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VfL Bochum - FC Hansa Rostock 0:0 (28.2.2004)
Leise rieselt der Schnee
Noch fallen nur Schnipsel vom Himmel...
Nullnummer auf Lanzarote
... denn bald wird dichtes Schneetreiben folgen!
Wie ist das Wetter wohl gerade
auf Lanzarote? Lasst mich die Augen schließen und von dieser Insel
träumen, auf der ich noch nie war und auf die ich wohl so schnell
nicht kommen werde. Wahrscheinlich scheint die Sonne, die Strahlen prickeln
auf der Haut, und vermengen sich mit ein paar Schweißtropfen zu einem
undefinierbaren chemischen Gemisch. Wahrscheinlich ist es dort so warm,
dass es nötig ist, sich ins Meer zu stürzen, um sich ein bisschen
abzukühlen. Das ist Lanzarote. Und was ist im Ruhrgebiet? Nach einem
Traum mit geschlossenen Augen von Spanien ist der wirkliche Anblick der
Natur ein Graus. Es ist morgens früh, und ich wage gar keinen Blick
aus dem Fenster... dann tu ich´s doch - und? Es schneit immer noch.
Seit zwei Tagen rieseln die Flöckchen vom Himmel, mal mehr und mal
weniger dicht. Die Straßen, Bürgersteige, Wiesen und Felder
sind längst komplett weiß und die Straßen die reinste
Rutschbahn. Schmeiße den Computer an. Gehe ins Internet. Auf sonnige
Seiten. E-Mail von Gerd. "Kann heute nicht zum Spiel kommen. Bin mit meiner
Frau auf Lanzarote. Aber über eine Ergebnis-sms würd ich mich
freuen"... mensch Leute, so macht´s doch keinen Spaß. Den Zettel
von Bruder Thommy habe ich auch noch an der Pinnwand hängen: "Bin
am Wochenende mit Marrit in Paris." Und im Ruhrpott schneit es und schneit
und schneit es.
Ihr alle da draußen,
in Europa verteilt, wollt sicherlich wissen, was Ihr verpasst habt... NICHTS!
Dieses Spiel sollten wir alle ganz ganz ganz ganz ganz schnell vergessen.
In der U-Bahn auf dem Rückweg
fasste es ein berlinernder VfL-Fan treffender zusammen als ich es jemals
könnte: "Wetter scheiße, Spiel scheiße, Schiedsrichter
scheiße, Anfahrt scheiße, Abfahrt scheiße, wir scheiße,
Rostock scheiße - einfach allet scheiße!"
Wer was zum Spiel wissen will,
sollte die Bildunterschriften lesen:
Das ist diiiiie Berliner Luft Luft Luft! Berlin regt an, Berlin ist kalt, Berlin schenkt mir erstmals einen Punkt
Berlin hat viele Kapitel
Kapitel 1:
Die Sitzbänke im U-Bahnhof
"Dahlem-Dorf" sind mir noch gar nicht aufgefallen. Keine "normalen" 08/15-Holz-Plastik-oder-irgendwas-dazwischen-Schalen,
sondern richtige Kunstwerke. Kunstwerke mit weiblichen Brüsten. Ich
bemerke es, und notiere es auf meinem Notizzettel im Kopf. Nur so. Der
Kiosk gegenüber hat geschlossen. Letztes Mal, im Juni
2003, da hat Thommy dort noch eine Currywurst verdrückt. Jetzt
geht ein Opa dort spazieren und mault einem Auto hinterher. Im Hintergrund
höre ich, dass eine U1 Richtung Warschauer Straße einfährt.
Dann biege ich links ab und passiere die Baumschule. Kein Mensch ist dort,
um die Bäume im Wachsen und Gedeihen zu unterrichten (ein sehr irreführender
Name, Baumschule, oder...?), und die Pfützen, die durch den Schnee
der letzten Tage entstanden, sind gefroren. Zum Schlittschuh laufen reicht
es aber noch nicht. Warm ist das nicht in Berlin. In Deutschland. Heute
Morgen, als ich um 8.50 Uhr in Mülheim meine Wohnung verließ,
da schneite es sogar. Nun ist der Schnee das einzige, was zum perfekten
Winterwetter noch fehlt. Warum habe ich nur die dünnen Chucks angezogen?
Meine Füße frieren schon jetzt! Und es kommen noch drei Stunden
in der Kälte. In Dahlem ist nichts los an einem Samstag zur Mittagspausen-Zeit.
In der FU ganz in der Nähe ist wahrscheinlich kein Mensch, und auch
sonst schläft der vornehme Vorort. Ich überquere die Straße,
sehe viele Blumen in der Gärtnerei und am Horizont die Kapelle des
Friedhofs der St. Annen-Gemeinde. Auf dem Boden liegt ein kastaniengroßer
Stein, kick it like Beckham. Kein Auto fährt mehr die Straße
entlang, keine laute Musik aus den Autoradios verpestet die Luft. Das schwarze
Gittertor ist geöffnet. Auf dem Friedhof bin ich der einzige, der
die Ruhe sucht. Der sich auf eine Sitzbank begibt, diesmal keine versaute
- ist ja ein Friedhof hier - und die Bäume anguckt, die langsam nachwachsenden
Blätter, die Kapelle, und das Grab von Rudi Dutschke. Es ist eine
himmlische Ruhe. Ich weiß nicht, warum ich hergekommen bin. Aus purer
Lust... purer Lust an der Stille, der Einsamkeit. Noch 90 Minuten bis zum
Anpfiff.
Kapitel 2:
Haaaaach, was habe ich mich
auf Berlin gefreut. Bin extra am Freitagabend zu Hause geblieben, hab nicht
mal groß rumtelefoniert, bin für meine Verhältnisse unverschämt
früh um 1 Uhr schlafen gegangen. Das alles für diese Stadt, die
ich auf dieser Homepage an verschiedenen Stellen, ob beim letzten Auswärtsspiel
im April 2003 oder dem Kurzurlaub
im Juni 2003 gewürdigt habe. Es
ist eine andere Vorfreude als vor den letzten Auswärtsspielen in Leverkusen,
Hamburg oder Hannover. Berlin ist groß, Berlin regt an, in Berlin
passiert was, Berlin, das hat was. Atmosphäre. Stimmung. Luft? "Daaaas
ist diiie Berliner Luft Luft Luft", heißt es doch in irgendeinem
schlechten Schlager. Die Blätter in meinem BAEDEKER Berlin sind fast
schon vergilbt, die Eselsohren nur noch per Taschenrechner zu zählen.
Überall und nirgends hab ich mich schon rumbewegt, und doch will ich
immer wieder hin. Immer wieder. Vielleicht werd ich doch nochmal hier wohnen,
ich weiß es nicht. Gebucht habe ich schon lange "meinen" Zug. Losfahrt
9.24 Uhr am Essener Hauptbahnhof. Steige ein, suche meinen reservierten
Platz und knacke direkt weiter. So richtig gut hab ich nicht geschlafen
die Nacht, und mit meinen mutigen Zielen (50 Seiten in einem Buch für
die Uni) wird es nichts. Auf der Hinfahrt reicht es gerade für die
aktuelle WAZ und die aktuelle "taz". Und für die Konzentration auf
meine Playlist. "Slave to the wage" von Placebo ist wie bei jedem Auswärtsspiel
mein Beginner-Song, gefolgt von Herberts "Bochum". Und dann noch das fantastisch-geniale
"Believe" von K´s Choice sowie "I can´t win" von den
Strokes als Hommage an wohl vergangene VfL-Zeiten, und immer wieder "Denkmal"
und "Aurélie" von Wir sind Helden. Marschiere zum Bordbistro, schnipse
mit den Fingern und bekomme einen kalten Kakao entgegen geschleudert, da
ruft Thommy an. Liest mir die Aufstellung vor, die der Videotext für
uns entworfen hat. Mit Bemben, Tapalovic, Diabang, Buckley und Meichelbeck
von Anfang an. "Was für ein Trümmerhaufen, oder?", fragt er mich.
