-
ZUM TAGEBUCH DER SAISON 2001 / 2002
-
ZUM TAGEBUCH DER SAISON 2002 / 2003
-
ZUM TAGEBUCH DER SAISON 2003 / 2004
-
ZUM TAGEBUCH DER SAISON 2004 / 2005
-
ZUM TAGEBUCH DER SAISON 2005 / 2006
-
ZUM TAGEBUCH DER SAISON 2006 / 2007
Links:
Startseite Beruf | Startseite Uni-Leben | Startseite VfL Bochum |
Startseite Konzerte | Startseite Reisen | Startseite Privates |
SV
Werder Bremen - VfL Bochum 1:2 (3.2.2008)
(weil meine kamera verrückt spielte,
leider nur mit handybildern)
Deeeer Moment: Mit dem Handy geknipst! ES IST VOLLBRACHT!!!
Im 31. Anlauf der erste Sieg im Weserstadion. Es ist alles, so, so, so, so, so, so irreal
DSF-Kommentator: "Die bisher größte Sensation in dieser Saison" (ein Handybild)
Ein guter Tag, um Geschichte zu schreiben
Unfassbar-ungläubiger Jubel (Handy-Bild)
Gerade läuft DSF. Kann
mich kaum kaum konzentrieren, vertippe mich dauern, äh dauernmD, äh
dauernd (ja, so ist's richtig). Der Spielbericht läuft, ich schaue
dreimal hin, ob es wirklich stimmt, was heute passiert ist. Und Yahia macht
nochmal 2:1. Yahia köpft das Ding rein. Und der DSF-Reporter sagt:
"Das ist bisher die größte Sensation in dieser Saison."
Die
größte
Sensation.
SEN-SA-TION!
Und weil's so schön ist: Noch ein Handy-Jubelbild
Erst, also erst, saß
da Thomas Doll im Intercity. Dann sind wir auch noch 1. Klasse gefahren.
Erste. Klasse. Erstklassig. In Bremen ist's schön, Sam und ich übernahmen
bravourös die Rolle des VfL-Botschafters. Der Auer. Der Yahia. Die
Punkte. Was sind das alles für Gedanken in meinem Gehirn? Sie springen,
switchen. Winterpause vorbei, endlich wieder Fußball. FUHUSSSSBAAAALLL!
Mit einer... einer... einer... Sensation! Kann nicht schlafen. Nebenher
läuft der Super-Bowl. New York Giants gegen New England Patriots.
Muss eigentlich schlafen gehen, Praktikum morgen im WAZ-Haupthaus in Essen,
zweiter Tag. DER Tag ist seit knapp einer Stunde vorbei. Jetzt ist schon
der 4. Februar 2008. Dabei wird der 3. Februar 2008 in die Geschichte
des VfL Bochum eingehen. Im 31. Anlauf der erste Sieg im Weserstadion beim
SV Werder Bremen. Im EINUNDDREISSIGSTEN Anlauf. Nicht zu fassen.
Puuuhh.
Puuuusst.
Puuuuuuuuussst.
Schlürfen. Den Tee.
Heeiß! Pfefferminztee!
Puuuusst.
Durchpuuuusst.
Ihr wollt hören, wie's
war, wollt Emotionen, Songs, Titel, Worte, Sätze. Ich will sie finden,
suche sie in meinem Gehirn. Und? Weiß nicht, wo sie sind. Es ist
einer der grandioseren Tage in meinem Leben als Fan des VfL Bochum. Wie
oft gab ich als Saisonziel "Auswärtssieg beim SV Werder Bremen" an!?
Wie oft sagte ich in den vergangenen Tagen und in vergangenen Zeiten, dass
Auswärtsfahrten nach Bremen grundsätzlich sinnlos sind!? Genauso
auch gestern, vorgestern, am Donnerstag.
Da begann das Bochumer Fairytale,
Märchen, Wunder, Sensation für mich.
Sitze in der Redaktion Duisburg-Marxloh,
Donnerstagmittag. Es ist mein letzter Tag hier, der 31. Januar 2008. Mein
Blick geht aufs Marxloh-Center, seit zwei Monaten. Es ist Karneval, alle
Straßenbahnen, alle Busse, alle Züge sind voll mit komisch verkleideten
Personen, die es lustig finden, sich sinnlos in die Bewusstlosigkeit zu
betrinken. Am Altweiber-Donnerstag stand ich mitten in Duisburg-Walsum
auf dem zentralen Kometenplatz, als 1500 Personen "Einmal, zweimal, dreimal,
Walsum, Walsum helau - einmal, zweimal, dreimal, heut sind wir alle blau"
sangen. Jetzt sitze ich in Duisburg-Marxloh, das Handy klingelt und ich
telefoniere mit Sam. Zwei Karten für unser Spiel im Weserstadion liegen
seit ein paar Wochen in seinem Portmonee, doch wie kommen wir hin? Auto
oder Bahn - diese Antwort fällt mangels Auto leicht. Also Zug. Wir
surfen parallel auf bahn.de und geraten sehr schnell auf die perfekte Lösung:
Wir fahren zu zweit mit dem "Sparpreis50" in der ERSTEN KLASSE im IC! ERSTE
KLASSE meine Freunde. "Wie geil", sagt Sam, "wir verlieren ja sowieso.
Aber dann sind wir wenigstens 1. Klasse gefahren." Ein guter Tag, um Geschichte
zu schreiben. 112 Auswärtsspiele, und endlich auch einmal richtig
... erstklassig. Die Winterpause vorbei, endlich, bei uns lief sie - wie
überraschend - völlig geräuschlos. Im Schatten der restlichen
17 Bundesligisten bedienten sich Kuntz und Koller dreimal auf dem Transfermarkt.
Shinji Ono (von allen nur "Yoko" genannt), Oleksij Byelik und Mimoun Azaoaugh
sind gekommen. Alle drei waren mal gut, haben aber zuletzt ein Jahr aus
verschiedensten Gründen kaum gespielt, und sollen's jetzt richten.
Aber WAS sollen sie eigentlich richten? Gute Frage, denn die Hinrunde brachte
uns zufriedenstellende 19 Punkte und die Erkenntnis, dass wir wohl kaum
absteigen werden. Also wozu noch groß zuschlagen auf dem Markt? Was
soll's!
Denke drüber nach,
am Tag, in der Nacht, am Freitag, in der Nacht, am Samstag überlege
ich kurz: Die Bundesliga-Konferenz im "Schrägen Eck" ist gebucht,
beginnt aber erst um 15.30 Uhr. Bin schon früher wach und fahre noch
nach Bochum. Ins Stadioncenter. Kurz vor halbeins erstehe ich eine Eintrittskarte
für das Spiel beim Hamburger SV am 17. Februar. Auch so ein Sonntagspiel.
Vor einem Jahr schafften wir an der Elbe den Klassenerhalt, siegten 3:0,
noch so ein großartiges Spiel. Unter Stevens hat der HSV sechsmal
verloren, davon zweimal gegen uns. Olé!
Verlieren, das ist auch
mein Thema.
Denn - regelmäßige
Leser dieser Texte wissen das - kein VfL-Fan fährt nach Bremen, weil
er hofft, mit einem sportlichen Erfolg heimzukehren. Bremen ist eine schöne
Stadt, der SV Werder ein einigermaßen sympathischer Verein, die Tour
dauert nicht zu lange, und wer immer die Chance hat, Diego live spielen
zu sehen, sollte sich die nicht entgehen lassen. Das sind doch gleich ein
paar Gründe, um sich einen kompletten Februarsonntag dumm um die Ohren
zu schlagen. Steige in Bochum in den Intercity von Stuttgart nach Stralsund.
Auf dem Gleis liegen noch ein paar Schneefetzen, es ist kalt in Deutschland,
null Grad, würde ich schätzen. Höre "Fluorescent Adolescent"
von den Arctic Monkeys, als ich Sam im IC erblicke. In der 1. Klasse. "Wir
sind hier richtig", sagt er. "Dass jemand die Biographie von Helmut Kohl
liest, gibt es nur in der 1. Klasse in der deutschen Bahn!" Er laut laut,
zupft sich den VfL-Schal zurecht. Ziehe meine Jacke aus, bediene mich in
der "Haribo-Gummix"-Tüte, sage brav "Hallo". Und streiche meinen Schal
glatt. So dass jeder im Waggon das VfL-Wappen sehen kann. Manchmal brauche
ich das. Sam und ich wünschen uns ein frohes neues Jahr - und wundern
uns in Dortmund. Ein junger Mann steigt zu, der uns mehr als bekannt vorkommt.
Es ist Thomas Doll, Trainer von Borussia Dortmund. Er setzt sich einen
Waggon weiter. Sam geht lünkern. Der Doll sitzt ganz normal in einem
prall gefüllten Sechser-Abteil an seinem Mac. Hut ab. Fußball
ist danach so gar kein Thema. Wir werden etwa zwei Stunden bis Bremen brauchen,
über Münster und Osnabrück fahren. Essen Gummix, lasse mich
über die Feinheiten der US-Vorwahlen aufklären (Ihr müsst
wissen: Sam hat sowohl einen US- als auch einen BRD-Pass und betrachtet
den Bundesstaat "Washington" - u. a. mit Seattle als seine Heimat). Wir
lesen Spiegel, diskutieren über Dubai und Dollars, und schon um 14.14
Uhr landet der IC in Bremen. Pünktlich. Thomas Doll steigt nicht mit
aus.
Es wird Zeit, sich um Fußball
zu kümmern. Bisher waren Sam und ich schlau genug, uns NICHT mit dem
aktuellen Ereignis auseinanderzusetzen. Ono, Byelik, Azaouagh sind so gar
kein Thema. Im Gebäude des Hauptbahnhofs stehen gerade einmal fünf
Polizisten, das ist eine Wertschätzung. Kein Witz. Normal sind drei
Millionen Polizisten. Wie auch immer. Wir verstauen unsere Utensilien in
einem Schließfach, schauen auf die Uhr. Haben noch etwas Zeit, spazieren
durch die Stadt. Sam verschränkt seine Arme hinter seinem Rücken.
"Ist schon 'n schönes Fleckchen", sagt er. Wie auch bei meinen vergangenen
fünf Auftritten hier: Wieder zu den Stadtmusikanten, das obligatorische
Foto. Diesmal erobern ein paar VfL-Fans mit Schal und Mütze die vier
Tiere. Sam und ich geraten auf irgendein Gruppenfoto, lassen uns aber nicht
die Mailadressen geben. Dumm gelaufen. Wir stehen vor dem Rathaus, dem
Bremer Roland, Sam ruft seine Frau Nicole an. "Die Sonne scheint, wir verleben
einen schönen Tag, schöne Grüße von Andreas", sagt
Sam. Genau, schöne Grüße. Bei McDonalds sitzen wir neben
einer Horde Werder-Fans. Wir überraschen mit unseren Tageszielen "nicht
höher als mit zwei Toren Differenz verlieren" und "hauptsache wir
schießen ein Tor". Dass Lastuvka wieder unsere Nummer eins ist, können
wir alle schonmal GAR NICHT verstehen. "Um zu gewinnen, brauchen wir drei
Tore", sage ich. "Weil zwei der Lastuvka verschuldet." Die Bremer schütteln
angesichts dieser Skepsis nur den Kopf. Oder werden überheblich. Oder
beides. Ich weiß es nicht. Gehen zum Schnoor-Viertel, das an diesem
Sonntagmittag völlig überlaufen ist und zum Domshof. Warten auf
die Straßenbahn, fahren bis zur Haltestelle "St. Jürgen-Straße".
Es ist wie der Weg zu einer
Hinrichtung. Der Gedanke "Auswärtssieg! Auswärtssieg!" dröhnt
eigentlich von Sekunde zu Sekunde lauter, je näher der Spielbeginn
rückt. Doch Sam und ich unterhalten uns über Thomas Doll ("Warum
fährt der nicht mit dem Auto?") und Bremen ("Stell' Dir vor, du wohnst
hier: Guckst direkt auf die Weser und hast an 340 Tagen im Jahr Ruhe").
