VFL-TAGEBUCH: BUNDESLIGA 2007 / 2008 - TEIL 4
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Die ersten Utensilien

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SV Werder Bremen - VfL Bochum 1:2 (3.2.2008)
(weil meine kamera verrückt spielte, leider nur mit handybildern)

Der MomentDeeeer Moment: Mit dem Handy geknipst! ES IST VOLLBRACHT!!!

Im 31. Anlauf der erste Sieg im Weserstadion. Es ist alles, so, so, so, so, so, so irreal

KreisDSF-Kommentator: "Die bisher größte Sensation in dieser Saison" (ein Handybild)

Ein guter Tag, um Geschichte zu schreiben

JubelUnfassbar-ungläubiger Jubel (Handy-Bild)

Gerade läuft DSF. Kann mich kaum kaum konzentrieren, vertippe mich dauern, äh dauernmD, äh dauernd (ja, so ist's richtig). Der Spielbericht läuft, ich schaue dreimal hin, ob es wirklich stimmt, was heute passiert ist. Und Yahia macht nochmal 2:1. Yahia köpft das Ding rein. Und der DSF-Reporter sagt: "Das ist bisher die größte Sensation in dieser Saison."
Die
größte
Sensation.
SEN-SA-TION!

Jubel 4Und weil's so schön ist: Noch ein Handy-Jubelbild

Erst, also erst, saß da Thomas Doll im Intercity. Dann sind wir auch noch 1. Klasse gefahren. Erste. Klasse. Erstklassig. In Bremen ist's schön, Sam und ich übernahmen bravourös die Rolle des VfL-Botschafters. Der Auer. Der Yahia. Die Punkte. Was sind das alles für Gedanken in meinem Gehirn? Sie springen, switchen. Winterpause vorbei, endlich wieder Fußball. FUHUSSSSBAAAALLL! Mit einer... einer... einer... Sensation! Kann nicht schlafen. Nebenher läuft der Super-Bowl. New York Giants gegen New England Patriots. Muss eigentlich schlafen gehen, Praktikum morgen im WAZ-Haupthaus in Essen, zweiter Tag. DER Tag ist seit knapp einer Stunde vorbei. Jetzt ist schon der 4. Februar 2008. Dabei wird der 3. Februar 2008 in die Geschichte des VfL Bochum eingehen. Im 31. Anlauf der erste Sieg im Weserstadion beim SV Werder Bremen. Im EINUNDDREISSIGSTEN Anlauf. Nicht zu fassen.
Puuuhh.
Puuuusst.
Puuuuuuuuussst.
Schlürfen. Den Tee. Heeiß! Pfefferminztee!
Puuuusst.
Durchpuuuusst.
Ihr wollt hören, wie's war, wollt Emotionen, Songs, Titel, Worte, Sätze. Ich will sie finden, suche sie in meinem Gehirn. Und? Weiß nicht, wo sie sind. Es ist einer der grandioseren Tage in meinem Leben als Fan des VfL Bochum. Wie oft gab ich als Saisonziel "Auswärtssieg beim SV Werder Bremen" an!? Wie oft sagte ich in den vergangenen Tagen und in vergangenen Zeiten, dass Auswärtsfahrten nach Bremen grundsätzlich sinnlos sind!? Genauso auch gestern, vorgestern, am Donnerstag.
Da begann das Bochumer Fairytale, Märchen, Wunder, Sensation für mich.
Sitze in der Redaktion Duisburg-Marxloh, Donnerstagmittag. Es ist mein letzter Tag hier, der 31. Januar 2008. Mein Blick geht aufs Marxloh-Center, seit zwei Monaten. Es ist Karneval, alle Straßenbahnen, alle Busse, alle Züge sind voll mit komisch verkleideten Personen, die es lustig finden, sich sinnlos in die Bewusstlosigkeit zu betrinken. Am Altweiber-Donnerstag stand ich mitten in Duisburg-Walsum auf dem zentralen Kometenplatz, als 1500 Personen "Einmal, zweimal, dreimal, Walsum, Walsum helau - einmal, zweimal, dreimal, heut sind wir alle blau" sangen. Jetzt sitze ich in Duisburg-Marxloh, das Handy klingelt und ich telefoniere mit Sam. Zwei Karten für unser Spiel im Weserstadion liegen seit ein paar Wochen in seinem Portmonee, doch wie kommen wir hin? Auto oder Bahn - diese Antwort fällt mangels Auto leicht. Also Zug. Wir surfen parallel auf bahn.de und geraten sehr schnell auf die perfekte Lösung: Wir fahren zu zweit mit dem "Sparpreis50" in der ERSTEN KLASSE im IC! ERSTE KLASSE meine Freunde. "Wie geil", sagt Sam, "wir verlieren ja sowieso. Aber dann sind wir wenigstens 1. Klasse gefahren." Ein guter Tag, um Geschichte zu schreiben. 112 Auswärtsspiele, und endlich auch einmal richtig ... erstklassig. Die Winterpause vorbei, endlich, bei uns lief sie - wie überraschend - völlig geräuschlos. Im Schatten der restlichen 17 Bundesligisten bedienten sich Kuntz und Koller dreimal auf dem Transfermarkt. Shinji Ono (von allen nur "Yoko" genannt), Oleksij Byelik und Mimoun Azaoaugh sind gekommen. Alle drei waren mal gut, haben aber zuletzt ein Jahr aus verschiedensten Gründen kaum gespielt, und sollen's jetzt richten. Aber WAS sollen sie eigentlich richten? Gute Frage, denn die Hinrunde brachte uns zufriedenstellende 19 Punkte und die Erkenntnis, dass wir wohl kaum absteigen werden. Also wozu noch groß zuschlagen auf dem Markt? Was soll's!
Denke drüber nach, am Tag, in der Nacht, am Freitag, in der Nacht, am Samstag überlege ich kurz: Die Bundesliga-Konferenz im "Schrägen Eck" ist gebucht, beginnt aber erst um 15.30 Uhr. Bin schon früher wach und fahre noch nach Bochum. Ins Stadioncenter. Kurz vor halbeins erstehe ich eine Eintrittskarte für das Spiel beim Hamburger SV am 17. Februar. Auch so ein Sonntagspiel. Vor einem Jahr schafften wir an der Elbe den Klassenerhalt, siegten 3:0, noch so ein großartiges Spiel. Unter Stevens hat der HSV sechsmal verloren, davon zweimal gegen uns. Olé!
Verlieren, das ist auch mein Thema.
Denn - regelmäßige Leser dieser Texte wissen das - kein VfL-Fan fährt nach Bremen, weil er hofft, mit einem sportlichen Erfolg heimzukehren. Bremen ist eine schöne Stadt, der SV Werder ein einigermaßen sympathischer Verein, die Tour dauert nicht zu lange, und wer immer die Chance hat, Diego live spielen zu sehen, sollte sich die nicht entgehen lassen. Das sind doch gleich ein paar Gründe, um sich einen kompletten Februarsonntag dumm um die Ohren zu schlagen. Steige in Bochum in den Intercity von Stuttgart nach Stralsund. Auf dem Gleis liegen noch ein paar Schneefetzen, es ist kalt in Deutschland, null Grad, würde ich schätzen. Höre "Fluorescent Adolescent" von den Arctic Monkeys, als ich Sam im IC erblicke. In der 1. Klasse. "Wir sind hier richtig", sagt er. "Dass jemand die Biographie von Helmut Kohl liest, gibt es nur in der 1. Klasse in der deutschen Bahn!" Er laut laut, zupft sich den VfL-Schal zurecht. Ziehe meine Jacke aus, bediene mich in der "Haribo-Gummix"-Tüte, sage brav "Hallo". Und streiche meinen Schal glatt. So dass jeder im Waggon das VfL-Wappen sehen kann. Manchmal brauche ich das. Sam und ich wünschen uns ein frohes neues Jahr - und wundern uns in Dortmund. Ein junger Mann steigt zu, der uns mehr als bekannt vorkommt. Es ist Thomas Doll, Trainer von Borussia Dortmund. Er setzt sich einen Waggon weiter. Sam geht lünkern. Der Doll sitzt ganz normal in einem prall gefüllten Sechser-Abteil an seinem Mac. Hut ab. Fußball ist danach so gar kein Thema. Wir werden etwa zwei Stunden bis Bremen brauchen, über Münster und Osnabrück fahren. Essen Gummix, lasse mich über die Feinheiten der US-Vorwahlen aufklären (Ihr müsst wissen: Sam hat sowohl einen US- als auch einen BRD-Pass und betrachtet den Bundesstaat "Washington" - u. a. mit Seattle als seine Heimat). Wir lesen Spiegel, diskutieren über Dubai und Dollars, und schon um 14.14 Uhr landet der IC in Bremen. Pünktlich. Thomas Doll steigt nicht mit aus.
Es wird Zeit, sich um Fußball zu kümmern. Bisher waren Sam und ich schlau genug, uns NICHT mit dem aktuellen Ereignis auseinanderzusetzen. Ono, Byelik, Azaouagh sind so gar kein Thema. Im Gebäude des Hauptbahnhofs stehen gerade einmal fünf Polizisten, das ist eine Wertschätzung. Kein Witz. Normal sind drei Millionen Polizisten. Wie auch immer. Wir verstauen unsere Utensilien in einem Schließfach, schauen auf die Uhr. Haben noch etwas Zeit, spazieren durch die Stadt. Sam verschränkt seine Arme hinter seinem Rücken. "Ist schon 'n schönes Fleckchen", sagt er. Wie auch bei meinen vergangenen fünf Auftritten hier: Wieder zu den Stadtmusikanten, das obligatorische Foto. Diesmal erobern ein paar VfL-Fans mit Schal und Mütze die vier Tiere. Sam und ich geraten auf irgendein Gruppenfoto, lassen uns aber nicht die Mailadressen geben. Dumm gelaufen. Wir stehen vor dem Rathaus, dem Bremer Roland, Sam ruft seine Frau Nicole an. "Die Sonne scheint, wir verleben einen schönen Tag, schöne Grüße von Andreas", sagt Sam. Genau, schöne Grüße. Bei McDonalds sitzen wir neben einer Horde Werder-Fans. Wir überraschen mit unseren Tageszielen "nicht höher als mit zwei Toren Differenz verlieren" und "hauptsache wir schießen ein Tor". Dass Lastuvka wieder unsere Nummer eins ist, können wir alle schonmal GAR NICHT verstehen. "Um zu gewinnen, brauchen wir drei Tore", sage ich. "Weil zwei der Lastuvka verschuldet." Die Bremer schütteln angesichts dieser Skepsis nur den Kopf. Oder werden überheblich. Oder beides. Ich weiß es nicht. Gehen zum Schnoor-Viertel, das an diesem Sonntagmittag völlig überlaufen ist und zum Domshof. Warten auf die Straßenbahn, fahren bis zur Haltestelle "St. Jürgen-Straße".
Es ist wie der Weg zu einer Hinrichtung. Der Gedanke "Auswärtssieg! Auswärtssieg!" dröhnt eigentlich von Sekunde zu Sekunde lauter, je näher der Spielbeginn rückt. Doch Sam und ich unterhalten uns über Thomas Doll ("Warum fährt der nicht mit dem Auto?") und Bremen ("Stell' Dir vor, du wohnst hier: Guckst direkt auf die Weser und hast an 340 Tagen im Jahr Ruhe"). Um 16.15 Uhr betreten wir das Stadion, noch zweieinhalb Stunden bis zum Abpfiff unserer Abfuhr. Wie immer sind wieder viele Bochumer mitgereist, die optimistisch genug sind, um an ein Ende der schwarzen Serie zu glauben. Oder die einfach nur so werdersarkistisch sind wie Sam und ich. Lupo ist da, der Professor (erfahrene Leser dieser Seite wissen Bescheid), der Ultra-Megafontyp geht uns schon nach zehn Sekunden im neuen Jahr wieder auf den Zeiger. Geschmackssache, Formsache, was auch immer. Der Anpfiff rückt näher, das Kribbeln steigt, aber irgendwie nicht so wie sonst. Es ist eben Bremen, alles ist so, so, so, so aussichtslos.
Unsere Aufstellung ändert nicht viel an dieser Meinung. Lastuvka im Tor, buh. Abwehr geht noch: Pfertzel, Maltritz, Yahia, Bönig - was besseres haben wir nicht zu bieten. Wir versuchen's im Mittelfeld mit einer Raute, zentral Imhof, rechts Zdebel, links Dabrowski, Spielmacher Azauoagh. Im Sturm Sestak und Auer. AUER! AUER! Erst sein zweites Spiel von Anfang an im VfL-Trikot. In der Vorbereitung soll er ganz gut gewesen sein. Mal schauen. Anpfiff. 37.100 Fans im Weserstadion können ihren Atem in der Luft sehen, als Schiri Weiner in seine Pfeife pustet. 15 Minuten lang passiert gar nichts.
Das ist gut.
Werder wird nur ganz langsam überlegen. Erarbeitet sich innerhalb von fünf Minuten vier Ecken. Rosenberg schießt mit 10 km/h aufs Tor, Fliegenfänger Lastuvka klatscht nur ab. Ein Kullerbälleken. Wie peinlich wird das, wenn der einen RICHTIG festen Schuss aufs Tor bekommt!?? Erste Entlastung unserer Jungs nach knapp 20 Minuten. Spät, aber nicht zu spät: Ecke Azaouagh, Naldo QUERSCHLÄGER aufs eigene Tor, Wiese hält super! Eine Riesenchance für uns, und nicht mal wir haben dafür gesorgt. Typisch. Danach drückt Werder, aber die nächsten beiden Chancen vergeben wieder wir: Sestak gewinnt zweimal Laufduelle gegen den langen Mertesacker (25./32.), scheitert jedoch an Wiese. Meine Fresse ist der Mertesacker LANGSAM! Aber es hilft nichts, es steht weiter 0:0. "Wir spielen gut", lautet unser allgemeines Fazit. Ein 0:0 in Bremen nach 32 Minuten ist einfach sehr ungewohnt für uns Bochumer. Doch dann drückt Werder. Diego kommt besser ins Spiel und hat in Minute 35 höchstselbst die allerdickste Chance. Doch Lastuvka pariert mit einem Riesenreflex grandios. WAHNSINN! Hunt versucht's aus 20 Metern: Der Ball schwuschschscht knapp am rechten Pfosten vorbei. Eine Minute vor der Pause Ecke Nummer sechs für Werder, von der linken Seite. Der Ball flutscht durch den ganzen Strafraum, am rechten Sechzehner-Eck steht Jensen und der knallt die Kugel grundsolide in den Giebel. 1:0 für Werder, glücklich, aber nicht unverdient. Buuuh! 0:0 zur Pause, es hätte so schön sein können. So schön. Und jetzt geht doch alles seinen gewohnten Gang.
45 Minuten noch. Niemand glaubt, dass hier noch etwas geht, der Kribbelfaktor ist erstaunlich gering. Liegt auch daran, dass unsere Mitkonkurrenten gestern allesamt versagten. Bielefeld? Rostock? Nürnberg? Cottbus? ALLE VERLOREN! Duisburg als Schlusslicht? Nur 3:3 nach 3:1! Peinlich! Aber gut, verlieren wir halt in Bremen. Siehe oben: Bloß nicht hoch und hauptsache wir treffen noch einmal. Doch Werder macht nach der Pause ernst. Uiuiuiuiui, Hunt trifft nach 52 Minuten die Latte, es folgen noch die Ecken sieben bis neun. Einen Naldo-Freistoß mit 105 km/h fischt Lastuvka aus dem Eck - der Junge hält heute richtig gut. Es bleibt beim 0:1, aber die Frage: WIE LANGE NOCH? Koller schaut zu, aber nur bis Minute 66: Dann bringt er Ono für den ausgelaugten Azaouagh. Dessen Debüt: Naja, nicht gut, nicht schlecht, glatt 4. Ono kommt, schaut zu, fordert den Ball, hat ihn auf einmal an der Bremer Grundlinie. Stark, sehr stark abseitsverdächtig, aber: DIE FAHNE IST UNTEN! Benni Auer läuft in Position, bekommt den Ball, DRIN!!! NÄÄÄ! NÄÄÄÄÄ!! NÄÄÄÄÄÄÄ!!! 1:1! TOOOR!! TOOOR! Ungläubiges Sich-Anschauen. Der Auer! Der trifft doch GAR NIX sonst! Wurscht. Einseins jetzt. Noch drei Minuten später, wir hauen uns immer noch gegenseitig auf die Schnauze, um zu begreifen, dass wir kurz davor sind, hier einen Punkt zu holen, als Sestak wieder um Längen zu schnell ist für die Werder-Abwehr. Diesmal hat Naldo das Nachsehen, der packt die Notbremse aus, ganz klar ROT. Ganz klar ROT. Und der Weiner zeigt: ROT! ROT! ROT! ROT! Einseins und Überzahl! Hin und her jetzt. Rosenberg nimmt zehn Minuten vor Schluss den Ball ganz klar mit der Hand an, steht frei vor Lastuvka, doch der hält super. Riesenproteste bei Koller, der Ersatzbank, sechs Spieler sprinten sofort auf Weiner. Das MUSS der doch sehen! Einseins! Imhof, Dabrowski und Zdebel holen sich in kürzester Zeit 'ne Gelbe ab. Uns reicht der Punkt, trotz Überzahl. Sechs Minuten vor Schluss endlich eine Entlastungs-Ecke. Ono läuft an, Yahia erwischt die Kugel mit dem Schädel, TOOOOOOOOOOORRRR! TOOOOOOOOOOR!!!!! TOOOOOOOOOOOOOR! TOOOOOOOOOOR! Jaaaaaaaaaa!!! 2:1 für uns! Schicke eine sms an VfL-Fan Dirk nach München: "32 lange Jahre gehen vorbei!" Werder versucht's mit der Brechstange, aber Lastuvka fischt jede Flanke, unser Abwehrgott Yahia nagelt den Ball im Sekundentakt auf die Tribüne! Super! 2:1! Drei Minuten Nachspielzeit. Eine endlose Zeit und dann:
Geschafft!
Geschafft!
Sen-
sa-
tion!
Sam und ich fliegen davon, fliegen in die Luft, schauen von oben herab auf die Liga, auf die Skeptiker, auf die Bochumer Vereinsgeschichte. Landen wieder und beschließen, das "Ich war dabei"-T-Shirt zu kaufen, das es ab morgen bestimmt überall gibt. Rufe in der Weltgeschichte an, verbreite meine gnadenlos große Schnauze mit dem Satz: "Nach unserem alljährlichen Auswärtssieg in Bremen bin ich nur so normaaal gelaunt." Dabei ist es der Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn! Ob das der Doll gesehen hat? Hoffentlich, denn wir haben 22 Punkte und stehen VOR DEM BVB! "Halt", sagt Sam, "wenn wir Cottbus schlagen, sind wir so gut wie gerettet. Wie langweilig wäre das denn?" Wir gehen zu Subways, komplettieren den Fastfood-Tag. Schlendern zum Hauptbahnhof, finden ein 1. Klasse-Abteil ganz für uns, tuckern gemütlich Richtung Ruhrgebiet. Setze meine VfL-Mütze auf, obwohl es im Zug nicht kalt ist. Manchmal brauche ich das.
Halftime-Show im Super-Bowl gerade.
Tom Petty spielt "Free fallin'". "Into the great wide open" hätte ich besser gefunden.
 
