TOUREN MIT DER BUNDESBAHN - 2002
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München, 4. bis 6.10.2002:

Zur Erklärung:
Mein "Sommerurlaub 2002" bestand aus drei Tagen in der bayrischen Landeshauptstadt München. Nein, falsch - eigentlich nur aus anderthalb Tagen. Hauptanlass war das Fußballspiel FC Bayern München gegen VfL Bochum, aber gleich mehrere Fliegen waren mit einer Klappe zu schlagen. Beispielsweise das Abschlusswochenende des Oktoberfests mitzuerleben, beispielsweise mal wieder viele Stunden mit meinem Bruder Thommy verbringen (ist lange her), beispielsweise unseren Kumpel Dirk von Gehlen in München treffen und beispielsweise einmal mit dem Wochenendticket von München bis Mülheim zu fahren. Das alles zusammen ergab dann einen herrlichen Cocktail, den ich auf dieser Homepage entsprechend würdigen möchte. Wer sich für die komplette Geschichte mit allen 50 Fotos interessiert, der muss sich ein bisschen Zeit nehmen und einfach durchklicken!
Viel Spaß!

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TEIL 1: HINFAHRT

Verklebt sind die Augen, als ich morgens um 7.15 Uhr den ersten Ton des Tages vernehme. Es ist ein sanfter Schlagzeug-Beat, eine reißende Gitarre und die dunkle Stimme von Bela B.! "It´s a lonely afternoon in the summer of twothousandtwo" oder so was ähnlich brabbelt durch die kleinen Mini-Lautsprecher des Radios. "Candy" heißt das gute Stück, das Bela gemeinsam mit den Killer Barbies aufgenommen hat. Seit Mittwoch lagert es in meinem CD-Schrank - und seit derselben Nacht ist dieses geile Stück mein Wake-Up-Song. "Candy" - ein Iggy-Pop-Cover. Iggy Pop? Mensch, für die München-Fahrt hab ich noch gar keine Reiselektüre eingepackt. Schnell zum Regal laufen und "Trainspotting" einstecken. Das wollte ich doch schon immer mal lesen. Der rote Rucksack ist schon gepackt. Mensch, wo der überall schon gewesen ist. Für die Israel-Reise 1999 hab ich ihn gekauft, ich weiß es noch genau, für 29,99 Mark im Kaufhof minus Personalkauf-Rabatt. Danach noch viermal Berlin, zweimal München, Mallorca 2000, die unvergessliche Nordkapp-Reise undundund. Am Strand von Malle überstand der Rucksack die härteste Prüfung. Viele Bierpullen drin, dazu viel Sand, häufig fallen gelassen. Der Alkohol.
Seit Donnerstagnacht ist er gepackt; für die München-Reise. Das weiß ich, als ich vier Minuten nach Bela B.´s erstem Takt die Augen aufreißen kann. Hat diesmal ganz schön lang gedauert. Um spätestens 7.50 Uhr muss ich aus dem Haus. Schnell noch auf die Uhr geguckt. Scheiße, frühstücken geht nicht mehr. Zeitung hochholen, ohje, seit wann bin ich nicht mehr so früh aufgestanden? Hose an, Shirt drüber, Jacke um, losrennen. Uuuuuh, das wird aber knapp. Schnell zur 901, drin, spitze. Also München! Wie oft habe ich in den letzten Tagen an meine vergangenen Urlaube gedacht. Nicht nur Israel, nicht nur Nordkapp; auch Rock am Ring, sei es Irland. Wie oft hatte ich Fernweh in diesen Tagen? Im Kino dauernd die "Marlboro"-Werbung. Ich will auch auf so einem wilden Gaul durchs "Death Valley" galoppieren. Und wie sieht mein Sommerurlaub 2002 aus? Drei Tage München! Oktoberfest, Bayern gegen Bochum. Na prima!
Positiv denken! Immer positiv denken, Andi! Thommy ist doch schließlich dabei. An der 901-Haltestelle "Königstraße" steigt er zu; brüllt mir ein "Hurra hurra die Bochumer sind da" entgegen. Schön, dass er da ist. In den letzten Monaten, ja sogar Jahren, haben wir ziemlich wenig Zeit miteinander verbracht. Die Treffen, an denen wir mehr als drei Stunden miteinander verbrachten, sind an zwei Händen abzuzählen. Und jetzt drei volle Tage.
Duisburg Hauptbahnhof. Inter-Regio Richtung Köln. Köln-Hauptbahnhof. Ditsch. Baguette. Bahnsteig. Euro-City Richtung Verona.
- Reservierung haben wir nicht, oder?
- Nee, haben wir nicht, Thommy!
- Ach ist doch egal. Wird schon nicht viel los sein.
Ist auch nicht viel los. Völlig problemlos finden wir ein abgetrenntes Vierer-Abteil, behalten es ganz für uns.
- Wie wird der Neururer wohl morgen spielen lassen, Andi?
- Glaub, der van Duijnhoven ist verletzt!
- Ach du scheiße. Dann spielt ja der Vander!
- Sieht so aus!
Hab ich Euch schon erzählt, wie gerne ich Zug fahre? Bestimmt! Aber ich hol es noch einmal nach. Wenn die Töne der Zugräder, wie sie über die Schienen reiten, im Ohr ertönen, wenn die Landschaften wie im Flug am Auge vorbeiziehen, wenn die schönsten und hässlichsten Bahnhöfe Deutschlands angefahren werden, wenn Bücher die Sinne anregen - dann kann ich einfach nur abschalten. Ja, Zug fahren ist für mich - lacht mich ruhig aus - eine gefühlsbetonte Angelegenheit. Wirklich.

