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Pfingsten / 8.+9. Juni 2003, Nürburgring
ROCK AM RING 2003: Stars of the dope show (Fortsetzung)
Wer sich dazu entschließt,
mit einer Kleingruppe zu einem Musik-Festival zu fahren...
... der muss wissen, was
er getan hat!!!
Eigentlich bräuchte
ich Euch nicht viel erzählen, sondern einfach nur einen Link
zu meinem Festival-ABC von 2001 setzen...
Die Basics daher gleich
in aller Kürze vorweg, um den Sozialwissenschaftlern und Psychologen
unter Euch eine Vorspeise zu liefern!
1) 75.000 zumeist Jugendliche
begegnen sich fünf Tage lang auf engstem Raum, die meisten in Kleingruppen
mit dem entsprechenden Lärmpegel.
2) 90 Prozent dieser Personen
sind an mindestens einem Tag besoffen oder bekifft bis zum Rand, die meisten
überschätzen dabei ihre Aufnahmefähigkeit... vor allem,
wenn die Sonne brennt!!!
3) Auf dem Gelände
spielen drei Tage lang 100 Bands auf drei verschiedenen Bühnen, täglich
von 15 bis 2.30 Uhr.
4) die hygienischen Bedingungen
sind an allen Tagen bescheiden. Sprich: Jeder der Besucher muss mit fünf
gesundheitsschädigenden Tagen rechnen; a) mit sehr wenig Schlaf, und
wenn ja, dann unterbrochen, b) mit Ohrenschmerzen (bei der lauten Musik
auf und außerhalb des Geländes), c) jeder stinkt, das bleibt
einfach nicht aus; baden, zehn Minuten duschen oder in Ruhe mal pinkeln
entfällt total!, d) wer säuft oder kifft; naja, gesund ist das
ja auch nicht wirklich, genauso wie die Fast-Food-Verpflegung, die 90 Prozent
der Besucher tag-täglich in sich reinstopfen.
-------------
Aber trotz allem ist es
möglich, Massen an Leuten kennenzulernen; denn den ganzen Tag brennen
allüberall die Lagerfeuerchen oder es grillt jemand oder irgendwo
spielt jemand Fußball oderoderoder... ein Riesen-Treffpunkt; da bleiben
die kleinen Unwägbarkeiten nebensächliche Details, weil: Den
anderen geht´s genauso!!!
-------------
Vielleicht sollte ich noch
die anderen großen deutschen Festivals erwähnen. Ähnlich
wie "Rock am Ring" / "Rock im Park" sind das "Southside" und das "Hurricane"
auch Zwillinge. Und dann gibt es noch in Weeze bei Kleve das "Bizarre"
oder auch ab und zu "Terremoto"-Festival. Etwas kleiner ist das "With Full
Force" - und dann kommen schon die Ein-Tages-Events. Soviel in aller Kürze
zum Thema "Festival-ABC".
-------------
Fünf Tage auf extremstem
Niveau; und doch gibt es diese "Festival-Luft", die den Abend mit Chips
und Cola vor dem Fernseher einfach nicht ersetzen kann. Dieses Rumlaufen,
vorbei an all den Zelten; über dem Gelände, an all den Ständen;
das Erlebnis, zu 70.000 Menschen zu gehören, die ein und dieselbe
Band anfeuern - yeah, das bringt´s. Selbst für diesen einen
Tag haben sich die 99 Euro voll und ganz gelohnt. Und ich weiß auch
ganz genau, warum ich bei "Iron Maiden" (Fr., 6.6.) und "Placebo" (Sa.,
7.6.) mit einer Träne im Auge vor dem TV-Gerät saß und
dem "Rockpalast" zuschaute. Aber ich sollte ja selbst auch noch hinfahren.
Was hat sich geändert gegenüber 2001?
1) Fangen wir mit etwas Positivem
an: Die Zelte und Autos stehen nun getrennt voneinander. Das hat den Nachteil,
dass es etwas länger dauert, die Zelte und sonstigen Utensilien zum
Platz zu schleppen. Daher ist eine Anreise einen Tag vor Festivalstart
zwingend ratsam. Der Vorteil ist, dass es nachts keine laute Musik mehr
gibt. Die fetten Anlagen benötigen Strom, und den gibts über
das Auto... Also ich fand´s gut.