Um 16.15 Uhr betreten wir das Stadion, noch zweieinhalb Stunden bis zum
Abpfiff unserer Abfuhr. Wie immer sind wieder viele Bochumer mitgereist,
die optimistisch genug sind, um an ein Ende der schwarzen Serie zu glauben.
Oder die einfach nur so werdersarkistisch sind wie Sam und ich. Lupo ist
da, der Professor (erfahrene Leser dieser Seite wissen Bescheid), der Ultra-Megafontyp
geht uns schon nach zehn Sekunden im neuen Jahr wieder auf den Zeiger.
Geschmackssache, Formsache, was auch immer. Der Anpfiff rückt näher,
das Kribbeln steigt, aber irgendwie nicht so wie sonst. Es ist eben Bremen,
alles ist so, so, so, so aussichtslos.
Unsere Aufstellung ändert
nicht viel an dieser Meinung. Lastuvka im Tor, buh. Abwehr geht noch: Pfertzel,
Maltritz, Yahia, Bönig - was besseres haben wir nicht zu bieten. Wir
versuchen's im Mittelfeld mit einer Raute, zentral Imhof, rechts Zdebel,
links Dabrowski, Spielmacher Azauoagh. Im Sturm Sestak und Auer. AUER!
AUER! Erst sein zweites Spiel von Anfang an im VfL-Trikot. In der Vorbereitung
soll er ganz gut gewesen sein. Mal schauen. Anpfiff. 37.100 Fans im Weserstadion
können ihren Atem in der Luft sehen, als Schiri Weiner in seine Pfeife
pustet. 15 Minuten lang passiert gar nichts.
Das ist gut.
Werder wird nur ganz langsam
überlegen. Erarbeitet sich innerhalb von fünf Minuten vier Ecken.
Rosenberg schießt mit 10 km/h aufs Tor, Fliegenfänger Lastuvka
klatscht nur ab. Ein Kullerbälleken. Wie peinlich wird das, wenn der
einen RICHTIG festen Schuss aufs Tor bekommt!?? Erste Entlastung unserer
Jungs nach knapp 20 Minuten. Spät, aber nicht zu spät: Ecke Azaouagh,
Naldo QUERSCHLÄGER aufs eigene Tor, Wiese hält super! Eine Riesenchance
für uns, und nicht mal wir haben dafür gesorgt. Typisch. Danach
drückt Werder, aber die nächsten beiden Chancen vergeben wieder
wir: Sestak gewinnt zweimal Laufduelle gegen den langen Mertesacker (25./32.),
scheitert jedoch an Wiese. Meine Fresse ist der Mertesacker LANGSAM! Aber
es hilft nichts, es steht weiter 0:0. "Wir spielen gut", lautet unser allgemeines
Fazit. Ein 0:0 in Bremen nach 32 Minuten ist einfach sehr ungewohnt für
uns Bochumer. Doch dann drückt Werder. Diego kommt besser ins Spiel
und hat in Minute 35 höchstselbst die allerdickste Chance. Doch Lastuvka
pariert mit einem Riesenreflex grandios. WAHNSINN! Hunt versucht's aus
20 Metern: Der Ball schwuschschscht knapp am rechten Pfosten vorbei. Eine
Minute vor der Pause Ecke Nummer sechs für Werder, von der linken
Seite. Der Ball flutscht durch den ganzen Strafraum, am rechten Sechzehner-Eck
steht Jensen und der knallt die Kugel grundsolide in den Giebel. 1:0 für
Werder, glücklich, aber nicht unverdient. Buuuh! 0:0 zur Pause, es
hätte so schön sein können. So schön. Und jetzt geht
doch alles seinen gewohnten Gang.
45 Minuten noch. Niemand
glaubt, dass hier noch etwas geht, der Kribbelfaktor ist erstaunlich gering.
Liegt auch daran, dass unsere Mitkonkurrenten gestern allesamt versagten.
Bielefeld? Rostock? Nürnberg? Cottbus? ALLE VERLOREN! Duisburg als
Schlusslicht? Nur 3:3 nach 3:1! Peinlich! Aber gut, verlieren wir halt
in Bremen. Siehe oben: Bloß nicht hoch und hauptsache wir treffen
noch einmal. Doch Werder macht nach der Pause ernst. Uiuiuiuiui, Hunt trifft
nach 52 Minuten die Latte, es folgen noch die Ecken sieben bis neun. Einen
Naldo-Freistoß mit 105 km/h fischt Lastuvka aus dem Eck - der Junge
hält heute richtig gut. Es bleibt beim 0:1, aber die Frage: WIE LANGE
NOCH? Koller schaut zu, aber nur bis Minute 66: Dann bringt er Ono für
den ausgelaugten Azaouagh. Dessen Debüt: Naja, nicht gut, nicht schlecht,
glatt 4. Ono kommt, schaut zu, fordert den Ball, hat ihn auf einmal an
der Bremer Grundlinie. Stark, sehr stark abseitsverdächtig, aber:
DIE FAHNE IST UNTEN! Benni Auer läuft in Position, bekommt den Ball,
DRIN!!! NÄÄÄ! NÄÄÄÄÄ!! NÄÄÄÄÄÄÄ!!!
1:1! TOOOR!! TOOOR! Ungläubiges Sich-Anschauen. Der Auer! Der trifft
doch GAR NIX sonst! Wurscht. Einseins jetzt. Noch drei Minuten später,
wir hauen uns immer noch gegenseitig auf die Schnauze, um zu begreifen,
dass wir kurz davor sind, hier einen Punkt zu holen, als Sestak wieder
um Längen zu schnell ist für die Werder-Abwehr. Diesmal hat Naldo
das Nachsehen, der packt die Notbremse aus, ganz klar ROT. Ganz klar ROT.
Und der Weiner zeigt: ROT! ROT! ROT! ROT! Einseins und Überzahl! Hin
und her jetzt. Rosenberg nimmt zehn Minuten vor Schluss den Ball ganz klar
mit der Hand an, steht frei vor Lastuvka, doch der hält super. Riesenproteste
bei Koller, der Ersatzbank, sechs Spieler sprinten sofort auf Weiner. Das
MUSS der doch sehen! Einseins! Imhof, Dabrowski und Zdebel holen sich in
kürzester
Zeit 'ne Gelbe ab. Uns reicht der Punkt, trotz Überzahl. Sechs Minuten
vor Schluss endlich eine Entlastungs-Ecke. Ono läuft an, Yahia erwischt
die Kugel mit dem Schädel, TOOOOOOOOOOORRRR! TOOOOOOOOOOR!!!!! TOOOOOOOOOOOOOR!
TOOOOOOOOOOR! Jaaaaaaaaaa!!! 2:1 für uns! Schicke eine sms an VfL-Fan
Dirk nach München: "32 lange Jahre gehen vorbei!" Werder versucht's
mit der Brechstange, aber Lastuvka fischt jede Flanke, unser Abwehrgott
Yahia nagelt den Ball im Sekundentakt auf die Tribüne! Super! 2:1!
Drei Minuten Nachspielzeit. Eine endlose Zeit und dann:
Geschafft!
Geschafft!
Sen-
sa-
tion!
Sam und ich fliegen davon,
fliegen in die Luft, schauen von oben herab auf die Liga, auf die Skeptiker,
auf die Bochumer Vereinsgeschichte. Landen wieder und beschließen,
das "Ich war dabei"-T-Shirt zu kaufen, das es ab morgen bestimmt überall
gibt. Rufe in der Weltgeschichte an, verbreite meine gnadenlos große
Schnauze mit dem Satz: "Nach unserem alljährlichen Auswärtssieg
in Bremen bin ich nur so normaaal gelaunt." Dabei ist es der Wahnsinn,
Wahnsinn, Wahnsinn! Ob das der Doll gesehen hat? Hoffentlich, denn wir
haben 22 Punkte und stehen VOR DEM BVB! "Halt", sagt Sam, "wenn wir Cottbus
schlagen, sind wir so gut wie gerettet. Wie langweilig wäre das denn?"
Wir gehen zu Subways, komplettieren den Fastfood-Tag. Schlendern zum Hauptbahnhof,
finden ein 1. Klasse-Abteil ganz für uns, tuckern gemütlich Richtung
Ruhrgebiet. Setze meine VfL-Mütze auf, obwohl es im Zug nicht kalt
ist. Manchmal brauche ich das.
Halftime-Show im Super-Bowl
gerade.
Tom Petty spielt "Free fallin'".
"Into the great wide open" hätte ich besser gefunden.
Bremen-Links
Saison 2006 / 2007 :
Werder Bremen - VfL 3 : 0 (3.3.2007) HIER
("Stunde des Zweifels")
Saison 2004 / 2005 :
Werder
Bremen - VfL 4 : 0 (26.2.2005) HIER
("Writing to forget it")
Saison 2003 / 2004 :
Werder
Bremen - VfL 3 : 1 (22.11.2003) HIER
("Ich will nunmal irgendwohin")
Saison 2002 / 2003 :
Werder Bremen - VfL 2 : 0 (8.3.2003) HIER("Der
Ailton-Banovic-Komplex")
Bremen-Info Weserstadion
Geschichte: Das Weserstadion
wurde 1909 am Osterdeich unmittelbar an der Weser vom Allgemeinen Bremer
Turn- und Sportverein als Sportplatz erbaut und 1926 nach dem ersten Umbau
"ATSB-Kampfbahn" benannt. Der heutige Name besteht seit 1930. Seit dieser
Zeit trägt dort der SV Werder Bremen seine Spiele aus. Parallel lief
auch der Bremer SV 1906 auf - allerdings nur bis 1963. Dann erhielt das
Stadion seine erste überdachte Tribüne. In den folgenden Jahrzehnten
wurde das Stadion um die anderen Tribünen erweitert und immer wieder
modernisiert. 1992 wurden in Bremen VIP-Logen eingeführt - erstmals
in der Bundesliga.
Kapazität: Das
Stadion bietet Platz für 42.358 Zuschauer - darunter sind 70 Logen
(720 Plätze), eine Großraumloge (70 Plätze), 127 Rollstuhlplätze
und 10.900 Stehplätze.
Zukunft: Zurzeit
wird über einen Ausbau auf 50.000 Plätze diskutiert. Ein Parkhaus
könnte das größere Verkehrsaufkommen auffangen. Die Flutlichtmasten
würden weichen. Das Dach soll mit einer 17.000 bis 20.000 Quadratmeter
großen Solarzellenanlage ausgestattet werden - einmalig in Europa.
ERGÄNZUNG IM JAHR
2008: Das Weserstadion wird innerhalb der nächsten zwei Jahre
ausgebaut. Kapazität dann: 50.000 Plätze!
Verein Werder: Im
Weserstadion finden nicht nur die Werder-Spiele statt. In den Katakomben
befindet sich das "Wuseum" mit Meisterschale, DFB-Pokal, Plakaten und Fotos.
Die Schach-Bundesligamannschaft trägt im Weserstadion ihre Heimspieltage
aus. Einen Steinwurf von der Werder-Kurve entfernt liegt das Trainingszentrum
des Vereins mit endlos vielen Rasenplätzen. Dort bestreitet auch die
Werder-Reserve ihre Regionalliga-Heimspiele.
Lage: Das Weserstadion
ist vom Hauptbahnhof in einem 40-minütigen Fußmarsch zu erreichen.
Dabei geht es vorbei an den bekanntesten Sehenswürdigkeiten (Dom,
Rathaus, Stadtmusikanten, Roland, Schnoor-Viertel, Stadtbild) und an der
Weser entlang. Zweite Möglichkeit: Eine zehnminütige Straßenbahnfahrt
und danach noch einmal ein zehnminütiger Fußmarsch.
Lustiges Spiel in der Wintersonne: 3:3.
Erschütter n / t / nd
Nokia-Beschäftigte. Sonne. Samstag.
