an meine Zebra-Freunde. Wir sehen uns höchstens noch im DFB-Pokal... Nie mehr 2. Liga" an die MSV-Fans in meinem Freundeskreis verschicken. Welch Freude!
Die Rückfahrt in einem mit MSV-Fans prallgefüllten NRW-Express überstehe ich dann auch noch. Die Verspätung beträgt zwar 15 Minuten, aber es sind halt Fußball-Fans... "Ein Wagen voller Eishockey-Fans wäre mir lieber. Da habe ich wenigstens meine Ruhe", grummelt der Schaffner vor sich hin. Geh doch in Rente, Du Langweiler! Zwei Rollstuhlfahrer sezieren das Spielgeschehen - der eine mit VfL-, der andere mit MSV-Schal. Ein versöhnliches Bild, da fallen die paar Dutzend Vollidioten nicht auf, die nur Unsinn in der Birne haben.
Mir ist´s eh schnurz. Leider muss ich nur jetzt nach Fürth fahren. Das hat mein Engelchen mit meinem Teufelchen auf der Schulter so abgesprochen. Aber das nächste ist mein 200. VfL-Pflichtspiel. Da ist eine weite Auswärtsfahrt doch gerade gut genug, oder?

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SpVgg Greuther Fürth - VfL Bochum 1:1 (19.4.2002)

Weitere eigene Fotos von der Fürth-Fahrt HIER klicken!