" Sick Boy schwitzte wien Schwein; er zitterte. Ich saß bloß da, starrte in die Glotze und versuchte, das Arschloch zu ignorieren. Er machte mich echt fertig. Ich versuchte, mich auf das Jean-Claude Van Damme-Video zu konzentrieren.
Wie üblich in solchen Filmen, gab es erst die obligate dramatische Eröffne. In der nächsten Phase des Films erhöhten sie dann die Spannung dadurch, dass der miese Schurke auftaucht und die lasche Story zusammengeklatscht wird. Und jeden Augenblick war es soweit, dass Jean-Claude ernsthaft kloppte."

- Andi, was liest´n da?
- "Trainspotting". Ich fang langsam damit, nicht mehr lauter Bücher dazuzukaufen, sondern die auch mal endlich zu lesen. Und "Trainspotting" wollte ich immer schon mal...
- Mach das. Ist was anderes. Irvine Welsh steht noch ne Stufe über Nick Hornby.
Wo ist denn nur dieser Discman? Bin mal sehr gespannt, ob der noch geht. Die Batterien, scheiße, wo hab ich die denn hingetan? Ach ja, in die Vordertasche. Oh man, so viele CD´s im Rucksack. Und vor allem "Formulae". Fantastisch, von JJ 72 die neue Maxi. "Steh ich nicht so drauf", hat Dirk gesagt. Dirk der Münchner, zu dem wir fahren. "Formulae". Und nochmal. Und nochmal. Und nochmal.
- Fahren wir die Rheinstrecke entlang?
- Glaub schon, Andi. Die ist wirklich wunderschön.
- Loreley und so, oder?
- Stimmt.
- Da war ich mit Simone mal, als wir noch zusammen waren.
Seite 55.

"An der Freude in den Gesichtern um ihn herum konnte Stevie das Ausmaß seines Kummers ablesen. Der Abgrund seiner Melancholie war bodenlos, und er stürzte hinein und entfernte sich immer weiter von der Ausgelassenheit um ihn herum. Diese Ausgelassenheit schien verlockend nah; er konnte sie sehen, überall um sich herum. Sein Kopf war wie ein grausames Gefängnis, in dem seine Seele zwar ab und zu die Freiheit sehen durfte, aber nicht mehr."