Lasst mich durch, ich will doch auch noch in die Bahn, dräääääängeln, "Wer schiebt denn da?", fragt einer rechts neben mir. "ICH", denke ich, sag's aber nicht laut. Bin in dieser American-Football-Rugby-Laune, so kurz nach dem Abpfiff, unbefriedigt wie alle hier, hab nicht geklatscht, als die Spieler in die Kurve kamen, auch nicht gepfiffen. Wie denn auch, bei sieben Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsplatz, alles läuft so grundsolide *grund-so-li-de*. Aber jetzt einfach nur in die Bahn. Zwingen und zwangen, drängeln und draaangen, drin. Drehe mich in alle Richtungen, kein bekanntes Gesicht, spüre den RUCK, als sich die Bahn in Bewegung setzt. Alle schweigen. Nein. Einer nicht. Am anderen Ende des Wagens stimmt jemand in hellster und geradester Stimme an: "Das kann den VfL doch nicht er-schütt-ern. Keine Angst, keine Angst - V - F - L ! Das kann den VfL doch nicht erschüttern..." Tralalalala. Zweieinhalb verfluchte Minuten lang. Die Bahn passiert das "Planetarium", ohne zu stoppen. Erst am Hauptbahnhof erschüttert niemand mehr.
7. Minute. 1:0. Eigentor.
Irgendjemand raucht hier einen Joint. Naja, einen ist gut. Schon seit 14.35 Uhr, seit das Gummischnitzel-mit-Ketchup-Brötchen meinen Hals von innen betrachten durfte, liegt dieser Coffeeshop-Duft in der Ostkurve. Da muss aber einer ganz schön stoned sein. Stoned, erinnert mich an die Green-Day-"Dookie"-CD von 1995, die zum Soundtrack dieses Sommers wurde. "I am one of those melodramatic fools, neurotic to the bone no doubt about it" brüllten wir in einer Tour, und probten zu "Basket Case" die neuesten Krawalltechniken im Pogo. 17-Jährig. Die tiefstehende Sonne erleuchtet und wärmt die Ostkurve. "Mit Fußball ist doch viel besser als ohne", sage ich zu Gerd, nachdem ich ihm ein frohes neues Jahr gewünscht habe. Es ist ein so schöner, klarer Wintertag. Mit dem Rücken wende ich mich vom Spielfeld ab und schaue in die Gesichter der VfLer. In die stolzen Gesichter, die schon 'ne Viertelstunde vor dem Anpfiff "Wir sind stolz auf unser Team" singen, weil unsere Jungs vor einer Woche Vereinsgeschichte geschrieben haben. Sam bringt seine Frau Nicole mit, wir alle freuen uns auf einen wieder einmal unvergesslichen Nachmittag. Uwe Leifeld, Stürmerheld der 80er, wird vor dem Spiel interviewt. Der arme Kerl hat eine schwere Zeit hinter sich und ist jetzt so etwas wie der "Gerd Müller des VfL". Herzschmerz. Sam, Gerd und ich diskutieren über das Wahlsystem der USA und darüber, dass Sam auch mitwählen darf (Obama!). Kaum sieben Minuten sind gespielt, da steht es auch schon 1:0. Zum ersten Mal segelt der Ball überhaupt in irgendeinen Strafraum und ZACK drin. Azaouaghs Ecke verlängert ein Cottbusser, Ipsa heißt der laut Anzeigetafel (noch nie gehört), ins eigene Tor. Das geht alles so schnell und ist so unübersichtlich, da bleibt kaum Zeit zum Jubeln.
Nokia-Beschäftigte. Sonne. Fußball.
42. Minute. 2:0. Sestak.
1:0 also. Alles sehr standesgemäß. Die Stimmung im Rund beruhigt sich sehr, sehr schnell. Das hat mehrere Gründe. Scheinbar war den Ultras in der Winterpause langweilig und in endlos langen Abenden haben sie - so wie sie das nennen würden - neues "Liedgut" entworfen. Das proben sie in eiiiiiiiiiiiner Tour, natürlich kann keiner so schnell lernen. Die Ereignisse rund um Nokia sind selbstverständlich auch ein Riesenthema. Große und von Applaus begleitete Aktionen gab's vor dem Spiel, die Nokia-Mitarbeiter kommen umsonst 'rein, etliche VfLer - von Manager Kuntz bis zu Maltritz - ließen sich in den vergangenen Tagen bei Nokia blicken. Der zweite dicke Arbeitskampf in kürzester Zeit (nach Opel) in der Stadt - und der VfL ist wieder mittendrin im Geschehen. "Stell dir mal vor", sag ich zu Gerd, "nach Nokia und Opel würde jetzt auch die Ruhr-Uni Schwierigkeiten bekommen." Gerd lacht und sagt: "Dann könnteste die Stadt dichtmachen." Auf einem vor dem Spiel gezeigten Ultra-Plakat stand "Turbo-Kapitalismus". Olé. Auf dem Platz geht es sogar relativ munter rauf und runter. Cottbus erarbeitet sich erstaunlicherweise einige Chancen. Erst steht Sörensen ganz, ganz frei vor Lastuvka, schießt unseren neuerdings überzeugenden Fliegenfänger an. Und in Minute 25 schlenzt Skela die Kugel an die Latte - allerdings nach einem ziemlich unfairen Angriff, denn die Cottbusser übersahen ganz straight, dass Yahia verletzt auf dem Boden lag, nachdem er einen Ball mitten in den Männerschmerz bekam. Pfui an die Cottbusser! Wirklich "Pfui"! LAUTESTE PFIFFE, völlig ZURECHT! Soviel zum Thema "Abstiegskampf". Sympathiepunkte gibt das nicht. Azauoagh könnte alles direkt bestrafen, doch er schießt den Ball aus günstiger Position zehn Meter vom Tor entfernt in die Arme von Energie-Schnapper Tremmel. Das Ganze in Minute 35. Nokia, US-Wahl, Sonne, doch, die Zeit vergeht rucki, zucki. Und da wäre ja auch noch Heimspiel-Sestak. Vier Minuten vor dem Ende der ersten Halbzeit luchst er Mitreski am Cottbusser Strafraum den Ball ab und verwandelt eiskalt zum 2:0. Der ist so suuuuuuuuper der Sestak, so geniiiiiiiiaaaaaaaaalll, zehn Millionen will ich für den haben. Ach was, zwanzig! "TORSCHÜTZE: STANISLAV!" "SEEEEESTAK!" "STANIIIII???" "SESTAK!!!" Zweinull, also wenn da noch etwas anbrennt...
45. Minute. 2:1. Papadopoulos.
... denken wir, und scheinbar die Spieler auch. Auf der Anzeigetafel laufen schon die Zahlen "44:40", "44:41" undsoweiter, als Zdebel im Mittelfeld riskant fehlpasst, ein Cottbusser die Lage blitzartig peilt und sofort Papadopoulos steil auf die Reise schickt. Der läuft zwischen Maltritz und Yahia hindurch frei aufs Tor zu, düpiert Lastuvka. Tor. Pfiff. Pause. 2:1. "Überflüssig wie nur sonstwas", sagt Sam und durchbricht das unangenehme Schweigen. Eben noch geschwelgt, eben noch "WIRD DIE LANGWEILIG, DIE SAISON! WIR KÖNNEN NACH OBEN SCHAUEN" gerufen. Und jetzt ist alles wieder offen. Alles. Drei Tore, 3:3 Chancen, ein paar Ecken, hätte Schlimmeres erwartet. Lupo kommt zwei Minuten nach Pausenpfiff vom Bierholen zurück. "So ein Mist", sagt er, "hatte die sms ,2:0 für uns zur Halbzeit' schon abgeschickt." Tja, Pech gehabt. Ein berlinernder Fan kommt auf mich zu und sagt: "Hab dich in Bremen gar nicht erkannt mit kurzen Haaren." Ich kenne ihn vom Sehen, er mich aber doch NOCH etwas besser. Es wird ein interessantes Gespräch, er legt - mal mit Freunden, mal mit Familie - an jedem Heimspieltag 700 Kilometer mit dem Auto zurück. 700!!! "Als wir", sagt er, "gegen Mainz 2:6 verloren haben, war das das erste Fußballspiel meiner Tochter. Die hat Rotz und Wasser geheult. Da hab ich mich beim damaligen Manager Meinhold schriftlich beschwert. Der Meinhold: n' feiner Kerl. Denn ein paar Tage später kam ein dickes Paket mit Trikot, Schal, Mütze, Autogrammkarten."
Hand vorm Gesicht: Die Ostkurve liegt in der Sonne. Gerd. Kein Nokia-Beschäftigter.
68. Minute. 3:1. Auer.
Die Sonne steht tief, bleibt tief. Wer hat das Ruhrstadion nur so konzipiert, dass wir Heimfans IMMER in die Sonne schauen!? Ich weiß, ich weiß, diese Frage stelle ich jedes verdammte Mal bei Sonnenschein, aber diesmal ist's so schlimm. Das Spielfeld sehen wir nur halb. Ist aber auch erst einmal besser so. Denn zu Beginn der zweiten Halbzeit nehmen sich beide Mannschaften eine ziemlich lange Auszeit. Einmal wird es richtig, richtig gefährlich, als ein Cottbusser flankt, Bönig wegköpfen will, er aber Yahia anköpft - der Ball geht nach dieser Billard-Pingpong-Aktion gerade noch drüber. Fast das zweite Eigentor des Tages. Nach vorn ist unsere Leistung mi-se-ra-bel. Zdebel und Dabrowski sind zwar gute "Sechser", bringen aber auf den Außenpositionen in der Mittelfeldraute GAR NICHTS! Azaouagh als Spielmacher ist mittlerweile sehr überfordert, nur Imhofs Leistung als einzig wahrer "Sechser" ist den Umständen entsprechend in Ordnung. Unsere Viererkette wirkt erstaunlich unsortiert, vor allem Yahia bolzt den Ball immer wieder sehr unkontrolliert nach vorn. Im Sturm hat Sestak nach seinem Tor aufgehört zu spielen und zu laufen. An Auer läuft das Spiel ohnehin vorbei. Sieht nicht gerade überzeugend aus. Trotz 2:1-Führung gibt es Pfiffe. Ja. Wirklich. Unser Trainer ist ein sehr aufmerksamer Mann und registriert das. In Minute 62 ist's soweit. Er nimmt Zdebel aus dem Spiel und bringt, weeeeen, na klar: Shinji Ono! Schon als sein Name auf der Tafel erscheint, geht ein Wahnsinnsraunen durchs Rund, rufen alle auf die "Seven-Nation-Army"-Melodie "OOOOOOOOO-o-o-o-oooooo-nooooo!" Keine Pfiffe mehr, 28 Minuten FULLPOWER! Jeder noch so kleine Ono-Pass wird mit "Haste das gesehn"-Rufen begleitet! "Andi, jetzt guck mal", sagt Gerd. "Der ist dreifacher WM-Teilnehmer, war Asiens Fußballer des Jahres. Vielleicht hat der die blauen Trikots verwechselt und dachte, er geht nach Schalke." Minute 68: Zum allerersten Mal legt sich Ono den Ball zurecht, wir spielen auf unsere eigene Kurve, der Ball liegt in der Nähe der rechten Eckfahne. Freistoß. Ono läuft an, schlenzt den Ball an den kurzen Pfosten: PFERTZEL sprintet in den Ball, verlängert ihn mit dem Kopf an den langen Pfosten, AUEEEERRR drückt den Ball rein, TOOOOOOOOOORRRR, OOOOOOOOO-o-o-o-oooooo-nooooo! Dreieins, das isses. Aber endgültig.