2) Positiv ist auch die
Anbindung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, die ich ausprobierte
(Bus-Shuttle ab/bis Koblenz Hauptbahnhof). Ich hatte keine Schwierigkeiten.
3) Sehr positiv war am Donnerstag,
Freitag und Samstag das Wetter, mit Temperaturen bis zu 30 Grad. Leider
war ich nur am Sonntag und Montag da, als es zwischendurch mehrfach gewitterte...
4) Anders waren die hygienischen
Bedingungen, allerdings nicht leider nicht positiver. Es standen mehr Klos
mit Spülung zur Verfügung - aber insgesamt weniger, da fast alle
Dixie-Klos verschwunden waren. Okay, diese endeten nahezu täglich
in einer ziemlichen Sauerei, aber lieber ne Sauerei in den Dixie-Klos als
auf den Wiesen oder im Wald pinkeln, gell? Vor allem für Frauen war
es fast unzumutbar und ohne Wartezeit nahezu unmöglich, auf Klo zu
gehen. Ähnlich bei den Duschen, die einen bestimmten Betrag kosteten
(keine Ahnung, wie viel). Aber selbst nachts um 3.30 Uhr soll (laut Zander)
eine lange Schlange dort gewesen sein. Den Müllberg verschweig ich
mal besser... einfach unvorstellbar, wie es auf den Wiesen ab Samstag aussieht.
Jahr für Jahr.
Wie wir uns geholfen haben?
a) mit einer "Solar"-Dusche.
Wasser kann man sich an großen Fässern abzapfen. Diese Dusche
wird damit aufgefüllt und wärmt sich dann von selbst. Ist zwar
nur ein Notfallding, aber es gelten nun einmal extreme Bedingungen; b)
Wasser zum Zähne putzen selbst mitbringen: das versiffte angebotene
Wasser würd ich lieber nicht dazu benutzen; c) Spiegel selbst mitbringen:
also wer glaubt, einen ruhigen Platz außerhalb des Zelts zu finden,
der ist ein hoffnungsloser Illusionist.
Dann ist nur noch eine Frage
offen:
WER IST HELGA???
Das ist eine Deutschland-Festival-spezifische
Eigenart, dass nachts sehr viele über den Zeltplatz laufen und laut
"Helgaaaaa!" brüllen. Vor ein paar Jahren, so besagt die Legende,
ging beim Bizarre-Festival, damals noch am Fühlinger See in Köln,
ein Mädchen namens "Helga" verloren - und ein verzweifelter Vater
oder Ehemann suchte laut rufend. Das fand viele Nachahmer und ist nun ein
Running-gag der besonderen Art, der aber auch mal nerven kann!!! SEEEEHR
nerven kann!
Wer sich dazu entschließt,
mit einer Kleingruppe zu einem Musik-Festival zu fahren...
... der muss wissen, was
er getan hat!!!
Ich war schon mal da... und
beschloss daher, nur anderthalb Tage zu fahren.
Eine weise Entscheidung,
denn nochmal fünf Tage hätte ich wohl nicht überlebt...
Die Statistik
Die BANDS (wirkliche
Zeiten siehe Bilder beim Haupttext):
- Disturbed (offiziell:
15.45 Uhr) auf der CENTERSTAGE
- Queens of the Stone Age
(offizell: 16.45 Uhr) auf der CENTERSTAGE
- Deftones (offiziell: 18
Uhr) auf der CENTERSTAGE
- Marilyn Manson (offiziell:
19.55 Uhr) auf der CENTERSTAGE
- Metallica (offziell: 22
Uhr) auf der CENTERSTAGE
- Moby (offiziell: 0.30
Uhr) auf der ALTERNASTAGE
HINFAHRT (Sonntag, 8.6.2003):
9.38 Uhr - 9.44 Uhr, RE
- Mülheim Hbf, Duisburg
Hbf -
9.49 Uhr - 10.35 Uhr, ICE
- Duisburg, Düsseldorf
Flughafen, Düsseldorf Hbf, Köln Hbf -
10.42 Uhr - 11.47 Uhr, RE
- Köln, Köln-Süd,
Brühl, Bonn Hbf, Bonn Hbf, Bonn-Bad Godesberg, Oberwinter, Remagen,
Sinzig (Rhein), Bad Breisig, Andernach, Koblenz Hbf -
12.30 Uhr - 13.35 Uhr BUS
(für 4 Euro)...