Wunderbar, ich hab sogar die "Best-of-Andi"-CD dabei. Hintereinander die ganzen Kracher wie "Awful" von Hole, "All these things" von Readymade, "Bohemian Rhapsody" von Queen, "The impression that I get" von den Mighty Mighty Bosstones und das sensationelle "Believe" von K´s Choice.
Thomas will was sagen. Ich lass ihn in Ruhe arbeiten. Er muss einen Text für seine Diss (Dissertation, Anmerkung der "Redaktion") durchackern. Aber jetzt eine Unterbrechung.
- Weißt Du, was beim Segeln ein Schimpfwort war?
- Nein!
- Jackensegler! Oder Fantadosentrinker!
Wir lachen. Schön mit Thommy.
- Immer wenn ich an Bayern gegen Bochum denke, dann fällt mir die Millionärsgeschichte ein.
- Jooo. Hast recht. War doch das letzte Heimspiel der Saison 1998/1999 damals, oder? 2:4?
- Genau. Der Millionenschuss der Süddeutschen Klassengerätlotterie. Du musstest nur durch ein Torwandloch schießen, um 1 Million Mark zu gewinnen.
- Stimmt. Und das hat ein arbeitsloser Kerl aus dem Osten geschafft.
- Und als er an der Bochumer Kurve vorbeilief, haben alle "Scheiß Millionäre" gerufen. Man, was habe ich damals gelacht.
Ludwigshafen. Nach wie vor der hässlichste Bahnhof Deutschlands, da hat sich seit dem Mannheim-Spiel wenig geändert. Thomas summt "Albtraumstadt" von Extrabreit.
Immer noch Seite 55.

"Scheiße Stevie. Du hast dir da unten in London ein paar üble Sachen angewöhnt. Ich find Fußball im Fernsehen einfach zum Kotzen. Das ist doch wie mitm Gummi ficken."

Seite 96.

"Ich hab bloß das Pint Export vor Begbie abgestellt. Er trinktn Schluck; dann schmeißt er mit einer kleinen Handbewegung das leere Glas vom letzten Bier über die Brüstung. Es ist so ein dickes, mit vielen Dellen, und ich kann aus dem Augenwinkel sehen, wies durch die Luft fliegt. Ich seh Begbie an, der lächelt. Hazel und June schauen verwirrt, und in ihren Gesichtern spielget sich meine eigene lähmende Angst.
Das Glas schlägt diesem Arsch den Schädel auf, und er geht zu Boden. Seine Kumpel nehmen Kampfstellung ein, und einer von ihnen stürzt sich auf einen der Tische und verprügelt einen Unschuldigen. N anderer schlägt aufn armes Schwein ein, der gerade n Tablett mit Gläsern vorbeiträgt.
Begbie springt auf und flitzt die Treppe runter. Er steht mitten in dem ganzen Trubel.
- DER TYP HATN GLAS AUFN SCHÄDEL GEKRIEGT! KEINER VERLÄSST DEN LADEN, BEVOR ICH NICH WEISS, WER DAS VERDAMMTE GLAS GESCHMISSEN HAT!"

Wow, eine der geilsten Szenen des Films live im Buch. Trainspotting. Bäume, Schiffe, Wasser; alles draußen hinterm Fenster, hinterm Zugfenster. SMS-Kontakt mit Dirk. Er kommt zum Bahnhof, uns abholen. Wir sollen warten. Durchsage. München-Pasing. München Hauptbahnhof.
- Viel Spaß auf den Wies´n! Und keinen allzu großen Kater morgen früh
frohlockt der Schaffner.
15.13 Uhr, da ist er wieder, der gute alte Münchner Sackbahnhof. Bekannt aus allen Krimireihen, von "Derrick" bis zu "Siska". Von Dirk keine Spur. Aber da vorne: Ist das nicht Daria? Mit Daria zieht Björn bald in eine WG in Essen, und sie saß - laut Björn - im selben EC. Ich kenne sie nur vom Sehen, sie mich auch. Wir schauen uns an, lünkern aus dem Augenwinkel. Dann kommt Dirk. Tschüss. Ohne Begrüßung. Ohne Verabschiedung. Dabei sieht Daria ziemlich gut aus.
Es regnet.
- Warum können Dicke nicht telefonieren? fragt Dirk
- Weil sie nicht abnehmen!
Knaller!
Es regnet immer noch. Thommy, Dirk und Andi - ein Mülheimer Dreigestirn mitten in München. Journalismus, Privates, Umzüge nach Brüssel und innerhalb Münchens, die kompletten letzten Monate kommen auf den Tisch. Erst in der "Kostbar", dann beim thailändischen "Bambushain", bei Dirk und seiner Freundin Manuela zu Hause in der Ruffinistraße, ja, und auch beim "Ysenegger". Ich gönne mir zu Feier des Tages ein Stück Käse-Rahmkuchen, für 3,30 Euro.
Ich bin angekommen in München.