69. Minute. 3:2. Skela.
Unser Stadionsprecher sagt noch den Torschützen an, als Lastuvka und Maltritz in unserem eigenen Strafraum verstummen. Beide wollen nach einer Flanke den Ball erwischen, laufen sich gegenseitig über den Haufen. Skela profitiert von diesem Stolperer und staubt zum 3:2 ab. Keine 45 Sekunden später. Nur noch 3:2. Wie schon beim ersten Gegentor: Wir machen es uns SELBST KAPUTT! DAS GIBT ES DOCH NICHT!!!!! UNFASSBAR!!!! Der Lastuvka hat doch so gut gehalten. In Bremen. Bis jetzt. Und dann dieser Aussetzer. Der muss dem Maltritz doch was zurufen!! Scheißegal, noch führen wir. Jetzt unterhalten wir uns nicht mehr über Nokia, Politik. Jetzt würden wir am liebsten mit Schallwellen dafür sorgen, dass der Ball nicht mehr in unseren Strafraum fliegt.
79. Minute. 3:3. Jelic.
Fliegt er aber doch noch einmal. Und Jelic vollstreckt zum 3:3. Unverdient ist das nicht mehr. Cottbus ist in der Schlussphase die aktivere Mannschaft. Die wesentlich aktivere. Unsere Jungs schleichen kaputt über den Rasen, hoffentlich retten wir wenigstens diesen einen Punkt. Nach punkt 91 Minuten ist Schluss, von den 22.000 Zuschauern pfeifen 15.000, es gibt wenig Applaus, jahaaa, die Ansprüche der VfL-Fans sind nach dem Bremen-Spiel gestiegen. Sechs Tore, viele, viele Fehler, Superwetter, ein - wieder einmal - unvergessliches Erlebnis. Erschüttert über das Anspruchsdenken, erschütternde Abwehrfehler. Wir sind der Verein, der jeden Oddset-Tippschein versaut. Von der Bushaltestelle "Mülheim, Hauptbahnhof Nordeingang" gibt's einen herrlichen Blick auf die Mondsichel im blauen Ozean, der sich Himmel nennt. Scheiß auf dieses verrückt-frustrierende Spiel. Vergessen für einen Moment. Das kann den VfL doch nicht ers... ach ihr wisst schon.
Mülheim by night. Der Mond links oben, der Himmel so blau wie der sauberste Ozean.
Ein Fußball-Wochenende mit VfL am Freitag, Konferenz am Samstag und Speldorf am Sonntag. So muss das.
So gehn die Bochumer, die Bochumer gehn so!
Ich mag Musik nur wenn sie laut ist
"Silent Sinners" in Dortmund: GANZ GROSSER Laden!
Halbzeit in Bochum. Woche: anstrengend. Woche: rum. Wochenende: steht vor der Tür. Halbzeit, einsnull für uns, Fußball, Fußball, Fußball, Fußball ist großartig. Heute VfL mit fett Party danach, morgen Konferenz gucken im "Schrägen Eck", Sonntag trifft der VfB Speldorf in der Oberliga auf Bayer Leverkusen II, danach wieder Bundesliga-Konferenz gucken. Man, was liebe ich dieses bekloppte Spiel. Halbzeit in Bochum. Einsnull. Manchmal kommt die Stadionregie auf tolle Ideen. Grönemeyer kommt in den CD-Player. "Ich mag Musik, nur wenn sie laut ist." Das Motto des Tages, Abends, Wochenendes. Erneut. Das Fußball-Wochenende in der Übersicht:
Freitag, 22. Februar 2008
Hurra, Freitag. Arbeite jetzt
ja gerade in einer Online-Redaktion, lese mir viel im Internet durch, surfe
sehr viel herum. Gibt ja jetzt auch Seminare, die extra "Schreiben fürs
Netz" heißen. Für Blog-Einträge werden beinahe dieselben
Maßstäbe angelegt wie für Reportagen - nur dass Blogs eben
aus der Ich-Perspektive geschrieben werden. Jeder Blog-Eintrag sollte ein
bestimmtes Thema haben, Hauptpersonen und - gaaaanz wichtig, damit die
Spannung erhalten bleibt - Konflikte. Hui, da gebe ich mir ja alle Mühe,
bin da aber ganz zuversichtlich. Immerhin gab's diesen Blog schon, als
der Begriff "Blog" noch gar nicht existierte.
Okay, was sollte das jetzt?
Weiß nicht, war mir
grad nach, das mal zu schreiben. Außerdem beschäftigt mich das
noch bis Ende Februar neun Stunden lang am Tag. Das und noch etliche weitere
Texte, die ich auf meiner Volo-Seite
artig verlinkt habe. Konflikte trage ich an diesem Arbeits-Freitag gar
nicht aus, ein bisschen mit der Deutschen Bahn, weil sie für eine
Hauptbahnhofs-Story nicht genug Informationen raushaut. Aber that's all.
Bin dick gepackt in den DerWesten-Großraum bekommen, sieht so aus,
als stünde ich vor einem Wochenend-Urlaub: Arbeitstasche, Schlafsack,
Rucksack. Werde heute Abend mit einem Volo-Kumpel Dortmund verunsichern.
Mit einem Dreier im Rücken, bin da ganz sicher, tippe natürlich
ganz artig 2:1, naja, viel eher: 2:Lastuvka. Wir schießen zwei Dinger,
bin ganz sicher, aber wie viel wir kassieren, ist ziemlich unklar. Dumm
überhaupt, dass unser Trainer überhaupt wieder auf Lastuvka setzt,
aber gut: Die Knaller-Alternative ist Renno nun auch nicht. Wenn wir doch
nur Torhüter hätten...
Der Tag vergeht sehr schnell,
nur der Kantinen-Bohneneintopf stört etwas im Magen (Konflikt!), lagere
um 18.30 Uhr mein Gepäck im Wagen meines Volo-Kollegen, treffe im
Regionalexpress meinen Bruder Thommy mit seinem Kumpel Harald. Thommy trägt
eine blau-weiße Packung "A&P Brezel" in der Hand, öffnet
diese mit einem kräftigen Ruck. "Brezel?" Ja, gut, eine. Kurze Situationsanalyse
um 19.05 Uhr. Hannover steht zwar aus irgendwelchen Gründen in der
Nähe der UEFA-Cup-Plätze, hat aber eine durch und durch durchschnittliche
Mannschaft. Fahrenhorst, Schulz, Krebs, Vinicius, Cherundolo, Huszti, Hanke
- keine Namen, die ein "Wow" über meine Lippen gehen lassen. Okay,
ist erst ein Thema um 20.30 Uhr. Freitagabend, Flutlichtspiel, super. SMS
von Gerd: "Komme seeehr pünktlich." Trinken n' Bierchen (Brezelthommy,
Harald) und n' Cola (ich), ich verspeise noch ein paar Brezel, um den Eintopfgeschmack
loszuwerden. Geht alles sehr schnell diesmal, Spieler laufen sich warm,
Ono diesmal von Beginn an, spielt für Azaouagh. Dazu noch Fuchs für
den gesperrten Dabrowski.
Bin immer noch etwas krank
- Thommy verteilt derweil eine Brezel - und huste vor mich hin. Ist dumm
während eines Fußballspiels, wenn's nach jedem zweiten Sprechchor
einen Bell-Anfall gibt. "Ist aber Minusrekord heute", sagt Lupo, als er
zehn Minuten vor dem Anpfiff auftaucht. Gerd kommt in der Tat sehr pünktlich,
der "Professor" genannte Fan auch. "Wusstest Du", sagt Lupo, "dass der
an der Ruhr-Uni eine Professur für Physik hat?" Nee, wusste ich nicht
und es überrascht mich kolossal. Akademiker allez - nebeneinander
stehen der promovierte Brezelthommy, der promovierte Richter Gerd, der
Professor für Physik. "Und wir", sagt Lupo, deutet auf mich - und
wir lachen! Als Herbies "Bochum" laut wie immer wie jedes gottverdammte
Mal für Gänsehautstimmung und leichtere Freudentränenattacken
sorgt, präsentiert der Professor seinen "Ruhr-Universität Bochum"-Schal.
Der letzte Beweis... Meine Fresse, da stehe ich so viele Jahre neben ihm
und sehe ihn auswärts. Pffff... "Ne Brezel?", fragt Thommy. Alle greifen
zu, aber so langsam nervt's.
Pruuuust, Anpfiff, Lupo hat
Recht, für ein Freitagabend-geil-Flutlicht!-Spiel ist's sehr mau.
18.500 Zuschauer schätzen Lupo und ich, knapp 20.000 werden's am Ende.
Vor allem die Zahl der 96er ist sehr enttäuschend, keine 1000. Sonst
waren die immer mit mindestens 3000 hier. Tja, die Saison an der Leine
ist wohl ebenso langweilig wie unsere. Denn sind wir ehrlich: Bei sieben
Punkten Vorsprung kann uns jetzt wenig passieren und es wird auch verdammt
wenig passieren bis Saisonende. Die wohl langweiligste VfL-Saison seit
Menschengedenken, da wir im Mittelfeld zwischen den Plätzen 10 und
13 festhängen werden. UUUääähhh, gähnen wir da
alle. Und ganz neutral haut ein Spiel Bochum gegen Hannover niemanden aus
den Schuhen.
Aber hey, bin ich neutral???
Neeeeeeee! FUSSBALL! FUSSBALL! Jedes VfL-Heimspiel, ach was, jedes VfL-Spiel
ist legendär, vor allem, wenn noch ein so phantastisches Wochenende
folgt, mit großartiger lauter Musik in der Nacht. Zdebel verliert
die Seitenwahl, unsere spielen zuerst auf die eigene Kurve, buh. Müssen
die zwei Tore eben in Halbzeit eins fallen. Zehn Minuten lang sieht's eher
mau aus, da bekommen wir Blau-Weißen den Ball fast gar nicht. Bei
jeder Flanke, jedem Torschuss geht ein Rauuuuunen durchs Publikum - damit
muss Herr Pannen-Lastuvka leben. Nur ganz allmählich verdient das
Fußballspiel sein Namen. Fuchs verunglückt eine Flanke, Enke
geht auf Nummer sicher und patscht den Ball zur Ecke. In Minute elf ist
das. Drei Ecken bekommen wir zwischen der 11. und 20. - alle schlenzt Ono
supergefährlich an den Elfmeterpunkt. Aber nüscht passiert. Stimmung
war schon mal besser, aber auch schon schlechter. Auer kommt im Sechzehner
an den Ball, schießt ins kurze Eck - Enke ist da - rund um die 20.
Dann noch ein Sestak-Schuss, ja doch, wir drücken. Und werden belohnt.
Zdebel bekommt im Mittelfeld den Ball, schnippt ihn nach vorn - wo hat
der Zdebel denn passen gelernt? - Sestak nimmt die Kugel super an, läuft
allein auf Enke zu, schiiießt. Aber das so erbärmlich, dass
Enke abwehren kann. Doch der Abpraller springt auf den heranstürmenden
96-Abwehrspieler Cherundolo und kullert ins Tooooooooooooooooooorrrrrrrrrrrr!!!!
1:0! 1:0! 1:0! DRIN!!!! Bis zur Pause lassen wir nichts mehr anbrennen,
die Kugel schön laufen, verdienen uns diese Führung. Von Hannover
kommt - ganz Durchschnittstruppe eben - gar nix. Halbzeitbilanz: Wir sind
auf dem besten Weg Richtung Tabellen-Niemandsland, hurra. Soll ich mich
darüber freuen oder einen Konflikt konstruieren!?? Thommy Brezel sind
mittlerweile fast alle, zum Glück. Kann's nicht mehr hören und
sehen. Unsere Abwehr steht bisher richtig gut, Zdebel macht eine gute Partie,
Fuchs eifrig, aber glücklos, Imhof solide, Ono nur bei den drei Ecken
zu sehen. Sestak und Auer bilden ein erstaunliches Sturm-Duo. Ohne Sestak
wären wir ohnehin nur die Hälfte wert, aber auch Auer überzeugt
als guter Ballabschirmer und Passgeber. Könnte schlechter laufen.