Alter Schwede, was für ein Trümmerhaufen. Der ICE ist pünktlich.
Komisch. Premiere. 13.01 Uhr. An Bochum, Dortmund, Hamm, Bielefeld, Hannover
und Berlin-Spandau vorbei. Was tun? Ich ziehe meinen VfL-Schal ein wenig
fester und spaziere. Nehme die U9 Richtung Spichernstraße und dann
die U1 Richtung Krumme Lanke. Bis Dahlem-Dorf.
Kapitel 3:
Lasst mich ein Wort zu Sunday
Oliseh verlieren. Letzte Woche habe ich mich an dieser Stelle bewusst knapp
ausgedrückt. Bewusst, um allen klarzumachen, wie wenig passiert ist
und wie SCHEISSE das Spiel war. Und dann wurde es zu dem Spiel, über
das wohl leider am meisten diskutiert wird. Schon in der Halbzeitpause,
da haben sich Oliseh und Hashemian beharkt. Das hat Sam´s Freundin
bemerkt. Wir anderen alle unterhielten uns grad, rissen Scherzkes, keine
Ahnung. Der Schock erreichte mich Sonntagabend mit meinem kicker.de-Newsletter.
"Morgen im Kicker: Der Fall Oliseh!", stand dadrin. Eingeschlafen, aufgewacht,
und der Schock war da. Nasenbeinbruch. Kopfstoß. Aus drei Metern
Anlauf. Ein Sonntags-Schuss. Von Sunday, ins Herz von Tausenden von Bochumern.
Und dann die Folgefragen: Haben die uns einen vorgespielt? Zweckgemeinschaft?
Was ist los? SMS-Orgien mit anderen Fußballfans; mit Dirk, Gerd,
Telefonate mit Thommy; unser VfL wird endlich auch mal in den "heute"-Nachrichten
erwähnt. Aber nicht, na klar, weil er auf Platz vier steht, sondern
wegen dieser Kopfstoß-Sache. "Ganz Deutschland schaut auf uns", hat
unser Torwart RvD (alias R=Rein V=Van D=Duijnhoven) gesagt. Auf uns? Uns,
dazu zähle ich auch die Fans, also mich. Es ist ein besonderes Spiel
heute in Berlin, und die Vorgeschichte ist unfassbar. Wir stehen so gut
wie noch nie in unserer Vereinsgeschichte zu diesem Zeitpunkt, und trotzdem
ist die dickste Krise seit zwei Jahren da. Wir reisen als Vierter an, Hertha
ist in größter Abstiegsnot - auch das war zuletzt stets umgekehrt.
Nichts ist mehr normal. Nur in einem sind wir uns einig: So gut der Oliseh
auch war, so nett er auch gespielt hat, und so sympathisch er rüberkam:
Rausgeschmissen hätten wir ihn alle.
Die S-Bahnlinie zwischen
"Zoologischer Garten" und "Charlottenburg" ist immer noch gesperrt. Das
war sie im ganzen letzten Jahr auch schon. Was legen die denn da? Schienen
aus Gold? Mein Vorwissen ist hilfreich. Mit der U1 - Berlin-Insider wissen
Bescheid (Hallo Dad!) - geht es von "Dahlem-Dorf" bis zum "Heidelberger
Platz", dann mit der S-Bahn bis zum "Westkreuz" und von dort mit einer
Sonder-S-Bahn bis zum "Olympiastadion". Noch 75 Minuten dauert es bis zum
Anpfiff, und ein paar unangenehme Zeitgenossen haben hinter mir im Zug
Platz genommen. Sie singen "Blonde Haare - blaue Augen - BSC" und klatschen
dabei rhythmisch. Direkt danach kommt ein laut gebrülltes "wir sind
deutsch wir sind deutsch wir sind deuuuutsch", und das ganze hundertmal
hintereinander. Es nervt. Ob wir ein gutes Ergebnis erreichen? Wie benimmt
sich eine Stadt, ein Verein, Fans im Abstiegskampf, die sonst nur Cocktail-Fußball
gewöhnt sind? Ich erstehe für einen glatten Euro ein wirklich
gutes Stadionmagazin (inhaltlich stark verbesserungswürdig, aber nicht
in Hochglanz, sondern in HochHochHochglanz) und für 2,50 Euro eine
Fanzeitung von der PhotoMafia, einer Tochtergesellschaft der Ultras. Oft
an dieser Stelle brachte ich meine Gedanken und Meinungen zu diesem Trend
der Fangruppierung zum Ausdruck, und - tätäää - jetzt
ist es quasi auch schriftlich belegt. Wer dort über Spiele berichtet,
achtet kaum auf das Geschehen auf dem Platz. 75 Prozent der Zeilen gelten
den "Choreos" (Choreografien) der eigenen und der gegnerischen Mannschaft,
den Sprechchören, den Kontrollen. Und es gibt nicht nur VfL-Spielberichte,
sondern auch von zahlreichen anderen Vereinen. Offensichtlich handelt es
sich um ambitionierte Grundhopper. All das hilft mir, die Zeit bis zum
Anpfiff zu vertreiben. Nervös und vor Kälte tänzelnd bewege
ich mich in der großen Schüssel auf und ab. Es ist der Deutschen
liebstes Stadion; der Führer hat´s 1936 selbst für perfekt
erklärt... Der Mief der Nazizeit will nicht verschwinden, nicht für
meine Nase, obwohl die Modernisierung weit voran geschritten ist.
Ich habe mich etwas an den
Rand gesetzt, möchte heute nicht so viel mitrufen. Vor mir sitzt eine,
die so aussieht wie Judith Holofernes von Wir sind Helden. Hübsch
hübsch. Unsere Aufstellung ist tatsächlich die im Videotext angekündigte.
"Nick ihn ein. Mit drei Metern Anlauf zum Auswärtssieg", versucht
mich Dirk aus München aufzumuntern. Als die Berliner einlaufen, ertönt
es laut "Absteiger! Absteiger!" aus dem VfL-Block. Hoffentlich erwischt´s
die nicht. Will doch auch im nächsten Jahr nen Grund für einen
Berlin-Besuch haben! 15.30 Uhr, Anpfiff, und Oliseh ist allgegenwärtig.
Der Geist des Sonntags lähmt uns alle. Uns Fans genauso wie die Spieler.
Es ist ein unheimlicher Bruch im Spiel. Van Duijnhoven, Fahrenhorst, Kalla,
Zdebel, Wosz, Freier - das sind die wichtigen Spieler. Und der Rest? Meichelbeck?
Bemben? Tapalovic? Diabang? Buckley? Jungs, die bisher kaum auf dem Platz
standen, sollen nun unser 4-2-1-3-System bei Laune halten. Hertha kommt
mit Reina, mit Neuendorf, mit Friedrich, mit Marcelinho, mit Bobic, und
mit mächtig Druck im Abstiegskampf. Mazzelinho darf ungehindert von
Kalla dann auch in der 22. Minute das 1:0 schießen und verwandelt
eine Minute später einen Freistoß zum 2:0. Aufgrund irgendeiner
seltsamen Eingebung pfeift der Schiedsrichter den Freistoß ab. Warum
auch immer. Egal. Bobic steht in der 30. Minute sowieso ganz frei vor RvD,
schießt den aber genauso an wie Mazzelinho kurze Zeit später.
Simunic jagt den Ball nach einer Standardsituation vorbei, und so sind
wir alle schwindelig, als es nur mit 0:1 in die Pause geht. "Alles prima:
Mein Tipp 3:1 für uns", versucht Dirk wieder eine sms-Aufmunterung.
Hilft es? Mir nicht. Die Berliner Luft ist abgekühlt. In der Halbzeitpause
schießt Rolf Zacherl, der Ziegenbärtchen-Koch von PRO 7 mit
der komischsten Stimme seit Mr. Ed aufs Tor; und schafft 85 km/h.