FORTSETZUNG BITTE HIER KLICKEN!
 

Die Hinfahrt:

7.57 Uhr - 8.18 Uhr: Mülheim (Ruhr) Hbf - Duisburg Hbf (Straßenbahn 901)
8.31 Uhr - 15.13 Uhr: Duisburg Hbf - München Hbf (EuroCity = EC)
Duisburg Hbf - Düsseldorf Hbf - Köln Hbf - Koblenz Hbf - Mainz Hbf - Mannheim Hbf - Karlsruhe Hbf - Stuttgart Hbf - Ulm Hbf - Augsburg Hbf - München-Pasing - München Hbf
 
Schabernack in Köln Nicht stören... Born slippy
Törööö!
Guten Appetit am Kölner Hauptbahnhof, früh morgens um halb neun!
Pssst... nicht stören... Thommy bastelt an seiner Doktorarbeit! Zug-Melancholie!
Regen oder Sonnenschein? Boot auf Kurs Warum ist es am Rhein so schön?
Was würde wohl der Wetterbericht dazu sagen? Vermutlich "Wetter unbeständig" Warum ist es am Rhein so schein? Die Schiffchen fahren, der Wein schmeckt undundund... Der Beweis! Auch aus dem Zug hat man ab und zu eine tolle Sicht!

Teil 2: Das Spiel - FC Bayern gegen VfL Bochum 4:1
Teil 3: Oktoberfest und Sonstiges

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TEIL 4: RÜCKFAHRT MIT DEM WOCHENEND-TICKET

Eigentlich hatte ich noch vor, den Englischen Garten zu besuchen. Extra deshalb durchwühlte ich gestern nach der Party noch den Münchner Stadtplan, suchte Fahrtstrecken raus. Doch völlig umsonst. Schlaf ist wichtiger, als ein 15-minütiger Aufenthalt in Münchens größtem Park, und spätestens 2003, beim nächsten VfL-Spiel in München, bin ich wieder da.
Thommy... Thommy... Aufstehen!!!
Upps, wie lange hab ich nicht mehr neben Thommy gepennt. Ach was weiß ich. Meine erste große Wochenendticket-Tour wartet. Der Zettel liegt in Dirks Zimmer auf dem Schreibtisch. Umsteigen in Nürnberg, Frankfurt, Siegen und Köln.
- Also die Hinfahrt war spitze. So eine gute Zugfahrt hatte ich lange nicht mehr.
Und Thommy ist in letzter Zeit sehr viel mit dem Zug gefahren. So wie ich. Tschüss Dirk! War schön bei Dir. Bis demnächst. Schade, dass ich soviel Stress habe, merkt er an. Sonst hättet ihr länger bleiben können, ist die Ergänzung. Trotzdem schüss. Die U-Bahn kommt pünktlich, ein letztes Mal ertönt das Singsang "Rotkreuzplatz" und "Bitte einsteigen. Vorsicht!" Der Countdown läuft. 11.48 Uhr, Zug Nummer eins fährt ab. Der Einmal-quer-durch-Bayern-Regionalexpress von München nach Nürnberg! Die Flasche Wasser steckt im Maul, die Walkman-Knöpfe in den Ohren. Das Buch "Trainspotting" wieder in der Hand!
Seite 133.

"Das Problem mit dem rothaarigen Sack is bloß, dass er nich das Talent hat, richtig ranzugehen, wenns um Weiber geht, obwohl der Arsch sonst schon Stil hat. Nich so wie ich oder Sick Boy. Vielleicht, weil der Brüder hat und keine Schwestern; mit Schnallen kann der einfach nich richtig umgehen. Wenn du drauf wartest, dass er den ersten Schritt macht, dann kannste aber verdammt lange warten."