... bis zum Nürburgring!
RÜCKFAHRT (Sonntag,
9.6.2003):
9.35 Uhr - 10.40 Uhr (für
4 Euro)...
... BUS!
10.43 Uhr - 11.37 Uhr
Koblenz Hbf, Andernach,
Remagen, Bonn Hbf, Köln Hbf
11.51 Uhr - 12.46 Uhr
Köln, Köln-Deutz,
Köln-Mülheim, Leverkusen Mitte, Düsseldorf-Benrath, Düsseldorf
Hbf, Düsseldorf Flughafen, Duisburg Hbf, Mülheim Hbf
Hier
geht´s zu:
TEIL
2:
Der
musikalische Teil - der Haupttext!
BERLIN
Viele Gelegenheiten werde
ich wohl nicht mehr bekommen, mit meinen Großeltern in den Urlaub
zu fahren.
Wartet mal... bin ich überhaupt
jemals mit meinen Großeltern in den Urlaub gefahren? Hmm... nee,
ich glaub nicht. Nee, sogar ganz bestimmt nicht. 25 muss ich werden, um
fünf Tage nonstop mit Oma und Opa zu verbringen. Vier Jahre lang wohnte
ich mit ihnen unter einem Dach (sie in der 1. Etage, ich allein darunter).
Nun sinds mit der Bahn knapp fünf Minuten, und doch ist es ein Triumph,
wenn wir uns einmal im Monat treffen. Jaja, die Termine... Eigentlich weiß
ich gar nicht mehr, wie genau wir darauf gekommen sind, einen Familientrip
in die deutsche Hauptstadt zu unternehmen. Irgendwann Mitte 2002 muss es
gewesen sein, als wir alle parallel (vermutlich bei einer der seltenen
Familienfeiern) unser Interesse an einer Reise bekundeten. Mein Vater ergriff
die Chance - und kurze Zeit später waren die Züge schon gebucht.
Und so vergingen die Tage im Oktober, November, Dezember, auch die ersten
fünf Monate im Jahr 2003, ohne dass ich auch nur einen Gedanken an
Berlin verschwendete. Diese fünf Tage ließ ich kaum an mich
ran, nein, nicht weil ich mich nicht gefreut hätte, das schon gar
nicht, soviel zu tun... soviel zu erledigen... Berlin? Ich fahre nach Berlin?
Ja, ich fuhr nach Berlin!
Was genau ich dort unternommen
habe, seht ihr unten in Stichpunkten... Gedanken zum Thema Familie und
Gesprächsinhalte werde ich Euch an dieser Stelle aber nicht erzählen
- nicht weil sie besonders hypergeheim wären oder Staatsgeheimnisse
beinhalten, sondern weil sie in den Familienkreis gehören und auch
nur dahin. Nur soviel: Wir alle haben das - denke ich - genossen. Ein schöner
Ausflug in eine Super-Stadt in einer ganz ganz seltenen Besetzung. Wer
kann schon sagen, ob das jemals wieder klappt?
Noch entlasse ich Euch aber
nicht in den Foto-Bereich...
ein paar kleine Anmerkungen
zu meinem zweiten Besuch in diesem Jahr nach
dem VfL-Spiel im April sollte ich doch noch machen... Im Gegensatz
zu den Trips nach München, Wolfsburg
oder wohin sonst noch erspare ich Euch eine Vorstellung der Stadt, der
Hauptstadt der Nazis, der Hauptstadt der aktuellen "Berliner Republik",
dem Symbol des "kalten Krieges", dem Geburtsort der 68-er-Studentenbewegung.
Der Geschichtsfluß des 20. Jahrhunderts fließt durch jede Straße,
durch jede Gasse.