DAS JUBILÄUM: Andi´s 200. Pflichtspiel beim/mit dem VfL

Jürgen hat die Kiste voll

Wer weiß wie der Tag gelaufen wäre, wenn ich meinen Zug verpasst hätte.
Freitagmorgen, kurz nach halb elf. Ich bin wieder hier in meinem Revier. Mülheim, Forum, Pelikan-Apotheke. Tabletten holen, bin schon zu spät dran. Dabei ist es für meine Verhältnisse noch sehrsehr früh. Für die Uni QUÄL ich mich morgens früh aus dem Bett, aber heute? Heute ist ein besonderer Tag in meinem VfL-Leben - Pflichtspiel Nummer 200 steht an, ich stehe gern auf. Da trifft es sich gut, dass mein "Jubiläum" ein weites Auswärtsspiel samt hoffentlich abenteuerlicher Geschichten ist/wird. Mein Jubiläums-Kumpane wird Dirk sein, ein Freund aus München. Ewig nicht gesehen, aber zum Fußball, na klar. Dass mich fast alle meine Mülheimer Freunde wieder für völlig durchgeknallt erklärt haben - selbstredend.
Aber an all das denke ich nicht, als ich wie ein Irrer durch das Forum renne. Scheiße, 10.46 Uhr geht der Stadtexpress gen Köln - und wir haben 10.45 Uhr. Dieser blöde Apotheker-Fuzzi... musste mir unbedingt noch zwei Flaschen Duschgel-Probe in die Hand drücken. Seh ich so aus, als würde ich mich nicht waschen? Als ich in den Zug trete, vermutlich schon. Es war sehr knapp. Aber ich bin drin. Hab den Zug gekriegt.
Dass ich unheimlich gerne Zug fahre, brauche ich nicht nochmal zu erwähnen. Sieh nach beim Mannheim-Spiel. Den ersten Teil der Hinfahrt bis Köln verbringe ich verschnaufend. Manoman, diese Sprinterei bin ich gar nicht mehr gewohnt. Muss mal wieder Sport treiben. In Köln gehts in den EC "Johann Strauß" bis Wien Westbahnhof. Ich bleib aber nur bis Nürnberg drin. Mein Sitzplatz ist reserviert, na klar. Der Waggon ist bunt gestaltet, sieht fast ein bisschen nach Graffiti aus. Und das in einem EC, der "Johann Strauß" heißt. Verflixte Bahn! Immer wieder Überraschungen. Dass der EC auf dem Viereinhalb-Stunden-Weg eine insgesamt 45-minütige Verspätung anhäuft; okay, damit musst Du rechnen. Die graffitiartige Bemalung des Zuginneren bringt meine Phantasie auf Trab. Ich imaginiere mir einen Kassetten-Toaster auf den Schoß des adrett gekleideten Bänkers von gegenüber. Es läuft "Song 2" von Blur! Ich springe auf, headbange quer durch den Waggon. Ja, das würds bringen! Okay, ist aber grad kein Kasi-Toaster greifbar. Egal. Dann halt über Frankfurt ärgern. Die Stadt mutet an wie das "Capital City" bei den SIMPSONS. Pünktlich über "Mainhattan" ergraut der Himmel, Regentropfen zerplatzen an der Zug-Fensterscheibe. Die Hochhäuser sind in einen ekelhaften Nebelschleier geraten - bah. Kurze Zeit später Koblenz. Am Bahnsteig dumme, grün gekleidete Personen mit einem Feldjäger-Armband genau dort, wo die Blinden ihre drei schwarzen Punkte tragen. Noch Fragen? Der Nebel verschwindet nicht. Aber über den Wipfeln des Odenwalds sieht das doch viel malerischer aus. Leider ist in Mainz inzwischen ein - alle Feministinnen verzeihen mir bitte - Riesengerät eingestiegen. Blond, blauäugig, Riesenfigur. Hmm... lecker wie Spaghetti-Eis im Hochsommer. Sie nimmt mir gegenüber Platz, und um ihr nicht dauernd auf gute Argumente zu starren, vertiefe ich mich in die Korrektur des nächsten Sportmagazins. Ob diese wohl gelungen ist? Als ich darüber sinniere, setzt sich diese blonde Bombe auch noch breitbeinig hin. Das tut weh. Hoffentlich kommt bald Nürnberg. Schließlich hat mich die zugtypische Müdigkeit überfallen. Um nicht einzupennen, verfasse ich eine SMS an Björn, mit dem Hinweis, dass mir ein Riesengerät gegenübersitzt. Er zählt mich aus, dass ich sie nicht anspreche. Ich tu´s nicht.
Der Zug fährt ein. Nürnberg Hauptbahnhof. Schnell noch umsteigen in die Regionalbahn, ab nach Fürth, das ist nur sechs Bahn-Minuten entfernt. Vorbei geht´s an der Hauptstelle der Firma "Quelle". Per BAEDEKER habe ich mich diesmal nicht vorbereitet. Aber wie ich bei meinem viertelstündigen Stadtrundgang bemerke, ist das auch gar nicht weiter schlimm. Ich denke nicht, dass es in Fürth irgendwas besonderes zu sehen gibt außer Verbotsschildern in Parks. Tu dies nicht, tu das nicht. Wenn du´s doch tust, gibt´s Ordnungsgeld. So sind die Bayern. Komplexe ohne Ende. Das wäre eigentlich ein Bußgeld wert. Ich schlendere ziellos durch die Innenstadt (r.) und suche verzweifelt nach Highlights.Irgendwo im nirgendwo in Fürth
Vergeblich. Nach genau 15 Minuten bin ich am Rathaus und dem dort gelegenen Busbahnhof angelangt. Welcher Bus wohl zum Playmobil-Stadion fährt? Ich kann nur raten, denn Fürther Fans sind mir bisher noch nicht über den Weg gelaufen. Dafür, dass es eins der wichtigsten Spiele der jüngeren Vereinsgeschichte stattfindet, ist das enttäuschend, gell!?! Und schließlich ist in zwei Stunden Anpfiff. Ich nehme einfach die Kiste Richtung Ronhof, und liege damit goldrichtig.