In Grün laufen unsere
Jungs auf. In diesem hässlichen, schleimgrünen Rotzshirts. Und
mir ist kaaalt. Bibber, bibber, bibber. Und ich bibber eigentlich nicht
so schnell. Slawo Freier hat ein eigenes Mittel zum Aufwärmen und
donnert die Kugel gleich nach Wiederbeginn an die Latte. Ein "Hoppla"-Effekt
für Spieler und Fans. Die Unterstützung wird lauter und besser,
die "VfL"-Rufe schwappen bis in die Randgebiete der Kurve, also bis zu
mir. Und in der 57. Minute zappelts. Freistoß von Wosz, und dann
ist´s irgendwie passiert. Wer? Wie? Warum? Wer? Wer? Wer? Und vor
allem wie? Egaaaaal... 1:1 steht auf der Anzeigetafel, dann wird es schon
stimmen. Es ist so unwirklich, so ungläubig, so unerwartet. Holen
wir hier was? Nehme ich einen Punkt mit aus Berlin? 1:1, es wird hektischer.
Sechs Wechsel, viele Fouls, kein Spielfluss. Unser Trainer wechselt bis
auf Freier alle Offensiven aus, bringt drei Defensive. Er will diesen einen
Punkt retten. Das wollen wir auch. Marcelinho schießt - RvD hält.
Bobic in der Nachspielzeit - vorbei; in doppeltem Sinne. Ein Abstiegsaspirant
hat einen dezimierten Trümmerhaufen nicht geschlagen. Hertha ist eingebrochen
in Halbzeit zwei. Bei uns stimmt die Gemeinschaft. Zweifel unangebracht.
So überschwänglich wie noch nie in diesem Jahr feiern die Jungs
in der Kurve den Punkt. Telefonat mit Thommy. Er hat bei mir zu Hause Premiere
geguckt. Wir sind beide zufrieden. Mit Hashemian und Madsen hätten
wir das bestimmt gewonnen.
Kapitel 4:
Abpfiff. Spieler beklatscht,
Endergebnisse angehört, immer noch Vierter und ab zur S-Bahn. Nee,
erst mal Fußgymnastik. Und von links nach rechts, von oben nach unten,
und weiter und weiter und weiter. Eingeschlafen und erfroren gleichzeitig,
hoffentlich brech ich mir nichts. Mensch, Anfang März und trotzdem
so kalt. Muss das sein? S-Bahn bis Charlottenburg, Bus-Ersatzverkehr bis
zum Zoo. Der Abend ist noch jung. 90 Minuten bleiben noch. Der 100-er-Bus
ist richtig. Ab zum Brandenburger Tor, zum Reichstag, Unter den Linden,
Hotel Adlon. Das touristische Schnellprogramm. Schaue mir ihn an, den langen
Schatten der Geschichte. Stelle mir auch diesmal vor, wie es so gewesen
wäre, wenn ich am 30.1.1933 oder dem 13.8.1961 in den Bögen des
Brandenburger Tores gestanden hätte? Berlin regt an, ich sauge Berlin
auf. Berliner Luft, Berliner Atmosphäre, die Internationalität,
Kreativität. Hier laufen so viele rum, die einfach nur lässig
angezogen sind, mit denen ich gern ins Gespräch käme. Ein Spaziergang
über den Kudamm zum Abschluss, dazu noch ein von mir geplätteter
Klopapierhalter bei Burger-King am Bahnhof Zoo (Thommy war am Telefon Zeuge,
gemerkt hat´s keiner), und vorbei ists. Hab jede Sekunde genossen,
in mich aufgesaugt. Momente der Großstadt.
Im ICE erwische ich einen
Sitzplatz. Die Städte rauschen vorbei. Ohne Halt bis Hannover. Bielefeld.
Hamm. Dortmund. Bochum. Aussteigen. Umsteigen. Bochum-Langendreer, 23.40
Uhr. Ich lasse den Tag in der "Matrix" ausklingen, tanze bis 2.30 Uhr,
so lange, bis die Schweißperlen auf meiner Stirn stehen. Trinke eine
Cola, einen Water Joe, beobachte Tanzende, unterhalte mich mit guten Freunden.
"Are you gonna go my way?", fragt Lenny Kravitz. "Basket case", schmettern
Green Day. "Ok", brüllt Farin Urlaub. Und wir alle mit.
Zu Beginn, ja zu Beginn
war die Ruhe. Bei Rudi Dutschke.
Im Spiel
... davor und danach ...
Ausführlichere Information zu einem früheren Berlin-Besuch im Juni 2003 gibt es HIER!
Nostalgie, Depri-Stimmung, Judiths Stimme, Riesenjubel und sogar eine Hochzeit - im Text ist alles drin
Wenn Du oben stehst...
Gerds Wunschfoto mit "seinen" Hüpfmäusken!
Hier also ist er, der Punkt,
auf dem ich stand, als ich mein erstes Tor schoss. Hier ist er, dieser
verstaubte, manchmal mit Glassplittern übersäte Ascheplatz, der
als Symbol für zahlreiche Bolzplätze steht, dessen Tore selbstverständlich
keine Netze haben, der natürlich von einem hässlichen Mehretagen-Haus
ersichtlich ist, hinter dessen Zaun in regelmäßigen Abständen
Güterzüge entlangbrausen. Hier ist er, der Platz an der Frühlingstraße.
Es ist Sonntagmorgen, kurz nach 11 Uhr, in der nebenliegenden Sporthalle
findet ein Judokampf statt, über den ich berichten muss, doch Judith
von Wir sind Helden flüstert mir via Discman "Und ich male uns beide
als Umriss aus Kreide auf den Asphalt" zu. Ich drehe ein paar nostalgische
Runden. Der siebte Geburtstag lag gerade vier Wochen zurück, als meine
Eltern mich in der F-Jugend des VfB Speldorf anmeldeten. Deren Training
fand eben an dieser Frühlingstraße statt. Ich weiß es
noch genau, am 29.4.1985, also zweieinhalb Jahre vor meinem ersten VfL-Spiel,
betrat ich mit meinen kleinen Fußballschühchen den Platz und
jagte dem Leder hinterher. Und schoss sofort mein erstes Tor. Auf diesem
Platz hatte alles seinen Anfang. Wer weiß... wenn die ersten Übungseinheiten
blöd gewesen wären, wenn der Platz unbespielbar gewesen wäre...
wäre ich dann Fußballfan geworden? Wäre ich dann VfL-Fan
geworden? Würde ich dann Sport-Journalist werden wollen? "Du erkennst
mich nicht wieder", singt Judith in dem gleichnamigen Lied, "unerkannt,
flieg ich ans Ende der Stadt, ans Ende der Welt, und über den Rand."
Ich geh zum Judo.
Sonntag-Spiele sind deprimierend.
Im letzten Jahr waren wir schon oft mit diesem hoffentlich bald sterbenden
Spielplankiller konfrontiert, und diesmal wieder der gleiche Scheiß.
Fünf von den letzten elf Spielen sind am Sonntag, meinem Haupt-Arbeitstag.
Die von mir schon vorgeplanten Auswärtsfahrten nach Köln und
Dortmund muss ich knicken. Wenigstens die Heimspiele, wenigstens die, so
der Schwur mit mir selbst, die will ich mitnehmen, egal, wie anstrengend
es auch sein mag. Um auf die Anstrengung richtig vorbereitet zu sein, schlemme
ich in einer Bäckerei bei einem Stück Käse-Sahnetorte, und
allein der Nachgeschmack hält mich beim Verbandsligaspiel Union Mülheim
gegen Union Nettetal bei Laune. Abstiegskampf in bester VfL-70er-Jahre-Manier,
wildes Rumgepöle, ohne Ende Fouls... ein Blick aufs Layout, 90 Zeilen...
schaue auf die Uhr, es wird wohl wieder so eng wie beim Spiel
gegen Dortmund. Es gibt viele Fach-Gespräche, den noch in der
Hosentasche versteckten Schal (weiß zwar jeder, dass ich hingehe,
aber bin ja noch im Dienst) umklammer ich fest. Nettetal führt 1:0,
als ich um 16.30 Uhr beschließe, Richtung Bahnhof zu verschwinden.