Mittlerweile war ich schon
so oft in Berlin, der Stadt der 1000 Kneipen, der Stadt, in der sich jeder
wohlfühlen kann, der Stadt der U-Bahn-Sänger, der Stadt, die
so gänzlich anders und für mich viel schöner und reizvoller
ist als München - und von Tag zu Tag liebe ich diese Stadt mehr (wie
übrigens auch meine Eltern!)... Die Sehenswürdigkeiten habe ich
- ob in Ost und West - mittlerweile zwei- bis dreimal durch (z.B. im Westen
Ku´damm+Umgebung, Potsdamer Platz, Brandenburger Tor, Reichstag+Kuppel,
Siegessäule von unten und oben, Olympiastadion, Freie Universität,
Bezirk Kreuzberg, Museumsinsel von außen (leider noch nicht drin)
- im Osten Alexanderplatz von unten und oben, Humboldt-Uni, Gendarmenmarkt,
Bezirk Prenzlauer Berg, Eastside Gallery, Unter den Linden, Friedrichstraße,
Stadtteil Köpenick usw.). Ich hab einige Nächte in Berlin verbracht,
war dort nüchtern und auch betrunken, im Bezirk Mitte unterwegs, in
Friedrichshain, Prenzlauer Berg, Kreuzberg, bin damals anno 1997 ins WG-Leben
meines Bruders eingetaucht, habe die größte Enttäuschung
meines VfL-Lebens (0:1 beim 1.FC Union im DFB-Pokal-Viertelfinale bei -15
Grad im Dezember 2000) erlebt, machte meine ersten Berlin-Erfahrungen 1994
im Rahmen einer Klassenfahrt (und konnte daher auch die rasante Entwicklung
der Stadt in den letzten zehn Jahren verfolgen) - und würde nun sehr
gern dort studieren, oder mich als Journalist durchschlagen wollen, wenn
ich es mir zutrauen würde. Es mag ein wenig arrogant anmuten, aber
ich glaube, dass Berlin die Stadt ist (nach dem Ruhrgebiet natürlich),
die ich am besten kenne und in der ich problemlos sieben Tage lang Reiseführer
spielen könnte - mit allen Schikanen, im Tages- UND Abendprogramm...
Ich gehöre nicht mehr
zu diesen Touristen, die mir diesmal ganz deutlich ins Auge gesprungen
sind. Bei den ersten Besuchen war ich einer von ihnen, mit Rucksack auf
dem Rücken und der Fotokamera auf dem Bauch. Doch diesmal? 75 Prozent
der Leute auf dem Ku´damm und rund ums Brandenburger Tor sind keine
echten Berliner. Thommy zum Beispiel ist super-oft dort - und sah zum ersten
Mal seit zwei Jahren das Brandenburger Tor. "Da kommt man einfach nicht
vorbei im Alltag", lautete seine Begründung - und sie leuchtet ein.
Aber eine Frage bleibt: Würde es mir wirklich Spaß machen, in
dieser Stadt zu leben?
Auf diese Frage kann ich
noch keine Antwort geben. Später vielleicht.
Denn in diese Stadt werde
ich noch sehr sehr oft fahren.
Weitere Klick´s
mit biografischen Anmerkungen zum Thema Berlin:
1) Die
Konzert-Lesung von Wiglaf Droste am 17.6.2003 in der "Bar jeder Vernunft"!
2) Das
Bundesligaspiel Hertha BSC Berlin - VfL Bochum (1:0) am 12.4.2003!
PROGRAMM:
wie das bei Familientouren
so ist: Rechnet pro Tag noch zwei (meist warme...) Mahlzeiten (und jeweils
ein halbes Kilo für mich) drauf!
Samstag, 14.6.2003
Hinfahrt von 8.06 Uhr bis
13.30 Uhr (Treffpunkt 7.45 Uhr (!!!!!), Mülheim Hauptbahnhof) ...
- Fußmarsch mit dem
guten alten Thommy durchs gute alte Berlin (Kurfürstendamm, Potsdamer
Platz, Pariser Platz, Brandenburger Tor) ... - da muss man schon nach Berlin
kommen, um mal in Ruhe mit dem Kerl labern zu können. Manmanman!