Playmobil-Stadion ist ein geiler Name. Obwohl es noch sehr früh ist, und ich der einzige Fan zu sein schiene, der schon das Stadion betreten will, filzt mich der Zwei-Meter-Gorilla am Eingang ganz besonders. Da dies für mich ein Tagesausflug ist, sind die Taschen meiner Jacke und meiner Hose gut gefüllt. Der Block hier, ein Buch da, die Tabletten hier, Portmonee da, Schlüssel hier, Handy da, Sportmagazins-Korrekturen hier, TAZ da, Fürths Fanzine hier, Stadionheft da. Und halt, da ist ja noch was. Genau, die zwei Fläschchen Duschgel. Der kurzgeschorene Gorilla schaut mich an wie einen RAF-Terrorist (das "der hat ja lange Haare, die Kommunisten-Sau" liegt ihm auf den Lippen), öffnet die Duschgel-Flasche, riecht und fragt: "Was ist das?" Ich schüttel dreimal den Kopf und raunze "steht doch drauf". Zu übersehen ist es wirklich nicht. Er riecht nochmal, schüttet es dann ganz leer und meint: "Oh, war wirklich Duschgel. Tschuldigung!" Ganz großer Sport; echt unglaublich. Gorillas vernebelt! Schenk dem Mann ein bisschen Hirn. Die Tablettenpackung hat er übrigens auch aufgemacht. Ich befürchtete schon, alle 100 auf einmal schlucken zu müssen - aber soweit kams weißgott nicht. Um meine Taschen wieder vollzustopfen, brauchte ich bestimmt fünf Minuten. Ich hatte mich fast vollständig entblättert. SMS von Dirk: "Heja VfL! Auswärtssieg! Sitze im Zug und bin gegen 18.10 Uhr im Playmobil-Stadion!" Darüber freue ich mich tierisch. So lang nicht mehr gesehen, und dann bei diesem Anlass wiedertreffen und die neuesten Nachrichten aus München und vom JETZT-Magazin der Süddeutschen Zeitung erhalten. Einfach geil. Erstmal hinsitzen auf den Plastik-Stehstufen der Behelfstribüne des Amateur-Stadions. Die Haupttribüne sieht aus wie 1933 von Adolf Hitler persönlich aufgebaut. Daneben ist (a la Blötter Weg) ein Grashügel mit fünf Stehstufen übrig geblieben. Gut, die Gegentribüne ist komplett neu; aber insgesamt? Also wenn die aufsteigen sollten, haben die ein enormes Stadionproblem. Aber das soll nicht meine Sorge sein. Die Musik vor dem Anpfiff ist gut, es läuft Nickelback ("How u remind me"), Blink 182 ("All the small things"), Lenny Kravitz ("Stillness of heart"), Tobi Schlegl+Audiosmog ("Daylight in your eyes"), ja, sogar Marilyn Manson ("Tainted love").
Das Stadion füllt sich nur schleppend, da schlägts 18.15 Uhr - und Dirk steht mir vor der Nase. Welch Wunder, es hat tatsächlich funktioniert! Eigentlich war Dirk nur meine Ausrede, um meinen Freunden klar zu machen, dass ich nicht ganz bescheuert bin, und das mein Ausflug nicht nur mit dem VfL zu tun hat - doch dass das Treffen wirklich funktioniert; einfach phantastisch. Doch nach einer Minute verlasse ich Dirk für kurze Zeit. Hunger! Und Harndrang! Als ich meinen Lümmel ins Klo halte, fängt der Stadionsprecher an zu fränkeln. Ein besoffener Vollidiot neben mir brüllt: "Ey, kann dat ma einer übersetzen oder watt!?!" Wir sind das Ruhrgebiet. An der Würstchenbude wirds noch geiler. Neben mir taumelt ein etwa 40-jähriger Kerl hin und her. Angegraute schwarze Haare, sehr lang, zum Zopf zusammen gebunden. Lederjacke an, VfL-Schal um. Und sternhagelvoll. Ich betone und schreibe groß: STERNHAGELVOLL!  Die Verkäuferin legt mein Brötchen mit den "Würstl´n" auf einen Teller, ich nehme mir es weg und zahle - fertig. Diese intellektuelle Herausforderung meistert Jürgen nicht. Er nimmt direkt den ganzen Teller mit. Die Verkäuferin brüllt hinterher: "Jetzt lass holt den Teller dooo..." Jürgen dreht sich um, ein Fragezeichen scheint über seinem Kopf zu stehen. Er lallt: "Meinsse ich lauf wech oder watt?!" Ich grinse in mich hinein. "Muss ich jemanden holen?" So sind sie, die Franken. Wenns brenzlig wird, erst mal die Security kommen lassen. Jürgen lässt sich nicht beirren. Er legt den Teller zwar ab, schüttet sich aber eine ganze Ketchup-Flasche drauf - und nimmt ihn wieder mit. "Jetzt schaust die Sauerei an!" Jürgen schaut nicht.
Woher ich weiß, dass er Jürgen heißt, wollt Ihr bestimmt wissen. Eine berechtigte - und gute Frage. Ich will´s Euch erklären! Kurz, nachdem ich wieder zu Dirk gegangen war, folgte Jürgen. Mit vier Bechern Bier in der Hand. Je mehr Stufen er erklomm, deste mehr verschüttete er. Kurz vor mir blieb er stehen, rief laut "V F L" - und da wars geschehen. Zwei Bier flossen über meine Jacke. Jürgens Freunde lachten sich scheckig und riefen: "Jüüüüüüürgen hat die Kiste voll, Jürgen hat die Kiste voll, HEY HEY HEY!" Dirk und ich stimmten ein. Jürgen - der running gag des Abends, keine Frage.
Der Anpfiff rückt näher. Im lila Sakko hüpft ein unglaublich dummer Stadionsprecher über den Rasen, der die noch unglaubliche dümmere Vereinshymne tanzend begleitet. Das sieht so urkomisch und zugleich peinlich aus. Oh je, oh je. Die Leuchtreklame verrät, dass man bei einem Fürther Optiker die "Vereinsbrille" kaufen kann. HÄ? Leider muss ich desillusionierend feststellen, dass es auch unter den Bochumer Fans Nazis gibt. Wobei ich bezweifle, dass die Kahlrasierten mit den Pitbull-Jacken und den Onkelz-Schals wirklich VfL-Fans sind. Im Ruhrstadion hab ich die noch nie gesehen, vermutlich haben sie Stadionverbot. Jetzt wollen sie Bomben auf Azzouzi werfen und eine U-Bahn von Fürth nach Auschwitz bauen. Es sind nur 30 von 850 Bochumern. Aber zu viele. Glatzen-Pack. Unfassbar. Ich glaub, jeder Klub muss diese mitschleppen. Außer Sankt Pauli vielleicht. Warum denken Menschen so?