Busabfahrt Abfahrt
Ein Handy-Bild: Am Tag vor dem großen Spiel. Samstag, 12.25 Uhr. Die Mannschaft trifft sich vor dem Stadioncenter zur Abfahrt mit dem Bus in den Norden. Es ist kalt am Sonntagvormittag am Bochumer Hauptbahnhof. Eis auf Gleis. 12 Uhr, vorsicht an der Bahnsteigkante.
Mühle Stadtmusikanten
Ein Foto für seine Liebste: Sam bereitet sein Handy vor, um die Windmühle in der Bremer Innenstadt zu knipsen... Ein Handy-Bild: ... derweil nehmen wir Bochumer standesgemäß die Bremer Stadtmusikanten in Beschlag. Wie es sich gehört. Sam und ich landeten auf irgendeinem Gruppenfoto. Leider ohne uns die passende Mail-Adresse geben zu lassen. Dumm gelaufen.
Roland Einlaufen
Ein Handy-Bild: Guck mal Nicole, als Sam mit Dir telefonierte, schaute er gerade in mein Handy! Hinten übrigens der "Bremer Roland" auf dem "Domshof". Dort feiert die Werder-Mannschaft immer die diversen Titel. Ein Handy-Bild: Winterpause vorbei, es ist wieder FUSSBAAAAAAAALLL!!!
Andi Freistoß
Ein Handy-Bild: Um auch das zu sagen: Es war verdammt kalt an diesem Februar-Wintertag in Bremen. Null Grad, wenn überhaupt. Ein Handy-Bild: Kurz nach der Roten Karte für Naldo. Es steht 1:1, wir haben einen Freistoß am Sechzehner. Sestak nagelt den Ball aber in die Mauer.
Jubel Erste Klasse
Ein Handy-Bild: Jubel nach dem 2:1 durch Anthar Yahia. Ungläubiger Jubel. Ein Handy-Bild: Wieder eine Auswärtsfahrt mit Sam (wie schon St. Pauli), wieder eine Pointe. Wir fuhren in der ERSTEN KLASSE! Verdient an diesem Tag. Wie ich finde.

Bremen-Links

Saison 2006 / 2007 : Werder Bremen - VfL 3 : 0 (3.3.2007) HIER ("Stunde des Zweifels")
Saison 2004 / 2005 : Werder Bremen - VfL 4 : 0 (26.2.2005) HIER ("Writing to forget it")
Saison 2003 / 2004 : Werder Bremen - VfL 3 : 1 (22.11.2003) HIER ("Ich will nunmal irgendwohin")
Saison 2002 / 2003 : Werder Bremen - VfL 2 : 0 (8.3.2003) HIER("Der Ailton-Banovic-Komplex")

Bremen-Info Weserstadion

Geschichte: Das Weserstadion wurde 1909 am Osterdeich unmittelbar an der Weser vom Allgemeinen Bremer Turn- und Sportverein als Sportplatz erbaut und 1926 nach dem ersten Umbau "ATSB-Kampfbahn" benannt. Der heutige Name besteht seit 1930. Seit dieser Zeit trägt dort der SV Werder Bremen seine Spiele aus. Parallel lief auch der Bremer SV 1906 auf - allerdings nur bis 1963. Dann erhielt das Stadion seine erste überdachte Tribüne. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Stadion um die anderen Tribünen erweitert und immer wieder modernisiert. 1992 wurden in Bremen VIP-Logen eingeführt - erstmals in der Bundesliga.
Kapazität: Das Stadion bietet Platz für 42.358 Zuschauer - darunter sind 70 Logen (720 Plätze), eine Großraumloge (70 Plätze), 127 Rollstuhlplätze und 10.900 Stehplätze.
Zukunft: Zurzeit wird über einen Ausbau auf 50.000 Plätze diskutiert. Ein Parkhaus könnte das größere Verkehrsaufkommen auffangen. Die Flutlichtmasten würden weichen. Das Dach soll mit einer 17.000 bis 20.000 Quadratmeter großen Solarzellenanlage ausgestattet werden - einmalig in Europa.
ERGÄNZUNG IM JAHR 2008: Das Weserstadion wird innerhalb der nächsten zwei Jahre ausgebaut. Kapazität dann: 50.000 Plätze!
Verein Werder: Im Weserstadion finden nicht nur die Werder-Spiele statt. In den Katakomben befindet sich das "Wuseum" mit Meisterschale, DFB-Pokal, Plakaten und Fotos. Die Schach-Bundesligamannschaft trägt im Weserstadion ihre Heimspieltage aus. Einen Steinwurf von der Werder-Kurve entfernt liegt das Trainingszentrum des Vereins mit endlos vielen Rasenplätzen. Dort bestreitet auch die Werder-Reserve ihre Regionalliga-Heimspiele.
Lage: Das Weserstadion ist vom Hauptbahnhof in einem 40-minütigen Fußmarsch zu erreichen. Dabei geht es vorbei an den bekanntesten Sehenswürdigkeiten (Dom, Rathaus, Stadtmusikanten, Roland, Schnoor-Viertel, Stadtbild) und an der Weser entlang. Zweite Möglichkeit: Eine zehnminütige Straßenbahnfahrt und danach noch einmal ein zehnminütiger Fußmarsch.