Thommy sitzt wieder vor der Arbeit für seine Diss, diesmal hat er das Bochum-Trikot an (wie sie alle glotzen!). CD-Wechsel. "Best of Trance History". Members of Mayday. Sonic Empire. Mit dem verdammten geilen Übergang, wenn der Bass wiederkommt. Das dröhnt. Passt zum Buch.
Nürnberg Hauptbahnhof, die erste Strecke hat wunderbar funktioniert. 45 Minuten Aufenthalt, Mittagessen, haben wir vorher abgesprochen. Burger King? Mc Donalds? Döner? Pizza Hut?
- Thommy, tut mir leid, aber ich muss ein paar Mal telefonieren.
Das hab ich ihm vorher verschwiegen. Die Ergebnisse der Speldorfer Jugendabteilung hab ich nicht an Kollege Sahm abgegeben. Also muss ich selbst anrufen. Fünf Minuten später - und alle Ergebnisse sind im Sack. Prima! Einmal Big King Menü mit Pommes. Ferrari-Essen. Ab zum Zug.
Strecke zwei. Immer noch "Best of Trance History!"
Seite 154.

"Rentons schweifender Blick bleibt nun immer wieder bei einem schlanken Mädchen mit glatten, langen braunen Haaren hängen, die sich an den Spitzen leicht nach oben drehen. Sie ist schön braun und hat feine Gesichtszüge, die durch ihr Make-up geschmackvoll betont werden. Sie trägt ein braunes Oberteil und eine weiße Hose. Renton spürt, wie ihm das Blut aus der Magengrube fließt, als die Frau die Hände in die Taschen steckt und so die Umrisse des Slips deutlich hervortreten. Es ist soweit!"

Draußen, kurz vor Retzbach-Zellingen, heißt eine Firma "Eugen Fetzers Samenbank". Von einem Plaket grints Claus Bogner den Bahn-Kunden entgegen, im Rahmen der "Ausbildungsoffensive Bayern". Der Regionalexpress hält wirklich an jeder Aschentonne, häuft Minute um Minute Verspätung an. Irgendeine Aschentonne heißt "Heigenbrücken".
- Mach mal ein Foto, befiehlt Thommy.
Gesagt, getan.
- Irgendwann, als Dirk gerade nach München gezogen war, wollten Thommy Durchschlag und ich uns mit Dirk treffen - erklärt Thommy - und wir machten einen Treffpunkt in der Mitte zwischen Mülheim und München aus. Das war Heigenbrücken. Dirk war eher da und wartete an diesem verlassenen Bahnhofsgebäude, und Durchschlag und ich hatten schon zwei Flaschen Sekt intus. Die dritte köpften wir auf dem Bahnsteig und der Korken floppte aufs Vordach.
Knaller.
15 Uhr bis 16.45 Uhr - der VfB Speldorf spielt in Richrath. Ich spiele Ergebnisdienst. Total witzig. Heiko Sahm ist beim Spiel von Vatan Spor Mülheim, Marcus Lemke beim SV Mülheim 07, Helmut Kantner in Richrath. Ich fahre mitten durch Bayern und vermittle zwischen allen dreien die Zwischenstände! Speldorf schießt ein Tor nach dem anderen. Roenz. Pröpper. Roenz. Maaßen. Geiles Spiel! Die Verspätung wächst. Im CD-Wechsler wieder "Formulae".
Seite 187. Kapitel "Katastrophe im Gerichtssaal". Es wird dunkel.

"- Sie lesen also über Kierkegaard. Erzählen sie uns doch einmal ein bisschen über ihn Mr Renton, meint der Arsch herablassend. - Ich interessiere mich für seine Vorstellung über Subjektivität und Wahrheit, vor allen Dingen für seine Gedanken über die Entscheidungsfreiheit; die Vorstellung, dass eine freie Entscheidung aus Zweifel und Unsicherheit erwächst, ohne jeden Bezug zur Erfahrung oder den Rat anderer. Man könnte mit einiger Berechtigung sagen, dass dies vorrangig eine bourgeoise, existenzielle Philosophie ist, die darauf abzielt, die kollektive gesellschaftliche Weisheit zu unterlaufen. Gleichzeitig handelt es sich dabei allerdings auch um eine befreiende Philosophie, denn wenn die gesellschaftliche Weisheit negiert wird, wird auch die Basis der Sozialkontrolle des Individuums geschwächt und... aber ich sabble schon zuviel!
Ich breche ab. Die Typen hier hassen Klugscheißer."