- 18 UHR: "Die Distel" -
Kabarett an der Friedrichstraße im Ostteil, Geschenk from our parents
(Treffpunkt 17.30 Uhr)!
Sonntag, 15.6.2003
viel los in Berlin: Stones-Konzert
im Olympiastadion...
- 10 UHR: 30-minütiger
Vortrag im Plenarsaal des Reichstags (ohne großartige Neuigkeiten)
mit anschließendem Aufenthalt auf der Kuppel-Ebene (Treffpunkt 9.30
Uhr), ging mit allem pipapo bis 13 Uhr!
- Friedhofs-Rundtour Nummer
1 (St. Annen-Friedhof, Dahlem - Dreifaltigkeits-Friedhof, Mariendorf);
erst mit Thommy, dann allein!
Montag, 16.6.2003
- Fußmarsch mit der
Family (Eastsidy Gallery im Osten, Hackesche Höfe, Dorotheenstädtischer
Friedhof)
- Ausflug mit der Family
nach POTSDAM (hier ohne Fotos... ich war 1994 schon dort, was aber keine
wirklich gute Ausrede ist... hab´s einfach vergeigt) von 17 bis
21.30 Uhr!
Dienstag, 17.6.2003
Gedenktag mit viel Brimborium
in Berlin: 50. Jahrestag der Aufstände im Ostteil!
- Museumsinsel (Treffpunkt
12 Uhr mit Thommy) - leider hatten drei der fünf Museen geschlossen,
also muss dieser Programmpunkt verschoben werden..., dann Fußmarsch
zum Gendarmenmarkt
- Bustour mit Thommy durch
das "Märkische Viertel" (echt krass, ganz Marzahn-like, nur im Westen!
Ja, richtig gelesen! Nicht vier Iduna-Hochhäuser, sondern 60 oder
70 davon)...
- 20.30
UHR: "Wiglaf Droste und das Spardosenterzett": Konzert-Lesung in der
"Bar jeder Vernunft" (mit Thommy und Gerd Dembowski)
Mittwoch, 18.6.2003
- Lockeres Ausklingenlassen
nennt man das wohl (KaDeWe, Europa-Center, Kurfürstendamm)...
Rückfahrt von 15.56
bis 19.47 Uhr (Treffpunkt 15.30 Uhr, Bahnhof Zoo)
Hotel
"Haus der Begegnung", Landhausstraße,
Berlin-Wilmersdorf, Nähe zu den Haltestellen "Güntzelstraße"
(U9) und "Berliner Straße" (U7, U9). Ich hatte ein Einzelzimmer...
so feudal werde ich wohl erst wieder residieren, wenn ich Rentner bin!
Gesehene Promi´s
(irgendeinen
habe ich bisher bei JEDEM Besuch in Berlin gesehen)
Oliver Kalkofe (TV-Ulknudel,
manchmal nervig, zumeist aber witzig), Vaclav Havel (ehemaliger tschechischer
Präsident, der mit vielen Security-Leuten über den Ku´damm
spazierte)!
That´s me...
Kraulen am Bart der Geschichte...
Andi und Karl Marx. |
Und einmal die Welle bitte...
ooooooooooohhhhhhh... |
....... HEY HEY HEY HEY !!! | Andi zeigt´s der Bundesbahn!!! |
Friedhöfe
Was reizt mich an Friedhöfen?
Ich habe Angst vor dem Tod.
Vielleicht sollte ich das zu Beginn dieses kurzen Textes klären.
Und doch mag ich es, einmal
im Jahr über irgendwelche Friedhöfe zu marschieren. Ich weiß
nicht warum. Womöglich liegt es in meiner Biografie. Im dritten Schuljahr
oder so unternahm meine Grundschulklasse einen Ausflug auf den Alten Friedhof
in Mülheim. Dort "hausen" die alten Industriellen Krupp, Stinnes,
Thyssen (oder soll ich Hitlers Helfer sagen?) - und es faszinierte mich.
Einen toten Menschen habe ich bis heute noch nicht gesehen, und ich bin
verdammt froh darum. Einen mir wichtigen Menschen habe ich noch nicht verloren
(meinen Opa väterlicherseits, aber da war ich zwei und abseits jeglicher
Registration), und mir graut auch davor.