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VfL Bochum - Energie Cottbus 3:3 (9.2.2008)
(weil meine kamera verrückt spielte, leider nur mit handybildern - zweiter teil)

Tafel in der SonneLustiges Spiel in der Wintersonne: 3:3.

Erschütter n / t / nd

BlauNokia-Beschäftigte. Sonne. Samstag.

Lasst mich durch, ich will doch auch noch in die Bahn, dräääääängeln, "Wer schiebt denn da?", fragt einer rechts neben mir. "ICH", denke ich, sag's aber nicht laut. Bin in dieser American-Football-Rugby-Laune, so kurz nach dem Abpfiff, unbefriedigt wie alle hier, hab nicht geklatscht, als die Spieler in die Kurve kamen, auch nicht gepfiffen. Wie denn auch, bei sieben Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsplatz, alles läuft so grundsolide *grund-so-li-de*. Aber jetzt einfach nur in die Bahn. Zwingen und zwangen, drängeln und draaangen, drin. Drehe mich in alle Richtungen, kein bekanntes Gesicht, spüre den RUCK, als sich die Bahn in Bewegung setzt. Alle schweigen. Nein. Einer nicht. Am anderen Ende des Wagens stimmt jemand in hellster und geradester Stimme an: "Das kann den VfL doch nicht er-schütt-ern. Keine Angst, keine Angst - V - F - L ! Das kann den VfL doch nicht erschüttern..." Tralalalala. Zweieinhalb verfluchte Minuten lang. Die Bahn passiert das "Planetarium", ohne zu stoppen. Erst am Hauptbahnhof erschüttert niemand mehr.

7. Minute. 1:0. Eigentor.

Irgendjemand raucht hier einen Joint. Naja, einen ist gut. Schon seit 14.35 Uhr, seit das Gummischnitzel-mit-Ketchup-Brötchen meinen Hals von innen betrachten durfte, liegt dieser Coffeeshop-Duft in der Ostkurve. Da muss aber einer ganz schön stoned sein. Stoned, erinnert mich an die Green-Day-"Dookie"-CD von 1995, die zum Soundtrack dieses Sommers wurde. "I am one of those melodramatic fools, neurotic to the bone no doubt about it" brüllten wir in einer Tour, und probten zu "Basket Case" die neuesten Krawalltechniken im Pogo. 17-Jährig. Die tiefstehende Sonne erleuchtet und wärmt die Ostkurve. "Mit Fußball ist doch viel besser als ohne", sage ich zu Gerd, nachdem ich ihm ein frohes neues Jahr gewünscht habe. Es ist ein so schöner, klarer Wintertag. Mit dem Rücken wende ich mich vom Spielfeld ab und schaue in die Gesichter der VfLer. In die stolzen Gesichter, die schon 'ne Viertelstunde vor dem Anpfiff "Wir sind stolz auf unser Team" singen, weil unsere Jungs vor einer Woche Vereinsgeschichte geschrieben haben. Sam bringt seine Frau Nicole mit, wir alle freuen uns auf einen wieder einmal unvergesslichen Nachmittag. Uwe Leifeld, Stürmerheld der 80er, wird vor dem Spiel interviewt. Der arme Kerl hat eine schwere Zeit hinter sich und ist jetzt so etwas wie der "Gerd Müller des VfL". Herzschmerz. Sam, Gerd und ich diskutieren über das Wahlsystem der USA und darüber, dass Sam auch mitwählen darf (Obama!). Kaum sieben Minuten sind gespielt, da steht es auch schon 1:0. Zum ersten Mal segelt der Ball überhaupt in irgendeinen Strafraum und ZACK drin. Azaouaghs Ecke verlängert ein Cottbusser, Ipsa heißt der laut Anzeigetafel (noch nie gehört), ins eigene Tor. Das geht alles so schnell und ist so unübersichtlich, da bleibt kaum Zeit zum Jubeln.

NokiaNokia-Beschäftigte. Sonne. Fußball.

42. Minute. 2:0. Sestak.

1:0 also. Alles sehr standesgemäß. Die Stimmung im Rund beruhigt sich sehr, sehr schnell. Das hat mehrere Gründe. Scheinbar war den Ultras in der Winterpause langweilig und in endlos langen Abenden haben sie - so wie sie das nennen würden - neues "Liedgut" entworfen. Das proben sie in eiiiiiiiiiiiner Tour, natürlich kann keiner so schnell lernen. Die Ereignisse rund um Nokia sind selbstverständlich auch ein Riesenthema. Große und von Applaus begleitete Aktionen gab's vor dem Spiel, die Nokia-Mitarbeiter kommen umsonst 'rein, etliche VfLer - von Manager Kuntz bis zu Maltritz - ließen sich in den vergangenen Tagen bei Nokia blicken. Der zweite dicke Arbeitskampf in kürzester Zeit (nach Opel) in der Stadt - und der VfL ist wieder mittendrin im Geschehen. "Stell dir mal vor", sag ich zu Gerd, "nach Nokia und Opel würde jetzt auch die Ruhr-Uni Schwierigkeiten bekommen." Gerd lacht und sagt: "Dann könnteste die Stadt dichtmachen." Auf einem vor dem Spiel gezeigten Ultra-Plakat stand "Turbo-Kapitalismus". Olé. Auf dem Platz geht es sogar relativ munter rauf und runter. Cottbus erarbeitet sich erstaunlicherweise einige Chancen. Erst steht Sörensen ganz, ganz frei vor Lastuvka, schießt unseren neuerdings überzeugenden Fliegenfänger an. Und in Minute 25 schlenzt Skela die Kugel an die Latte - allerdings nach einem ziemlich unfairen Angriff, denn die Cottbusser übersahen ganz straight, dass Yahia verletzt auf dem Boden lag, nachdem er einen Ball mitten in den Männerschmerz bekam. Pfui an die Cottbusser! Wirklich "Pfui"! LAUTESTE PFIFFE, völlig ZURECHT! Soviel zum Thema "Abstiegskampf". Sympathiepunkte gibt das nicht. Azauoagh könnte alles direkt bestrafen, doch er schießt den Ball aus günstiger Position zehn Meter vom Tor entfernt in die Arme von Energie-Schnapper Tremmel. Das Ganze in Minute 35. Nokia, US-Wahl, Sonne, doch, die Zeit vergeht rucki, zucki. Und da wäre ja auch noch Heimspiel-Sestak. Vier Minuten vor dem Ende der ersten Halbzeit luchst er Mitreski am Cottbusser Strafraum den Ball ab und verwandelt eiskalt zum 2:0. Der ist so suuuuuuuuper der Sestak, so geniiiiiiiiaaaaaaaaalll, zehn Millionen will ich für den haben. Ach was, zwanzig! "TORSCHÜTZE: STANISLAV!" "SEEEEESTAK!" "STANIIIII???" "SESTAK!!!" Zweinull, also wenn da noch etwas anbrennt...

45. Minute. 2:1. Papadopoulos.

... denken wir, und scheinbar die Spieler auch. Auf der Anzeigetafel laufen schon die Zahlen "44:40", "44:41" undsoweiter, als Zdebel im Mittelfeld riskant fehlpasst, ein Cottbusser die Lage blitzartig peilt und sofort Papadopoulos steil auf die Reise schickt. Der läuft zwischen Maltritz und Yahia hindurch frei aufs Tor zu, düpiert Lastuvka. Tor. Pfiff. Pause. 2:1. "Überflüssig wie nur sonstwas", sagt Sam und durchbricht das unangenehme Schweigen. Eben noch geschwelgt, eben noch "WIRD DIE LANGWEILIG, DIE SAISON! WIR KÖNNEN NACH OBEN SCHAUEN" gerufen. Und jetzt ist alles wieder offen. Alles. Drei Tore, 3:3 Chancen, ein paar Ecken, hätte Schlimmeres erwartet. Lupo kommt zwei Minuten nach Pausenpfiff vom Bierholen zurück. "So ein Mist", sagt er, "hatte die sms ,2:0 für uns zur Halbzeit' schon abgeschickt." Tja, Pech gehabt. Ein berlinernder Fan kommt auf mich zu und sagt: "Hab dich in Bremen gar nicht erkannt mit kurzen Haaren." Ich kenne ihn vom Sehen, er mich aber doch NOCH etwas besser. Es wird ein interessantes Gespräch, er legt - mal mit Freunden, mal mit Familie - an jedem Heimspieltag 700 Kilometer mit dem Auto zurück. 700!!! "Als wir", sagt er, "gegen Mainz 2:6 verloren haben, war das das erste Fußballspiel meiner Tochter. Die hat Rotz und Wasser geheult. Da hab ich mich beim damaligen Manager Meinhold schriftlich beschwert. Der Meinhold: n' feiner Kerl. Denn ein paar Tage später kam ein dickes Paket mit Trikot, Schal, Mütze, Autogrammkarten."

SonneHand vorm Gesicht: Die Ostkurve liegt in der Sonne. Gerd. Kein Nokia-Beschäftigter.

68. Minute. 3:1. Auer.

Die Sonne steht tief, bleibt tief. Wer hat das Ruhrstadion nur so konzipiert, dass wir Heimfans IMMER in die Sonne schauen!? Ich weiß, ich weiß, diese Frage stelle ich jedes verdammte Mal bei Sonnenschein, aber diesmal ist's so schlimm. Das Spielfeld sehen wir nur halb. Ist aber auch erst einmal besser so. Denn zu Beginn der zweiten Halbzeit nehmen sich beide Mannschaften eine ziemlich lange Auszeit. Einmal wird es richtig, richtig gefährlich, als ein Cottbusser flankt, Bönig wegköpfen will, er aber Yahia anköpft - der Ball geht nach dieser Billard-Pingpong-Aktion gerade noch drüber. Fast das zweite Eigentor des Tages. Nach vorn ist unsere Leistung mi-se-ra-bel. Zdebel und Dabrowski sind zwar gute "Sechser", bringen aber auf den Außenpositionen in der Mittelfeldraute GAR NICHTS! Azaouagh als Spielmacher ist mittlerweile sehr überfordert, nur Imhofs Leistung als einzig wahrer "Sechser" ist den Umständen entsprechend in Ordnung. Unsere Viererkette wirkt erstaunlich unsortiert, vor allem Yahia bolzt den Ball immer wieder sehr unkontrolliert nach vorn. Im Sturm hat Sestak nach seinem Tor aufgehört zu spielen und zu laufen. An Auer läuft das Spiel ohnehin vorbei. Sieht nicht gerade überzeugend aus. Trotz 2:1-Führung gibt es Pfiffe. Ja. Wirklich. Unser Trainer ist ein sehr aufmerksamer Mann und registriert das. In Minute 62 ist's soweit. Er nimmt Zdebel aus dem Spiel und bringt, weeeeen, na klar: Shinji Ono! Schon als sein Name auf der Tafel erscheint, geht ein Wahnsinnsraunen durchs Rund, rufen alle auf die "Seven-Nation-Army"-Melodie "OOOOOOOOO-o-o-o-oooooo-nooooo!" Keine Pfiffe mehr, 28 Minuten FULLPOWER! Jeder noch so kleine Ono-Pass wird mit "Haste das gesehn"-Rufen begleitet! "Andi, jetzt guck mal", sagt Gerd. "Der ist dreifacher WM-Teilnehmer, war Asiens Fußballer des Jahres. Vielleicht hat der die blauen Trikots verwechselt und dachte, er geht nach Schalke." Minute 68: Zum allerersten Mal legt sich Ono den Ball zurecht, wir spielen auf unsere eigene Kurve, der Ball liegt in der Nähe der rechten Eckfahne. Freistoß. Ono läuft an, schlenzt den Ball an den kurzen Pfosten: PFERTZEL sprintet in den Ball, verlängert ihn mit dem Kopf an den langen Pfosten, AUEEEERRR drückt den Ball rein, TOOOOOOOOOORRRR, OOOOOOOOO-o-o-o-oooooo-nooooo! Dreieins, das isses. Aber endgültig.