Ich sprinte, hoffe, den Regionalexpress noch zu erwischen. Die Bahnhofs-Anzeige
streckt mir aber den Mittelfinger entgegen. "20 Minuten Verspätung"
steht drauf. Anruf bei Union. Nettetal hat 2:1 gewonnen. Der übliche
Journalisten-Alltag. Ergebnisse weitergeben, Torschützen herausfinden,
andere Resultate einholen. Schreibe eine sms an Gerd, dass es später
wird, dass er sich breit machen soll. Seine Antwort: "Ich tue was ich kann.
Sam wird dich dann mit Kopfstoß empfangen, wie Schwarze das so tun
;-) mach voran, bis gleich..." Damit qualifiziert er sich umgehend für
diese Reportage, und unruhig warte ich auf den Zug. Will einen ICE nehmen.
Werde vom Schaffner abgebürstet: "NEEE, der ist NICHT freigegeben.
Sie dürfen NICHT einsteigen!" So ein Arsch!! Das geht auch freundlicher!
Unruhig und deprimiert laufe ich auf und ab, als müsste ich fünf
Liter pinkeln. Sprinte in Bochum zur U-Bahn... Hä? Kopfstoß?
Ach so, ist ja erst Spiel zwei ohne Oliseh. Und das ist erst zwei Wochen
her. Aber doch so weit weg. Und wer ist eigentlich der Gegner? Borussia
Mönchengladbach. Heute Abend werde ich gegen keine andere Mannschaft
so viele VfL-Spiele gesehen haben. 17.33 Uhr, endlich angekommen... Bude
ist gerammelt voll. Stelle mich auf die Zehenspitzen... sehe... einen indirekten
Freistoß im Strafraum... für uns... Zdebel, abgewehrt. Welch
ein Auftakt!
Sonntag-Spiele sind auch
deshalb Quatsch, weil dadurch mein ganzer Rhythmus aus dem Takt gerät.
Immer denselben Zug nehmen, früher da sein, den Stehplatz sichern,
in Ruhe mit den Jungs quatschen - njet, alles unmöglich. Pünktlich
zum Anpfiff im Stadion, und direkt nach Spielende wieder zurück. Das
macht alles nur halb so viel Spaß. Der Weg durch die Reihe ist mühsam,
aber unsere "Gruppe" finde ich spielend. Thommy hat nämlich gleich
einen ganzen Hörsaal mitgebracht, und der Rest ist auch komplett da
- Sam, seine Freundin Nicole, Gerd, Krüger... fast eine kleine "Familie"...
Es bleibt keine Zeit zum Luft holen... Spiel gucken. Gleich fünf Veränderungen
gibt es bei uns. Madsen, Colding, Hashemian, Bönig und Stevic spielen.
"Und?", frage ich Thommy, "wurde Hashemian besonders gefeiert nach der
Oliseh-Attacke?" "Ja, beim Einlaufen. Die Spieler kamen, und sofort danach
die Va-hid-Va-hid-Va-hid-Ha-she-mi-an-Rufe!" Vorbei die Nervosität,
die Depri-Stimmung, das Union-Spiel, die Arbeit irgendwo am Horizont meiner
Gedanken. Konzentration. Wir beginnen gut, aber nach zehn Minuten? Nach
zehn Minuten fragen wir uns alle, wer gegen den Abstieg kämpft und
wer in den UEFA-Cup will. Die Gladbacher Viererkette macht das Spiel geschickt
eng, hält unsere schwachen Stürmer zweikampfstark in Schach.
Dazu ruckzuck vorgetragene Angriffe, vor allem über unsere linke Abwehrseite,
wo der Bönig alles andere als souverän aussieht, das alles macht:
überlegene Gladbacher. Das Spiel ist ordentlich, munter, aber den
Ton gibt Gladbach an. Die Fans sind in ihrem Auswärtsspiel des Jahres
prächtig gelaunt, und die Mannschaft hat Chance um Chance. Als aber
Demo in der 38. Minute Großchance Nummer vier auslässt, winkt
jemand hinter mir ab und meint: "Jetzt haben wir gewonnen. So kläglich
wie die sind. Die schießen kein Tor. Und wir murmeln schon irgendwie
einen rein. Warte ab." Halbzeit. Bin jetzt noch ganz verschwitzt, von der
Hetzerei, von der Nervosität. Kann erst jetzt Sam (der auf den Kopfstoß
verzichtet und über die sms heftig grinst), Gerd und den Rest begrüßen.
Wir alle lachen uns über die Mitarbeiter von "Coca Cola", des "Sponsors
of the day" kaputt, die mit einer Art Pistole irgendein Zeugs in die Ostkurve
böllern. Was soll das denn? Gerd freut sich über die Stationettes
(die Hüpfmäuschen des VfL), brüllt obligatorisch "Titten!"
und verlangt ein Erinnerungsfoto. Nicole und Sam erfreuen uns mit der besten
Nachricht seit Wochen: Sie werden bald heiraten! Heißt der erste
Sohn - wenn es einen gibt - Anton nach dem Kaiser unter den Abwehrspielern
der derzeitigen Bundesligaklubs? Sam: "Ja!" Nicole: "Neeeein!" Ehekrach?
Mensch ein Sieg wäre
doch so wichtig. Wir hätten fünf Punkte Vorsprung auf einen Nicht-UEFA-Cup-Platz,
hätten unsere Rekordserien ausgebaut. Und das ist doch nur MÖNCHENGLADBACH!
Präventiv singen wir "Gladbach - Gladbach - zweeeite Liiiga!" und
"UUUUEFA-Cup - und wir ham das blau-weiße Licht bei der Nacht!" Indes:
Das Spiel gibt keinen Anlass dafür. Mit einem "Stadionverbot für
Oliseh!"-Schild tragen auch die Ultras abschließend zur Diskussion
bei (man kann´s auch übertreiben), und das Spiel flacht ab.
Die Gladbacher, in der ersten Halbzeit noch klar überlegen, lassen
es ruhiger angehen, verschieben in der Defensive aber immer noch sehr geschickt
und lassen unsere Stürmer immer und immer wieder ins Leere laufen.
Eine Chance für Freier, ein Kopfball von Hashemian, zwei/drei Ecken,
vier/fünf Freistöße aus der Halbposition. Nix dolles. "Schlimm",
grummeln ein paar Leute um mich rum, während die Gladbacher immer
lauter feiern. "Mensch", grummle ich zurück, "ihr wart alle vor zwei
Wochen gegen Rostock nicht da. Da war das NOCH
SCHLIMMER! Und da hats außerdem noch geschneit!" Diesmal ist es ein
sehr schöner Frühlingstag, und in der 86. Minute beschließe
ich, die Anzeigetafel zu fotografieren. 0:0. "Da passiert nichts mehr.
Das dritte Unentschieden hintereinander. Gegen Rostock, Hertha und Gladbach,
drei Abstiegskandidaten." Buckley ist mittlerweile im Spiel, hat bisher
aber schön versagt. Freistoß noch einmal. Ich fotografiere den
Strafraum - als Spielszene für diese Seite - und warte... Buckley?
Lasst deeen doch nicht schießen. Läuft an, der Ball fliiiiegt,
und der ist DRRRIIIIN!!!! Unglaublich! Unglaublich! Unglaublich! Kommt
alle in meine Arme. Das gibts doch gar nicht! Das gibts doch gar nicht!