Wie zum Beispiel zu Beginn
der zweiten Hälfte. Wir waren noch kein einziges Mal am Ball, als
auf einmal in großen Lett... äh Zahlen "1:1" auf der Anzeigetafel
aufleuchtet. Nach einer Flanke von der rechten Seite steht Mike Hanke am
langen Pfosten vööööööööölliiiiiiiiiiig
allein und köpft die Kugel 'rein. WIE FREI STAND DER DENN? Völlig
unsortiert unser Hühnerhaufen, der so gut stand in Halbzeit eins.
Unfassbar! Brezelthommy, Harald und ich schauen uns nur fragend an. Hää?
Was solln das? Eine Minute später streicht ein weiterer Hanke-Kopfball
nur knapp über das Tor. HALLO!!! Unser allgemeine Fan-Weckruf wirkt:
Sestak läuft über rechts bis zur Grundlinie, steht gegen drei
Abwehrspieler. "Der Ball ist tot", sagt Brezelthommy und will sich schon
abwenden, als Sestak in der 52. Minute die Kugel doch in die Mitte bringt.
Und das so irre platziert, dass Auer nur noch den Schädel hinhalten
muss. Tooooooor! Schalalalalaaa! 2:1, die Irrungen und Wirrungen überstanden
und wieder vorn. 38 Minuten noch. 38 kurzweilige Aggressivität-ole-Hass-allez-Grätschen-hurra-Minuten.
Sestak fängt sich seine fünfte Gelbe Karte ein, Zdebel seine
weißichwievielte, Lastuvka muss wegen Zeitspiels dran glauben. Hanke
kriegt den gelben Karton auch noch unter die Nase gehalten, wegen eines
Revanchefouls an Bönig, das den Unbeliebten zum Noch-Unbeliebteren
macht. Chancen gibt's keine mehr, nur ein paar Schockmomente. Sestak läuft
in Minute 77 allein auf Enke zu, scheitert aber. Er ist trotzdem wieder
einmal der absolute "Mann des Tages" und wichtiger für uns als Gekas
je war. Dumm, dass er gegen Leverkusen fehlt. 96 bekommt noch ein paar
Ecken, die Lastuvka aber alle sicher fischt. Wir überstehen alle Schockmomente
und reißen nach dreieinhalb Minuten Nachspielzeit beide Arme nach
oben. Umarmen uns vor Freude, schaut Euch Lupo oben an, es ist ein Abend
zum Grinsen, zum Feiern. "SO GEHN DIE BOCHUMER, DIE BOCHUMER GEHN SO" brüllen
wir alle ganz laut, die Spieler sind sehr ausgelassen dabei. Sam ruft an,
entschuldigt sich telefonisch für sein Fernbleiben, singt aber am
anderen Ende der Leitung laut mit. "So muss das", sagt er. Jeder hier spürt:
Dieser Dreier wischt die letzten, aber auch allerletzten Zweifel am Klassenerhalt
weg. 26 Punkte nach 21 Spielen, das ist super. Ey wir haben die drei BESTEN
SPIELER verloren. Und dann das! Wir steigen niiiiemals ab.
Scheiße.
Die Saison wird langweilig.
Wenn das kein Konflikt ist.
Wir sind so ausgelassen,
dass bei "Die ganze Kurve hüpft - allez, allez" jeder mitmacht, wirklich
jeder. Als die Spieler in die Kabine verschwinden, Ono - heute sehr unauffällig
- einen Interview-Marathon über sich ergehen lassen muss, kommen die
ersten "Bochum"-Takte. Gänsehaut auch nach dem Schlusspfiff. Die normalen
Abende, die normalen Siege. Auch die sind legendär. Wir verabschieden
uns der Reihe nach, sehen uns schon nächste Woche wieder, beim zweiten
Heimspiel in Folge gegen die starken Levs. Der Professor, der wirklich
einer ist, zieht davon. Lupo ist glücklich, Brezelthommy und Harald
haben einen Termin in Mülheim. Ich ziehe allein weiter, mit der U35
Richtung "Schloss Strünkede" bis "Herne Mitte". Dort wartet mein Volo-Kumpel,
der bei seiner Freundin weilte, die genau dort wohnt. "Die ganze Kurve
hüpft, allez, allez", als ich gegen halbzwölf in seine Karre
steige und wir nach Dortmund fahren. Drei Punkte sind so ein schönes
Gefühl. So ein schönes.
Samstag, 23. Februar 2008
Fahren nach Dortmund, ins
Kreuzviertel, ist wohl nicht ganz unbekannt in dieser komischen schwarz-gelben
Stadt. Schnell die Sachen auspacken, ein bisschen 'rumzappen, kommt nix
in der Glotze, und dann losziehen. Die Bahner in Dortmund warnstreiken
24 Stunden lang, also wählen wir etwas Fußläufiges. Das
"Silent Sinners". Halbeins sind wir dort, bestes Studentenpublikum und
sensationelle Musik. Mag Musik nur wenn sie laut ist. Ein Euro für
die Garderobe, 2,50 Euro Eintritt, immer wieder Cola, Cola, Cola, dann
noch zweimal Fanta. Höre "Everlong" von den Foo Fighters, kam ganz
lange nicht mehr in irgendwelchen Diskos. Mando Diao, Kings of Leon, The
Strokes, Arctic Monkeys, System of a Down, Mighty Mighty Bosstones, Weezer,
"Red Flag" von Billy Talent, die Hamburger Schule von Kettcar über
Tocotronic bis Tomte, alles hintereinander, eine Britphase mit Oasis und
Blur. Stellen uns direkt neben den Lautsprecher, um unsere Gehirne richtig
durchzupusten. RICHTIG! Gestikulieren Richtung Lautsprecher: lauter, lauter,
lauter. Tanzen, zappeln, hüpfen. Erst 2:1 und dann das. Aus solchen
Abenden werden Legenden gestrickt. Fünfdreißig im Bett. 5.30
Uhr. Alles gut.
Ratzen bis irgendwann am
Nachmittag. Keinen Wecker stellen, irgendwann ist es 12.40 Uhr. Volo-Kumpel
ist Drecksborusse, muss zum Spiel gegen Hansa Rostock. Seine Mit-Stadiongänger
tauchen um 14 Uhr im Kreuzviertel auf. Chillen ein bisschen bei "Family
Guy" und den "Simpsons" auf Pro 7. Duschen, tschöökes, ab zur
Bus-Haltestelle. Die Busse von der "Metzer Straße" Richtung "Dortmund
Hauptbahnhof" fahren um *.18 und *.48, zu besten VfL-Zeiten. Packe mir
die Kopfhörer in die Ohren, die mit dem Discman in meiner Jackentasche
verbunden sind. AC/DC "Hells Bells", Ärzte "Himmelblau", Foo Fighters
"The Pretender" - habe noch nicht genug von lauter Musik. Noch nicht genug.
Frühstück am Dortmunder Hauptbahnhof, ein schmieriges Käse-Sandwich
von der "Sandwich Bar" für 2,49 Euro, ein Balisto für 60 Cent
vom Automaten. "Happy Auer" titeln die Ruhr-Nachrichten. Naja, gibt auch
schönere Schlagzeilen. Vom Mülheimer Hauptbahnhof laufe ich direkt
weiter ins "Schräge Eck" zur Bundesliga-Konferenz. Fußball,
Musik, Ratzen, Fußball. Ein Kumpel erzählt mir vom gestrigen
Abend, wie ich ihn in Mülheim erlebt hätte: Erst in der Bar "Coco
d'Or" in der Innenstadt, dann in der Disko "Freeland". Irgendwie der Musik-
und Feier-Abend gestern. Die Konferenz ist eher - sagen wir - durchschnittlich
interessant, die Thekensprüche kamen auch schon besser. Spaziere nach
Hause, mit "Toxicity" von System of a Down im Schädel, Klamotten wechseln.
Will mit dem Regionalexpress nach Witten-Annen, setze meine Tour durchs
Ruhrgebiet fort, übernachte bei einer Frau, die mir nicht ganz unwichtig
ist. Komme aber zu spät zum vereinbarten Treffpunkt. Im Regionalexpress
sitzen Hunderte von enttäuschten Schalke-Fans, die wie wild gegen
die Waggonwände trommeln. Als ein normaler Zugnutzer zu einer Gruppe
geht und höflich darum bittet, die Fans mögen bitte aufhören,
antworten die laut mit "Lalalalalalaaaa meckmeck meckmeck" und "DU MACHST
DICH LÄÄÄÄÄÄÄCHERLICH!" Puh.
Sonntag, 24. Februar 2008
Pennen, aufstehen, Fußball.
Zurück nach Mülheim, weiterfahren zum Oberligaspiel VfB Speldorf
gegen Tabellenführer Bayer Leverkusen II. Trainer von Bayer ist Ulf
Kirsten. Witzelte vorher: "Bei der Pressekonferenz rufe ich ,Kirsten du
Arschloch' und auf irgendwelche Art schießt der während der
Konferenz zwei Tore gegen mich." Verspeise ganz stadionlike Currywurst/Pommes/Majo,
sehe aus der Sprecherkabine ein tolles Oberligaspiel, das Leverkusen leider
mit 4:2 gewinnt. Fahre nach Hause, schaue die Sonntags-Konferenz bei Premiere
und schreibe jetzt diesen Text.
Lasst mich nicht mehr über
Thema, Hauptpersonen, Konflikte und Blog-Theorien nachdenken. Ihr seid
ja doch bis zum Ende drangeblieben. Lasst mich über Fußball
reden. Über ein Fußball-Wochenende, wie ich's liebe, mag, wie
es sein muss. Und über Musik nur wenn sie laut ist. Werde jetzt die
Grönemeyer-CD suchen.
Und hören.
Ich weiß jetzt, wo Frank Goosen sitzt... Auch er feierte bereits am 22. Spieltag den Klassenerhalt. "Nie mehr zweite Liga". Euphorie bis zum Anschlag!
Das Optimum
Was sagt denn der Frank Goosen
da? Ich sehe ihn, den Bochumer Autor, auf dem Rasen und seinen großen
runden Kopf auf der Video-Leinwand. An Goosens Hand hält sich sein
Sohn fest. Der Sohn, den er in seiner Kolumne in der Stadionzeitung immer
"Thronfolger" nennt. Frank Goosen erzählt irgendetwas über sein
neues Buch, wasweißich, ich nehme derweil die aktuelle Stadionzeitung
- mit Titelgeschichte über Benjamin Auer (so schnell geht das) - aus
der Tasche und blättere auf die letzte Seite. "Gekas heißt Grote"
oder so ähnlich lautet die Überschrift der aktuellsten Goosen-Kolumne,
wie immer eine lustige, klasse lesbare und tolle Geschichte für ein
Heimspiel. Interview für die Leinwand ist zu Ende, Goosen und Thronfolger
laufen und laaufen und laaaaufen, einmal rum, bis Block B. Ich weiß
jetzt, wo Frank Goosen sitzt.
Bin gespannt, wie er das
Spiel bewerten wird. Für mich ist's die beste Saisonleistung. Eine
der besten Leistungen der vergangenen Jahre. Euphoriefaktor hundert plus.
Thommy hat diesmal auf Billigbrezel
verzichtet. "Bin ja auf deiner Seite auseinandergenommen worden dafür",
sagt er im Auto und weist mit seinem Zeigefinger auf die Fußmatte
unter dem Beifahrersitz. Dort liegt eine Packung Pfirsiche - aber selbstverständliche
keine echten, soindern nur die in der runden Zucker-Gummi-äh-Weingummi-Form.
Scheißegal, rein damit. Thommy sieht sein zweites Heimspiel in Folge
- das ist auch lang nicht mehr vorgekommen. Ein wenig stolz berichtet er,
dass er sich das VfL-Internet-TV geleistet hat, für "Fans im Ausland
wie mich echt perfekt". Stimmt. Auch Harald sitzt im Auto, der vor einer
Woche schon dabei war und im Auto zugibt, ein Glücksbringer zu sein.