69. Minute. 3:2. Skela.

Unser Stadionsprecher sagt noch den Torschützen an, als Lastuvka und Maltritz in unserem eigenen Strafraum verstummen. Beide wollen nach einer Flanke den Ball erwischen, laufen sich gegenseitig über den Haufen. Skela profitiert von diesem Stolperer und staubt zum 3:2 ab. Keine 45 Sekunden später. Nur noch 3:2. Wie schon beim ersten Gegentor: Wir machen es uns SELBST KAPUTT! DAS GIBT ES DOCH NICHT!!!!! UNFASSBAR!!!! Der Lastuvka hat doch so gut gehalten. In Bremen. Bis jetzt. Und dann dieser Aussetzer. Der muss dem Maltritz doch was zurufen!! Scheißegal, noch führen wir. Jetzt unterhalten wir uns nicht mehr über Nokia, Politik. Jetzt würden wir am liebsten mit Schallwellen dafür sorgen, dass der Ball nicht mehr in unseren Strafraum fliegt.

79. Minute. 3:3. Jelic.

Fliegt er aber doch noch einmal. Und Jelic vollstreckt zum 3:3. Unverdient ist das nicht mehr. Cottbus ist in der Schlussphase die aktivere Mannschaft. Die wesentlich aktivere. Unsere Jungs schleichen kaputt über den Rasen, hoffentlich retten wir wenigstens diesen einen Punkt. Nach punkt 91 Minuten ist Schluss, von den 22.000 Zuschauern pfeifen 15.000, es gibt wenig Applaus, jahaaa, die Ansprüche der VfL-Fans sind nach dem Bremen-Spiel gestiegen. Sechs Tore, viele, viele Fehler, Superwetter, ein - wieder einmal - unvergessliches Erlebnis. Erschüttert über das Anspruchsdenken, erschütternde Abwehrfehler. Wir sind der Verein, der jeden Oddset-Tippschein versaut. Von der Bushaltestelle "Mülheim, Hauptbahnhof Nordeingang" gibt's einen herrlichen Blick auf die Mondsichel im blauen Ozean, der sich Himmel nennt. Scheiß auf dieses verrückt-frustrierende Spiel. Vergessen für einen Moment. Das kann den VfL doch nicht ers... ach ihr wisst schon.

NightMülheim by night. Der Mond links oben, der Himmel so blau wie der sauberste Ozean.

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VfL Bochum - Hannover 96 2:1 (22.2.2008)
(weil meine kamera verrückt spielte, leider nur mit handybildern - dritter teil)

LupoIst das Freude oder Freude?

Ein Fußball-Wochenende mit VfL am Freitag, Konferenz am Samstag und Speldorf am Sonntag. So muss das.

So gehnSo gehn die Bochumer, die Bochumer gehn so!

Ich mag Musik nur wenn sie laut ist

Sinners "Silent Sinners" in Dortmund: GANZ GROSSER Laden!

Halbzeit in Bochum. Woche: anstrengend. Woche: rum. Wochenende: steht vor der Tür. Halbzeit, einsnull für uns, Fußball, Fußball, Fußball, Fußball ist großartig. Heute VfL mit fett Party danach, morgen Konferenz gucken im "Schrägen Eck", Sonntag trifft der VfB Speldorf in der Oberliga auf Bayer Leverkusen II, danach wieder Bundesliga-Konferenz gucken. Man, was liebe ich dieses bekloppte Spiel. Halbzeit in Bochum. Einsnull. Manchmal kommt die Stadionregie auf tolle Ideen. Grönemeyer kommt in den CD-Player. "Ich mag Musik, nur wenn sie laut ist." Das Motto des Tages, Abends, Wochenendes. Erneut. Das Fußball-Wochenende in der Übersicht:

Freitag, 22. Februar 2008

Hurra, Freitag. Arbeite jetzt ja gerade in einer Online-Redaktion, lese mir viel im Internet durch, surfe sehr viel herum. Gibt ja jetzt auch Seminare, die extra "Schreiben fürs Netz" heißen. Für Blog-Einträge werden beinahe dieselben Maßstäbe angelegt wie für Reportagen - nur dass Blogs eben aus der Ich-Perspektive geschrieben werden. Jeder Blog-Eintrag sollte ein bestimmtes Thema haben, Hauptpersonen und - gaaaanz wichtig, damit die Spannung erhalten bleibt - Konflikte. Hui, da gebe ich mir ja alle Mühe, bin da aber ganz zuversichtlich. Immerhin gab's diesen Blog schon, als der Begriff "Blog" noch gar nicht existierte.
Okay, was sollte das jetzt?
Weiß nicht, war mir grad nach, das mal zu schreiben. Außerdem beschäftigt mich das noch bis Ende Februar neun Stunden lang am Tag. Das und noch etliche weitere Texte, die ich auf meiner Volo-Seite artig verlinkt habe. Konflikte trage ich an diesem Arbeits-Freitag gar nicht aus, ein bisschen mit der Deutschen Bahn, weil sie für eine Hauptbahnhofs-Story nicht genug Informationen raushaut. Aber that's all. Bin dick gepackt in den DerWesten-Großraum bekommen, sieht so aus, als stünde ich vor einem Wochenend-Urlaub: Arbeitstasche, Schlafsack, Rucksack. Werde heute Abend mit einem Volo-Kumpel Dortmund verunsichern. Mit einem Dreier im Rücken, bin da ganz sicher, tippe natürlich ganz artig 2:1, naja, viel eher: 2:Lastuvka. Wir schießen zwei Dinger, bin ganz sicher, aber wie viel wir kassieren, ist ziemlich unklar. Dumm überhaupt, dass unser Trainer überhaupt wieder auf Lastuvka setzt, aber gut: Die Knaller-Alternative ist Renno nun auch nicht. Wenn wir doch nur Torhüter hätten...
Der Tag vergeht sehr schnell, nur der Kantinen-Bohneneintopf stört etwas im Magen (Konflikt!), lagere um 18.30 Uhr mein Gepäck im Wagen meines Volo-Kollegen, treffe im Regionalexpress meinen Bruder Thommy mit seinem Kumpel Harald. Thommy trägt eine blau-weiße Packung "A&P Brezel" in der Hand, öffnet diese mit einem kräftigen Ruck. "Brezel?" Ja, gut, eine. Kurze Situationsanalyse um 19.05 Uhr. Hannover steht zwar aus irgendwelchen Gründen in der Nähe der UEFA-Cup-Plätze, hat aber eine durch und durch durchschnittliche Mannschaft. Fahrenhorst, Schulz, Krebs, Vinicius, Cherundolo, Huszti, Hanke - keine Namen, die ein "Wow" über meine Lippen gehen lassen. Okay, ist erst ein Thema um 20.30 Uhr. Freitagabend, Flutlichtspiel, super. SMS von Gerd: "Komme seeehr pünktlich." Trinken n' Bierchen (Brezelthommy, Harald) und n' Cola (ich), ich verspeise noch ein paar Brezel, um den Eintopfgeschmack loszuwerden. Geht alles sehr schnell diesmal, Spieler laufen sich warm, Ono diesmal von Beginn an, spielt für Azaouagh. Dazu noch Fuchs für den gesperrten Dabrowski.
Bin immer noch etwas krank - Thommy verteilt derweil eine Brezel - und huste vor mich hin. Ist dumm während eines Fußballspiels, wenn's nach jedem zweiten Sprechchor einen Bell-Anfall gibt. "Ist aber Minusrekord heute", sagt Lupo, als er zehn Minuten vor dem Anpfiff auftaucht. Gerd kommt in der Tat sehr pünktlich, der "Professor" genannte Fan auch. "Wusstest Du", sagt Lupo, "dass der an der Ruhr-Uni eine Professur für Physik hat?" Nee, wusste ich nicht und es überrascht mich kolossal. Akademiker allez - nebeneinander stehen der promovierte Brezelthommy, der promovierte Richter Gerd, der Professor für Physik. "Und wir", sagt Lupo, deutet auf mich - und wir lachen! Als Herbies "Bochum" laut wie immer wie jedes gottverdammte Mal für Gänsehautstimmung und leichtere Freudentränenattacken sorgt, präsentiert der Professor seinen "Ruhr-Universität Bochum"-Schal. Der letzte Beweis... Meine Fresse, da stehe ich so viele Jahre neben ihm und sehe ihn auswärts. Pffff... "Ne Brezel?", fragt Thommy. Alle greifen zu, aber so langsam nervt's.

BrezelthommyBrezelthommy

Pruuuust, Anpfiff, Lupo hat Recht, für ein Freitagabend-geil-Flutlicht!-Spiel ist's sehr mau. 18.500 Zuschauer schätzen Lupo und ich, knapp 20.000 werden's am Ende. Vor allem die Zahl der 96er ist sehr enttäuschend, keine 1000. Sonst waren die immer mit mindestens 3000 hier. Tja, die Saison an der Leine ist wohl ebenso langweilig wie unsere. Denn sind wir ehrlich: Bei sieben Punkten Vorsprung kann uns jetzt wenig passieren und es wird auch verdammt wenig passieren bis Saisonende. Die wohl langweiligste VfL-Saison seit Menschengedenken, da wir im Mittelfeld zwischen den Plätzen 10 und 13 festhängen werden. UUUääähhh, gähnen wir da alle. Und ganz neutral haut ein Spiel Bochum gegen Hannover niemanden aus den Schuhen.
Aber hey, bin ich neutral??? Neeeeeeee! FUSSBALL! FUSSBALL! Jedes VfL-Heimspiel, ach was, jedes VfL-Spiel ist legendär, vor allem, wenn noch ein so phantastisches Wochenende folgt, mit großartiger lauter Musik in der Nacht. Zdebel verliert die Seitenwahl, unsere spielen zuerst auf die eigene Kurve, buh. Müssen die zwei Tore eben in Halbzeit eins fallen. Zehn Minuten lang sieht's eher mau aus, da bekommen wir Blau-Weißen den Ball fast gar nicht. Bei jeder Flanke, jedem Torschuss geht ein Rauuuuunen durchs Publikum - damit muss Herr Pannen-Lastuvka leben. Nur ganz allmählich verdient das Fußballspiel sein Namen. Fuchs verunglückt eine Flanke, Enke geht auf Nummer sicher und patscht den Ball zur Ecke. In Minute elf ist das. Drei Ecken bekommen wir zwischen der 11. und 20. - alle schlenzt Ono supergefährlich an den Elfmeterpunkt. Aber nüscht passiert. Stimmung war schon mal besser, aber auch schon schlechter. Auer kommt im Sechzehner an den Ball, schießt ins kurze Eck - Enke ist da - rund um die 20. Dann noch ein Sestak-Schuss, ja doch, wir drücken. Und werden belohnt. Zdebel bekommt im Mittelfeld den Ball, schnippt ihn nach vorn - wo hat der Zdebel denn passen gelernt? - Sestak nimmt die Kugel super an, läuft allein auf Enke zu, schiiießt. Aber das so erbärmlich, dass Enke abwehren kann. Doch der Abpraller springt auf den heranstürmenden 96-Abwehrspieler Cherundolo und kullert ins Tooooooooooooooooooorrrrrrrrrrrr!!!! 1:0! 1:0! 1:0! DRIN!!!! Bis zur Pause lassen wir nichts mehr anbrennen, die Kugel schön laufen, verdienen uns diese Führung. Von Hannover kommt - ganz Durchschnittstruppe eben - gar nix. Halbzeitbilanz: Wir sind auf dem besten Weg Richtung Tabellen-Niemandsland, hurra. Soll ich mich darüber freuen oder einen Konflikt konstruieren!?? Thommy Brezel sind mittlerweile fast alle, zum Glück. Kann's nicht mehr hören und sehen. Unsere Abwehr steht bisher richtig gut, Zdebel macht eine gute Partie, Fuchs eifrig, aber glücklos, Imhof solide, Ono nur bei den drei Ecken zu sehen. Sestak und Auer bilden ein erstaunliches Sturm-Duo. Ohne Sestak wären wir ohnehin nur die Hälfte wert, aber auch Auer überzeugt als guter Ballabschirmer und Passgeber. Könnte schlechter laufen.
Wie zum Beispiel zu Beginn der zweiten Hälfte. Wir waren noch kein einziges Mal am Ball, als auf einmal in großen Lett... äh Zahlen "1:1" auf der Anzeigetafel aufleuchtet. Nach einer Flanke von der rechten Seite steht Mike Hanke am langen Pfosten vööööööööölliiiiiiiiiiig allein und köpft die Kugel 'rein. WIE FREI STAND DER DENN? Völlig unsortiert unser Hühnerhaufen, der so gut stand in Halbzeit eins. Unfassbar! Brezelthommy, Harald und ich schauen uns nur fragend an. Hää? Was solln das? Eine Minute später streicht ein weiterer Hanke-Kopfball nur knapp über das Tor. HALLO!!! Unser allgemeine Fan-Weckruf wirkt: Sestak läuft über rechts bis zur Grundlinie, steht gegen drei Abwehrspieler. "Der Ball ist tot", sagt Brezelthommy und will sich schon abwenden, als Sestak in der 52. Minute die Kugel doch in die Mitte bringt. Und das so irre platziert, dass Auer nur noch den Schädel hinhalten muss. Tooooooor! Schalalalalaaa! 2:1, die Irrungen und Wirrungen überstanden und wieder vorn. 38 Minuten noch. 38 kurzweilige Aggressivität-ole-Hass-allez-Grätschen-hurra-Minuten. Sestak fängt sich seine fünfte Gelbe Karte ein, Zdebel seine weißichwievielte, Lastuvka muss wegen Zeitspiels dran glauben. Hanke kriegt den gelben Karton auch noch unter die Nase gehalten, wegen eines Revanchefouls an Bönig, das den Unbeliebten zum Noch-Unbeliebteren macht. Chancen gibt's keine mehr, nur ein paar Schockmomente. Sestak läuft in Minute 77 allein auf Enke zu, scheitert aber. Er ist trotzdem wieder einmal der absolute "Mann des Tages" und wichtiger für uns als Gekas je war. Dumm, dass er gegen Leverkusen fehlt. 96 bekommt noch ein paar Ecken, die Lastuvka aber alle sicher fischt. Wir überstehen alle Schockmomente und reißen nach dreieinhalb Minuten Nachspielzeit beide Arme nach oben. Umarmen uns vor Freude, schaut Euch Lupo oben an, es ist ein Abend zum Grinsen, zum Feiern. "SO GEHN DIE BOCHUMER, DIE BOCHUMER GEHN SO" brüllen wir alle ganz laut, die Spieler sind sehr ausgelassen dabei. Sam ruft an, entschuldigt sich telefonisch für sein Fernbleiben, singt aber am anderen Ende der Leitung laut mit. "So muss das", sagt er. Jeder hier spürt: Dieser Dreier wischt die letzten, aber auch allerletzten Zweifel am Klassenerhalt weg. 26 Punkte nach 21 Spielen, das ist super. Ey wir haben die drei BESTEN SPIELER verloren. Und dann das! Wir steigen niiiiemals ab.
Scheiße.
Die Saison wird langweilig.
Wenn das kein Konflikt ist.
Wir sind so ausgelassen, dass bei "Die ganze Kurve hüpft - allez, allez" jeder mitmacht, wirklich jeder. Als die Spieler in die Kabine verschwinden, Ono - heute sehr unauffällig - einen Interview-Marathon über sich ergehen lassen muss, kommen die ersten "Bochum"-Takte. Gänsehaut auch nach dem Schlusspfiff. Die normalen Abende, die normalen Siege. Auch die sind legendär. Wir verabschieden uns der Reihe nach, sehen uns schon nächste Woche wieder, beim zweiten Heimspiel in Folge gegen die starken Levs. Der Professor, der wirklich einer ist, zieht davon. Lupo ist glücklich, Brezelthommy und Harald haben einen Termin in Mülheim. Ich ziehe allein weiter, mit der U35 Richtung "Schloss Strünkede" bis "Herne Mitte". Dort wartet mein Volo-Kumpel, der bei seiner Freundin weilte, die genau dort wohnt. "Die ganze Kurve hüpft, allez, allez", als ich gegen halbzwölf in seine Karre steige und wir nach Dortmund fahren. Drei Punkte sind so ein schönes Gefühl. So ein schönes.