Keiner jubelt, Madsen nicht, Kalla nicht, Buckley ein bisschen... muss
ein Eigentor gewesen sein... egaaaal! Und wirklich: Gladbachs Asanin wars.
Zwei Minuten noch überstehen..... und..... ABPFIFF! Ich krame einen
Satz aus meinem Sprach-Repertoire aus, von dem ich glaubte, dass ich ihn
niemals in Zusammenhang mit dem VfL Bochum schreiben werde. Aber er trifft
so gut zu wie kein anderer. Denn SO IST DAS, WENN DU OBEN STEHST! "Das
ist der VfL Bochum im Jahr 2004", frohlockt derjenige hinter mir, der in
der 38. Minute das Murmel-Tor angekündigte. Er hat Recht behalten.
Unsere Serien sind auch noch da. Genau ein Jahr ohne Heimniederlage, seit
acht Spielen zu Hause ohne Gegentor, seit neun Spielen unbesiegt. Hey,
wir haben 41 Punkte, und damit sicher den Klassenerhalt geschafft. Aber
das ist gar kein Thema mehr bei uns. Wo soll das bloß noch hinführen?
Und das nach so einer unterdurchschnittlichen Leistung... Den Jungs ist
das fast selber peinlich, die jubeln nicht so überschwänglich
wie nach dem 1:1 in Berlin. In der U-Bahn fragt
mich ein Gladbacher Fan: "Hast Du wenigstens Mitleid?" Ich überlege
und antworte: "Nö. Wer so blöd ist und hier die Punkte liegen
lässt... der hat´s auch nicht verdient!"
Unsere kleine Familie zerstreut
sich sofort nach Spielende in alle Himmelsrichtungen. Meine Currywurst-Pommes-Majo
nehme ich auf die Hand mit in den diesmal pünktlichen Regionalexpress.
Der ist um 20.15 Uhr in Mülheim. Schalte den Hebel wieder um auf Verbandsliga-Fußball,
auf die vorentscheidende Niederlage von Union Mülheim. Auf Judo.
Und ich höre im Hinterkopf
wieder Wir sind Helden. "Unerkannt flieg ich ans Ende der Stadt ans Ende
der Welt und über den Rand."
Kafumm! Der "Sponsor of the day", Coca Cola, katapultierte irgendwas in die Kurve. "Iiiihr macht Euch lääächerlich!!"
Fotoserie (die Fotos entstanden
innerhalb von 90 Sekunden)
Nostalgie und Aktualität
Ein vom Winde verwehtes Jubiläumsspiel mit dem Standardergebnis!
La Valse d'Andi
"You´ll never walk alone..." - nicht schlecht...!
Langsam schlendere ich über
die Straße. Ein Auto kommt mir entgegen, hupt einmal laut und dann
sogar mit den Frontscheinwerfern, jaja, ich geh schon zur Seite. Das nächste
Auto ist noch weit entfernt. Es ist dunkel geworden in Kaiserslautern,
die Straßenlaternen weisen den Weg, und in meinem Ohr kratzt der
Kopfhörer. Er kratzt, weil das "Ohrkissen", das sich zwischen den
Kopfhörer und die Ohrmuschel bettet, schon so ausgefranst ist, dass
es die schonende Funktion nicht mehr erfüllt. Ich setze einen Fuß
vor den anderen, wechsel die Straßenseite, schau den Leuten ins Wohnzimmer,
ohne dass es sie stört, und höre "La valse d'Amélie",
den Hauptsong, den "Walzer" (la valse) aus dem Film "Die fabelhafte Welt
der Amélie". Ich schließe die Augen, könnte wie ein Berufstänzer
Runde um Runde um Runde auf der Straße drehen... und vergesse für
einen Augenblick, irgendwo in Kaiserslautern abzuhängen und auf den
Zug zu warten. Es ist Amélie-Zeit. Amélie ist Träumen.
Amélie ist Schweigen. Amélie ist Nachdenken. Ich kenne viele,
die von sich behaupten, genau wie Amélie zu sein. Das behaupte ich
nicht von mir. Aber ein Hauch von diesem Film, von Yann Tiersens Soundtrack,
der schlummert so tief in mir, dass keiner außer mir weiß,
wo er liegt.
Hab mir gestern die neue
Beatsteaks-CD gekauft. Im neuen Musikexpress hat die "Smack Smash" fünf
von sechs möglichen Sternchen bekommen, zudem wurden die Jungs aus
Berlin von vielen anderen geadelt, muss wohl was dran sein. Und an diesem
windigen, bewölkten Morgen kann ich eine gute Portion klassischen
Punk sehr sehr gut gebrauchen. Lied 5 ist "Hand in hand", soll das geilste
der Scheibe sein... und WOW - das fetzt mir so das Trommelfell weg morgens
um 8.45 Uhr, dass meine frisch geduschten Haare ohne Fön ganz alleine
trocknen. "She ain´t never gonna get wise!!!", brüllt mir der
Sänger ins Ohr, und schon früh stelle ich fest, dass die Scheibe
bei mir funktioniert. Zwei Wochen seit dem Berlin-Spiel
sind rum. Es geht mal wieder zu einem Auswärtsspiel. Jede einzelne
weite Fahrt ist so außergewöhnlich, dass es mir diesmal total
normal erscheint, nicht eine halbe Stunde zum Bochumer Ruhrstadion, sondern
fünf Stunden zum Lauterer Betzenberg zu fahren. Bleibt noch Zeit zum
inne halten? Ruuuuuhig... ganz ruuuuuhig... denn.... TUSCH! Es ist mein
250. VfL-Spiel! 250-mal zittern, 250-mal Vorfreude, 250-mal Jubel, 250-mal
Trauer, 250-mal Lachen, 250-mal analysieren... und das 250. Spiel soll
ein Beispiel sein für die meisten anderen. Alleine mache ich mich
auf den Weg, stelle fest, dass sich mein Pullover nicht mit Regen verträgt
und deshalb stinkt, und denke nach. 250. Spiel - in Kaiserslautern. Am
Betzenberg. Einmal bin ich schon dort gewesen, aber das ist bestimmt neun
Jahre her. Es war mein erstes Auswärtsspiel außerhalb Nordrhein-Westfalens.
Damals war das Wochenend-Ticket grad neu eingeführt worden, es kostete
noch 15 Mark! Wirklich, nur 15 Mark! Und Thommy Schmalenbach, ein damaliger
Mitschüler in der zehnten Klasse, und ich teilten uns die Fahrkarte
(für 7,50 Mark nach Kaiserslautern...) und saßen die sehr ermüdende
Zeit von sechs Stunden im Zug; stiegen alle 45 Minuten um und sprinteten
den Betzenberg rauf und wieder runter. Pünktlich zum Anpfiff waren
wir im Stadion, und nach 15 Minuten lag der VfL schon 0:3 zurück,
soweit ich mich erinnern kann. Was für ein Tag. Schaue aus dem Zug,
höre immer noch "SHE AIN´T NEVER GONNA GET WISE!!!!!!", und
es macht mich wacher von Moment zu Moment. Ich muss vorsichtig sein. Aufpassen.
Darf nicht einschlafen. Umsteigen in Köln. In Mainz. Und in Bad Münster
am Stein, wo auch immer das sein mag. Die Zugfahrt ist ruhig. Es ist bereits
mein drittletztes Auswärtsspiel in dieser Saison. Dortmund und Köln
fallen für mich aus, weil ich arbeiten muss; bleiben noch Stuttgart
und Frankfurt. Und eben Kaiserslautern.
Es geht vorbei an Weindörfern.