Fünf Spiele des VfL sah er bisher. Und fünf Siege. Äääääh,
im Auto? Genau, aber leider habe ich keinen neuen Smart, sondern Thommy
kutschiert uns. Eine Premiere! Am Parkhaus folgt direkt eine zweite Premiere,
denn das Haus wird wegen Überfüllung schon eine Stunde vor dem
Anpfiff geschlossen, so dass uns in Orange gekleideter Ordner auf den Schotterparkplatz
geleitet, der sonst nur Reisebussen vorbehalten ist. Ja, eine Stunde noch.
Thommy und ich packen ein paar Pfirsiche (Vorrat!) für den Fünf-Minuten-Fußweg
Richtung Stadion ein, Harald will nicht ("Mag ich nicht so"), wir analysieren
in Windeseile die Lage der Liga, die für uns Bochumer besser nicht
sein könnte. Von den Abstiegskandidaten hat gestern wieder kein Team
gewonnen. Bei einer Niederlage - und davon ist gegen die sensationell auftrumpfenden
Leverkusener (in Folge nur noch Levs genannt, klingt kürzer und...
abfälliger) auszugehen - stört's keinen, dann hätten wir
weiterhin neun Punkte Vorsprung. Neun! Dementsprechend locker sehen wir
das Ganze. Anstatt in Fußball-Aggressivität zu verfallen, denke
ich lieber über das Wochenende nach. Hab oft mein Interview
mit Jan Plewka gesehen, bin schon etwas stolz auf das Video-Werk, das
im Rahmen meines Volo-Praktikums bei www.derwesten.de entstand. Dauert
zwar 13:45 Minuten, aber schaut's Euch trotzdem an. Lohnt sich. War dann
noch bei einer Party in der Dortmunder Westfalenhalle. Viel Zeit mit der
Liebsten verbracht. Schöne Zeit. Das Spiel des VfB Speldorf beim Wuppertaler
SV II ist ausgefallen. Gerd und Sam haben sich telefonisch entschuldigt.
Gerd weilt bei einer Familienfeier (seit wann geht DIE vor?), Sam hat beruflichen
Kram zu erledigen ("Sag: Der Schwatte hat zu tun!").
Okay, genug nachgedacht,
am Stadion angekommen, kurz nach vier. Thommy und Harald lösen Tickets
für elf Euro, ich ziehe den blau-weißen Schal um meinen Hals
etwas enger, denn ein unangenehmer Wind zieht auf. Stelle nach kurzer Zeit
fest, dass es doch gar nicht so kalt ist und öffne den Reißverschluss
meiner grünen Jacke. Ich schließe die Augen, stelle mir vor,
ich müsste zwei Kameraperspektiven und zwei Audiospuren zusammenschneiden
- Nachwirkungen des Jan-Plewka-Drehs. Die erste Kamera ist auf den Aufgang
in den "Block P" gerichtet, wie sie alle sukzessive auftauchen: Lupo, der
Professor, alle eben. Die andere auf den Spielertunnel. Erst kommt Bayers
Adler, dann unser Lastuvka, dann die Bayer-Spieler, dann unsere. Bei Bayer
sitzen Freier und Gekas auf der Bank. Slawo Freier, der ist schon längst
vergessen in der Kurve. Aber Gekas? Der uns in der vergangenen Saison so
viele Sirtaki-Feiern einbrachte!? Der ist bei Bayer draußen. Unbeliebt,
vorbei, vergessen. Der arme Fanis ist den Blicken dreier Fernseh- und zahlreicher
Fotokameras ausgesetzt. Aber okay: Wäre ich beim DSF, würde ich
vermutlich auch mit diesem Bild einsteigen. In der Aufstellung gibt es
keine Überraschung: Dabrowski - nicht mehr gesperrt - spielt für
Fuchs. Und Epalle für den diesmal gesperrten Sestak. Das ist überhaupt
unser größtes Problem: Der Top-Scorer der Liga fehlt. Gut, weil
die Leverkusener dann nicht hautnah sehen, wie gut Sestak ist und ihn nicht
wegkaufen. Aber schlecht, weil uns ohne Sestak unser mit Abstand bester
Mann fehlt. Heute ist ein besonderer Tag. Spüre das. Herberts "Bochum"
funzt einen Tacken mehr als sonst. Hier wären beide Kameras allein
auf die Ostkurve gerichtet, ganz still, um diese ergreifenden Momente bis
zum "Machst mit 'nem Doppelpass jeeeeden Gegner nass" festzuhalten. Anpfiff
pünktlich um 17 Uhr. Bin so hin- und hergerissen. Mal vermisse ich
den Abstiegskampf, mal nicht. Nach einer Spielsekunde... nicht! "Wir wollen
einfach nur ein schönes Fußballspiel sehen", fasst Thommy die
Meinung aller 23.500 Zuschauer zusammen. Es war und bleibt ein komplett
konfliktfreies Wochenende und ein konfliktfreier Tag.
Nullnull am Anfang, nullnull
nach zehn Minuten, nullnull nach 20 Minuten, nullnull nach 30 Minuten,
nullnull nach 40 Minuten, nullnull zur Pause. Ein Spiel für Taktiker,
ein Zitterspiel, ein kampfbetontes Spiel. Koller lässt ganz früh
pressen, ja, das ist fast sogar "Forechecking". Sinn und Zweck ist, die
Leverkusener so weit wie möglich vom eigenen Tor (und von Lastuvka)
wegzuhalten. Klappt wunderbar, denn Lastuvka muss sich in Halbzeit eins
nicht ein einziges Mal auf den Boden begeben. Und das gegen den Tabellendritten!!!
Spricht sehr für unsere Defensivarbeit. Die Viererkette mit Pfertzel,
Maltritz, Yahia und Bönig leistet ganze Arbeit, ebenfalls im defensiven
Mittelfeld Imhof, Dabrowski und Zdebel. Einmal vertändelt Yahia den
Ball, doch den Barbarez-Schuss blockt Imhof erfolgreich ab. Eine typische
Szene. Nach vorn geht bei uns aber nicht viel bis gar nichts. Ono, Epalle
und Auer tauchen nur ganz selten auf. Stört aber auch keinen. Die
Leistung ist mehr als in Ordnung, nullnull auch in Chancen, der DSF-Reporter
wird das Spiel "langweilig" und "grottenschlecht" nennen. Ich nicht. Ich
wirklich nicht. "Steffi Jones, was hast du bloß gelost?", fragt unser
Stadionsprecher in der Pause. Der BVB spielt im Halbfinale des DFB-Pokals
gegen Jena, München gegen Wolfsburg. Da werden alle Dortmunder jubilieren.
Und ich hasse es. Egal.
Keine Wechsel zur zweiten
Hälfte, ruhige, aber doch sehr gespannte Atmosphäre. Der Tabellendritte
der Liga hat Respekt vor uns! Vor unserer Heimstärke!! Bayer hat so
viele Fans dabei wie noch nie - so mein Eindruck. Es steht nullnull, es
bleibt beim nullnull. Doch Leverkusen wird besser. In der 59. Minute schmeißt
sich Lastuvka tatsächlch zum ersten Mal, nach einem Schuss von Schneider.
Der geht aber auch direkt auf Mann, Lastuvka scheint sich zu langweilen.
Nach wie vor stehen wir super, scheinen topfit zu sein. Topfit. Wir ringen
Leverkusen nieder. In den 60ern sagt Lupo: "Also eins muss ich ja sagen:
Es steht zwar noch 0:0, aber es ist ein echt schönes Spiel." Auch
Thommy und ich erheben die heutige Leistung schon beim Stand von 0:0 unter
die "Top 3" der aktuellen Saison. DAS wollen wir sehen: Eine zweikampfstarke,
sich gegenseitig jederzeit pushende Einheit. Die Torchancen kommen dann
irgendwann von ganz allein. Nach einer Ono-Ecke schießt Auer aus
der Drehung vorbei - in Minute 48. Na das ist doch schon was. Es wird durchaus
munterer. In der 62. Minute flankt Kießling, Barbarez steigt gegen
Yahia hoch, köpft, doch Lastuvka hält wieder ganz, ganz sicher.
"JAN LAS-TUV-KA"-Sprechchöre - und unserer "27" gefällt das richtig.
68 Minuten gespielt, noch immer nullnull. Gekas, Freier, niemand in Sicht.
Pfertzel, stark heute, spaziert die rechte Seite entlang, zeigt an: "Dabro,
ich flank auf Dich"! Pfertzel flankt, Dabrowski steht am Strafraumeck und
legt per Kopf quer auf... ZDEBEL! Der ist VÖLLIG FREI! VÖLLIG
FREI! Und TOOOOOOOOOOORRRRRR!!!! TOOOOORRRR!!! Jaaa, hüpfen, das ganze
Stadion hüpft allez, allez! V-F-L! V-F-L! Wen lieben wihiiiir? V-F-L!
Das ganze Stadion hüpft, allez, allez! 1:0 für den VfL! Einsnull,
nicht mehr nullnull. Aus einer guten Leistung wird jetzt eine sehr gute.
Hinten super gestanden, vorn eiskalt die erste klare Chance genutzt. Bayers
Trainer Skibbe hat die Nase voll. Bringt zeitgleich Freier und Gekas. "So
ein Mist", sagt jemand hinter uns, "die ehemaligen Bochumer treffen doch
immer gegen uns." "Und Ailton", fügt der Professor hinzu. Harald hat
ein Dejavu. Am
23. August 2003
weilte er schon einmal im Ruhrstadion - schon einmal beim Spiel VfL gegen
Bayer, und auch das endete 1:0 durch ein Tor von Zdebel. Und Zdebel ist
nicht gerade bekannt als Torjäger... Irre! Zwei Minuten später
versucht sich Zdebel noch als Doppelpack-Schütze, doch seinen Schuss
aus 20 Metern Entfernung fischt Adler aus dem Eck. Und was macht Gekas?
Er taucht viermal auf in der Restspielzeit. Einmal wird er gefoult, dreimal
steht er im Abseits. Unsere ausgelaugten Jungs Ono und Epalle sowie den
angeschlagenen Zdebel nimmt Koller raus, bringt Mieciel, Schröder
und Azaoaugh. Bayer bekommt nichts mehr auf die Reihe. Wir haben sie im
Sack. Unfassbar. Selbst Azaouagh fügt sich super ein, wagt sich zwei
Minuten vor Schluss in ein Dribbling mit drei Bayer-Abwehrspielern. Und
gewinnt! Er stochert den Ball zu Dabrowski, der steht FREI! TOOOOOOOOOOOOORRRR!
Hüpfalarm! Das ganze Stadion hüpft, allez allez! Dabrowski spaziert
Richtung Kurve, fast alle Spieler kommen angelaufen, Rieseneuphorie in
Bochum! 29 Punkte! 29! Zwölf Punkte Vorsprung vor einem Abstiegsplatz,
nur noch sieben Punkte hinter dem Tabellenfünften KSC. Ist das der
pure Wahnsinn? Der Sprechchor "NIE MEEEEEEEEEEEEEHR ZWEITE LIIGAAAAAA"
hallt durchs Rund, und das drückt aus, was alle Bochumer denken. Zwölf
Spieltage ohne Abstiegskampf! Wir genießen die Momente, hätte
gern zwei Kameras bei der Hand und gleich mehrere Audiospuren. Eine liegt
noch auf "Siehst Du Gekas - so wird das gemacht!" und dann pfeift der Schiri
ab. Nach 92 Minuten. Obwohl wir so kampfbetont und aggressiv spielten,
zückte Drees nicht einmal Gelb gegen uns. Nicht ein einziges Mal!!!
"Eins der besten Spiele", sagt Lupo mit einem ruhigen Trainerblick. "Besser
kann diese Mannschaft nicht spielen", resümiert Thommy. "Das Optimum",
denke ich. Taktisch, kämpferisch, emotional. "Schön 2:0 die Levs
weggehauen, beste Leistung der vergangenen fünf Jahre, super. Tore:
Zdebel (71.), Dabrowski (88.). Ergebnis und Torschützen sind kein
Witz", smse ich zu Gerd und Sam, um sie richtig neidisch zu machen.