Und doch mag ich es.
Mag die Ruhe? Warum ist
soviel Ruhe auf den Friedhöfen? Aus Respekt vor der Trauer der Menschen?
Wahrscheinlich. Stelle mir manchmal Würstchenbuden, Live-Musik und
eine Großbild-Leinwand mit Bundesliga-Übertragung auf den Friedhöfen
vor. Nach dem Motto: "Hätte Dir doch gefallen!" Und verwerfe den Gedanken
schnell wieder. Wenn ich so an den Gräbern stehe, und mir dabei die
Menschen vorstelle, die fünf Meter weiter unten verwesen, vermodern,
von Würmern gefressen werden, und daran, was sie in ihrem Leben geleistet
haben, dann wär mir auch nicht danach, zu "Smells like teen spirit"
von Nirvana zu tanzen. Mag ich die Blumen, die auf den Gräbern liegen?
Auch, vielleicht, womöglich. Immer wieder womöglich. Die existenziellen
Gedanken über das eigene Leben, die mir in den Kopf steigen? Vielleicht
sollten alle Menschen häufiger auf einen Friedhof gehen. Nicht aus
Totenhuldigung (das haben die Nazis für sich gepachtet), sondern um
über das eigene Leben nachzudenken. Kaum ein Ort ist stiller, kaum
ein Ort eignet sich mehr dazu. Ist es das, was mich einmal im Jahr auf
Friedhöfe treibt?
Diesmal ist es etwas anderes.
Es ist Berlin, und ich habe mir drei Friedhöfe quer über das
Stadtgebiet verteilt rausgepickt. Diesmal will ich es endlich schaffen.
Monatelang nun verschlinge
ich Zeile um Zeile, die sich mit Rudi Dutschke befasst. Biografien über
ihn, Texte von ihm und nun sogar aktuell die eigenen Tagebücher. 1979
starb der Mann, der im Brockhaus nicht verzeichnet ist, und auf dem Friedhofsplan
der St. Annen-Gemeinde in Berlin-Dahlem, unweit der Freien Universität,
mit "Studentenführer" bezeichnet wird. Es ist Rudi, mit dem ich ein
paar Dinge gemeinsam habe (bilde ich mir ein), dessen Einstellung oft (aber
nicht immer) teile, und den ich - laut Thommy - sehr gut imitieren kann.
Und nun werde ich ihm gegenüber stehen. Nicht wirklich, na klar, und
doch ganz nah. Thommy ist dabei. Gespräche über den Tod. Die
Angst. Über Rudi. Gestorben in Arhus. Gegenüber eine Bank. Hinsetzen.
Auf den Grabstein starren. Thommy durchbricht die Stille. "Ich hab Bock
auf ne Currywurst mit Pommes". Wieder zurück im Reich der Lebenden.
Dann noch Ulrike Meinhof,
einst bei der Zeitung "konkret" und später in der RAF. Alois Prinz
hat meine Eindrücke treffend zusammengefasst (siehe unten). Ein noch
beeindruckenderes Grab-Erlebnis als bei Rudi. So ruhig, so einsam liegt
sie da, die anderen Toten wollen ihr scheinbar wirklich nicht zu nahe kommen,
wie Prinz erkannte. Ich entdecke das Grab nur zufällig. Wäre
fast dran vorbeigelaufen, wenn mir nicht ein Stift runter gefallen wäre.
Ein Stift fünf Meter über Ulrike Meinhof. Dann noch der Dorotheenstädtische
Friedhof. Mit Hegel. Fichte. Den beiden Philosophen. Dann noch Brecht.
Und ich frage noch einmal...
was reizt mich an Friedhöfen?
Alois Prinz: "Lieber wütend
als traurig" - Das Leben der Ulrike Meinhof, Seiten 293 ff.
"Der Friedhof der Dreifaltigkeitskirche
liegt im Berliner Stadtteil Alt-Mariendorf, in der Eisenacher Straße.
Die Straße ist beidseitig gesäumt von großen Kastanienbäumen,
die nun, Mitte Mai, weiße und rosa Blütenkerzen tragen. Auf
den Dächern der zwischen den Bäumen geparkten Autos liegen Blütenblätter.