Auf der neuen ICE-Strecke zwischen Köln und Frankfurt entlang, die
ich zwischendurch in Mainz verlasse. Zwischenhalte in Montabaur und Limburg
Süd, da steigt keiner ein, keiner aus, und ich überlege, ob ich
in diesem Text rumpolitisieren soll, wie sich die Bahn beim Bau dieser
Strecke finanziell verhoben hat... na, ich lass es sein. Es ist so trostlos
im Zug und draußen im Frühlingssturm, dass die Fahrt langweilig
und vor allem langatmig zu werden droht; hab keine Lust auf Telefonieren,
auf Lesen, auf Schreiben, auf smstippen, noch nicht einmal das Kribbeln
ist da, wir stehen ja schließlich momentan relativ sicher auf Platz
vier und das heutige Ergebnis ist mehr oder weniger schnurz...
... bis, ja bis ich in Bad
Münster am Stein eintreffe. Nur sechs Minuten Zeit habe ich zum Umsteigen...
ich komme an und weiß: Hier bin ich richtig. "Unsere Heiiimat - unsere
Liiiebe - in den Faaaaaaarben BLAU und WEISS!!", schallt es aus einem an
einem anderen Gleis stehenden Zug, und ich weiß: Das muss meiner
sein. Mittlerweile bin ich in meinem Discman auf die Ärzte umgestiegen,
und während Farin "Ich bin reich" brüllt, drücke ich auf
den STOP-Knopf und schaue einfach nur noch eine Stunde lang meinen VfL-Mitstreitern
zu, die ununterbrochen grölen und saufen. "2010...", stimmt jemand
an, "ihr werdet es schon sehn, wir holen den U-U-EFA-Cup und wir weeeerden
deutscher Meister", singt der Zug mit. Den Einheimischen (und noch viel
mehr den zusteigenden FCK-Fans) wird immer mulmiger, bis ich dazulerne,
wie der Song weitergeht! Nämlich mit dem alternativen Beginn "2008
- wer hätte das gedacht" und "2006 - da seid ihr ganz perplex!" Mein
absoluter Favorit, und da geht es gerade an der Weltstadt Imsweiler vorbei
(die gebührend gefeiert wird; "Imsweiler - oho, Imsweiler - ohohoho!"),
geht nach der Melodie der Vogelhochzeit: "Die absolute Hääärte
sind Oberlippenbääärte - peterneururerpeterneururerpeterneuruneururer!"
Da muss ich sogar laut lachen, und alle gucken mich an.
Es läuft alles so wahnsinnig
glatt. Pünktlich am Hauptbahnhof, pünktlich am Stadion, den Weg
direkt gefunden. Direkt gefunden? Das ist nicht wirklich schwer. Es ist
beeindruckend. Schon nach dem ersten Schritt auf Lauterer Boden wird der
Auswärtsfan mit der rauen Wirklichkeit konfrontiert. Wie eine Statue
wirkt das Stadion, bedrohlich nahe, als würde es den Rest der Welt
unter sich begraben wollen. Kein anderes Stadion der Bundesliga liegt so
passend, so erhaben, so zentral, so schön. Vom "Mythos Betzenberg"
ist oft die Rede, und nur wer auf den Gleisen des Lauterer Hauptbahnhofs
steht, begreift einen Teil davon. Ohne diesen Anblick wäre Kaiserslautern
eine Stadt von vielen anderen, aber mit ihm...!?
Ich bringe meine Tasche
zum Gepäckbus, knipse ein bisschen rum, sage Dirk und Gerd meinen
sms-Ergebnisticker an, bestelle bei der schönen Diana, die extra ein
handbemaltes Namensschildchen trug (wo war ihre Telefonnummer?) eine Cola
und eine Bratwurst und setze mich ins Stadion. Betzenberg. Fritz-Walter-Stadion.
70 Minuten noch. Der "Mythos". Das Stadion ist total unförmig. Die
so "legendäre" Westkurve sieht aus wie der altmodische Stehplatzblock
im Georg-Melches-Stadion, absolut klein und traditionell. Und der Rest?
Der Rest ist gerade frisch modernisiert, und die Osttribüne - auf
der wir Gäste stehen - befindet sich noch mitten in der Bauphase.
Der Betzenberg. Fritz-Walter-Stadion. Pfalz. Sturm. Es ist so windig, dass
ich mir wohl bald einen Zopf binden muss. Vor lauter Haaren im Gesicht
kann ich kaum noch etwas sehen.
Das Kribbeln kommt später
als sonst. Später als in den bisher 249 Spielen. Wir stehen alle eng
zusammen; in dem Bereich der Kurve, in dem der schon gebaute Teil des Dachs
vor Regen schützt. Trocken. Und Körperwärme. Die üblichen
Auswärtsgesichter sind auch diesmal vertreten, die üblichen Gesichter
fehlen aber auf dem Platz. Nicht Meichelbeck vertritt den gesperrten Kalla,
sondern unser Anton Vriesde Fußballgott. "Na dann wird die Null wohl
stehn", frohlockt Gerd. Die letzten drei Spiele haben wir hier gewonnen,
und doch bin ich skeptisch. Irgendwann muss doch unsere Serie reißen
- und da wir ohnehin erstmal Vorsprung haben; warum nicht heute? "You´ll
never walk alone", schmettern die FCK-Fans, und die Abertausend Schals
sorgen für Gänsehaut-Feeling. Und in Liverpool ist das bestimmt
doppelt so laut. Anpfiff, abtasten, ein paar Ballstafetten auf beiden Seiten.
Von der gefürchteten Betze-Stimmung keine Spur. Abstiegskampf gegen
"Europapokal"-Sprechchöre. Und in den Abstiegskampf sind diesmal nicht
wir verwickelt. Es ist kalt... und dann? Tchato wagt einen Rückpass,
Hashemian jagt dazwischen, umspielt Wiese und Toooooooooooooooor... 16.
Minute, der Spielverlauf steht Kopf. Aus dem Nichts, aus dem luftleeren
Raum fällt dieses Tor und es ist der wahre Anpfiff für ein nun
hochklassiges Spiel. Die Lauterer fühlen sich durch dieses 0:1 persönlich
beleidigt und schlagen sofort zurück. Sie spielen so offensiv und
mutig nach vorn, dass unsere kaum noch atmen können. Das Schema ist
überwiegend gleich: Lange Bälle nach vorn, die per Kopf abgelegt
oder verlängert werden. Fall eins: Klose, er ist frei durch - Pfosten
- 13. Minute. Fall zwei: Malz, ein Kopfball, van Duijnhoven hält -
22. Minute. Fall drei: Bjelica, diesmal per Freistoß - Pfosten -
27. Minute. Zwischendurch ist unser Peter Madsen frei durch, Wiese hält,
so ein Scheiß - 30. Minute. Dann noch ein Kopfball von Lokvenc -
wieder hält van Duijnhoven, unser Teufelskerl - 40. Minute. Immer
noch steht 1:0 auf der Anzeigetafel, mit mehr Glück als Verstand.
Anton hintendrin wackelt ganz schön, vorn kommt kaum Entlastung. Mensch
Schiri, pfeif doch Halbzeit. Ein Angriff. Zdebel flankt auf Madsen, der
legt per Kopf kurz ab, WOSZ schießt, GEHALTEN, dannnn... Kopfball,
Tooooooor! Kopfball? Der Zwerg Wosz? Das gibt es doch gar nicht. Der Schiri
pfeift zur Pause, und es ist völlig unverdient. 2:0 für uns.
Total abgezockt. Einfach clever und zum richtigen Zeitpunkt die Chancen
ausgenutzt. Beeindruckend effektiv wie noch nie. Ein sehr gutes Fußballspiel.
Irgendwie erinnert die gegenüber
liegende Westkurve ans Ruhrstadion. Aber die inzwischen dort und überall
eingefügten Stangen mit fest montierten Sitzplätzen, die bei
Bedarf runtergeklappt werden können, sind der Tod einer guten Fankurve.