Ankunft Frankfurt, Zug nach Siegen verpasst. Scheiße. Erst nach 1 zu Hause. Müssen über Gießen fahren. Eine Stunde Aufenthalt dort.
- Na prima, frohlockt Thommy, dann können wir ja Sarah besuchen.
Unglaublich. Dieser verdammte Kerl kennt wirklich in jeder verdammten Stadt in diesem verdammten Land irgendwelche Leute. Und da er ein Glückskind zu sein scheint, ist Sarah glatt zu Hause, hat Zeit und holt uns um 20 Uhr am Bahnhof ab. Selbstverständlich hat auch dieser Regionalexpress wieder zehn Minuten Verspätung, aber das macht nix. Kurz hinter dem Bahnhof liegt eine Kneipe namens "Krokodil". Ich verleibe mir ein Baguette mit Schinken, Tomaten, Käse und Ei ein, telefoniere zwischendurch mit Helmut, lasse mir das Richrath gegen Speldorf-Spiel nacherzählen. Thommy und Sarah derweil setzen ihr vor Wochen unterbrochenes Gespräch fort. Unglaublich. Noch vor zwei Stunden wusste Thommy nicht, dass er Sarah sehen würde, und jetzt unterhalten die beiden sich, als seien der Termin des Treffens und der Gesprächsinhalt seit Wochen verabredet. Thommy! Wir müssen gehen! DER ZUG KOMMT!
Okay, dann mal ab nach Köln! Und wieder Aschentonne über Aschentonne, sogar Hennef (Sieg). Das Buch neigt sich dem Ende entgegen.
Seite 213, endlich die entscheidende Stelle:

"Entscheide Dich für uns. Entscheide dich fürs Leben. Entscheide dich für Hypothekenraten; Waschmaschinen; Autos; entscheide dich dafür, auf der Couch rumzusitzen und bescheuerte, nervtötende Gameshows anzuglotzen, während du dir beschissenes Junkfood ins den Mund stopfst. Entscheide dich dafür, langsam zu verroten, dich im Pflegeheim vollzupissen und einzuscheißen, dass es deinen selbstsüchtigen, versauten Blagen, die du in die Welt gesetzt hast, peinlich ist. Entscheide dich fürs Leben.
Also ich hab mich entschieden, mich nich fürs Leben zu entscheiden!"

Der Rest des Buchs ist ruckzuck durch. Stark.
Man, schon wieder verspätet. Den Anschlusszug in Köln verpassen wir wieder. Also erst um 1.30 Uhr in Mülheim.
- Also so schön die Hinfahrt war, so beschissen ist es zurück.
Wir klettern durch den Zug (naja, eher ich), treffen ein Mädel aus Düsseldorf-Garath, die eine Stunde in Köln-Deutz auf die nächste S-Bahn warten muss. Wir entschließen uns für einen Interregio in Richtung Hamburg-Altona. Ein freundlicher Schaffner lässt uns mit IR-Zuschlag fahren (obwohl wir noch mehr zahlen müssten). Ich zeige ihm die Digitalkamera, fachsimple ein wenig (so gut es um kurz nach zwölf noch geht). Lesen ist nicht mehr drin. In unserem Abteil - der Zug fährt selbstverständlich wieder zehn Minuten später los - sitzt einer, der grad mit dem Flieger in Köln/Bonn aus Kopenhagen eingeschwebt ist. Außerdem ein Düsseldorfer Modepüppchen, das Matthias Hitzfeld, den Sohn von Ottmar kennt. Thommy und ich wollen jeweils innerlich losbrüllen.
Dann noch Duisburg. Umsteigen. Zu Hause.
Um 1.45 Uhr. Nach knapp 14 Stunden!
München ist Vergangenheit.
 