Das Spiel beginnt, ein Zittern überfällt meinen Körper. Von 19 Uhr bis 20.48 Uhr. Es ist ein unheimlich wichtiges Spiel. Zwischendurch hat Thommy aus Mülheim angerufen. Ich hab den Vibrationsalarm nicht gespürt - hab selbst zu viel vibriert. Dirk und ich analysieren das Spiel, sekündlich, minütlich. Irgendwann fällt uns auf, dass Jürgen fehlt. Eine Minute später sehen wir ihn sechs Stufen tiefer und fünf Meter weiter rechts. "HUHU" rufen Jürgens Kollegen. Jürgen tapert die Treppen rauf. "Oh, hab mich wohl verlaufen!" Groß. Ganz groß, dieser Kerl. "Allein für den hat sich die Fahrt gelohnt" stellen Dirk und ich fest. Aber auch für andere Dinge. Torchancen gibt es zwar nicht ganz so viele, Nervösität prägt das Geschehen auf dem grünen Geläuf, aber spannend ist´s. Nach dem 1:0 für Fürth von Amanatidis bin ich nicht geknickt. In Bielefeld wusste ich: Das war´s. In Fürth weiß ich: Hier geht was. Zu schwach die Leistung der Mannschaft des Würgers vom Tivoli, des besten Freundes von NPD-Schlappner. Allein wegen des Trainers Hach darf Fürth einfach nicht aufsteigen. Christiansen verlässt uns nicht. 1:1 kurz vor der Pause. In der Halbzeit Gesang. 15 Minuten lang. Gute Stimmung im blau-weißen Block. Auch in Halbzeit zwei. Es bleibt beim 1:1. Ich lege mich fest: Entweder Bochum steigt mit einem Punkt Vorsprung auf oder mit zwei Punkten Rückstand nicht auf. Noch weiß ich nicht, wie ich dieses verdiente Resultat einzuschätzen habe. Dirk lädt mich zu einem Besuch nach München ein. Ich sage zu, mit dem Nebensatz: "Der VfL hat ja nächstes Jahr zwei Auswärtsspiele in dieser Stadt!" Zweckoptimismus? Trainer Peter Neururer kommt allein in die Kurve. Dann kann die Unterstützung gar nicht so schlecht gewesen sein.
Es geht raus aus dem Stadion, und erst jetzt fällt mir wieder ein, dass ich mich tierisch beeilen muss. Um 21.39 Uhr geht mein IC ab Nürnberg Hauptbahnhof. Nach dem Abpfiff bleiben mir noch 49 Minuten. Dirk muss zur selben Zeit gen München aufbrechen. Mit dem Unterschied, dass er den Zug auch verpassen könnte, und trotzdem noch wegkäme. Ich nicht. Aber rechtzeitig nach Nürnberg zu kommen - das ist kein Problem. Die Straßen in Fürth sind nicht verstopft. Kurz vor der Bushaltestellte taumelt uns Jürgen entgegen, mehr tot als lebendig - und wieder mit einem Pils in der Hand. "Tschüss Jürgen" rufe ich ihm zu. Er starrt mich an und meint aus ganzem Herzen: "Machet jut nä!?!" Dirk und ich lachen. Mit der U1 fahren wir von "Fürth Rathaus" in Richtung "Nürnberg Langwasser Süd". "Nürnberg Hauptbahnhof" - aussteigen bitte. Mein IC steht schon auf dem Gleis, hat aber noch acht Minuten Aufenthalt. Dirk und ich schießen BeweisfotosBeweisfoto Nürnberg Hbf, umarmen uns. Es war richtig schön, mal wieder mit ihm zu plaudern. Danke Dirk, falls Du das hier mal irgendwann lesen solltest!
Der IC fährt durch bis Mülheim. Er ist einer von fünf IC´s, die am Tag in "my hometown" halten. Glück gehabt. Knapp fünfeinhalb Stunden wird´s dauern. Ich lege mir meinen VfL-Schal um, so wie ich das sonst nur im Stadion zu tun pflege, krame Albert Camus´ "Der Fremde" aus meiner Hosentasche hervor, um die bänkerhafte Neureichen-Situation in meinem Großraumwagen des IC "Thurn und Taxis" zu konterkarieren. Draußen ist es längst dunkel. Die Lichter der Städte ziehen schnell an meinen müden Augen vorbei. Die Lichter von Würzburg. Von Aschaffenburg. Von Hanau. Von Frankfurt. Von Bingen am Rhein. Von Koblenz. Von Bonn. Von Köln, Düsseldorf und Duisburg. Wieder schwirrt eine Melodie durch meinen Kopf, diesmal "Disposable teens" von Marilyn Manson. Keine Ahnung, wie ich jetzt gerade darauf komme. Im Buch "Der Fremde" ist von einer Marie die Rede. Marie ist ein schöner Name. Ich stelle mir eine schöne Frau vor. Sie sieht ein wenig so aus wie eine echte Marie, die ich zurzeit kenne. Und die auch sehr süß ist. Anekdoten von der Rückfahrt sind nicht so zahlreich vorhanden wie noch auf der Hinfahrt. Gut, ich habe für ein Gummibrötchen mit Gummikäse und eine 0,5-Liter-Cola-Light 6,60 Euro (!!!) hingelegt, und festgestellt, dass der Zug in Mülheim, aber nicht in Leverkusen hält (welch Ironie!) - aber das war auch alles. Hundemüde bin ich zwischendurch eingepennt. Hab geträumt. Von süßen Frauen, einer Aufstiegsfeier in Aachen. Bis Köln kam. Inzwischen hatte der Zug (selbstverständlich) wieder 35 Minuten Verspätung, und es stieg tatsächlich Hellmut Karasek ein, der Zwergpinscher von Reich-Ranicki. Und wenn er es nicht war, sah er ihm zumindest täuschend ähnlich!!!
3.43 Uhr, der Zug fährt in Mülheim Hauptbahnhof ein. Eppinghofer Straße, gähnende Leere. Die Mülheimer schlafen. Ein Taxi rauscht vorbei.
Mein Ausflug ist vorbei. Es war ein schöner Ausflug. Und ich werde sogar in meinem eigenen Bett schlafen.
Ob das Jürgen wohl auch kann?