Hoffentlich kommt es beim VfL nie so weit. Halbzeit zwei beginnt... auf
der Anzeigetafel läuft die ganze Zeit Werbung mit, es macht mich ein
wenig kirre. 55. Minute, ein Schuss von Bjelica, van Duijnhoven? Was is´n
da los? Der lässt ihn abklatschen, Lokvenc, Tor. 1:2. Ausgerechnet
der Rein, der bisher beste Spieler des Tages und der Saison. Wir alle halten
unsere Klappe. Wir wissen, was kommt. Die Abseitsfalle versagt, kein Kalla,
der die Arme hebt, sondern Anton, der die Falle verpennt... Wieder Lokvenc,
64. Minute, 2:2. Vorsprung dahin. Keine Entlastung mehr. Peter setzt auf
Defensive, nimmt Wosz raus und bringt Tapalovic. Anton verletzt sich noch,
Edu kommt. Und jetzt ist er da, der Betze. Wobei´s mich eher stört.
Jede Schiedsrichterentscheidung gegen die eigene Mannschaft wird mit Pfiffen
und "Hängt sie auf die schwarze Sau"-Rufen begleitet. Das ist wirklich
unsportlich! Als der Schiri eine ganz deutliche und offensichtliche Schwalbe
von Klose nicht ahndet, bricht fast das Stadion vor lauter Pfiffen zusammen.
Und dabei ist heute Minusrekord mit nur 33.000 Zuschauern! Wir strengen
uns an, dass unsere Serie reißt. Lokvenc schießt - van Duijnhoven
hält. Überhaupt hält der Rein danach alles. Und siehe da...
so sehr wir uns auch um eine Niederlage bemühen, es klappt nicht.
2:2. Mein 250. VfL-Spiel beginnt mit dem Ergebnis, das ich in dieser Zeit
am häufigsten gesehen habe. Ich bin zufrieden. Punkt geholt. Glücklich.
Vorsprung behalten. Schönes, faires, spannendes Spiel gesehen.
Gemütlich schlurfe
ich zurück in die Innenstadt. Höre als erstes wieder "Hand in
hand" von den Beatsteaks, krame den Block hervor, auf dem ich mir die Baedeker-Notizen
über Kaiserslautern aufgeschrieben habe. Die Polizei trennt VfL- und
FCK-Fans, dabei ist die Stimmung bis auf wenige Ausnahmen sehr friedlich.
"Ihr seid die Ruhrpott-Kanaaaaacken", brüllt ein offensichtlich betrunkener
Lauterer. "Wir sind die Ruhrpott-Kanaaacken", antwortet ein Fünfer-VfL-Grüppchen,
alles im Rahmen. Und die Polizei? Sie kesselt die Bochumer Gruppe ein.
Auch ich werde darauf aufmerksam gemacht, mich nicht schnell fortzubewegen.
Ich habe es so satt, kriminalisiert und wie ein Schwerverbrecher behandelt
zu werden, nur weil ich Gästefan bin. Gerd Dembowski von BAFF, ich
werde bald bei Deiner Organisation mithelfen, um etwas dagegen zu tun.
Am Kassenhäuschen werde ich bis zum besten Stück abgetastet...
aber nur, wenn ich den VfL-Schal trage. Heute habe ich das ausgetestet.
Beim ersten Abtasten ohne Schal kam ich locker durch, beim zweiten mit
Schal hingegen... Noch 75 Minuten verbleiben bis der Zug fährt. Ich
wandere ein wenig durch die Straßen, durch die Randausläufer
der City, und stelle fest, worin der Reiz dieser traditionellen Stadt liegt.
Sie ist - so scheint´s mir - die kleinste aller Bundesligastädte
mit nur 102.000 Einwohnern, und doch gemütlich und in sich geschlossen.
Von vielen Punkten ist das Stadion zu sehen... Aus jeder Kneipe weht eine
FCK-Flagge, hier kommst Du wirklich als Fritz Walters Enkel auf die Welt.
Studenten gibts hier auch, sie passen auch ein wenig ins Stadtbild, zu
den vielen kleinen Kneipen - und doch... du lebst wie in Seahaven, dem
von der Außenwelt abgeschirmten Dorf aus der "Truman Show". Die nächst
gelegene interessante Stadt ist 50 Kilometer weg; und einzig der Fußball
verbindet Kaiserslautern mit den Leuten "da draußen". Daher die Heimatverbundenheit,
die Identifikation einer ganzen Region mit dem FCK. Studieren und leben
hier wäre nichts für mich. Und der Chinese, bei dem ich mir gebackene
Hühnerbrust mit Reis und süß-saurer Soße einverleibe,
auch nicht. Das Essen ist kalt. Ich knipse ein paarmal, formuliere meine
Eindrücke im Kopf vor, und verschwinde.
Vor mir liegt eine anstrengende
Rückfahrt. Viermal umsteigen, zur Ruhe werde ich wohl nicht kommen.
Am Hauptbahnhof ist kein VfL-Fan mehr, der Sonderzug ist seit 40 Minuten
weg. Ich steige ein in die Bimmelbahn, und stelle mir vor, wie es ist,
in Münchweiler zu wohnen und zu einer Party nach Altenbamberg zu fahren.
Nee, so ein Dorfleben will und werde ich niemals führen... Allein
die Tatsache, dass es vom Ruhrgebiet keine Direktverbindung nach Kaiserslautern
gibt, zeigt, wie weitab vom Schuss das liegt. Umsteigen in Bingen am Rhein.
Ein besoffener Lautern-Fan taumelt mir entgegen. "Bist zufrieden mit dem
Punkt?", fragt er. Ich bejahe. "Bochum-Fans sind alle nett. Da habe ich
ganz andere erlebt!" "Danke!" Umsteigen in Koblenz. In Köln. In Duisburg.
Alles ist pünktlich. Mein 250. VfL-Spiel, mein nächster Tagesausflug
geht mit der Ruhe zu Ende, mit der er begonnen hat.
Auf dem Fußweg zurück
zu meiner Wohnung lausche ich wieder den Tönen von "La valse d'Amélie".Träume
von Filmszenen. Von Sacre Coeur in Paris, von dem kleinen Bistro, dem Gartenzwerg
auf Reisen. Ein paar mehr Träume würden der Welt gut tun. Ein
wenig mehr Phantasie, wenn ich bitten darf. Wie würde wohl ein Lied
von Yann Tiersen klingen, dass "La valse d'Andi" heißt? Keine Ahnung.
Ich weiß nur, wie das Video aussehen würde. Zusammenschnitte
aus meinen bisher 250 Spielen. Zu Hause. Auswärts. Neue Städte
erkunden. Sich in Bochum wohlfühlen. Jubel. Trauer.
Heute, das war ein Querschnitt
durch alle Emotionslagen.
Durch alle.
Das Spiel
Kaiserslautern
Ein paar Daten (entnommen
dem BAEDEKER, der Kaiserslautern eine knappe Seite widmet):
Einwohnerzahl: 102.000
(so
wenig? Hätte wirklich mit deutlich mehr gerechnet! Die Stadt ist nur
60 Prozent so groß wie Mülheim! Heftig!)
Bundesland: Rheinland-Pfalz
(Anmerkung: Wie war das noch? Eine ganze Region, ein ganzes Bundesland
steht hinter diesem Klub?)
Lage und Allgemeines:
Die alte "Barbarossastadt" Kaiserslautern, so genannt nach der Pfalz, die
Friedrich I. Barbarossa hier errichten ließ, ist das kulturelle und
wirtschaftliche Zentrum des Pfälzer Waldes.
Geschichte: Eine
früheste Siedlung entstand um einen Ende des 9. Jahrhunderts erstmals
erwähnten fränkischen Königshof. 1152 wurde die Pfalz Barbarossas
gebaut, neben deren Mauerreste Pfalzgraf Johann Casimir im 16. Jahrhundert
ein Renaissanceschloss errichtete. Seit 1970 ist Kaiserslautern Sitz einer
Universität (ich kenne keinen, der jemals dort studiert hat. Ihr
etwa?)