Samstag, 23. Februar 2008

Fahren nach Dortmund, ins Kreuzviertel, ist wohl nicht ganz unbekannt in dieser komischen schwarz-gelben Stadt. Schnell die Sachen auspacken, ein bisschen 'rumzappen, kommt nix in der Glotze, und dann losziehen. Die Bahner in Dortmund warnstreiken 24 Stunden lang, also wählen wir etwas Fußläufiges. Das "Silent Sinners". Halbeins sind wir dort, bestes Studentenpublikum und sensationelle Musik. Mag Musik nur wenn sie laut ist. Ein Euro für die Garderobe, 2,50 Euro Eintritt, immer wieder Cola, Cola, Cola, dann noch zweimal Fanta. Höre "Everlong" von den Foo Fighters, kam ganz lange nicht mehr in irgendwelchen Diskos. Mando Diao, Kings of Leon, The Strokes, Arctic Monkeys, System of a Down, Mighty Mighty Bosstones, Weezer, "Red Flag" von Billy Talent, die Hamburger Schule von Kettcar über Tocotronic bis Tomte, alles hintereinander, eine Britphase mit Oasis und Blur. Stellen uns direkt neben den Lautsprecher, um unsere Gehirne richtig durchzupusten. RICHTIG! Gestikulieren Richtung Lautsprecher: lauter, lauter, lauter. Tanzen, zappeln, hüpfen. Erst 2:1 und dann das. Aus solchen Abenden werden Legenden gestrickt. Fünfdreißig im Bett. 5.30 Uhr. Alles gut.
Ratzen bis irgendwann am Nachmittag. Keinen Wecker stellen, irgendwann ist es 12.40 Uhr. Volo-Kumpel ist Drecksborusse, muss zum Spiel gegen Hansa Rostock. Seine Mit-Stadiongänger tauchen um 14 Uhr im Kreuzviertel auf. Chillen ein bisschen bei "Family Guy" und den "Simpsons" auf Pro 7. Duschen, tschöökes, ab zur Bus-Haltestelle. Die Busse von der "Metzer Straße" Richtung "Dortmund Hauptbahnhof" fahren um *.18 und *.48, zu besten VfL-Zeiten. Packe mir die Kopfhörer in die Ohren, die mit dem Discman in meiner Jackentasche verbunden sind. AC/DC "Hells Bells", Ärzte "Himmelblau", Foo Fighters "The Pretender" - habe noch nicht genug von lauter Musik. Noch nicht genug. Frühstück am Dortmunder Hauptbahnhof, ein schmieriges Käse-Sandwich von der "Sandwich Bar" für 2,49 Euro, ein Balisto für 60 Cent vom Automaten. "Happy Auer" titeln die Ruhr-Nachrichten. Naja, gibt auch schönere Schlagzeilen. Vom Mülheimer Hauptbahnhof laufe ich direkt weiter ins "Schräge Eck" zur Bundesliga-Konferenz. Fußball, Musik, Ratzen, Fußball. Ein Kumpel erzählt mir vom gestrigen Abend, wie ich ihn in Mülheim erlebt hätte: Erst in der Bar "Coco d'Or" in der Innenstadt, dann in der Disko "Freeland". Irgendwie der Musik- und Feier-Abend gestern. Die Konferenz ist eher - sagen wir - durchschnittlich interessant, die Thekensprüche kamen auch schon besser. Spaziere nach Hause, mit "Toxicity" von System of a Down im Schädel, Klamotten wechseln. Will mit dem Regionalexpress nach Witten-Annen, setze meine Tour durchs Ruhrgebiet fort, übernachte bei einer Frau, die mir nicht ganz unwichtig ist. Komme aber zu spät zum vereinbarten Treffpunkt. Im Regionalexpress sitzen Hunderte von enttäuschten Schalke-Fans, die wie wild gegen die Waggonwände trommeln. Als ein normaler Zugnutzer zu einer Gruppe geht und höflich darum bittet, die Fans mögen bitte aufhören, antworten die laut mit "Lalalalalalaaaa meckmeck meckmeck" und "DU MACHST DICH LÄÄÄÄÄÄÄCHERLICH!" Puh.

Sonntag, 24. Februar 2008

Pennen, aufstehen, Fußball. Zurück nach Mülheim, weiterfahren zum Oberligaspiel VfB Speldorf gegen Tabellenführer Bayer Leverkusen II. Trainer von Bayer ist Ulf Kirsten. Witzelte vorher: "Bei der Pressekonferenz rufe ich ,Kirsten du Arschloch' und auf irgendwelche Art schießt der während der Konferenz zwei Tore gegen mich." Verspeise ganz stadionlike Currywurst/Pommes/Majo, sehe aus der Sprecherkabine ein tolles Oberligaspiel, das Leverkusen leider mit 4:2 gewinnt. Fahre nach Hause, schaue die Sonntags-Konferenz bei Premiere und schreibe jetzt diesen Text.
Lasst mich nicht mehr über Thema, Hauptpersonen, Konflikte und Blog-Theorien nachdenken. Ihr seid ja doch bis zum Ende drangeblieben. Lasst mich über Fußball reden. Über ein Fußball-Wochenende, wie ich's liebe, mag, wie es sein muss. Und über Musik nur wenn sie laut ist. Werde jetzt die Grönemeyer-CD suchen.
Und hören.
 
1848 Speldorf
Samstag, 14 Uhr: Und da sage noch einer, in Dortmund gäbe es keine VfL-Bochum-Fans? Der Bus von der Haltestelle "Metzer Straße" bis zum Hauptbahnhof fährt immer um "18" und "48". Achtzehnhundertachtundvierzig, nur damit es jeeeder weiß! Sonntag, 17 Uhr: Nach dem Oberliga-Fußballspiel VfB Speldorf gegen Bayer Leverkusen II - Endstand 2:4 - analysieren Trainer (hinten), Manager (links) und Marketingleiter (rechts).

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VfL Bochum - Bayer Leverkusen 2:0 (2.3.2008)
(weil meine kamera verrückt spielte, leider nur mit handybildern - vierter teil)

GoosenFrank Goosen!

Ich weiß jetzt, wo Frank Goosen sitzt... Auch er feierte bereits am 22. Spieltag den Klassenerhalt. "Nie mehr zweite Liga". Euphorie bis zum Anschlag!