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VfL Bochum - 1. FC Union Berlin 2:1 (28.4.2002)

Und alles ist nur der Mandreko schuld

Just a perfect day

Just a perfect day.
Morgens, kurz vor zehn. Pling, der Wecker springt an. Und täglich grüßt das Murmeltier? Nö. Diesmal "Alles aus Liebe", das Hosen-Konzert wirkt nach. Oh man, habe ich einen Brummschädel. Du wachst morgens auf und fühlst Dich wie nach einem 90-minütigen Fußballspiel. Durchgeschwitzt, abgekämpft, die Waden schmerzen; was habe ich bloß wieder geträumt? Aufstehen, rausschauen, Regen. It´s a rainy April day - und die sanfte Musik von U2´s "October" verdrängt den Brummschädel in mir. Das "Peter-Graulund"-Trikot habe ich schon vor zwei Tagen an meine Haustür gehängt. Seitdem kribbelt´s im Bauch. Um es mit Pe Werner zu sagen: "Dieses Kribbeln im Bauch, dass man nie mehr vergisst. Als ob man zuviel Brausestäbchen isst." Okay, sie hat´s auf Beziehungen bezogen, aber der VfL und ich - lassen wir das. Auf jeden Fall kribbelt´s im Bauch. Vielleicht werde ich heute Abend furchtbar enttäuscht heim kehren. Aus. Vorbei. Kein Aufstieg. Oder himmelhochjauchzend. Hurra, auf Platz drei - alles selbst in der Hand! Wer weiß das schon? Aber das Wetter verrät nix Gutes. Es schifft. In Strömen. It´s raining cats and dogs!
Just a perfect day?
Die Minuten bis zum Anpfiff werden weniger und weniger. Das Kribbeln kommt schübe-weise; wehen-artig, nur (wahrscheinlich, bin keine Frau) nicht ganz so schmerzhaft. Mittagessen bei den Eltern. Sie sind gerade von einem Mallorca-Urlaub heimgekehrt, braungebrannt (Schönen Gruß auch! Braungebrannt! Und draußen ist Rock-am-Ring-2001-Wetter)! Sie sind gesund, munter, super erholt, ich freu mich darüber. Lauter Fotos fliegen an meinem Auge vorbei; ich glaub, ich find sie schön (bestimmt), muss sie mir aber irgendwann nochmal ansehen. Im NRW-Express treffe ich Bochums berühmtesten "Rolli". Ich glaub, dass ich den bei jedem VfL-Heimspiel bisher gesehen habe, und meistens auch im Zug. Er fährt von Düsseldorf nach Bochum, trinkt sich dabei immer genau eine Dose Pils, überzeugt zuweilen mit treffsicheren Analysen, und er hasst - Frank Fahrenhorst, aus welchen Gründen auch immer. Aber gut leiden kann ich den Fahrenhorst eigentlich auch nicht (aus welchen Gründen auch immer). Mein innerer CD-Wechsler tauscht Lou Reeds "Perfect Day" gegen das fantastische "Born Slippy" von Underworld (ebenfalls aus dem "Trainspotting"-Soundtrack); Einstimmung fürs Spiel. Draußen regnet´s noch immer; die Wolkendecke wird grauer von Minute zu Minute.
Im Stadion läuft "We´re going to Ibiza", als ich es um 14.10 Uhr betrete. Gut, es läuft vor jedem Heimspiel, aber nie schien es unpassender zu sein als heute. Wieviel Uhr es ist, wie schnell die Zeit vergeht, ich habe nicht die geringste Ahnung. Ansonsten erzähle ich gern, welche Lieder vor dem Anpfiff laufen (schaut Euch die letzten Spielberichte an), aber heute nicht. Die Spieler kommen, machen sich warm, Rein van Duijnhoven rutscht bei jeder Parade beim Warmmachen zehn Meter weit, so rutschig ist das; das kann ja was werden. 17.500 Zuschauer kommen trotz des Sau-Wetters zur Castroper Straße. Was wird das Spiel wohl ergeben? In 90 Minuten wissen wir alle mehr!
Es ist verkrampft. 2000 Berliner sind da - und sie sind stimmgewaltig. Puh was wird das wohl. Mir schlottern die Knie, aber allen anderen Bochumern geht es nicht anders. Bestimmt nicht. Stimmbandverknusperung. Anpfiff, geht gut los, Freier über rechts, Buckley, 1:0! Raus, nur raus mit der Freude, scream, schrei so laut du kannst, ball die Fäuste als müsstest du Mike Tyson eine verpassen. Jaaaaa, wir können das noch packen, es sieht wunderbar aus. R-W-O, R-W-O schallt es durch´s Stadion. Vorbei und vergessen diese jämmerliche 1:6-Schmach, wenn Ihr uns zum Aufstieg schießt, hol ich mir ne RWO-Dauerkarte für die neue Saison. RWO noch 0:0, Mainz gegen Fürth auch. Soso. Doch halt, was ist das? Der Taschenrechner im Kopf versagt von jetzt auf gleich. Freistoß für Union, Abseitsfalle scheitert, 1:1 Divic. Ja hoppla, damit hatte keiner gerechnet. Niemand. Gute Laune dahin. Stimmung dahin. Peng. Ein hole-in-one, würden die Golfer sagen, eine linke Gerade, die Boxer, ein angeknockter Favorit, wieder die Boxer, einfach ein unvergleichlicher Schock. Mund auf, staunen. That´s when I reach for my revolver. Es heißt nur noch "Eisern Union" im Ruhrstadion. Jener bitterkalte Dezember-Tag, der wohl auf ewig als der schwärzeste Abend in meine VfL-Geschichte eingehen wird, als der damalige Bundesligist VfL beim damaligen Regionalligisten Union im Pokal mit 0:1 verlor, kehrt in mein Gedächtnis zurück. Nein, nicht schon wieder Berlin. Das würde zwei weitere Spiele gegen diese Mannschaft bedeuten. Und das muss nun wirklich nicht sein.