Morgens noch frisch und munter Burger King - home of Cola Is aber voll hier Psst... Noch ne Weltstadt
11.48 Uhr, München Hauptbahnhof. Wasser im Maul und Falten auf der Stirn. Werden wir wirklich ankommen? 14.23 Uhr, Nürnberg Hauptbahnhof. Zug war pünktlich, der Burger bei Burger King lecker! Auf dem Weg von Nürnberg nach Frankfurt! Ganz schön voll der Zug! Und schon wieder "Pssst..." Doktor Thomas arbeitet! Zwischenstopp in der Weltstadt Würzburg. Ein Foto aus dem Zug heraus!
Hurra Heigenbrücken! Bayern Helau! Iiiih, ist Frankfurt schäbig Nächster Halt: Frankfurt Main Hauptbahnhof Verschwunden in der Dunkelheit
Heigenbrücken! Da konnte Thommy mir eine tolle Geschichte erzählen und ich MUSSTE einfach den Bahnhof fotografieren. Welch farbenfrohes Bild! Es gibt schönere Städte in Deutschland als Frankfurt. Eindeutig! 18.45 Uhr, Frankfurt Hauptbahnhof. Der Zug nach Siegen ist weg. Gerade hatten wir 45 Minuten Verspätung! Gießen, auch nicht schlecht. Wir treffen uns mit Sarah, einer Kollegin von Thomas!
Gießen! Ich bin ein Clown und sammle Augenblicke Dom by night Köln Hbf by night 1.27 Uhr - Duisburg Hbf
21.15 Uhr, Gießen! Die nächste Etappe beginnt! Zug fahren schlaucht, aber Clown Andi springt trotzdem im Waggon rum! Cologne Dom by night! 0.10 Uhr, Köln Hauptbahnhof. Ich will ins Bett! 1.27 Uhr, Duisburg Hauptbahnhof. Und jetzt nur noch von Duisburg nach Mülheim kommen...

So sah das genau aus auf der Rückfahrt (Wochenendticket = 28 Euro, macht 14 Euro pro Person:

11.48 Uhr - 14.23 Uhr: München Hbf - Nürnberg Hbf (Regionalexpress = RE)
München Hbf - Freising - Moosburg - Landshut (Bayern) Hbf - Ergoldsbach - Neufahrn (Niederbayern) - Eggmühl - Regensburg Hbf - Beratshausen - Parsberg - Neumarkt (Oberpfalz) - Nürnberg Hbf

15.02 Uhr - 18.32 Uhr: Nürnberg Hbf - Frankfurt (Main) Hbf (RE) häufte insgesamt 45 Minuten Verspätung an
Nürnberg Hbf - Fürth (Bayern) Hbf - Siegelsdorf - Emskirchen - Neustadt (Aisch) - Markt Bibart - Iphofen - Kitzingen - Burgbrunn-Mainstockheim - Dettelbach - Rottendorf - Würzburg Hbf - Retzbach-Zellingen - Karlstadt (Main) - Gemünden (Main) - Langenprozelten - Lohr Bhf - Partenstein - Westhal - Heigenbrücken - Aschaffenburg Hbf - Kleinostheim - Dettingen (Main) - Kahl (Main) - Hanau Hbf - Hanau-West - Hanau-Wilhelmsbad - Maintal-Ost - Maintal-West - Frankfurt (Main)-Mainkur - Frankfurt (Main)-Ost - Frankfurt (Main)-Süd - Frankfurt (Main) Hbf

19.22 Uhr - 20 Uhr: Frankfurt (Main) Hbf - Gießen (RE) häufte insgesamt 10 Minuten Verspätung an
... eigentlich wollten wir von Frankfurt nach Siegen fahren, doch die Verspätung funkte dazwischen! Wir wussten: 0.13 Uhr Ankunft bleibt ein Wunschtraum!
Frankfurt (Main) Hbf - Friedberg (Hessen) - Gießen