WelleApplaus, Teil 1

Das Optimum

ApplausApplaus, Teil 2

Was sagt denn der Frank Goosen da? Ich sehe ihn, den Bochumer Autor, auf dem Rasen und seinen großen runden Kopf auf der Video-Leinwand. An Goosens Hand hält sich sein Sohn fest. Der Sohn, den er in seiner Kolumne in der Stadionzeitung immer "Thronfolger" nennt. Frank Goosen erzählt irgendetwas über sein neues Buch, wasweißich, ich nehme derweil die aktuelle Stadionzeitung - mit Titelgeschichte über Benjamin Auer (so schnell geht das) - aus der Tasche und blättere auf die letzte Seite. "Gekas heißt Grote" oder so ähnlich lautet die Überschrift der aktuellsten Goosen-Kolumne, wie immer eine lustige, klasse lesbare und tolle Geschichte für ein Heimspiel. Interview für die Leinwand ist zu Ende, Goosen und Thronfolger laufen und laaufen und laaaaufen, einmal rum, bis Block B. Ich weiß jetzt, wo Frank Goosen sitzt.
Bin gespannt, wie er das Spiel bewerten wird. Für mich ist's die beste Saisonleistung. Eine der besten Leistungen der vergangenen Jahre. Euphoriefaktor hundert plus.
Thommy hat diesmal auf Billigbrezel verzichtet. "Bin ja auf deiner Seite auseinandergenommen worden dafür", sagt er im Auto und weist mit seinem Zeigefinger auf die Fußmatte unter dem Beifahrersitz. Dort liegt eine Packung Pfirsiche - aber selbstverständliche keine echten, soindern nur die in der runden Zucker-Gummi-äh-Weingummi-Form. Scheißegal, rein damit. Thommy sieht sein zweites Heimspiel in Folge - das ist auch lang nicht mehr vorgekommen. Ein wenig stolz berichtet er, dass er sich das VfL-Internet-TV geleistet hat, für "Fans im Ausland wie mich echt perfekt". Stimmt. Auch Harald sitzt im Auto, der vor einer Woche schon dabei war und im Auto zugibt, ein Glücksbringer zu sein. Fünf Spiele des VfL sah er bisher. Und fünf Siege. Äääääh, im Auto? Genau, aber leider habe ich keinen neuen Smart, sondern Thommy kutschiert uns. Eine Premiere! Am Parkhaus folgt direkt eine zweite Premiere, denn das Haus wird wegen Überfüllung schon eine Stunde vor dem Anpfiff geschlossen, so dass uns in Orange gekleideter Ordner auf den Schotterparkplatz geleitet, der sonst nur Reisebussen vorbehalten ist. Ja, eine Stunde noch. Thommy und ich packen ein paar Pfirsiche (Vorrat!) für den Fünf-Minuten-Fußweg Richtung Stadion ein, Harald will nicht ("Mag ich nicht so"), wir analysieren in Windeseile die Lage der Liga, die für uns Bochumer besser nicht sein könnte. Von den Abstiegskandidaten hat gestern wieder kein Team gewonnen. Bei einer Niederlage - und davon ist gegen die sensationell auftrumpfenden Leverkusener (in Folge nur noch Levs genannt, klingt kürzer und... abfälliger) auszugehen - stört's keinen, dann hätten wir weiterhin neun Punkte Vorsprung. Neun! Dementsprechend locker sehen wir das Ganze. Anstatt in Fußball-Aggressivität zu verfallen, denke ich lieber über das Wochenende nach. Hab oft mein Interview mit Jan Plewka gesehen, bin schon etwas stolz auf das Video-Werk, das im Rahmen meines Volo-Praktikums bei www.derwesten.de entstand. Dauert zwar 13:45 Minuten, aber schaut's Euch trotzdem an. Lohnt sich. War dann noch bei einer Party in der Dortmunder Westfalenhalle. Viel Zeit mit der Liebsten verbracht. Schöne Zeit. Das Spiel des VfB Speldorf beim Wuppertaler SV II ist ausgefallen. Gerd und Sam haben sich telefonisch entschuldigt. Gerd weilt bei einer Familienfeier (seit wann geht DIE vor?), Sam hat beruflichen Kram zu erledigen ("Sag: Der Schwatte hat zu tun!").
Okay, genug nachgedacht, am Stadion angekommen, kurz nach vier. Thommy und Harald lösen Tickets für elf Euro, ich ziehe den blau-weißen Schal um meinen Hals etwas enger, denn ein unangenehmer Wind zieht auf. Stelle nach kurzer Zeit fest, dass es doch gar nicht so kalt ist und öffne den Reißverschluss meiner grünen Jacke. Ich schließe die Augen, stelle mir vor, ich müsste zwei Kameraperspektiven und zwei Audiospuren zusammenschneiden - Nachwirkungen des Jan-Plewka-Drehs. Die erste Kamera ist auf den Aufgang in den "Block P" gerichtet, wie sie alle sukzessive auftauchen: Lupo, der Professor, alle eben. Die andere auf den Spielertunnel. Erst kommt Bayers Adler, dann unser Lastuvka, dann die Bayer-Spieler, dann unsere. Bei Bayer sitzen Freier und Gekas auf der Bank. Slawo Freier, der ist schon längst vergessen in der Kurve. Aber Gekas? Der uns in der vergangenen Saison so viele Sirtaki-Feiern einbrachte!? Der ist bei Bayer draußen. Unbeliebt, vorbei, vergessen. Der arme Fanis ist den Blicken dreier Fernseh- und zahlreicher Fotokameras ausgesetzt. Aber okay: Wäre ich beim DSF, würde ich vermutlich auch mit diesem Bild einsteigen. In der Aufstellung gibt es keine Überraschung: Dabrowski - nicht mehr gesperrt - spielt für Fuchs. Und Epalle für den diesmal gesperrten Sestak. Das ist überhaupt unser größtes Problem: Der Top-Scorer der Liga fehlt. Gut, weil die Leverkusener dann nicht hautnah sehen, wie gut Sestak ist und ihn nicht wegkaufen. Aber schlecht, weil uns ohne Sestak unser mit Abstand bester Mann fehlt. Heute ist ein besonderer Tag. Spüre das. Herberts "Bochum" funzt einen Tacken mehr als sonst. Hier wären beide Kameras allein auf die Ostkurve gerichtet, ganz still, um diese ergreifenden Momente bis zum "Machst mit 'nem Doppelpass jeeeeden Gegner nass" festzuhalten. Anpfiff pünktlich um 17 Uhr. Bin so hin- und hergerissen. Mal vermisse ich den Abstiegskampf, mal nicht. Nach einer Spielsekunde... nicht! "Wir wollen einfach nur ein schönes Fußballspiel sehen", fasst Thommy die Meinung aller 23.500 Zuschauer zusammen. Es war und bleibt ein komplett konfliktfreies Wochenende und ein konfliktfreier Tag.
Nullnull am Anfang, nullnull nach zehn Minuten, nullnull nach 20 Minuten, nullnull nach 30 Minuten, nullnull nach 40 Minuten, nullnull zur Pause. Ein Spiel für Taktiker, ein Zitterspiel, ein kampfbetontes Spiel. Koller lässt ganz früh pressen, ja, das ist fast sogar "Forechecking". Sinn und Zweck ist, die Leverkusener so weit wie möglich vom eigenen Tor (und von Lastuvka) wegzuhalten. Klappt wunderbar, denn Lastuvka muss sich in Halbzeit eins nicht ein einziges Mal auf den Boden begeben. Und das gegen den Tabellendritten!!! Spricht sehr für unsere Defensivarbeit. Die Viererkette mit Pfertzel, Maltritz, Yahia und Bönig leistet ganze Arbeit, ebenfalls im defensiven Mittelfeld Imhof, Dabrowski und Zdebel. Einmal vertändelt Yahia den Ball, doch den Barbarez-Schuss blockt Imhof erfolgreich ab. Eine typische Szene. Nach vorn geht bei uns aber nicht viel bis gar nichts. Ono, Epalle und Auer tauchen nur ganz selten auf. Stört aber auch keinen. Die Leistung ist mehr als in Ordnung, nullnull auch in Chancen, der DSF-Reporter wird das Spiel "langweilig" und "grottenschlecht" nennen. Ich nicht. Ich wirklich nicht. "Steffi Jones, was hast du bloß gelost?", fragt unser Stadionsprecher in der Pause. Der BVB spielt im Halbfinale des DFB-Pokals gegen Jena, München gegen Wolfsburg. Da werden alle Dortmunder jubilieren. Und ich hasse es. Egal.
Keine Wechsel zur zweiten Hälfte, ruhige, aber doch sehr gespannte Atmosphäre. Der Tabellendritte der Liga hat Respekt vor uns! Vor unserer Heimstärke!! Bayer hat so viele Fans dabei wie noch nie - so mein Eindruck. Es steht nullnull, es bleibt beim nullnull. Doch Leverkusen wird besser. In der 59. Minute schmeißt sich Lastuvka tatsächlch zum ersten Mal, nach einem Schuss von Schneider. Der geht aber auch direkt auf Mann, Lastuvka scheint sich zu langweilen. Nach wie vor stehen wir super, scheinen topfit zu sein. Topfit. Wir ringen Leverkusen nieder. In den 60ern sagt Lupo: "Also eins muss ich ja sagen: Es steht zwar noch 0:0, aber es ist ein echt schönes Spiel." Auch Thommy und ich erheben die heutige Leistung schon beim Stand von 0:0 unter die "Top 3" der aktuellen Saison. DAS wollen wir sehen: Eine zweikampfstarke, sich gegenseitig jederzeit pushende Einheit. Die Torchancen kommen dann irgendwann von ganz allein. Nach einer Ono-Ecke schießt Auer aus der Drehung vorbei - in Minute 48. Na das ist doch schon was. Es wird durchaus munterer. In der 62. Minute flankt Kießling, Barbarez steigt gegen Yahia hoch, köpft, doch Lastuvka hält wieder ganz, ganz sicher. "JAN LAS-TUV-KA"-Sprechchöre - und unserer "27" gefällt das richtig. 68 Minuten gespielt, noch immer nullnull. Gekas, Freier, niemand in Sicht. Pfertzel, stark heute, spaziert die rechte Seite entlang, zeigt an: "Dabro, ich flank auf Dich"! Pfertzel flankt, Dabrowski steht am Strafraumeck und legt per Kopf quer auf... ZDEBEL! Der ist VÖLLIG FREI! VÖLLIG FREI! Und TOOOOOOOOOOORRRRRR!!!! TOOOOORRRR!!! Jaaa, hüpfen, das ganze Stadion hüpft allez, allez! V-F-L! V-F-L! Wen lieben wihiiiir? V-F-L! Das ganze Stadion hüpft, allez, allez! 1:0 für den VfL! Einsnull, nicht mehr nullnull. Aus einer guten Leistung wird jetzt eine sehr gute. Hinten super gestanden, vorn eiskalt die erste klare Chance genutzt. Bayers Trainer Skibbe hat die Nase voll. Bringt zeitgleich Freier und Gekas. "So ein Mist", sagt jemand hinter uns, "die ehemaligen Bochumer treffen doch immer gegen uns." "Und Ailton", fügt der Professor hinzu. Harald hat ein Dejavu. Am 23. August 2003 weilte er schon einmal im Ruhrstadion - schon einmal beim Spiel VfL gegen Bayer, und auch das endete 1:0 durch ein Tor von Zdebel. Und Zdebel ist nicht gerade bekannt als Torjäger... Irre! Zwei Minuten später versucht sich Zdebel noch als Doppelpack-Schütze, doch seinen Schuss aus 20 Metern Entfernung fischt Adler aus dem Eck. Und was macht Gekas? Er taucht viermal auf in der Restspielzeit. Einmal wird er gefoult, dreimal steht er im Abseits. Unsere ausgelaugten Jungs Ono und Epalle sowie den angeschlagenen Zdebel nimmt Koller raus, bringt Mieciel, Schröder und Azaoaugh. Bayer bekommt nichts mehr auf die Reihe. Wir haben sie im Sack. Unfassbar. Selbst Azaouagh fügt sich super ein, wagt sich zwei Minuten vor Schluss in ein Dribbling mit drei Bayer-Abwehrspielern. Und gewinnt! Er stochert den Ball zu Dabrowski, der steht FREI! TOOOOOOOOOOOOORRRR! Hüpfalarm! Das ganze Stadion hüpft, allez allez! Dabrowski spaziert Richtung Kurve, fast alle Spieler kommen angelaufen, Rieseneuphorie in Bochum! 29 Punkte! 29! Zwölf Punkte Vorsprung vor einem Abstiegsplatz, nur noch sieben Punkte hinter dem Tabellenfünften KSC. Ist das der pure Wahnsinn? Der Sprechchor "NIE MEEEEEEEEEEEEEHR ZWEITE LIIGAAAAAA" hallt durchs Rund, und das drückt aus, was alle Bochumer denken. Zwölf Spieltage ohne Abstiegskampf! Wir genießen die Momente, hätte gern zwei Kameras bei der Hand und gleich mehrere Audiospuren. Eine liegt noch auf "Siehst Du Gekas - so wird das gemacht!" und dann pfeift der Schiri ab. Nach 92 Minuten. Obwohl wir so kampfbetont und aggressiv spielten, zückte Drees nicht einmal Gelb gegen uns. Nicht ein einziges Mal!!! "Eins der besten Spiele", sagt Lupo mit einem ruhigen Trainerblick. "Besser kann diese Mannschaft nicht spielen", resümiert Thommy. "Das Optimum", denke ich. Taktisch, kämpferisch, emotional. "Schön 2:0 die Levs weggehauen, beste Leistung der vergangenen fünf Jahre, super. Tore: Zdebel (71.), Dabrowski (88.). Ergebnis und Torschützen sind kein Witz", smse ich zu Gerd und Sam, um sie richtig neidisch zu machen.
Auf dem Weg zurück zum Auto steckt sich Glücksbringer Harald 'ne Zigarette an. Thommy sagt immer und immer wieder: "Ich kann diese beeindruckende Leistung noch gar nicht glauben." Zum "Knaller des Tages" wurde Christoph Dabrowski ernannt. Aber alle 14 Jungs hätten diese Erwähnung verdient. Diese beiden Wörter "geschlossene Mannschaftsleistung" klingen so abgedroschen, aber ich MUSS sie einfach nennen. Denke an die Jubel-Orgie, die mit "So gehn die Bochumer, die Bochumer gehn so" begann, mit La Ola vor Ostkurve und Block A weiterging und der "Humba" endete. Steige ins Auto und verputze bei Pizza World "Hühnerbrust Miami". Wer denkt sich diese Namen aus? Was hat Brokkoli mit Miami zu tun? Im DSF bezeichnet der Reporter die erste Halbzeit als "mies" und "langweilig". Wenn er's glaubt...
Frank Goosen habe ich übrigens nicht mehr beobachtet. Aber ich wette, er hat sich genauso gefreut wie wir. Hoffentlich lesen wir's bald.
 