Sehenswertes: Im
Mittelpunkt der Stadt erhebt sich der Stiftsplatz mit der dreitürmigen
Stiftskirche. Der sogenannte Schöne Brunnen vor der Kirche stammt
von 1571. Unweit nordöstlich wurde im 14. Jahrhundert am St. Martinsplatz,
der das Tor zur Altstadt bildet, die gotische St. Martins-Kirche im typischen
Stil der mittlalterlichen Bettelordenskirchen errichtet. In nordwestliche
Richtung führt von hier die Steinstraße mit ihren vielen Kneipen
und Bistros. Unweit des St. Martinsplatzes ist die 1843 bis 1846 nach dem
Vorbild des Palazzo Medici in Florenz erbaute Fruchthalle sehenswert. Heute
dient sie als Veranstaltungshalle. Nördlich davon gruppieren sich
um den Willy-Brandt-Platz das Theater, das 84 m hohe Rathaus und der Casimirbau,
der in den Rathaus-Komplex eingegliedert ist. Und wieder merke ich was
an: Ich bin eigentlich nur "um die City rum" gelaufen. Ich hatte nur 75
Minuten Zeit und wollte mir dringend in Ruhe was zu essen suchen. Aber
mein kleiner Spaziergang hat trotzdem (siehe Text) Erkenntnisse gebracht!
Ausflugsziele: Schöne
Ausflugsziele und Wandermöglichkeiten findet man südlich von
Kaiserslautern im Pfälzer Wald und im Norden im Pfälzer Bergland.
Im nördlich von Kaiserslautern gelegenen Dannenfels beginnen beispielsweise
schöne Wanderwege zum 687 m hohen Donnersberg. Beim ca. 35 km nordwestlich
gelegenen Ort Kusel hat man die mit einer Länge von 425 m größte
pfälzische Burganlage. Die am nächsten gelegenen Großstädte
sind
Ludwigshafen, Mannheim, Mainz und Saarbrücken (jeweils etwa 50 km
weg). Sprich: Arme Lauterer! Sie leben am Arsch der Welt!
UND DAS MEINT "1000 TIPPS
FÜR AUSWÄRTSSPIELE": u.a. "Kaum ein Stadion hat eine derart
herrliche Lage aufzuweisen wie Kaiserslauterns Fußballtempel, der
hoch über der kleinen Stadt thront und wie eine Herrscherburg verkündet,
wer in der Pfalz das Sagen hat: Der FCK" ... "Wo immer man in der Pfalz
auch hinkommt, trifft man garantiert auf FCK-Fans, denn kaum ein Verein
weiß seine Region derart geschlossen hinter sich wie die "Roten Teufel".
Der FCK spielt eben nicht nur für Kaiserslautern, er spielt für
die gesamte Pfalz." ... "Kneipen? Im Stadionumfeld sieht es eher mau aus
und Genießer nehmen am besten die zehn Minuten Fußweg in die
Altstadt in Kauf, um aus dem dortigen reichhaltigen Angebot auswählen
zu können. Im Anschluss an ein FCK-Spiel bekommt man dort unten übrigens
rasch den Eindruck, als sei jede Kaiserslauterer Kneipe auch FCK-Schuppen!"
(Ich
sah Läden mit tollen, einfach Namen wie "Bächle" oder auch "Theke")!
...
"Parkplätze? In Stadionnähe katastrophal!"
(oh ja, das kann
ich bestätigen: Die haben alle geparkt wie Sau... unfassbar!)
Ganz zum Schluss: Eine
kurze Geschichte des einst so gefürchteten "Betzenbergs" (dann ist
der touristische Teil endlich vorbei): Seit 1920 wird das Betzenberggelände
als Sportstätte genutzt. Das Areal wurde Schritt für Schritt
ausgebaut. 1925 erhielt es eine Holztribüne, ein Jahr später
wurde aus dem Sand- ein Rasenplatz und Anfang des 30er Jahre konnte das
Fassungsvermögen mittels Betontraversen und einer kleinen überdachten
Tribüne auf der Nordseite auf 18.000 geschraubt werden. Parallel dazu
begann der Aufstieg des 1932 FCK genannten Klubs. Im zweiten Weltkrieg
wurde der Betzenberg erheblich beschädigt, sodass der FCK oft nach
Ludwigshafen umziehen musste. 1953 wurde das Fassungsvermögen auf
25.000 angehoben, der FCK kehrte zurück (feierte aber die Meisterschaften
1951 und 1953 noch auswärts). 1963 gab es eine neue Flutlichtanlage
und 57 Stufen in der Westkurve, und sukzessive wurden alle Tribünen
modernisiert bzw. ersetzt. Seit 1985 heißt der Betzenberg "Fritz-Walter-Stadion".
Inzwischen ist die Arena wieder eine Baustelle - für die WM 2006 werden
für 50 Millionen Euro die Ost- und Westtribüne aufgestockt. Dann
fasst das Stadion 50.000 Zuschauer.
Hinfahrt (ohne
Probleme - alles war pünktlich! Ein HOCH auf die Bahn!)
Für die Bahnfreaks
hier noch der genaue Reiseplan (und für die anderen: Ich könnte
schwören, dass keiner von Euch ALLE diese Orte kennt, an denen meine
Züge heute anhielten...)
9.16 Uhr bis 10.11 Uhr:
Regionalexpress von Mülheim Hbf bis Köln Hbf über: Duisburg
Hbf - Düsseldorf-Flughafen - Düsseldorf Hbf - Düsseldorf-Benrath
- Leverkusen Mitte - Köln-Mülheim - Köln-Deutz
10.27 Uhr bis 11.44 Uhr:
ICE von Köln Hbf bis Mainz Hbf (die neue Schnellstrecke entlang) über:
Montabaur - Limburg Süd - Wiesbaden Hbf
11.55 Uhr bis 12.27 Uhr:
Regionalexpress von Mainz Hbf bis Bad Münster am Stein über:
Ingelheim (Rhein) - Gensingen-Horrweiler - Bad Kreuznach - Bad Münster
am Stein
12.33 Uhr bis 13.31 Uhr:
Regionalbahn von Bad Münster am Stein bis Kaiserslautern Hbf über:
Altenbamberg - Hochstätten (Pfalz) - Alsenz - Rockenweil - Imsweiler
- Winnweiler - Münchweiler (Alsenz) - Enkenbach - Hochspeyer
Rückfahrt
(nochmal alles pünktlich - hipp hipp hurra!)
Und zusätzlich
noch sei Euch mitgeteilt, welche Irrwege ich auf dem Weg zurück zur
Ruhr auf mich nahm (als einziger VfL-Fan mit einem solchen Umweg - ich
mag es kompliziert):
19.24 Uhr bis 20.59 Uhr:
Regionalexpress von Kaiserslautern Hbf bis Bingen (Rhein) Hbf über:
Hochspeyer - Enkenbach - Münchweiler (Alsenz) - Winnweiler - Imsweiler
- Rockenweil - Alsenz - Hochstätten (Pfalz) - Altenbamberg - Bad Münster
am Stein - Bad Kreuznach - Bretzenheim (Nahe) - Langenlonsheim - Laubenheim
(Nahe) - Münster-Sarmsheim
21.09 Uhr bis 22.03 Uhr:
Regionalbahn von Bingen (Rhein) Hbf bis Koblenz Hbf über: Trechtingshausen
- Niederheimbach - Bacharach - Oberwesel - St. Goar - Boppard-Hirzenach
- Boppard-Bad Salzig - Boppard Hbf - Spay - Rhens
22.12 Uhr bis 23.06 Uhr:
IC von Koblenz Hbf bis Köln Hbf über: Bonn Hbf
23.13 Uhr bis 23.47 Uhr:
ICE von Köln Hbf bis Duisburg Hbf über: Düsseldorf Hbf
23.57 Uhr bis 0.04 Uhr:
S1 von Duisburg Hbf bis Mülheim Hbf über: Mülheim-Styrum
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