Der Gehweg, ein unebenes
Kopfsteinpflaster, führt zuerst am Heilig-Kreuz-Friedhof vorbei. Gleich
daran schließt sich der Friedhof der Dreifaltigkeitsgemeinde an.
Er gleicht einem Park mit altem Baumbestand: Kastanienbäume, Linden,
Kiefern, Buchen, Platanen.
Ich habe ein Plan bei mir
und halte mich nach dem Eingangstor gleich links. Schon von weitem sehe
ich die große Birke, die auch auf meinem Plan eingezeichnet ist.
Die Gräber rund um den alten, knorrigen Baum stehen dicht an dicht,
nur ein Grab liegt isoliert. Links und rechts davon ist ein breiter Streifen
frisch gemähter Wiese. Es sieht aus, als ob die anderen Toten nicht
zu nahe kommen wollten. Es ist das Grab Nummer 3A-012-019, auf einer schrägen
Steinplatte steht mit Kleinbuchstaben "ulrike marie meinhof", darunter
das Geburts- und das Todesdatum: 7.10.1934-9.5.1976.
Die Grabstätte ist
erst kürzlich neu gestaltet worden. Früher war sie eingefasst
von einer dichten, kniehohen Hecke wie von einer Mauer. Jetzt ist die Hecke
ersetzt durch lange Steinplatten, die das Grab ebenerdig einrahmen. Am
Fußende liegt eine ungeformte, ungeschliffene Steinplatte wie die
Türschwelle zu einem Haus. Das Ganze wirkt nun offener, als gäbe
es nichts mehr zu verbergen.
Narzissen, Stiefmütterchen,
violettes Heidekraut und weißer Steinbrech sind auf dem Grab eingepflanzt.
Im Eck steht eine kleine Trauerweide, deren Zweige sich nach unten biegen
wie das Wasser eines Springbrunnens. Jemand hat ein kleines Glas in die
Erde gedrückt, darin steckt ein Fliederzweig. Neben der Namenstafel
eine schmale Plastikvase mit einer roten Rose darin. Und auf der Tafel
liegt en kleiner verblühter Strauß Vergissmeinnicht.
Auf den Tag genau vor 26
Jahren ist Ulrike Meinhof hier begraben worden, am 15. Mai 1976, einem
Samstag. Kein anderer Friedhof in Berlin wollte sie aufnehmen. Nur die
Dreifaltigkeitsgemeinde war dazu bereit, gegen den vehementen Protest vieler
Gemeindemitglieder. Wie stark bei vielen Bürgern der Hass auf diese
Frau war, zeigt eine "Todesanzeige", die ein Steuerberater "im Namen gleichgesinnter
Steuerzahler" in der Oberhessischen Presse aufgab: "Wir danken Ulrike Meinhof
für ihren Entschluss, aus dem Leben zu scheiden." Und in der gleichen
Zeitung wurde die Zuschrift einer Leserin abgedruckt, die erklärte:
"Ein Mitgefühl ist bei dieser Person nicht aufzubringen."
Für die fast 5000 Menschen,
die sich an jenem Samstag auf und um den Mariendorfer Friedhof versammelt
hatten, war Ulrike Meinhof eine Märtyrerin, ein Vorbild. Viele unter
ihnen waren vermummt oder hatten ihre Gesichter kalkweiß geschminkt,
mit einem schwarzen Kreuz auf der Stirn. Über Lautsprecher erschollen
Kampflieder, "Venceremos"-Gesänge und Lieder von Wolf Biermann. Fäuste
wurden in die Luft gereckt, schwarze und rote Fahnen geschwenkt und Transparente
entrollt. "Wir tragen Trauer und Wut, die wir nicht verlieren", hieß
es auf einem.
Die Trauergäste saßen
und standen auf den Grabsteinen, manche waren auf die Bäume geklettert.
Einige Presseleute waren mit ihren Kameras auf Grabsteine gestiegen, um
einen besseren Blick zu haben. Ein älterer Mann trat an das noch leere
Grab, hob seinen Spazierstock und rief: "Es lebe die Weltrevolution. Ulrike,
dein Tod wird gerächt."