So gehn Welle
Samma, hab ich eigentlich nur Jubelbilder gemacht? Ja klar! Zurecht! Die Orgie begann mit dem üblichen "So geeeehn die Bochumer, die Bochumer gehn so..." Und die Spieler waren genauso begeistert dabei... ... wie bei der Welle, zuerst vor der Ostkurve und danach noch vor dem Block A - wie in diesem Bild. Es endete mit der klassischen "Humba" vor der Ostkurve. Jubel pur! Und das am 22. Spieltag.

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Eintracht Frankfurt - VfL Bochum 1:1 (8.3.2008)
(weil meine kamera verrückt spielte, leider nur mit handybildern - fünfter teil)

WürfelEs gab schon spektakulärere Spiele!

Null Leistung, null Chancen, ein Tor, ein Punkt. Ein furchtbares Niemandslandspiel am Main mit viel, viel Musik und einem historischen Azaouagh

BedanktEinen Punkt gemacht. Wie? Scheißegal!

Verzückt. Verzweifelt.

FlughafenHach ja... Nowosibirsk, Sofia, Antalya, Shanghai...

So etwas gibt es hier also auch. In Witten-Annen. Eine Kirmes. Krame mein Handy aus der linken Hosentasche, wische mir mit meiner rechten Hand die Müdigkeit aus den Augen, aktiviere mit der linken die Kamerafunktion des Mobiltelefons. Muss das doch festhalten. Im Vordergrund das Bahnhofsschild "Witten Annen-Nord", dahinter das Riesenrad. Das dürfte ein einigermaßen scharfes Foto werden, Mist, sollte so langsam neue Batterien für meine Digitalkamera holen. Drücke ab, kontrolliere kurz. Ja, doch, scharf genug. Blicke ein wenig herum, sehe, dass eine Putzfrau auf dem "Breakdance" ganz langsam ihre Runden dreht. Abends arschcoolt die Wittener Jugend herum, jetzt ist's leise. Jetzt noch Provinz, jetzt noch Witten-Annen. In ein paar Stunden Frankfurt.
Die S-Bahn kommt mit fünf Minuten Verspätung, hält noch in Dortmund-Kruckel und Dortmund-Barop. Zwei Stadtteile, die ich nie gehört, nie gesehen, nie betreten habe. Denke an die vergangene Woche. Erst der fantastische 2:0-Sieg gegen Leverkusen, diese unglaubliche Leistung, die uns Bochumer verzückt und verzweifelt. Gewonnen, okay. Aber zwölf Punkte Vorsprung? Eine Saison ohne Ziele? Mitten in der größten Fußball-Euphorie eine Fahrt mit der Journalistenschule nach Brüssel. EU-Parlament, Ständige Vertretung Deutschlands, EU-Kommission, WAZ-Korrespondentenbüro. Viel hören, viel laufen, nachts bis drei Uhr durch die Stadt ziehen. Eine Nacht bei der Liebsten eben in Witten und jetzt umsteigen am Dortmunder Hauptbahnhof. Trage nichts bei mir. Naja, fast nichts. Meinen VfL-Schal, meinen Discman und... keine Zeitung. Spaziere noch schnell in den "Presse+Buch"-Laden (endlich einmal ein selbst erklärender Name), kaufe mir die neueste "NEON", als Appetizer dient ein "Die besten 222 Songs aller Zeiten"-Booklet. Der ICE steht schon am Gleis. Suche meinen reservierten Sitzplatz, irgendwo in Wagen 32, hocke mich hin, erfahre, dass sich die Abfahrt um zehn Minuten verzögert, Probleme irgendwelcher unwichtiger Art. 10.48 Uhr, los. Verschiebe das Thema "Fußball" für kurze Zeit ins hinterste Eckchen meines Gehirns. Musik. Ein Booklet, von Nokia gepusht. Buh. Hörte in Brüssel viel Musik, sprach mit Volo-Freunden ausführlich darüber. "Girl from Mars" von Ash belegte in unseren Brüssel-Charts unangefochten Platz eins. Dahinter "Paranoid" von Black Sabbath, mit dem von Ozzy Osbourne genölten "Finished with my woman 'cause she couldn't help me with my mind". Finished with my woman, also davon bin ich so weit entfernt wie der VfB Speldorf vom Champions-League-Sieg. Blättere etwas im 222-Hits-Booklet, finde "Paranoid" unter der Rubrik "Rock" mit der Anmerkung "Nahe den Hochöfen Birminghams erfanden Sabbath und Led Zeppelin den Heavy Metal." Das erschien schon 1970? Kompliment! Erreichen Bochum Hauptbahnhof, kein VfL-Fan steigt zu. Irgendwie fahren alle mit Auto oder Bus, was auch immer.
Verzückt. Verzweifelt. Verzückt, weil's so eine lockere Fahrt wird. Und doch verzweifelt. Sollen wir Fans Geld ausgeben, wenn es um nichts geht?
Ja. Meine ich jedenfalls, aber ich verrückter VfLer bin sowieso kein Maßstab. Zurück zur Musik. Das Booklet beginnt mit Pop. "I was made for loving you" von Kiss ist Rubrik Pop? Depeche Mode: "Somebody"? Da hätte ich aber ganz andere Songs ausgewählt. Bessere.Coldplays "Yellow". Auch darüber lässt sich streiten. Zwei Seiten Hiphop, danach Punk. The Stooges, Ramones, The Clash, jawoll, die Klassiker. Von Green Day "Basket Case", welcher Song auch sonst? "Do you have the time..." Lalalalalala! Will mit einer Luftgitarren- und Headbangbewegung den ICE unterhalten... aber... aber... das würde in dieser T-Mobile-Hot-Spot-Welt wohl niemand lustig finden. "In den 90er Jahren dominiert harmloser Pop-Punk. Immerhin: Green Day schreiben Hits", steht hinter "Basket Case". Nach 1994 gibt es für NEON nur noch einen gelungenen Punk-Song. "Fuck forever" von den Babyshambles. Ist's so? Essen Hauptbahnhof, Duisburg Hauptbahnhof, Düsseldorf Hauptbahnhof. Der Zug wird voller, in meinem Wagen ist kein Platz mehr frei. Blättere weiter. Techno. Bafffff, interessiert mich nicht, Reggae, Frankreich, überfliegen. Rubrik "Rock". Bei Köln Hauptbahnhof schaue ich rein. "Johnny B. Goode" von Chuck Berry, erinnert doch stark an "Zurück in die Zukunft". Nirvanas "Smells like teen spirit", logisch. Strokes' "Is this it?" Von U2 "One"? Von den White Stripes nicht "Seven Nation Army"? Überlege mir meine Liste, während der ICE mit 303 km/h an der Autobahn A3 entlangsaust. Auf der CD in meinem Discman läuft erst "Beds are burning" von Midnight Oil, dann "Without a trace" von Soul Asylum, das großartige "Not an addict" von K's Choice, "Snow" von JJ72. Musik ist eine so tolle Beschäftigung. Noch nimmt EU-Quatsch jeden Zentimeter in allen Schubladen meines Gehirns ein. Blättere zu Singer/Songwriter, Indie, Jazz, Soul, Deutsch ("Halt dich an deiner Liebe fest" von den Scherben, "Die Scherben sind so links, dass sie angeblich sogar für die RAF komponieren.") und zum Schluss "Fies, aber gut". Mit "Rhythm is a dancer" von Snap.
Verzückt. Verzweifelt. 13 Uhr. In zweieinhalb Stunden ist Anstoß. Verzückt, weil's vor einem Jahr in Frankfurt so schön war. Verzweifelt. Wird's wieder so schön oder lassen wir Bochumer erneut - so können wir das gut - eine klasse Chance ungenutzt und uns mit nulldrei abferkeln. "Du liest NEON auf einer Auswärtsfahrt?", fragt ein Volo-Kollege per sms. Ähem.
In der NEON steht ein Text über Kairo. Mit Insidertipps. Vielleicht schaffe ich eine Städtereise Ende des Monats, um meinen Kopf durchzupusten. Kurz nach eins. "Frankfurt Flughafen Fernbahnhof". Bin hier Richtung Bangkok, Richtung Vietnam, Richtung Südostasien geflogen. Und schaue jetzt, zwei Stunden vor dem Anpfiff, auf die Flugübersicht. Tokio, Calgary, Shanghai. Touriziele wie Antalya, Malta, Hurghada, Mallorca. Muss quer durchs Flughafengebäude laufen, bis zum "Regionalbahnhof". All die Reisenden. Will auch Urlaub haben. "Why won't it snow", singen JJ72, wieder. Die ersten Eintracht-Fans tauchen auf. Schaue auf den Stadtplan, der am Gleis hängt. Wusste noch gar nicht, wie sehr im Süden Frankfurts wie uns hier befinden. Das Stadion, Otto-Fleck-Schneise, Sachsenhausen mit den Kneipen, der Flughafen. Alles im Süden. Diese geilen Vororte von Frankfurt! Eschborn, Neu-Isenburg, Bad Vilbel... Und die Stadtteile erst: Rödelheim, Bornheim (Bornheimer Hang, da spielt doch der FSV, oder?) Vergesse manchmal, was für eine interessante Stadt Frankfurt ist. Über 650.000 Einwohner, die City mit der hässlichen Börsen- und Bänkerfratze, die sich seit geraumer Zeit von Petra Roth regieren lässt, aber doch die Hauptstadt der Tageszeitungen - FAZ, FR - die Stadt, mit der Titanic und Theodor W. Adorno untrennbar verbunden sind. Werde sie heute nicht näher erkunden. Sondern nur den zehnminütigen Fußweg von der S-Bahn-Haltestelle "Frankfurt-Sportfeld/Stadion" bis zu eben diesem zurücklegen. Ist noch ein bisschen Zeit bis zum Anpfiff. Beschließe, diesmal nicht nur das Schild Richtung DFB zu knipsen, sondern auch den Eingang zum mächtigsten Sportverband der Welt. Von der Otto-Fleck-Schneise geht ein kleiner Weg ab. Nach etwa hundert Metern folgt das große DFB-Wappen. Niemand ist hier im Moment. Der große Fußball ruht.
Verzückt. Verzweifelt. Wenn die Sonne scheint, dann öffne ich den Reißverschluss meiner Jacke. Genieße die Strahlen. Ziehen Wolken auf, wird's schattig.
Um 13.50 Uhr komme ich aufs Gelände, ziemlich früh, scheiß drauf. Schon nach wenigen Metern ärgere ich mich über die Commerzbankpreise. Die Stadionzeitung ist zwar satte 88 Seiten dick, kostet aber auch zwei volle Euronen. Der Inhalt ist nicht gerade berauschend und niveauvoll, da hätte ich sonst nicht einmal 50 Cent gegeben. Bezahlen ist hier nur - Schalke lässt grüßen - mit einer Eintracht-Karte möglich. Löse eine für zehn Euro und stelle dann fest, dass eine 0,5-Liter-Cola 3,70 Euro kostet. DREISIEBZIG. Das sind 7,40 Mark! Unglaubliche Preise, die wirklich alles schlagen. Dazu noch eine Bratwurst für 2,60 Euro, da ist die Karte fast zu 3/4 leer. Für die 6,30 Euro bekomme ich in Duisburg-Marxloh einen Dönerteller mit Getränk und bin drei Tage satt. Rege mich etwas auf, setze mich dann aber noch für 'ne halbe Stunde in die Sonne, beobachte Flugzeuge beim Start und bei der Landung und höre "Bitter Sweet Symphony" von The Verve, das eigentlich auch zu den 222 Hits gehören müsste. Vermisse es.
Das Fußball-Feeling kommt erst ganz langsam, so ist das in der tabellarischen Bedeutungslosigkeit. Wir Bochumer trudeln gemächlich ein, erst als die Frankfurter für ihren Abwehrspieler Kyrgiakos die "Sirtaki" spielen, erinnern wir uns an die vergangene Saison, als Gekas und Epalle das unvergessene 3:0 herausschossen. Lastuvka kommt, wird gefeiert, die Spieler kommen, mehr als höflicher Applaus. Aber eben nur mehr als höflich. Keine Überraschung in der Mannschaftsaufstellung. Sestak rückt wieder für Epalle in die erste Elf. Die Frankfurter stehen, mal eben kurz in dem Hochglanz-Commerzbank-Magazin blättern, auf Platz - hey - sieben, träumen zurzeit sogar in mehreren Sprachen. Überdurchschnittliche Spieler gibt's aber nicht viele. Kyrgiakos, okay. Amanatidis sehe ich sehr gern spielen. Dazu noch Sturmtalent Fenin. Fertig. S' ist - seien wir ehrlich - wie bei unserem Spiel gegen Hannover. Eintracht Frankfurt gegen VfL Bochum, das haut keinen neutralen Fan aus den Schuhen. Wieder sind wir die ersten, die in der Sportschau laufen. Und diejenigen, die besonders selten in der Konferenz gezeigt werden.
Verzückt. Wenig Medienpräsenz ist gut für uns. Verzweifelt. Mehr könnte aber nicht schaden.
Obwohl es um sehr wenig geht, kommen 46.700 Zuschauer, und das an einem frischen Spätwintermärztag. Kompliment, das Wort "Europapokal" löst wohl selbst in Frankfurt Euphorie aus. Unsere Kurve wird doch noch einigermaßen voll, etwa 2000 Blau-Weiße sind's. Erinnere mich ans Hinspiel, ein farbloses 0:0 - und das nach genau fünf Minuten. Der Professor steht nicht nur im Ruhrstadion (siehe Leverkusen-Text), sondern diesmal auch in Frankfurt hinter mir. Wenigstens ein bekanntes Gesicht. Wir wundern uns, wie destruktiv wir hier auftreten. Überzeugten wir vor einer Woche noch mit mutigem Pressing, ja fast sogar Forechecking, ziehen wir uns jetzt ganz tief in die eigene Hälfte zurück, greifen erst in unserer Hälfte an. Die Taktik geht sogar einigermaßen auf, wir schaffen es, die Frankfurter zu verunsichern und zu Fehlpässen zu zwingen. Nur dreimal kommen die überlegenen Frankfurter gefährlich vor unsere Kiste. In Minute zehn nimmt Amanatidis die Kugel klasse an und zieht direkt ab - aufs kurze Eck. Doch Lastuvka wehrt zur Ecke ab. In Minute 20 etwa kommt Fenin am 16er an den Ball, der Ball rutscht ihm aber über den Schlappen - vorbei. Und kurz vor der Halbzeit stürmt Russ über rechts auf und davon und passt flach in die Mitte. Jedoch zu fest, Amanatidis rutscht vorbei. Wir finden offensiv nicht statt. "Was für ein langweiliges Mistspiel", funke ich per sms an die angeschlossenen Funkhäuser. Auer? Kriegt keinen Stich! Sestak? Erstaunlich blass! Ono? Der spielt mit!? Unsere drei "Sechser" Imhof, Zdebel und Dabrowski spielen ausschließlich hoch - nur ist das gegen Kyrgiakos, den wohl besten Kopfballspieler der Liga, mehr als sinnlos. Der agilste ist - kein Witz - unser Rechtsverteidiger Pfertzel. Was für ein Wahnsinn. Dabrowski köpft in Minute 44 in die Arme von Nikolov. Das ist die einzige Bochumer Chance in Halbzeit eins. Wirklich.
15 Minuten lang in der Pause gelangweilt, zweite Halbzeit geht los, ein Pass von Russ auf Tosci, der am linken Strafraumeck ganz frei steht. Lastuvka läuft aus seinem Tor heraus, muss er, doch Tosci lupft die Kugel herrlich über unseren machtlosen Schnapper ins lange Eck. 1:0 für Frankfurt, verdient, weil die Eintracht die wesentlich aktivere und schlichtweg bessere in einem unterdurchschnittlichen Fußballspiel ist. Ich weiß nicht, wer für uns das Ausgleichstor erzielen soll und hake dieses miese Ding unter "wieder einmal eine große Chance vertan" ab. Wir vertreiben uns die Zeit bis zum Schlusspfiff fortan damit, die Zwischenstände auf dem Videowürfel zu beobachten. Ist sehr lustig, denn Stuttgart fertigt Bremen mit 6:3 ab. Der Professor und ich fragen uns, auf wen wir eigentlich gucken sollen. Auf Duisburg? Cottbus? Rostock? Bielefeld? Die sind schon so weit weg! Schalke? Karlsruhe? Das wäre... internationales Geschäft, also auch mehr als übertrieben. Naja, jetzt verlieren wir sowieso, 0:1, immer noch, immer noch, immer noch, es läuft gar nichts. Auer geht raus, Mieciel kommt rein, nichts ändert sich. Null Leistung, null Chancen, nulleins. In Minute 68 schießt der eingewechselte Azaouagh unmotiviert aus 30 Metern Entfernung aufs Tor. Inamoto stellt sich in den Weg, aber - Pech für ihn - mit der Hand. Freistoß.
Und Tor.
Die jubeln. Unsere Spieler jubeln. Na dann... der Schiri zeigt zur Mitte, jubeln wir aaaaauuuuchhhhh, hahahahahahahahahaha, Riesenpfiffe im Stadion, 44.000 regen sich unglaublich auf, Frankfurter sprinten zum Schiri, Trainer Funkel schimpft unfassbar. Doch das Ding zählt. 1:1 durch Azaouagh. Mit zehn Mann rekonstruieren wir nach zweiminütiger Jubel- und Lach-Phase das Geschehen. Inamoto spielt den Ball mit der Hand, Azaouagh legt sich den Ball zurecht und schießt, während Nikolov noch die Abwehrmauer stellt. Tor. Ein aktiver Schiri erklärt, dass ein Freistoß nur dann angepfiffen werden muss, wenn es eine Gelbe Karte gab oder der Schiri das explizit anzeigt. Ist hier wohl nicht geschehen. Also: korrektes Tor. "Echt nicht unclever gemacht", funkt ein Volo-Kollege. Und ich schreibe das zurück, was ich seit ein paar Minuten denke: "Null Leistung. Null Chancen. Ein Punkt. Das ist wahre Effizienz." Hehe, 1:1. Die Frankfurter werden nun richtig aggressiv, motzen gegen jede, wirklich je Schiedsrichter-Entscheidung. Doch es bringt nichts. Nur noch eine 75-prozentige Chance erarbeitet sich die Eintracht. Fink schießt. Lastuvka hält. Die Eintracht vernachlässigt etwas die Deckung, doch keinen vielversprechenden Konter bringen wir vernünftig zu Ende. Zwei Minuten Nachspielzeit, 1:1, Ende. "SCHIEBER! SCHIEBER!", pöbeln die aufgebrachten Eintrachtler, sofort nach Schlusspfiff sprintet Funkel auf den Schiri zu. Hilft natürlich nix. Einen Punkt geholt, ohne genau zu wissen, warum.
Verzückt. Verzweifelt. Wieder nicht verloren. Aber doch eine große Chance vertan. Ein tolles Tor erzielt. Aber ein furchtbares Spiel gesehen.
Egal, wir feiern unsere Mannschaft, die jetzt 30 Punkte geholt hat. Fünf fehlen uns noch bis zum wohl sicheren Klassenerhalt - aus elf Spielen! Fünf Siege brauchen wir noch, um Kollers Ziel zu erreichen. Das sind 45 Punkte! Die können wir noch erreichen. Stecke meine Ohrstöpsel fünf Minuten nach dem Abpfiff wieder in die Ohren, stecke meine Hände in die Jackentasche. "Bitter sweet symphony" will jetzt so gar nicht mehr passen. Laufe den Weg zurück zum S-Bahnhof, auf dem Weg dorthin brüllt eine Menge von glatzköpfigen Eintracht-Fans "Wieder mal kein Tor für Türkiyemspor", ein Störkraft-Titel. Ich wechsle die Straßenseite, fühle mich jetzt doch etwas unsicher. "Frankfurt, ihr Zigeuner" brüllt eine Horde Bochumer Jugendlicher immer und immer wieder, auch nicht viel besser. Zur Abwechslung die eigene Mannschaft feiern: Das wäre mir doch etwas lieber.
Die S-Bahn Richtung Hanau kommt pünktlich, fahre wieder bis zum Flughafen. Ankunft zehn vor sechs. Habe noch eine halbe Stunde Zeit, um den Flughafen bis zum Fernbahnhof zu durchqueren. Sehe wieder die Reisenden. Die Urlauber. Neidisch. Die schauen mich an, als wäre ich ALF. Huuuch, ein Fußballfan, mitten in der feinen Flughafenwelt. Hurra, hurra, die Bochumer sind da. Esse ein kleines Stückchen Pizza für 2,50 Euro, Commerzbankpreise in dieser verfluchten Stadt, auch am Flughafen. Um 18.24 Uhr kommt mein ICE, den ich nur eine Stunde benutze, bis der Zug in Köln Messe/Deutz hält. Da ich keine Sitzplatzreservierung habe, bleibe ich im Bordbistro bei einer 0,5-Liter-Cola (die im ICE billiger ist als im Stadion und das muss etwas heißen), lausche den Unterhaltungen zweier VfL-Fans aus dem Rheinland, schließe die Augen. Meine Gedanken halten die Klappe.
Regionalexpress bis Mülheim, kurz nach Hause, umziehen, wieder zum Bahnhof und weiterziehen. Nach Witten-Annen, dort begann heute Morgen dieser Tag. Heute früh, als am Breakdance gerade eine Putzkolonne die einzelnen Schaukeln säuberte. Jetzt, um kurz vor Mitternacht, gehen bei der Kirmes die Lichter wieder aus. Einmal Witten/Frankfurt. Hin und zurück.
 