21.16 Uhr - 23.50 Uhr: Gießen - Köln Hbf (RE) häufte insgesamt 15 Minuten Verspätung an
Gießen - Wetzlar - Herborn (Dillkreis) - Dillenburg - Haiger - Siegen - Brachbach - Kirchen - Betzdorf (Sieg) - Wissen - Au (Sieg) - Schladern (Sieg) - Herchen - Eitorf (Sieg) - Hennef (Sieg) - Siegburg - Troisdorf - Köln-Deutz - Köln Hbf

0.15 Uhr - 0.52 Uhr: Köln Hbf - Duisburg Hbf (InterRegio = IR, plus 1,50 Euro Zuschlag pro Person) häufte insgesamt 10 Minuten Verspätung an
... eigentlich wollten wir in Köln einen RE Richtung Mülheim nehmen, doch wieder funkte die Verspätung dazwischen! Wir wussten: 1.13 Uhr Ankunft bleibt ein Wunschtraum!
Köln Hbf - Düsseldorf Hbf - Düsseldorf-Flughafen - Duisburg Hbf

1.27 Uhr - 1.34 Uhr: Duisburg Hbf - Mülheim (Ruhr) Hbf (S-Bahn)
Duisburg Hbf - Mülheim (Ruhr)-Styrum - Mülheim (Ruhr) Hbf
 

Teil 5: Tipps für den München-Besuch

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Stuttgart, 9.11.2002

Erklärung: Anlässlich des Fußball-Bundesliga-Auswärtsspiels VfB Stuttgart gegen VfL Bochum tigerte ich eine Stunde durch die baden-württembergische Hauptstadt und versuchte, mir bei aller Zeitknappheit ein grobes Bild zu verschaffen. Hier nun einige der "Sehenswürdigkeiten"!

So muss es sein!

So sieht die perfekte Zugfahrt aus: Die TAZ zu lesen, den VfL-Schal um den Hals, und Grönemeyer im Ohr !
 
Immer wieder ein schöner Anblick! Zwischenstopp in Frankfurt! FERNWEH! Stuttgart Hbf von außen
Dieser Anblick überzeugt immer wieder: Bei der Einfahrt in den Kölner Hbf ist der Dom nicht zu übersehen! Premiere: Zum ersten Mal musste ich im Bahnhof "Frankfurt Flughafen" umsteigen! Vor lauter Aufregung vergaß ich glatt meine Regenjacke im Zug! Da kommt Fernweh auf: Ich flog nicht nach Washington, Pittsburgh, Ibiza oder Mallorca, sondern fuhr mit dem ICE nach... ... Stuttgart!
Das ist der Hauptbahnhof der selbsternannten "Schwaben-Metropole" in der Außenansicht!
Das Schloss! Im Dickicht: Der Landtag! Eine Hauptstraße Stuttgarter Staatsgalerie
Das Wahrzeichen Stuttgarts ist das Schloss mit dem umliegenden Schlosspark (mitten in der City an der Fußgängerzone mit der "Königstraße"), der in Sommer von zahlreichen Sonnenanbetern genutzt wird! Hinter den Bäumen lugt der baden-württembergische Landtag hervor, ein eher hässliches Gebäude im Schatten des Schlosses! Hinter dem Schloss und am Landtag erstreckt sich diese äußerst hässliche Hauptstraße - heißt Konrad-Adenauer-Straße oder so. Architektonisch ganz reizvoll ist die Stuttgarter Staatsgalerie, in der gerade eine Monet-Ausstellung zum Thema "Impressionismus" lief!

Der Spielbericht VfB Stuttgart - VfL Bochum 3:2 steht HIER !
Dort gibt es auch Bilder vom Gottlieb-Daimler-Stadion, das im Stadtteil "Bad Cannstatt" direkt am Messegelände und der Hanns-Martin-Schleyer-Halle liegt (wirklich alles direkt nebeneinander).
Was ich sonst noch von Stuttgart weiß?
Hat irgendwas um die 500.000 Einwohner, es gibt einen Stadtteil, der Degerloch heißt (die Stuttgarter Kickers kommen da her), der SWR sitzt dort, es gibt auch sowas wie ne Staatsoper. Außerdem ist die Stadt die Heimat der Fantastischen 4, soweit ich mich richtig erinnere...
Hab ich irgendwas vergessen?

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Diese Seite wurde zuletzt geändert am 12.5.2004
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