Not a perfect day!
Aber es sind ja noch 70 Minuten. Tick tack tick tack. Dann ein langer Pass auf Cristian Fiel, der Mandreko wird doch nicht? Zupfer, Notbremse, ROT, ganz klar. Geht´s noch? Erst das 1:1, Schock, jetzt die rote Karte. Aufstieg adé. Ich wage es nicht, mein Handy in die Hand zu nehmen und die schlechte Kunde in Deutschland zu verbreiten. Das empfinde ich als persönliche Beleidigung. Dieser Mandreko! Kann der seine Flossen nicht bei sich behalten? Ohweiohweiohwei! RWO noch 0:0, Mainz gegen Fürth auch. Aber was hilft das? Nichts. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen, hat Peter Neururer allen Journalisten erzählt, die das nicht hören wollten. Aber der VfL stand schon ziemlich oft im Liga-Klassenbuch mit dem Eintrag "... ohne Hausaufgaben!" Und alles ist nur dieser verdammte Mandreko schuld. Halbzeit. Ich gebe auf. Okay, ein bisschen schreien in der zweiten Halbzeit werde ich noch, aber das biegen die nicht mehr. Resignierend wie lange nicht mehr. Nochmal 34 Spiele zweite Liga. Ich halt´s nicht aus. Nächstes Jahr Köln, Freiburg, St. Pauli. Und Burghausen, scheiße, auch Rot-Weiß Essen. Vielleicht. Der Regen hat aufgehört, die Sonne kommt raus, als würde sie der Aufstiegs-Krimi der zweiten Liga persönlich interessieren. Ja spinnt der Neururer? 10 gegen 11 und der nimmt den Libero raus. Reis geht, und es kommt ein Stürmer. Hashemian! Es passiert was im Minutentakt; lange habe ich eine VfL-Mannschaft nicht mehr so kämpfen sehen. Flatsch, die schmeißen sich in die Zweikämpfe als müssten sie sich wie Schweine im Dreck suhlen; der Schindzielorz voran, der merkt seinen Rücken vom ganzen Flatschen nicht mehr heute Abend. Reingrätschen, und wenns noch ne rote gibt, ist die Devise. 65. Minute, alles ist zu spät? Foul Fahrenhorst an Divic, Elfmeter. Jetzt ist´s aus. Ein 1:2 aufholen, noch umdrehen und noch gewinnen! Die Spieler sind doch schon halbtot, und können kaum noch laufen. Doch halt! Was ist das? Der Schiri joggt zum Assistenten und? Nimmt den Elfer zurück! Ja sowas habe ich noch nie erlebt. Die Eisernen können´s kaum glauben. Der Puls von 200 auf 80, auf 200 auf 80. Das ist nicht gesund. Alles dreht sich.
What a crazy day!
Die Fans springen auf, jetzt ist er endlich da, dieser Trance-Zustand, der bisher fehlte. Die Gegentribüne springt auf, die Haupttribüne auch. V - f - L schallt es in einer Tour. Lauter und lauter. Die Spieler feuern die Fans an und umgekehrt. Dann Hashemian; Pfosten. Insgesamt elf Ecken, dieser Scheiß-Beuckert fängt aber auch jede ab. Das kann doch alles gar nicht sein. Und immer wieder diese Konter. Divic frei, Fiel frei - sind die so blöd, die Berliner? Das hält doch kein Mensch aus! Ich dachte, das Kribbeln vor dem Spiel sei schon schlimm genug. RWO immer noch 0:0, Mainz gegen Fürth mittlerweile 1:1. Wir müssen gewinnen, wir müssen dieses verdammte Ding einfach gewinnen. Doch der angeknockte Boxer kann nicht mehr; Kondition weg, die Spieler traben nur noch. Okay, Schindzielorz, der flutscht immer noch in jeden Ball rein, und Hashemian, ja der wirbelt auch, sogar Peter Graulund darf mitspielen. Was nutzt´s? 89. Minute - letzte Ecke, letzte Chance, REIN, LAUF NACH VORNE möchte ich dem Bochumer Schlussmann zurufen; doch er würds nicht hören und kann außerdem selbst kaum noch stehen. Buckley wird schießen, bitte besser als zuvor, streng Dich an, konzentrier Dich! Der Ball fliegt, 17.500 Köpfe verfolgen die Flugbahn, ja Beuckert was macht der denn da? Hat die Kugel, wird leicht bedrängt von Graulund, lässt sie wieder fallen, Fahrenhorst, TOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOORRRRRR! 89. MINUTE!!!! Spieler reißen sich die verdreckten Trikots vom Leib, Ersatzspieler sprinten auf den Platz, Neururer, nicht zu halten, Wosz kommt von der Tribüne runtergespurtet, alle rauf auf den Platz, rein ins Getümmel. In der Kurve ergreifende Szenen wie seit dem UEFA-Cup nicht mehr. Leute umarmen, die man nicht kennt; die Haare durcheinander wirbeln lassen, schreien, was die Stimme hergibt, immer wieder, immer lauter. Der Rest geht unter. RWO 0:0, Mainz 1:1, naja, weiterhin 4. - aber wir, wir sind noch da. Alle kommen sie zum Jubeln mit in die Kurve. Eine Riesen-Moral. Unglaublich.
Just a perfect day!