Auf dem Weg zurück
zum Auto steckt sich Glücksbringer Harald 'ne Zigarette an. Thommy
sagt immer und immer wieder: "Ich kann diese beeindruckende Leistung noch
gar nicht glauben." Zum "Knaller des Tages" wurde Christoph Dabrowski ernannt.
Aber alle 14 Jungs hätten diese Erwähnung verdient. Diese beiden
Wörter "geschlossene Mannschaftsleistung" klingen so abgedroschen,
aber ich MUSS sie einfach nennen. Denke an die Jubel-Orgie, die mit "So
gehn die Bochumer, die Bochumer gehn so" begann, mit La Ola vor Ostkurve
und Block A weiterging und der "Humba" endete. Steige ins Auto und verputze
bei Pizza World "Hühnerbrust Miami". Wer denkt sich diese Namen aus?
Was hat Brokkoli mit Miami zu tun? Im DSF bezeichnet der Reporter die erste
Halbzeit als "mies" und "langweilig". Wenn er's glaubt...
Frank Goosen habe ich übrigens
nicht mehr beobachtet. Aber ich wette, er hat sich genauso gefreut wie
wir. Hoffentlich lesen wir's bald.
Es gab schon spektakulärere Spiele!
Null Leistung, null Chancen, ein Tor, ein Punkt. Ein furchtbares Niemandslandspiel am Main mit viel, viel Musik und einem historischen Azaouagh
Einen Punkt gemacht. Wie? Scheißegal!
Verzückt. Verzweifelt.
Hach ja... Nowosibirsk, Sofia, Antalya, Shanghai...
So etwas gibt es hier also
auch. In Witten-Annen. Eine Kirmes. Krame mein Handy aus der linken Hosentasche,
wische mir mit meiner rechten Hand die Müdigkeit aus den Augen, aktiviere
mit der linken die Kamerafunktion des Mobiltelefons. Muss das doch festhalten.
Im Vordergrund das Bahnhofsschild "Witten Annen-Nord", dahinter das Riesenrad.
Das dürfte ein einigermaßen scharfes Foto werden, Mist, sollte
so langsam neue Batterien für meine Digitalkamera holen. Drücke
ab, kontrolliere kurz. Ja, doch, scharf genug. Blicke ein wenig herum,
sehe, dass eine Putzfrau auf dem "Breakdance" ganz langsam ihre Runden
dreht. Abends arschcoolt die Wittener Jugend herum, jetzt ist's leise.
Jetzt noch Provinz, jetzt noch Witten-Annen. In ein paar Stunden Frankfurt.
Die S-Bahn kommt mit fünf
Minuten Verspätung, hält noch in Dortmund-Kruckel und Dortmund-Barop.
Zwei Stadtteile, die ich nie gehört, nie gesehen, nie betreten habe.
Denke an die vergangene Woche. Erst der fantastische 2:0-Sieg gegen Leverkusen,
diese unglaubliche Leistung, die uns Bochumer verzückt und verzweifelt.
Gewonnen, okay. Aber zwölf Punkte Vorsprung? Eine Saison ohne Ziele?
Mitten in der größten Fußball-Euphorie eine Fahrt mit
der Journalistenschule nach Brüssel. EU-Parlament, Ständige Vertretung
Deutschlands, EU-Kommission, WAZ-Korrespondentenbüro. Viel hören,
viel laufen, nachts bis drei Uhr durch die Stadt ziehen. Eine Nacht bei
der Liebsten eben in Witten und jetzt umsteigen am Dortmunder Hauptbahnhof.
Trage nichts bei mir. Naja, fast nichts. Meinen VfL-Schal, meinen Discman
und... keine Zeitung. Spaziere noch schnell in den "Presse+Buch"-Laden
(endlich einmal ein selbst erklärender Name), kaufe mir die neueste
"NEON", als Appetizer dient ein "Die besten 222 Songs aller Zeiten"-Booklet.
Der ICE steht schon am Gleis. Suche meinen reservierten Sitzplatz, irgendwo
in Wagen 32, hocke mich hin, erfahre, dass sich die Abfahrt um zehn Minuten
verzögert, Probleme irgendwelcher unwichtiger Art. 10.48 Uhr, los.
Verschiebe das Thema "Fußball" für kurze Zeit ins hinterste
Eckchen meines Gehirns. Musik. Ein Booklet, von Nokia gepusht. Buh. Hörte
in Brüssel viel Musik, sprach mit Volo-Freunden ausführlich darüber.
"Girl from Mars" von Ash belegte in unseren Brüssel-Charts unangefochten
Platz eins. Dahinter "Paranoid" von Black Sabbath, mit dem von Ozzy Osbourne
genölten "Finished with my woman 'cause she couldn't help me with
my mind". Finished with my woman, also davon bin ich so weit entfernt wie
der VfB Speldorf vom Champions-League-Sieg. Blättere etwas im 222-Hits-Booklet,
finde "Paranoid" unter der Rubrik "Rock" mit der Anmerkung "Nahe den Hochöfen
Birminghams erfanden Sabbath und Led Zeppelin den Heavy Metal." Das erschien
schon 1970? Kompliment! Erreichen Bochum Hauptbahnhof, kein VfL-Fan steigt
zu. Irgendwie fahren alle mit Auto oder Bus, was auch immer.
Verzückt. Verzweifelt.
Verzückt, weil's so eine lockere Fahrt wird. Und doch verzweifelt.
Sollen wir Fans Geld ausgeben, wenn es um nichts geht?
Ja. Meine ich jedenfalls,
aber ich verrückter VfLer bin sowieso kein Maßstab. Zurück
zur Musik. Das Booklet beginnt mit Pop. "I was made for loving you" von
Kiss ist Rubrik Pop? Depeche Mode: "Somebody"? Da hätte ich aber ganz
andere Songs ausgewählt. Bessere.Coldplays "Yellow". Auch darüber
lässt sich streiten. Zwei Seiten Hiphop, danach Punk. The Stooges,
Ramones, The Clash, jawoll, die Klassiker. Von Green Day "Basket Case",
welcher Song auch sonst? "Do you have the time..." Lalalalalala! Will mit
einer Luftgitarren- und Headbangbewegung den ICE unterhalten... aber...
aber... das würde in dieser T-Mobile-Hot-Spot-Welt wohl niemand lustig
finden. "In den 90er Jahren dominiert harmloser Pop-Punk. Immerhin: Green
Day schreiben Hits", steht hinter "Basket Case". Nach 1994 gibt es für
NEON nur noch einen gelungenen Punk-Song. "Fuck forever" von den Babyshambles.
Ist's so? Essen Hauptbahnhof, Duisburg Hauptbahnhof, Düsseldorf Hauptbahnhof.
Der Zug wird voller, in meinem Wagen ist kein Platz mehr frei. Blättere
weiter. Techno. Bafffff, interessiert mich nicht, Reggae, Frankreich, überfliegen.
Rubrik "Rock". Bei Köln Hauptbahnhof schaue ich rein. "Johnny B. Goode"
von Chuck Berry, erinnert doch stark an "Zurück in die Zukunft". Nirvanas
"Smells like teen spirit", logisch. Strokes' "Is this it?" Von U2 "One"?
Von den White Stripes nicht "Seven Nation Army"? Überlege mir meine
Liste, während der ICE mit 303 km/h an der Autobahn A3 entlangsaust.
Auf der CD in meinem Discman läuft erst "Beds are burning" von Midnight
Oil, dann "Without a trace" von Soul Asylum, das großartige "Not
an addict" von K's Choice, "Snow" von JJ72. Musik ist eine so tolle Beschäftigung.
Noch nimmt EU-Quatsch jeden Zentimeter in allen Schubladen meines Gehirns
ein. Blättere zu Singer/Songwriter, Indie, Jazz, Soul, Deutsch ("Halt
dich an deiner Liebe fest" von den Scherben, "Die Scherben sind so links,
dass sie angeblich sogar für die RAF komponieren.") und zum Schluss
"Fies, aber gut". Mit "Rhythm is a dancer" von Snap.
Verzückt. Verzweifelt.
13 Uhr. In zweieinhalb Stunden ist Anstoß. Verzückt, weil's
vor einem Jahr in Frankfurt so
schön war. Verzweifelt. Wird's wieder so schön oder lassen
wir Bochumer erneut - so können wir das gut - eine klasse Chance ungenutzt
und uns mit nulldrei abferkeln. "Du liest NEON auf einer Auswärtsfahrt?",
fragt ein Volo-Kollege per sms. Ähem.
In der NEON steht ein Text
über Kairo. Mit Insidertipps. Vielleicht schaffe ich eine Städtereise
Ende des Monats, um meinen Kopf durchzupusten. Kurz nach eins. "Frankfurt
Flughafen Fernbahnhof". Bin hier Richtung Bangkok, Richtung Vietnam, Richtung
Südostasien geflogen. Und schaue jetzt, zwei Stunden vor dem Anpfiff,
auf die Flugübersicht. Tokio, Calgary, Shanghai. Touriziele wie Antalya,
Malta, Hurghada, Mallorca. Muss quer durchs Flughafengebäude laufen,
bis zum "Regionalbahnhof". All die Reisenden. Will auch Urlaub haben. "Why
won't it snow", singen JJ72, wieder. Die ersten Eintracht-Fans tauchen
auf. Schaue auf den Stadtplan, der am Gleis hängt. Wusste noch gar
nicht, wie sehr im Süden Frankfurts wie uns hier befinden. Das Stadion,
Otto-Fleck-Schneise, Sachsenhausen mit den Kneipen, der Flughafen. Alles
im Süden. Diese geilen Vororte von Frankfurt! Eschborn, Neu-Isenburg,
Bad Vilbel... Und die Stadtteile erst: Rödelheim, Bornheim (Bornheimer
Hang, da spielt doch der FSV, oder?) Vergesse manchmal, was für eine
interessante Stadt Frankfurt ist. Über 650.000 Einwohner, die City
mit der hässlichen Börsen- und Bänkerfratze, die sich seit
geraumer Zeit von Petra Roth regieren lässt, aber doch die Hauptstadt
der Tageszeitungen - FAZ, FR - die Stadt, mit der Titanic und Theodor W.
Adorno untrennbar verbunden sind. Werde sie heute nicht näher erkunden.
Sondern nur den zehnminütigen Fußweg von der S-Bahn-Haltestelle
"Frankfurt-Sportfeld/Stadion" bis zu eben diesem zurücklegen. Ist
noch ein bisschen Zeit bis zum Anpfiff. Beschließe, diesmal nicht
nur das Schild Richtung DFB zu knipsen, sondern auch den Eingang zum mächtigsten
Sportverband der Welt. Von der Otto-Fleck-Schneise geht ein kleiner Weg
ab. Nach etwa hundert Metern folgt das große DFB-Wappen. Niemand
ist hier im Moment. Der große Fußball ruht.
Verzückt. Verzweifelt.
Wenn die Sonne scheint, dann öffne ich den Reißverschluss meiner
Jacke. Genieße die Strahlen. Ziehen Wolken auf, wird's schattig.
Um 13.50 Uhr komme ich aufs
Gelände, ziemlich früh, scheiß drauf. Schon nach wenigen
Metern ärgere ich mich über die Commerzbankpreise. Die Stadionzeitung
ist zwar satte 88 Seiten dick, kostet aber auch zwei volle Euronen. Der
Inhalt ist nicht gerade berauschend und niveauvoll, da hätte ich sonst
nicht einmal 50 Cent gegeben. Bezahlen ist hier nur - Schalke lässt
grüßen - mit einer Eintracht-Karte möglich. Löse eine
für zehn Euro und stelle dann fest, dass eine 0,5-Liter-Cola 3,70
Euro kostet. DREISIEBZIG. Das sind 7,40 Mark! Unglaubliche Preise, die
wirklich alles schlagen. Dazu noch eine Bratwurst für 2,60 Euro, da
ist die Karte fast zu 3/4 leer. Für die 6,30 Euro bekomme ich in Duisburg-Marxloh
einen Dönerteller mit Getränk und bin drei Tage satt. Rege mich
etwas auf, setze mich dann aber noch für 'ne halbe Stunde in die Sonne,
beobachte Flugzeuge beim Start und bei der Landung und höre "Bitter
Sweet Symphony" von The Verve, das eigentlich auch zu den 222 Hits gehören
müsste. Vermisse es.