Der mit einem Fliederstrauß
geschmückte Sarg wurde von der Friedhofshalle zum Grab gefahren, begleitet
von Ulrike Meinhofs Schwester Wienke und einigen Rechtsanwälten. Bettina
und Regine, ihre Töchter, waren nicht gekommen. Ihr Vater hatte das
nicht gewollt.
Am offenen Grab wurden Reden
gehalten. Für den Anwalt Klaus Croissant war Ulrike Meinhof ein Opfer
des "Vernichtungskrieges" des Staates gegen die Rote Armee Fraktion. Versöhnlicher
sprach Croissants Kollege Otto Schily, der meinte, der Tod und das Leiden
von Ulrike Meinhof mögen ein "Zeichen für die Hoffnung der Menschheit"
sein. Dann trat Klaus Wagenbach nach vorn. Er zeichnete den politischen
Weg der Verstorbenen nach, ihr Engagement in der Atomtod-Kampagne, ihren
Protest gegen die Große Koalition, gegen den Vietnam-Krieg, gegen
die "physischen Kosten des Kapitalismus". "Was Ulrike Meinhof umgebracht
hat", so Wagenbach, "waren die deutschen Verhältnisse." Und er zitierte
die Zeilen von Bert Brecht: "Ach, wir / Die wir den Boden bereiten wollten
für Freundlichkeit / Konnten selber nicht freundlich sein."
Der greise Theologe Helmut
Gollwitzer war der einzige Geistliche, der am Grab sprechen durfte. Doch
was er zu sagen hatte, wollten die meisten nicht hören. Seine Worte
wurden von Pfiffen, Gelächter und Zwischenrufen begleitet. Gollwitzer
nannte Ulrike Meinhof ein "Kind Gottes", und er beschrieb sie als einen
Menschen, der sich das Leben dadurch schwer gemacht hat, dass er das Elend
anderer Menschen sich so nahe gehen ließ. Als Gollwitzer sagte, die
Verstorbene sei mit ihrem Tod in die Liebe Gottes eingegangen, schrien
einige "Aufhören!" oder "Schluss! Stecker raus!" Gollwitzer warnte
eindringlich davor, Ulrike Meinhofs Tod zu verdinglichen, ihre "Selbstaufgabe"
in Rache und neue Gewalt zu verkehren.
Nach eineinhalb Stunden
war die Beerdigung zu Ende und die Menge formierte sich zu einem Protestmarsch
in die Innenstadt. Zurück blieben auf dem Friedhof tausende von Zigarettenkippen,
viele Flugblätter - und ein frisches Grab.
26 Jahre später ist
es auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof ruhig und friedlich. Ich scheine der
einzige Besucher zu sein. Nur Vögel sind zu hören und das Wummern
der Bässe aus einem Auto, das auf der Eisenacher Straße vorbeifährt.
Es ist seltsam, an einem Grab zu stehen. Man denkt, man müsse besinnliche
Gedanken haben. Aber das gelingt mir nicht. Mir geht nur immer ein Satz
durch den Kopf, der nach Ulrike Meinhofs Tod in einem Kommentar der Londoner
TIMES gestanden hatte: "The end of a wasted life is always sad" - das Ende
eines vergeudeten Lebens ist immer traurig.
Ursprünglich sollte
auf dem Grabstein ein Spruch eingraviert werden: "Freiheit ist nur im Kampf
um Befreiung möglich." Die Friedhofsverwaltung hat das aber nicht
erlaubt. Einige Wochen nach der Beerdigung klebten dann Sympathisanten
diesen Satz mit roten Buchstaben auf die Namenstafel.
Die roten Klebebuchstaben
sind längst wieder abgefallen. Und zur Wallfahrtsstätte ist Ulrikes
Grab nicht geworden. Sehr selten hat man Besucher gesehen.
Vergessen wurde Ulrike Meinhof
aber nicht.
Besser hätt ich´s
nicht formulieren können!
... mal wieder Berliner
Sehenswürdigkeiten ... Bekanntes und Unbekanntes ...
... und die FAMILY ...