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Alemannia Aachen - VfL Bochum 1:3 (5.5.2002)

Weitere eigene Fotos von der Aachen-Fahrt HIER klicken!

Unbelievable

Aufstieg!!!

Oh wie ist das schön!

Jetzt, da ich diese Zeilen hellschwarz auf hellgelb auf dem Bildschirm verewige, ist es acht Stunden her. Ich bin alleine, laufe in der Wohnung auf und ab. Keine Stimmen, die mir ins Ohr brüllen, keine Arbeitskollegen, die sich nach meinem Befinden erkundigen. Nur die Bilder vom Videoband, viel mehr noch die Bilder in meinem Kopf und ich. Es kommt höher und höher, eine Träne kullert meine Wange herunter; langsamer und langsamer rinnt sie über meine Haut. Meine Hand formt sich zur Faust, und genau JETZT habe ich es begriffen. Aufgestiegen! WIR SIND WIEDER DA! Es ist wirklich wahr, was ich zum 16.48 Uhr erlebt, was ich gefühlt habe. Das Spiel vorbei, herzinfarktgefährdet, 3:1 gewonnen. Und dann die goldene Nachricht vom Nebenmann. Der verharrt, erstarrt, drückt den Radio-Kopfhörer durch sein Ohr bis zum Trommelfell. Dann strapaziert er seine Stimmbänder wie nie zuvor: "AUUUUUUS! AUUUUS!!! 3:1 FÜR UNION!!!!!!" JAAAAAAAAAAAAAA!!!!!!! JAAAAAAAAAAAA!!!! Hüpfen, hochspringen, Sergej Bubka Konkurrenz machen!!! Kommt in meine Arme, allesamt! Ich umarme den Nebenmann mit dem Radio, den Vordermann mit dem Schnäuzer, den anderen Nebenmann, der mehrfach den Sanitäter holen wollte, weil er kurz vor dem Nervenkollaps stand. Die Tore öffnen sich, rauf auf den Rasen, auf den goldenen Rasen, der uns die 1.Liga brachte. Hier werde ich so schnell nicht mehr hinkommen; tschüss Aachen, wir haben´s gepackt! Wie Beckenbauer 1990 in Rom schlurfe ich übers grüne Geläuf. Durchquere es im Quadrat, nehme Platz auf der Trainerbank, springe auf, spaziere von Eckfahne zu Eckfahne. Die Hände sind ganz tief in der Hosentasche vergraben, ich spüre nur noch, dass mein Handy im Sekundentakt vibriert. Meine Gedanken sind ganzganzganzganz weit weg. Woanders, in einer anderen Galaxie. Mein 202. Bochum-Spiel; eins, dass in die Geschichte eingeht als das mit dem größten Nervenkitzel, als das mit dem schönsten Aufstieg. Die Mannschaft kommt nochmal raus, Peter Neururer, gezeichnet von einer tränenreichen und feucht-fröhlichen Kabinenparty, strippt vor den Fans, entledigt sich seines Aufstiegs-T-Shirt - das wird ne ganz lange Nacht in Bochum. Nur widerwillig verlasse ich den Ort des Triumphes. Zurück zum Bahnhof. Ich glaub im Bus sitzen nur Aachener. Egal. Ich lese zahlreiche SMS. Alle gratulieren, sogar die Duisburger Fans, die seit Monaten sticheln. Mein Bruder Thommy ruft an, aus Hannover, dort hält er eine Lesung.
- Ist es wahr, was ich hier gerade eben gehört habe?
Ja, ist es. Ich versuche, alle Ereignisse in einer Minute zu rekonstruieren. Meine Gedanken überschlagen sich vor Glück, es sprudelt alles nur so aus mir heraus. Dass ich bei Oddset gewonnen habe, zum sechsten Mal in Folge; selbstverständlich! In Trance führe ich zwei dienstliche Gespräche, heiser, im blauen Himmel fliegend, mich in der Sonne bratend, mit einer schönen Frau liebend; sprich: immer noch in der anderen Galaxie. Ich arbeite noch zwei Stunden, irgendwie, mein Trikot bleibt an, mein Schal bleibt um, jeden, den es gar nicht interessiert, konfrontiere ich mit meinem unbeschreiblichen Gefühl, es ist schließlich lange her, dass ich so richtigrichtig glücklich war.
Tja, um 10.25 Uhr war das noch gar nicht so klar. Da waren es noch vier Stunden und 35 Minuten bis zum Anpfiff und ich verließ gerade meine Wohnung!
Mülheim, 10 Grad, strömender Regen, die Frisur hält. Oh je, das erinnert stark an das Union-Berlin-Spiel. Der April ist zwar vorbei, aber das Wetter lässt dennoch enorm zu Wünschen übrig. Okay, wenn das Spiel so ausgeht wie letzte Woche, kann ich damit leben. Aber wer gibt mir die Garantie? Wie es um meine Gefühle steht? Die Zweifel wachsen. Wir sind zwar punktgleich mit Bielefeld und nur einen hinter Mainz, aber es doch so unrealistisch. Das ist kein Kribbeln mehr im Bauch, das sind schon Bauchschmerzen. Als ob ich das Guten-Morgen-Müsli mit längst verschimmelter Milch verspiesen hätte. Der Regen durchnässt meine Lockenpracht, meine Trekking-Schuhe - die ich erstmals seit dem Nordkapp-Urlaub trage - schützen meine Füße vor der Nässe. Meine Brille ist voller Regentropfen. Ich sehe aus wie eine schlechte Karikatur eines Nachwuchs-Cartoonisten. Im Regionalexpress um 10.46 Uhr hocken wenige Bochumer - es ist noch früh. Huh, denen gehts ähnlich wie mir, nämlich nicht sonderlich gut. Zweckoptimismus nennt man das wohl. Auch die "Lacherei", wie mein VfL-Kumpel Stefan immer sagt, ist nicht so wie sonst. Gut, dass Alster (Pils/Fanta) für einen Bochumer "Leberverarschung" ist, das habe ich noch nie gehört und zaubert ein Lächeln auf meinen Lippen hervor. Aber für den Schmunzler der Zwei-Stunden-Fahrt muss der Schaffner sorgen, der bei der Einfahrt nach Leverkusen Mitte über die Lautsprecher bekanntgibt: "Jetzt bitte ich alle Fahrgäste aufzustehen - und eine Gedenkminute für Bayer Leverkusen 04 einzulegen!" Sensationeller Spruch! Die Uhr schlägt 12.50 Uhr, Aachen Hauptbahnhof, ein paar von den Bochumern sind doch lauter geworden, die "Ostwestfalen-Idioten"-Sprechchöre (siehe Bielefeld-Text) feiern ein unverhofftes Revival. Ohjemine, es pisst immer noch in Strömen, ich glaub, Petrus hat ne ziemlich üble Blasenentzündung. Das Miteinander mit den Aachener Fans ist wirklich phantastisch. Sie geleiten uns durch die Innenstadt, am Stadttheater vorbei, zum Bushof. Das dauert zu Fuß geschlagene 15 Minuten, und einen Eindruck von Aachen konnte ich nicht sammeln. Vielmehr war ich bemüht, den Regen von meinen Haaren fernzuhalten. Rein in den Bus, ab zum Stadion, schnell ein Würstchen essen; beim Frühstück habe ich nicht ganz so viel runtergekriegt. Einen Stehplatz suchen, finden, und die Gedanken sortieren. Wie war das noch mit Tabellensituation? Wenn die unentschieden machen und wir... ach scheiß drauf! Wir müssen gewinnen und dann mal schauen.
Die Spieler kommen zum Warmlaufen, Applaus. Die Aachener Fans jubilieren schon jetzt: "Die Alemannia wird niemals untergehen" und dann immer wieder "Bochum - Bochum - 2. Liga", "Schade Bochum alles ist vorbei!" Und niemand vermag zu widersprechen. Dariusz Wosz, wieder dabei, und Christiansen veranstalten schon weit vor dem Anpfiff jenes Arm-Gefuchtel, das den Fans symbolisieren soll: Gebt alles! Wir werden es auch tun! Und schwuppdiwupp sortieren 5000 der 8000 Bochumer ihre Radios und Handys, besorgen sich Ergebnis-Informanten, und da laufen sie ein. Das Spiel beginnt, 15.01 Uhr, und jetzt ist klar: Wenn jetzt Abpfiff wäre, wären wir raus. Berlin gegen Mainz 0:0, Bielefeld gegen Ahlen 0:0, Aachen gegen Bochum 0:0.