Annen-Nord DFB
Morgens, halb elf in Deu... Witten-Annen Nord. Ein einsamer Fußballfan wartet auf die S-Bahn S9, die ihn nach Dortmund befördern wird. Dort will er in den ICE gen Frankfurt steigen. Neben, bei der Frühlingskirmes in Witten-Annen, säubern die Kirmesfamilien gerade ihre Geräte. Saugen. Putzen. Angekommen in Frankfurt: Ich taste mich immer weiter heran. Vergleicht dieses Bild mit den Fotos meiner letzten Frankfurt-Aufenthalte - da knipste ich stets nur den Straßenanfang mit dem DFB-Hinweisschild. Hier ist nun der DFB-Eingang an der Otto-Fleck-Schneise, unweit vom Stadion entfernt.
Fahnen Einlaufen
Das Vereinslied der Frankfurter ist irgendeins, das der örtliche Polizeichor einst sang. Sehr komisch. Herberts "Bochum" ist mir da deutlich lieber. Einlaufen. Ich wiederhole mich sehr gern: Auch beim 353. Pflichtspiel mit dem VfL ein "Klöße-im-Hals"-Moment. Auch wenn es für uns um gar nichts mehr geht.

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VfL Bochum - VfB Stuttgart 1:1 (15.3.2008)

... ist im VfL-Tagebuch 2007/2008 - TEIL 5 nachzulesen !

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1. FC Nürnberg - VfL Bochum 1:1 (22.3.2008)

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VfL Bochum - Borussia Dortmund 3:3 (29.3.2008)

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FC Bayern München - VfL Bochum 3:1 (6.4.2008)

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VfL Bochum - Hertha BSC Berlin 1:1 (12.4.2008)

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VfL Bochum - MSV Duisburg 1:1 (26.4.2008)

... ist im VfL-Tagebuch 2007/2008 - TEIL 6 nachzulesen !

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Arminia Bielefeld - VfL Bochum 2:0 (3.5.2008)

... ist im VfL-Tagebuch 2007/2008 - TEIL 6 nachzulesen !

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VfL Bochum - FC Schalke 04 0:3 (6.5.2008)

... ist im VfL-Tagebuch 2007/2008 - TEIL 6 nachzulesen !

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Karlsruher SC - VfL Bochum 1:3 (10.5.2008)

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VfL Bochum - FC Hansa Rostock 1:2 (17.5.2008)

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Diese Seite wurde zuletzt geändert am 20.5.2008
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