Das Fußball-Feeling
kommt erst ganz langsam, so ist das in der tabellarischen Bedeutungslosigkeit.
Wir Bochumer trudeln gemächlich ein, erst als die Frankfurter für
ihren Abwehrspieler Kyrgiakos die "Sirtaki" spielen, erinnern wir uns an
die vergangene Saison, als Gekas und Epalle das unvergessene 3:0 herausschossen.
Lastuvka kommt, wird gefeiert, die Spieler kommen, mehr als höflicher
Applaus. Aber eben nur mehr als höflich. Keine Überraschung in
der Mannschaftsaufstellung. Sestak rückt wieder für Epalle in
die erste Elf. Die Frankfurter stehen, mal eben kurz in dem Hochglanz-Commerzbank-Magazin
blättern, auf Platz - hey - sieben, träumen zurzeit sogar in
mehreren Sprachen. Überdurchschnittliche Spieler gibt's aber nicht
viele. Kyrgiakos, okay. Amanatidis sehe ich sehr gern spielen. Dazu noch
Sturmtalent Fenin. Fertig. S' ist - seien wir ehrlich - wie bei unserem
Spiel gegen Hannover. Eintracht Frankfurt gegen VfL Bochum, das haut keinen
neutralen Fan aus den Schuhen. Wieder sind wir die ersten, die in der Sportschau
laufen. Und diejenigen, die besonders selten in der Konferenz gezeigt werden.
Verzückt. Wenig Medienpräsenz
ist gut für uns. Verzweifelt. Mehr könnte aber nicht schaden.
Obwohl es um sehr wenig
geht, kommen 46.700 Zuschauer, und das an einem frischen Spätwintermärztag.
Kompliment, das Wort "Europapokal" löst wohl selbst in Frankfurt Euphorie
aus. Unsere Kurve wird doch noch einigermaßen voll, etwa 2000 Blau-Weiße
sind's. Erinnere mich ans Hinspiel, ein farbloses 0:0
- und das nach genau fünf Minuten. Der Professor steht nicht nur im
Ruhrstadion (siehe Leverkusen-Text), sondern diesmal
auch in Frankfurt hinter mir. Wenigstens ein bekanntes Gesicht. Wir wundern
uns, wie destruktiv wir hier auftreten. Überzeugten wir vor einer
Woche noch mit mutigem Pressing, ja fast sogar Forechecking, ziehen wir
uns jetzt ganz tief in die eigene Hälfte zurück, greifen erst
in unserer Hälfte an. Die Taktik geht sogar einigermaßen auf,
wir schaffen es, die Frankfurter zu verunsichern und zu Fehlpässen
zu zwingen. Nur dreimal kommen die überlegenen Frankfurter gefährlich
vor unsere Kiste. In Minute zehn nimmt Amanatidis die Kugel klasse an und
zieht direkt ab - aufs kurze Eck. Doch Lastuvka wehrt zur Ecke ab. In Minute
20 etwa kommt Fenin am 16er an den Ball, der Ball rutscht ihm aber über
den Schlappen - vorbei. Und kurz vor der Halbzeit stürmt Russ über
rechts auf und davon und passt flach in die Mitte. Jedoch zu fest, Amanatidis
rutscht vorbei. Wir finden offensiv nicht statt. "Was für ein langweiliges
Mistspiel", funke ich per sms an die angeschlossenen Funkhäuser. Auer?
Kriegt keinen Stich! Sestak? Erstaunlich blass! Ono? Der spielt mit!? Unsere
drei "Sechser" Imhof, Zdebel und Dabrowski spielen ausschließlich
hoch - nur ist das gegen Kyrgiakos, den wohl besten Kopfballspieler der
Liga, mehr als sinnlos. Der agilste ist - kein Witz - unser Rechtsverteidiger
Pfertzel. Was für ein Wahnsinn. Dabrowski köpft in Minute 44
in die Arme von Nikolov. Das ist die einzige Bochumer Chance in Halbzeit
eins. Wirklich.
15 Minuten lang in der Pause
gelangweilt, zweite Halbzeit geht los, ein Pass von Russ auf Tosci, der
am linken Strafraumeck ganz frei steht. Lastuvka läuft aus seinem
Tor heraus, muss er, doch Tosci lupft die Kugel herrlich über unseren
machtlosen Schnapper ins lange Eck. 1:0 für Frankfurt, verdient, weil
die Eintracht die wesentlich aktivere und schlichtweg bessere in einem
unterdurchschnittlichen Fußballspiel ist. Ich weiß nicht, wer
für uns das Ausgleichstor erzielen soll und hake dieses miese Ding
unter "wieder einmal eine große Chance vertan" ab. Wir vertreiben
uns die Zeit bis zum Schlusspfiff fortan damit, die Zwischenstände
auf dem Videowürfel zu beobachten. Ist sehr lustig, denn Stuttgart
fertigt Bremen mit 6:3 ab. Der Professor und ich fragen uns, auf wen wir
eigentlich gucken sollen. Auf Duisburg? Cottbus? Rostock? Bielefeld? Die
sind schon so weit weg! Schalke? Karlsruhe? Das wäre... internationales
Geschäft, also auch mehr als übertrieben. Naja, jetzt verlieren
wir sowieso, 0:1, immer noch, immer noch, immer noch, es läuft gar
nichts. Auer geht raus, Mieciel kommt rein, nichts ändert sich. Null
Leistung, null Chancen, nulleins. In Minute 68 schießt der eingewechselte
Azaouagh unmotiviert aus 30 Metern Entfernung aufs Tor. Inamoto stellt
sich in den Weg, aber - Pech für ihn - mit der Hand. Freistoß.
Und Tor.
Die jubeln. Unsere Spieler
jubeln. Na dann... der Schiri zeigt zur Mitte, jubeln wir aaaaauuuuchhhhh,
hahahahahahahahahaha, Riesenpfiffe im Stadion, 44.000 regen sich unglaublich
auf, Frankfurter sprinten zum Schiri, Trainer Funkel schimpft unfassbar.
Doch das Ding zählt. 1:1 durch Azaouagh. Mit zehn Mann rekonstruieren
wir nach zweiminütiger Jubel- und Lach-Phase das Geschehen. Inamoto
spielt den Ball mit der Hand, Azaouagh legt sich den Ball zurecht und schießt,
während Nikolov noch die Abwehrmauer stellt. Tor. Ein aktiver Schiri
erklärt, dass ein Freistoß nur dann angepfiffen werden muss,
wenn es eine Gelbe Karte gab oder der Schiri das explizit anzeigt. Ist
hier wohl nicht geschehen. Also: korrektes Tor. "Echt nicht unclever gemacht",
funkt ein Volo-Kollege. Und ich schreibe das zurück, was ich seit
ein paar Minuten denke: "Null Leistung. Null Chancen. Ein Punkt. Das ist
wahre Effizienz." Hehe, 1:1. Die Frankfurter werden nun richtig aggressiv,
motzen gegen jede, wirklich je Schiedsrichter-Entscheidung. Doch es bringt
nichts. Nur noch eine 75-prozentige Chance erarbeitet sich die Eintracht.
Fink schießt. Lastuvka hält. Die Eintracht vernachlässigt
etwas die Deckung, doch keinen vielversprechenden Konter bringen wir vernünftig
zu Ende. Zwei Minuten Nachspielzeit, 1:1, Ende. "SCHIEBER! SCHIEBER!",
pöbeln die aufgebrachten Eintrachtler, sofort nach Schlusspfiff sprintet
Funkel auf den Schiri zu. Hilft natürlich nix. Einen Punkt geholt,
ohne genau zu wissen, warum.
Verzückt. Verzweifelt.
Wieder nicht verloren. Aber doch eine große Chance vertan. Ein tolles
Tor erzielt. Aber ein furchtbares Spiel gesehen.
Egal, wir feiern unsere
Mannschaft, die jetzt 30 Punkte geholt hat. Fünf fehlen uns noch bis
zum wohl sicheren Klassenerhalt - aus elf Spielen! Fünf Siege brauchen
wir noch, um Kollers Ziel zu erreichen. Das sind 45 Punkte! Die können
wir noch erreichen. Stecke meine Ohrstöpsel fünf Minuten nach
dem Abpfiff wieder in die Ohren, stecke meine Hände in die Jackentasche.
"Bitter sweet symphony" will jetzt so gar nicht mehr passen. Laufe den
Weg zurück zum S-Bahnhof, auf dem Weg dorthin brüllt eine Menge
von glatzköpfigen Eintracht-Fans "Wieder mal kein Tor für Türkiyemspor",
ein Störkraft-Titel. Ich wechsle die Straßenseite, fühle
mich jetzt doch etwas unsicher. "Frankfurt, ihr Zigeuner" brüllt eine
Horde Bochumer Jugendlicher immer und immer wieder, auch nicht viel besser.
Zur Abwechslung die eigene Mannschaft feiern: Das wäre mir doch etwas
lieber.
Die S-Bahn Richtung Hanau
kommt pünktlich, fahre wieder bis zum Flughafen. Ankunft zehn vor
sechs. Habe noch eine halbe Stunde Zeit, um den Flughafen bis zum Fernbahnhof
zu durchqueren. Sehe wieder die Reisenden. Die Urlauber. Neidisch. Die
schauen mich an, als wäre ich ALF. Huuuch, ein Fußballfan, mitten
in der feinen Flughafenwelt. Hurra, hurra, die Bochumer sind da. Esse ein
kleines Stückchen Pizza für 2,50 Euro, Commerzbankpreise in dieser
verfluchten Stadt, auch am Flughafen. Um 18.24 Uhr kommt mein ICE, den
ich nur eine Stunde benutze, bis der Zug in Köln Messe/Deutz hält.
Da ich keine Sitzplatzreservierung habe, bleibe ich im Bordbistro bei einer
0,5-Liter-Cola (die im ICE billiger ist als im Stadion und das muss etwas
heißen), lausche den Unterhaltungen zweier VfL-Fans aus dem Rheinland,
schließe die Augen. Meine Gedanken halten die Klappe.
Regionalexpress bis Mülheim,
kurz nach Hause, umziehen, wieder zum Bahnhof und weiterziehen. Nach Witten-Annen,
dort begann heute Morgen dieser Tag. Heute früh, als am Breakdance
gerade eine Putzkolonne die einzelnen Schaukeln säuberte. Jetzt, um
kurz vor Mitternacht, gehen bei der Kirmes die Lichter wieder aus. Einmal
Witten/Frankfurt. Hin und zurück.
... ist im VfL-Tagebuch 2007/2008 - TEIL 5 nachzulesen !
... ist im VfL-Tagebuch 2007/2008 - TEIL 5 nachzulesen !
... ist im VfL-Tagebuch 2007/2008 - TEIL 5 nachzulesen !
... ist im VfL-Tagebuch 2007/2008 - TEIL 5 nachzulesen !
... ist im VfL-Tagebuch 2007/2008 - TEIL 5 nachzulesen !
... ist im VfL-Tagebuch 2007/2008 - TEIL 6 nachzulesen !
... ist im VfL-Tagebuch 2007/2008 - TEIL 6 nachzulesen !
... ist im VfL-Tagebuch 2007/2008 - TEIL 6 nachzulesen !
... ist im VfL-Tagebuch 2007/2008 - TEIL 6 nachzulesen !
... ist im VfL-Tagebuch 2007/2008 - TEIL 6 nachzulesen !