Es geht nicht gut los. Angriffswirbel der Aachener, der Daun wird zum besten Bochumer Abwehrspieler, vernagelt drei Chancen in zehn Minuten. 15.10 Uhr - Mist, Bielefeld 1:0. 15.15 Uhr - gelbe Karte Schindzielorz. 15.23 Uhr - gelb-rote Karte Schindzielorz! Lähmendes Entsetzen. 8000-facher Schlaganfall am Aachener Tivoli. Siehe Union-Berlin-Spiel! Wieder ein früher Platzverweis. Alles ist vorbei! Soll ich lieber schon jetzt nach Hause fahren und mir weiteren Ärger ersparen? Bielefeld gegen Ahlen 2:0, oh je, auf die könnnen wir wohl nicht mehr setzen. Die Idioten steigen auf. Also alles auf "EISERN UNION"! Letzte Woche waren die ja auch gar nicht so schlecht. 15.26 Uhr; Colding im Strafraum, FOUL! Elfmeter!!! Christiansen läuft an, verlädt Straub, DRIN!!! 1:0! Christiansen sprintet direkt weiter, raus, Dickhaut kommt rein! Schon jetzt das Ergebnis sichern. Aachen ist verunsichert, wir setzen nach. Buckley auf Freier, 2:0! Das Ding ist gelaufen, der Käse gegessen, der Drops gelutscht, das Kaugummi gekaut, das Schnitzel gebraten. Der Dreier ist im Sack, doch von ausgelassener Kirmes-Stimmung keine Spur. Zu dünn ist der Faden, an dem ein möglicher Aufstieg hängt. Und noch sind wir auf Platz vier. Es wird putzmunter auf dem Platz. Bediako von Aachen fliegt nach einem Boeing-747-Foul an Wosz vom Platz. Meine Fresse, der kam mit einem Tempo angeflogen, meiomei. Neururer und Berger prügeln sich fast, die Nerven liegen sowas von dermaßen blank. Halbzeit. Die Bilanz: Drei Tode gestorben.
16.02 Uhr, der Stadionsprecher verkündet die Uhrzeit, als der Schiri zum Showdown bittet. In der Pause haben zwei Alemannia-Fans ihren Frauen Heiratsanträge übers Mikro gemacht (und die haben sogar mit "JA" geantwortet; vor so einer Menschenmenge ist ein Antrag wirklich Erpressung...). Um mir die Zeit zu vertreiben, habe ich an schöne Frauen gedacht, an solche, die wenig reden, an solche, die gar nicht reden, an solche, die viel reden; habe festgestellt, dass ich der lebende Gegenbeweis für solche Sätze wie "es kommt immer dann, wenn du gar nicht damit rechnest" bin. Indes: es hilft nur wenig. Das Realität ist weiß auf grün, rund auf eckig. Keine 120 Mal habe ich nach der "einundzwanzig"-Methode die Sekunden gezählt, da klingelts; im falschen Tor. Caillas 1:2. Tod Nummer vier. Ahlen hat auf 1:2 aufgeholt, aber wen juckt das schon. Um mich herum das blanke Grausen. Alle 30 Sekunden brüllt jemand "1:0 für UNION BERLIN" und ständig will einer alle verarschen. Tod Nummer fünf! Führen die wirklich, oder nicht? Aachen wirft alles, aber auch alles nach vorn. Der van Duijnhoven hält internationale, nein welt-, nein galaxieklasse. Zwei Dinger, die selbst der Kahn nicht hält, fischt der aus dem Giebel. 2:1, aber wie lange noch? JUNGS, HALTET DURCH, BITTE! Um die Situation zu beruhigen (und die eigenen unglaublich-dummen Komplexe abzureagieren) zünden Idioten aus dem Ultra-Kreis zwei Rauchbomben. Der Schiri droht mit Abbruch, Wosz klettert auf den Gitterzaun. 2:1 für uns, Bielefeld führt 3:1, ist durch. Berlin gegen Mainz 0:0. "Schade Bochum alles ist vorbei" hallt es durchs Rund, ja sogar "Bochum wir hören nichts!" "Aachen wir sagen nichts" will ich antworten. Ich kann nicht reden. Kriege keinen Ton raus. Tod Nummer sechs.
Immer wieder: Augen zu, wegdrehen, durchatmen. Weitere Herzinfarkte hinnehmen! Und dann diese Sekunde um 16.23 Uhr. Einer der zahlreichen Radio-Männer schreit laut auf: "1:0 für Berlin! 1:0 für Berlin! 1:0 für Berlin!", immer wieder von vorne. Der Jubel kennt keine Grenzen. Ersatzspieler springen auf und ab. V - f - L, V - f - L ! Steht auf für den V - f - L ! Kann das die Möglichkeit sein? Und wir führen noch! Sieben Minuten später jubeln die Schwarz-Gelben. Sogar der Stadionsprecher will da mithalten. "Zwischenergebnis aus der 2.Bundesliga: Berlin gegen Mainz 1:1" brüllt er. Und wieder "Schade Bochum alles ist vorbei". Wer glaubt jetzt noch an das Wunder? Immerhin, die Mannschaft wird besser. Meichelbeck für Ristau, Toplak für Buckley. Dann ein Konter über Wosz, Freier marschiert auf und davon, 3:1! Wir habens gepackt, der Dreier ist unser. Jetzt noch Union Berlin. Bittebittebittebittebittebitte! Tod Nummer sieben!
Der Blick zu den Radioleuten. Was ist los? "Hab nur die Käsesender drauf" charakterisiert einer die holländischen Funkstationen. "Läuft nur Musik" schreit ein anderer, "Wer will denn was über die Scheiß-Dortmunder hören", trompetet der nächste. Nichts und wieder nichts. Es wird 16.32 Uhr, 16.33 Uhr, 16.34 Uhr. Sekunden verrinnen, die imaginäre Sanduhr fließt schneller und schneller. Jemand durchbricht die Stille: "HURRAAAAAAAAAAAAAAAAAA! 2:1 IN BERLIN!!!!!!!" Die Nachricht macht so schnell die Runde wie ein Feuer in einem staubtrockenen Wald nach einem Hochsommer. Haltet durch, Union! Haltet durch! Die Ersatzspieler drehen am Rad, umarmen sich, genauso wie die Dortmunder vor dem Gewinn der Meisterschaft, V - f - L, V - f - L ! Dann die Gewissheit: 3:1 für Union Berlin - wir sind aufgestiegen. 16.48 Uhr: zwei kurze und ein langer Pfiff - AUS! AUFSTIEG!
So ist´s gewesen! Die Zeilen sind hellschwarz auf hellgelb auf den Bildschirm gebannt. Soeben habe ich alle anderen Tagebucheinträge aus dieser Saison nochmal überflogen - und obwohl die Erinnerung natürlich noch frisch ist, kann ich ohne Frage behaupten: Das war der mit Abstand schönste Aufstieg - noch nie habe ich so sehr mitgezittert, meine ganze Umgebung in meine Emotionswelt eingeweiht. Bin nach Mannheim gefahren, nach Bielefeld, nach Fürth, nach Aachen. Vom Nervenkostüm her war ich der Calmund von Bochum, wenngleich ich doch ein paar (hundert) Kilo weniger wiege... "Oh wie ist das schön! Sowas hat man lange nicht gesehen!" und "So ein Tag so wunderschön wie heute!" rufe ich in mich hinein (und nicht laut heraus; die Nachbarn schlafen!) Es ist ruhig geworden um mich herum. Listening to the sound of silence. Ich schecke es. Wir haben es geschafft. Wir sind wieder da. Nicht Burghausen, nein, Bayern München kommt ab dem 10. August ins Ruhrstadion. Feeling so real. Ein nicht endender Orgasmus. Einer nach dem anderen, immer wieder. Unbelievable!

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Diese Seite wurde erstellt am 5.5.2002
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